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CK
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Raum Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 227 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2024
Raabe, Melanie

Der längste Schlaf


sehr gut

Vom Schlafen, Träumen und unerklärlichen Dingen

"Der längste Schlaf" von Melanie Raabe ist so ein Buch, bei dem mir die Bewertung ziemlich schwer fällt. Jedenfalls ohne zu spoilern.
Es ist mein erstes Buch dieser Autorin und ich muss vorab sagen, dass mir ihr Schreibstil von Anfang an wirklich sehr gut gefallen hat.
Das Thema Schlafen und Schlaflosigkeit hat mich schon immer sehr interessiert, und hier bietet das Buch einiges zu dem Thema, auch wenn es natürlich kein Sachbuch ist.
Die Geschichte an sich war von Anfang an sehr spannend und entwickelte zum Ende hin eine starke Sogwirkung. Mit dem Ende bin ich allerdings nur so halb glücklich, weshalb ich meine Bewertung auch maximal mit 4 Punkten abgeben kann.
Insgesamt war es eine sehr angenehme und spannende Lektüre. Dennoch gibt es hier Bereiche, mit denen ich mich etwas schwer tue - ich sage nur knapp: Geister, Visionen und ähnliches. Mehr möchte ich jedoch dazu nicht sagen, um anderen das Lesevergnügen nicht zu verderben.
Fantasy bzw. Mystery ist nicht so ganz mein Wohlfühlbereich, und mit so etwas hatte ich in diesem Buch vorher nicht gerechnet. Dennoch hat mir die Lektüre insgesamt unterhaltsame und gute Lesestunden beschert.

" Dinge, die nur Schlaflose wissen: Wie die Zeit sich nachts zerdehnt. Wie viel größer jedes Problem wirkt in so einer durchwarten Nacht, wie schier unüberwindlich jede tags noch so banal wirkende Kleinigkeit. Wie nah der Tod scheint, wenn man zwischen drei und vier Uhr in der Früh furchtsam ins Dunkel starrt, wie unwahrscheinlich es plötzlich wirkt, dass das Herz einfach so weitermachen wird, Schlag um Schlag um Schlag. Und dann die seltsame präzise Mechanik der Schlaflosigkeit, ihre Heimtücke, ihre Tricks. Wie oft schon bin ich wider Erwarten eingeschlafen, nur um dann im Glauben, endlich eine normale Nacht hinter mich gebracht zu haben, zu erwachen, auf die Uhr zu schauen und festzustellen, dass es immer noch mitten in der Nacht ist, und zwar genau 3.03 Uhr, also genau dieselbe Zeit wie in der Nacht davor und in der Nacht davor und in der Nacht davor? Geheimnisse, die nur Schlaflose kennen: wie angstvoll ein nächtlicher Blick auf die Uhr sein kann. Wie es sich anfühlt, im Morgengrauen stets kurz vorm Weckerklingeln einzuschlafen, nur um dann hochzuschrecken aus irgendeinem besonders intensiven Traum. Und dann natürlich: Wie es ist, todmüde durch den Tag zu taumeln wie ein Vogel im Sturm."

Bewertung vom 15.08.2024
Khayat, Rasha

Ich komme nicht zurück


ausgezeichnet

Menschliche Zeichen in Zeiten der Unmenschlichkeit

Der Roman "Ich komme nicht zurück" von Rasha Khayat ist als gebundenes Buch im DuMunt Verlag erschienen. Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut und es passt auch irgendwie sehr gut zum Buch.
Erzählt wird die Geschichte der Freundschaft von Hanna, Zeyna und Cem, die in den 80er Jahren im Ruhrgebiet aufwachsen. In ihrer Wahlfamilie bedeuten Herkunft und alle Unterschiede nichts - die drei Kinder werden unzertrennliche Freunde.
Dennoch bleibt die Welt nicht, wie sie ist - und mit dem 11. September 2001 verändert sich ihre Freundschaft, die später dann ganz zerbricht. Die Gründe hierfür werden erst spät ausgesprochen, aber die Art und Weise, wie hier erzählt wird, gefällt mir sehr.
Jahre später kehrt Hanna, die sehr einsam ist, in ihre Heimatstadt zurück. Inzwischen steht die Welt aufgrund von Corona still. Die Art, wie dies hier beschrieben wird, ist sehr poetisch und gleichzeitig sehr real dargestellt.
Ich mag den Schreibstil von Rasha Khayat wirklich sehr - sie hat eine ganz besondere Art zu erzählen. Dieser Roman gehört schon jetzt zu meinen diesjährigen Favoriten!

