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Benutzername: 
Bineira
Wohnort: 
Neunkirchen

Bewertungen

Insgesamt 181 Bewertungen
Bewertung vom 24.04.2025
Wilde Pflanzen essen
Rauch, Christine;Donnerberg, Ernestine

Wilde Pflanzen essen


ausgezeichnet

Survival Siglinde ist das Pseudonym der Wildpflanzenexpertin Christine Rauch. Zusammen mit der Zeichnerin Ernestine Donnerberg hat sie dieses ebenso informative wie unterhaltsame Buch verfasst. Auf 140 Seiten stellen die beiden 54 Kräuter, Sträucher und Bäume vor, die in Deutschland wild wachsen und oft übersehen oder unterschätzt werden.

In kurzen knackigen Texten werden Geschmack, Inhaltsstoffe, Standort und Wirkungsweise der Pflanzen beschrieben. Rezeptideen und Serviervorschläge für die einzelnen Pflanzenteile runden das Porträt ab. Die ganzseitigen phantasievollen Illustrationen sind einfach toll anzuschauen. Da sie nicht ausreichen, um giftige Doppelgänger von den Heilpflanzen zu unterscheiden, gibt es echte Fotos und Videos auf einer kostenlosen App dazu.

Am Ende des Buches warten noch einige wilde Rezepte darauf, ausprobiert zu werden. Das Wilde Gelee und das Wilde Oxymel sind schon auf meine To Do-Liste für das Frühjahr gewandert.

Mein Fazit: Das Buch ist sehr liebevoll gestaltet und macht Lust darauf, sich mit dem Thema Wildpflanzen näher zu befassen. Es spricht mit seinem Comicstil vor allem junge Leute an; ich habe mit Ü60 auch meine helle Freude daran.

Bewertung vom 23.04.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


gut

Ich kenne keinen der Kultkrimis um Kommissar Kluftinger, die Volker Klüpfel gemeinsam mit Michael Kobr geschrieben hat. Bei diesem Buch haben mich die vielversprechende Kombination "verhinderter Autor und literaturbegeisterte Putzfrau" und natürlich der im Klappentext erwähnte Witz angesprochen.

Worum geht es? Tommi Mann (grins), ein erfolg- und wohnungsloser Schriftsteller Anfang 30, bekommt von seinem Vater dessen betagtes Wohnmobil mitsamt der Putzfrau Svetlana geschenkt. Vater Leo hat sich nämlich, obwohl äußerst vital, im Seniorenheim einquartiert und unterhält dort die alleinstehenden Damen. Eines Tages finden Tommi und Svetlana ein verlassenes kleines Mädchen am Waldrand. Sie bringen es zur Polizei, doch die Geschichte lässt ihnen keine Ruhe, und so beginnen sie, auf eigene Faust zu recherchieren, was mit der Mutter der Kleinen passiert ist.

Die Idee hat das Potential zu einem guten Krimi, leider wurde daraus nur eine mittelmäßige Geschichte. Der Fokus liegt auf dem ungeschickten Verhalten der beiden Hauptpersonen, und in ihren Dialogen geht es ständig darum, wer was wie falsch verstanden hat. Die anfangs noch witzigen, in holprigem Deutsch vorgetragenen Weisheiten von Svetlana wiederholen sich zu oft, sie nerven irgendwann nur noch. Der Haupthandlung wird dagegen eher nebenbei abgewickelt. Angesichts ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz hätte sie mehr Raum und Tiefe verdient gehabt. Schade, mich hat das Buch nicht überzeugt.

Bewertung vom 23.04.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


sehr gut

Schweres Thema mit leichter Hand erzählt Susann Pasztors Roman „Von hier aus weiter“ behandelt ein schweres Thema. Marlenes Mann Rolf hat sich nach einer Krebsdiagnose das Leben genommen. Sie bleibt mit Anfang siebzig allein zurück und quält sich mit Suizidgedanken. Mitten in ihre Verzweiflung platzt ihr ehemaliger Schüler Jack in ihr Leben, und bleibt erstmal da. Als Marlene erfährt, dass ihr Mann bei ihrer Freundin in Wien einen Brief für sie hinterlegt hat, will sie allein dorthin reisen. Aber sie hat die Rechnung ohne Jack gemacht.

