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allegra
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Insgesamt 295 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2013
Raabe, Marc

Der Schock


sehr gut

Wie schon der Titel vermuten lässt, ist dieses Buch wenn nicht ein echter Schock, so doch ziemlich verstörend. Die Handlung ist aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Man begleitet Jan bei seiner Suche nach Laura und erfährt in Rückblenden immer mehr aus Lauras wechselhafter Vergangenheit. In einer anderen Perspektive ist man bei Laura selber und erlebt mit, was ihr widerfährt. Auch der Täter wird sehr früh eingeführt und man erfährt recht viel über ihn und seine Beweggründe. Aber wie er mit den Lebensgeschichten der anderen Figuren zusammenhängt, wird erst ganz zum Schluss klar, was bei mir wirklich für Gänsehaut gesorgt hat.

Besonders gruselig fand ich, dass sich der Täter bei seinen Verbrechen sein Gesicht mit schwarz weißen Mustern verunziert. Das kann man sich bildlich so leicht vorstellen, dass einem das Buch wirklich in die Träume verfolgen könnte. Seine „Behandlungen“, die er seinen Opfern zukommen lässt, sind recht genau beschrieben, so dass ich dieses Buch sensibleren Lesern nicht wirklich empfehlen würde.

Marc Raabe hat es geschafft, mich mit seinem angenehm flüssig zu lesenden Schreibstil mehrere Tage lang an dieses Buch zu fesseln. Ich verwende den Begriff „Pageturner“ sehr sparsam. Aber im letzten Drittel konnte ich das Buch wirklich kaum mehr weglegen, weil ich unbedingt wissen musste, in welche menschlichen Niederungen mich dieses Buch noch führen wird.

Etwas weniger gefallen hat mir, dass die Polizei mehr oder weniger außen vor gelassen wurde. Spätestens als man die Leiche von Jans Nachbarin in seinem Gefrierschrank gefunden hat, musste ja ein Großfahndung laufen. Davon hat man leider nicht wirklich was mitgekriegt. Ein paar andere Dinge sind mir ebenfalls etwas unglaubwürdig. Aber das würde jetzt zuviel am Inhalt verraten.

„Der Schock“ ist ein sehr spannender Thriller, der beweist, dass Marc Raabes Erfolg mit „Schnitt“ keine Eintagsfliege war. Mir persönlich hat „Schnitt“ etwas besser gefallen, aber ich habe mich dennoch wiederum bestens unterhalten gefühlt. Die Wendung, die die Handlung nimmt, finde ich sehr ungewöhnlich und unerwartet. Ich vergebe 4 Sterne und eine Lesempfehlung.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2013
Ebert, Sabine

1813 - Kriegsfeuer


ausgezeichnet

Sabine Ebert erzählt anhand einiger fiktiver und sehr vieler historisch verbürgter Personen das Jahr 1813 im Königreich Sachsen aus verschiedenen Perspektiven nach. Das Geschehen ist geprägt von einer Vielzahl an Gemetzeln und Schlachten, aber auch persönlicher Schicksal und Erfahrungen. So erleben wir an der Seite von Henriette, die mit ihrem Bruder zu ihren Verwandten, dem Drucker und Verleger Friedrich Gerlach nach Freiberg zieht, die Sorgen und Nöte der Zivilbevölkerung. So sind sie immer wieder verpflichtet, Soldaten bei sich aufnehmen und zu verköstigen. Gleichzeitig leiden sie aufgrund der Bedrohung des Kriegsausbruchs und viele Familien verlieren ihre Söhne und Väter an der Front. Henriette leistet ihren Teil des Dienstes bei der Pflege von schwer Verletzten im Lazarett, erst in Freiberg und später im heftig umkämpften Leipzig, wo im Oktober 1813 die Völkerschlacht geschlagen wird.

Damit das Verständnis dieses komplexen Buches leichter fällt, enthält das Hörbuch eine zweiseitige historische Karte. Die eine Seite zeigt Europa unter Napoleon mit den wichtigsten Schlachten und die andere Seite stellt den Frühjahrs- und Herbstfeldzug 1813 bis zur Völkerschlacht im Königreich Sachsen dar. Ebenfalls auf der Karte ist eine lange Liste der fiktiven und historisch belegten Persönlichkeiten, ohne die das Verständnis kaum möglich wäre. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, mit so vielen Figuren.

