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Murksy

Bewertungen

Insgesamt 183 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2017
Mulhauser, Travis

Sweetgirl


sehr gut

Percy ist 16, gehört eher zu den Verlierern und lebt leider auch in einer Welt der Verlierer. Ihre Mutter ist drogensüchtig und im Bekanntenkreis sieht es auch nicht besser aus. Eines Tages sucht Percy mal wieder nach ihrer Mutter. Sie fährt durch die verschneiten Berge, will zu dem ortsansässigen Drogendealer und König der Verlierer Shelton. Da sie mit ihrem Auto nicht weiter kommt, geht sie den Rest zu Fuß. Doch in der Drogenhöhle findet sie nicht ihre Mutter, sondern Shelton und seine Freundin total zugedröhnt. In einem Zimmer liegt der tote Hund des Mannes und in einem weiteren Raum ein Säugling. Das Mädchen ist verwahrlost, fast erfroren. Percy nimmt kurzerhand die kleine Jenna mit und flieht zu einem Bekannten. Gemeinsam beginnt eine wilde Flucht. Shelton, mittlerweile aufgewacht, sucht benebelt nach dem Kind und organisiert einen halbherzigen Suchtrupp mit der leeren Versprechung einer Belohnung. Da fast alle Beteiligten der Suche den Drogen verfallen sind, verläuft das Ganze chaotisch und blutig. Und langsam aber sicher zieht sich der Kreis um die Flüchtenden zu…
Gewürzt mit hintergründigem Humor entwickelt sich ein eiskalter Roadtrip durch den Schnee. Der Leser empfindet sogar Mitleid mit den „Bösen“ und hofft auf ein gutes Ende in dieser Ballade. Kurzweilig und spannend lenkt das Buch die Charaktere zu ihrer Bestimmung. Dabei wird weder der Moralzeigefnger erhoben, noch verurteilt. Letztendlich suchen alle nach ihrer Portion Glück. Auch Shelton, der zu Liebe fähig ist und ohne Drogen eine Chance hätte. So irrt er aber durch eine Phantasiewelt und sieht sogar seinen toten Hund in einem Rehbock wieder. Doch das sind keine Lacher, sondern Momente, die nachdenklich machen. Man fragt sich, was wäre wenn. Wenn alles im Leben etwas anders gelaufen wäre. So legt sich ein Hauch Traurigkeit über den eisigen Schnee und erst nach anstrengendem Graben findet sich so etwas wie Hoffnung und Menschlichkeit. Wundervoller Roman, der vielschichtiger und tiefgreifender ist, als man zunächst vermuten möchte.

Bewertung vom 03.01.2017
Callaghan, Helen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest


ausgezeichnet

Margot ist Lehrerin und schreibt nebenbei eine Selbsthilfekolumne. Die Zuschriften drehen sich um die üblichen Teenagerprobleme, Liebeskummer, Verhütung, Schwangerschaft. Margot ist auch dumme oder falsche Zuschriften gewöhnt, immerhin unterrichtet sie heranwachsende Jugendliche. Doch eines Tages kommt ein verstörender Brief. Ein Entführungsopfer fleht um Hilfe, sie sei gefangen und müsse bald sterben. Unterschrieben hat eine gewisse Bethany, aber diese ist vor Ewigkeiten entführt worden und gilt als Tod. Wer also schreibt die Briefe, nennt sogar den Namen des Entführers? Margot wendet sich an die Polizei. Diese ist skeptisch, glaubt nicht an die Echtheit der Briefe. Doch ein Handschriftenvergleich deutet tatsächlich auf Bethany. Und als auch n och Margot mit einem Messer angegriffen wird, ist klar, dass mehr hinter den Briefen einer angeblich Toten stecken muss.

Die Geschichte um entführte Mädchen oder Frauen, die in Serie verschwinden und getötet werden, ist zugegebener Maßen nicht neu. Trotzdem gelingt es der Autorin mit einer interessanten Vorgehensweise und einem raffinierten Dreh der Handlung, eine spannende und kurzweilige Thrillerstunde zu erschaffen. Die verzweifelte Suche der Margot gepaart mit den Schnitten auf das jüngste Entführungsopfer, das in einem Versteck ihrem Peiniger hilflos ausgeliefert ist, geht an die Nerven. Nicht alles ist logisch, aber in der weiten Welt der Psychopathen und der Psyche muss das auch nicht immer sein. Guter Thriller, der die Seiten nur so fliegen lässt.

