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duenefi
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Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2024
Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Fantastisch, magisch, abenteuerlich - großartiger Teil 1 für jedes Alter ab 10 :)

"Die magische Bibliothek der Buks. Das Verrückte Orakel" von Nina George und Jens J. Kramer ist als Hardcover mit 384 Seiten bei den Thienemann Verlagen (Planet!) erschienen und bildet den großartigen Auftakt einer Dilogie. Auch das Cover und die Illlustrationen (von Hauke Kock) sind absolut toll.

Das empfohlene Lesealter ist ab 10 Jahren, aber auch mit meinen 53 Jahren haben mich die Buks sowie die menschlichen vier Freunde bezaubert, fasziniert und bestens unterhalten!

In der Bibliothek, in der die Buchschutzgeister, genannt Buks, zu Hause sind, herrscht Ausnahmezustand: Die Bücher sind von der Bleichkrankheit befallen - die Wörter, die in den Büchern zu lesen sind, verschwinden mit der Zeit und das Ganze scheint unaufhaltsam. Die Buks befragen das Verrückte Orakel, welches prophezeit, dass fünf Kinder aus der menschlichen Welt die Rettung bringen werden. Und tatsächlich finden kurz darauf Finn, Nola, Mira und Thommy den Weg in die alte Villa der Buks. Auch wenn sich das Orakel möglicherweise in der Anzahl der Kinder geirrt hat, wird doch jetzt alles gut - oder?!

Die vier Freunde Finn, Nola, Mira und Thommy stammen aus einer Zeit, die nah an unserer Gegenwart, aber dieser doch ein wenig voraus ist. Gelernt wird ausschließlich über Tablets, die Handys der Kinder sind sämtlich mit einer Überwachungs-App ausgestattet und Träume, Bücher und Andersartigkeit sind verpönt bzw. gar verboten. Das macht ja aber so gar keinen Spaß und darum kommt ihnen ein Abenteuer gerade recht...

Der Schreibstil des Autorenduos ist klasse, absolut mitreißend, detailliert und voller Fantasie und Kreativität.
Die Namen der Buks sind ebenso abwechslungsreich wie die vielen individuellen Charaktere, die wahnsinnig liebevoll kreiert wurden und alle ihren ganz eigenen Charme haben. Ob Rebella (meine Lieblings-Buk), Queen Buk, die börpsende Romantika Buk, Attila, Schlemmer oder Typografica Buk, alle haben sie ihre Aufgabenbereiche und ihren liebenswerten Eigenheiten.
Faszinierend fand ich es, wie Gegenstände aus den Büchern hinausgebukst werden, das würde ich zu gerne mal in Natura erleben :)

Auch die vier Kinder sind klasse, außerdem hat mir Opa Silberberg sehr gefallen. Die fiese Petze Geraldine ist sehr prägnant und macht den Anderen das Leben ganz schön schwer, dabei hat sie es doch selbst nicht leicht...

Das erste Treffen der beiden Gruppen hat mich echt zum Lachen gebracht, es treffen Welten aufeinander und sie alle erklären sich gegenseitig , was bei ihnen wie funktioniert. Und danach wird es dann ganz schön rasant.

Grandiose Fantasy für Kinder und Erwachsene, die die Leserschaft mitfiebern lässt, vortrefflich unterhält und mit einem fiesem Cliffhanger endet - jetzt warte ich händeringend auf Teil 2 !

Bewertung vom 14.08.2024
Das größte Rätsel aller Zeiten
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


sehr gut

Toller, kurzweiliger Roman mit etwas irreführendem Titel!

"Das größte Rätsel aller Zeiten" von Samuel Burr ist als Hardcover mit Schutzumschlag bei Dumont erschienen und hat 448 Seiten. Der Roman ist das Debüt des in London lebenden Autors, der außerdem Fernsehproduzent ist.

