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Test-LR

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Insgesamt 209 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2023
Gaw, Andreas

Ein gut gemeinter Rat zum Morden (eBook, ePUB)


sehr gut

Abgedrehter Schwedenkrimi

Cover:
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Das Titelbild gefiel mir sehr gut. Durch den Elch merkt man gleich, dass es um Schweden geht und die Zielscheibe als "O" finde ich für einen Krimi sehr gelungen.

Inhalt:
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Vanessa und Chris sind als deutsches Paar vor Jahren nach Schweden ausgewandert. Doch die Ehe läuft nicht so gut, Christ neigt manchmal zu psychischer, aber auch physischer Gewalt. Nach einem Streit liegt Chris plötzlich tot unten an der Kellertreppe. Ist er von alleine gefallen oder wurde er gestoßen? Vanessa kann sich nicht so genau erinnern. Doch als sie sich durch Zufall in einem Forum von gedemütigten Frauen anmeldet, wird sie durch ein Missverständnis plötzlich zur Ratgeberin, wie man den nicht mehr gewünschten Ehemann um die Ecke bringt. Und als sei das nicht schlimm genug, ist ihr auch die ehemalige Geliebte von Chris auf den Fersen, um sie zur Rede zu stellen.

Mein Eindruck:
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"Chris donnerte einfach auf die Stufen und glitt dann, mit dem Kopf voran, auf dem Rücken liegend, die Stiege hinunter bis zum Flurfußboden. Doink, doink, doink. Stufe für Stufe. Wie der kleine dicke Mann aus Paulchen Panther, wenn er zum Beispiel hinter einem Laster hergezogen wird. Doink. Doink. Er dotzt ein paarmal auf und kommt dann irgendwann zur Ruhe."

Der Anfang war etwas gemächlich und von der Sprache gewöhnungsbedürftig. Vanessa ist eine Frau, die eher negative Erfahrungen mit Männern gemacht hat. In ihrer Welt sind Männer immer Sex lüstern und fühlen sich den Frauen überlegen. Und leider findet sie ihre Theorie auch immer wieder bestätigt. Die gesamte Handlung ist aus ihrer Sicht beschrieben und manches Mal habe ich mich etwas schwergetan mit der vulgären Sprache. Aber in gewisser Weise passt dies auch gut zu ihrer Welt.

Der Humor in diesem Krimi ist schon etwas makaber, Vanessa stolpert teilweise unfreiwillig von einem Todesfall zum nächsten und muss schließlich selber um ihr Leben bangen. Ich fühlte mich zeitweise an die Art und Weise der Netflix-Serie "Dead to me" erinnert, deren schrägen Humor ich sehr schätze.
Die Handlung ist schon deshalb spannend, weil immer die Ungewissheit über allem schwebt, ob es nun Mord oder ein Unfall war, der Chris den Tod einbrachte. Aber auch die anderen Todesfälle und Vanessas neuer Geliebter bringen einige überraschende Wendungen in die Geschichte ein und bis zu einem völlig abgedrehten, aber phänomenalen Showdown spitzt sich die Situation immer weiter zu, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Was mir auch gut gefiel, war, dass viele schwedische Sprachausdrücke und Gewohnheiten in die Handlung eingewoben wurden, sodass man nebenher noch einiges über die Lebensweise und den Alltag der Schweden erfährt.

Der Humor ist schon unerwartet schräg und der Krimi spielt mit allen Klischees zum Thema Sex, Frauen und Männer und benutzt auch häufig eine recht vulgäre Sprache. Wenn man sich jedoch darauf einlässt und Schrägheit mag, wird man hier gut unterhalten.

