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Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 458 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2024
Dreyer, Yasmin

Die Zukunft der Welt / Arcadia Bd.2


ausgezeichnet

Nichts Geringeres als die Zukunft der Welt

Nach dem fulminanten Ende des ersten Teils der dystopischen Dilogie kehren wir nun zurück zu Emily und Ben an die Elite-Akademie Arcadia, die sich auf den bevorstehenden Klimakollaps der Erde vorbereitet.

Inhaltlich möchte ich gar nicht näher in die Handlung dieses zweiten Teils eingehen, um niemanden zu spoilern, der diese genialen Bücher noch lesen möchte. Stattdessen möchte ich vielmehr ein Loblied singen auf diese absolut innovative und einzigartige Dystopie. In diesem Genre liest man oft Bekanntes, fühlt sich an andere Bücher oder Filme erinnert. Nicht so hier. Das Jugendbuch besticht durch eine ganz und gar einzigartige Handlung nebst witziger Dialoge und innovativer Ideen, die man so noch nie zuvor gelesen oder gesehen hat. Die Themen Umweltzerstörung und KI sind brandaktuell und werden geschickt in die temporeichen Abläufe der Story verpackt.

Dabei hat man die komplette Zeit das Gefühl, dass die Autorin ihre Handlung fest im Griff hat. Es gibt keine unnötigen, ins Leere laufenden Exkurse, sondern die Story ist straff, spannend und actionreich erzählt. Vor allem finden alle Handlungsstränge zusammen und finden sich zu einem wirklich großartigen Ende. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und die Story ist altersgerecht für Jugendliche aufbereitet.

Am besten gefiel mir, dass hinter dieser Dystopie ein wahnsinnig wichtiges Thema steckt, das uns alle betrifft, nämlich unser Konsumverhalten, die Umweltzerstörung, der Umgang mit Technologie. Ein Buch mit einer wertvollen Botschaft, das gleichzeitig bestens unterhält und ein atemloses Leseerlebnis schenkt. Herzensempfehlung für diese Dilogie!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2024
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


sehr gut

Es sind Krähen, keine Raben!

Ein Serienkiller hält die neu gegründete Ermittlungsgruppe „Gruppe 4“ in Atem. Grausige Tatorte machen dem Team schnell klar, dass weitere Taten folgen werden. Und was hat es mit den Krähen auf sich, die als Todesboten am Tatort gefunden werden? Der Killer verfolgt seinen Plan zielstrebig und mit immer höherem Tempo. Aber was ist der Plan? Was ist das Motiv? Jakob Krogh und Mila Weiss müssen mit ihrem Team zu unkonventionellen Mitteln greifen, um in ihren Ermittlungen voranzukommen.

Ein ganz neues Team wird hier auf die Beine gestellt, und der Thriller widmet sich im ersten Drittel zwischen den grauenhaften Leichenfunden vor allem den Teammitgliedern und deren Eigenheiten und Fähigkeiten. Das ließ wiederum bei mir direkt den Verdacht aufkommen, dass eine so gründliche Teamaufstellung und -vorstellung vielleicht ein Indiz dafür sein könnte, dass wir diesem Team in weiteren Teilen begegnen könnten. Möglicherweise lesen wir hier also den Auftakt einer neuen Reihe.

Doch nun erst einmal zum vorliegenden Roman/Fall: Der Autor gewährt den Lesenden von Anfang an umfassendes Täterwissen, so dass man eigentlich nur noch hinsichtlich des Motivs im Dunkeln tappt. Das Ermittlungsteam wiederum ist vor allem einmal mit der Teamfindung beschäftig. Teilweise hatte ich sogar den Eindruck, dass sie sich an Nebenschauplätzen verbummeln. Ein wahrer Gamechanger im Thriller und auch für die Ermittlungen war für mich der Profiler Max Bender, der später zum Team dazustößt. Diesen Charakter fand ich, mit Verlaub, saugut, und vor allem zog ab diesem Zeitpunkt das Tempo ordentlich an, was dem Lesefluss zugutekam. Ab diesem Zeitpunkt habe ich den Thriller wirklich verschlungen und fühlte mich vollends in der Geschichte angekommen. Richtig gut gefiel mir auch der raben- , äh krähenschwarze Humor, der immer wieder aufblitzt! Da schaut man auch gern einmal darüber hinweg, dass nicht immer alles realitätsnah erscheint.
Besonders gut gefiel mir ein Plottwist gegen Ende, mit dem ich niemals, aber auch wirklich niemals gerechnet hätte. Und am Schluss ließ ja fast schon Stephen King grüßen, einfach wunderbar!

