Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Klara

Bewertungen

Insgesamt 169 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2023
Die Fälschung / Gabriel Allon Bd.22
Silva, Daniel

Die Fälschung / Gabriel Allon Bd.22


ausgezeichnet

Porträt einer Unbekannten
„Die Fälschung“, der 22. Band von Daniel Silva, ist kein Spionageroman, wie man es von den Vorgängerbänden gewohnt ist, denn Allon ist nicht mehr Chef des Mossad. Er verbringt seine Zeit mit seiner Frau Chiara und den Kindern Irene und Raphael in Venedig, wo er sich von einer Verletzung, die ihn fast das Leben gekostet hätte, erholt. Später soll er die Gemälderestaurierung der Tiepolo Restaurations Company leiten, deren Geschäftsführerin Chiara wird. Eines Tages meldet sich Julian Isherwood bei Allon. Er hat einen Brief von einer gewissen Madame Valerie Bérrangar erhalten. Sie hatte gelesen, dass Isherwood Fine Arts das Porträt einer Unbekannten, Öl auf Leinwand, 113 mal 92 Zentimeter, des flämischen Barockmalers Anthonis van Dyck für mehrere Millionen Pfund verkauft hat, und dass es sich möglicherweise um eine Fälschung handeln könnte. Bevor Isherwood sich mit Madame Bérrangar in Bordeaux treffen kann, verunglückt diese tödlich. Isherwood war sich vor dem Verkauf sicher, dass das Gemälde ein Original ist. Er hat es an Masterpiece Art Ventures, einem auf Kunstwerke spezialisiertem Hedgefonds verkauft. Sollte das Bild eine Fälschung sein, wäre Julian ruiniert. Er bittet Allon sich der Sache anzunehmen. Was hatte Madame Bérrangar zu erzählen?
Wenn Fälscher eine hervorragende Kunstfälschung schaffen, müssen sie die Technik, den Stil und die verwendeten Materialien der Künstler, die sie imitieren, meisterhaft nachahmen. Auf diesem Gebiet ist Allon ein Meister, da er der weltbeste Restaurator ist. Um die Fälschersyndikate zu täuschen und zu ködern, fälscht Allon in kürzester Zeit vier Werke alter Meister und gewährt so auch dem Leser einen sehr lohnenden Einblick in den weitgehend unregulierten Kunstmarkt, wo die unvorstellbar Reichen bereit sind, Millionen für die begehrten Gemälde auszugeben.
Daniel Silva bleibt für mich der unbestrittene Meister der Darstellung von internationalen Intrigen. Der Roman ist wieder sehr spannend mit unerwarteten, teilweise schockierenden Handlungsumschwüngen vor allem bei der Auflösung. Ich fand es auch erfreulich, dass es in diesem Buch an keiner Stelle um aktuelle Politik oder die Pandemie geht. Ein sehr empfehlenswerter Roman!

Bewertung vom 24.09.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Rassismus endete nicht mit der Aufhebung der Rassentrennung
In Dennis Lehanes Roman “Sekunden der Gnade“ geht es um eine wichtige Phase der amerikanischen Geschichte: die Aufhebung der Rassentrennung an den Schulen. Im Jahr 1974 trat das Gesetz in Kraft, begleitet von gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Krankenschwester Mary Pat Fennessy lebt in Boston in einem problematischen Armenviertel. Ihr erster Mann ist gestorben, der zweite hat sie verlassen. Jetzt lebt sie allein mit ihrer 17jährigen Tochter Jules, nachdem ihr geliebter Sohn nach seiner Rückkehr vom Kriegseinsatz drogensüchtig wurde und an einer Überdosis starb. Eines Nachts verschwindet ihre Tochter spurlos. In derselben Nacht kommt ein junger Farbiger ums Leben, nachdem sein Auto in einem weißen Viertel eine Panne hatte. Er wurde am Bahnhof tot aufgefunden, offensichtlich das Opfer eines Verbrechens. Bei dem Toten handelt es sich ausgerechnet um Augustus Williamson, den Sohn einer Kollegin von Mary Pat. Eine Gruppe Jugendlicher, u.a. Jules, wurde am Bahnhof gesehen und war irgendwie in die Tat verwickelt. Mary Pat sucht verzweifelt nach ihrer Tochter und geht allen möglichen Spuren nach. Dabei hat sie nicht nur Kontakt zur Polizei, sondern legt sich auch mit dem organisierten Verbrechen in ihrer Stadt an. Diese Männer bleiben durch Korruption unbehelligt und gehen ihren kriminellen Geschäften nach, darunter auch Drogenhandel. Als Mary Pat erfährt, dass ihre Tochter tot ist, beginnt sie einen Rachefeldzug, bei dem sie ihr eigenes Leben riskiert. Sie hat ohnehin alles verloren, was ihr Leben lebenswert machte. Der Roman enthält eine Reihe von brutalen Szenen, aber das ist nun einmal die Realität – bis heute noch. Rassismus ist in den USA noch immer weit verbreitet.
Mir hat der interessante und spannende Roman sehr gut gefallen. Es war für mich das erste Buch dieses Autors und wird bestimmt nicht das letzte sein. Empfehlenswert ohne Einschränkung!

