Benutzer
Benutzername: 
Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 558 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2023
Michaelis, Antonia

Scheißglitzertage


sehr gut

Wahr oder nicht wahr?

Inhalt:
Sommer 2022 auf Usedom. Der siebzehnjährige Finnley träumt davon, zusammen mit seinen Freunden Neil und Leif die Insel zu verlassen und die Welt zu sehen. Dann steht plötzlich Ulja vor ihm. Ulja ist aus der Ukraine vor dem Krieg geflüchtet. Und Finnley ist schockverliebt. Doch die geheimnisvolle Ulja kommt und geht, wie es ihr passt und verwirrt Finnley nur noch mehr. Auch der Krieg scheint Usedom zu erreichen, überall Militär, Sirenen, tote Soldaten und leere Supermärkte. Während die einen ihr Land verteidigen wollen, wittern die anderen eine Verschwörung. Doch welchen Nachrichten kann man wirklich trauen?

Meine Meinung:
Wieder einmal ist es Antonia Michaelis gelungen, ein tolles Jugendbuch zu schreiben. Ja, es ist fast schon ein Thriller, denn es geht um Leben und Tod. Was anfangs noch wie eine Jugendromanze wirken mag, entpuppt sich bald als viel mehr. Es werden viele wichtige aktuelle Themen aufgegriffen, über die man einfach Bescheid wissen sollte. Man kann hier wirklich einiges dazulernen und bekommt außerdem eine klasse Story zu lesen, in deren Verlauf es nicht immer einfach ist, zu entscheiden, was wohl wahr ist und was fake. Dabei steigt die Spannung nach und nach langsam an. In den letzten Kapiteln geht es dann Schlag auf Schlag und man möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Mit den Hauptfiguren konnte ich mich sofort gut anfreunden. Sie sind besonders, jede/r auf seine/ihre Art. Besonders intensiv lernt man natürlich den Ich-Erzähler Finnley kennen, der sich im Verlauf des Buches unheimlich weiterentwickelt und am Ende richtig erwachsen wirkt.

Antonia Michaelis’ Schreibstil ist auch bei diesem Buch wieder wie gewohnt mit Wortneuschöpfungen, bildhaften Beschreibungen und einigen Prisen Witz gespickt, durch die kindliche Sprache von Finnleys kleinen Geschwistern und vor allem Uljas gebrochenem Deutsch aber etwas holprig zu lesen.

Im Vergleich zu den meisten anderen Büchern der Autorin empfand ich „Scheißglitzertage“ als etwas weichgespült. Es fehlen die schockierenden, verstörenden oder hoch emotionalen Szenen, die ich sonst so gerne mag. Trotzdem wünsche ich dem Roman ganz viele Leser, weil er einfach unheimlich wichtige Themen gut bearbeitet und jeder sich darüber Gedanken machen sollte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2023
Ericson, Pernilla

Im Sturm / Lilly Hed Bd.2


sehr gut

Spannender Krimi mit kleinem Manko

Inhalt:
In der nordschwedischen Gemeinde Skageby wird ein alter Mann ermordet. Die örtliche Polizei kommt mit den Ermittlungen nicht weiter. Daher werden die Polizistinnen Lilly Hed und Liv Kaspi aus Nynäshamn zur Unterstützung in den Norden geschickt. Kaum angekommen, bricht ein übler Sturm über das Dorf herein und schneidet es komplett von der Außenwelt ab: kein Strom, keine Heizung, kein Mobilfunknetz, die Straßen sind durch umgestürzte Bäume und Überschwemmungen unpassierbar. Doch die beiden Polizistinnen lassen sich nicht unterkriegen und tun, was ihnen unter diesen Umständen möglich ist. Doch das Morden geht weiter …

Meine Meinung:
Mit dem Sturm thematisiert Pernilla Ericson schon gleich wieder den Klimawandel - wie schon im ersten Band der Reihe. Sie zeigt auf, welche Folgen auf Schweden und uns alle zukommen werden. Das wirkt sehr glaubwürdig und beängstigend.