Der Roman hat einen traurigen Grundton. Die Autorin schreibt jedoch mit leichter Hand und streut ab und zu humorvolle Szenen ein. Damit schafft sie eine beinahe lockere Atmosphäre. Die Protagonisten sind durchweg sympathisch und mit ihren kleinen Macken angenehm menschlich. Ich konnte mich sowohl in die Lage von Marlene als auch in die ihrer Freunde hineinversetzen. Die Dialoge sind realitätsnah, die Handlung ist glaubwürdig. Leider wirkte der Schluss auf mich im Verhältnis zum Rest des Buches zu hastig und deshalb nicht überzeugend. Abgesehen davon ist es eine gut zu lesende, ruhige Geschichte.

Bewertung vom 04.04.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


sehr gut

Der Roman beginnt mit einem dramatischen Höhepunkt. Klara, eine sehr engagierte Architektin, verheiratet und Mutter der 11 jährigen Ada, stürzt bei einer Wanderung von einem Steilhang und stirbt. Ihre Begleiterin Paulina verhält sich angesichts des Notfalls merkwürdig und braucht lange, um die Rettung zu alarmieren.

Dieser Einstieg hat mich gepackt. Was hat es mit den beiden Frauen auf sich? Im weiteren Verlauf wird die Geschichte von vorn erzählt. Paulina, eine Krankenschwester aus der Slowakei, geschieden und Mutter von zwei pubertierenden Jungen, pflegt seit einem Jahr Klaras Mutter, die nach einem Schlaganfall in deren Haus gezogen ist. Im 14 tägigen Rhythmus wechselt sich Paulina mit Radek ab. Ihre Söhne bleiben während ihrer Abwesenheit bei ihrer Schwiegermutter, die ihr deshalb immer wieder Vorhaltungen macht.

Paulina macht ihre Arbeit so gut, dass Klara und ihr Mann Jakob ihr immer neue Aufgaben übertragen. Sie bezahlen sie großzügig, nehmen aber keine Rücksicht auf ihre Bedürfnisse. Paulina entfremdet sich zunehmend von ihren Kindern, ihr schlechtes Gewissen frisst sie auf. Das nach außen hin freundlich wirkende, in Wahrheit aber herablassende, rücksichtslose Verhalten ihrer Arbeitgeber macht Paulina nach und nach immer wütender.

Obwohl Klara zu ihrer Tochter Ada, die praktisch von ihrer Großmutter groß gezogen wurde, ein distanziertes Verhältnis hat, gibt sie dem Wunsch ihres Mannes Jakob nach einem weiteren Kind nach. Damit kommt das mühsam aufrechterhaltene Gleichgewicht in dem Haushalt ins Wanken. Jakob tut nichts, um seine Frau zu unterstützen, sondern lebt entspannt von ihrem Verdienst. Die Streitigkeiten häufen sich, und auch in Paulinas Familie eskalieren die Konflikte.

Auf knapp 200 Seiten behandelt die Autorin viele aktuelle Themen. Der Pflegenotstand und die Situation der 24 Stunden Pflegekräfte aus Osteuropa stehen im Vordergrund. Es geht daneben um die Vereinbarkeit von Familienarbeit und Berufstätigkeit für Frauen, um über Generationen weitergetragene familiäre Konflikte, um mangelnde Kommunikation und um die Frage der weiblichen Selbstbestimmung.

Die Perspektiven wechseln, so dass man sich gut in beide Protagonistinnen hinein versetzen kann. Jede will ihre Aufgaben perfekt erledigen, jede giert nach Anerkennung, jede ist in ihrem System gefangen. Die Sympathie der Autorin liegt eindeutig bei Paulina.

Die männlichen Figuren sind für meinen Geschmack zu einseitig negativ dargestellt. Der polnische Pfleger ist zutiefst unsympathisch, Jakob macht sich auf Klaras Kosten ein schönes Leben und ist übergriffig, Paulinas Ex-Mann kümmert sich nicht um seine Söhne, überhäuft sie aber wegen ihrer Arbeit mit Vorwürfen.

Der Schreibstil von Susanne Gregor finde ich ungewöhnlich. Er wirkt nüchtern, fast dokumentarisch. Dennoch erschafft er eine deutlich spürbare beklemmende Stimmung. Ich musste öfter eine Pause beim Lesen machen, um durchzuatmen. Eine eindrucksvolle Leseerfahrung, über die ich noch länger nachdenken werde.

Bewertung vom 04.04.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


ausgezeichnet

Wegen des psychedelischen Covers hätte ich diesen tollen Roman fast nicht gelesen, beim Draufschauen wird mir sofort schwindlig. Zum Glück hat mich die Begeisterung anderer Leser neugierig gemacht.

