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Miro76
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2025
Suter, Martin

Wut und Liebe


ausgezeichnet

Camilla und Noah lieben sich. Eigentlich. Doch Camilla liebt nicht das Leben, das sie mit Noah führt. Sie arbeitet in einem Job, den sie nicht mag um die Brötchen zu verdienen, damit Noah seiner Kunst nachgehen kann, die sich noch nicht so richtig verkauft. Ob der große Durchbruch kommt, steht in den Sternen und Camilla verliert die Geduld. Noch ist sie jung und schön und hat die Chance einen gutbetuchten Mann abzubekommen.

Sie verlässt Noah unter Tränen und krempelt ihr Leben um.

Und Noah versinkt in Tränen, weil für ihn nur Camilla zählt und verliert sich auch ein bisschen im Alkohol. Da tritt Betty in sein Leben, denn alleine trinken macht auch niemanden froh. Betty ist über sechzig, hat vor drei Jahren ihren Mann verloren und ist darüber ziemlich wütend. Er ist zwar an einem Herzinfarkt gestorben, aber dahinter vermutet Betty einen Schuldigen. Der ehemalige Geschäftspartner ihres Mannes soll ihn in den körperlichen Ruin getrieben haben. Eine gewagte Idee soll ihnen beiden helfen.

Wie weit ist Noah bereit zu gehen für seine große Liebe?

Martin Suter hat hier eine tolle Geschichte geschrieben. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, aber auch etwas ambivalent. Das macht sie schwer zu durchschauen. Ihre Motive sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen und das gibt dem Roman Schwung und Spannung. Wut und Liebe ist ein Buch, das man in einem Rutsch durchlesen kann. Es liest sich locker und entwickelt einen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen möchte.

Ich habe nun länger keinen Suter mehr gelesen und weiß nun wieder, warum ich früher so ein Fan seiner Romane war. Da gibt es nun was zum Nachholen für mich. Wut und Liebe konnte mich restlos begeistern und ist ganz klar ein Highlight dieses Bücherjahres.

Bewertung vom 26.04.2025
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


sehr gut

Philip Brooke ist nach schwerer Krankheit verstorben und hinterlässt ein herrschaftliches Anwesen mit mehreren Hundert Hektar Grund, drei Kinder und seine Frau Grace. Philip Brooke war kein guter Mensch. In Wahrheit war er ein egozentrischer Mistkerl, dem die Ehe nach wenigen Wochen langweilig wurde und der somit seine Frau nach Strich und Faden betrogen hat. Auch vor ihren Augen.

Seine Kinder haben ihn auch nie wirklich interessiert. Seinen Sohn hat er mit acht Jahren auf ein Eliteinternat geschickt, weil sich das eben so gehört. Mit seiner jüngsten Tochter hatte er kaum eine Beziehung, nur seine älteste Tochter Franny wurde ihm im Alter nahe. Sie ist auf das Anwesen zurückgekehrt, weil ihr Leben in Scherben lang und sie ein Kind erwartete. Sie brauchte eine neue Perspektive und begann das Anwesen zu renaturieren. Damit konnte sie auch Philip begeistern.

Zum Begräbnis kommen alle "nach Hause" und wie es meistens so läuft, werden sie alle wieder zu den Kindern, die sie unter diesem Dach waren. Alte Strukturen kommen wieder zum Vorschein, Gräben brechen auf, Verhaltensmuster werden fast zu Zwängen, doch wenn es hart auf hart kommt, wissen die Geschwister doch wieder, dass Blut dicker ist als Wasser.

Diese Geschichte kommt in sehr leisen Tönen daher und baut sich sehr langsam auf. Es dauert ein wenig, bis man ein Bild von dieser speziellen Familie bekommt. Auch einige interessante Nebenfiguren runden das Gesamtbild ab und bringen wissenswerte Aspekte in die Geschichte ein. Als Überthemen finden wir Klimawandel und Kolonialismus und der Umgang mit beidem wird thematisiert. Ein großes Geheimnis wird gelüftet und bringt auf den letzten Seiten tatsächlich noch Spannung in den Roman.