Clayton wächst in Creighton Hall auf, in der Gemeinschaft der Rätselmacher, auf deren Stufen er vor 25 Jahren abgelegt wurde.
Er kann kniffelige Aufgaben lösen, die verzwicktesten Logikaufgaben und Codes entschlüsseln, aber dadurch, dass in seiner Umgebung ausschließlich Senioren daheim sind, fehlen ihm soziale Kontakte seiner Altersgruppe sowie die passenden Verhaltensweisen. Also ist er quasi ein alter Geist in einem jungen Körper.
Dann verstirbt seine Ziehmutter Pippa und gibt Clayton ein letztes Rätsel an die Hand: Das Rätsel um seine eigene Herkunft...

Samuel Burr schreibt detailliert, unaufgeregt und typisch britisch. Das Lesen hat mir von Beginn an gefallen, das Miträtseln großen Spaß gemacht.
Klasse finde ich, wie sich das Geschehen zweier unterschiedlicher Zeitebenen aufeinander zubewegt, das macht den Plot abwechslungsreich und kurzweilig.

Seine Charaktere hat der Autor facettenreich und etwas skurril angelegt, jedoch hätten sie (bis auf Pippa und Clayton) deutlich mehr Tiefe vertragen können.

Der Schutzumschlag ist wunderschön und passend zum Rätselthema gestaltet, die Goldfarbe färbt jedoch leider ab...
Den Titel finde ich irreführend und ein weing reißerisch, hätte man das Original ins Deutsche übersetzt ("Die Gemeinschaft der Rätselmacher), wäre das deutlich passender gewesen und hätte nicht die Erwartungen nach einem unglaublich spektakulären Rätsel geweckt ...

Insgesamt ein toller Roman, den ich gerne gelesen habe und dessen Thematik mir richtig gut gefallen hat.

Bewertung vom 15.04.2024
Die Auszeit
Rudolf, Emily

Die Auszeit


ausgezeichnet

Unterhaltsam und aktuell, aber leider recht "glatt" und nichtssagend...!

"Die Auszeit" von Emily Rudolf ist als Taschenbuch mit 480 Seiten bei Fischer Scherz erschienen.
Das Cover hatte mich in erster Linie durch die außergewöhnlichen Farben in seinen Bann gezogen und der Klappentext war ebenfalls ausgesprochen vielversprechend, wenn es auch derzeit eine Fülle an Thrillern mit ähnlicher Thematik gibt.

Die bekannte Influencerin Viktoria Kaplan will mit ihren fünf engsten Vertrauten, die ebenfalls sehr aktiv in Sachen Social Media sind, ihren Erfolg und das Leben feiern und hat sich dafür ein abgeschiedenes Luxus-Retreat in den Alpen ausgesucht. Aber aus Glanz, Glamour und strahlenden Werbepostings wird schnell eine üble, vergiftete Atmosphäre voller Neid und Misstrauen, ganz überraschend gibt es ein Unwetter, dass das Retreat von Strom und Mobilnetz abschneidet und bald gibt es auch eine Leiche...

Ins Buch hineinzukommen ist mir ausgesprochen leicht gefallen und die Grundatmosphäre sowie der schleichende Wandel der Stimmung erzeugten ein unterschwelliges Prickeln bei mir. Auch die detaillierten Beschreibungen des Luxusretreats und der Aufbau des Settings insgesamt haben mir sehr gefallen.
Emily Rudolf schildert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeitebenen.
Jedoch wurde dann der Spannungsbogen leider nicht gehalten, im Gegenteil, jegliches Aufkeimen von Spannung wurde häufig direkt wieder erstickt, indem Situationen sehr schnell aufgeklärt wurden.

Die einzelnen Charaktere passen durch ihre Oberflächlichkeit und ihre Egozentrik zwar super zum Thema und den Meinungen bzw. Vorurteilen, die die Allgemeinheit für Influencer & Co. übrig hat, jedoch bleiben sie alle leider recht flach und wirken dadurch nicht nur unsympathisch, sondern auch zu glatt und wenig individuell.

