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Igelmanu
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Mülheim

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Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 03.01.2023
George, Elizabeth

Gott schütze dieses Haus / Inspector Lynley Bd.2


sehr gut

»Immer noch machten die grauenhaften Fotografien die Runde. Pater Hart brauchte sie nicht anzusehen. Er wusste nur zu gut, was sie zeigten. Er war als Erster am Ort gewesen. Das Bild war unauslöschlich in sein Gedächtnis eingegraben. William Teys – in seiner ganzen Größe von einem Meter neunzig – in fötaler Stellung auf der Seite liegend, den rechten Arm ausgestreckt, als wolle er noch etwas greifen, den linken Arm in den Magen gedrückt, die Knie fast bis zur Brust hochgezogen, und dort, wo der Kopf hätte sein müssen – nichts. Neben ihm Roberta. Und die schrecklichen Worte: Ich war’s. Es tut mir nicht leid.«

Ein zutiefst erschütternder, aber auf den ersten Blick klarer Fall beschäftigt Inspector Thomas Lynley und Sergeant Barbara Havers von Scotland Yard. In einem kleinen Dorf in Yorkshire entdeckte der Pfarrer die enthauptete Leiche eines angesehenen Gemeindemitglieds. Neben ihm die geständige Tochter, die jedoch von diesem Zeitpunkt an kein Wort mehr spricht.

Weder der Pfarrer noch sonst jemand im Dorf kann sich vorstellen, dass Roberta wirklich ihren Vater ermordet hat. Bei der Suche nach möglichen Erklärungen für das blutige Szenario stoßen die Ermittler tatsächlich auf diverse Widersprüche und Auffälligkeiten. Die Wahrheit wird letztlich auch sie an ihre Grenzen bringen.

Mit dieser Reihe wollte ich ewig schon mal beginnen und der erste Versuch erwies sich gleich als Volltreffer. Der Stil sagte mir sehr zu, die Autorin erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und ist dabei immer sehr nah an den Empfindungen der einzelnen Charaktere, die sich in ihrer Art sehr unterscheiden.
Das beginnt bei den Ermittlern. Thomas Lynley ist ein Mann von Welt, wohlhabend und gutaussehend. Barbara Havers jedoch könnte man glatt als das genaue Gegenteil bezeichnen. Spannungen im Team sind da vorprogrammiert. Zudem scheint jeder von ihnen einen dunklen Schatten auf der Seele mit sich rumzuschleppen. Ähnliches findet man auch bei den Dorfbewohnern und Angehörigen des Opfers und merkt schnell, dass hinter der biederen, hochanständigen Fassade mehr als ein Abgrund lauert.
Gut, die Auflösung drängte sich schon recht früh auf. Ich denke, dass das jedem erfahrenen Krimileser so gehen wird. Trotzdem berührte mich die intensive Schilderung sehr. Diese Reihe verfolge ich sicher weiter.

Fazit: Ein erschütternder Ausflug in menschliche Abgründe, sehr intensiv geschildert.

Bewertung vom 29.12.2022
Ludwig, Stephan

Ausgelöscht / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.12


ausgezeichnet

Ich frage, was mit mir passiert ist. »Das wissen wir nicht.« Sie beginnt, den Verband zu erneuern. »Die Polizei kann Ihnen bestimmt mehr sagen.«
»Die … Polizei?«
»Sie sind fast zu Tode geprügelt worden. Hätte man Sie eine halbe Stunde später in die Notaufnahme gebracht, wären Sie nicht mehr am Leben.«

Jakob Fender ist klar, dass er sich glücklich schätzen sollte, überlebt zu haben. Tatsächlich jedoch ist er davon weit entfernt, denn die schweren Verletzungen haben eine Amnesie zur Folge. Jakob weiß weder, wer er selbst ist, noch erkennt er seine Angehörigen. Und erst recht hat er keine Erinnerung an den Vorgang, der ihn fast das Leben gekostet hat. Für die Kommissare Zorn und Schröder wird so die Ermittlungsarbeit schwierig, zumal es kaum Spuren und keine Zeugen gibt. Während alle Beteiligten noch hoffen, dass bei ihm die Erinnerung zurückkehrt, geschieht ein Mord, der einen Zusammenhang mit dem Mordversuch an Jakob erkennen lässt.
Und dann wird es richtig kompliziert…

Der mittlerweile zwölfte Band für die beiden Kult-Ermittler war das und auch er konnte mich wieder begeistern. Der Stil des Autors liest sich so locker weg, da bleibt man einfach gern dran. Die spannende Handlung tut dann noch ihr Übriges dazu. Gedächtnisverlust stelle ich mir extrem belastend vor, wie soll man damit bloß umgehen und leben? Zumal noch der Gedanke dazukommt, dass der verantwortliche Täter vermutlich versuchen wird, den missglückten Mordanschlag doch noch zum Abschluss zu bringen. Und damit ist die Krimihandlung nicht am Ende, im Gegenteil kann man sagen, damit fängt alles erst an. Es wird spannend!