Mir hat das Buch gut gefallen, obwohl es manchmal etwas langatmig ist. Es ist sehr ausschweifend erzählt und die vielen Naturbeschreibungen muss man auch mögen. Dennoch konnte mich die Autorin mit dieser leisen Geschichte über diese dysfunktionale Familie fesseln und vergebe daher 4 Sterne.

Bewertung vom 21.04.2025
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


ausgezeichnet

Lucy hat den Kontakt zu ihrer Mutter vor drei Jahren abgebrochen, als eines Tages ihr alter Konzertflügel in ihrem WG-Zimmer steht. Er nimmt sehr viel Raum ein und Lucy fühlt sich ziemlich aus der Bahn geworfen von diesem unübersehbaren Objekt ihrer Kindheit. Der Flügel wirft Fragen auf und Lucy flüchtet erst mal, bevor sie bereit ist, sich diesen Fragen zu stellen.

Auch ihre Mutter Daria hatte den Kontakt zur Mutter abgebrochen. Sie lebte als Wissenschaftlerin im Libanon und hatte ihre Tochter zum Studium nach München geschickt, damit sie vor dem Bürgerkrieg sicher war. Als Daria selbst ein Kind hatte, wurde sie von ihrer Mutter Lyudmila in München besucht. Die letzten Worte zwischen diesen beiden Frauen waren kalt und verletzend. Der Besuch ist komplett aus dem Ruder gelaufen und somit ist Lucy in dem Glauben, ihre Großeltern wären verstorben aufgewachsen.

Die Autorin erzählt uns in wechselnden Kapiteln aus den Leben der drei Frauen. Alle drei haben sich der Wissenschaft verschrieben und gehen ihren Weg relativ unbeirrbar. Lyudmila hatte Polen während des 2. Weltkriegs verlassen und im Libanon eine neue Heimat gefunden. Sie musste sich viel erkämpfen, blieb dabei allerdings emotional auf der Strecke. Sie scheint auch nie gelernt zu haben, emotionalen Belangen den nötigen Stellenwert zuzuschreiben. Sie hat mit einigen Traumen zu kämpfen, erklärt sich ihrer Tochter allerdings nie.

Daria fühlte sich wohl von ihrer Mutter zurückgewiesen, denn sie scheint sich nie um die Mutterliebe zu bemühen. Dafür überschüttet sie Lucy mit ihrer Liebe und gleichzeitig mit ihren Erwartungen. Daria durfte nie Klavierspielen lernen, denn die schönen Künste seien Zeitverschwendung. Man sollte seine Energien den wahren Wissenschaften widmen. Lucy durfte das Ausleben, was ihrer Mutter verwehrt blieb. Wie das meistens ausgeht, kennen man ja.

So lesen wir von drei Frauen, die es nie gelernt haben ihre Bedürfnisse zu äußern, sondern besser strikt einen Weg zu verfolgen, der vielleicht nicht zielführend ist. Lucy schafft es vielleicht da auszubrechen. Erste versöhnende Schritte werden gemacht, aber es bleibt noch ein langer Weg. Ihr wurde ein Zweig ihrer Familiengeschichte vorenthalten, dem sie sich nun beginnt anzunähern.

Wir lesen hier nicht linear, erfahren manchmal Dinge, die den Protagonistinnen nicht bekannt sind und können uns so unser Bild zusammenbauen. Die Autorin beleuchtet immer wieder Szenen in den Vergangenheiten der drei Frauen und führt so mit Mut zur Lücke durch deren Geschichten. Schlußendlich kam für mich nichts überraschend, denn es gab für alle Wendungen ausreichend Andeutungen. Aber richtig auserzählt sind die Geschichten nicht. Mir hat das gut gefallen, aber ich kann verstehen, dass andere Leser*innen genau das kritisieren.

