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Benutzername: 
Lysan
Wohnort: 
MB

Bewertungen

Insgesamt 101 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2023
60 Kilo Kinnhaken
Helgason, Hallgrímur

60 Kilo Kinnhaken


ausgezeichnet

Ich liebe die Bücher dieses fantastischen Autors, der so bildhaft schreibt, so prägnant, so humorvoll und umfassend, dass es kaum in Worte zu fassen ist.
Auch ohne Kenntnis des ersten Teil kann man hier wunderbar in die Geschichte eintauchen. Man sollte den manchmal etwas wunderlich erscheinenden Schreibstil schon mögen, sonst gibt man sich vielleicht nicht mit so einem umfassenden Wälzer ab. Es lohnt sich aber definitiv!
ich mag den etwas schrägen Humor und vor allem die immer wieder wie aus dem Nichts auftauchenden Sätze, die man sich am liebsten in Stein meißeln oder auf ein Kissen sticken möchte!
Man muss Island weder kennen noch lieben, um einen prägnaten Eindruck dieses etwas seltsamen Landes und seiner wechselvollen und eindrucksvollen Geschichte zu bekommen. Aber wenn man denn schon mal dort war und Landschaft und Einwohner schon mal erlebte, erhält alles noch mehr Tiefe!
ich habe dieses Buch geliebt, verschlungen, hab zurückgeblättert, hab gelacht und geweint... Wunderbar!

Bewertung vom 19.07.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


gut

Voller Geschichten... bisschen zuviel von allem!
Eine Geschichte über Geschichten... das klingt spannend und das ist es auch tatsächlich ein wenig, weil relativ zügig klar wird, das der Lesenden doch noch so Einiges zu erwarten hat. Und man bekommt auch jede Menge Geschichten serviert von der Putzfrau Janice, die von sich selbst denkt, dass sie keine eigene Geschicht hat, dass ihr keine Geschichte zusteht, dass sie ihre eigene Geschichte unter gar keinen Umständen erzählen möchte. Die Figuren sind sehr unterschiedlich und sehr vielseitig. Vor allem aber ist es von allem ein wenig zu viel. Zu viele verschiedene Geschichten, zu viel Drama und ganz besonders viel zu viele Themen. Die Bandbreite über Umgang mit alten Menschen, Familienschwierigkeiten, häuslicher Gewalt, Suizid, verlassene Kinder, Reich und Arm, Eheprobleme ... Es ist schön, wenn man in ein Buch abtauchen kann, dass einem ein Happy-End (in vielen Bereichen) in Aussicht stellt und ich fühlte mich stellenweise auch recht gut unterhalten. Ich hätte mir weniger konkrete Inhalte und mehr Tiefe, mehr Zeit mit den Figuren gewünscht.

Bewertung vom 10.06.2023
Sommertage im Quartier Latin
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin


sehr gut

Ein Sommerbuch!
Ein pastelliger rosafarbenes Cover mit Macarons, Croissant und gelber beschwingter Schrift sowie dem verheißungsvollen Titel Sommertage im Quartier Latin stimmt ein auf diesen Sommer-Roman, der uns nach Paris führt.
Lola, die zwar in Paris aufwuchs, nun aber schon einige Jahre umherreiste, kehrt zurück in ihre Heimatstadt, denn ihre Großmutter - zu der sie nur losen Kontakt hatte - ist verschwunden und hinterließ nur eine Notiz, dass es ihr gut gehen würde... Lolas Mutter starb, als sie 9 Jahre alt war und sie wollte nicht ewig diese Halbwaise sein - und sucht sich seit ihrer Jugend selbst - erfolglos.
Das Sommergefühl kommt wunderbar rüber, es werden ganz zauberhafte Personen gezeichnet, die sicherlich viel Stoff für viele weitere Geschichten bieten.... Wenn man sich nach einiger Zeit an das französische Lebensgefühl gewöhnt hat, geht es dann auch endlich voran und alles steuert relativ zielsicher und letztendlich zügig auf das - Achtung, Spoiler!- unvermeidbare Happy-End zu. Dabei bleiben einige interessante Nebenfiguren etwas auf der Strecke...
Fazit: Als Urlaubslektüre und zur Entspannung gut geeignet, aber hier wird wird für meine Begriffe viel Potential verschenkt!