Fazit:
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Ein Schwedenkrimi der anderen Art mit Spannung, Klischees, makaberem Humor und teils vulgärer Sprache

Bewertung vom 01.02.2023
Marantz, Mary

Aus dem Staub erhebst du mich (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Trailer-Mädchen

Inhalt:
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"Also, ja, ich habe von klein auf gewusst, dass ich auf die eine oder andere Weise aus diesem Trailer herauskommen und ein anderes Leben führen würde, was auch immer ich dafür tun müsste, um es zu schaffen. Aber zu sagen, das Mädchen von damals bin nicht mehr ich – nun, das wäre falsch. Alles, was ich bin, beginnt und endet mit diesem Trailer. Und wo auch immer ich hingehe, wer auch immer ich auf dem Weg geworden bin: Ich trage diesen Trailer in mir."

Mary wächst in einem Trailer auf, der im Garten ihrer Großmutter Goldie steht (Eine Art Mobile Home). Ihr Vater stammt aus einer Familie von Holzfällern und Bergarbeitern, was typisch für die Gegend West Virginias ist. Der Vater arbeitet als Holzfäller fast rund um die Uhr, dennoch kommt die Familie gerade so über die Runden, Mary wächst mit Armut, aber auch viel Liebe auf. Aus ihr soll etwas Besseres werden als ihre Eltern und tatsächlich schafft sie es, einen sehr guten Schulabschluss zu haben und in Yale ihr Jura-Studium mit Bravour abzuschließen. Dennoch hadert sie stets mit ihrer Vergangenheit, schämt sich und kommt nicht mit sich ins Reine. Doch durch ihren Glauben an Gott und mit Hilfe anderer Christen wird sie mit ihrer Vergangenheit versöhnt.

Mein Eindruck:
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"Mir wurde klar: Wenn ich meine Geschichte irgendwie über Nacht ändern könnte, dafür aber einen Teil der freundlichen, sanften, einfühlsamen Person aufgeben müsste, die sie aus mir gemacht hat – nun, das wäre ein Handel, den ich nicht mehr eingehen wollte. Und wenn ich jetzt zurückblicke, hätte ich, wenn Gott mir diesen magischen Wunsch gewährt hätte, so viel verpasst, was er noch für mich auf Lager hatte. Ich sah nur ein Kapitel und wünschte mir ein anderes Buch. Jeder Satz fühlte sich wie eine Gefängnisstrafe an. Jedes Adjektiv beschrieb die falsche Art von Szene. Ich fühlte mich wie eine Hintergrundfigur in meinem eigenen Leben. Die letzte Seite schien mir bereits festgeschrieben.
Aber wir lernen, der Geschichte zu vertrauen, wenn wir lernen, dem Autor zu vertrauen. Und er ist noch nicht fertig mit der Story."

Mich hat diese Story sehr berührt. Der erste Teil handelt von der Mary IM Trailer, der harten Kindheit in Armut, dem Verlassenwerden durch die Mutter, die harten Schicksalsschläge für die Familie und dem stetigen Bestreben, sich anzustrengen, um ein besseres Leben als Erwachsener führen zu können. In diesem Teil spielt Gott eher eine untergeordnete Rolle, er wird als Freund Marys erwähnt und ihre geliebte Großmutter Goldie bringt ihr Gott nahe, indem sie Mary jeden Sonntag in die Kirche mitnimmt.
Doch erst als es um die Mary NACH dem Trailer geht, die auszieht in die weite Welt, um Jura zu studieren, ihren späteren Ehemann kennenlernt und durch eine christliche Gemeinschaft lernt, sich selbst und ihre Vergangenheit anzunehmen, nimmt ihr Glaube eine Schlüsselrolle ein.
Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, denn Mary nimmt den Leser mit auf ihre Lebensreise durch direkte Ansprache, als würde sie einem Freund ihre Geschichte im persönlichen Gespräch offenbaren. Marys Sprache ist dabei sehr bildhaft, häufig verwendet sie Bilder aus Filmen oder Vergleiche mit Handlungen aus bekannter Literatur. Ich konnte mich gut in sie hineinfühlen und ihre Lebenssituation und die Motivation für ihr Streben nach Besserem gut nachvollziehen. Manchmal trieb es mir Tränen in die Augen, vor allem als es um die Trauer um ihre später verstorbene Großmutter geht. Manchmal habe ich geschluckt, wenn sie beschrieb, welche Unfälle und physischen Verletzungen sie oder ihr Vater in einigen Situationen davontrugen. Aber manchmal habe ich auch geschmunzelt und gelacht, denn auch für fröhliche Momente gab es Raum.
Am Ende des Buches gibt es einige Bilder aus dem Familienalbum, die das Erzählte sehr gut veranschaulichten.