Bewertung vom 13.04.2025
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


gut

Judith und Hugo's Ehe scheint am Ende. Dem Ratschlag der Paartherapeutin folgend, verbringen sie einen Familienurlaub mit ihrer Tochter Ava in einem 5-Sterne-Resort, das alle Annehmlichkeiten bieten sollte.

Doch leider stinkt es da schon bald fürchterlich. Ein Walkadaver wurde an Land gespült und verwest am Strand. So weit, so widerlich!

Ab da wird es allerdings immer abstruser. Der Wal ist weg, der Gestank bleibt, Judith und Paul vergessen zwischenzeitlich den Zweck ihrer Reise und machen sich gegenseitig das Leben noch schwerer. Ava geht ihre eigenen Wege, denn auf die Eltern kann sie sich ja nicht wirklich verlassen und dann gibt es noch ein paar andere Erzählstimmen. Da ist noch die Flugbegleiterin Celeste, mit einem Hang zu überzogenen Bußübungen, ein Zimmermädchen mit Narkolepsie und ein Concierge, der länger im Hotel ist, als der derzeitige Chef.

Die Figuren sind durchwegs recht schräge Charaktere, aber die Nebenfiguren und Aktionen übertreffen das noch. Allerdings ist das Ganze relativ nüchtern erzählt. Man weiß nicht so recht, wie das alles gemeint ist. Für eine Satire fehlt mir der Biss, für einfachen Klamauk scheint es fast wieder zu tiefgründig. Ich kann es nicht wirklich einordnen, aber ich habe es nicht ungern gelesen. Es ist unterhaltsam, auch wenn es keinen Mehrwert für mich hat.

Bewertung vom 03.04.2025
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


ausgezeichnet

Lisa ist Lehrerin und startet in die langersehnten Sommerferien. Zum ersten Mal seit Jahren wird sie einige Woche getrennt von ihrem Sohn sein, denn der fährt mit seinem Vater zu den Großeltern nach Polen. Lisa sieht einer gespenstischen Leere entgegen und stellt sich selbst in Frage. Wer ist sie nun, wenn sie keine Mutter mehr ist?

Eher aus Verzweiflung kramt sie ihre alte Geige hervor und muss entsetzt feststellen, dass die Vernachlässigung dem Instrument nicht gut getan hat. Kurzerhand bringt sie diese zu einem Geigenbauer, der feststellt, dass das Instrument nicht jenes ist, das es zu sein vorgibt. Es war ein Erbstück ihres Großvaters und Lisa hat nie viel über die Geige erfahren, denn über den Großvater wurde nicht geredet. Generell wurde wenig geredet in ihrer Familie. Um dieses Geheimnis zu lüften, beginnt Lisa in der Vergangenheit zu graben und bringt Spannendes ans Tageslicht.

Ihr Sommer bekommt eine ganz neue Richtung. Diese Suche bringt sie in Kontakt mit Menschen, die ihr Leben bereichern und sie auch persönlich weiterbringen. Nicht nur die Entdeckungen fand ich interessant zu verfolgen, sondern auch die persönliche Entwicklung von Lisa, die damit einher geht.

Die Geschichte ist recht locker geschrieben; sehr eingängig und flüssig. Das macht das Buch zu einer guten Sommerlektüre. Allerdings mit Mehrwert! Es werden schwerwiegende Themen behandelt, die zum Nachdenken anregen, ohne die sommerliche Stimmung all zu sehr zu beeinträchtigen. Und schlußendlich steuert alles auf ein gerade noch realistisches Happy End zu. Ich fand es schön, dass sich hier Vieles in Wohlgefallen auflöst, denn nicht nur Lisa hatte es bisher nicht leicht im Leben. Die geheime Geschichte der Geige konnte hier Türen öffnen, die die Leben von mehren Personen nachhaltig verändert haben.

