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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 197 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2011
Im Labyrinth der Fugger
Abe, Rebecca

Im Labyrinth der Fugger


sehr gut

Da ich selbst schon in Augsburg war und die Familie Fugger mich interessiert, habe ich, als sich mir die Gelegenheit bot, an einer Leserunde mit Autorenbegleitung zu „Im Labyrinth der Fugger“ teilgenommen. Die Autorin hat die Leserunde mit viel Hintergrundwissen und interessanten Kommentaren bereichert.

Auf dem Cover ist ein Portrait der Anna Fugger abgebildet. Die Geschichte beginnt, als Anna 13 Jahre alt ist. Sie lebt mit ihren Eltern und zehn Geschwistern in Augsburg. Als ihr Großvater, Anton Fugger, verstirbt, teilen sich dessen drei Söhne sein Vermögen. Aber keiner von ihnen mag so recht in die Fußstapfen des großen Kaufmanns und Bankiers treten. Christoph Fugger, Annas Onkel, will einen möglichst großen Anteil des Vermögens an sich bringen und heckt einen Plan aus: Seine Nichten und Neffen sollen in Klöstern verschwinden. Bei der Verwirklichung hilft ihm der Jesuit Canisius, dem jedes Mittel recht zu sein scheint. Anna und ihre Geschwister sind ihm ausgeliefert, als er die Mutter vom katholischen Glauben überzeugen kann. Aber Anna lässt sich nicht willenlos wegsperren, sie wehrt sich. Der Preis, den sie dafür bezahlen muss, ist jedoch hoch.

Rebecca Abe hat einen sehr gut recherchierten historischen Roman verfasst, der die Grausamkeiten der damaligen Zeit nicht vertuscht, sondern mit aller Deutlichkeit zeigt. Verbrechen werden, auch im Namen der Kirche, begangen, ohne dass es jemanden gestört hätte. Petrus Canisius, der tatsächlich gelebt hat, geht förmlich über Leichen, um seine Ziele zu erreichen. Einige der Figuren haben tatsächlich gelebt. Aus deren Lebensläufen hat die Autorin ihre Geschichte abgeleitet. In einem Nachwort erklärt sie, was der Wahrheit entspricht und was ihrer Fantasie entsprungen ist.

Hauptsächlich behandelt die Geschichte das Leben der Anna Fugger. Aber auch ihre Familie wird zum Teil sehr detailliert dargestellt. Von denen erregte besonders ihr Bruder Philipp Fugger, der als ältester Sohn das Erbe des Vaters antreten sollte, mein Interesse. Die Beweggründe für sein Handeln waren für mich sehr gut nachvollziehbar. Aber auch Nebenfiguren, wie der Kürschner Kellenbenz und dessen Tochter Bianka, waren mir schnell ans Herz gewachsen. Die Hauptfigur macht im Laufe ihres vierzigjährigen Lebens eine interessante Wandlung durch. Von der aufmüpfigen und wissbegierigen jungen Frau wird sie zu einer selbstbewussten Künstlerin.

Eine Karte Augsburgs zu Beginn des Buches sowie einige kleine Illustrationen hat die Autorin selbst beigesteuert. Am Ende finden sich ein Glossar, ein Personenverzeichnis sowie Quellenangaben. Ein Lesezeichen mit dem Cover des Buches rundete das Gesamtbild gekonnt ab.

Obwohl die Geschichte Annas und die Aufklärung der Intrige spannend erzählt waren, würde ich diesen Roman jedoch nicht als „Renaissance Thriller“, als der er vom Verlag angepriesen wird, bezeichnen. Aber dafür hat die Geschichte jede Menge Emotionen in mir ausgelöst: Trauer, Wut, Entsetzen und Freude. Und das macht ein gutes Buch für mich aus – es muss mich mitreißen, ich muss darin versinken können.

Fazit:
„Im Labyrinth der Fugger“ ist ein gut recherchierter historischer Roman, der das Leben im 16. Jahrhundert realistisch beschreibt und die Geschichte der Anna Jakobäa Fugger spannend erzählt.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2011
Wernievergibt / Kea Laverde Bd.5
Schmöe, Friederike

Wernievergibt / Kea Laverde Bd.5


ausgezeichnet

Als großer Fan der Autorin war ich sehr erfreut, endlich wieder einen neuen Teil ihrer Krimireihe um die Ghostwriterin Kea Laverde lesen zu können. In Erwartung höchsten Lesegenusses fiebere ich jeder Neuerscheinung der Autorin entgegen. Und auch von „Wernievergibt“ wurde ich nicht enttäuscht.