Insgesamt für mich ein spannender Thriller mit Luft nach oben, der aber definitiv Lust auf eine Fortsetzung mit weiteren Fällen der Gruppe 4 macht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2024
Brinke, Margit;Kränzle, Peter

Reise Know-How CityTrip Washington D.C.


sehr gut

Klein und handlich

Ein kleiner Begleiter für die Handtasche war uns im Urlaub der „City-Trip Washington D.C.“

Klein, dünn und leicht, passt er schon fast in die Hosentasche; der Stadtplan ist sogar herausnehmbar. Der Reiseführer bietet kurz und knapp einen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Dazu gibt es einige spannende Infos und gute Tipps, wie z.B. den Hinweis auf den Bücherturm im Ford´s Theatre. Dieser erstreckt sich über mehrere Stockwerke hinweg und besteht ausschließlich aus Büchern über Abraham Lincoln.

Normalerweise zeichnen sich diese Reiseführer durch tolle Vorschläge für Spaziergänge aus. In dieser Ausgabe gibt es leider nur einen einzigen, riesigen Spaziergang entlang der Haupt-Sehenswürdigkeiten. Das fanden wir ein wenig unpraktisch, vor allem wenn man gerne einmal die ausgetretenen Pfade verlässt.

Toll war jedoch der Hinweis auf das Bikesharing in Washington, das wir ausgiebig in Anspruch genommen haben und das sich für diese doch recht verkehrsarme Stadt auch sehr gut anbietet.

Wieder einmal punktet der kompakte Reiseführer vor allem durch sein handliches Format!

Bewertung vom 06.06.2024
Tietgen, Madita

Zitronenfieber (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine Frau namens Hoffnung

Der achte Teil der Von-Cider-bis-Liebe-Reihe führt uns zurück an die Cliffs of Moher. Genau dorthin flüchtet Physiotherapeutin Hope nach einem Vorfall in ihrem bisherigen Job, über den sie nicht hinwegkommt. Doch da gerät sie sozusagen vom Regen in die Traufe, denn ihr Patient dort ist niemand Geringeres als der gefürchtete Patriarch Angus O´Neill. Und weil das Schicksal gerne kichert, führt es Hope direkt in die Arme von Dylan, der das Camp „Safe Haven“ für Waisen leitet.

Hope ahnt weder, dass er der Sohn ihres Auftraggebers ist, noch weiß sie von dem Zerwürfnis der beiden und den schrecklichen Taten ihres Patienten in der Vergangenheit. Aber eines weiß sie bald ganz genau, nämlich dass sie sich zu Dylan hingezogen fühlt.

Es ist einfach wunderbar, wie die Fäden in der Geschichte von Band zu Band weitergesponnen werden. Und auch, wenn die Teile an den Cliffs of Moher eigene Erzählstränge sind, mangelt es nicht an süßen Querverweisen, über die Fans der Reihe jauchzen. Die Geschichte von Hope und Dylan ist wieder mit mächtig viel Herz und Humor erzählt, und sie ist in ihren Gefühlen absolut ehrlich. Es geht wieder einmal um den Konflikt zwischen Geburtsfamilie und Found Family – wie könnte es auch anders sein, wenn der schreckliche Angus O´Neill seine Finger im Spiel hat, und die ehrlichen Aussagen im Roman hierüber fand ich sehr berührend.

Besonders liebe ich einfach die immer wieder originelle, bildhafte Sprache der Autorin. Als es an einer Stelle darum geht, dass Hope ihre Gedanken nicht ruhig stellen kann, heißt es da so wunderbar anschaulich: „Wie eine Schokoladenfabrik, deren Mitarbeiter in Streik getreten waren, die aber dank der automatisierten Prozesse munter neue Tafeln herstellte.“ Perfekt getroffen, das Bild ist so schön und so zutreffend!