Bewertung vom 06.08.2023
Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


sehr gut

Rätselhafte Mordserie
Im Mittelpunkt von “Mord auf der Insel Gokumon“ steht wieder Privatdetektiv Kosuke Kindaichi. Er reist auf die Insel Gokumon, um ein Versprechen zu erfüllen, das er seinem auf der Rückreise vom Kriegseinsatz verstorbenen Freund Chimata gegeben hat. Er soll die Familie von seinem Ableben unterrichten und möglichst die Ermordung von Chimatas drei Halbschwestern verhindern. Diese rätselhafte Bitte beschäftigt den Ermittler besonders. Er erfüllt den ersten Teil seines Auftrags auf der Insel, wo er mit Misstrauen empfangen wird. Dann geschieht der erste Mord, und man verdächtigt vorübergehend den fremden Gast. Kosuke Kindaichi lernt die Familie des Freundes kennen und damit die komplizierten Machtstrukturen mit allen Rivalitäten und Animositäten. Vor allem geht es um die Erbfolge. Der Großvater Kaemon hatte den nun verstorbenen Enkel eingesetzt, weil dessen Vater nicht in Frage kommt. Er hat den Verstand verloren und wird dauerhaft auf dem Familiensitz eingesperrt. Dann geschehen weitere Morde. Kindaichi findet zunächst keinen Hinweis auf den oder die Täter. Auch die Polizei tappt völlig im Dunkeln. Zu merkwürdig sind die in Anspielung auf berühmte Haikus arrangierten Leichen. Und dennoch ist es am Ende der beste Ermittler Japans, der den Fall löst.
Mir hat der zweite Fall der Serie wieder gut gefallen, obwohl dem Autor ein spannender, temporeicher Plot offensichtlich weniger wichtig ist als die Darstellung der japanischen Kultur mit ihren Mythen und Ritualen. Der Leser taucht in eine sehr interessante fremde Welt ein. Das ist schon etwas völlig anderes als ein Taunus- oder Ostseekrimi. Mir hat der Roman so gut gefallen, vor allem die sympathische Figur des Ermittlers, dass ich mit Sicherheit auch den nächsten Band lesen werde, sobald die deutsche Übersetzung erscheint – immerhin mit fünfzig Jahren Verspätung. Ich spreche eine uneingeschränkte Empfehlung aus.