In ihrem fünften Fall verschlägt es die Ghostwriterin Kea Laverde nach Georgien. Sie war früher als Reisejournalistin tätig und wird von ihrer ehemaligen Chefin angesprochen, eine Reportage über Tourismus in dem Land am Kaukasus zu schreiben. Die Journalistin, die diese Aufgabe eigentlich übernehmen sollte, ist in Georgien spurlos verschwunden. Kea wird von ihrer Freundin Juliane, einer toughen 78jährigen, begleitet. In Tiflis angekommen, müssen die beiden Frauen feststellen, dass auch die Opernsängerin Clara Cleveland, die georgische Wurzeln hat, wie vom Erdboden verschluckt ist. Anstatt sich ihrer Reportage zu widmen, begeben sich Kea und Juliane auf die Suche nach den beiden Frauen. Dabei geraten sie selbst in Gefahr.
Mir hat an diesem Buch besonders gut gefallen, dass es im Ausland spielt. Ich konnte merken, dass die Autorin das Land selbst bereist hat. Ihre Schilderungen der Menschen und Landschaften sind so anschaulich, dass ich sofort Lust verspürte, eine Reise nach Georgien zu buchen, um mir diese Gegend selbst anzuschauen. Ein weiteres Schmankerl war der Ausbau der Figur Juliane, die in den vorherigen Bänden eher sporadisch vorkam. Die alte Dame ist so locker und witzig, dass ich oft schmunzeln musste.

In die Geschichte eingestreut sind immer wieder Auszüge eines Tagebuches. Diese Textstellen sind kursiv gedruckt. Zunächst ist nicht klar, wer diese Tagebucheintragungen geschrieben hat. Als ich die Verfasserin erkannte, wurde mir jedoch einiges klar.

Friederike Schmöe legt auch in diesem Buch wieder viel Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen. Es gibt aber auch einen politischen Aspekt, den ich äußerst interessant fand. Sinnloses Gemetzel und Actionszenen sucht man hingegen vergebens. Dies tut der Spannung aber keinen Abbruch. Die Autorin hat wieder bewiesen, dass ein guter Krimi auch ohne Brutalität fesseln kann.
Die außergewöhnliche Sprache der Autorin begeistert mich zudem immer wieder.

Fazit:
„Wernievergibt“ ist ein intelligenter Kriminalroman, der mich wieder vollständig überzeugen konnte.

Bewertung vom 11.01.2011
Weltverloren
Baum, Beate

Weltverloren


ausgezeichnet

Nachdem ich „Ruchlos“, den vorherigen Band dieser Serie, gelesen hatte, war ich sehr erfreut, dass es mit „Weltverloren“ nun den sechsten Teil der Reihe gibt. Ein Foto der Semperoper auf dem Titelbild weist den Betrachter darauf hin, dass der Krimi in Dresden spielt.

Die Journalistin Kirsten Bertram lernt bei einem Krankenhausaufenthalt Ännchen Kulka, eine 19jährige mit ungewöhnlichen Ansichten, kennen. Wie sich später herausstellt, hat Ännchen, nachdem sich ihre Wege trennten, ihre Familie verlassen. Die Kulkas sind Nachfahren aus der Familie Erich Kästners und gehören einer freikirchlichen Gemeinde an. Ännchen schließt sich einer Bewegung an, die gegen den Ausbau der Königsbrücker Straße demonstriert, und arbeitet ehrenamtlich im Erich Kästner Museum. Als ein Praktikant dieses Museums tot aufgefunden wird, fällt der Verdacht sofort auf Ännchen. Nur Kirsten Bertram glaubt an deren Unschuld. Aber das Mädchen ist nicht auffindbar.

Auch in ihren neuen Kriminalroman bringt Beate Baum wieder sehr viel Lokalkolorit ein. Wer Dresden mag, wird hier einige Stätten wiedererkennen. Zudem trägt das Buch den Untertitel „Ein Kästner-Krimi“. So erfährt der Leser auch einiges über das Leben Erich Kästners in Dresden. Als Grundlage diente der Autorin unter anderem eines meiner Lieblingsbücher des Schriftstellers „Als ich ein kleiner Junge war“.