Eine Geschichte voller Herzenswärme und Lebensweisheit, für die ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2024
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Ungewöhnliche Dystopie

Das Mädchen Odile lebt in einem Tal. Dieses ist jedoch nur ein Tal von einer ganzen Reihe identischer Täler mit den identischen Örtlichkeiten und Bewohner*innen, jedoch alle jeweils um 20 Jahre zeitlich versetzt. Um Störungen und ungewollte Konsequenzen zu vermeiden, ist der Besuch in anderen Tälern nur in Ausnahmefällen möglich, und auch nur mit der Genehmigung des Conseils. Solche Besucher entdeckt Odile eines Tages und erkennt, was dies zu bedeuten hat. Das System verlangt von Odile Schweigen und Kooperation.

Der dystopische Roman birgt ein spannendes Gedankenkonstrukt. Allein die Idee, sein eigenes Leben zwanzig Jahre in der Vergangenheit oder Zukunft bereisen zu können, fasziniert, vielleicht verstorbene Angehörige ein letztes Mal wiedersehen zu können, zumindest aus der Ferne. Aber welche Veränderungen ergeben sich dadurch? Laut dem Conseil hat jeder Eingriff drastische Konsequenzen, und Odile hält sich genauestens an die Vorgaben, auch als sich ihr Leben ganz anders als erwartet entwickelt.

Viel Zeit nimmt sich der Roman, um den Werdegang von Odile zu berichten, das Erzähltempo ist eher gemächlich, gibt der Geschichte auch Raum für Details. Ja, es wäre durchaus lesenswert, nicht auf Action, sondern auf die philosophischen Fragen zu legen, die sich aus der dystopischen Konstellation ergeben. Allerdings ging der Roman für meinen Geschmack hier zu wenig in die Tiefe. Zweifel und Fragen wurde wenig Raum eingeräumt, die großen Fragen nach der Unabwendbarkeit des Schicksals oder der persönlichen Freiheit ordneten sich allesamt dem Lebensweg von Odile unter.

Der Roman hat mir außerordentlich gut gefallen, aber zu einem Highlight hätten mir noch Reflektion, Zweifel, moralische Erörterungen und damit die entscheidende Tiefe gefehlt.

Dennoch eine faszinierende Dystopie, die ich mich Freude gelesen habe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2024
Jimenez, Abby

Yours Truly


ausgezeichnet

Ich werde dir nie weh tun

Briana ist sich so sicher, dass ihr der Posten als Chefärztin zufällt, doch dann wird ihr plötzlich ein neuer Kollege vor die Nase gesetzt und wegen ihm die Chefarztwahl verschoben. Kein Wunder, dass sie den Kerl auf Anhieb nicht ausstehen kann. Auf Männer ist sie ohnehin nicht gut zu sprechen, denn ihre Ehe wird nach 12 Jahren geschieden. Zusätzlich leidet ihr Bruder Benny an einer Autoimmunkrankheit und einer Nierenschwäche, hat aber weder Aussichten auf eine Spenderniere noch Lebenswillen.

Läuft also bei Briana. Nicht.

Doch dann wendet sich das Blatt ausgerechnet durch Jacob, den neuen Kollegen.

Großer Taschentuch-Alarm herrscht bei dieser wirklich gefühlsintensiven Slow-Burn-Romance. Denn sie beginnt bereits heftig mit der Erkrankung von Benny. Die Folgen seiner Niereninsuffizienz sind dermaßen eindringlich und realitätsnah beschrieben, das geht unter die Haut.

Dann verlagert sich die Geschichte nach dem ersten Viertel auf Briana und Jacob, die ein Arrangement miteinander eingehen. Aus Dankbarkeit, weil Jacob eine Niere für Benny spenden wird, spielt sie vor seiner Familie seine Freundin, nachdem Jacobs Ex ausgerechnet seinen Bruder heiraten möchte.