Der chronologisch aufgebaute Roman ist unter Angabe von Zeit und Ort eingeteilt in Kapitel, die lange genug sind, so dass man richtig in die Geschichte eintauchen und mit den beteiligten Figuren mitleiden kann. Zu Beginn der Kapitel sind jeweils die Zeit und der Schauplatz genannt, so dass man sich gut orientieren kann. Das Leid, das so viele Soldaten auf allen Seiten erlitten, ist unbeschreiblich. Sabine Ebert schafft es, blutige Schlachtszenen ohne Effekthascherei und doch sehr eindringlich darzustellen. Sie zeigt auf, wie der Machthunger einiger weniger gieriger Herrscher innerhalb weniger Monate Hunderttausende von Menschen ins Unglück und in den Tod stürzten.

Doris Wolters ist mit der Interpretation dieses ungekürzten Hörbuchs ein Meisterwerk gelungen. Sie liest sehr ausdrucksstark, vermag es den vielen Figuren, den männlichen wie den weiblichen allen eine individuelle Stimme und Sprechweise zu verleihen. Ich bin die ganzen 20 Stunden und 50 Minuten ihrer Stimme nicht müde geworden.


Mein Fazit

Dieser Roman stellt Kriegsgeschehen in Sachsen im Jahr 1813 bis zur Völkerschlacht sehr nachvollziehbar dar. Dennoch ist das kein Kriegsroman sondern ein Werk, das sich durch die Darstellung von reiner Menschlichkeit über die Grenzen der Heereslager hinweg für den Frieden ausspricht.

Gerne vergebe ich diesem Hörbuch 5 Sterne und sowohl eine Lausch- wie auch eine Leseempfehlung.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2013
Minier, Bernard

Schwarzer Schmetterling / Commandant Martin Servaz Bd.1


sehr gut

Der Prolog führt einem direkt mitten in die Geschichte hinein. Eine Gruppe Arbeiter eines Kraftwerks muss mit der Seilbahn auf die Bergstation fahren und findet dort ein totes Pferd, das in den Seilen hängt. Diese unwirkliche Szene brannte sich so richtig in meinem inneren Auge ein. Die düstere Stimmung, die dadurch heraufbeschworen wird, bleibt das ganze Buch hinweg bestehen. Die Beweislage deutet darauf hin, dass der Schwerverbrecher Hirtmann zumindest etwas mit den Morden zu tun hat. Er ist in einer Spezialklinik untergebracht, wo die junge Psychologin Diane Berg ein praktisches Jahr absolvieren möchte. Die Gespräche, die sie mit Hirtmann führt erinnern einem sehr an das Schweigen der Lämmer, vielleicht etwas zu sehr. Auch die Polizei muss sich mit Hirtmann unterhalten, was dem Klinikleiter, aber auch gewissen oberen Instanzen nicht wirklich behagt. Die Ermittler Martin Servaz, Irène Ziegler und Vincent Espérendieu sind sehr glaubhaft charakterisiert und anschaulich beschrieben. Ihr Privatleben ist eher nonkonformistisch, was sie sehr sympathisch erscheinen lässt. Die anderen Mitglieder der Gendarmerie sind mir etwas fremd geblieben, sie haben aber auch keine wichtigere Rolle gespielt.

Die Ermittlungen führen, wie so oft zu Verbrechen, die in der Vergangenheit verübt worden sind und niemals angezeigt wurden, so dass die Täter ungeschoren davon kamen. Auch unter den Ermittlern und anderen Behördenmitgliedern gibt es Beteiligte, was den Verlauf der Handlung immer wieder unerwartete Wendungen verleiht.

