Benutzer
Benutzername: 
Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2022
Vogt, Fabian

FEIER die TAGE


ausgezeichnet

Die Bedeutung der Feiertage

Gestaltung:
----------------
Auf dem farbenfrohen Titelbild sind viele bekannte Feiertagssymbole zu sehen, die auch im Buch wiederzufinden sind. Es ist ein richtiges Schmuckstück und gefällt mir sehr gut.

Inhalt:
----------------
Für die meisten sind Feiertage mittlerweile einfach ein weiterer Urlaubstag oder ein Tag, um wichtige private Erledigungen zu tätigen. Die meisten kennen nicht mal mehr die Ursprünge und die Bedeutung der einzelnen Anlässe. Fabian Vogt erklärt auf unterhaltsame Weise, wie sie entstanden und lädt ein, diese Tage wieder bewusster und näher an ihrem Ursprung zu achten und zu feiern. Denn: "Feiertage sind wie Türen in die Geschichte der Menschheit."

Mein Eindruck:
----------------
"Man könnte auch ein wenig bildhaft sagen: Das Lied des Lebens hat einen Rhythmus, und die Feiertage sind das Metronom, das uns hilft, im Takt zu bleiben: ein Trainingsparcours für Lebenshungrige."

Der Autor bringt sehr gut verständlich die einzelnen Feiertage des Kirchenjahres nahe. In der Einleitung wird zunächst erläutert, wie der Festzyklus zustande kam und in den weiteren Teilen wird darauf eingegangen, was es konkret bedeutet, einen Tag zu feiern und wie die einzelnen Tage entstanden. Da der Autor protestantisch ist, beschränkt er sich vorwiegend auf die Feiertage der protestantischen Kirche. Zudem stellt er selber fest, dass die vielen zusätzlichen Heiligengedenktage der katholischen Kirche ansonsten das Buch sprengen würden.
Ich selber bin zwar katholisch, aber das hat dem Lesevergnügen dieses Buches keinen Abbruch getan, denn viele Tage sind den Protestanten und den Katholiken ja gemein, sie unterscheiden sich lediglich in Nuancen bezüglich der Auslegung.

Einige Dinge über die bekannteren Feiertage wie Weihnachten und Ostern kannte ich natürlich, aber viele Dinge waren mir auch neu. Besonders spannend fand ich den Bezug zwischen heidnischen und Kirchenfeiertagen und wie sich einige Termine im Laufe der Zeit angepasst bzw. verschoben haben. Der Autor schildert dies alles sehr verständlich, unterlegt mit vielen Beispielen und auch mit Anekdoten, sodass das Lesen unterhaltsam und kurzweilig ist. Ich habe einiges erstmalig im Kontext besser verstanden.

Man kann das Buch in einem Rutsch lesen, aber auch immer wieder zum Nachschlagen gezielt zur Hand nehmen. Ein Buch, das in keinem Haushalt fehlen sollte und einem bewusst macht, dass wir Feiertage nicht nur als Urlaub nehmen sollten, sondern uns wieder bewusster mit ihrem Ursprung auseinandersetzen und sie entsprechend feiern sollten!

Fazit:
----------------
Die Bedeutung der kirchlichen Feiertage unterhaltsam und verständlich nahegebracht - sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 23.10.2022
Spinner, Dominic

Die Toten von Haywood Grove: Der erste Fall für Barry Monroe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Barry Monroes erster Fall

Inhalt:
------------
Der 17-jährige Barry Monroe ist ein ganz normaler Teenager. Er wohnt in Haywood Grove, eines dieser verschlafenen Städtchen "Irgendwo im Nirgendwo im Norden der USA, nicht weit weg von Kanada". Seine Vorliebe fürs Schreiben kann er hervorragend als Chefredakteur der Schülerzeitung seiner Schule "Haywood High" ausleben. Außerdem hat er ein Faible für Detektivgeschichten.
Bisher ist in seinem Wohnort nicht viel Nennenswertes passiert. Doch dann entdeckt Barrys Freund Nick Prescott auf seiner Fototour im Wald eine weibliche Leiche. Die Frau starb offenkundig keines natürlichen Todes. Die Polizei macht schnell einen Verdächtigen aus. Doch Barry riecht, dass noch mehr dahinter steckt und beginnt zusammen mit Nick und seinem anderen Freund Matthew 'Matt' Moore alá drei Fragezeichen selbst zu ermitteln. Dabei gewinnen sie nicht nur Unterstützer, sondern geraten schließlich auch selbst in tödliche Gefahr.