Bewertung vom 31.05.2023
Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


ausgezeichnet

Der Clou...der Unverbesserlichen....
"Vielleicht seid ihr die Unverbesserlichen, aber nicht die Unverzichtbaren. Ihr sollt zu den Untragbaren gemacht werden. Höchste Zeit also, die Unbesiegbaren zu werden!"
Ein neuer Clou, eine neue Geschichte um die Unverbesserlichen.... Auch wer den ersten Teil nicht gelesen habe sollte - und das muss man dann unbedingt nachholen - kann diesen zweiten Teil genießen! Die bunt gemischte Truppe findet wieder zueinander, denn es hat sich so viel geändert nach ihrem letzten - eher misslungenem - Einsatz... und das Geld ist leider schon wieder alle....
Pointiert und witzig wird hier unter Einsatz vielerlei Filmzitate und Anspielungen eine etwas hanebüchene Geschichte nahezu längenfrei erzählt... Als Roman ist das schon gut lesbar - besondere Wirkung hat aber das von Axel Prahl gelesene und gespielte Hörbuch! Auf nach Port Grimaud!

Bewertung vom 02.05.2023
Weniger ist Meer
Neder, Christine

Weniger ist Meer


sehr gut

Eine schöne Erfahrung...
Christine Neder ist eine beeindruckende junge Frau, die sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat. Sie ist erfolgreiche Influencerin, Bloggerin und hat hier ihr drittes Buch geschrieben, in dem sie -wie in ihren anderen Werken - ihre Erfahrungen aufschrieb. Dabei ist sie sehr ehrlich und offen, offensichtlich auch sehr erfolgreich.
Ihr hier vorliegendes Buch ist nun also ein Lebensbericht, in dem sie ermutigt, auf sich selbst zu hören, seine Ziele und Wünsche zu klären und in Einklang zu bringen. Dabei missioniert sie nicht, sondern berichtet einfach frei weg von ihren eigenen Erfahrungen und Gefühlen.
Schön, dass es solche Menschen gibt!
Einen Ratgeber erhält man hier tatsächlich nur insoweit, als dass die Autorin immer wieder darauf verweist, seinen eigenen Bedürfnissen zu folgen. Hier liest der interessierte Mensch eine Lebensgeschichte - die nicht vorspiegelt, etwas anderen darstellen zu wollen. Mir hätte es gut gefallen, auch die Sichtweise des Partners zu erfahren - aber das ist wahrscheinlich Stoff für ein weiteres Buch.

Bewertung vom 27.04.2023
Sylt oder Süßes
Thesenfitz, Claudia

Sylt oder Süßes


ausgezeichnet

Eben ein GlücksRoman
Ein wunderschönes Cover mit Campingbus, Leuchtturm, Möwe und Dünenlandschaft sowie eindeutigem Titel nebst Beisatz GlücksRoman weist deutlich die Richtung... Und der Lesende bekommt, was ihm das Cover verspricht.
Die extrem disziplinierte Hotel-Managerin Doreen- die Eiskönigin-, die auf der Karriereleiter noch weiter nach oben strebt und dafür den Verlust ihres privaten Lebens billigend in Kauf nimmt, erfährt durch äussere Umstände eine Wandlung...
Die Hauptperson ist hier wunderbar beschrieben. Der Lesende erfährt umfangreich, wie sie sich in ihrem Leben eingerichtet hat und auch, wie es dazu kam. Ob einem Doreen nun sympathisch ist oder nicht, kann jeder selbst entscheiden - nachvollziehbar ist ihre Entwicklung in jedem Fall.
Nun wird sie zum Chef beordert und mit der Entwicklung eines Glamping Resorts auf Sylt betraut. Zwangsläufig muss sie nun ihre selbst geschaffene Wohlfühl-Blase verlassen und gerät schon bei der Vorbereitung der Reise ins Nachsinnen über ihr bisheriges Leben. Dann kommt natürlich alles ganz anders als geplant, denn das Leben hat selbstverständlich andere Pläne.
Mir gefiel gut, dass die Problematik der Insel sehr nachvollziehbar erklärt wurde. Im Endspurt ging es m.E. ein bisschen "holterdiepolter" vonstatten.
Nichtsdestotrotz werden hier sämtliche Erwartungen an einen Sylt/Wohlfühl/GlücksRoman erfüllt!