Sprachlich ist das Buch sehr flüssig und größtenteils angenehm zu lesen. An einigen Stellen hätte man an der Ausdrucksweise noch etwas feilen können, aber ich weiß nicht ob das dem Original oder der Übersetzung geschuldet ist. Eine kleinere logische Schwäche im Zusammenhang mit einem Handy ist mir aufgefallen, die allerdings den Verlauf der Handlung nicht weiter beeinflusst.

Der Spannung ist anfangs sehr hoch, dann lässt sie etwas nach, um gegen Ende konstant zu steigen. Alle losen Fäden werden dabei aufgelöst und ein Cliffhänger lässt möglicherweise eine spannende Fortsetzung vermuten.



Mein Fazit

Insgesamt hat mir dieser Thriller spannende Unterhaltung geboten. Den einen oder anderen Schlenker in der Handlung hätte man von mir aus weglassen können, ohne dass der Plot darunter gelitten hätte. Das Buch ist originell von den Ermittlern her. Vom Inhalt her bietet es Spannung pur, wenn einem auch einige Ideen etwas bekannt vorkommen.

Ich vergebe diesem Buch 4 Sterne.

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2013
Lobato, Carmen

Im Tal der träumenden Götter


sehr gut

Im Tal der träumenden Götter

Inhalt

Mit „Im Tal der träumenden Götter“ setzt Carmen Lobato die Geschichte von Benito und Katharina Alvarez Lutenburg aus „Im Tal der gefiederten Schlange“ fort. Das Buch setzt etwa 30 Jahre nach dem ersten Teil ein. Man begegnet zahlreichen Personen aus dem ersten Band, kann aber die Geschichte auch für sich lesen, da alle Figuren sorgfältig eingeführt werden.
Katharina lebt mit ihren Kindern Vicente, Anavera und Josefa auf einer Ranch mit Kaffeeplantagen und Pferdezucht fern ab der des städtischen Hektik. Benito ist inzwischen Gouverneur von Querétaro und lebt den größten Teil des Jahres getrennt von seiner Familie in Mexiko Stadt.

Josefa wird volljährig und ist vom Gedanken beseelt, Journalistin zu werden. Sie beschließt ihre ländliche Heimat zu verlassen und in Mexiko Stadt ihr Glück zu suchen, wo sie erst bei ihren Verwandten, den Hartmanns wohnt und später in eine eigene Wohnung zieht. Als Kind vom Lande ist sie schwer beeindruckt vom hektischen Getriebe der Großstadt. Sie lernt einen gefährlichen Mann kennen, der Benito vernichten will, verliebt sich in ihn und verliert darüber auch zeitweilig ihren gesunden Menschenverstand und die Loyalität zu ihrer Familie.


Meine Meinung

Ich habe den Vorgängerband nicht gelesen, hatte aber keinerlei Verständnisprobleme bei dieser wunderschönen, farbenprächtigen und gefühlvollen Familiensaga. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, durch die man die Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen der Hauptfiguren leicht nachvollziehen kann. Durch die wechselnden, sehr anschaulich beschriebenen Schauplätze wird die Spannung hoch gehalten.

Das Buch handelt aber nicht nur von den Sonnenseiten des Lebens. Die Autorin stellt auch die schlechten Lebensbedingungen der Bevölkerung in den Slums von Mexikostadt sowie das harte Leben der Landarbeiter, die ausgenutzt und sogar ausgepeitscht werden, sehr eindringlich dar.

Das politische Klima von Mexiko, das stark geprägt ist durch Korruption und Willkür, wird am Beispiel von Journalisten, die nur aufgrund ihrer unbequemen Meinung eingesperrt werden, dem Leser sehr glaubhaft näher gebracht.
Aber natürlich darf man sich auch an schönen Landschaften erfreuen. So hat mir eine Fahrt durch den Dschungel von Yucatán zu einer Ausgrabungsstätte der Mayas ganz besonders gut gefallen.

Auf die Irrungen und Wirrungen, die die Liebe unter den Figuren anrichtet und wohin sie führt, möchte ich nicht weiter eingehen. Aber es kommt auf jeden Fall Spannung auf und die Geschichte nimmt einige unerwartete Wendungen.