Mein Eindruck:
------------
Mich hat dieser Jugendkrimi von Anfang an in seinen Bann gezogen. Zum einen ist mir Barry mit seiner Vorliebe fürs Schreiben, seinem logischen Denken, seinen Moralvorstellungen und auch seiner anfänglichen Schüchternheit gegenüber seinem Schwarm Dakota, sehr sympathisch. Die Geschichte ist aus seiner Sicht geschrieben, wobei er teilweise seine Leserschaft direkt anspricht. Das gefällt mir sehr gut. Die Treffen der drei Freunde erinnern zu Beginn von der Art her tatsächlich etwas an die drei Fragezeichen, aber durch die Einbeziehung von Barrys älterer Schwester Kelly und später auch von Barrys Freundin Dakota sowie Nicks Bruder und Polizist Travis, bekommt dieser Roman eine eigenständige Dimension. Der Fall gestaltete sich spannend. Man bekommt so nach und nach Einblicke in alle Puzzleteile und letztendlich ist der Fall viel komplexer als vermutet. Zwischendurch hatte ich eine Ahnung, worauf das Ganze hinauslaufen könnte, doch wurde ich gegen Ende dann eines Besseren belehrt. Dass die Ermittlungen zwischendurch von der Beziehungsentwicklung zwischen Barry und Dakota unterbrochen werden, stört kein bisschen. Im Gegenteil. Es macht den Krimi noch ein wenig humorvoller und liebenswürdiger.
Mir sind Barry und seine Freunde sehr ans Herz gewachsen und ich habe den ersten Fall fast in einem Stück verschlungen, weil er so spannend war. Ich freue mich auf Teil 2!

Fazit:
------------
Spannender und humorvoller Jugendkrimi mit einer sympathischen Hauptfigur und überraschenden Wendungen

Bewertung vom 23.10.2022
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was geschah mit Jennifer W.?

Cover:
---------------
Das Titelbild passt gut: Ein Grabstein mit Rosen, die ähnlich wie ein Neujahrsfeuerwerk angeordnet sind. Es passt auch von der Stimmung her: Offiziell ist alles rosig, aber dahinter lauert das Dunkle und Abgründige.

Inhalt:
---------------
Silvester 2018: Zwei befreundete Familien wollen wie immer den Jahresausklang miteinander feiern. Die Erwachsenen kennen sich schon lange durch das Studium. Max und Lollo sind erfolgreich und vermögend und haben eine 18 Jahre alte Tochter namens Jennifer. Diese ist mit Smilla, der ältesten Tochter von Fredrik und Nina, eng befreundet. Fredrik und Nina sind als Lehrer in den Augen ihrer Freunde nicht ganz so erfolgreich, da sie sich mehr auf ihre drei Kinder konzentrieren wollen.
Jennifer und Smilla sind wie Schwestern und wollen dieses Jahr ohne die Erwachsenen eine Party feiern. Also fahren Fredrik und Nina mit ihren beiden jüngeren Kindern zur Party im Haus von Jennifers Eltern. Alles scheint perfekt, doch dann verschwindet Jennifer von der Party und kommt nicht nach Hause. Ab da bröckeln die Fassaden der einzelnen Personen, viele Geheimnisse kommen nach und nach ans Tageslicht und am Ende ist nichts mehr so wie es mal war.

Mein Eindruck:
---------------
"Es ist mir unangenehm, das zuzugeben. Ich arbeite mit Kindern und kann normalerweise den Schlüssel zu jedem kleinen Herzen finden. Oder zumindest einen Weg, mich allmählich hineinzuschleichen. Doch Jennifers Herz war für mich immer verschlossen. Als kleines Mädchen war sie wild und laut und wollte immer im Mittelpunkt stehen. Wenn Jennifer und Smilla gespielt haben, war ich ständig in Sorge, dass etwas passieren könnte. Später, als sie Teenager waren, hatte ich richtig Angst. [...] Die Freundschaft der beiden Mädchen war immer ein schwieriger Balanceakt."
(Nina, S. 13)

"Und jetzt, wo es so weit ist, fallen mir tausend Dinge ein, die auf einer Silvesterfeier mit Jennifer Wiksell schiefgehen können. Auch in einer Reihenhaussiedlung."
(Nina, S. 15)

Dieses Buch hatte von Anfang an eine Sogwirkung auf mich. Die Geschichte beginnt scheinbar harmlos mit Beginn der Silvesterfeierlichkeiten. Doch indem der Leser die Handlung abwechselnd durch die Augen von Lollo, Nina und Fredrik erlebt, bekommt man schnell eine Ahnung, dass es hinter der glücklichen und erfolgreichen Fassade brodelt. Nach Jennifers Verschwinden hatte ich schnell eine Ahnung, wer der Verantwortliche sein könnte, aber über das konkrete WIE war ich im Unklaren. So fieberte ich von Kapitel zu Kapitel mit, wie der Täter wohl entlarvt würde. Dabei kamen immer mehr Geheimnisse der einzelnen Personen heraus und am Ende kam es dann zu einer großen und überraschenden Wendung.