Und unterhaltsam! Denn die beiden Kommissare, die sich im Grunde heiß und innig lieben (das aber nie zugeben würden), zanken sich mit schöner Regelmäßigkeit und lassen keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig aufzuziehen. Das ergibt herrliche Wortgeplänkel, die ich immer mit großem Vergnügen lese. Und auch Zorns kleiner Sohn Edgar schafft es bereits, seinen Vater mächtig ins Schwitzen zu bringen. Häufig mag ich es nicht so, wenn dem Privatleben der Ermittler zu viel Raum gegeben wird, aber hier mache ich gerne eine Ausnahme.

Fazit: Ein toller Mix aus Spannung und Unterhaltung! Das hat wieder viel Spaß gemacht und ich hoffe, der Autor lässt noch weitere Fälle folgen.

Bewertung vom 24.12.2022
Steinfest, Heinrich

Ein sturer Hund / Cheng Bd.2


weniger gut

»Das war nun eine ziemlich gewagte Interpretation, wenn man bedenkt, wie wenig Mortensen von dieser Frau wusste. Aber er blieb dabei, war überzeugt, dass die Malvenfarbene sich aus dieser ganzen Angelegenheit heraushalten würde, entsprechend der Einstellung, dass ein Mord eine Privatangelegenheit darstellte, die niemanden außer den Täter und das Opfer etwas angehe.«

Ein Krimi soll das sein? Für mich ist es einfach ein Roman, aber kein Krimi. Es gibt zwar Morde und nach immerhin einem Drittel des Buchs taucht auch die Hauptperson, der Detektiv Cheng auf, aber für mein Empfinden fehlt es völlig an Spannung. Es wird erzählt, erzählt und erzählt. Sprachlich ist das durchaus interessant, aber für einen Krimi unpassend, da es jeden Versuch, Spannung aufzubauen, im Keim erstickt.
Ähnlich ging es mir mit Cheng. Die Figur ist eigentlich reizvoll angelegt, aber auch hier verlor sich für mich jeder Auftritt in Nebensächlichkeiten. Ich konnte mich nicht einmal für Chengs Hund Lauscher erwärmen – und so etwas passiert mir wirklich selten.

Fazit: Zu diesem Buch fand ich leider keinen Zugang. Ich habe mich richtig durchgequält und bin zwar auf eine interessante und ausgefeilte Sprache getroffen, die Spannung, die ich von einem Krimi erwarte, fehlte aber völlig.

Bewertung vom 21.12.2022
Nygaard, Hannes

Nebelfront


sehr gut

»Ich bin immer nur dann Allergiker, wenn ich zu euch an die Westküste kommen muss. Ich bete seit Jahren, dass endlich eine große Sturmflut kommt und euch wegspült.«

Der Spurensicherer aus Flensburg hat bereits die Erfahrung gemacht, dass ihn an der Küste besonders üble Tatorte erwarten. Auch der aktuelle Fall stellt da keine Ausnahme dar. Seine Auftritte und die dabei stattfindenden amüsanten Wortgefechte bilden für Kenner der Reihe einen liebgewonnenen Running Gag. Davon abgesehen gibt es in diesem Buch allerdings nicht viel zu lachen, dafür ist die Thematik zu heftig.

Es beginnt mit einer besonders üblen Grabschändung, später folgen mehrere Todesfälle. Zunächst erkennen die Kommissare Christoph Johannes und Wilderich Große Jäger keine Gemeinsamkeiten zwischen den sehr unterschiedlichen Fällen, doch nach und nach fügen sich Puzzleteile zu einer schockierenden Auflösung zusammen. Da hat man Opfer mit blütenweißer Weste, beliebt und gutem Ruf – und trotzdem muss es jemand gegeben haben, der sie hasste. Die Suche nach dem Täter wird die Ermittler weit in die Vergangenheit führen.