Der Trauerredner Franz Escher wartet auf den Elektriker, weil seine Steckdose einen Wackelkontakt hat. Dabei liest er ein Buch über den Mafia- Kronzeugen Elio Russo. Der sitzt im Gefängnis und wartet auf den Beginn seines Zeugenschutzprogramms. Weil er nicht schlafen kann, liest er ein Buch. Darin geht es um den Trauerredner Franz Escher, der in seiner Wohnung auf den Elektriker wartet, weil eine Steckdose Wackelkontakt hat.

Was hier so kompliziert kling, ist in der Tat eine ziemlich verschachtelte Geschichte, in der die Perspektiven und Zeitebenen ständig wechseln. Sie ist jedoch so gekonnt konstruiert, dass ich ihr mühelos folgen konnte. Zwei Lebensläufe werden gleichzeitig erzählt und doch nicht, denn während der langsame Franz Escher nur ein paar Tage durchlebt, sind es beim gewitzten Elio Russo mehrere Jahre.

Die beiden Erzählstränge bewegen sich immer weiter aufeinander zu, bis…das darf ich hier nicht verraten, um niemandem den Spaß zu verderben.

Wolf Haas hat eine unterhaltsame intelligente Geschichte geschaffen, die Elemente aus Krimi, Liebesgeschichte und Gesellschaftsroman enthält. Wie ein Puzzle setzt sie sich Stück für Stück zusammen. Dabei kommt es immer wieder zu überraschenden Wendungen, so dass ich durch die Seiten geflogen bin.

Besonders gut gefallen haben mir Haas‘ leichtfüßiger Schreibstil und sein Sprachwitz, der weder vor Bankern noch vor der Mafia Halt macht. Es war von der ersten bis zur letzen Seite ein großes Lesevergnügen.

Bewertung vom 18.03.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

Das hätte eine schöne, geistreiche Geschichte werden können. Die Zutaten dafür waren vorhanden. Zum einen Daniel Glattauer mit seinem aufgeweckten Schreibstil. Zum anderen der Plot: der alternde Schriftsteller Eduard, der schon lange nichts mehr publiziert hat, muss zu einem unangenehmen Termin mit seiner Verlegerin reisen und nimmt den Zug von Wien nach München. In seinem Abteil sitzt die deutlich jüngere Catrin, die ihn zwar nicht erkennt, aber trotzdem eine Unterhaltung mit ihm beginnt.

Soweit, so gelungen war der Einstieg in den Roman. Anfangs fand ich Eduards selbstgefällige Gedanken während des Gesprächs mit Catrin noch amüsant. Doch ziemlich bald hat mich das aufgesetzt und unmotiviert wirkende Frage- und Antwortspiel der beiden gelangweilt. Inhaltlich drehen sie sich immer im Kreis, wiederholen triviale Aussagen, und die Altherreneitelkeit Eduards steigert sich mit zunehmendem Alkoholgenuss ins Peinliche. Die über alle Maßen aufdringliche Catrin war mir von vornherein unsympathisch.

Die Zugfahrt endet mit einer überraschenden Wendung, die auf mich zu gekünstelt wirkt, um originell zu sein.

Ich habe beim besten Willen keinen Humor und auch keinen Tiefgang in der Geschichte gefunden. Für mich war der Roman deshalb leider kein Genuss, sondern höchstens durchschnittlich.

Bewertung vom 18.03.2025
Kleine und große Wunder der Meere
Dawnay, Gabby

Kleine und große Wunder der Meere


ausgezeichnet

Das großformatige Buch besticht auf den ersten Blick mit seinem kunterbunten, glitzernden Cover. Darauf sind alle Meeresbewohner abgebildet, die innen vorkommen. Der leinenartige Einband und die stabilen Seiten bestärken den Eindruck einer hochwertigen Verarbeitung.

Auf 95 Seiten werden in 5-Minuten-Geschichten zum Vorlesen neun Bewohner der Meere vorgestellt. Clownfisch, Hai, Buckelwal, Qualle, Aal, Oktopus, Pinguin, Seepferdchen und Meeresschildkröte, sie alle haben besondere Fähigkeiten, die ihnen dabei helfen, in der unendlichen Weite der Ozeane zu überleben.

Die Geschichten werden in kindgerechter, manchmal poetischer, Sprache erzählt und lassen sich in kurzer Zeit vorlesen. Die großen Illustrationen dazu sind sehr liebevoll und detailliert. Am Ende jedes Kapitels findet man zusätzliche Informationen über das jeweilige Tier. Auch Erwachsene können hier manches neue Sachwissen erwerben. Mit diesem zauberhaften Buch macht es richtig Spaß, in die Tiefe des Meeres einzutauchen und seine wundervollen Bewohner kennen zu lernen.