Bewertung vom 03.01.2017
Stöttinger, Karin

Shaking Salad - Low Carb


ausgezeichnet

Als begeisterter Hobbykoch freue ich mich natürlich immer über Neues und Kreatives. Mit dem Buch Shaking Salad (hätte auch an einem deutschen "Schüttel-Salat" nichts auszusetzen) ist genau das in meine Hände gekommen. Die Grundidee, Salat in einem Glas vorzubereiten, gut durchzuschütteln und dann das Ganze als Mittagessen oder Mitbringsel mitzunehmen, ist einfach genial. Das Buch selber strahlt eine gesunde Lebensfreude aus, schöne Fotos, angenehmer Weise keine seitenlangen wissenschaftlichen Abhandlungen über low-carb und eine praktikable Einteilung in die verschiedenen Grundarten (Vegetarisch, Fleisch usw.). Ich habe einfach mal auf gut Glück eine Seite aufgeschlagen und das Ganze versucht. Teilweise etwas aufwendig, die passenden Zutaten zu besorgen, aber man ist ja flexibel. Das Ergebnis war lecker und vom Zubereitungsaufwand angenehm minimalistisch. Geschmackstechnisch ist für jeden was dabei. Teilweise muten die Namen exotisch an, aber wer keinen Oktopus mag, kann auch zu Räucherlachs greifen. Bin wirklich begeistert. Salate für jede Gelegenheit. Abschließender Tipp: nicht zuviel ins Glas füllen, dann schüttelt es sich leichter.

Bewertung vom 09.12.2016
Coelho, Paulo

Die Spionin


sehr gut

Coelho ist ein großer Erzähler, aus kleinen Geschichten vermag er wunderbare Bücher zu zaubern, die fesseln. Auch in diesem Fall ist ihm das wieder gelungen. Die reale Figur Mata Hari lässt er in fiktiven Briefen von ihrem Leben erzählen. Ein Leben geprägt von unerfüllter Liebe, brutaler sexueller Gewalt und dem Drang reich und damit unabhängig zu sein. Dass das nicht zwangsläufig Freiheit bedeutet, musste die Spionin blutig erfahren. Coelho zeigt sich als nüchterner Betrachter, gibt keine Wertung ab, sondern lässt seine Hauptfigur selbst urteilen. Er kreiert das Bild einer missverstandenen Frau, die sich naiv auf ein gefährliches Spiel einlässt. Uninteressiert an der politischen Landschaft, scheint sie es für ein lukratives Spiel zu halten, sich zwei Seiten als Informantin anzubieten, bzw. anwerben zu lassen. Wie wichtig die Informationen waren, mag dahin gestellt sein. Für die Behörden war sie ein gefundenes Fressen und ein herrliches Bauernopfer. Vermutlich war sie wirklich zur falschen Zeit geboren, konnte, nein durfte nicht die Freiheit ausleben, die sie wollte. Letztendlich stirbt sie einsam und ohne jemals geliebt zu haben, ein ewiges Sinnbild der verruchten Frau, die ihr Vaterland hintergeht, um Macht und Ruhm zu erlangen. Die Verzweiflung der Frau wird fein von Coelho skizziert. Eine Frau auf ihrer persönlichen Suche nach dem Glück, dass ihr immer verwehrt blieb. Etwas tiefgründiger hätte das Buch sein dürfen, ein paar Details mehr aus der realen Welt. So gerät das Buch recht kurz und kratzt leider stellenweise nur zu oberflächlich an der historischen Vorlage. Aber Coelho war wohl mehr an der Figur interessiert, als an der geschichtlichen Auswirkung, so es die wirklich gab oder gibt. Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch des Meisters.

Bewertung vom 05.12.2016
Ide, Joe

I.Q / Isaiah Quintabe Bd.1


ausgezeichnet

Isaiah Quintabe ist ein hochintelligenter Junge. Sein Bruder unterstützt diese Begabung, fördert ihn und meldet Isaiah bei wissenschaftlichen Kursen an. Die Welt scheint auf das Wunderkind zu warten. Dann stirbt Marcus bei einem Autounfall, Isaiah verliert jeden Halt und läßt die Schule fallen. Doch er braucht Geld. Er gerät an Dodson, einen Dealer, der zur Untermiete bei ihm einzieht. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. Isaiah, später nur noch IQ genannt, wird kriminell, heckt mit Dodson Einbrüche aus und erlangt eine gewisse Berühmtheit. Jahre später hat Isaiah die Kurve gekriegt. Als Privatermittler versucht er in LA über die Runden zu kommen. Ausgerechnet durch Dodson kommt er an einen lukrativen Fall: ein Musikstar, Rapper, Drogensüchtiger. Aber vor allem ein reicher Klient. Mit einem Kampfhund wurde ein Mordanschlag auf ihn verübt. IQ soll ihn beschützen, bzw. den Täter finden. Über eine aufwändige Suche kommt IQ an den Psychopathen heran, wird aber damit selber zur Zielscheibe des Killers.