"Man neigt dazu, Menschen zu etwas zu machen, was sie nicht sind. Oder nur ein bisschen sind. Oder nur manchmal sind. Man sieht das eine und übersieht das andere. Man sieht, was man braucht, was einen verbindet. Selten das, was einen trennt. Vielleicht hat es dieses "wir", dieses "uns" für dich gar nicht gegeben. Vielleicht war ich immer eine andere für dich als du für mich. War irgendwas echt?"

"Ganze Bücher, ganze Bibliotheken könnte man füllen mit all den ungesagten Worten, den ungesagten Sätzen. Viel konnten wir einander nicht sagen in diesen ersten Wochen und Monaten unseres ersten gemeinsamen Sommers. Kinder waren wir, wir drei, brauchten gar nicht so viele Worte oder Sätze."

"Unsere Einsamkeit hallt nur in unseren Masken wider. Ich habe den ganzen Tag noch mit niemandem ein persönliches Wort gewechselt. Das maskierte Dasein auf Abstand hat uns alle schweigsamer gemacht. Manchmal kommt es mir vor, als redete ich über Tage mit niemandem, und ertappe mich dabei, wie ich dem Nachrichtensprecher im Radio antworte."

Bewertung vom 03.08.2024
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

Sprachgewaltiges, poetisches Meisterwerk

"Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani hat mich zutiefst beeindruckt. Schon das Vorwort ging mir direkt ins Herz, ich musste es mehrmals lesen und sacken lassen, bevor ich überhaupt erst mit dem eigentlichen Roman beginnen konnte.
Und auch der zog mich sofort in den Bann. Was für eine Sprache!
Behzad Karim Khani hat eine unglaublich poetische und zugleich sprachgewaltige Art zu schreiben, wow!
Die Geschichte des iranischen Jungen, der im Ruhrgebiet aufwächst, hat mich sehr stark gefesselt und wird mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben!
Ganz klar gehört dieses Buch schon jetzt zu meinen absoluten Favoriten des Jahres 2024! Unbedingt lesen!

"Und dann versiegt unsere Kindheit. Die Jahreszeiten werden erwachsen. Unkoordiniert und still. Es ist der letzte Herbst, in dem wir auf dem Rückweg von der Schule die Füße in die rotbraungelben Blätter des Ahorn stecken. Danach raschelt der Herbst nur noch unter unseren Sohlen, wenn keiner guckt."

"Alle sieben Jahre sind wir neu, sagt man. Alle Zellen erneuert. Aber die Narbenzelle erneuert sich wieder in eine Narbenzelle. Vererbt die Wunde. Vergisst nicht. Das Gedächtnis des Traumas liegt in der Wunde selbst."

Bewertung vom 01.08.2024
Lenk, Fabian

Die Zeitdetektive, 4, Die gefiederte Schlange


ausgezeichnet

Spannendes Detektiv-Abenteuer mit historischem Hintergrund

„Die gefiederte Schlange“ ist der vierte Band aus der Reihe „Die Zeitdetektive“ von Fabian Lenk. Von diesem Autor hatten wir bereits andere Bücher gelesen, die meinem Kind sehr gut gefallen hatten, bisher jedoch nichts aus dieser Reihe. Das tat dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch. Man kann in diese Reihe jederzeit einsteigen.
Es handelt sich hier um einen super spannenden und leicht zu lesenden Krimi für junge Leserinnen ab ca. 9 Jahren.
Die drei Freunde Kim, Julian und Leon erleben ein spannendes Abenteuer, dass sie in die Zeiten der Maya führt.
Das Buch ist sehr schön illustriert und kommt als gebundenes Buch, was uns beide sehr gefallen hat. Mein Kind hat es sehr schnell und voller Begeisterung gelesen. Es ist nicht nur eine super spannende Geschichte, sondern es vermittelt auch sehr viel Wissen. Ganz klare Lese-Empfehlung!

Bewertung vom 01.08.2024
Scherzant, Sina

Taumeln


ausgezeichnet

Verzweiflung und Hoffnung

"Taumeln" von Sina Scherzant ist die Geschichte über Hannah, die vor über 2 Jahren spurlos verschwand, und von ihrer Familie, die sie seitdem sucht: ihre Eltern und ihre jüngere Schwester Luisa.
Wie unterschiedlich die Familie mit der Verzweiflung, dem Schmerz und der (schwindenden) Hoffnung umgeht, ist hier auf sehr einfühlsame und authentische Art und Weise beschrieben.
Außerdem sind da noch die Menschen vom Suchtrupp, der sich jeden Samstag treffen, um nach der vermissten Hannah zu suchen. Ich liebe die Art, wie die Autorin es schafft, diese sehr unterschiedlichen Charaktere hier zu versammeln!
Sina Scherzant hat einen ganz wunderbaren Schreibstil, der mir von Anfang an sehr gut gefallen hat. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Charaktere werden auch jetzt noch lange in mir nachhallen.
Dieses Buch gehört auf jeden Fall jetzt schon zu meinen diesjährigen Favoriten! Ganz klare Lese-Empfehlung!