Bewertung vom 06.08.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


sehr gut

Start in ein neues Leben
Im Mittelpunkt des neuen Romans von Doris Knecht steht eine namenslose Frau am Wendepunkt ihres Lebens. Nach dem Scheitern ihrer Ehe war sie neben ihrer Berufstätigkeit als Schriftstellerin und Journalistin viele Jahre lang alleinerziehende Mutter. Jetzt machen die Zwillinge Mila und Max ihren Schulabschluss und werden ausziehen und ihr eigenes Leben führen. Die Mutter kann sich die große Wohnung in ihrem Wiener Lieblingsviertel nicht mehr leisten und muss in eine preiswerte kleinere Wohnung ziehen. Das bedeutet, dass sie sich auch von einem großen Teil der Einrichtung und zahllosen Erinnerungsstücken aus den letzten zwanzig Jahren trennen muss. Sie beginnt aufzuräumen und die Dinge, die sie nicht mehr braucht oder für die kein Platz mehr ist, zu verschenken, zu verkaufen oder zu entsorgen. Im Zuge dieser Tätigkeit schweifen ihre Gedanken immer wieder in die Vergangenheit, in ihre unglückliche Kindheit als älteste von fünf Schwestern. In ihrer Familie hat sie sich nicht nur optisch immer als Außenseiterin gefühlt. Deshalb wollte sie als Jugendliche so bald wie möglich weit weg von der Enge des Elternhauses. Direkt nach dem Schulabschluss sorgte sie deshalb dafür, dass Hunderte von Kilometern zwischen ihrem Heimatdorf und ihrer neuen Bleibe in Wien lagen. Sie denkt an ihre Jugend, ihre zwei Abtreibungen und ihre Ehe. Immer wieder stellt sie fest, dass sie sich an die Vergangenheit anders erinnert als ihre Mutter und ihre Freundinnen. Außerdem hat sie vieles komplett vergessen. Eine vollständige Liste aller Dinge, die sie vergessen hat, kann es logischerweise nicht geben. Obwohl sie Veränderung immer gehasst hat, hat sie keine Angst vor der räumlichen Trennung von ihren Kindern. Sie glaubt nicht an den Schmerz, den ihr andere prophezeien, sondern sieht in dem bevorstehenden Neuanfang auch die Chance, endlich ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit zu führen. Sie selbst bestimmt, wie ihr künftiges Leben aussehen wird und wer sie selbst sein will.
Mir hat die ruhig erzählte Geschichte dieser Selbstfindung gefallen, obwohl ich mir stellenweise etwas mehr Handlung gewünscht hätte als die Wohnungssuche für sich selbst und die Kinder und die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, dem eigenen Ich. Dennoch ein durchaus empfehlenswerter Roman.

Bewertung vom 23.07.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


sehr gut

Ein neuer alter Fall
Mit „Die Affäre Alaska Sanders“ legt Joël Dicker eine Fortsetzung seines Weltbestsellers „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ vor. Im Mittelpunkt stehen erneut der Autor Marcus Goldman und der Ermittler Sergeant Perry Gahalowood. Sie greifen einen alten Fall wieder auf, der eigentlich als gelöst galt. Elf Jahre zuvor wurde die junge Alaska Sanders ermordet aufgefunden. Die Polizei verhaftete zwei Verdächtige, von denen der eine beim Verhör unter zunächst ungeklärten Umständen ums Leben kam. Der andere gestand die Tat, um nicht seine Hinrichtung zu riskieren und sitzt seitdem im Gefängnis. Eine Gruppe, darunter seine Anwältin und seine Schwester, kämpft für die Wiederaufnahme des Verfahrens.
Als Leser verfolgt man eine undurchsichtige Geschichte mit immer neuen Spuren, die sich später als falsch erweisen. Die Lektüre erfordert wegen der Personenvielfalt und der zahlreichen Handlungsumschwünge einiges an Aufmerksamkeit. Immer wieder nimmt der Erzähler Bezug auf den Vorgänger und die anderen Romane des realen Autors Dicker, der als fiktiver Autor Marcus Goldman genau diese Bücher schreibt. Wenn man wie ich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ erst kürzlich gelesen hat, stören die vielen Wiederholungen und die ständigen Hinweise auf die anderen Werke des Autors. Eine gewisse Straffung hätte dem Roman gutgetan. Dennoch liest sich der Roman nicht schlecht, und ich bleibe mit Sicherheit ein Fan dieses Autors, d.h. ich werde auch sein nächstes Buch lesen.

Bewertung vom 29.05.2023
Kleine Grausamkeiten
Nugent, Liz

Kleine Grausamkeiten


sehr gut

Keine ziemlich nette Familie
In Liz Nugents Roman geht es um eine dysfunktionale Familie in Dublin. Die Brüder William, Brian und Luke Drumm kämpfen ihr Leben lang um die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer exzentrischen und egozentrischen Mutter, einer Sängerin und Schauspielerin. William ist ein erfolgreicher, sehr von sich eingenommener Produzent, Brian ein Lehrer und Autorenagent, der immer wieder zu vermitteln versucht, und Luke ein auch im Ausland erfolgreicher, dennoch einsamer Popstar mit diversen psychischen Problemen. Die Brüder machen einander das Leben schwer und erfinden Spielchen, die immer gefährlicher und grausamer werden. Von daher ist der Titel blanker Hohn. Die Sache geht schlecht aus. Der Roman beginnt mit der Beerdigung eines der Brüder. Die beiden Überlebenden trauern um ihn. Wer ums Leben kommt und warum, erfährt der Leser erst zum Schluss.
Erzählt wird die Horrorgeschichte, in der es zum Glück auch humorvolle Passagen gibt, aus der wechselnden Perspektive der drei Brüder auf unterschiedlichen Zeitebenen. Der Roman ist nicht schlecht, aber keine der Figuren ist für mich ein Sympathieträger, und die Darstellung ist mir insgesamt zu breit. „Die Sünden meiner Väter“ und „Auf der Lauer liegen“ haben mir wesentlich besser gefallen.