Der Thriller ist rasant, originell und so mitreißend, dass man sofort alle Detektive vergisst. IQ ist cool, raffiniert, unverfroren und bei Gelegenheit auch knallhart. Die perfekte Hauptfigur für diesen Roman, der am Stück durchgelesen wird, weil IQ süchtig macht. Das Buch hat alles, was es zum Hit braucht. Ein neuer Star ist geboren. Mehr davon!!!!

Bewertung vom 25.11.2016
Felenda, Angelika

Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2


sehr gut

München befindet sich 1920 zwischen den Kriegen. Der erste gerade vorbei, entsteht bereits wieder ein verstärktes Nationalbürgertum. Bürgerwehren wollen das Gesetz selbst in die Hand nehmen, nicht-deutsch ist andersartig. Hier nimmt das Buch einen feinfühligen Bezug zur Gegenwart, ob gewollt oder nicht. In dieser heiklen Situation scheint der Tod eines "leichten Mädchens" oder wie es angenehmer heißt "Schauspielerin" eigentlich gar nicht auf. Dass diese Frauen in den harten Zeiten einfach nur ums Überleben kämpfen, will niemand so richtig wahr haben. Doch die Frau in einem Keller eines schmierigen Lokales wurde ermordet. Mit einer Überdosis Heroin. Kommissär Reitmeyer versucht mit seinem Team dem Geheimnis des Todes auf die Schliche zu kommen, allerdings fällt das Mangels aussagekräftigen Zeugen und fehlender Mitarbeit schwer. Als ein zweiter Mord passiert, wird Reitmeyer selber zur Zielscheibe. Wagt er es doch in den Kreisen der besseren Gesellschaft zu kratzen, die in getarnten Bordellen den neuen Zeitgeist feiert. Schnell wird dort ein Bauernopfer ausgesucht, denn bis in Polizeikreise zieht sich die schmutzige Spur. Spielt Reitmeyer das böse Spiel mit? Oder ermittelt er raffiniert weiter um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen?
Durch Sprache und Stil gelingt es der Autorin vortrefflich, ein authentisches Bild der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit zu erzeugen. Sei es der einfache Bürger, der mit der Zukunftsangst kämpft oder der feine Herr, der seinen Gelüsten in zweckentfremdeten Gesellschaftshäusern nachkommt, alles ist stimmig verwoben und macht es dem Leser leicht, sich in die dunkel-wabernde Stimmung der Geschichte zu verlieren. Wohltuend ohne Blutorgien auskommen erzeugt das Buch langsam eine subtile Spannung, läßt den Leser an der üblichen Ungerechtigkeit der Umstände teilhaben und man hofft inständig, dass Reitmeyer zum geschickt geführten Schlag gegen die Täter ausholt, die sich unantastbar fühlen. Die Personen sind absolut glaubhaft, aber nicht zwingend sympathisch angelegt. Auch hier gibt es den Polizeigehilfen, der durch tolpatschige Schläue die Ermittlungen vorantreibt und ebenso den mürrischen Kommissär, der sich erst noch von den Neuerungen des Lebens ( Kino) überzeugen lassen muss. Guter Krimi mit gesellschaftskritischer Note, der unterhält und stimmig geschrieben ist. Was will man mehr?