"Doch sie wollte nichts davon. Die riesige Welt macht ihr eher Angst, als dass sie sie einlud. Kopfzerbrechen, wo ist jemand der überall sein kann, aber nirgends hingehen mochte?"

"Schau sie dir an, schau dir den traurigen Haufen an, sagte Amaka mal. Und wir gehören dazu. Und dann noch: Eine Gruppe Versehrter, das sind wir, eine Gruppe Verzehrter zersprengt von Kleinstadt- und Großstadttristesse, von Welttristesse, empfindlich getroffen von zerplatzten Lebensträumen und verwundet von der Sehnsucht nach Rettung, sie sagte es theatralisch, grinste dabei, ein wenig schief, ein wenig entschuldigend, und Emma fragte sich, ob es in Ordnung war, so was zu sagen, ob man diesen Vergleich machen durfte, aber da hatte Amaka es ja schon gesagt, also war es wohl hinfällig, darüber nachzudenken. Stattdessen überlegte sie, wie viel sich da versammeln konnte, in einer Gruppe von acht Leuten, wie viel sich zwischen ihnen verdichtete. Es war eine ganze Menge."

Bewertung vom 28.07.2024
Johnson, Glenys

Little Book of Vivienne Westwood


sehr gut

Toll bebildertes Kurzportrait einer beeindruckenden Frau

Ich fand schon immer, dass Vivienne Westwood eine ganz großartige Persönlichkeit gewesen ist. Dennoch wusste ich zugegebenermaßen wenig über ihr Leben. Dieses 160 Seiten starke Buch, was als Hardcover erschienen ist, gibt einen sehr guten Überblick über ihr Leben und ihre Karriere. Dabei ist es wirklich sehr schön bebildert mit ausdrucksstarken Fotos.
Nach der Lektüre habe ich eine noch höhere Meinung von dieser beeindruckenden Frau, ganz besonders im Hinblick auf ihre Einstellung zu Themen wie Feminismus, Umweltschutz und anderem. Wirklich ganz großartig!
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es weiterempfehlen!

Bewertung vom 19.07.2024
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Das Leben ist eine Folge von Abschieden ...

Es ist als Mutter schwer, dieses Buch zu lesen, doch gleichzeitig ist es auch tröstlich und sehr berührend.
Ich gebe zu, ich bin ein Fan von Daniela Krien. Alle ihre Bücher haben mir bisher unheimlich gut gefallen. Daher habe ich mich auf diese Neuerscheinung sehr gefreut! Auch hier zeigt sich ihr außergewöhnliches Talent, in einer unfassbar klaren und schönen Sprache zu schreiben. Ich liebe ihren Schreibstil!
Die Geschichte von Linda, die ihre einzige Tochter verliert, hat mich tief bewegt und erschüttert. Das Buch ist sicher nicht einfach zu lesen, aber gleichzeitig kann ich es einfach nur empfehlen. Ganz große Klasse, Daniela Krien! Eines meiner absoluten Lese-Highlights dieses Jahr!

"Kann man wieder glücklich werden?", frage ich sie. "Ja", sagt sie nach längerem Zögern. "Aber es ist eine andere Art von Glück. Wie soll ich sagen.... Es hat Tiefe, aber keine Leichtigkeit."

"Vor Sonja bin ich ein eigenständig fühlender, doch unvollendeter Mensch gewesen, ein Individuum ohne Zusammenhang. Ab ihrer Geburt war mein Lebensglück ihrem unterworfen. Von Beginn an und bis über ihr Ende hinaus bin ich das, was sie ist - glücklich, unglücklich, ängstlich, traurig, euphorisch, lebendig oder tot. Denn wenn ein Kind geht, nimmt es dich mit. Es lässt nicht mehr von dir zurück als eine welke Hülle."

