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Der Blaue Mond

Bewertungen

Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 05.10.2021
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Einfach nur brilliant!
Zugegeben, für Männer ist dieses Werk weniger geeignet, sie würden vermutlich die Komik darin nicht so ganz verstehen. OK, machen wir die Schublade wieder zu. Ich wurde für meinen Teil jedenfalls bestens unterhalten.
Manche Szenen konnte ich auch nicht für mich behalten, der Humor ist so staubtrocken, dass ich oft vor Lachen meinen Bauch halten musste. Erinnert entfernt auch an Loriot.
In jedem Fall ein guter Stoff um verfilmt zu werden. Vorausgesetzt, es hat die entsprechenden Schauspieler hinter dem Vorhang.
Aber bei aller Leichtigkeit geht es im Kern um ein trauriges Thema. So nach und nach fühlt man sich ein und auch mit den Darstellern. Gerade die Flapsigkeit im Schreibstil legen den Fokus auf die Krankheit Barbaras und das, was die Frau ausgemacht hat, als sie noch gesund war. Durch diesen Kontrast wird die Traurigkeit verstärkt. Das Unveränderliche ist schwer zu akzeptieren. Ausgerechnet, wenn man über sein halbes Leben miteinander Seite an Seite gelebt hat.

Bewertung vom 28.09.2021
Weber, Tanja

Betongold


sehr gut

Nicht nur ein Krimi, hier haben wir eine Geschichte über eine lebenslange Männerfreundschaft. Die drei Freunde schlagen im Leben komplett andere Wege ein, sind sich aber dennoch eng verbunden.
Das macht für mich das Beschauliche und die heimelige Seele dieser Erzählung aus. Einfach zutiefst menschlich. Der Schreibstil ist bodenständig ohne viel Schnick Schnack. Verständlich, aber auch inhaltlich durch Verluste und Krankheiten geprägt. Kein sunny side up.
München ist bildlich als auch sprachlich präsent. Das macht den gewissen Charme aus. Ich habe den Roman gerne gelesen, er ist nicht blutrünstig aber einfach urig zu lesen.
Einer der drei Freunde ist pensionierter Polizist und kann nicht anders, als der Sache auf den Grund zu gehen.
Zeigt einmal mehr, wie wertvoll es ist, im Jetzt zu leben und die Gunst der Stunde zu nutzen und die Gesundheit wertzuschätzen. Wer weiß schon, wie lange es so geht.

Bewertung vom 19.09.2021
Grimm, Hans-Ulrich

Dumm gegessen! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wein ist mein Gemüse oder Du bist, was Du isst.
Ich wusste es schon immer. Es gibt nichts über ein Gläschen Vino. Das ist definitiv günstiger für den Körper als die gekauften hochverarbeiteten Lebensmittel aus dem Supermarkt.
Warum wird die Menschheit gefühlt eigentlich immer dümmer? Gibt es da einen Zusammenhang mit der Ernährung? Warum trifft Alzheimer nicht alle Regionen auf der Welt gleich?
Warum sind Babygläschen und -milch schon suboptimal für die Kleinsten? Ob ich jetzt einen Apfel esse oder ein Glas Saft trinke ist doch das gleiche, oder? Was ist so schlimm an Zucker oder Glutamat?
Diesen Fragen und weiteren geht Herr Grimm in diesem Werk nach.
Der Schreibstil ist klar und sachlich, gespickt mit vielen Verweisen auf Entdecker, Studien, Büchern, Analysen, etc.
Besonders gut haben mir die aufgezeigten Verstrickungen (Interessenskonflikte) gefallen, z.B. zur Politik oder zum eigentlichen Auftraggeber der Fallstudie. Leider bewahrheiten sich viele der persönlich gehegten Befürchtungen. Nicht umsonst steckt da eine riesige Industrie dahinter. Das Wissen aus diesem Buch sollte eigentlich bereits in der Schule thematisiert werden. Damit alle möglichst gleiche Chancen auf ein gesundes Leben haben.

Fazit: für alle, die sich mit Ernährung befassen und dem Fertigfraß auf den Grund gehen wollen

Bewertung vom 14.09.2021
Koenig, Gaspard

Das Ende des Individuums (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Gold des 21. Jahrhunderts...