Das Buch ist anders, als der Klappentext verspricht. Es ist viel besser! Schade, dass das in der Kurzbeschreibung nicht wirklich eingefangen werden konnte. Mit Freibad und Pommes rot-weiß hat es wenig zu tun. Es ist viel lesenswerter!

Bewertung vom 22.03.2025
Hillenbrand, Tom

Thanatopia / Aus der Welt der Hologrammatica Bd.3


gut

Hier ist mir leider ein Fehler unterlaufen. Hätte ich gewusst, dass es sich hier um den dritten Teil einer Reihe handelt, hätte ich nicht zu diesem Buch gegriffen. Aber aus dem Klappentext ging das nicht hervor und ich hatte mich nicht weiter über das Buch informiert.

Der Einstieg ist trotzdem gut gelungen und ich konnte mir auch die Welt von Hologrammatika ganz gut vorstellen. Es wird eigentlich alles ausreichend erläutert. Einzig die Figuren blieben irgendwie blass. Vielleicht hätten sie alle mehr Tiefe, wenn man sie bereits aus den Vorgängern kennt.

Die Geschichte beginnt trotzdem spannend mit den identen Frauenleichen und wir erfahren schnell, was es mit denen auf sich hat. Auch die Ideologie der Thanatonauten und ihrer Suche nach dem letzten Geheimnis ist nachvollziehbar in dieser Welt, wo alles möglich scheint. Nur das Auftauchen der KI, die bereits in den Vorgängerromanen thematisiert wurde und die Geschichte mit den Hard Lights fand ich etwas verworren. Dadurch empfand ich den Mittelteil auch als eher langatmig.

Schlußendlich werden viele Fragen aufgeworfen, die sich um Leben bzw. parallele Leben und der Notwendigkeit des Sterbens drehen. Diese bleiben dann aber unbeantwortet, genauso wie die ganze Geschichte. Das Ende ist sehr abrupt, manches kann man sich denken, anderes eher nicht. Ich bleibe zurück mit einem Fragezeichen und dem Gefühl, dass sich der Autor die Option auf einen weiteren Band offen halten wollte. Wir werden sehen. Vielleicht tauche ich dann doch nochmal ein in die Welt von Hologrammatika.

Bewertung vom 10.03.2025
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Vierzehn Jahre ist es nun her, seit Peter "Bear" Van Laar in den Adirondack Mountains verschwunden ist. Während der jährlichen einwöchigen Party, bei der viele Gäste das Ferienhaus bevölkerten war Bear plötzlich abgängig. Anscheinend hatte der Gärtner was damit zu tun. Gefunden wurde er nie. Auch nicht seine Leiche.

Nun ist wieder ein Mädchen verschwunden. Barbara Van Laar durfte zum ersten Mal am Feriencamp unweit des Herrenhauses teilnehmen und auch sie verschwindet gegen Ende des Festes, das die Van Laars zum ersten Mal seit der Tragödie wieder begehen. Kann das Zufall sein? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der beiden Kinder?

Liz Moore ist hier ein fesselnder Roman gelungen. Es ist eine Mischung aus Gesellschaftsstudie und Thriller, hinterfragt die Machenschaften der Menschen mit Geld und ihre manchmal fragwürdige Moral. Das Buch zeugt von großer Handwerkskunst, denn wir haben es mit verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven zu tun und trotzdem liest es sich ganz leicht und flüssig. Die Kapitel sind mit der erzählenden Person übertitelt und eine Timeline hilft, das zeitliche Geschehen immer einordnen zu können. Das macht es uns Leser*innen leicht den Überblick zu behalten. Für die Ermittler ist es schon schwieriger. Schnell ist klar, dass die Familie nicht alles preisgibt und vielleicht auch schon damals bei Bear gelogen hat.