Ich mag diese Reihe sehr, vor allem Große Jäger ist ein besonderes Einzelstück von Charakter. Auch diesen Band empfand ich als sehr spannend und mochte ihn nicht mehr aus der Hand legen. Dazu kam noch die dichte Atmosphäre, was mich als Fan von Küstenkrimis zusätzlich erfreute.

Fazit: Wieder einmal ein spannender Fall für die Husumer Kripo. Ich lese gerne weiter.

Bewertung vom 18.12.2022
Schenkel, Andrea Maria

Finsterau


sehr gut

»Vielleicht hatten sie recht, und er war es gewesen, aber er war doch nicht verrückt. Er stand auf und lief wieder in der Zelle umher.«

Für alle, die am Tatort waren und natürlich auch für jedes Mitglied der kleinen Dorfgemeinschaft mitten im Bayerischen Wald ist der Fall klar: Johann Zauner, ehemaliger Streckenarbeiter, hat an einem schwülen Julitag des Jahres 1947 seine Tochter und den kleinen Enkel erschlagen. Auch das Motiv liegt auf der Hand, der strenggläubige Johann konnte es einfach nicht ertragen, dass seine Tochter mit einem unehelichen Kind Sünde auf sich und Schande über die Familie gebracht hatte.

Aber ist der Fall wirklich so einfach? Rückblicke der Beteiligten formen nach und nach für den Leser ein Bild der Ereignisse, dabei werden auch die Einzelschicksale deutlich. Der Autorin gelingt es dabei, eine sehr dichte, beängstigende Atmosphäre aufzubauen. Ich mochte das Buch nicht aus der Hand legen, fühlte, wie alles unweigerlich in die Katastrophe steuerte und erkannte, wie viele Opfer es in dieser Geschichte tatsächlich gibt.

Als Vorlage diente ein historischer Kriminalfall aus der Nachkriegszeit, der allerdings nicht in Finsterau stattfand. Das war vermutlich der Grund, weshalb das Buch in meinem Regal landete, obwohl es so kurz ist. Historische und reale Fälle reizen mich einfach sehr! Meist stelle ich fest, dass eine gute Geschichte Zeit braucht, sich zu entwickeln, aber manchmal beherrscht ein Autor bzw. eine Autorin die Kunst, eine fesselnde Story auf wenigen Seiten unterzubringen. Hier ist das gelungen.

Fazit: Intensives, bedrückendes Zeitzeugnis. Manchmal reicht tatsächlich ein kurzer Text!

Bewertung vom 15.12.2022
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


ausgezeichnet

»Dann, etwa siebenhundert Meter vor dem Schützengraben, verspürte er einen heftigen Schlag im Gesicht. Eine Kugel war durch seine Wange geschlagen und auf der anderen Seite wieder ausgetreten. Blut strömte ihm aus Mund und Nase, tränkte seine Uniform. Clare schrie, aber der Schrei blieb stumm. Sein Gesicht war so schlimm verletzt, dass es sich nicht einmal vor Schmerz verziehen konnte.«

Die Schlachtfelder des 1. Weltkriegs forderten unzählige Opfer. 8 – 10 Millionen Soldaten starben in der Zeit von 1914 bis 1918, mehr als doppelt so viele wurden, oft schwer, verwundet. Zu diesen schwer verwundeten gehörten die Gesichtsversehrten, über deren furchtbares Schicksal ich bislang noch nie so richtig nachgedacht hatte. Doch tatsächlich gehörten diese armen Menschen zu den größten Verlierern, denn während einem Mann, der ein Bein oder einen Arm verloren hatte, mit Mitgefühl begegnet wurde, riefen ihre entstellten Gesichter sehr häufig Ablehnung und Ekel hervor. Zudem war der Genesungsprozess extrem leidvoll und stellte nach der Verletzung auf dem Schlachtfeld nicht selten ein erneutes Trauma da.