Zwar spielt die Autorin durchaus diverse Psychospielchen mit ihrer Leserschaft und teilweise war es durchaus nervenaufreibend, dass man Jedem und Allem misstrauen musste - nachdem ich dann aber für einige Passagen ausgesprochen lange gebraucht habe, die sich ziemlich dahinzogen, konnte mich dann auch das Ende leider nicht mehr wirklich abholen.

Vielleicht bin ich mit 50+ auch einfach nicht mehr die Zielgruppe dieses Thrillers - ich kann ihn jedenfalls nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, sondern nurmehr an Leserinnen und Leser, die leichte Unterhaltung mit einer schönen Atmosphäre und einem tollen Setting, aber egozentrischen, oberflächlichen Protagonisten bevorzugen.

Bewertung vom 19.02.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

Fesselnd, beklemmend und ungeheuer atmosphärisch!

"Die Burg" von Ursula Poznanski ist als Hardcover mit 400 Seiten bei Droemer Knaur erschienen. Es handelt sich um einen brisanten, hochaktuellen Thriller zum Thema KI.

Der Milliadär Nevio hat eine mitteralterliche Burg in eine Escape-Welt mit allen Schikanen ausbauen lassen und lädt ein Experten-Team ein, seine Kreation vor der offiziellen Eröffnung auf Herz und Nieren zu prüfen und ausgiebig zu testen. Faszinierend, dass die KI die Räume nach den Vorstellungen und Bedürfnissen der User individuell erschafft! Tückisch nur, wenn nach dem Lösen der Rätsel sich die Türen nicht öffnen, sondern die Künstliche Intelligenz das Heft in die Hand nimmt...

Das Setting ist einfach grandios und die Fähigkeiten der KI scheinen nahezu endlos - klasse gemacht, zumal hier nicht nur die vielfältigen Möglichkeiten, sondern insbesondere die Gefahren besonders gut zutage treten. Die Kombination aus mitterlalterlichen Gemäuern gepaart mit hochmoderner Technik find ich extrem reizvoll, und die ebenfalls vorhandenen Fantasyelemente haben das atmosphärische Feeling positiv unterstützt.

Der Spannungsbogen ist hoch, es knistert permanent und man spürt förmlich selbst, wie sich die Wände der Räume nach und nach stetig um einen zusammenziehen und die Luft zum Atmen immer weniger wird.

Was mir leider nicht besonders gefallen hat, sind die Charaktere - sie sind recht klischeehaft und bleiben allesamt etwas flach, da wäre definitiv deutlich mehr drin gewesen - darum von mir einen Stern Abzug!

Ein absolut fesselnder Thriller mit hochaktueller Thematik vor grandiosem Setting, sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 03.01.2024
Der Spurenfinder Bd.1
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder Bd.1


ausgezeichnet

Spannender, magischer und erfrischender Genre-Mix für (fast) jedes Alter!

"Der Spurenfinder" von Marc-Uwe, Johanna & Luise Kling ist als Hardcover mit 336 Seiten bei Ullstein erschienen.
Das Cover ist optisch und haptisch klasse und die Ausstattung des Buches durch das Lesebändchen (ich liebe Lesebändchen!) und vor allem durch die großartigen Illustrationen von Bernd Kissler ausgesprochen hochwertig.

In den Buchdeckeln befindet sich eine Übersichtskarte der Verlorenen Provinzen, so dass man den Wegen Elos von Bergens und seiner Kinder bestens folgen kann.