Auch der Kriminalfall ist beängstigend, denn offensichtlich hat es jemand auf ältere, alleinstehende Männer abgesehen. Lange Zeit treten die Ermittlungen auf der Stelle, was ich aber nicht als schlimm empfand. Immerhin gibt es noch zwei spannende Nebenhandlungen im Leben der beiden Ermittlerinnen, die immer wieder eingeflochten werden. Diese Abwechslung hat mir gut gefallen.

Was nun die Mordfälle in Skageby betrifft, war mir als passionierter Krimileserin schon früh klar, welches Motiv dahintersteckt. Das allein könnte ich noch verkraften, doch finde ich eine für die Auflösung des Falles wichtige Sache nicht glaubwürdig. Da ich bis dahin aber ein sehr spannendes Buch zu lesen bekam, gebe ich gerne noch 4 Sterne.

Die Vier-Elemente-Krimireihe:
1. Im Feuer
2. Im Sturm
3. In der Erde (erscheint voraussichtlich im Juli 2024)
4. ???

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2023
Williams, Joy

Stories


gut

13 Kurzgeschichten

„Stories“ beinhaltet 13 Kurzgeschichten aus Joy Williams’ Lebenswerk. Die ersten wurden bereits 1972 veröffentlicht, die letzte 2014. So ist es nicht verwunderlich, dass die 13 Stories sehr verschieden ausgefallen sind, schließlich hat die Autorin sich ja weiterentwickelt. Dabei will ich gar nicht mal sagen, dass mir die später entstandenen Geschichten besser gefallen hätten. Das ist ja auch gerade bei Kurzgeschichten sehr subjektiv. Tatsächlich konnte mich die erste Geschichte in dieser Zusammenstellung mit dem Titel „Liebe“ am meisten überzeugen, wobei „Liebe“ ein bereits 1972 veröffentlichtes Werk ist. Gut, dass dieses und nicht ein anderes an den Beginn des Buches gestellt wurde, denn bei einigen anderen hätte ich das Buch womöglich abgebrochen, weil sie mich so gar nicht erreichen konnten.

Die Stories bzw. die Figuren empfand ich zum Teil als skurril, surreal, überraschend, langweilig, absurd - alles bunt gemischt. Eine echte Leseempfehlung kann ich daher nicht aussprechen. Im Gegenteil, ich kann verstehen, warum man von der mittlerweile 80-jährigen Autorin bisher in Deutschland nichts veröffentlicht hat.

Bewertung vom 18.07.2023
Alsterdal, Tove

Nebelblau / Eira Sjödin Bd.3


sehr gut

Kein Geheimnis bleibt für immer geheim

Inhalt:
Taucher finden die Leiche eines Mannes in der Nähe eines Schiffswracks. Schnell wird deutlich, dass der Mann nicht mit dem Schiff untergegangen ist, sondern später erschossen wurde. Eira Sjödin ermittelt und wird mehr in den Fall hineingezogen, als ihr lieb ist.

Meine Meinung:
Mit „Nebelblau“ endet die Trilogie um die schwedische Polizistin Eira Sjödin. Der aktuelle Fall ist in sich abgeschlossen, die Rahmenhandlung wird jedoch weitergeführt. Daher kann man das Buch durchaus auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände lesen. Besser ist es aber, die Trilogie komplett und in der richtigen Reihenfolge zu lesen, zumal hier Spoiler zu den Vorgängern enthalten sind.

Den Kriminalfall empfand ich als nicht ganz so spannend wie die vorherigen, zumal das aufzuklärende Verbrechen schon so lange her ist, dass es verjährt ist und daher kein Täter zur Rechenschaft gezogen werden kann, sofern er überhaupt noch zu finden ist. Dafür waren die Einblicke in die Vergangenheit sehr interessant.

Eira Sjödin wirkte auf mich wieder sehr sympathisch und menschlich. Ich könnte mir aber vorstellen, dass manche*n Leser*in die wiederholte Thematisierung ihres körperlichen und seelischen Befindens langweilt. Mich hat dies überhaupt nicht gestört, zumal es die Person sehr authentisch erscheinen lässt.

Fazit:
„Nebelblau“ ist zwar nicht mein Lieblingsband aus dieser Reihe, hat mir aber doch ein paar unterhaltsame Lesestunden beschwert.