Die Bezeichnung "Roman" finde ich unzutreffend, vielmehr kommt die Handlung einem Psychothriller gleich, der ohne viel Blutvergießen, aber mit vielen subtilen Andeutungen einen durchweg bei der Stange hält. Ich habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen und hoffe, noch mehr von dieser Autorin lesen zu dürfen!

Fazit:
---------------
Fesselnder Psychothriller mit überraschender Auflösung

Bewertung vom 18.10.2022
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


ausgezeichnet

Das Morgen wird besser

Cover:
----------
Das leuchtende Weizenfeld sieht wunderschön aus und ist ein Bild, das sowohl Hoffnung ausstrahlt als auch durch die dunklen Wolken an die dunklen Zeiten erinnert. Es passt sehr gut zur Thematik und sticht einem sofort ins Auge.

Inhalt:
----------
Cassie hat vor einem Jahr ihren Ehemann bei einem Autounfall verloren. Seitdem ist sie nur ein Schatten ihrer selbst und schafft es kaum, sich um ihre kleine Tochter Birdie zu kümmern, die seit dem Unfall nicht mehr spricht. Cassies Mutter Anna teilt ihr bei einem Besuch mit, dass Cassies Großmutter Bobby einen Unfall hatte in letzter Zeit seltsame Dinge sagt und tut. Sie bittet Cassie, mit Birdie zu ihrer Großmutter zu ziehen und sich um sie zu kümmern. Nachdem dies geschehen ist, erfährt sie nach und nach mithilfe von Bobbys Tagebuch sowie der Hilfe des attraktiven Nachbarn Nick von den schrecklichen Ereignissen, die Bobby durchmachen musste. Aber sie lernt dabei auch, dass es sich lohnt zu kämpfen, um zu leben und nach vorne zu schauen.

Mein Eindruck:
----------

Die Geschichte ist auf zwei Ebenen geschrieben, die sich regelmäßig abwechseln: Cassies Perspektive in den USA 2004 und Katjas Geschichte in der Ukraine, die Ende des Jahres 1929 beginnt. Katja ist Bobbys richtiger Name und sie lebte in einem Bezirk von Kiew. Anfangs sind beide Handlungsstränge noch unabhängig voneinander, doch je mehr Cassie Einblick in das Tagebuch erhält, desto mehr ist das Wissen Cassies konform zu dem des Lesers. Erst am Ende laufen beide Fäden von Vergangenheit und Gegenwart endgültig zusammen.

Der Schreibstil ist sehr ergreifend und das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Geschichte Katjas, die einem den Holodomor in der Ukraine hautnah erleben lässt, hat mich besonders gefesselt. Ich war gleichermaßen berührt von ihren Gefühlen, aber auch von ihrer Liebe und ihrem Engagement für ihre Familie und Freunde. Die Schrecken dieser Zeit werden einem sehr deutlich gemacht und es hat mich fassungslos gemacht, wie so viele Leute absichtlich verhungern gelassen wurden und wie kaltblütig die Aktivisten waren. Noch schlimmer, dass davon offiziell keiner wissen durfte und diese Vertuschung Stalin auch über viele Jahre danach so gut geglückt ist. Beeindruckt hat mich aber auch Katjas Entschlossenheit und Überlebenswille. Ihr Vater hat ihr stets geraten:

"Bring einfach das Heute hinter dich. Das Morgen wird besser." (S. 120)

Dieser Rat hilft ihr, immer weiterzumachen und schließlich dem Elend zu entkommen, zumindest physisch. Psychisch verfolgt sie das Erlebte weiterhin.
Schön ist auch, wie die Autorin die Fäden Vergangenheit und Gegenwart zusammen führt. Beide Frauen, Cassie und Bobby, haben Verluste erlitten und für Cassie ist es schließlich sehr hilfreich, über Bobbys vergangenes Leben zu erfahren, um ihr eigenes endlich weiterleben zu können. Auch für die kleine Birdie ist der Aufenthalt bei der Großmutter eine heilsame Erfahrung.

