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Bartie
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Hagen i.Bremischen

Bewertungen

Insgesamt 222 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2021
Fulvio, Luca Di

Es war einmal in Italien (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schön wie ein Märchen

„Es war einmal in Italien“ - der Titel des Buches klingt wie ein Märchenanfang. Und das Buch liest sich wie ein Märchen.

Pietro lebte bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr in einem Waisenhaus. Dann wurde er von einer reichen, wunderschönen Contessa adoptiert und dürfte Freiheit und ein ganz anderes Leben genießen. Marta, ein armes Zirkusmädchen, lernte in Rimini junge italienische Patrioten kennen, die für Freiheit für Rom kämpften. Das Schicksal führt sowohl Pietro wie auch Marta nach Rom, wo sich ihre Wege bald kreuzen. Während Pietro zuerst Französisch und später Fotografieren lernt, schließt sich Marta den jungen Patrioten an, die Rom für den Königsreich Italien befreien wollen. Beide verfolgen scheinbar unterschiedliche Ziele, doch auch hier schreitet wieder das Schicksal ein.

Bei dieser Geschichte mag man kaum das Buch aus der Hand legen. Die Schicksale der beiden jungen Protagonisten sind herzbewegend, ihre Lebensgeschichten ließen mehrmals die Tränen in meinen Augen steigen. Und wie ein Kind freute ich mich über jeden Erfolg von Pietro oder Marta. Denn Beide hatten Träume, an die sie geglaubt haben.

Mit einem ganz anderen Blick habe ich die wunderschöne prachtvolle Stadt Rom betrachtet. Denn Pietro beweist sein fotografisches Talent mit den Bildern von der Stadt und ihren Bewohnern, in denen er nicht nur Schönheit der Umgebung festhalten will. Seine Fotografien sollten das wahre Leben zeigen, der Wahrheit entsprechen. Er sagt selbst über eine Fotografie: „Für mich muss sie die Wirklichkeit spiegeln.“ (Zitat Seite 330)

Dieses Buch hat mich auch in die magische Welt des Zirkus entführt. Mit Martas Augen habe ich die Vorstellung im Zirkus verfolgt, konnte in diese Welt eintauchen, den Zauber des Zirkus förmlich spüren und riechen.

In dem Roman erzählt Luca Di Fulvio viel über die Geschichte des Königreichs Italien und der Stadt Rom. Er macht das sehr geschickt; in einer einfachen aber fesselnden Sprache, die ausdrucksvolle Bilder der italienischen Vergangenheit vor dem inneren Auge des Lesers entstehen lässt.

Ich habe diese Lektüre genossen und würde das Buch jedem wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 20.01.2021
Link, Charlotte

Ohne Schuld / Polizistin Kate Linville Bd.3


sehr gut

Bewegende Menschenschicksale

Zwei schockierende Vorfälle beschäftigen North Yorkshire Police gleichzeitig. In beiden Fällen wurde die gleiche Tatwaffe verwendet: eine Pistole. Im ersten Fall verfolgt ein Unbekannter eine junge Frau im Zug und feuert mehrere Schüsse auf sie ab. Nur dank der coolen Reaktion von Kate Linville kann die Frau dem Täter entkommen.
Ein paar Tage später wurde ein Anschlag auf eine junge Lehrerin verübt. Auch auf sie wurden aus der gleichen Waffe mehrere Schüsse abgefeuert. Da der Täter flüchtig ist und die örtliche Polizei unterbesetzt, wurde Kate Linville, die erst später ihre neue Stelle dort antreten sollte, sofort mit den Ermittlungen beauftragt. Eine fast aussichtslose Jagd nach dem Täter beginnt. Um ihm das Handwerk zu legen ist Kate sogar bereit ihr Leben zu riskieren.

„Ohne Schuld“ ist das dritte Buch aus der Reihe mit Kate Linville. Die Ermittlungen verlaufen zuerst nur schleppend, dafür aber verschafft man sich den genauen Einblick in das Privatleben der Protagonisten. So werden für die Leser*innen die ermittelnden Beamten zu gewöhnlichen Menschen mit unterschiedlichen persönlichen Problemen. Die Charaktere wurden sehr gut dargestellt; man denkt und fühlt mit ihnen.