Aber auch über das Privatleben der Journalistin verrät Beate Baum viel. Ihre Arbeit bei der Zeitung und ihre Beziehung zu ihrem Kollegen Andreas werden sehr genau beschrieben. Für mich ist das die perfekte Mischung von Spannung, Lokalkolorit und Privatem. Die Lösung des Falls war für mich sehr überraschend, aber dennoch plausibel dargestellt.

Fazit:
Ich bin sehr gespannt, wie und wann es in dieser Reihe weitergehen wird. Beate Baum hat mich mit ihren Dresden-Krimis infiziert.

Bewertung vom 30.12.2010
Dinner for One - Killer for Five
Koglin, Michael

Dinner for One - Killer for Five


ausgezeichnet

Was wäre Silvester ohne „Dinner for One“? Mir würde jedenfalls etwas fehlen. Als ich beim Stöbern auf diese Kriminalkomödie stieß, war ich sofort von der Idee des Autors begeistert, die Geschichte um Miss Sophie und ihren Butler James einmal aus kriminalistischer Sicht zu betrachten.

Schon das äußere Erscheinungsbild des Büchleins ist ein echter Hingucker. Der Illustrator Rudi Hurzlmeier hat nicht nur zahlreiche originelle Zeichnungen zum Buch beigesteuert, sondern auch das Cover gestaltet. Zu sehen ist eine leicht abgewandelte Szene aus dem Klassiker „Dinner for One“: James serviert der am Tisch sitzenden Miss Sophie einen Revolver. In der anderen Hand hält er eine Flasche mit einem Giftsymbol. Auch die Portraits im Buch sind sehr anschaulich und humorvoll.

Nacheinander schildert Michael Koglin das Schicksal der Herren, die im Film nicht mehr am Tisch der ehrwürdigen Miss Sophie sitzen. Durch sehr fragwürdige Umstände sind die Herren leider alle gestorben. Chefinspektor DeCraven versucht, unterstützt von seinem Constabler Oggerty, herauszufinden, wer der oder die Mörder sind. Er ahnt schnell, dass James' und Miss Sophies Westen nicht wirklich rein sind. Allein mit der Überführung der Täter hat er so seine Schwierigkeiten.

Der Autor hat die Figuren sehr skurril beschrieben, sodass ich des Öfteren laut lachen musste. Besonders der Chefinspektor und der Butler haben mir gefallen. Beide sind äußerst spleenig dargestellt. So bastelt DeCraven zum Beispiel immer aus Büroklammern und Papierkügelchen einen Cricket-Parcours auf seinem Schreibtisch, um sich besser konzentrieren zu können. James spricht gerne dem Alkohol zu, was einige lustige Szenen zur Folge hat.

Wer sich fragt, warum der Buchtitel auf fünf Tote hinweist, für den hat der Autor am Ende noch eine echte Überraschung parat. Ich werde den Film ab jetzt jedenfalls mit anderen Augen sehen.

Fazit:
Michael Koglin hat mich mit dieser Kriminalkomödie bestens unterhalten. Die Zeichnungen von Rudi Hurzlmeier unterstreichen den Wortwitz des Autors perfekt. Das Buch ist nicht nur für Fans des Silvesterklassikers empfehlenswert.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2010
Männertaxi
Koßmann, Andrea

Männertaxi


sehr gut

Die Autorin ist mir von ihrem Blog „Kossis Welt“ bekannt, den ich mehr und minder regelmäßig verfolge und mich dort ihrer witzigen Ideen und geistreichen Rezensionen erfreue. Als sie eines Tages schrieb, dass sie einen Roman veröffentlichen wird, war für mich sofort klar, dass ich dieses Buch lesen muss.

Rein äußerlich ist „Männertaxi“ ein echter Hingucker: Es sieht aus wie die Seite aus einem Notizblock und ist leuchtend gelb. In der Mitte prangt ein Taxischild, über das handschriftlich „Männer“ vermerkt ist. Neben dem Namen der Autorin und dem Untertitel „Eine turbulente Komödie“ gibt es noch ein paar kleine Randnotizen, wie eine Telefonnummer und einen Namen, über dem ein paar Herzchen prangen.