Bobbys Schicksal hat die Autorin sehr gut anhand von Zeitzeugenberichten und eigener Recherche konstruiert. Auf diese Weise wirkt ihre Figur sehr authentisch. Im Nachwort geht sie hierauf noch genauer ein und nennt auch viele Literaturtipps. Ich habe dabei sehr viel über die Ukraine, ihre Historie, die Kultur und die Mentalität der Menschen dort erfahren. Die Geschichte hat mich mitleiden, mitlachen und schließlich mit hoffen lassen.

Fazit:
----------
Ein berührendes und fesselndes Buch über den Holodomor in der Ukraine, aber auch Überlebenswille, Liebe und Hoffnung.

Bewertung vom 18.10.2022
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kosuke Kindaichis erster Fall

Gestaltung:
-----------
Das Cover ist sehr passend, so nostalgisch, ein wenig im Stil von Edgar Wallace, auch die Schrift betreffend. Es ist schlicht und dennoch macht das von Blut umgebene Schwert neugierig. Zudem ist mir aufgefallen, dass die Farbgebung umgekehrt zur Japan-Flagge ist (roter Kreis vor weißem Hintergrund). Diese Anspielung passt auch sehr gut.
Insgesamt ist die ganze Gestaltung sehr hochwertig, auch der Umschlag ist ungewöhnlich: vorne wie ein Hardcover, innen durch zwei Klappen die Andeutung eines Schutzumschlags. Es ist schwer zu beschreiben, aber dies habe ich zuvor noch nicht gesehen und mir gefällt es sehr gut!

Inhalt:
-----------
Ein japanisches Dorf 1937: In der Hochzeitsnacht wird das Brautpaar der angesehenen Familie Ichiyanagi tot aufgefunden. Der Raum war verschlossen, die Spuren, die man findet, geben viele Rätsel auf. Der Onkel der Braut traut der örtlichen Polizei nicht die Aufklärung des Falles zu und engagiert seinen Ziehsohn Kosuke Kindaichi, der ein anerkannter Privatdetektiv ist, um zu ermitteln.

Mein Eindruck:
-----------
Der Schreibstil hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ein unbekannter Ich-Erzähler leitet die ganze Geschichte ein. Er erzählt den Fall, als hätte ihm ein Dorfbewohner alles erzählt. Dies vermittelt dem Leser ein sehr authentisches Gefühl, als wäre der Fall in der Realität passiert. Es wird viel beschrieben, auch eine Liste der Personen sowie der wichtigsten japanischen Begriffe am Buchende sind eingefügt. Besonders genial ist die Skizze des Tatorts, mit deren Hilfe man sich immer wieder bei neuen Fakten orientieren kann.

Mithilfe der vielen Beschreibungen taucht man in die Zeit und die Kultur Japans der 1930er-Jahre ein. Durch die Führung des Ich-Erzählers, der den Leser an einigen Stellen auch direkt anspricht, fühlt man sich eingeladen, mit zu rätseln. Interessant sind auch die häufigen Verweise des Erzählers auf ähnliche literarische Fälle westeuropäischer Schriftsteller wie z. B. John Dickson Carr, Arthur Conan Doyle uvm. Der Vergleich mit Agatha Christie in Japan passt hier durchaus. Man bekommt als Leser sehr viele Informationen, die ein konzentriertes Lesen erfordern. Zu unterscheiden, welche Spuren nützlich sind und welche in die Irre führen, das muss der Leser selbst entscheiden.

Das macht das Buch bis zum Ende sehr spannend und man merkt, dass der Autor einen Spaß dabei hatte, mit dem Leser ein wenig zu spielen. Am Ende erfolgt eine klassische Auflösung, bei der der Detektiv die verdächtigen Personen an einem Ort versammelt und sehr eindrucksvoll seine Gedanken und schließlich die Lösung präsentiert. Auch wenn die Klärung für mich etwas konstruiert wirkte, fand ich die Erläuterung schlüssig und die Konstruktion genial. Daher habe ich mich sehr amüsiert und Kosuke gefiel mir in seiner Art sehr gut. Ein wenig hat er mich an Columbo erinnert, der aufgrund seiner anscheinend harmlosen Fragen und seiner Optik oft unterschätzt wird. Dies ist der erste Fall des Autors, der ins Deutsche übersetzt wurde und ich hoffe, dass noch weitere folgen werden!