Der Roman „Ohne Schuld“ ist aber viel mehr als nur eine spannende Krimigeschichte. In dem Buch erzählt die Autorin über zwei Familien, deren Mitglieder durch zahlreiche Fehltritte, Lügen und Falschaussagen nicht nur das eigene Leben, sondern auch das Leben ihrer Mitmenschen zerstören. Und genau diese Parallelgeschichte mit meisterhaft skizzierten Charakteren und bewegenden Schicksalen hat mich sehr berührt und erschüttert.

Den Roman fand ich insgesamt sehr unterhaltsam, obwohl an einigen Stellen, vor allem was Ermittlungen betrifft, unnötig in die Länge gezogen. Das Ende ist mehr als dramatisch. Nicht alles läuft so, wie die Protagonisten des Buches, aber auch wir, die Leser*innen es uns gewünscht hätten. C`est la vie?
Das in einigen Punkten offene Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Eine spannende, lesenswerte Lektüre!

Bewertung vom 09.01.2021
Reynolds, Allie

Frostgrab


ausgezeichnet

Schauriges Wiedersehen

Beim Anblick des Buchcovers mit dem unheimlichen Titel fröstelt es mich. Ich erwarte einen spannenden Thriller mit viel Gänsehautgefühl. Und werde nicht enttäuscht.

Er beginnt mit dem unheimlichen Prolog, in dem Jemand die Pressenachrichten über in den Eismassen des Gletschers aufgetauchte Leichen akribisch verfolgt.

Gerade dort treffen sich nach 10 Jahren die damals gut befreundete Snowboarder zusammen. Jeder von ihnen hat eine Einladung bekommen und erhofft sich ein gelungenes Wiedersehen. Trotzdem begegnen sich die Freunde mit Misstrauen und das Treffen wurde bald zu einem makabren Psychospiel. Zuerst verschwinden alle Handys, die Seilbahn geht nicht mehr und kurz danach gibt es das erste Todesopfer.

Ich fand diesen Thriller sehr spannend. Mit großem Interesse las ich sowohl über die aktuellen Ereignisse in dem verschneiten, abgelegenen Gebäude am Gletscher, wie auch über die Zeit von vor zehn Jahren, in der die gleichen Freunde zusammen trainiert, gefeiert, an Wettkämpfen teilgenommen haben. Damals gab es nicht nur Freundschaft und gesunden Ehrgeiz zwischen ihnen. Es gab auch Liebe und erbitterte Kämpfe mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Kein Wunder, dass es zum Schluss zur unheilvollen Tragödie kam. Über beide Zeitspannen berichtet die hoch ambitionierte Milla, die ebenso eine Einladung zum Treffen bekam.

Jedes einzelne Kapitel enthüllt neue Details der damaligen Tragödie. Misstrauen und Angst breiten sich aus, einige Personen werden von quälenden Schuldgefühlen und Schuldgefühlen geplagt, und alle versuchen irgendwas zu vertuschen. In Wirklichkeit vertraut keiner dem anderen mehr. Sehr spannend, sehr dramatisch, verhängnisvoll.

Der Thriller „Frostgrab“ (meines Erachtens ein idealer Titel für dieses Buch) ist ein gelungenes Debüt von Allie Reynolds, die selbst eine erfolgreiche professionelle Snowboarderin war.

Das Buch bekommt meine wärmste Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.12.2020
Alexander, Zaia

Erdbebenwetter


gut

Blaue Geschichten?

Es ist nicht leicht für mich über dieses Buch zu sprechen. Denn Zaia Alexander erzählt in ihrem Debütroman keine gewöhnliche Hexengeschichte.