Marys Karriere, aber auch ihr Mut, sich entgegen der allgemeinen Erwartungen zu verhalten, hat mich sehr beeindruckt. Ihre Geschichte zeigt, dass die Herkunft einen prägt, aber nicht zwingend den weiteren Lebensweg bestimmt und dass es wichtig ist, den Mut zu haben, sich selber zu finden und zu sich zu stehen. Und Gott und seine Liebe können uns dabei helfen, wenn wir es zulassen.

Fazit:
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Vergangenheit und Gegenwart eines Lebens gehören zusammen und Gott hilft uns, beides anzunehmen und zu erkennen, wer wir wirklich sind

Bewertung vom 01.02.2023
Meyer-Selbach, Nils

AHRENSMORD


sehr gut

Mörderisches Ahrensburg

Cover:
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Das Ahrensburger Schloss als Wahrzeichen der Stadt durch eine dunkle, zerbrochene Scheibe ist die passende Einstimmung für diese Sammlung von Kurzkrimis. Man weiß gleich, wo man sich befindet und die leicht düstere Atmosphäre baut Spannung und Vorfreude auf.

Inhalt:
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In diesem Band sind 20 Kurzkrimis vereint, die alle in Ahrensburg spielen.

Mein Eindruck:
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Besonders gut hat mir die Karte der Stadt Ahrensburg gefallen zu Beginn des Buches. Selbst wenn man noch nie dort war (so wie ich), findet man sich gleich zurecht und kann die Orte in den Geschichten gleich wiederfinden.
Die Autoren kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen, einige schreiben professionell, einige nebenberuflich. Auch altersmäßig findet man hier ein breites Spektrum, die jüngsten Autorinnen sind die Töchter des Herausgebers, und obwohl sie erst 10 und 16 Jahre alt sind, haben sie mich mit ihrem ersten Krimi sehr beeindruckt! So unterschiedlich die Autoren, so unterschiedlich auch die Krimis. Was alle Krimis vereint, ist die Liebe zur Stadt Ahrensburg. Man merkt, dass die Autoren sich dort auskennen und jede ihrer Geschichten eine Hommage an bestimmte Orte der Stadt ist. So habe ich neben den spannenden Mordgeschichten auch jede Menge interessante Details über die Stadt erfahren.

Bei jeder Geschichtensammlung ist es schwierig, dass alle Erzählungen den Geschmack des Lesers treffen. So gab es auch hier ein paar, die mir nicht so gut gefielen, weil ich die Handlung etwas skurril oder die Auflösung nicht schlüssig fand. Daher kann ich keine volle Punktzahl vergeben, aber der überwiegende Teil hat mich mit Spannung und auch mit einer Prise Humor gut unterhalten. Ich freue mich auf den geplanten zweiten Teil der Ahrensburg-Morde!

Fazit:
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20 Kurzkrimis, die in Ahrensburg spielen mit Spannung, Humor und informativen Details über die Stadt

Bewertung vom 11.01.2023
Claybourne, Anna

Der Himmel am Tag und in der Nacht


ausgezeichnet

Umfassende Himmelsbetrachtung

Gestaltung:
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Optisch ist das Buch wunderschön und clever gestaltet. Es ist in der Mitte geteilt und man kann von beiden Seiten anfangen zu lesen: Entweder man starte auf der Tages- oder der Nachtseite. Das Buch ist ganzseitig farbig illustriert und einige Objekte auf der Vorder- und Rückseite sind leicht glänzend hervorgehoben. Hier wurde viel Liebe fürs Details und Mühe investiert.