Fazit:
-----------
Ein meisterhaft geschriebener und gut übersetzter Japan-Krimi, der bis zum Schluss zum Miträtseln einlädt

Bewertung vom 18.10.2022
Wieja, Corinna

Das märchenhafte Internat / Fairy Tale Camp Bd.1


ausgezeichnet

Märchenhaftes Fantasieabenteuer

Gestaltung:
-----------------
Das bunte Cover den vielen Märchen-Symbolen neugierig. Vor allem der Wolf am Tisch war für mich ein Eyecatcher. Insgesamt ist das Buch hochwertig verarbeitet, das Cover glänzt leicht, wenn man es ins Licht hält. Macht Lust auf mehr!

Inhalt:
-----------------
Marie Brunner ist eigentlich ein ganz normales 12 Jahre altes Mädchen. Ihr Vater ist Bäcker, ihre Mutter hat die Familie aus unbekannten Gründen verlassen, als Marie noch klein war. Doch irgendetwas ist seltsam in letzter Zeit. Das Wetter passt sich scheinbar Maries Stimmung an und dann landet auch noch ein Stück Torte wie durch Zauberhand im Gesicht ihrer Lehrerin Frau Schneeberger. Diese lädt sie kurzerhand ein, die Ferien in einem besonderen Camp auf einem Schloss zu verbringen. Erst wehrt sich Marie dagegen, doch als sie erkennt, dass hier im wahrsten Sinne des Wortes märchenhafte Dinge vor sich gehen und sie eine Chance sieht, ihre Mutter wiederzufinden, lässt sie sich auf das Abenteuer ein. Und lernt dabei nicht nur viel über sich selbst, sondern auch neue Freunde kennen.

Mein Eindruck:
-----------------
Ich habe das Buch zusammen mit meiner 9 Jahre alten Tochter gelesen und wir waren begeistert!
Die Geschichte ist aus Maries Sicht in der Ich-Form geschrieben, wodurch man als Leser gut in ihre Gedanken eintauchen kann. Marie ist eher zurückhaltend, kann gut zeichnen und hat nur ihre beste Freundin Charly. Märchen hält sie eher für Spinnereien. Doch dann lernt sie auf Schloss "Fairy Tale" die anderen Schüler kennen, die allesamt Nachfahren aus bekannten Märchen sind und entsprechende magische Begabungen haben. Außerdem erfährt sie, dass ihre Mutter eine Nachfahrin von Frau Holle und eine sogenannte Fairyhüterin ist und ändert ihre Ansichten.

Der Anfang mit ihrer Zimmergenossin Rosalie ("Ro"), die von Dornröschen abstammt, gestaltet sich anfangs schwierig. In dieser Phase mussten wir öfter an die Reihe "School oft Talents" denken, aber im weiteren Verlauf zeigt sich, dass die Autorin die Geschichte nicht abgekupfert hat, sondern eine grandiose Geschichte mit vielen eigenen witzigen Ideen rund um die Märchenwelt gesponnen hat. Gut gefallen hat uns schon die kurze Personenvorstellung der Kinder mit ihren magischen Fähigkeiten und schwarz-weiß Skizzen ihrer Köpfe. Auch die weiteren Schwarz-weiß-Illustrationen im Buch waren toll.
Es werden hier verschiedene Themen miteinander verflochten:

1. Das geheimnisvolle Verschwinden von Maries Mutter und die Suche nach ihr
2. Mysteriöse Diebstähle von Märchenschlüsseln, die das Verschließen der Märchenportale zur Folge haben sowie das Verschwinden der magischen Fähigkeiten einzelner Kinder
3. Rätsel rund um die Märchen, die die Kinder in Form einer Rallye lösen müssen, um zur Ausbildung als Fairyhüter zugelassen zu werden.

Das alles ist spannend und immer mit einer Portion Humor erzählt. Die vielen Hinweise und Seitenhiebe auf Märchen der Gebrüder Grimm machen Lust, die Märchen neu zu erkunden. Wir haben parallel jeden Abend noch ein oder zwei Märchen gelesen, angeregt durch das Märchenverzeichnis am Ende des Buches. Unsere Lieblingsfigur war Will, der Nachfahre des Wolfs aus dem Märchen mit den sieben Geißlein, der sich in einen Wolf verwandeln kann. Die besondere Freundschaft zwischen ihm und Marie hat bei uns auch für ein kleines Bauchprickeln beim Lesen gesorgt. Wir haben diesen Band schon einige Male durchgelesen und amüsieren uns jedes mal, fiebern aber schon dem zweiten Band entgegen. Denn am Ende bleiben noch viele Fragen offen, die hoffentlich (teilweise) im Folgeband gelöst werden!