Wenn es denn überhaupt zu einem richtigen Genesungsprozess kam. Die Ärzte, die versuchten, möglichst viele Menschen zu retten, mussten sich meist auf einfache Behandlungen beschränken. Wenn ein junger Soldat ein riesiges Loch im Gesicht hatte, wo mal Nase und Kiefer gewesen waren, dann wurde das einfach ordentlich zugenäht, um die Blutungen zu stoppen. Wie der arme Mann anschließend aussah und ob er noch in der Lage war, zu kauen, darum konnte man sich einfach nicht kümmern.
»Die Heilkunde stand der Wissenschaft der Zerstörung ratlos gegenüber.«

An dieser Stelle kam Harold Gillies ins Spiel, ein junger, höchst motivierter und engagierter Chirurg, der sich zum Ziel gesetzt hatte, diesen Menschen wieder ein Gesicht zu geben, das funktionierte und ordentlich aussah. Er gründete eines der weltweit ersten Krankenhäuser, das sich auf Gesichtsrekonstruktionen spezialisiert hatte und leistete großartige Pionierarbeit.

Lindsey Fitzharris, deren Buch über den „Horror der frühen Medizin“ ich schon verschlungen hatte, befasst sich in diesem Sachbuch mit den Anfängen der plastischen Chirurgie bzw. der Schönheitschirurgie. Der Leser begleitet Gillies und weitere Kollegen bei der Arbeit und auf der Seite der Patienten auch mehrere namentlich genannte Gesichtsversehrte. Wie so oft wirken die Schilderungen besonders intensiv und berührend, wenn Einzelschicksale aus der großen Masse heraus beschrieben werden.

Fasziniert verfolgte ich die detaillierten Beschreibungen verschiedener Eingriffe. Welch großen Mut haben diese ersten plastischen Chirurgen bewiesen! Schließlich konnten sie nicht zu einem Lehrbuch greifen und auf erprobte Verfahren zurückgreifen, sondern mussten, teils sogar spontan, eigene Gedanken umsetzen und nach immer neuen Methoden suchen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen oder zu verbessern. Das alles ist, man kann es sich leicht denken, sehr blutig und nicht für empfindliche Leser geeignet. Mir jedoch wurde jetzt so richtig bewusst, dass die Anfänge jeder heutigen Lidstraffung oder Fettabsaugung auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs lagen.

Fazit: Ein faszinierendes Stück Medizingeschichte, leicht lesbar und gleichzeitig informativ und berührend geschildert. Wenn ich überhaupt einen Kritikpunkt habe, dann ist es der für meinen Geschmack unpassende und reißerische Titel des Buchs.

Bewertung vom 08.12.2022
Marzian, Stephanie

Fräulein Gewürzzauber und das Wunder der Liebe / Fräulein Gewürzzauber Bd.1


gut

»Der Stern von Bethlehem war definitiv ein Zimtstern!«

In Lenas Leben dreht sich alles um ihre wunderschöne, kleine Zuckerbäckerei, die sie nach deren Tod von ihrer Oma übernommen hat. Mit Talent, Kreativität und viel Einfühlungsvermögen hat sie sich einen treuen Kundenkreis aufgebaut und speziell in der Vorweihnachtszeit alle Hände voll zu tun. Den Feierabend genießt sie gemeinsam mit ihrem zahmen Eichhörnchen Ruprecht oder im Kreis ihrer Freundinnen. Nur der Mann fürs Leben ist ihr bislang nicht begegnet.
Am 1. Dezember erhält Lena zu ihrer Überraschung einen liebevollen Brief von ihrer verstorbenen Oma. Darin kündigt diese auch für alle weiteren Tage bis Weihnachten einen Brief an, gewissermaßen also ein Adventskalender aus dem Jenseits. Wie hat die geliebte Oma Greta das bloß gemacht? Und was wollte sie damit erreichen?
Während Lena über diese Fragen grübelt, freut sie sich täglich auf den neuen Brief. Gleichzeitig taucht in ihrem Leben ein junger Mann auf, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Doch die Angelegenheit scheint höchst kompliziert zu sein. Wird Omas ganz besonderer Adventskalender Lena helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen?

Ich lese ungefähr einen Liebesroman pro Jahr, fast immer in der Weihnachtszeit. In diesem Jahr fiel meine Wahl auf dieses Buch. Aufgeteilt in 24 Kapitel könnte man es ebenfalls als Adventskalender lesen.

Das Buch liest sich sehr schön leicht, der Stil ist angenehm und der Autorin gelingt es, eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen. Hübsche, eingestreute Illustrationen untermalen alles noch zusätzlich.