Bewertung vom 15.01.2025
Mein Körper / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.15
Noa, Sandra

Mein Körper / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.15


sehr gut

Der Band „Mein Körper" aus der Reihe Wieso? Weshalb? Warum? für Erstleser hat ein "sprechendes" Cover mit Illustrationen verschiedener Körperteile und -funktionen. Schülerinnen und Schüler der zweiten Klasse werden sich bestimmt davon angesprochen fühlen. Der Einband ist stabil, und die Innenseiten sind nicht zu dünn für Kinderhände.

Die aussagekräftige Bildgestaltung setzt sich im Innern des Buches fort. Echte Fotos wechseln mit detaillierten Zeichnungen ab und erleichtern den Leseanfänger*innen das Verständnis der Texte.

Diese sind in klarer großer Fibelschrift gedruckt und für die Zielgruppe sehr gut lesbar. Sie vermitteln in kurzen Kapiteln und altersgerechter Sprache grundlegendes Wissen rund um das Thema menschlicher Körper. Die Kapitelüberschriften sind in Frageform formuliert, z. B. Woraus besteht mein Körper? Wie kann ich Richtungen hören? Wieso sind wir manchmal krank?

Ganz wichtig finde ich das Kapitel „Was tut mir alles gut?“ Darin werden unter anderem Gefühle und das Recht auf Selbstbestimmung über seinen Körper anschaulich thematisiert.

Zwischendurch lockern Leserätsel den Inhalt auf, und am Ende warten ein Leselotto und Sticker auf die Kinder.

Ich finde, das Buch ist schön gestaltet und sehr gut geeignet für Erstleserinnen und Erstleser.

Bewertung vom 25.12.2024
Das große Gynbuch
Mangler, Prof. Dr. Mandy

Das große Gynbuch


sehr gut

Prof. Dr. Mandy Mangler ist Chefärztin zweier Berliner Kliniken für Gynäkologie und Geburtshilfe. Ihre langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Frauenheilkunde floss in dieses Buch ein und macht daraus einen umfassenden Ratgeber für Frauen in jeder Lebensphase.

Gleich zu Beginn räumt Frau Mangler mit von Männern verbreiteten Mythen über den weiblichen Körper auf. Ich muss gestehen, dass ich da auch noch einiges dazugelernt habe.

Weiter geht sie auf alle wichtigen Themen aus weiblicher Sicht ein: Menstruation, Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft, Geburt, Wechseljahre und Postmenopause.

Ein Kapitel beschäftigt sich mit gynäkologischen Krankheiten und ihren Behandlungsmöglichkeiten.

Diese oft komplexen Zusammenhänge erklärt Frau Mangler leicht verständlich und mit viel Empathie. Das Buch liest sich angenehm flüssig, ist sehr interessant und gut strukturiert, so dass man bei einer speziellen Frage einfach nachschlagen kann.

Die Abbildungen sind detailliert und veranschaulichen das Geschriebene.

Das große Gynbuch ist ganz sicher ein Gewinn für jede Frau.

Bewertung vom 25.12.2024
Trinken wie ein Dichter

Trinken wie ein Dichter


sehr gut

Der knallrote Einband in Leinenoptik mit dem Cocktailglas und der Schreibmaschine wirkt herrlich altmodisch und ist für mich ein echter Hingucker.

Auf knapp 200 Seiten werden in dem Buch 99 Drinks bekannter Dichter*innen samt Fundstellen in ihren Werken oder Biografien vorgestellt. Die Autoren gehen chronologisch vor, von William Shakespeare (16. Jahrhundert) bis zu R. O. Kwons (21. Jahrhundert) reicht die Zeitspanne. Dabei sind durchaus nicht alle Lieblingsgetränke alkoholisch. George Orwell zum Beispiel bevorzugte Grünen Tee, den er nach einem peniblen Ritual zubereitete. Und Thomas Bernhard, den einige für alkoholkrank hielten, trank am liebsten Most.

Die allermeisten der aufgeführten Schriftsteller*innen mochten bzw. mögen jedoch Hochprozentiges mit so klangvollen Namen wie „Mint Julep“, „Elixier des Teufels“ oder „Bad Feminist“.

Die Rezepte der Cocktails folgen jeweils auf kleine, in charmantem Plauderton erzählte Anekdoten aus Leben und Werk der Autor*innen.

Auch an den Morgen nach der Party wurde gedacht. Ein paar erprobte Katerhilfen beschließen das kurzweilige Buch, das sich als Geschenk für Literaturliebhaber*innen sehr gut eignet.