Fazit:
-----------------
Spannendes und humorvolles Abenteuer rund um Freundschaft, Märchen und ein geheimnisvolles Verbrechen

Bewertung vom 07.10.2022
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kochen in Zeiten des Krieges

Cover:
------------
Das Cover ist sehr schön altmodisch. Dennoch passt es m. E. nicht ganz zum Inhalt, da die abgebildeten Frauen nicht den Beschreibungen der Protagonisten entsprechen. Dennoch sehr schön.

Inhalt:
------------

"Audrey blickte auf das Transistorradio. »Das ist der Lauf der Dinge. Männer, die noch nie einen Fuß in eine Küche gesetzt haben, erklären uns Frauen, wie wir zu kochen haben. Das Ministerium für Ernährung denkt, wir Frauen seien kopflose Arbeitsbienen, die eine Königin brauchen. Oder eher – in diesem Fall – einen König.«"

England im 2. Weltkrieg. Die Lebensmittel sind knapp, die Bevölkerung angeschlagen. Um sie bei Laune zu halten und die Ernährung sicherzustellen, wird vom Radiosender BBC ein Kochwettbewerb für Frauen ausgerufen. Die Siegerin soll die neue Moderatorin der Radiosendung "Kitchen Front" werden. Vier Frauen von unterschiedlichem Charakter bewerben sich: Audrey, vor einiger Zeit verwitwet und Mutter von drei Söhnen. Sie hält sich mit dem Verkauf von Marmeladen und Pies über Wasser, muss sie doch einige Schulden ihres Mannes abbezahlen, wenn sie das Haus nicht verlieren will. Eine Konkurrentin ist ihre Schwester Gwendolyn, die einen reichen Mann geheiratet hat, jedoch nicht glücklich ist, auch wenn sie dies nicht wahrhaben möchte. Ein Sieg würde Unabhängigkeit von ihrem Mann bedeuten. Als Drittes treten die Bediensteten von Gwendolyn an: Die alte Köchin Mrs. Quince sowie deren Küchenmagd, die 14-jährige Nell. Besonders für das Waisenmädchen Nell wäre ein Sieg wichtig für ihre Selbstbestätigung und Unabhängigkeit. Als vierte tritt Zelda im Wettbewerb an. Sie ist ungewollt schwanger und braucht dringend den Sieg, um ihre Karriere als Küchenchefin zu erhalten bzw. voranzutreiben. Alle vier Frauen sind anfangs nicht gut aufeinander zu sprechen. Doch dann ändern sich die Dinge nach und nach und auch das Verhältnis der vier zueinander.

Mein Eindruck:
------------
Nachdem ich den "Frauenchor von Chilbury" begeistert verschlungen hatte, war ich sehr gespannt auf diesen Roman. Auch hier hat die Autorin wieder geschafft, mich zu fesseln. Die Handlung wechselt zwischen den vier Protagonistinnen ab. Obwohl stets die dritte Person Singular verwendet wird, taucht man in die Perspektive jeder einzelnen Frau ein. Es gab dabei keine Frau, die meine Favoritin war. Der Autorin gelingt es, im Laufe des Geschehens, alle Motive deutlich und nachvollziehbar zu machen. Ich habe mit allen vier Frauen mitgefühlt und teilweise auch mitgelitten und dennoch war bei allem immer ein Hoffnungsschimmer. Denn sie sind stark, stehen wieder auf und trotzen der Kriegs- und der Männerwelt auf ihre Weise.
Der Autorin ist es zudem gelungen, die Situation bezüglich Ernährung und Kochen nahe zu bringen. Ich war beeindruckt von der Kreativität, die die englische Hausfrau in dieser Zeit haben musste, um nicht vorhandene Zutaten zu ersetzen bzw. aus dem Vorhandenen etwas Essbares und Genießbares zu zaubern. Dies wird im Rahmen der Handlung immer wieder deutlich und am Ende der Kapitel stehen jeweils die kompletten Rezepte, auf die im Romanteil Bezug genommen wird. Ich habe dabei einiges über Ersatzzutaten, Kräuter und Gewürze erfahren. Man merkt, dass die Autorin hier sehr gut recherchiert und Fakten so in die Handlung eingebaut hat, dass es authentisch wirkt.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich a) wissen wollte, wer den Wettbewerb gewinnt und b), weil anfangs gar nicht klar war, wie genau die vier Frauen letztendlich zueinander finden.
Wer sich für den 2. Weltkrieg, die Probleme der Hausfrauen und für Geschichten von starken Frauen interessiert, ist hier gut aufgehoben. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Fazit:
------------
Spannender und emotionaler, aber auch informativer Roman über vier starke Frauen und Kochkünste zu Kriegszeiten

Bewertung vom 07.10.2022
Cole, Jan

Was du nicht erwartest


ausgezeichnet

Überraschend gut!