Das Buch ist vielmehr ein Sammelsurium von Erinnerungen an bestimmte Ereignisse aus dem Leben der Protagonistin Lou. Die Erinnerungen betreffen sowohl die Gegenwart wie auch die Vergangenheit und scheinen willkürlich miteinander verflochten zu sein. Die junge Frau, die vorher anders hieß, hat den Namen Lou von den Hexern verliehen bekommen, in deren Gemeinschaft sie seit kurzer Zeit lebt. Ab sofort bestimmen die Hexer über Lous Leben, verbieten ihr alle bisherigen Kontakte, sie bekommt eine neue Wohnung und eine neue Identität. Manches erinnert hier sehr stark an ein Leben in einer Sekte, wo man zu einigen Handlungen auf bestimmte Weise gezwungen wurde.

Während des Lesens fragte ich mich oft, warum die junge Frau all das tut und worum es in diesem Roman eigentlich geht. Einige Antworten liefern die Kapitel, in denen Lou sich an ihre Vergangenheit erinnert. Sie hatte eine schwierige Kindheit, wurde von einer labilen Mutter erzogen, die sie ständig auf alle möglichen drohenden Katastrophen vorbereitet hat. Lou wollte Regisseurin werden, aber der berufliche Start ist ihr nicht gelungen. In die Hexer-Gemeinschaft hat sie ihr alter Schulfreund, jetzt ein erfolgreicher Regisseur, eingeführt
Das Leben in Hexer-Gemeinschaft verändert vollkommen die bisher orientierungslose Lou, verwandelt sie in eine verantwortungsvolle Frau, die auch die Erziehung ihrer Adoptivtochter übernehmen muss. Sogar die von ihrer Tochter gerettete Katze Sophie und später ihre Kätzchen wurden von ihr versorgt. Über diese Ereignisse berichtet Lou in den Kapiteln mit der Überschrift „Blau“. Diese Kapitel sollen das Magische, Unlogische, Mysteriöse vermitteln, dafür steht hier die Farbe Blau.

Aber auch die anderen Handlungen dieses Romans sind seltsam. Der Mentor der Hexer-Gemeinschaft erzählte den Mitgliedern oft diverse Geschichten. Lou spricht so darüber:
Die Geschichten wurden meistens völlig absurd. Ihnen schien jeder Bezug zur Realität zu fehlen. (Seite 112)
Dieses Gefühl hatte ich oft beim Lesen dieses Buches.

Trotzdem fasziniert mich die Lebensgeschichte der Protagonistin Lou, einer außergewöhnlichen jungen Frau. Der Roman konnte ich jedoch nur sehr mühsam lesen, für mein Geschmack gibt es darin zu viel des Unlogischen und Absurden, dafür aber zu wenig von der mysteriösen Magie. Das Leben der Hexer hat mich irritiert, ich fand es nicht wirklich interessant.
Dafür liebevoll und oft sehr poetisch schreibt Zaia Alexander über Los Angeles, die Stadt wo der Roman spielt und wo die Autorin aufgewachsen ist.

FAZIT: keine leichte Lektüre, am besten für die Liebhaber des magischen Realismus zu empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.12.2020
Conti, Giulia

Isola Mortale / Simon Strasser Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannende Fortsetzung der Piemont-Krimi-Reihe mit Simon Strasser

Kurz vor Weihnachten geht es auf der Isola San Giulio turbulent zu. Nicht nur der vorweihnachtliche Stress und das stürmische Wetter setzen den Menschen zu. Für viel Aufregung sorgt die am Ufer des Lago d`Orta gefundene Leiche einer jungen Nonne aus dem nahegelegenen Kloster. Die Novizin, deren Ruderboot noch auf dem Wasser trieb, ist wahrscheinlich in der stürmischen Nacht auf dem See ums Leben gekommen.
Maresciallo Carla Moretti findet schnell heraus, dass die junge Frau aus Deutschland auf die Isola San Giulio gekommen war. Sie war auf der Suche nach ihrer verschwundenen Mutter, die mit den einigen Inselbewohnern berufliche Kontakte pflegte. Aus diesen Gründen bittet die Kommissarin den ehemaligen Polizei- und Gerichtsreporter Simon Strasser um Unterstützung bei den Ermittlungen.
Bald entdeckt man zwei weitere Leichen in einem Autowrack am Grund des Sees und die Ereignisse überschlagen sich. Die vorweihnachtliche Idylle am Lago d`Orta wurde offensichtlich gestört.