Mich konnte das Buch von der ersten Seite weg in seinen Bann ziehen. Die Naturbeschreibungen zeichnen ein klares Bild von den dichten Wäldern in den Adirondacks und man bekommt ebenfalls Lust auf einen kleinen Survival-Trip. Die Figuren sind vielschichtig gestaltet und zeigen sich in allen Schattierungen. Besonders gefallen hat mir die junge Ermittlerin Judyta, die in den 70er Jahren vielleicht die erste Frau im Morddezernat war und der besonders auf die Finger geschaut wurde. Doch sie lässt sich nicht entmutigen und zeigt, dass sie ihren Platz verdient hat.

Für mich war es ein großes Vergnügen dieses Buch zu lesen und ich vergebe gerne volle 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung an alle, die unblutige Spannung in literarischer Erzählweise mögen!

Bewertung vom 09.03.2025
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


gut

Chris ist 15, die Ferien beginnen und er hat ein Date mit dem Mädchen, das er schon das ganze Schuljahr lang anschmachtet. Es sollten die besten Ferien aller Zeiten werden, mit Freibad, Fußball und Küssen.

Doch dann kommt alles anders. Beim Verein wird er nicht weiter übernommen und Debbie nimmt es nicht so genau mit der Treue und knutscht bereits am nächsten Tag mit einem anderen. Alles nicht so leicht zu verarbeiten für einen Teenager. Kein Wunder, dass es ihn aus den gewohnten Bahnen wirft.

Bis hier konnte mich Christoph Kramer mit seinem Buch begeistern. Mir hat gefallen, wie die Unsicherheiten, mit denen Teenager zu kämpfen haben thematisiert werden und er sich selbst auch eher klein macht. Er ist nicht der Coole an dem alles abprallt. Und besonders gut gefallen hat mir, wie er ganz nebenbei die Probleme beim Spitzensport anspricht. Man hat nicht so viel Zeit wie die anderen, muss immer als ersten heimgehen, um morgen wieder fit zu sein und die Konkurrenz unter den Teamkollegen ist auch nicht zu verachten.

Doch dann wird aus dem schüchternen Chris unerwartet der Draufgänger, der ein krasses Abenteuer erleben möchte und dabei keine Rücksicht auf andere nimmt. Die Buchfigur Chris wird plötzlich heroisiert und handelt als gäbe es einen kompletten Bruch in der Biografie. Die Tatsache, dass keine Namen verändert wurden, soll dem Ganzen wohl mehr Authentizität verleihen, aber wir befinden uns klar in der Autofiktion und irgendwo mitten in diesem nächtlichen Roadtrip hat die Geschichte für mich alle Glaubwürdigkeit verloren. Es geht mir nicht darum, ob es wahr ist oder nicht. Ich hatte beim Lesen einfach zunehmend das Gefühl, dass ich diese Geschichte beim besten Willen nicht mehr glauben kann.

Ein Sommermärchen also, wo aus dem Frosch der coole Prinz wird.

Das Buch wird bestimmt viele Leser*innen finden und ich bin auch ganz sicher, es wird vielen gefallen. Es ist ein Sommerbuch, das Erinnerungen an die eigene Jugend weckt. Es gefällt bestimmt vielen.

Bewertung vom 23.02.2025
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


ausgezeichnet

Elijah kehrt als gescheiterter Schriftsteller in die Hütte in Point Orchard, im Nordwesten der USA, zurück. Sein Vater ist vor einigen Jahren gestorben und so gehört die Hütte nun ihm. Er versucht autark zu leben, muss aber schnell einsehen, dass ihm das bisschen Geld, das ihm noch blieb durch die Finger rinnt.

Als Jugendlicher hat er die Kleinstadt mit großen Träumen verlassen. Er war sicher, dass er in der Stadt finden wird, was auch immer er gesucht hat. Das Fernweh und die Suche nach dem großen Wurf hat ihn fortgezogen von seiner Jugendliebe und die Veröffentlichung seines ersten Romans hat ihn dazu veranlasst, sein Versprechen eines Wiedersehens zu brechen.