... genau, wir reden hier nicht von Edelmetall sondern von Daten, Daten, Daten.
Das Buch ist eine Reise um die Welt, um Themen rund um KI auf den Grund zu gehen. Dabei konnte ich für mich viel neues erfahren. Mich hat der Titel einfach direkt angesprochen.
Der Inhalt ist definitv für Fortgeschrittene KI Begeisterte geeignet, dazu zähle ich mich nicht. Obwohl ich von vielen zitierten Autoren wie Taleb, Harari oder Kahnemann bereits etwas gelesen habe, konnte ich nicht immer mit der Schnelligkeit der Erzählung mithalten. Der Autor zieht rasend schnell von einer Person und Ort zum nächsten. Die ständigen Wechsel der Personen fand ich wenig gelungen, auch weil einem die Nennung dieser KI Spezialisten nicht wirklich weiterbringt. Mir hätte es völlig gereicht, wenn der Autor die Punkte inhaltlich zusammengefasst und asugeschmückt hätte und die Namen in den Fußzeilen aufgetaucht wären.
Aber viele Punkte waren mir neu, daher ist das Werk definitiv ein Wissensgewinn. Außerdem regen die Erkenntnisse daraus sehr zum Nachdenken an. Sind wir in Europa wirklich so derartig uneinholbar abgehängt oder ist es nicht geradezu fantastisch erstmal abzuwarten was in China hinsichtlich KI noch alles kommt?
Wer will schon in einem Land mit Social Scoring leben? Was macht den Menschen eigentlich aus? Kann KI überhaupt jemals intelligent werden?
Letztendlich ein Werk für Alle, die skeptisch aber auch neugierig in die Welt der künstlichen Intelligenz eintauchen möchten. Ein Status Quo sozusagen.

Bewertung vom 12.09.2021
Park, David

Reise durch ein fremdes Land


gut

Das weitgehend in schwarz weiß gehaltene Cover sowie die Zusammenfassung haben mich angesprochen. Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass die Fotografie eine größere Rolle spielt. Aber leider habe ich zu dem eigentlichen Inhalt keinen Zugang gefunden.
Es geht um die Reise zu seinem Sohn Luke um diesen rechtzeitig zu Weihnachten nach Hause zu holen. Fühlt sich an wie ein Road Movie und im Mittelpunkt gerät man zum Zeugen einer Art fortwährenden inneren Auseinandersetzung des Vaters mit sich selbst.
Der Schreibstil ist sehr ausführlich, literarisch und mir zu aufgebauscht. Man ist quasi gedanklich immer bei diesem Vater und der Reise durch den Schnee.
Recht schnell wird das eigentliche Thema klar, dessen Auflösung sich aber doch bis zum Ende des Buches zieht.
Obwohl das Werk nur gut 190 Seiten hat, habe ich lange für das Lesen benötigt. Es war für mich viel zu schwerfällig und traurig.

Bewertung vom 09.09.2021
Mandel, Emily St. John

Das Glashotel


ausgezeichnet

Ein Roman mit Tiefgang, der Schreibstil ist sehr besonders. Literarisch umspielend, phasenweise dahin plätschernd aber manchmal auch einfach ergreifend.
Ein Werk abseits vom Mainstream.

Besonders das letzte Drittel hat mir außerordendlich gut gefallen. Man darf alle wesentlichen Charaktere, quasi über das Leben hinaus, begleiten. Trifft man im Leben die richtigen Entscheidungen? Was davon ist Schicksal und umungänglich? Wie verläuft das Leben, wenn man sich die perfekte Gelegenheit entgehen lässt?

Die Hauptperson, eine junge Frau namens Vincent, packt ihre Gelegenheit am Schopfe und wird die Geliebte eines reichen älteren Mannes. Recht unverblümt schildert sie die Aufgaben und Forderungen, die ein solches Arrangement mit sich bringt. Es handelt sich bei dem reichen Mann nämlich um den Eigentümer des wunderbaren Luxushotels am Ende der Welt. Genau dort lernt er Vincent kennen, an der Bar, sie mixt die Cocktails.
Die Personen und Orte werden ausgezeichnet umschrieben, das gelingt einfach ohne viel Worte. Gerne wäre man selbst Gast im Glashaus.

Eine Leseempfehlung für alle, die das Besondere suchen.

Bewertung vom 04.09.2021
Piskulla, Christian

Pacific Crest Trail Killer


ausgezeichnet

Ganz nebenbei erfährt man auch etwas über die Situation vieler armer Amerikaner, die in Trailer Parks ihr Dasein fristen müssen. Und Gewalt an Frauen und deren Veränderung im Zeitverlauf ist ein Thema. Und Erotik.
Aber eigentlich steht der Wanderweg Pacific Crest Trail im Fokus bzw. ein Serienkiller, der sich dort einsame Opfer sucht.
Der Roman ist super spannend und durchdacht, ich habe ihn sehr gerne gelesen. Es gibt viele Kontraste, die anziehend sind. Der Schreibstil ist unverschnörkelt und die über 600 Seiten lesen sich rasant. Die Kapitel sind kurz und knapp.
Wie wird man zum Mörder? Was genau macht einem dazu? Und wer steckt eigentlich hinter dem Serienkiller? Wer ist der Mentor? Die Auflösung fand ich super gelungen, da Spannung bis zum Ende garantiert ist. Außerdem war es für mich überraschend und daher total gelungen.
Auch das Nachwort hat es in sich. Für mich ein rundum gelungenes Werk!