Isa ist Mitte Dreißig und vor kurzem von ihrem Freund Tom wegen einer anderen verlassen worden. Seither steht für sie fest, dass sie Männer zwar noch in ihr Bett, aber ganz bestimmt nicht mehr in ihr Herz lässt. Ihre beste Freundin Pia denkt ähnlich wie sie. Bei einem Weiberabend bestellen die beiden sich eine Pizza und haben den Einfall, dass es toll wäre, wenn man sich auf die gleiche Art und Weise einen Mann für gewisse Stunden ins Haus bestellen könnte. Aus dem verrückten Plan wird schnell eine Geschäftsidee. Die beiden schalten eine Kleinanzeige und es melden sich tatsächlich Männer aus den unterschiedlichsten Schichten und Beweggründen bei ihnen. Selbstverständlich müssen diese gründlich unter die Lupe genommen werden, frau kauft ja schließlich nicht die Katze im Sack. Das Männertaxi nimmt Gestalt an, schon bald melden sich die ersten Kundinnen bei ihnen. Aber Isa merkt auch, dass ihr etwas Entscheidendes im Leben fehlt. Sie weiß nur nicht, was das ist.

Der Untertitel des Buches lautet „Eine turbulente Komödie“ und genau das habe ich von dem Buch erwartet und auch vorgefunden. Zunächst erschien mir die Icherzählerin Isa etwas sehr oberflächlich und „tussihaft“. Aber schon bald merkte ich, dass hinter dieser toughen und coolen Frau ein empfindsames Wesen steckt, das längst nicht so kaltschnäuzig ist, wie es von anderen wahrgenommen werden will. Einige der Männer waren allerdings etwas sehr klischeehaft beschrieben, obwohl mir das, insbesondere bei Simon, immer wieder echte Lachsalven entlockte. Meine absolute Lieblingsfigur im Buch war jedoch Charlotte, die reizende alte Nachbarin. Ich habe sie, genau wie Isa, sehr bald in mein Herz geschlossen. Besonders ihre Liebe zu Büchern hat sie mir sympathisch gemacht. Ich hatte sogar ein wenig das Gefühl, dass die Autorin sich in dieser Figur selbst ein wenig verewigt hat – obwohl Andrea Koßmann natürlich keine alte Dame ist, sondern gerade erst Anfang Vierzig.

Das Ende des Buches hat mir dann sogar ein paar Tränen der Rührung in die Augen getrieben. Mit einem glücklichen Seufzen habe ich das Buch zugeklappt. Trotz einiger weniger Schwächen habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Und genau das erwarte ich von einer Komödie, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fazit:
Ich bin sehr froh, dass der Verlag Droemer Knaur Andrea Koßmann eine Chance gegeben hat, neue Wege zu gehen. Ich hoffe, dies bleibt nicht ihr letzter Ausflug in diese Sparte. Ich habe mich köstlich amüsiert.

0 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2010
Süßer der Punsch nie tötet
Schmöe, Friederike

Süßer der Punsch nie tötet


sehr gut

Das Cover dieses Adventskrimis ziert eine goldene Schleife auf rotem Grund, passend zur Vorweihnachtszeit. Und in der spielt die Geschichte auch, genauer vom 1. bis zum 24. Dezember im fränkischen Bamberg.

Katinka Palfy besucht einen Kochkurs der italienischen Köchin Caro Terento. Plötzlich verfällt eine andere Kursteilnehmerin in Zuckungen und bricht tot zusammen. Die Ermittlungen der Polizei, die von Katinkas Lebensgefährten Hardo geleitet werden, ergeben, dass im Essen des Opfers Mutterkorn war. Doch das soll nicht der einzige Zwischenfall bei den Kochkursen bleiben – weitere Opfer folgen und immer befand sich ein anderes Gift im Essen der Teilnehmer. Daneben geschehen noch andere seltsame Dinge in Franken: Eine Gondel wird gestohlen, die Maria in einer Krippe verschwindet und wird gegen eine Sexpuppe ausgetauscht. Katinka beginnt zu ermitteln.