Mit dem Buch „Isola Mortale“ setzt Giulia Conti ihre Piemont-Krimi-Reihe mit Simon Strasser fort. Der Halbdeutscher, Halbitaliener – wie er über sich selbst sagt, lebt seit ungefähr fünf Jahren in Ronco am Lago d`Orta. Nachdem er seinen Job in Frankfurt aufgegeben hat, freute er sich auf ein ruhiges Dolce Vita am wunderschönen See in Italien. Aber seine journalistische Neugierde lässt ihn auch hier nicht los und er mischt sich oft in das aktuelle Geschehen im Ort ein.
Besonders gerne unterstützt er die örtliche Kommissarin Carla Moretti in ihren Ermittlungen. Die sympathische Maresciallo gefällt Simon sehr, aber er liebt doch seine Freundin Luisa, die auch jetzt die Weihnachtszeit zusammen mit ihm verbringt.
Sehr interessant ist der Krimi von Giulia Conti. Bereits der erste Fall mit der Nonne ist sehr spannend. Er wirft viele Fragen auf, man will unbedingt erfahren warum die junge, schöne und lebenslustige Frau unbedingt ins Kloster wollte? Ist sie auf die Spuren von ihrer vermissten Mutter auf der Insel gestoßen? Ist sie deswegen ermordet worden? Oder was es in Wirklichkeit nur ein tragischer Unfall?
Und als einige Tage später der Autowrack mit zwei Leichen gefunden wurde, geraten immer mehr Menschen unter Verdacht. Auch alte Geheimnisse kommen ans Tageslicht, alte Wunden wurden aufgerissen.
Da Simon bei den Ermittlungen nicht von den Alleingängen ablassen kann, gerät er immer wieder in die Bredouille. Auch seine Freundin Luisa riskiert einiges, und um Nicola, seine Ziehtochter muss er sich ebenfalls Sorgen machen.
Der Krimi hat mich von Anfang an in Atem gehalten, die spannende Handlung mit zahlreichen Wendungen bis zum Schluss gefesselt. Darüber hinaus haben mich die gut skizzierten Romanfiguren überzeugt. Sehr gerne würde ich eine Fortsetzung mit den Protagonisten lesen.
Die Autorin Giulia Conti lebt seit mehr als zwanzig Jahren in Norditalien am Lago d`Orta. In dem Roman erzählt sie viel über diese wunderschöne Gegend und die Menschen, die dort leben, über ihre Traditionen, Gepflogenheiten und auch über die wirtschaftliche Lage. Und da der Krimi im Dezember spielt, taucht man unvermeidlich in die weihnachtlich geschmückte Welt am Lago d`Orte ein.
Das Buch eignet sich hervorragend als aktuelle Weihnachtslektüre. Und da mich der Krimi gut unterhalten hat, bekommt er meine wärmste Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.12.2020
MacGabhann, Tim

Der erste Tote


sehr gut

Wahrheit oder Fiktion?

Andrew und Carlos, ein Reporter und ein Fotograf, berichten täglich über den Drogenkrieg in Mexiko. Brutale Kämpfe, Gewalt, Tod und Mord sind ihnen deswegen nicht fremd. Trotzdem schockiert sie der Anblick des auf grausame Weise ermordeten jungen Aktivisten und lässt sie nicht los. Vor allem Carlos reagiert impulsiv, fotografiert die Leiche und beginnt in der Sache zu recherchieren. Bald wurde auch er gefoltert und ermordet. Andrew, für den Carlos mehr als nur ein Kollege war, beschließt Carlos Recherche fortzusetzen und auf diese Weise auf den Tod seines besten Freundes aufmerksam zu machen.

Die ersten Kapitel dieses Thrillers halten mich in Atem. Es wimmelt dort nur von Gewalt, Mord, Unrecht, Blutvergießen, Menschen sterben oder verschwinden auf einmal. Der Autor zeichnet ein Bild des Landes, das sehr stark von einem Foto aus dem Urlaubsparadies abweicht. Ich merke sehr schnell: es ist extrem gefährlich dort, das Leben ist nicht einfach. Auch die zahlreiche Umweltprobleme tragen dazu bei. All diese interessanten Informationen bewegen und regen zu weiteren Nachforschungen im Internet an.