Bewertung vom 15.07.2024
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


schlecht

Hochaktuelles Thema - leider sehr schlecht, klischeehaft und oberflächlich umgesetzt

Das Thema des Buchs scheint hochaktuell zu sein, ja - aber vielleicht sind sogar etwas zu viele aktuelle Themen hineingepackt wie KI, Klima, Rassismus, Flüchtlingsprobleme und anderes.
Anfangs fand ich den Schreibstil noch ganz witzig und es las sich locker und flockig. Die Hauptkommissarin ist auch sehr sympathisch. Alle anderen Personen sind leider (meiner Meinung nach) völlig überzeichnete Stereotypen.
Und auch wenn es natürlich stimmt, dass wir auch heute schon von KI umgeben sind (mehr, als uns oft bewusst ist!!!) und das Thema somit sehr brisant und up to date ist, bin ich mit der Umsetzung absolut NICHT glücklich!
Es wirkt zeitweise wie eine Satire auf einen Krimi, ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll. Ich fand es einfach total übertrieben und zu überzogen, je weiter ich las.
Klar, es war spannend, man wollte schon wissen, wie das weitergeht ... Umso ärgerlicher war ich dann über das Ende! Ich meine, was sollte DAS denn ??????
Ein offenes Ende mag zwar bei manchen Büchern gut sein; hier wirkte es mehr, als hätte der Autor keine bessere Idee gehabt für ein sinnvolles Ende.
Ich frage mich, was der Autor mit diesem Buch erreichen will; welche Leserschaft möchte er ansprechen? Krimileser, die nur Unterhaltung wollen (dafür taugt es vielleicht, wenn man nichts anspruchsvolles möchte) oder jemanden, der mehr in die Tiefe eines Themas eintauchen will? Dazu taugt es leider nicht.
Ich muss sagen, dass dies mein erstes und ganz sicher auch mein letztes Buch dieses Autors war! Ich habe mich regelrecht über die verschwendete Lesezeit geärgert.
Ich verstehe den Hype um dieses Buch überhaupt nicht, für mich hat es (trotz des, wie gesagt, aktuellen Themas) absolut NULL Niveau und Tiefe. Ich fand es einfach nur SCHLECHT!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2024
Pettie, Andrew;Quilty-Harper, Conrad

Das große Buch der Infografiken


ausgezeichnet

Bildgewordenes Wissen - sehr beeindruckend gestaltetes Sachbuch

Der Titel "Das große Buch der Infografiken" klingt erstmal etwas trocken und nüchtern, das fröhlich gestaltete Cover machte uns dennoch neugierig. Und schon in der Leseprobe bekamen wir einen ersten guten Eindruck, deshalb mussten wir dieses Buch unbedingt haben.
Dieses unglaublich faszinierende Lexikon, erschienen im Ravensburger Verlag, ist für kleine und große Menschen einfach ganz großartig:
Hier wird auf 336 Seiten unheimlich viel Wissen vermittelt, jedoch mal auf ganz andere Art. Es ist geeignet für Kinder ab ca. 8 Jahren, finde ich.
Die Bilder sind alle sehr beeindruckend und haben uns alle sehr gut gefallen. Man lernt wirklich sehr viel, aber das Lesen und Blättern macht dabei so viel Spaß, dass die Wissensvermittlung ganz nebenbei geschieht. Das Buch hat unserer ganzen Familie sehr gut gefallen und wir können es absolut weiterempfehlen!

Bewertung vom 06.07.2024
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Berührende Geschichte übers Erinnern und Vergessen

Sowohl das tolle Cover als auch der Titel "Der Bademeister ohne Himmel" hatten mich sofort angesprochen. Der Debütroman von Petra Pellini ist meiner Meinung nach ein echtes Lese-Highlight!
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir ausgesprochen gut. Erzählt von der 15-Jährigen Linda wird die Geschichte von Hubert, der dement wird, seiner Pflegerin Ewa, von Linda und ihre Mutter sowie Lindas Freund Kevin.
Mit viel Wärme und auch Humor erzählt die Geschichte vom Erwachsenwerden, vom Vergessen und einer ganz besonderen Freundschaft von"gleichzeitig lebenden Menschen":

"Wir gleichzeitig Lebenden sind füreinander von geheimnisvoller Bedeutung."

Das Buch hat mir sehr gut gefallen und die Geschichte hat mich tief bewegt. Ich kann das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und hoffe, dass man von Petra Pellini in Zukunft noch mehr lesen wird!

"Ich mache es wie Hubert. Ich schmeiße alles in einen Topf: Menschen, Jahreszeiten, Ereignisse, rühre einmal um und alles ist gut: Alle leben und nie ist jemand gestorben. Keiner fehlt."

"Wir alle bekommen zu wenig von dem, was wir bräuchten. Ich frage mich, warum das so sein muss und ob es nicht einfacher wäre, wenn jeder ausspricht, was er braucht."