Obwohl die Protagonistin in diesem Krimi die Privatdetektivin Katinka Palfy ist, scheint es nicht direkt zu dieser Reihe zu gehören, sondern eher ein „Extra-Schmankerl“ zu sein. Das Buch ist unterteilt in 24 Kapitel, datiert vom 1. bis 24. Dezember, sodass man es wie einen Adventskalender lesen könnte. Am Ende jedes Kapitels befindet sich die Zeichnung eines Frauenkopfes und darunter eine Frage, die Katinka sich und dem Leser zum Inhalt des Kapitels stellt. Diese Idee fand ich sehr originell. Der Inhalt ist jedoch durch ein großes Schriftbild und die Kommentare Katinkas sehr gestreckt, um überhaupt auf 187 Seiten zu kommen. Die Kapitel sind sehr kurz. In jedem der ersten Kapitel wird ein anderer Fall vorgestellt, sodass sich die Verdächtigen zum Ende hin häufen. Besonders gründlich werden die einzelnen Charaktere leider nicht vorgestellt. So kam bei mir keine richtige Spannung auf. Ich ahnte schon recht früh, wer der Täter sein könnte.

Eine neue Figur wird in diese Reihe eingeführt: Dante Wischnewski, ein Reporter bei der örtlichen Zeitung. Dieser hat mir sehr gut gefallen mit seiner frechen und vorwitzigen Art. Ich hoffe, er wird in den nächsten Bänden dieser Reihe wieder auftauchen.

Fazit:
„Süßer der Punsch nie tötet“ ist ein kurzweiliger, wenn auch zu kurzer, Adventskrimi, der Freunde der Katinka-Palfy-Reihe auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt. Er kann aber auch unabhängig von der Serie von Quereinsteigern gelesen werden.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2010
Teppichporsche
Ullrich, Sonja

Teppichporsche


sehr gut

Schon der Titel „Teppichporsche“ und das originelle Cover, das einen Yorkshireterrier mit rotem Schleifchen und Hundemantel zeigt, der zwischen zwei Damenfüßen in roten Sandaletten hockt, versprachen mir eine amüsante und kurzweilige Lektüre. Der Umstand, dass dieser Krimi im Ruhrgebiet spielt, war ein weiterer Anreiz für mich, das Buch zu lesen. Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern sogar noch übertroffen.

Die Icherzählerin Esther Roloff ist Mitte Dreißig und verdient ihr Geld als Versicherungsdetektivin. Eigentlich wollte sie Polizistin werden, ist aber wegen ihrer Unsportlichkeit durch die Eignungsprüfung gefallen. Ihr Arbeitgeber ist ein etwas seltsamer Türke namens Metin. Als der sie in einen Haushalt schickt, der der Versicherung einen Wasserschaden gemeldet hat, merkt Esther bald, dass dort etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Der „Täter“ soll ein kleiner Hund, eben ein „Teppichporsche“, sein, der ein Wasserbett zerbissen hat. Komisch ist nur, dass das Tier nur einen Zahn im Maul hat. Seltsam sind auch die Blutspuren auf dem Parkett und der Umstand, dass der Herr des Hauses gerade aus Familien- und Arbeitsleben ausgestiegen ist, um den Rest seines Lebens Urlaub zu machen. Esther macht sich gegen den Willen ihres Chefs und sehr zum Leidwesen der Polizei an die Ermittlungen.

Ich würde diesen Krimi als Kriminalkomödie bezeichnen: Sämtliche Figuren sind total überzeichnet, alle haben eine Macke und niemand ist auch nur annähernd normal – außer vielleicht der Hund, der allerdings nur in einer sehr kurzen Szene einen Auftritt hat. Esther wird von ihrem Chef ein Begleiter zur Seite gestellt, der auf sie aufpassen soll: Gregor. Diese Figur bedient so ziemlich jedes Klischee eines heruntergekommen Typen. Er ist ungepflegt, raucht, trinkt und ein Hakenkreuz-Tattoo ziert seinen Hals. Esther und er können sich vom ersten Moment an nicht ausstehen. Aus dieser Konstellation entstehen zahlreiche witzige Situationen, die Sonja Ullrich sprachlich gekonnt in Szene setzte. Die Menschen im Ruhrgebiet werden hier schon fast persifliert, weder die ausländischen Mitbürger noch die neugierigen Nachbarn, die den ganzen Tag im Fenster liegen, fehlen. Die Krönung aber waren für mich Esthers Eltern. Der Vater ist ein ehemaliger Bergarbeiter, die Mutter trinkt und verletzt sich ständig selbst.