Aber die anfängliche Spannung lässt schnell nach. Der Autor überschüttet den Leser mit so vielen Details aus dem brutalen Alltag in dem exotischen Land, aus der Welt des Verbrechens und der Wirtschaftskriminalität und den Verflechtungen zwischen ihnen, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Auch die unzähligen spanische Begriffe machen die Lektüre nicht gerade leichter.

Tim MacGabhann hat seinen Thriller in Form einer Crônica verfasst, einer Mischung aus journalistisch-dokumentarischen Texten und frei erfundenen Inhalten. Darüber schreibt er ausführlich im Anhang zum Roman. Gleichzeitig erklärt er die Umstände, die ihn zum Schreiben dieses Romans in der Form bewogen haben.
„Betrachten Sie Call Him Mine also entweder als einen Thriller in Form einer crônica oder als crônica in Form eines Thrillers. Betrachten Sie es als eine irgendwie verzerrte Art, die Wahrheit zu sagen.“ (265)

Ich wünschte mir der Anhang mit dem Titel „Die Würdigung des >echten Carlos< am Anfang dieses ungewöhnlichen Thrillers stehen. Dann hätte ich ganz andere Erwartungen an diesen Roman gehabt und auf ganz andere Weise diese Lektüre genossen.

Bewertung vom 05.12.2020
Nesbø, Jo

Ihr Königreich (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein ungewöhnlicher Krimi

Familie Opgard besitzt ein karges Grundstück in dem abgelegenen norwegischen Ort Os. Der Vater, „amerikanischer als jeder Amerikaner (…) bezeichnete das Land als sein Königreich“ (Zitate Seite 12). Von dem Vater lernten beide Jungs Roy und Carl, dass Männer hart und stark sein müssen und dass im Leben nur die eigene Familie zählt.
Nach dem tödlichen Unfall der Eltern übernimmt Roy die Verantwortung für den jüngeren Bruder Carl. Carl verlässt die Heimat um in den USA zu studieren und kehrt einige Jahre später mit seiner Frau Shannon nach Opgard zurück. Beide haben große Pläne, wollen auf dem Opgards Grundstück ein Wellness Hotel bauen und den ganzen Ort daran beteiligen.
Carls Rückkehr weckt alte Erinnerungen in Roy und sorgt auch für Unruhe im ganzen Ort. Alte Wunden wurden aufgerissen, langsam kommen die Geheimnisse der Vergangenheit ans Licht.

„Ihr Königreich“ von Jo Nesbo ist ein ungewöhnlicher Krimi. Der ältere Bruder Roy erzählt die tragische Geschichte der Familie Opgard. Er erinnert sich an den Familienalltag in seiner Jugend, erzählt über ungewöhnlichen Erziehungsmethoden des Vaters, berichtet über sein ausgeprägtes Beschützerinstinkt und seine starke Liebe zu dem jüngeren Bruder.
Im Laufe der Geschichte wurde mir klar, dass in dieser Familie nie eine heile Welt existiert hat. Nach und nach verrät Roy Geschehnisse, die man nicht anders als nur Gewalt, Unrecht oder Verbrechen bezeichnen kann. Diese Geschehnisse prägen die beiden Brüder und bestimmen ihren weiteren Lebensweg.
Mit großem Interesse habe ich diesen Kriminalroman gelesen. Diese anfangs ruhige Familiengeschichte entwickelt sich kontinuierlich zu einem spannenden Krimi mit zahlreichen Überraschungs- und Gänsehautmomenten. Meisterhaft skizzierte der Autor die beiden Hauptcharaktere Roy und Carl; zwei Brüder, die nach außen hin nicht unterschiedlicher sein könnten. Der Verlauf der aktuellen Ereignisse beweist jedoch eindeutig, dass bei den beiden Brüdern die gemeinsame Vergangenheit starke Narben hinterlassen hat.
Zum Schluss überschlagen sich die dramatischen Ereignisse. Hier beweist Jo Nesbo sein Können als meisterhafter Krimiautor. Das Ende wirkt jedoch ein bisschen unglaubwürdig, einige Fakten werfen noch Fragen auf. Können wir vielleicht auf eine Fortsetzung der Geschichte hoffen?
„Ihr Königreich“ ist eine perfekte Lektüre nicht nur für lange winterliche Abende