Was nun die Handlung angeht… nun ja, ich lese vermutlich zu viele Krimis, daher empfand ich sie als arg vorhersehbar. Überraschungen gab es von Anfang an keine, aber vielleicht muss das so sein. Auf jeden Fall war alles sehr romantisch und das niedliche Eichhörnchen hatte auf der Stelle mein Herz erobert. Im Anhang finden sich zudem mehrere Rezepte zu einigen der im Buch von Lena gefertigten Köstlichkeiten.

Fazit: Sehr weihnachtlich romantisch und mit einem zuckersüßen Eichhörnchen.

Bewertung vom 08.12.2022
Barns, Anne;Below, Christin-Marie

Die magische Weihnachtsbäckerei


sehr gut

»Wir dürfen keine Zeit verlieren, meine Lieben. Paul, Lena, der Weihnachtsmann braucht eure Hilfe. Weihnachten ist in Gefahr!«

Nur noch ein Tag bis Heiligabend und es hat immer noch nicht geschneit! Während Paul traurig in den Dauerregen starrt, ärgert er sich über seine große Schwester, die sich über ihn lustig gemacht hat und behauptet, dass es den Weihnachtsmann gar nicht geben würde. Doch in der folgenden Nacht landet plötzlich ein Rentierschlitten vor ihnen mit einer kleinen Elfe an Bord, die den Geschwistern mitteilt, dass sie ganz dringend mithelfen müssten, das Weihnachtsfest zu retten. Natürlich machen sie sich sofort auf! Ihr Weg führt sie zur magischen Weihnachtsbäckerei und dort beginnt das größte Abenteuer ihres Lebens…

Obwohl diese Geschichte erst am 23. Dezember beginnt, ist sie in 24 Kapitel unterteilt, kann also als Kalender gelesen werden. Der Stil gefiel mir, war witzig und weihnachtlich zugleich. Auch die Illustrationen mochte ich sehr, wunderschön und farbenfroh ziehen sie sich durchs Buch und lassen einen noch besser in die Handlung eintauchen.

Die ist überaus fantasievoll. An mehreren Stellen wurde ich an Peterchen’s Mondfahrt erinnert und ich dachte bei mir, dass die Autorinnen diesen alten Klassiker womöglich ebenfalls lieben. Vielleicht schafft es auch die magische Weihnachtsbäckerei treue Fans zu bekommen, die das Buch immer mal wieder zur Hand nehmen. Potential dafür ist vorhanden. Ich genoss die weihnachtliche Stimmung und konnte einige Male herzlich lachen. Und spannend wird es auch, denn die Geschwister müssen so manches Abenteuer bestehen. Nur gut, dass sie sich immer zwischendurch mit magischen Plätzchen stärken können!

Der Anhang ist schon beinah ein eigenes kleines Backbuch, denn es finden sich dort nicht weniger als 24 Rezepte. Alles Leckereien, die irgendwo in der Handlung auftauchen. Die Rezepte sind recht einfach gehalten, so dass man sie gut mit Kindern backen kann.

Fazit: Fantasievoll, witzig und weihnachtlich, voller schöner Illustrationen und mit vielen Backrezepten.

Bewertung vom 03.12.2022
Goldfarb, Tobias

Das Weihnachtsgespenst


ausgezeichnet

»[Der Geist aller Geister] musterte die kleine Gestalt, die da vor seinem schweren Schreibtisch schwebte. Schön durchsichtig, das musste man sagen, luftig, nicht zu rauchig, ein leichter Stich ins Blaue, alles in allem eine schöne Gespenster-Erscheinung. Leider nur überhaupt nicht gruselig. Eher umgab dieses junge Nachtgespenst etwas besonders Liebes, Gütiges und Freundliches. Was sollte er mit diesem Geisterkind bloß anfangen? Ach, die Gespenster waren nicht mehr das, was sie früher einmal waren.«

Bob, gerade mal zweihundert Jahre alt, ist wirklich kein Gespenst wie alle anderen. Furcht zu verbreiten behagt ihm gar nicht, lieber möchte er etwas Gutes tun. Und er liebt Weihnachten! Was liegt da näher, als ein Weihnachtsgespenst werden zu wollen, wie sein großes Vorbild, der Geist der Weihnacht aus der berühmten Scrooge-Geschichte.

Doch bevor ihm der Geist aller Geister die nötige Lizenz dafür ausstellt, soll Bob erst einmal beweisen, dass er seiner Aufgabe gewachsen ist. Daher macht sich der kleine Geist auf die Suche nach einem richtig bösen, geizigen Fiesling, den er dann bekehren kann. Zunächst einmal trifft er jedoch auf die kleine Sophie, extrem schüchtern und ohne Freunde. Ob die beiden sich gegenseitig helfen können?