Der einstige Spurenfinder Elos von Bergen hat sich zum Schutz seiner 12-jährigen Zwillinge zur Ruhe gesetzt und ist mit ihnen ins beschauliche (oder langweilige?!) Friedhofen gezogen, wo er derweil den 20. Band seiner Memoiren verfasst. Die Geschwister Ada und Naru langweilen sich fürchterlich, bis endlich etwas Aufregendes passiert - es geschieht ein brutaler Mord und es gibt einen Vermisstenfall - Grund genug, die Instinkte des Spurenfinders erneut zu aktivieren, und auch seine Kinder lassen sich nicht davon abhalten, sich auf Tätersuche zu begeben...!

Man merkt ganz genau, dass dieser Roman, der Elemente und Figuren der unterschiedlichsten Genres auf neuartige Weise kombiniert, sowohl von Marc-Uwe Kling als auch von seinen (Überraschung: 12-jährigen Zwillings-) Töchtern geschrieben wurde.
Dadurch ist der Inhalt erfrischend anders und wirklich für alle Altersklassen geeignet, denn die Sicht der Dinge und in Folge auch die Dialoge und Handlungsweisen erfolgen aus verschiedenen Perspektiven. Das verleiht dem Buch eine unglaubliche Authentizität und es macht riesigen Spaß, "Der Spurensucher" zu lesen.

Die entstehende Atmosphäre ist einzigartig und kombiniert Fantasy, historischen Roman, Krimi und Magie zu einem sehr gelungenen,besonderen Märchen, in dem der Leserschaft mystische Wesen, Kobolde, Monster und vielerlei mehr Gestalten begegnen, die durch die tollen Illustrationen im Buch aufs Feinste hervorgehoben werden.

Die Charaktere sind liebevoll, sehr facettenreich und detailliert angelegt, wobei mir besonders die wißbegierigen Zwillinge gefallen haben, von denen Ada eher etwas nerdig und meist wohlüberlegt herüberkommt, während ihr Bruder Naru mutig, dafür eher impulsiv handelt - ziemlich Mädchen- bzw. Jungstypisch eben...

Die Ereignisse sind abwechslungsreich und voller Abenteuer, der Schreibstil einfallsreich, magisch und durchgängig spannend und der komplette Plot ist einfach unglaublich lesenswert - ich bin definitiv begeistert!
Wenn ihr neugierig geworden seid und genau wissen wollt, um was es geht, lest das Buch doch einfach selbst - und wer nicht so gern liest, es gibt den Spurenfinder auch als Hörbuchversion :o) !

Bewertung vom 18.12.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


ausgezeichnet

Faszinierend, spannend und vor allem authentisch!

In "Der Spion und der Verräter" erzählt Ben Macintyre die Geschichte des sowjetischen Geheimagenten Oleg Gordijewski - eine wahre Geschichte, die sich wie ein Spionagekrimi liest!

Das heimliche Doppelagentenleben und die unterschiedlichen Methoden des sowjetischen, britischen und amerikanischen Geheimdienstes haben mich total fasziniert, denn ich bin in diesem Metier überhaupt nicht firm und so konnte mich Vieles überraschen und verblüffen.

Die politischen Auswirkungen bzw. die Einflüsse auf mögliche Geschehnisse sind natürlich enorm und als Otto Normalverbraucher ist man sich der möglicherweise durch Spionage abgewendeten oder veränderten politischen Ereignisse sicherlich meist so gar nicht bewusst.
Das machte für mich das Ganze wirklich spannend und obwohl es sich bei der Lektüre um ein Sachbuch handelt, ist es so facettenreich und bildhaft geschrieben, dass es die Leserschaft in dermaßen brisante Details einweiht, dass es sich ebensogut um einen Krimi handeln könnte!

Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt und mit Fotos versehen, das (und natürlich seine Flucht bzw. sein knappes Entkommen) hat mir nochmal besonders bewusst gemacht, was Oleg Gordijewski riskiert hat - Respekt!

Unbedingt empfehlenswert, sogar oder vielleicht besonders für Jene, die mit der Materie wenig vertraut sind...