Bewertung vom 13.05.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

Krieg im Pazifik
In James Kestrels Roman “Fünf Winter“ geht es um das Kriegsgeschehen im Pazifik ab Ende 1941. Nach einigen Jahren als Soldat in China ist Joe McGrady als Ermittler im Kommissariat in Honolulu auf Hawai'i tätig. Dort wird ihm Ende November 1941 die Ermittlung in seinem ersten Mordfall übertragen. Man hat in einem Schuppen auf einer Farm einen jungen Mann aufgehängt und grausam verstümmelt aufgefunden. Wenig später entdeckt McGrady auch die ebenso schlimm zugrichtete Leiche einer jungen Japanerin. Beide Opfer haben prominente Verwandte: der junge Mann war der Neffe von Admiral Kimmel, die Japanerin die Nichte eines japanischen Diplomaten im auswärtigen Dienst. Es gibt einen flüchtigen Hauptverdächtigen, der sich John Smith nennt. McGrady folgt seinen Spuren und landet in Hongkong. Dann greift Japan die amerikanische Flotte in Pearl Harbour an, und Amerika tritt in den Krieg ein. McGrady gerät sofort in japanische Kriegsgefangenschaft, und wird nur durch Bestechungsgelder des Diplomaten Takahashi an die Wärter gerettet. Takahashi nimmt ihn mit nach Japan und versteckt ihn für mehrere Jahre in dem Haus, wo er mit seiner Tochter Sachi lebt. Nach der Kapitulation Japans kehrt McGrady nach Honolulu zurück und übt für kurze Zeit seine alte Tätigkeit wieder aus. Er hatte den Angehörigen der Opfer versprochen, den Täter zu finden und zu bestrafen. Das gelingt ihm schließlich tatsächlich, wobei es für den Leser einige überraschende Wendungen gibt.
Der ungewöhnlich spannende Roman zeichnet die komplizierten Ermittlungen vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund nach und ist damit zugleich Thriller und Geschichtsbuch. Die Darstellung enthält eine Reihe von schwer erträglichen Grausamkeiten. Zum Glück mindern die beiden Liebesgeschichten des Joe McGrady die Anspannung beim Leser. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein so spannendes Buch gelesen habe und spreche eine unbedingte Empfehlung aus.

Bewertung vom 23.04.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Hat der Bürger heute noch ein Recht auf Privatsphäre?
In McCartens Roman “Going Zero“ arbeitet der amerikanische Geschäftsmann Cy Baxter mit der amerikanischen Regierung und mehreren Geheimdiensten zusammen und führt gerade den letzten Test von neuer Überwachungstechnologie durch. Zehn ausgewählte Kandidaten sollen in einem bestimmten Augenblick verschwinden. Wenn es ihnen gelingt, 30 Tage lang nicht gefunden zu werden, bekommen sie eine Belohnung von 3 Millionen Dollar. Einige Teilnehmer des Tests werden sehr schnell gefunden, aber die unbedarft wirkende Bibliothekarin Kaitlyn Day entkommt den Verfolgern immer wieder. Sie hat sich besonders gründlich vorbereitet und will aus einem anderen Grund Aufmerksamkeit erregen. Um was es ihr geht, wird allmählich enthüllt. Sie bringt auch Cy Baxter und die Geheimdienste in große Schwierigkeiten.