Es gibt eine Menge Scrooge-Varianten, diese hier ist besonders niedlich. Das liegt natürlich an dem zuckersüßen kleinen schwebenden Betttuch namens Bob, der mit kindlichem Gemüt (er ist ja auch erst zweihundert Jahre alt) an seine große Aufgabe geht. Der moderne Scrooge ist ein Unternehmer namens Tim Bling, der eine höchst gemeine Methode entwickelt hat, Eltern in den Ruin zu treiben, natürlich zu seinem Profit.

Bob wird seine Aufgabe meistern, das kann man sich schon denken. Aber auch Sophies Entwicklung ist sehr interessant und schön zu verfolgen. Die ganze Geschichte wird über 24 Kapitel erzählt, die man perfekt als Adventskalender lesen kann. Der Schreibstil ist lustig und liebenswert, was im gleichen Maß auf die wunderbaren Illustrationen zutrifft, die sich durch das gesamte Buch ziehen. Ich hatte wirklich sehr viel Freude an diesem schönen Buch und werde es sicher auch in kommenden Jahren immer mal wieder lesen.

Fazit: Dieser kleine Geist ist so niedlich! Wunderschöne und lustige Umsetzung des Scrooge-Themas.

Bewertung vom 30.11.2022
Reichs, Kathy

Lasst Knochen sprechen / Tempe Brennan Bd.3


sehr gut

»Wenn eine konventionelle Autopsie keine Ergebnisse bringt, versuche ich, den Knochen zu entlocken, was ich kann.«

Tempe Brennan, forensische Anthropologin, hat in ihrem dritten Fall mal wieder alle Hände voll zu tun. In Montreal tobt ein Bandenkrieg rivalisierender Motorradgangs. Leider gibt es bei den Anschlägen der Biker aufeinander auch zivile Opfer, die zur falschen Zeit am falschen Platz waren. Ein kleines Mädchen zum Beispiel, das gerade auf dem Weg zur Ballettstunde war.

Nicht wenige der Opfer sind in einem Zustand, der Tempes Untersuchung erforderlich macht. So bemüht sie sich nach einem Bombenanschlag, die spärlichen Überreste von zwei Bikern zu identifizieren. Zudem werden auf einem Clubgelände neben Knochen weiterer Bandenmitglieder auch der Schädel und die Oberschenkelknochen eines jungen Mädchens gefunden. Der Rest des Skeletts fehlt, was schon allein ein Rätsel ist.

Tempe kniet sich richtig in die Ermittlungen rein, die ermordeten Mädchen setzen ihr schwer zu. Als sie erste Zusammenhänge begreift, wird es für sie gefährlich. Und leider scheint sich ihr Neffe Kit, den sie wie einen Sohn liebt, von schweren Motorrädern und ihren Fahrern extrem angezogen zu fühlen…

Ein spannender Fall war das wieder! Sehr blutig, mit vielen ekligen Einzelheiten und randvoll mit detaillierten Schilderungen. Die Autorin ist selbst forensische Anthropologin, weiß also, wovon sie schreibt. Für empfindliche Leser ist das eher nichts, ich persönlich finde es fesselnd, auch die einzelnen Untersuchungsmethoden genau beschrieben zu bekommen. Allerdings schildert Reichs mit der gleichen Ausführlichkeit auch die Strukturen der Gangs, den Verlauf ihres Kriegs und das Aussehen ihrer Maschinen. Bei diesen Punkten hätte es für mich gerne etwas weniger präzise sein können.

Natürlich begibt sich Tempe mal wieder selbst in Gefahr, Zurückhaltung ist nicht ihr Ding, wenn sie eine Spur verfolgt. Die Sorge um ihren Neffen ist ein weiterer Aspekt, der sie antreibt, alle gebotenen Vorsichtsmaßnahmen in den Wind zu schreiben. Sie ist mir sehr sympathisch, weil sie einerseits logisch denkt und arbeitet, ihren Gefühlen aber auch Raum gibt. Ich verfolge die Reihe gerne weiter!

Fazit: Spannend, sehr blutig und randvoll mit detaillierten Schilderungen. Dazu eine sympathische Protagonistin, das mag ich sehr!