Inhalt:
--------------
Der 17 Jahre alte Nik leidet an einer Autismus-Störung und er hat sich verliebt, bzw. er denkt, er hat es. Um dies herauszufinden, startet er ein Experiment. Dummerweise wird er dabei gestört und von seiner besorgten Mutter in die Jugendpsychiatrie gebracht. Dort trifft er auf Maike, genannt Mai. Sie ist 18 und leidet an Magersucht, will dies aber nicht wahrhaben. Beide eint das Ziel, aus der Psychiatrie auszubrechen. Und dann geschieht etwas, das weder die beiden noch der Leser erwartet.

Mein Eindruck:
--------------

"Und es geht nicht darum, schön zu sein.«
»Um was dann?«
Sie setzt sich gerade hin und streicht sich über die Wange.
»Kontrolle«, sagt sie langsam. »Ich glaube, man braucht etwas, das man kontrollieren kann, weil man ansonsten das Gefühl hat, gar nichts unter Kontrolle zu haben.«
Diesmal muss ich lächeln.
»Ich will die Dinge auch kontrollieren können«, sage ich. »Die Welt ist viel zu chaotisch, ich brauche meine Ordnung. Deshalb zähle ich Schritte und Bissen und sowieso fast alles. Das beruhigt mich irgendwie.«
»Ich zähle Kalorien«, sagt sie.
Kalorien kenne ich natürlich, das sind die Energieeinheiten im Essen, aber ich weiß nicht viel darüber und ich hab auch noch nie groß darüber nachgedacht, dass man sie zählen kann.
»Wie geht das?«, frage ich.
»Was?«
»Kalorien zählen.«"

Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht von Nik und Mai geschrieben. So erhält der Leser Einblicke in beide Welten. Ich konnte mich in jeden der beiden sehr gut hinein versetzen. Der Autor hat es geschafft, sich in die Themen Autismus und Magersucht gut einzuarbeiten. Die Gedanken der beiden Jugendlichen wirken sehr authentisch. Trotz der schwer anmutenden Themen gibt es immer wieder viele kleine Momente, die mich schmunzeln ließen, vor allem Niks Gedanken zauberten mir oft ein Grinsen aufs Gesicht. Die Flucht aus der Klinik und der darauffolgende Roadtrip ist spannend geschrieben und die Gefühle, die sich zwischen den beiden nach und nach entwickeln, habe mich mitleiden und mitlachen lassen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Beide sind mir sehr ans Herz gewachsen und der Autor hat es geschafft, bis zum Ende mit neuen Überraschungen, die man NICHT ERWARTET zu fesseln.

Fazit:
--------------
Ein mitreißender und berührender Roadtrip von zwei starken Jugendlichen, die trotz Autismus und Magersucht ihren Weg finden

Bewertung vom 07.10.2022

Der Galgentänzer


ausgezeichnet

Ein "Jaunerleben" im Schwarzwald

Gestaltung:
---------------
Das Cover mit der alten Hütte auf dem Hügel im Schwarzwald wirkt sehr stimmungsvoll. Als handliches Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet und macht Lust aufs Lesen.

Inhalt:
---------------
In Form einer Romanbiografie stellt der Autor das Leben des Räubers Johann Baptista Herrenberger, genannt "Konstanzer Hans" dar. Er lebte Ende des 18. Jh. im Schwarzwald und war schon zu seinen Lebzeiten eine Legende.

Mein Eindruck:
---------------
Das Buch hat mich von Anfang an begeistert.
Eine alte Karte des Schwarzwalds zu Beginn des Buches sorgt für die richtige Einstimmung. Der Sprachstil besteht aus recht kurzen Sätzen, die alle im Präsens gehalten sind. Dies ist ungewöhnlich für einen historischen Roman, aber dadurch wird man direkt in die Zeit hinein katapultiert. Obwohl mit wenig Dialogen und direkter Rede gearbeitet wird, genügen die Beschreibungen der Gedanken von Hans sowie der Umgebung, um in die Handlung einzutauchen und von ihr gefesselt zu werden.