Das klingt total schräg und abgefahren? Das ist es auch, jedoch ohne ins Alberne oder in dumme Blödeleien abzudriften. Neben diesen Milieustudien habe ich auch den Fall des verschwunden Ehemannes mit Spannung verfolgt, auch wenn der für mich etwas in den Hintergrund rückte. Die Auflösung war aber logisch und für mich, zumindest zum Teil, überraschend.

Einen Stern muss ich leider abziehen, weil es im Text manchmal zu Namensverwechslungen kam. So wurden an einer Stelle die Namen des mutmaßlichen Täters und des Opfers verwechselt. Außerdem lassen sowohl Titel als auch Cover auf eine größere Präsenz eines Hundes schließen. Das ist ein wenig irreführend.

Auf der Homepage der Autorin habe ich entdeckt, dass „Teppichporsche“ der Auftakt zu einer Reihe ist. Ich freue mich schon sehr auf weitere Fälle mit der chaotischen Esther.

Fazit:
Sonja Ullrich ist mit dieser Kriminalkomödie ein amüsantes und unterhaltsames Debüt gelungen. Ich hoffe sehr, dass ich bald wieder ein Buch von ihr in Händen halten und mich von ihrem witzigen Schreibstil erheitern lassen kann.

Bewertung vom 23.09.2010
Die Dichterin von Aquitanien
Vanek, Tereza

Die Dichterin von Aquitanien


ausgezeichnet

Auch in ihrem neusten Werk bewegt sich die Autorin Tereza Vanek wieder abseits „ausgelatschter Pfade“ und widmet ihr Buch der ersten französischen Dichterin Marie de France. Über diese Frau ist nur sehr wenig bekannt, was Tereza Vanek die Möglichkeit gibt, Fiktion und historische Wahrheit zu einer spannenden Geschichte zu verweben.

Marie stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Sie ist das Resultat einer Affäre Geoffreys VI mit einer Magd. Wie damals üblich wächst sie bei der Mutter auf, die jedoch früh verstirbt. Deren Lebensgefährte Guillaume, ein Gaukler und Geschichtenerzähler, kümmert sich weiter um das Kind, unterstützt durch Zahlungen des leiblichen Vaters. Als auch Guillaume stirbt, wird sie an den Hof Henris II geholt, wo sie als Hofdame Eleonores von Aquitanien leben soll. Sie hat eine Gabe, Geschichten zu erfinden und in schöne Reime zu fassen. Dies bleibt von Eleonore nicht lange unbemerkt und schon bald zählt Marie zu deren Günstlingen. Doch der Onkel hat etwas anderes mit ihr vor: Sie muss einen walisischen Prinzen heiraten, der sie misshandelt und wie eine Gefangene hält. Als sie von Eleonore an den Hof zurückgeholt wird, scheint ihr Leben und Wirken zunächst gerettet. Aber auch hier erwarten sie Intrigen und Neider, die ihr das Leben schwer machen.

Sprachlich ist dieses Buch ein Genuss. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, den Leser in fremde Welten eintauchen zu lassen. Sie beschreibt sehr bildhaft die Figuren und Landschaften, sodass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, allen voran natürlich Marie und die Königin Eleonore. Aber auch Nebenfiguren wie Maries Tante Emma oder ihre Dienerin Hawisa sind mehrdimensional gezeichnet, machen im Laufe der Jahre Entwicklungen durch und wuchsen mir ans Herz. Eine Liebesgeschichte darf in einem historischen Roman natürlich auch nicht fehlen. Tereza Vanek erzählt diese sehr gefühlvoll und dennoch realistisch.

Neben einem zeitlichen Überblick und einem Stammbaum der englischen Königsfamilie bietet das umfangreiche Taschenbuch noch ein ausführliches Nachwort der Autorin, in dem sie erklärt, was an ihrer Geschichte historisch belegt und was ihrer Fantasie entsprungen ist. Wie eingangs erwähnt, ist über Marie de France nicht sehr viel bekannt, sodass Frau Vanek die Geschehnisse um Marie zum größten Teil frei erfunden hat. Ich kann mir aber vorstellen, dass das Leben am Hofe damals so stattgefunden hat.

Fazit:
Mit „Die Dichterin von Aquitanien“ hat mir Tereza Vanek auf unterhaltsame und spannende Art sowohl das Leben und das Werk der Marie de France, als auch den Königshof zu Zeiten Henris II, näher gebracht.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.