Der Roman wurde ein fataler Flop und Elijah zieht sich komplett zurück. Er traut sich kaum Nakita unter die Augen zu treten. Erst muss er selbst wieder einen Weg ins Leben finden.

Zeitgleich lesen wir von einem Mord, der wie ein Selbstmord aussehen soll. Die Tote wurde ganz in der Nähe von Elijah Hütte gefunden und langsam ziehen sich die Fäden um Elijah zusammen. Alles scheint auf ihn als Täter zu deuten.

Sarah Crouch hat hier einen spannenden Unterhaltungsroman geschrieben. Durch die verschiedenen Zeitebenen ist die Geschichte abwechslungsreich und spannend. Gekonnt spielt die Autorin mit den Facetten der Wahrheit und zieht die Schlinge immer enger um ihren Protagonisten. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Da sind einerseits diese wunderschönen Naturbeschreibungen, die mich direkt in die Hütte am See versetzen. Gleichzeitig spüren wir einer alten Liebe nach und fühlen uns vorsichtig in eine neue Liebe ein, die von Verlusten und Schmerz geprägt ist und zusätzlich lesen wir von einem Todesfall, der sich immer wieder anders präsentiert. Ich fand das Buch sehr spannend und fühlte mich bis zu letzten Seite hervorragend unterhalten. Diese junge Autorin wird man im Auge behalten müssen.

Bewertung vom 14.02.2025
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


sehr gut

Vor 90 Jahren hat ein giftiger Nebel die Erde überzogen und die Menschheit fast ausgerottet. Nur Niemas Insel im Mittelmeer blieb verschont. Eine Barriere hält den Nebel auf Abstand. Ein Volk aus 122 Personen, geleitet von drei Ältesten lebt friedlich in einfachen Verhältnissen. Sie bestellen die Felder, versorgen das Vieh, essen abends gemeinsam und gehen früh zu Bett, denn wenn die Nachtglocke läutet bleibt nicht viel Zeit bis ihnen das Licht ausgeknipst wird. Wer dann nicht im Bett liegt, verbringt die Nacht auf dem blanken Boden.

Falls das jetzt die ersten Fragezeichen aufwirft, kann man sich gleich ins Buch versetzt fühlen. Denn so ergeht es den Leser*innen dieser Geschichte. Erst scheint alles ganz normal, dann fällt zum ersten Mal was aus der Rolle und die ersten Fragen drängen sich auf. Und es wird immer schräger. Nach und nach entblößt sich eine Welt, die man so nicht erwartet hätte und die ein ganz eigenen Licht auf die Menschheit wirft.

Suart Turton geht streng ins Gericht mit uns Menschen und zeigt uns, dass die meisten von uns nicht fähig sind zu echter Empathie. Besitzdenken, Gier und Machtansprüche stehen uns im Weg und halten uns von einem friedlichen Zusammenleben in Gleichberechtigung ab. In diesem Buch wird versucht dafür eine Lösung zu finden, doch auch dieser Prozess ist nicht ohne Opfer umsetzbar und eins der Opfer ist die Anführerin selbst. Niema wird tot aufgefunden und es scheint sich offensichtlich um Mord zu handeln. Um zu klären, ob tatsächlich einer der Dorfbewohner zu so einem Verbrechen fähig wäre, wir Emory beauftragt Ermittlungen aufzunehmen. Stück für Stück setzt sie die Puzzleteile zusammen und kommt des Rätsels Lösung immer näher.

Das Buch bleibt spannend bis zum Schluss, denn die Auflösung birgt neue Rätsel und der Ausgang bleibt übers Aussterben hinaus ungewiss. Manches habe ich geahnt, anderes so nicht erwartet. Ich habe es gern gelesen, es hat mich hervorragend unterhalten und da es mein erstes Buch des Autors war, bin ich nun auch neugierig auf die beiden Vorgänger.