Bewertung vom 23.08.2021
Tötschinger, Reinhard

Rochade


ausgezeichnet

Nach der Lektüre dieser Erzählung sieht man seinen nächsten Besuch im Museum definitiv mit anderen Augen. Das Buch gewährt Einblicke in die Kunst der Bilderrestaurierung (nicht zu verwechseln mit Restauration, das ist der Ort mit den Wiener Schnitzeln).
Dieser Fauxpas war Teil eines Dialogs, überhaupt war der Wortwitz und der dargestelle Humor sehr nach meinem Geschmack. Die Erzählung plätscherte am Anfang so dahin. Der Tagesablauf war immer ähnlich, die Örtlichkeiten sowieso, bis das ganze an Fahrt aufnimmt. Das berühmte Bild, um das es geht, ist die Malkunst von Jan Vermeer. Diese wurde total beschädigt und der Kanzler von Österreich wünscht es in seinem Büro innerhalb kürzester Zeit.
In einem zweiten Erzählstrang erfährt man die Geschichte des berühmten Gemäldes, wo es schon überall hing und wie es durch verschiedene Hände gegangen ist.
Dieser Teil gefiel mir außerordentlich gut, öffnet den Blick für das dahinter verborgene. Toll ist auch das Cover, ist es doch eine Abwandlung der Malkunst, nur ist der Vorhang noch weiter zugezogen.
Die Charaktere, insbesondere der Professor Clemens uns sein Assistent Hubert wachsen einem ans Herz. Ganz wunderbare Literatur!

Bewertung vom 21.08.2021
Höflich, Sarah

Heimatsterben


sehr gut

Selten passte für mich ein Cover besser zum Roman. Der faulende Apfel zusammen mit dem schwarzen Trauerrahmen widerspiegeln die traurige Erzählung zum Heimatsterben.
Für einen Debütroman ziemlich grandios geschrieben. Ich mag Geschichten mit Stammbaum, hier taucht man auch so richtig in einige Familienmitglieder und deren Schicksal ein.
Der Schreibstil ist klar und verständlich. Inhaltlich topaktuell, kommt doch beispielsweise die Pandemie und anstehende Wahlen darin vor. Soweit an der Realität kommen wir dann schon zu dem Punkt, der mir nicht so gut gefallen hat. Die weiteren Entwicklungen des geschilderten Deutschlands finde ich total fiktional und nicht komplett durchdacht. Wenn es so käme, dass Europa zerfällt, hätten wir meiner Meinung nach ganz andere Probleme.
Deshalb kann ich nicht die volle Punktzahl geben. Davon abgesehen ist es wirklich toll zu lesen, wie in jeder Familie gibt es Leute, die man mag und welche, die lediglich akzeptiert werden. Ein bunter Mix. Letztendlich trägt man die Heimat in sich, unabhängig von Raum und Zeit.

Bewertung vom 16.08.2021
Musewald, Anna

Abseits der Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das fällt aus der Zeit.
Selten einen so ungewöhnlichen Roman gelesen. Die Idee ist genial. In Neuschwanstein gibt es quasi parallele Lebenswelten. Die eine real und im hier und jetzt, und die andere besteht aus Personen, die aus Tinte kreiert wurden. Und das schon vor geraumer Zeit, als König Ludwig seine letzten Lebensmonate in dem Schloss verbringen durfte.
Dabei ist der Schreibstil teilweise düster aber bewegend. Gerade die Atmosphäre im Schloss und die Räume und Stimmungen werden toll dargestellt. Man fühlt einfach mit! Es dauert aber auch eine Weile bis man durchsteigt. Aber die Erzählung hat was. Das gewisse Etwas, man muss weiterlesen um es zu verstehen und das Ende erfahren zu können. Schon alleine der Name einer Darstellerin, Elektra, finde ich gelungen. Daneben gibt es noch Paul aus dem jetzt und Emma aus vergangener Zeit. Beide Ebenen kommen zueinander und wir erfahren viel von den einzelen Personen. Jedes Kapitel ist aus wechselnder Perspektive erzählt.
Fazit: für alle, die das Außergewöhnliche suchen