Inhalt:
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Betrachtet man den Himmel genau, kann man viel entdecken, sowohl bei Tag als auch in der Nacht: Nicht nur technische Flugobjekte wie Heißluftballons, Zeppeline, Flugzeuge u. a., sondern auch Himmelskörper, Wolken, Insekten und vieles mehr. Dieses Buch zeigt, wie vielfältig der Himmel sein kann und und vermittelt viele Informationen.

Mein Eindruck:
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Wie bereits erwähnt, war ich verzaubert durch die geniale und liebevolle Gestaltung des Buches. Schon die beiden Cover-Seiten geben einen guten Überblick und dennoch war auch ich als Erwachsener erstaunt, wie viel es am Himmel zu entdecken gibt. Dabei wird auf jeder Doppelseite ein anderes Thema behandelt. Es geht um die Himmelsfärbungen, altertümliche Vorstellungen über den Himmel, den Wasserkreislauf, verschiedene Wetterformen und Himmelsrätsel, aber auch um die vielen Lebewesen, die den Himmel bevölkern wie Insekten oder Vögel.
Und nicht zuletzt sieht man auch viele technische Körper wie Flugzeuge oder gar Hoverboards oder Flugautos. Doch auch andere Aspekte werden beleuchtet, wie z. B. Planeten, Sterne oder Satelliten. Der Himmel hat so viele Facetten zu bieten, dass auch viele für mich nicht naheliegende Dinge dabei waren. Zu jedem Thema gibt es exemplarisch gute Beispiele, die sowohl illustriert als auch in kompakten Abschnitten erläutert werden.
Es gibt viel zu entdecken und auch einige Fun Facts und Experimente, die auch meinen Horizont erweitert haben. Das Buch ist also nicht nur was für Kinder!

Fazit:
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Die Vielfalt des Himmels entdecken mit informativen Fun Facts und Experimenten und wunderschön illustriert!

Bewertung vom 03.01.2023
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1


ausgezeichnet

Charmanter Auftragskiller wider Willen

Cover:
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Das Cover ist nicht wirklich Krimi-typisch, aber es sieht gemütlich aus in dem Bistro, und wenn nicht "Kriminalroman" darauf stünde, würde man ihn hier nicht vermuten. Aber gerade darum passt das Cover sehr gut, denn nach außen hin wirkt alles harmlos, doch dahinter lauert der Tod ...


Inhalt:
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Lucien Comte de Chacarasse lebt nach außen hin ein anständiges Leben: Als Nachfahre einer Adelsfamilie und Besitzer eines gut gehenden Restaurants braucht er sich um Geld keine Sorgen machen, lebt einfach in den Tag hinein und genießt das Leben. Bis zu dem Tag, an dem sein Vater auf ungeklärte Weise zu Tode kommt und ihm am Sterbebett das Versprechen abnimmt, dass Lucien die Tradition der Familie fortführt. Lucien hat von Kindheit an das Handwerk, die "Kunst des Tötens" gelernt, doch im Vergleich zu seinen anderen männlichen Verwandten hat er Skrupel und moralische Bedenken. Also wie die Tradition fortsetzen, wenn man gar nicht töten will?

Mein Eindruck:
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Der Klappentext gefiel mir sehr gut, denn dies versprach kein gewöhnlicher Krimi zu werden, sondern einer mit Humor und Raffinesse. Obwohl die Spannung anfangs etwas auf sich warten ließ, so genoss ich den Humor und das „Savoir vivre“ Frankreichs, das der Autor sehr gut einzufangen vermag. Lucien war mir sehr sympathisch, er ist eine Art Gentleman-Gauner, einer der hart, aber gerecht handelt und auch eine kleine Schwäche für schöne Frauen hat. Ein wenig hat er mich an Remington Steele erinnert. Obwohl er viel Geld hat, prahlt er nicht damit, sondern weiß das Bodenständige zu schätzen. Zudem hat er ein großes Allgemeinwissen, ist clever und findet immer einen Ausweg aus der Misere, wenngleich ihm dabei manchmal auch das Glück oder seine Haushälterin Rosalie oder Francine, die Ex-Geliebte seines Vaters zur Hilfe kommen.
Dies ist kein typischer WHO-Dunit-Krimi, bei dem es einen Mord und mehrere Verdächtige gibt. Vielmehr würde ich das Ganze als Gangster-Komödie umschreiben, in der Diamantenhandel, Terrorismus, Auftragsmorde sowie die Suche nach dem Mörder von Luciens Vater zu einem großen Ganzen verwoben werben, was mir sehr gut gefallen hat. Besonders gegen Ende nimmt der Roman richtig Fahrt auf und es gibt einige Überraschungen.
Ich kannte den Autor bisher noch nicht, aber Fans von ihm werden sich freuen, dass es ein Mini-Crossover mit seiner anderen Reihe Madame le Commissaire gibt. Hungrig sollte man das Buch auch nicht lesen, denn typisch eines französischen Krimis wird Essen hier vielfach erwähnt.
Ich habe die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite genossen und freue mich auf eine Fortsetzung!