Bewertung vom 13.11.2016
Koppelstätter, Lenz

Die Stille der Lärchen / Commissario Grauner Bd.2


sehr gut

Ein junges Mädchen wird erschossen und an eine Lärche gelehnt aufgefunden. Die Dorfbevölkerung lässt sich von der Polizei kaum vor Lynchjustiz abhalten, denn es muss der Michl gewesen sein, der ist des Teufels! Für die Polizei scheint der Fall allerdings schneller geklärt. Der Vater des Jungen, ein Architekt hat die Tat sofort gestanden, verweigert allerdings jegliche Aussage.
Da diese Lösung natürlich viel zu einfach wäre, beginnt eine komplizierte und teilweise verwirrende Suche nach Täter und Motiv. Schnell wird klar, dass der Fundort nicht der Tatort ist. Auch Schmuck und alte Aufzeichnungen, die im Wald gefunden werden, machen alles nicht einfacher. War es eine Beziehungstat? Oder steckt ein lange verstecktes Geheimnis hinter dem Mord? Die Suche weitet sich immer mehr aus, in einem See wird die Waffe gefunden. Sie gehörte ausgerechnet dem Vater der Toten. Und was passierte damals, als das Mädchen in einem Lokal im Ort belästigt wurde? Fragen über Fragen, denen sich der etwas kauzige Ermittler, halb Viehwirt, halb Kriminaler, stellen muss. Das Buch strotzt vor Lokalkolorit, ein gefundenes Lesevergnügen für Ortskundige oder Südtirolurlauber. Man erkennt vieles wieder, lernt auch zusätzlich noch das eine oder andere. Die verschworene und eigenbrötlerische Talgemeinschaft macht das Leben nicht nur den zugereisten Polizisten aus Neapel schwer. Auch der Leser muss sich manchmal etwas durchkämpfen durch den Sprachendschungel. Teilweise wirkt der Roman etwas langatmig, die absolute Hochspannung, die der Buchrücken verspricht, kommt nicht wirklich immer zustande. Trotzdem ein guter Krimi mit vielen Verdächtigen und jeder Menge südtiroler Flair.

Bewertung vom 06.11.2016
Kromhout, Rindert

Brüder für immer


ausgezeichnet

Vorneweg: man merkt dem Autor seine große Erfahrung und Übung im Erzählen an. Das Buch ist durchweg schlüssig unterhaltsam und herrlich geschrieben. Man ist sofort in der Welt zu Kriegszeiten gefangen, erlebt das scheinbar sorgenfreie Aufwachsen der beiden Jungen, die sich mit Alltagsproblemen genauso herumschlagen müssen, wie mit der großen Weltpolitik, die bald ihr aller Leben verändern wird. Der teilweise biografische Roman um die skurrile Verwandtschaft der berühmten Schriftstellerin Virginia Woolf läßt einen nicht los, fasziniert mit lebhaften Charakteren, als auch einer poetischen Erzählung, die so leicht daher kommt, wie ein warmer Windhauch im Süden Englands. Als dann die scheinbar heile Welt der freidenkenden Familie durch eine Lüge entzaubert wird, leidet man mit den Jungen mit und kann den Schmerz buchstäblich greifen. So muss große Literatur sein!

Bewertung vom 13.10.2016
Linford, Jenny

Knoblauch


ausgezeichnet

Ein ganz wunderbares Buch für Liebhaber guter Küche und vor allem der leckeren, unverzichtbaren Zutat. Die Rezepte sind übersichtlich und gut nach zu kochen. Ganz besonders gut hat mir die Mischung zwischen Rezepten und Hintergrundinformationen gefallen. Auch die etwas auf "alt" getrimmte Aufmachung passt gut ins Bild. Ich bin der Meinung, dass ein Klassiker wie Knoblauch auch als solcher präsentiert werden sollte. Auch Alternativen wie Schnittknoblauch werden besprochen und runden das Bild ab. Was mir leider immer noch nicht gelingt, ist die geruchsfreie Zubereitung, wie sie oft in diversen anderen Büchern angepriesen wird. Die Rezepte sind abwechslungsreich und sehr vielseitig, wer hier nicht fündig wird mag einfach keinen Knoblauch. Für den ist das Buch natürlich nichts. Für alle Anderen sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 06.10.2016
Many, Christopher

Hinter dem Horizont rechts


ausgezeichnet

Ich bin begeistert! Um es vorneweg zu nehmen!
Herrlich geschrieben, unterhaltsam, informativ ohne belehrend zu sein. Der Autor schreibt genau so, wie er erlebt, erfühlt und vielleicht teilweise auch erlitten hat. Kein übliches Reiseblabla über wundervolle Strände oder vollgestopft mit Tipps, wo man gepflegt essen kann. Nein, einfach eine bodenständige, authentische Berichterstattung. Das macht Spaß, zerstört möglicherweise so manche idyllische Vorstellung, weckt aber sofort die Reiselust. Macht aber auch einen Hauch neidisch, weil man selbst nicht den Mut hat, solch ein spannendes, auf- und anregendes Leben zu führen. Ich habe die Seiten verschlungen. Und obwohl es davon einige sind, war ich schon beinahe traurig, als ich durch war. Es ist natürlich unmöglich eine solch lange Reise in ein einziges Buch zu packen. Aber das wollte der Autor auch nicht. Er teilt mit uns ein wenig seiner Reisezeit, läßt uns erfahren, was er gesehen hat und erzeugt damit eine interessante Vertrautheit, ja, man spürt förmlich den Fahrtwind. Abgerundet durch tolle Fotos und eine außergewöhnliche Aufteilung in der Art eines Musikstückes. Würde sofort 6 Sterne geben, wenn das möglich wäre.