Die Eira-Sjödin-Trilogie:
1. Sturmrot
2. Erdschwarz
3. Nebelblau

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2023
Stiefvater, Maggie

Wie Träume bluten / Dreamer-Trilogie Bd.2


gut

Traum oder Wirklichkeit?

ACHTUNG: Meine Rezension kann SPOILER zu Band 1 dieser Trilogie enthalten. Bitte nur lesen, wenn der Vorgänger bekannt ist.

Inhalt:
Ronan, Hennessy und der ominöse Bryde sind unterwegs, um die Ley-Linien zu retten. Diese sind für die Träumer lebensnotwendig und damit auch für ihre Träume, wie zum Beispiel Ronans Bruder Matthew oder Hennessys Klon Jordan.

Unterdessen sucht Jordan nach einer anderen Möglichkeit, von Hennessys Leben unabhängig zu werden.

Die Jägerin Carmen Farooq-Lane ist mit der Visionärin Liliana unterwegs, um die Träumer, auch Zeds genannt, auszulöschen, da von ihnen eine Gefahr für die Welt auszugehen scheint. Doch ist dem wirklich so?

Meine Meinung:
Die Dreamer-Trilogie baut auf dem Raven Boys-Zyklus auf, kann, wenn auch mit noch größeren Schwierigkeiten als eh schon, aber auch separat gelesen werden. Bevor man aber zu Band 2 greift, muss Band 1, „Wie der Falke fliegt“, unbedingt gelesen werden, sonst hat man kaum eine Chance, die Handlung zu verstehen. Diese ist sowieso schon recht wirr. Traum und Wirklichkeit vermischen sich gefährlich, sodass ich oft noch mal zurücklesen musste, um mich zu vergewissern, ob ich in der richtigen Dimension bin. Das allein ist ja nicht schlimm und Maggie Stiefvaters Schreibstil ist einfach toll, poetisch, atmosphärisch, unheimlich detailverliebt, bildhaft und eindringlich.

Jedoch habe ich mich besonders in der ersten Buchhälfte ein bisschen gequält. Es wollte so gar nicht vorangehen. Was hier tatsächlich an Handlung abläuft, könnte man in fünf Sätzen sagen. Alles andere ist Drumherumgerede. Das fand ich wirklich mühsam und öde. Da half auch der tolle Schreibstil nicht wirklich weiter. Doch in der zweiten Hälfte kommt das Ganze dann doch noch in Fahrt, jetzt passiert endlich etwas und zwar durchaus Spannendes.

Das Ende ist dann wieder sehr offen, sodass ich nun sehnsüchtig auf den Abschlussband warte, der am 1. Dezember 2023 erscheinen soll.

Die Dreamer-Trilogie:
1. Wie der Falke fliegt
2. Wie Träume bluten
3. Wie die Nacht entrinnt (ET voraussichtlich 1.12.2023)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2023
Gier, Kerstin

Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2


sehr gut

Spannend und fantasievoll

Zwischen den Erscheinungsterminen von Band 1 und 2 liegen fast zwei Jahre. Die Erinnerung an das bisher Geschehene war bei mir dadurch leider nur noch rudimentär vorhanden und der Einstieg fiel mir entsprechend schwer. Hier hätte ich mir ein „Was bisher geschah“ gewünscht, das Band 1 noch einmal grob zusammenfasst. Die wichtigsten Dinge werden zwar nach und nach noch mal nebenbei erwähnt, aber ich kam mir anfangs doch ziemlich alleingelassen vor. Das Personenverzeichnis am Ende des Buches half mir da nur bedingt.

Doch irgendwann war der Knoten dann endlich geplatzt und ich konnte mich voll auf die aktuelle Geschichte einlassen. Diese ist ziemlich spannend, fantasievoll, abwechslungsreich, witzig und ein bisschen romantisch. Der lockerleichte Schreibstil sorgt dafür, dass die Seiten nur so vorbeifliegen und man immer weiterlesen will. Wie schon in Band 1 erzählen auch hier wieder in jedem Kapitel abwechselnd Quinn und Matilda. Das hat mir gut gefallen, bekommt doch so die Handlung aus zwei verschiedenen Perspektiven, die sich zum Teil schon ziemlich unterscheiden.