Fazit:
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Französischer Cosy Crime mit Humor, überraschenden Wendungen und einem sympathischen Gentleman-Gauner

Bewertung vom 22.12.2022
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit (eBook, ePUB)


gut

Reisen zwischen den Zeiten

Cover:
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Das Titelbild ist wunderschön mit dem grünen Leuchtturm vor dunkelblauem Untergrund und dem Poststempel. Es passt gut und hat mich direkt neugierig gemacht.

Inhalt:
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London im Jahre 1898: Ein Mann steigt an der Haltestelle Gare du Roi in Londres aus einem Zug und hat keinerlei Erinnerung daran, wer er ist und wie er dorthin gekommen ist. Er weiß noch seinen Namen: Joe Tournier, aber wo er wohnt und weshalb London bzw. ganz England französisch ist, daran kann er sich nicht genau erinnern. Er wird zunächst in eine Psychiatrie eingewiesen, eine Epilepsie mit Gedächtnisverlust diagnostiziert und seine angebliche Familie wird ausfindig gemacht. Doch seine Erinnerungslücken schließen sich nicht und er merkt, dass es andere mit ähnlichen Symptomen gibt. Dann bekommt er eine Postkarte vom Leuchtturm auf der Insel Eilean Mor mit den Worten "Liebster Joe, komm nach Hause, wenn du dich erinnerst. M.". Datiert ist sie 90 Jahre zuvor, als es den Leuchtturm eigentlich noch gar nicht gab. Als sich die Chance ergibt, dort zu arbeiten, weil alle drei Leuchtturmwärter verschwunden sind, macht Joe sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.

Mein Eindruck:
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Die Beschreibung und der Anfang des Buches hatten mich sehr neugierig gemacht. Das klang nach einer sehr spannenden und geheimnisvollen Story. Gut gefiel mir auch der Stil der Autorin, der sehr detailreich und atmosphärisch alles beschreibt. Man konnte sich sehr gut in die verschiedenen Zeiten hinein versetzen. Als es anfangs um die drei verschwunden Leuchtturmwärter von Eilean Mor ging, hatte ich kurzzeitig ein Dejá-vu-Erlebnis, da ich vor ein paar Monaten noch einen anderen Roman über dieses historische Ereignis mit seinen Geheimnissen gelesen hatte. Doch die Handlung wendet sich schnell in eine andere Richtung und dieses Ereignis tritt in den Hintergrund, wenngleich man nach dem Roman seine eigenen neuen Theorien aufstellen kann, wie und wohin die Wärter verschwunden sind.