Bewertung vom 27.11.2023
Der Mentor
Diel, Svenja

Der Mentor


ausgezeichnet

Wo bist Du noch sicher?!...Spannender Nervenkitzel!

"Der Mentor" von Svenja Diehl ist als Taschenbuch mit 480 Seiten bei Ullstein erschienen.

Ein Unwetter fördert in Heidelberg zwei verscharrte Frauenleichen zu Tage, brutal ermordet und mit im Nacken eingeritzten römischen Ziffern - die I bzw. die III. Außerdem wird, wie ein fliegender Vogel in einem Baum in Szene gesetzt, Opfer Nummer IV gefunden.
Wo ist die zweite Leiche? Warum wurde die letzte junge Frau so abartig inszeniert? Wieso ein abweichender Modus Operandi?
Diese Fragen und noch viele mehr fordern den Kommissar Jakob Krohn und sein Team sehr, und so wird ihnen ein Sonderermittler-Team aus München an die Seite gestellt, wobei sich die Zusammenarbeit anfangs recht kompliziert gestaltet.
Bei den Ermittlungen findet die Polizei schnell heraus, dass alle Hinweise auf eine Gemeinschaft mehrerer Täter hindeutet. Sie geben Alles, um die Mörder zu finden und weitere Taten zu verhindern...

Svenja Diehl schreibt megaspannend und sehr detailliert, so dass ich mich beim Lesen wirklich gegruselt habe. Die Grundidee des Plots hat mir super gefallen, perfide und clever ausgeklügelt, im Verlauf der Handlung steigert sich die Spannung stetig, es gibt zahlreiche Überraschungen und das Ende ist nicht vorhersehbar (zumindest nicht für mich) und absolut überzeugend.
Die kurzen, knackigen Kapitel sorgen für atemlose Spannung und dafür, dass ich diesen Thriller gar nicht mehr aus der Hand legen mochte...

Ebenfalls ausgesprochen gut haben mir die einzelnen Charaktere gefallen, die allesamt facettenreich und sorgfältig ausgearbeitet sind. Ob sympathisch oder unsympathisch, Svenja Diehl versteht es, dem Leser sämtliche Emotionen beim Lesen herauszukitzeln...
Die Autorin hält auch perfekt die Waage zwischen den Schilderungen der Ermittlungsarbeiten, den Einblicken in die Täterkreise und das Privatleben der Ermittler. So perfekt ausbalanciert, dass der Lesefluss stetig bleibt und der Spannungsbogen immerhöher gehalten wird.

So muss ein Thriller sein, voller Nervenkitzel und atemloser Spannung - unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


gut

Auf Großvaters Spuren...!

Mich hatte "Kajzer" sehr interessiert, da der Autor, Menachem Kaiser, nach einer Polennreise dazu inspiriert wird, die Familiengeschichte zu recherchieren und auf den Spuren seines Großvaters zu wandeln.
Das Cover ist andersartig und dadurch sehr reizvoll, noch dazu für ein Sachbuch.
Mitzuverfolgen, wie Kaisers Großvater enteignet wurde sowie das Bemühen um eine Eigentumsrückführung an die Familie war schon sehr interessant, denn die Judenverfolgung und das Naziregime wurden hier nicht nur unter rein politischen Aspekten betrachtet, sondern auch juristisch beleuchtet.
Allerdings schweifte der Autor weit ab, es folgten Exkurse in ein von den Nazis erschaffenen Höhlensystem etc.
Der Schreibstil ist definitiv nicht leicht zu lesen und der Anklang von Emotionalität, der in der Leseprobe vorhanden war, sowie der feine Humor blitzten leider nur noch vereinzelt durch.
Ich hatte von dem Buch etwas Anderes erwartet - für Menschen, die sehr an Geschichte interessiert sind, sicherlich reizvoll, für Interessierte an persönlichen Schicksalen der Nachkriegszeit in meinen Augen leider eher nicht empfehlenswert.