Sehr gut gefielen mir die Einschübe über die reale Historie, die das zuvor Erzählte sehr gut ergänzen. Sie vermitteln dem Leser einen guten Einblick in das Alltagsleben der damaligen Zeit, die Verfolgung und Behandlung von Verbrechern und das Leben anderer Räuber. Dabei fügen sich diese Einschübe perfekt in die Geschichte ein und durch viele anschauliche Beispiele wird es nie langweilig. So hätte ich mir Geschichtsunterricht gewünscht!
Besonders authentisch wirkte das Geschehen, da der Autor ab und an die Dialoge im Jenischen (typ. Sprache der Räuber) verfasst hat. Die Übersetzung sowie nicht geläufige Begriffe werden in Form von (wenigen) Fußnoten direkt am Seitenende aufgeführt, sodass man nicht blättern muss und der Lesefluss nicht gestört wird.

Der "Konstanzer Hans" ist ein gutes Beispiel dafür, wie die gesellschaftlichen Umstände einen Menschen auf den falschen Weg führen konnten. Er hätte mehrere Möglichkeiten gehabt, auf den "rechten Pfad" abzubiegen, doch meistens wurden ihm extern Steine in den Weg gelegt oder die Versuchung war doch zu groß. Er war ein Mensch, der mir von Beginn an sympathisch war, weil er ein gutes Herz hat und sehr klug ist. Ich habe oft mitgefiebert und habe ihn teilweise bewundert, wie er aus kritischen Situationen wieder heraus gekommen ist. Dennoch zeigt seine Entwicklung zeitweise auch nicht so schöne Seiten an ihm bzw. es ist manchmal schwer, sein Verhalten aus heutiger Sicht nachzuvollziehen. Das Ende war sehr ungewöhnlich und zeigt erste Wendungen in seinem Leben, aber auch für den generellen Umgang mit Verbrechen und Tätern in Deutschland.

Fazit:
---------------
Eine sehr spannende und aufschlussreiche Romanbiografie über einen Räuber im Schwarzwald und seine Zeit!

Bewertung vom 07.10.2022
Gräfe, Florian

Come in we are Open - Als Asphaltcowboy quer durch die USA


sehr gut

Kurzweiliger USA-Roadtrip

Inhalt:
------

"'Wenn nicht jetzt, wann dann?' Ja, wann sonst? Objektiv betrachtet war gerade der perfekte Zeitpunkt für solch ein spontanes Abenteuer. Wir befanden uns mit Anfang dreißig im richtigen Alter, hatten ausreichend Geld (was sich später als Irrtum herausstellen sollte) und keine Verpflichtungen – also keine Frau, Kinder, Haus, Hund und so weiter. So ein Zeitfenster schließt sich irgendwann. Die einzigen Gründe, die dagegen sprachen, waren die Angst vor dem Unbekannten und die Gefangenschaft in unserer Komfortzone."

Der Autor beschließt, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und aus der eigenen Komfortzone auszubrechen, um für 3 Monate einen Trip quer durch die USA zu machen. Die ersten 3 Wochen mit einem Freund zusammen, danach alleine. Um möglichst viel Land und Leute kennenzulernen, wohnt er größtenteils in privaten Unterkünften und besucht regelmäßig diverse Bars.

Mein Eindruck:
------
Ich mochte den locker flockigen Schreibstil. Der Autor erzählt offen und mit einer Prise trockenen Humors von seiner Reise und auch den Anfangsschwierigkeiten. Besonders gefallen haben mir die immer wieder eingestreuten Funfacts, die Unnützes, aber Interessantes über die USA offenbaren. Z. B. dass es in den USA eine mehrstufige Ausbildung gibt, in der man nur lernt, Bier zu servieren. Auch Einblicke in die Southfork Ranch aus der Serie "Dallas" oder die Geheimnisse von Roswell waren sehr aufschlussreich.

Noch anschaulicher wurde die Reise durch eine Karte sowie einer Fotocollage zu Beginn von jedem Reiseabschnitt, was mir sehr gut gefallen hat.
Zeitweise las sich der Bericht aber auch wie eine Aufzählung der vielen besuchten Orte und Erlebnisse. Mir fehlten etwas die ausführlichen Gespräche und Emotionen. Dafür erhielt ich viele Informationen über diverse Bier- und andere alkohohlhaltige Getränke, auf die ich gut hätte verzichten können.

Fazit:
------
Amüsanter Trip durch die USA mit vielen interessanten Funfacts, der teils etwas oberflächlich und bierlastig ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.