Diesem sehr flüssig zu lesenden Buch spreche ich gerne eine Lesempfehlung aus für Liebhaber von Liebesgeschichten mit exotischer und etwas historischer Würze.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2013
Berg, Alex

Dein totes Mädchen


sehr gut

Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise in den hohen Norden aber auch in die Kindheit und Jugend der Hauptfiguren. Caroline hat in einem kleinen Dorf in Nordschweden eine glückliche Kindheit verbracht. Als junge Frau hat sie Schweden jedoch für ganze 28 Jahre den Rücken gekehrt. Mit fast 50 verliert sie ihre 26 jährige Tochter durch einen tragischen Unfall. Da sie nicht mit dem Verlust fertig wird, reist sie mit ihrem Hund in ihr Heimatdorf zruück, wo sie versucht zur Ruhe zu kommen. Durch die Begegnung mit alten Freunden, allen voran ihrer großen Jugendliebe Ulf, der inzwischen bei der Kriminalpolizei Karriere gemacht hat, werden sehr viele Erinnerungen wach.
Es wird sehr bald klar, dass Caroline durch dunkle Geheimnissen belastet ist, denen sie sich stellen muss.

Dieser Roman beginnt wie ein Krimi. Die Spannung wird anfangs sehr schnell aufgebaut und bleibt auch durchwegs hoch. Allerdings verlagert sich die Thematik sehr bald. Das Buch ist mehrheitlich geprägt durch die unheimliche aber auch schöne und ruhige Atmosphäre im eisigen Winter Nordschwedens und die Beziehungen von Caroline und ihren Jugendfreunden, die durch viele Rückblenden und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.

Die eingängige sprachliche Ausdrucksweise von Alex Berg ermöglichte mir, das Buch recht zügig zu lesen und in die beeindruckende Atmosphäre einzutauchen. Die Charaktere gewinnen im Laufe des Romans mehr und mehr Konturen. Dennoch konnte ich die Hauptfigur nicht so wirklich greifen. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin den Mut gehabt hat, zu dem Ende zu finden, der zum Buch passt und nicht in ein Happy End ausgewichen ist, das vermutlich vielen Lesern besser gefallen hätte.

Von mir erhält dieser gefühlvolle und stimmungsvolle Roman 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2013
Stolzenburg, Silvia

Im Reich der Löwin


sehr gut

Bei „Im Reich der Löwin“ handelt es sich um einen historischen Roman, der sich deutlich unterscheidet vom Typ „Liebesgeschichte vor historischer Kulisse“. Das Buch ist ein Füllhorn an historischen Informationen und ich bin sicher, dass man beim wiederholten Lesen immer wieder neue Details findet an geschichtlichen Verflechtungen, die manchmal im Vorbeigehen erwähnt sind.

Die Handlung des Romans wird aus verschiedenen Perspektiven in chronologischer Reihenfolge erzählt. Die meisten handelnden Figuren sind historisch belegt und glaubhaft charakterisiert. So sind der aufbrausende Charakter und seine bisweilen leichtsinnige Verhaltensweise von Richard Löwenherz sehr gut vorstellbar. Die fiktiven Personen sind geschickt eingewoben in das Beziehungsgefüge der historisch verbürgten Figuren. Eine Personenübersicht und eine Karte von Frankreich erleichtern einem das Verständnis.

Die Liebesgeschichte, die sich zwischen zwei Figuren anbahnt ist sehr behutsam eingefügt, man erlebt, wie ungewiss das Leben von jungen, an sich privilegierten Frauen war, weil sie, oft als Spielball für Machtintrigen dienten.

Ich habe dieses Buch ohne Kenntnis des ersten Bandes gelesen und habe nach kleineren Anfangsschwierigkeiten gut in die Geschichte hinein gefunden. Die schnell aufeinander abfolgenden Szenenwechsel fand ich manchmal etwas anstrengend. Kaum hatte ich mich in eine Handlungsumgebung eingelesen, wurde ich wieder durch einen Wechsel des Schauplatzes herausgerissen. Aus diesem Grund empfehle ich das Buch so zu lesen, dass man ausreichend Zeit am Stück damit verbringen kann.