Die Geschichte liest sich so herzerwärmend, steckt aber voller Humor, wofür vor allem die zahlreichen schrägen Familienmitglieder sorgen, aber auch die beiden Protas selbst. Der Briefwechsel, den beide betreiben, ist einfach nur süß und witzig. Überhaupt ist die Dynamik zwischen Briana und Jacob wahnsinnig schön, besonders die gegenseitige Behutsamkeit. Jacob leidet unter einer Sozialphobie, und es ist einfach wunderbar geschildert, wie einfühlsam Briana damit umgeht. Oder wie Jacob sagt: „Aber für mich war Briana die Rettung. Eine ausgestreckte Hand, während ich fiel, ein Regenschirm in einem Wolkenbruch. Eine Freundin in einer feindseligen Umgebung.“

Lediglich am Ende trieben mich die beiden, die sich hinter Ängsten und Gedankenkonstrukten verschanzten, regelrecht in den Wahnsinn, ehe endlich mal Klartext geredet wurde.

Der Roman war ein Paket voll intensiver, tiefer und wunderschöner Gefühle, ich habe die Geschichte wahrlich verschlungen und spreche gerne eine Leseempfehlung aus!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2024
Struck, Yvonne

Blind Date mit Möwe


sehr gut

Die Liebe kommt in Gummistiefeln

Ach, hätte sie sich nur nicht von ihrer Freundin Mareike bequatschen lassen, denn nun findet sich Lisa als Teilnehmerin des Onlinedate-Portals „The Voice of Love“. Als „Möwe“ meldet sie sich dort an und wird mit „Brick“ zusammengewürfelt. Anfangs überwiegt die Angst, einem Betrüger aufzusitzen, doch bald verstehen die beiden sich immer besser und lernen einander anonym kennen und schätzen.

Leider gibt es bald eine klitzekleine Komplikation, denn im wahren Leben will Architekt Jonas die Naturstation abreißen, in der Lisa arbeitet. Und, uppsi, Überraschung: Jonas ist natürlich Brick! Nur wissen das die beiden noch nicht…

Der wunderbare Wohlfühlroman spielt in Lübeck und Travemünde mit dem Priwall. Dabei vermittelt er hervorragend ein maritim leichtes Lebensgefühl mit Holstentor und Gängeviertel, Strand und Eiscreme, Möwen und glücklichen Kindern am Meer. Dabei ist die Handlung inspiriert vom Film „E-Mail für dich“ und ergeht sich in liebevollen Anspielungen auf diese Komödie, bewahrt sich aber durchaus ihre Eigenständigkeit. Natürlich ist die Story dadurch etwas vorhersehbar, aber viele liebevolle Kleinigkeiten und vor allem die lokalen Bezüge lassen das Leseerlebnis zu einem Wohlfühlausflug an die Ostsee werden.

Ich habe die Lektüre sehr genossen und kann das warmherzige und witzige Sommerbuch von Herzen weiterempfehlen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2024
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Die dunkle Seite Schwedens

Idyllische Bullerbü-Geschichte aus Schweden gefällig? Dann sucht euch ein anderes Buch!

Im neuen Roman von Vera Buck zeigt das Land im hohen Norden ein anderes, düstereres Gesicht, geprägt von dunklen Wäldern und uralten Legenden. Ein Land, in dem jährlich Kinder verschwinden, Bären und Wölfe herumstreichen – doch die größte Gefahr ist das Böse im Menschen.

Diese düstere Grundstimmung beherrscht die ganze Geschichte, in der Henrik und Nora mit ihrem kleinen Sohn Fynn ins Ferienhaus nach Västernorrland ziehen, das von seinem geliebten Großvater stammt. Doch während Henrik in glücklichen Erinnerungen schwelgt, nimmt Nora rasch düstere Schwingungen wahr. Und dann wird im Wald ein Kinderskelett gefunden. Mit im Ermittlungsteam die Forensikerin Rosa mit unorthodoxen Methoden und Ansichten.

Die Geschichte atmet Beklemmung. Sie ist verstörend und gespickt mit Gänsehaut verursachenden Details. Eine düstere Atmosphäre baut sich allmählich auf, verdichtet sich und droht einem beim Lesen schließlich die Luft abzuschneiden. Der Spannungsbogen wird wirklich meisterhaft gehalten und bis zur Schmerzgrenze aufgebaut. Dazu kommt ein undurchsichtiges Geflecht aus Wahrheit und Lügen, rätselhafte Charaktere, die es einem nahezu unmöglich machen, der Auflösung auf die Spur zu kommen.