Alle Figuren sind gut ausgearbeitet und gut vorstellbar. Neben Matilda ist der schnuckelige Dämon Bax eine meiner Lieblingfiguren. Er ist einfach zu witzig!

Leider endet das Buch sehr offen und mit einem Cliffhanger. Das finde ich nicht wirklich befriedigend. Ich kann nur hoffen, dass es bis zur Veröffentlichung des 3. Bandes nicht wieder so lange dauert. ;-)

Bewertung vom 22.06.2023
Bannalec, Jean-Luc

Bretonischer Ruhm / Kommissar Dupin Bd.12


gut

Viel Wein und Lokalkolorit, wenig Krimi

Inhalt:
Die Hochzeitsreise hatten sich Kommissar Georges Dupin und seine Frau Claire anders vorgestellt. Sie wollten von Weingut zu Weingut fahren und es sich mit kulinarischen Köstlichkeiten gut gehen lassen. Doch als der Ex-Mann von Claires Freundin ermordet wird, steht für Claire fest, dass Dupin ermitteln muss, auch wenn er sich mal wieder nicht in seinem eigenen Territorium befindet …

Meine Meinung:
Im Grunde ist dies ein typischer Bannalec, und doch fällt er etwas aus der Reihe. Typisch ist, dass Dupin auf fremdem Terrain ermittelt und typisch ist der Lokalkolorit, wobei ich finde, dass das dieses Mal etwas überhandgenommen hat. Im ersten Viertel des Buches ist von einem Kriminalfall quasi noch nichts zu sehen. Hier geht es um Weingüter, um Weinanbau und um das Genießen von Wein, bis dann endlich die erste Leiche gefunden wird. Und bis schließlich die Ermittlungen richtig in Gang kommen, ist schon fast das halbe Buch vorbei.

Untypisch für ein Buch dieser Reihe ist nun, dass Claire eine große Rolle spielt. Bisher agierte sie ja eher als Statistin. In „Bretonischer Ruhm“ mischt sie nun als eine Hauptakteurin mit, was mir eigentlich ganz gut gefallen hat. Denn Claire ist eine wirklich toughe und pragmatische Frau, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt.

Gleichzeitig rückt naturgemäß das Team aus Concarneau in den Hintergrund inklusive Nolwenn, die immer meine heimliche Lieblingsfigur war. Sie tritt zwar einige Male am Telefon auf, hat aber keine so tragende Rolle wie sonst.

Auf die Nebenhandlung mit dem Specht hätte ich gerne ganz verzichten können. Mir persönlich hat sie keinen Mehrwert gebracht.

Fazit:
Es gab schon spannendere und ereignisreichere „Bretonische Fälle“, unterhaltsam ist das Buch aber allemal, auch wenn ich die Auflösung etwas an den Haaren herbeigezogen fand.

Die Reihe:
1. Bretonische Verhältnisse
2. Bretonische Brandung
3. Bretonisches Gold
4. Bretonischer Stolz
5. Bretonische Flut
6. Bretonisches Leuchten
7. Bretonische Geheimnisse
8. Bretonisches Vermächtnis
9. Bretonische Spezialitäten
10. Bretonische Idylle
11. Bretonische Nächte
12. Bretonischer Ruhm

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.06.2023
Milán, Greta

Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1


sehr gut

Vielversprechender Auftaktband

Inhalt:
Die 18-jährige Eden lebt mit ihrem Vater in San Francisco. Als sie eines Abends auf dem Heimweg überfallen wird, kommen ihr ein paar junge Leute zu Hilfe und es stellt sich heraus, dass Eden genau wie diese eine besondere Gabe hat und eigentlich zu einer Geheimorganisation, den Phönixkriegern, gehören sollte, die die Menschheit vor den sogenannten Rogues beschützen, dunklen, bösen Gestalten …