Der Schreibstil von Silvia Stolzenburg sagt mir sehr zu, weil sie es förmlich versteht, mit Worten zu malen. Ich konnte mir die Burgen und Heereslager immer sehr gut vorstellen. Man spürt, dass die Autorin auch bei Kleinigkeiten wie architektonischen Besonderheiten oder der Kleidung sehr genau recherchiert hat.

Mein Fazit

„Im Reich der Löwin“ ist ein sehr reichhaltiger historischer Schmöker, der dem Leser die Geschichte von Richard Löwenherz nach seiner Rückkehr ins Reich bis zu seinem Tod näher bringt. Das Buch ist der zweite Teil von „Schwerter und Rosen“ und kann eigenständig gelesen werden. für den optimalen Lesegenuss empfiehlt sich aber die Einhaltung der Reihenfolge.
Ich vergebe diesem Buch eine Lesempfehlung für Liebhaber guter historischer Mittelalter-Romane. Allerdings ist es keine leichte Lektüre und erfordert die Bereitschaft, sich etwas intensiver mit der Lektüre zu beschäftigen als es beim üblichen Unterhaltungsroman der Fall ist.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2013
Strobel, Arno

Der Sarg


gut

In diesem Thriller spielt Arno Strobel mit der Urangst aller Menschen, lebendig begraben zu sein. Das ist nun nicht wirklich eine neue Idee in einem Thriller, dennoch bietet es natürlich immer wieder Anlass zu Nervenkitzel. Doch ist das in diesem Buch wirklich gelungen?

Bei mir leider nicht so wirklich. „Der Sarg“ ist sicherlich spannend zu lesen, ich habe mich die ganzen 360 Seiten lang nicht gelangweilt; aber das echte Pageturner und Nervenkitzel Gefühl hat mir gefehlt. Als recht routinierte Leserin ist mir ein entscheidender Hinweis zum Tatort sehr früh aufgefallen. Und die Täterschaft habe ich nach der Hälfte auch - leider richtig - vermutet. Ich bevorzuge aber ehr unerwartete, und doch schlüssige Wendungen und Überraschungen. Darauf habe ich hier vergebens gewartet. Allerdings hätte es mich sehr Wunder genommen, wie es mit den Nebenfiguren weitergegangen ist. Die sind nämlich teilweise wirklich interessant und hätten mehr hergegeben. Aber das ist leider nicht weiter ausgeführt.

Ein sicherlich wichtiges Thema, das Strobel im Buch aufwirft, ist Missbrauch an Kindern und das Wegschauen der Beteiligten. Es ist erschreckend und macht mich unendlich wütend, wenn Erwachsene es nicht wahrhaben wollen, wenn Kinder in Not sind. Und man muss alles erdenkliche Verständnis für Menschen haben, denen in der Kindheit Unrecht angetan wurde. Aber das Thema ist inzwischen auf dem Thrillermarkt etwas zu omnipräsent, dass es für mich schon in die Richtung Effekthascherei geht.

Im Gegensatz zu „Das Skript“ fand ich diesen Thriller schwächer, weil mich auch die Herausarbeitung der Ermittlercharaktere nicht überzeugt hat. Ich weiß, dass Arno Strobel das besser kann, freue mich auf den nächsten Teil und hoffe, dass er sich genügend Zeit dafür nimmt und sich nicht zu sehr unter Zeitdruck setzen lässt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2013
Riebe, Brigitte