Für mich ein echtes Highlight, für das ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2024
Duval, Catherine

Mord an der Loire


sehr gut

Savoir-vivre mit Baron Philippe

Philippe Auguste Louis Vicomte de Pléssis, Baron de Beaumarchais führt eigentlich zwei Leben: Das eine als französischer Adelsspross, das andere als Privatdetektiv. Und nun führt ausgerechnet ein Fall in den Reihen seiner Familie diese beiden Wirkungsfelder zusammen. Und dabei geht es Schlag auf Schlag: Einem Diebstahl folgt ein zweiter, gepaart mit einem Todesfall. Allerdings ermittelt Baron Philippe nicht allein, sondern an der Seite von Madame Commissaire Charlotte Maigret.

Da treffen zwei wunderbar gegensätzliche Charaktere aufeinander, denn unser lieber Philippe ist ein wahrer Schöngeist und Gourmet, ein Meister des Savoir-vivre, während Charlotte Maigret ein ungehobeltes Cowgirl mit einem ausgesprochenen Sinn fürs Grobe ist. Konflikte und Diskussionen sind da vorprogrammiert.
Der Kriminalroman atmet durch und durch französisches Flair. Mit Philippe erfreuen wir uns an den köstlichsten Verlockungen, genießen Macarons und Croissants oder ein Fläschchen Cabernet Franc von der Domaine de Noiré. Der Bonvivant und Dandy tritt auch mal im Hausmantel mit Paisley-Muster auf, und sei die Lage auch noch so brenzlig, bleibt immer noch Zeit für Blanquette de veau oder eine duftende Tarte Tatin. Diese Geschichte ist wahrlich eine Sammlung erlesenster Köstlichkeiten.

Dennoch tut dies der eigentlichen Handlung keinen Abbruch. Im Gegenteil ist der eigentliche Kriminalfall äußerst komplex und raffiniert konstruiert, es warten einige unerwartete Wendungen. Ich empfehle jedoch, eine gewisse Liebe zu Frankreich und dem französischen Lebensgefühl mitzubringen, um ganz in die die Vorzüge der Geschichte eintauchen zu können. Diese sind hier nicht bloße Kulisse, sondern ausdrücklich wichtiger Bestandteil der Erzählung. Ich muss zugeben, dass es für mich auf dieser Francaise an der Loire streckenweise schwierig war, all die Namen und unzähligen Adeligen auseinanderzuhalten, aber die abenteuerlichen Entwicklungen haben mich dafür mehr als entschädigt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2024
Wahl, Caroline

Windstärke 17


ausgezeichnet

Ich wusste nicht, wie dringend ich dieses Buch gebraucht habe

„22 Bahnen“ war perfekt. Hatte ich am Ende das Gefühl, eine Fortsetzung zu brauchen? Nein. Aber Ida hat die gebraucht. Ganz dringend sogar, denn Ida hat den Halt im Leben völlig verloren. Auch eine alkoholkranke Mutter kann ein Loch ins Leben ihrer Tochter reißen, wenn sie stirbt, und Ida findet kein Mittel, der Leere und der Trauer zu begegnen. Sie hat nie das Handwerkszeug dazu bekommen, und im Grunde spürt sie sich ja nicht einmal selbst. Also macht sie das, was sie am besten kann: Ida flieht möglichst weit weg und strandet auf Rügen. Ohne Plan, aber mit einem Herzen voller Leere. Randvoll leer sozusagen.

Idas Geschichte hat mir das Herz herausgerissen. Die junge Frau, der im Leben jeglicher Halt fehlt, die körperlich ihre Grenzen überschreiten muss, um ihre Seele nicht zerbrechen zu lassen. Und trotz allem geht Ida nicht unter, denn da treten Menschen in ihr Leben, die ihr unerwartet und ungefragt genau das geben, was Ida so dringend braucht: Wärme, Zuwendung, Halt. Besonders gut an den Figuren von Marianne und Knut, aber auch von Leif gefiel mir, dass es keine idealisierten Eltern oder Partner sind, sondern Menschen, die einfach im richtigen Moment da sind. Und zwar wirklich da sind und etwas geben.

Ihren einzigartigen Schreibstil hat Caro Wahl in diesem Roman bestätigt und noch einmal intensiviert.

Mich hat der Roman auch mit all seinen tragischen Entwicklungen zutiefst berührt, aufgewühlt und mir so richtig ins Herz gegriffen.

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.