Meine Meinung:
„Die Legende des Phönix. Dunkelaura“ hat mich durchweg ganz gut unterhalten. Es gibt viele spannende Szenen, aber auch gefühlvolle. Freundschaft und Vertrauen spielen eine große Rolle. Die Handlung ist ziemlich mysteriös und geheimnisvoll, dabei aber relativ geradlinig und nicht immer unvorhersehbar - vor allem, was die Beziehung zwischen Eden und Kane angeht. Kane ist der typische Bad Boy mit dem weichen Kern, während Eden einfach zu gut ist für diese Welt. Das ist schon nicht mehr glaubwürdig. Sie möchte jedem nur Gutes tun, doch ausgerechnet ihrem Love Interest verweigert sie nach einem Missverständnis dann die zweite Chance und stößt ihn von sich. Das kann ich nicht nachvollziehen, weil es einfach mit ihrem sonstigen Verhalten nicht zusammenpasst.

Nachdem man lange Zeit bezüglich einiger Personen im Unklaren gelassen wird, werden zum Schluss einige Dinge aufgeklärt, vieles bleibt aber weiterhin im Dunkeln. Während ich mir die Phönixkrieger gut vorstellen und ihre Beweggründe verstehen konnte, sieht das bei ihren Gegenspielern, den Rogues ganz anders aus. Was sie antreibt - außer vielleicht ihrem Anführer - ist mir nicht so ganz klar geworden.

Der Epilog wirft noch einmal eine ganz neue Frage auf und macht unheimlich neugierig auf Band 2 der Dilogie, den ich am liebsten sofort lesen würde. Aber leider müssen wir uns noch bis Anfang des nächsten Jahres gedulden.

Die Dilogie:
1. Dunkelaura
2. Schicksalsfeder (erscheint voraussichtlich im Februar 2024)

Bewertung vom 16.06.2023
Läckberg, Camilla;Fexeus, Henrik

Finsternebel / Dabiri Walder Bd.2


sehr gut

Kinder, Kinder

Inhalt:
Der fünfjährige Ossian wird aus seiner Kita entführt. Die Polizei sucht verzweifelt nach ihm, doch nach drei Tagen wird seine Leiche gefunden. Schnell werden die Parallelen zu dem Mord an der kleinen Lilly ein Jahr zuvor erkannt. Doch erst als der Mentalist Vincent Walder zu den Ermittlungen hinzugezogen wird, erkennt dieser die Verbindung der beiden Fälle - zumindest einen Teil davon.

Meine Meinung:
Schon der erste Band dieser Trilogie, „Schwarzlicht“, hat mir gut gefallen, und der zweite Band fast noch besser. In „Schwarzlicht“ hatte ich mich sehr an den Polizisten Ruben und Peder gestört, deren Verhalten ich untragbar fand. Nun sind inzwischen zwei Jahre vergangen und beide haben sich zum Positiven entwickelt. Dafür empfand ich Minas Neurose (extreme Angst vor Keimen und damit einhergehend extremer Wasch- und Putzzwang) als ermüdend und spannungsraubend. Ohne dies hätte man - gefühlt - hundert Seiten weglassen können. Zudem hat sich ein Fehler eingeschlichen, der möglicherweise der Übersetzung zuzuschreiben ist und vielleicht nicht lösbar war. Da ich kein Schwedisch kann, kann ich das nicht beurteilen. Drei Sätze, die Vincent zugeschickt werden, enthalten angeblich genau dieselben Buchstaben - im Schwedischen vielleicht, im Deutschen nicht ganz. Für die Handlung ist das aber nicht ausschlaggebend. Und das Buch hat mir trotz allem wirklich gut gefallen.

Die Story ist komplex und verzwickt. Verbrechen an Kindern gehen immer besonders unter die Haut. Das merkt man auch bei den Ermittlern, die zumeist selbst Kinder haben. Die Polizistin Mina Dabiri bzw. ihre Familie ist auch noch direkt in den Fall involviert. Wir erfahren mehr über ihre Vergangenheit und ihre Familie.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, wodurch das Geschehen von allen Seiten beleuchtet wird und die Leserschaft natürlich immer etwas mehr weiß als die einzelnen Protagonisten. Der Schreibstil ist sehr ansprechend und locker zu lesen. Manche Dialoge bzw. Szenen zwischen Mina und Vincent sind sogar witzig und lockern die düstere Handlung etwas auf. Als Leser*in sollte man nicht gerade eine Abneigung gegen Zahlen, Rätsel, Codierung usw. haben, denn genau das ist Vincents Spezialgebiet und kommt daher immer wieder zur Sprache, allerdings so, dass man auch ohne großes Wissen folgen kann.