McCarten erzählt eine spannende und sehr interessante Geschichte. Der Leser fragt sich, ob das alles Zukunftsmusik ist oder ob uns tatsächlich die totale Überwachung in fast jedem Augenblick unseres Lebens droht. Wir wissen, dass der Patriot Act nach den Terroranschlägen den amerikanischen Geheimdiensten umfassende Befugnisse gab, amerikanische, aber auch Bürger in aller Welt auszuspähen. Sollte ausgerechnet eine der ältesten Demokratien der Welt Bürgerrechte untergraben, ohne dass die Menschen darüber Bescheid wissen? Dass solche Praktiken längst Realität sind, zeigt das Beispiel Chinas. Wer dort bei roter Ampel eine Straße überquert, wird identifiziert und bestraft. Auch wenn die totale Überwachung bei uns nicht Realität ist, macht mir McCartens erschreckendes Szenario Angst. Das möchte ich nicht erleben.
Mir hat der Roman mit seinen überraschenden Wendungen und der sorgfältigen Charakterzeichnung gut gefallen und ich empfehle ihn gern weiter.

Bewertung vom 16.04.2023
Einfach Urlaub
Paul, Stevan

Einfach Urlaub


ausgezeichnet

Den Sommer feiern
Im Urlaub kochen ist und bleibt eine Herausforderung. Es fängt an bei den fehlenden Kochutensilien und den wichtigsten Gewürzen, die in einer gut sortierten Küche nicht fehlen. Da ist das Buch „Einfach Urlaub“ von Stevan Paul genau richtig. Der Erfolgsautor zeigt in seinem Buch auf, dass es auch ganz unkompliziert gehen kann, nämlich mit einem Besuch im Hofladen oder auf den Wochenmärkten, wo man frische Zutaten für ein leckeres und einfaches, schnelles Rezept bekommt. Er hat Checklisten und Packhilfen für die kleine Urlaubsküche aufgezeigt, die umzusetzen kein Problem sind. Hier habe ich mir gute Anregungen gemerkt. Nun zu den Rezepten: Die sind alle sehr leicht umsetzbar und müssen nicht zwingend nur im Urlaub gekocht werden. Die schnelle Ajvar-Pasta mit Crème fraîche schmeckt mir auch nach dem Feierabend und ist in 15 Minuten fertig. Es gibt noch viele andere Rezepte und Ideen, die ich ausprobieren werde. Man merkt dem Kochbuch an, dass es keine bloße Idee ist, so zu reisen und im Urlaub zu kochen. Der Autor braucht keinen Luxus im Urlaub und hat alles erfolgreich ausprobiert. Genauso gut wie seine Vorschläge gefällt mir, wie er zeigt, worauf es ankommt: Zusammensein mit Freunden, Abstand vom Alltag gewinnen und Freude empfinden. Dieses Buch hat in meiner Sammlung gefehlt.

Bewertung vom 07.04.2023
Die Bibliothek der Hoffnung
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


sehr gut

Bücher verändern dein Leben
Im Mittelpunkt von Kate Thompsons Roman “Die Bibliothek der Hoffnung“ stehen die Bibliothekarin Clara Button und ihre Assistentin Ruby Monroe. Im Jahr 1944 wird die Bibliothek im Londoner East End von deutschen Bomben zerstört. Clara kann jedoch Tausende von Bänden retten und richtet in der noch nicht genutzten Station Bethnal Green eine unterirdische Bibliothek ein. Tausende von Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, schlafen hier in Kojen. Es gibt sogar ein Café, ein Theater, einen Kindergarten und eine Krankenstation. Clara und Ruby verleihen jedoch nicht nur Bücher und veranstalten Lesungen, sie sind auch Gesprächspartnerinnen für die Menschen, die um Angehörige trauern und Trost brauchen. Dabei zeigen sie viel Mitgefühl und helfen, wo sie können, haben sie doch selbst Angehörige verloren: Clara den Ehemann, Ruby die geliebte Schwester.
Die Autorin zeigt in ihrem aus Claras und Rubys kapitelweise wechselnder Perspektive geschriebenem, auf Tatsachen beruhendem Roman nicht nur die Stärke und den Mut der beiden Frauen, sondern schildert auch Ereignisse des letzten Kriegsjahrs bis zur deutschen Kapitulation sowie die Rückkehr von schwer traumatisierten Kriegsteilnehmern und Holocaustüberlebenden. Vor allem aber liegt sie mit ihrer Bibliotheksgeschichte voll im gegenwärtigen Trend, wo es immer wieder um die Veränderung von Menschen durch Bücher und das Glück geht, das das Lesen den Menschen beschert. Davon bin ich auch zutiefst überzeugt: Lesen macht glücklich. Ich habe diesen Roman deshalb gern gelesen, obwohl mir die Darstellung zum Teil zu breit war. Mit kleinen Einschränkungen empfehlenswert.