Bewertung vom 20.04.2023
Wolf
Stanisic, Sasa

Wolf


ausgezeichnet

Einfach andersiger...
Das Cover dieses Buch ist schwarz-gelb mit deutlich dickem weißen Titel "WOLF". Es stellt ein nahezu erloschenes Lagerfeuer, einen alten Ziehbrunnen, 3 unterschiedlich große einstöckige Häuser und Nadelbäume dar. In den Häusern sind alle Fenster erleuchtet und es ist offensichtlich Nacht, zumindest sehr spät am Abend! Die gemütliche Campingstimmung wird durch den Titel konterkariert.
Sind Kurzbeschreibung und Leseprobe noch recht vage und witzig gehalten, so wird ziemlich schnell klar, dass es für den Erzählenden der Geschichte und auch den Zimmerpartner Jörg wenig zu Lachen gibt.
Die Grundidee und auch prinzipiell die Umsetzung haben mich begeistert - vom Stil her. Die Geschichte hat mich berührt und traurig gemacht, weil sie so fürchterlich realistisch das sogenannte pädagogische Personal spiegelt. Das macht Angst, schürte im Verlauf der Story Hoffnungen, die sich nur teilweise erfüllten - Realität eben.
Auf jeden Fall klingt es noch in mir nach.
Mein fast 12-jähriger Neffe fand es "Cool!", insbesondere den Mut zum Nein-Sagen und natürlich den Wolf.
Grandiose Bilder runden die Geschichte ab. Bitte mehr davon!

Bewertung vom 15.04.2023
Ich, ein Sachse
Meffire, Samuel;Kittstein, Lothar

Ich, ein Sachse


ausgezeichnet

Ein Stück persönlicher deutscher Geschichte
Ich habe dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen können. Hier hat ein Mann seine eigene Geschichte aufgeschrieben - schonungslos und ehrlich.
Schockiert hat mich dabei am allermeisten, dass diese furchtbare Lebenssituation in Dresden nicht mehr thematisiert und ausgewertet wurde. Ich habe ähnliche Beschreibungen bereits aus der Biografie eines Punkers gekannt und kann es trotzdem selbst als Ossi irgendwie nicht fassen.
Dieses Buch ist jedenfalls sehr gut geschrieben - es werden so viele Themen angerissen, die Entwicklung wird deutlich. Samuel macht sich selbst nicht besser als er ist, aber man versteht aufgrund der Hintergründe auch, wie er so wurde und warum sich das nicht so einfach ändern lässt. Ihn hat es durch seine Hautfarbe natürlich besonders betroffen - aber ich kenne als Wendekind selbst viele Menschen, von denen es nicht alle geschafft haben.
Ich fand die Geschichte sehr lesenwert und mutig! Danke dafür!

Bewertung vom 02.04.2023
Lebendige Nacht
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


sehr gut

Sehr interessant!
Dank des Untertitels und des wunderschönen covers weiß der Leser, was ihn in diesem Buch erwartet, nämlich kein Krimi oder ähnliches, sondern ein fundiertes umfangreiches Sachbuch über die Dunkelwelt - also nicht die aus der Mythen- und Fabelwelt, sondern aus dem realen Leben.
Die Autorin Sophia Kimmig zeigt hier deutlich ihre Leidenschaft für die Biologie, und eben ganz besonders für die dunkle Seite.
Das Buch enthält eine Fülle von Informationen und sollte meines Erachtens mit vielen Denkpausen gelesen werden, sonst fühlt man sich schnell erschlagen.
Mir als "Dorfkind" im sogenannten Speckgürtel Berlins waren viele Sachen nicht wirklich neu, da ich sie in natura erleben durfte - sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. Nichtsdestotrotz erfuhr ich doch so einiges Interessantes.
Einziger Kritikpunkt ist die Überfülle, die vielleicht durch eine andere Gliederung/Aufteilung aufgelockert werden könnte.

Bewertung vom 31.03.2023
30 Tage Dunkelheit
Madsen, Jenny Lund

30 Tage Dunkelheit


ausgezeichnet

Anderartig gut! Die Messlatte liegt hoch, wenn auf dem Cover schon mal ein Sticker prangt, der dieses Buch als besten dänischen Kriminalroman 2021 ausweist. Die Rahmenhandlung ist cool in Szene gesetzt und so richtig weiß der Leser nicht, ob der diese Dame nun verachten soll oder generell blöd finden.... Und dann geht es los... Na ja, nicht so richtig... und das ist ja schon so ein Trick. Die Story dümpelt so vor sich hin, ist nicht wirklich langweilig, sondern gibt hier und da eine neue Szenerie, eine neue Sichtweise auf die Hauptfigur preis... Ich lese also, denke über die dargestellten Menschen nach und bin mit einem Mal so fasziniert, dass ich nicht mehr aufhören will. Gefühlt auf jeder zweiten Seite passiert etwas, wird ein neuer Blickwinkel, eine neue Person, ein neues Gefühl enthüllt... Bis zur Auflösung tappe ich völlig im Dunklen und bin ebenso überrascht wie Hannah, deren Entwicklung ich sehr spannend fand. Einzig die isländischen Einstreuungen störten meinen Lesefluss etwas und die Tatsache, dass sich Hannah offensichtliche Alkoholsucht irgendwie im Nichts auflöste....
Trotzdem eine sehr gelungene Geschichte!