Bewertung vom 22.09.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


ausgezeichnet

Schonungslos ehrlich und brutal offen, geht an die Nieren!

Das Cover von "Ich, Sperling" hat mich fasziniert und die Lebensgeschichte des namenlosen Waisenjungen, der im Hurenhaus von Carthago Nova als Sklave aufwächst erst recht! Dieser packende Roman von James Hynes ist bei dtv als Hardcover mit 592 Seiten erschienen.

Der Autor erzählt absolut ungeschönt und sehr detailliert die Geschichte von Jakob, der als Ich-Erzähler fungiert und im hohen Alter über sein Leben spricht, beginnend als kleiner Junge von vier oder fünf Jahren.

Im Kreis der Prostituierten wächst er auf in einer sehr begrenzten, von harten Regeln bestimmten Welt, lange Zeit ohne Namen. Sein Horizont erweitert sich mit der Zeit und irgendwann gehört es auch zu seinen Aufgaben, zu den Huren ins Obergeschoss zu gehen - und dort widerfährt ihm Schreckliches.
Doch seine Ziehmutter Euterpe nennt ihn Sperling und in dessen Gestalt gelingt es dem Jungen, wenn die Realität besonders furchtbar wird, im Geiste seine Flügel zu spreizen und der Situation davonzufliegen...

Es hat mich sehr beeindruckt, wie die erfahrene Zuneigung durch die Bewohnerinnen des Bordells und Jakobs zuversichtliches Wesen es Zeit seines Lebens geschafft haben, ihm trotz aller brutalen Erfahrungen und negativen Erlebnisse nicht die positive Lebenseinstellung zu rauben.

Das Römische Reich im 4. Jahrhundert n.Chr. und die dargestellten Schauplätze und Lebensumstände der Menschen in der damaligen Zeit sind offensichtlich gründlich recherchiert und so detailliert und bildhaft beschrieben, dass der Autor es scheinbar mühelos geschafft hat, eine sehr authentische, oftmals beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die mich von Beginn an gepackt und auch emotional sehr gefesselt hat.

Ein beeindruckender, außergewöhnlicher historischer Roman, der für mich ein echtes Highlight ist!

Bewertung vom 19.09.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


sehr gut

Nachkriegsjahre und dörflicher Aberglaube im Moor - düster und fesselnd.

Bei "Als wir an Wunder glaubten" von Helga Bürstner handelt es sich um einen Roman, der in den Nachkriegsjahren in dem ostfriesischen Dorf Unnenmoor spielt. Dort ticken die Uhren noch anders...

Es geht um unterschiedliche Bewohner des Dorfes, z.B. Edith und Anni, deren Männer nach wie vor nicht aus dem Krieg zurückgekehrt sind und Ediths Tochter Betty. Die Nähe zum unheimlichen Moor und die Sehnsucht nach Hoffnung treiben die Menschen zu Wunderheilern und es wird verbreitet geglaubt, dass im Moor Hexen und Teufel leben. Zeitgleich rückt der Fortschritt an, denn es ist von einer Trockenlegung des Moors die Rede.

Die Autorin hat die schweren Zeiten, die düstere Atmosphäre des Dorfes und den Aberglauben der Dorfgemeinschaft, der nahezu mittelalterlich anmutet, sehr authentisch herübergebracht und so eine Grundstimmung erzeugt, die mich fesseln konnte.

Die Charaktere sind , passend zur Rückständigkeit dort im Moor, etwas schwergängig und ich konnte nicht alle als sympathisch wahrnehmen oder liebgewinnen - aber das wäre wohl auch nicht realistisch ;)

Ein etwas anderer Nachkriegsroman, der die Stimmung jener Zeit toll vermittelt und dennoch ganz untypische Ansatzpunkte aufweist. Besonders reizvoll: Das Geschehen basiert auf wahren Begebenheiten.

Ein wirklich sehr lohnenswerter und abwechslungsreicher Roman.