Bewertung vom 14.11.2020
Gunn, Kirsty

Untreuen


sehr gut

Geschichten über starke Frauen

Das Buch „Untreuen“ ist eine Sammlung der Kurzgeschichten über Frauen, die plötzlich ihrem Leben einen anderen Sinn geben wollen. Sie verändern ihren Alltag, ihre Gewohnheiten.

Manchmal reicht nur ein einziger kleiner Moment aus, eine neue Begegnung, eine Eingebung, damit das bisher Gelebte in Frage gestellt wird. Auf einmal wird all das, was bisher im Leben am wichtigsten war: der Ehemann, die Kinder, das geregelte sichere Leben, nicht mehr so wichtig. Die Frauen treffen neue Entscheidungen, gehen weg, bleiben weg, ändern auf verschiedene Weise ihr Leben.

Bewegend fand ich die Geschichte „Elegie“ über die schwerkranke Komponistin Elisabeth, die ab sofort über ihr Schicksal selbst entscheiden will.
In der Geschichte „Glenhead“ ist das neue Haus „wie ihr Schatten“ (….) “mit leeren Zimmern, aber verriegelter Tür“ (Zitat Seite 60) der Auslöser für Sarahs neue Entscheidung, für ihren Entschluss „wegzugehen“.
Die Geschichte „Dick“ ist eine erschütternde Beichte, in der eine Frau das Geheimnis ihres Lebens enthüllt. Sie spricht über den Preis, den sie als junges Mädchen für ein Geschenk ihres Vaters, ein neues Cabrio, bezahlen musste.

In allen Erzählungen dieses Bandes schreibt Kirsty Gunn, feinsinnig und objektiv, über bewegende Episoden, enthüllt sehr emotionale Details, die zu ganzen Geschichte werden.
Es lohnt sich diese Erzählungen mehrmals zu lesen und sich Zeit zum Nachdenken nehmen.

Bewertung vom 07.11.2020
Jarck, Volker

Sieben Richtige


sehr gut

Ein gutes Buch

Am Anfang des Romans reihen sich mehrere traurige Geschichten aneinander an.
In Bochum wird ein dreieinhalbjähriges Mädchen auf dem Nachhauseweg von einem Raser überfahren und lebensbedrohlich verletzt. In Köln wartet die Schriftstellerin Eva Winter vergeblich auf den Fahrer einer Umzugsfirma, der die Möbel für ihre neue Wohnung bringen sollte. Evas Vater ist gerade in einem Altenheim verstorben. Ricardo Santos, ein zuverlässiger Lkw-Fahrer verstirbt auf einem Rastplatz von einer Wespe gestochen. Victor Faber erhält eine Mail von seiner Noch-Ehefrau mit einer erschütternden Nachricht ihrer Ärztin. In Rom endet die junge Liebe von Linda und Tim; ab sofort gehen die beiden getrennte Wege.