Man kann dieses Buch gut ohne Vorkenntnisse lesen, es wird allerdings auf die Auflösung des ersten Falls eingegangen, sodass man an diesem hinterher nicht mehr so viel Freude haben wird. Also besser die Reihenfolge einhalten!

Die Dabiri-Walder-Trilogie:
1. Schwarzlicht
2. Finsternebel
3. ?

Bewertung vom 09.06.2023
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


ausgezeichnet

Geheimnisse über Geheimnisse

Inhalt:
April 1999. Am Strand von Mount Pleasant wird die Leiche der 22-jährigen Alaska Sanders entdeckt. Schnell sind zwei Schuldige gefunden und der Fall wird zu den Akten gelegt.

Sommer 2010. Sergeant Perry Gahalowood, der elf Jahre zuvor den Fall Alaska Sanders bearbeitet hatte, erhält Hinweise, dass womöglich der Falsche im Gefängnis sitzt. Zusammen mit seinem Freund Marcus Goldman nimmt er die Ermittlungen wieder auf …

Meine Meinung:
Warum dieser Roman als Fortsetzung von „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ angepriesen wird, ist mir nicht ganz klar. Ja sicher, er handelt in einer Zeit nach dem Fall Harry Quebert und im selben Kosmos, aber der Fall Harry Quebert war und bleibt abgeschlossen. Die Affäre Alaska Sanders ist ein komplett neuer Cold Case, den der Schriftsteller Marcus Goldman zusammen mit seinem Freund Perry Gahalowood zu lösen versucht. Allerdings wird immer wieder auf den Fall Harry Quebert angespielt und es werden Details daraus erwähnt, was für den aktuellen Fall aber ohne Bedeutung und eher schmückendes Beiwerk ist. Wer wie ich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ kennt, wird sich sicher freuen, an die damaligen Ermittlungen erinnert zu werden, aber auch ohne Vorkenntnisse bekommt man hier alles Notwendige serviert. Möglicherweise können die Abschweifungen zu Harry Quebert sogar ein wenig verwirrend wirken.

Mir hat dieser Roman super gut gefallen. Der Schreibstil ist nicht einfach, aber einfach zu lesen. Die Perspektiv- und Zeitwechsel werden in der Kapitelüberschrift angekündigt, sodass man immer weiß, wann und wo man sich gerade befindet. Ein wenig Konzentration bedarf es dabei natürlich schon. Das Ganze wirkt durch Auszüge aus Polizeiberichten und Ähnliches noch authentischer.

Die Geschichte ist einfach großartig konstruiert. Ich fand es toll, wie sich aktuelle Ereignisse mit den Geschehnissen in der Vergangenheit verzahnen und Joël Dicker uns ein Mosaiksteinchen nach dem anderen vorlegt. Dass etliche davon zunächst an die falsche Stelle des Gesamtbilds wandern und später wieder korrigiert werden müssen, macht das Lesen umso spannender. In dieser Geschichte gibt es so viele Geheimnisse und so viele Lügen, die nach und nach aufgedeckt werden, dass es wirklich lange Zeit braucht, um die Wahrheit zu finden.

Die Protagonisten Marcus Goldman und Perry Gahalowood haben mir wieder super gefallen. Intelligent, pfiffig und immer wieder etwas unsicher der eine, nach außen griesgrämig, aber tatsächlich warmherzig der andere. Ihre Dialoge brachten mich so manches Mal zum Schmunzeln.

Fazit:
Wer „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ mochte, wird auch „Die Affäre Alaska Sanders“ lieben. Wer Marcus Goldman noch nicht kennt, kann und sollte hier trotzdem bedenkenlos zugreifen.

Der Marcus Goldman-Kosmos:
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
Die Geschichte der Baltimores
Die Affäre Alaska Sanders