Die schöne Philippine Welserin


ausgezeichnet

Inhalt

Der Roman „Die schöne Philippine Welserin“ zeigt die Jahre der Kaufmannstochter Philippine Welser von 1556 bis zu ihrem Tod 1595. Philippine, von ihren Angehörigen Pippa genannt, trifft bei einem Besuch bei ihrer Tante Katharina von Loxan auf Schloss Bresnitz in Böhmen den Erzherzog Ferdinand II von Habsburg. Die beiden verlieben sich ineinander und Ferdinand macht Philippine einen Heiratsantrag. Allerdings muss die Ehe geheim bleiben, was sich im Laufe der Jahre für Pippa als sehr belastend herausstellt. Ferdinands Vater, der Kaiser, darf auf gar keinen Fall davon erfahren, dass sein Sohn eine Bürgerliche geehelicht hat. Philippine muss sogar ihre neugeborenen Kinder in einer demütigenden Prozedur vor ihrer Schwelle als „Schwellenkinder“ auffinden und kann sie dann als Findelkinder adoptieren.
Ferdinand stattet Philippine mit viel Luxus aus. Erst wohnt Philippine auf Schloss Pürglitz in Böhmen, weil Ferdinand oft am Hofe in Prag sein muss. Nach dem Tod seines Vaters tritt Ferdinand die Herrschaft über Tirol an und zieht mit seiner Familie ins Schloss Ambras bei Innsbruck.

Philippine befasst sich wie ihre Mutter Anna sehr intensiv mit der Kräuterheilkunde. Auf ihren Schlössern werden Kräutergärten angelegt. Philippine kann vielen Menschen helfen und wird vom Volk als Heilkundige verehrt.

Erst nach 20 Jahren wird die Ehe zwischen Ferdinand und Philippine vom Papst als gültig erklärt und ihre beiden Söhne in die Erbfolge aufgenommen. Doch Philippine ist gesundheitlich schon geschwächt und gezeichnet durch ihre Sorgen. Dazu muss sie auch noch erkennen, dass ihr Ferdinand bereits einen regen Briefkontakt pflegt mit einer jungen Adligen, die er plant zu heiraten, sobald Philippine tot ist.

Philippine Welserin erliegt letztendlich einer unheilbaren Krankheit, es bleibt offen, ob es sich um eine Vergiftung gehandelt hat.


Meine Meinung

Ich konnte mit diesem Buch sehr schön Abtauchen in das recht traurige Leben der Philippine Welserin. Heilpflanzen spielen sowohl in der Handlung als auch in der Gestaltung des Buches eine große Rolle. Den einzelnen Kapiteln sind jeweils die Zeichnungen einer Heilpflanze und deren Wirkung vorgestellt, die im Laufe des Kapitels eine Rolle spielt. In Überschriften ist der Schauplatz und das Jahr genannt, sodass man sich sehr gut orientieren kann.

Die Schreibweise von Brigitte Riebe gefällt mir sehr gut. Sie verliert sich nicht in ausschweifenden Beschreibungen, sondern wählt ihre Worte so treffend, dass sie bei mir irgendwie innere Saiten anregen, sodass mir die jeweiligen Personen und Orte vorstellen und ihre Sorgen und Nöte nachfühlen kann.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Einmal von einem allwissenden Erzähler und zum anderen in einem Tagebuch, das Philippine führt. Dadurch kann man sehr schön miterleben, wie sich das Geschehen in ihrer Gefühlswelt reflektiert.

Dem Motiv der Vergiftung begegnet man immer wieder und das ist auch durchaus spannend. Aber mir war es fast etwas zuviel. Ich fragte mich, weshalb sich denn Philippine überhaupt mit soviel Pflanzen umgibt, wenn sie sich doch ständig von Giftmördern verfolgt fühlt.

Für das wunderschön gestaltete Cover, das ein Portrait von Philippine Welser trägt und im Inneren der Klappen die Heilpflanzen zeigt, die im Buch vorkommen hat der Gmeiner Verlag ein Extralob verdient. Etwas Mühe habe ich mit der Einordnung. Das Buch wird als Historischer Kriminalroman bezeichnet. Es kommen natürlich kriminelle Elemente drin vor, aber die werden größtenteils nicht aufgeklärt sondern dienen eher, dem Aufbau einer etwas unheimlichen Stimmung.


Mein Fazit

Dieses Buch erzählt eine wahre Liebesgeschichte aus der Renaissance. Die Figuren sind größtenteils historisch verbürgt und tragen die Charakterzüge, wie sie zu der Zeit passen. Ich kann den Roman Liebhabern von historischen Romanen empfehlen. Aber wer einen Kriminalroman erwartet, wird womöglich etwas enttäuscht.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.