All diese Geschichten sind sehr traurig und bedrückend. Und auch wenn ich beim Lesen denke „so ist das Leben“, hoffe ich doch, dass es für alle Protagonisten irgendwie weitergehen muss. So wie in dem kurzen Kapitel „Die Zehntelsekunde,“ angekündigt wurde: „Wenn es dann rauschend abwärtsgeht, fühlen wir: Das was schön, aber schöner wird es nicht, denn irgendwann hört es wohl auf. (…) Beim nächsten Mal, beim nächsten Mal ganz ohne Zweifel.“ (Zitat Seite 11)
Die Neugier auf den weiteren Verlauf und der anschauliche, dynamische Schreibstil des Autors bewirken, dass ich weiterlesen muss. Auch die Hoffnung auf die sechs Richtige plus Zusatzzahl für die Protagonisten des Romans zieht mich in die Geschichte hinein.
Und so werden die einzelnen Geschichten weitergesponnen, neue Lebenskapiteln aufgeschlagen, manche Episoden aus der Vergangenheit hervorgeholt. Die Wege der Protagonisten kreuzen sich oder gehen weit auseinander, über alles entscheidet oft nur der Zufall. Dies bewirkt, dass man bei den vielen Protagonisten, die alle sehr wichtige Rolle in dem Ganzen spielen, leicht den Überblick verlieren kann. Eine gute Hilfe bietet hier die Aufstellung aller Personen am Anfang des Buches.
„Sieben Richtige“ ist ein Debütroman von Volker Jarck. Laut S. Fischer Verlage mag der Autor „schöne Sätze in guten Büchern“ (Zitat Verlagsseite). Es gibt viele schöne Sätze in diesem guten Buch. So wie diese hier zum Beispiel:
„Das Hörnchen verharrt, vermutlich denkt es nach. Es sieht nicht aus, als hätte es eine Antwort parat. Oder es weiß ganz genau, dass man manchmal am besten schweigt und in die Sonne blinzelt. An guten Tagen blinzelt sie zurück.“ (Zitat Seite 49)

Bitte lesen und genießen!

Bewertung vom 31.10.2020
Lodge, Gytha

Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein spannender Krimi zum Mitraten

Mit viel Ungeduld und voller Vorfreude wartet Aidan auf die Verbindung mit Zoes Rechner. Wie jeden Donnerstagsabend will er die Zeit mit Zoe online verbringen. Aber diesmal läuft alles anders als sonst. Aidan kann diesmal seine Freundin nicht sehen, stattdessen hört er Kampfgeräusche aus ihrem Badezimmer und sieht wenig später eine Person, die Zoes Wohnung verlässt.
Im ersten Moment will Aidan die Polizei anrufen, aber als ihm klar wurde, was er selbst dabei riskiert, zögert er. Was befürchtet er? Warum tut er nichts?

Das Buch fesselt von der ersten Seite an. Ein Mord, der live am Bildschirm verfolgt wurde – es ist ein schockierendes Ereignis. Wusste der Mörder, dass er beobachtet wurde?
Und ein Augenzeuge, der ängstlich auf jedes Geräusch in seinem Haus achtet – sehr merkwürdig. Warum unternimmt Aidan nichts, um das Verbrechen zu verhindern oder mindestens den Verlauf zu stören?
Die Ermittlung in dem Fall übernimmt der Detective Chief Inspector Jonah Sheens mit seinem Team. Die sympathischen Ermittler leisten gute Arbeit und ergänzen sich hervorragend. Trotzdem laufen die Ermittlungen schleppend, nicht zuletzt, weil es viele potenziellen Täter in dem Mordfall gibt.
Zoe hatte einen großen Bekanntenkreis und viele Freunde, mit denen sie im regen Kontakt stand. Schnell wurde es offensichtlich, dass viele von ihnen einiges zu verbergen haben. Alle haben ihre dunklen Seiten und Geheimnisse, die jetzt ans Licht kommen. Die Charaktere mit all ihren Stärken und Schwächen wurden sehr interessant dargestellt.
Es sind jedoch die Rückblicke in die letzten Monate vor dem Verbrechen, die dem Leser erlauben die ganze Geschichte zu erfahren und die Protagonisten besser kennenzulernen. Auf dieser Weise ist man dem Ermittlerteam immer einen Schritt voraus und kann dabei schön mitraten.
Was in diesem Fall nicht gerade einfach ist. Denn die Autorin versteht es meisterhaft, den Leser auf die falschen Fährten zu locken! Zum Schluss erwartet den Leser eine spannende, völlig überraschende Auflösung.
„Wer auf dich wartet“ ist das zweite Band der Krimireihe um den Detective Jonah Sheens. Diese Krimireihe ist jedem Krimi-Fun absolut zu empfehlen.