Man sollte diesen Roman sehr aufmerksam lesen, denn die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern es werden oft Geschichten in Geschichten verpackt, d. h. in einer teilweise komplexen und verschachtelten Weise offenbaren sich nach und nach weitere Details. Es ist ein bisschen wie eine Zwiebel zu schälen, bei der man Schale für Schale zum Kern vordringt.
Durch diese detaillierte Erzählweise erlebt man jedoch auch Kriegsgeschehen hautnah mit und einige Szenen sind nichts für zarte Gemüter. Die Verwundungen und Qualen, die sich die Menschen in den Schlachten oder durch persönliche Kämpfe und Folter zufügen, sind sehr brutal. Hier hätte ich mir oft gewünscht, die Handlung wäre gestrafft worden und habe einige Szenen schneller gelesen. Ganz überspringen ging nicht, da man nie sicher sein konnte, ansonsten wichtige Details für die Auflösung zu übersehen.
Mit Joe habe ich zwar mitgerätselt, aber richtig mitgefühlt habe ich nicht. Für mich blieb der Charakter unnahbar und das galt auch für die anderen Charaktere. Das Rätsel um M. und Joes tatsächlicher Vergangenheit sowie die Rolle des Leuchtturms hat mich gefesselt und war für mich schlüssig aufgelöst. Allerdings hat mich dann das Ende des letzten Kapitels wieder etwas verwirrt zurückgelassen. Hier bekam ich synapsentechnisch die (Zeit-)Logik nicht mehr aufgelöst. Hätte das Buch ein halbes Kapitel vorher geendet, wäre alles gut gewesen, aber so?
Ich vergebe drei Sterne, da mich die Atmosphäre und das Rätsel um Joe gefesselt haben, aber die Detailtiefe der Kriege das Ganze zu sehr in die Länge zogen und mich das Finale nicht ganz überzeugen konnte.

Fazit:
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Komplex strukturierter Zeitreiseroman mit teilweise zu detailreichen und brutalen Szenen und einem nicht ganz überzeugendem Ende

Bewertung vom 12.12.2022
Müller, Marianne

Unverschleiert in Katar


ausgezeichnet

Eine christliche Großfamilie in Katar

Gestaltung:
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Das Titelbild wirkt märchenhaft wie aus "1001 Nacht" und ist wunderschön. Das Taschenbuch ist hochwertig verarbeitet als Klappenbroschur mit Fotos auch im Innenteil. Positiv fällt beim Durchblättern besonders auf, dass passend zu den Erzählungen viele farbige Fotos im Buch zu finden sind, nicht wie sonst häufig nur im Innenteil oder am Schluss. So kann man sich das Erzählte gut vorstellen, ohne lange blättern zu müssen.

Inhalt:
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Marianne und Matthias Müller sind mit ihren sechs Kinder eine christliche Familie in Bayern. Matthias arbeitet erfolgreich in einer Autowerkstatt, doch der berufliche Druck macht ihn zunehmend unzufrieden und auch Marianne träumt von einer Veränderung, da ihr die Gemeindearbeit zwar Spaß macht, aber auch sehr stresst. Auswandern, woanders einfach neu anfangen, das ist ihr Traum. Als Matthias ein Arbeitsangebot in Katar angeboten bekommt, scheint dieser Traum zum Greifen nah. Nach einigen Überlegungen und Recherchen wagen sie den großen Sprung ins andere Land als Familie. Doch als Christen unter Muslimen ist es nicht immer leicht und auch einige Missstände im Land machen ihnen zu schaffen. Doch sie geben nicht auf und mit Gottes Hilfe finden sie Freunde und eine neue Heimat.

Mein Eindruck:
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Der Schreibstil gefiel mir von Anfang an sehr gut. Die Autorin beschreibt aus ihrer Perspektive die Überforderung in Deutschland, die Ungewissheit vor und während der Auswanderung und lässt den Leser dabei auch an ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben. Manches Mal musste ich schmunzeln, denn sie trifft mit manchen Ausdrücken einfach den Nagel auf den Kopf und neben tragischen Momenten kommen auch die Freude und der Humor nicht zu kurz. Zwischendurch kommen auch die anderen Familienmitglieder zu Wort, was das Ganze auflockert und das Geschehen noch lebendiger und nachvollziehbarer macht. Am Ende eines jeden Kapitels befindet sich ein kleiner Sprachführer für arabische Ausdrücke und Redewendungen, der sehr unterhaltsam und lehrreich ist.

Katar ist zwar ein muslimisches Land, jedoch müssen Frauen dort keinen Schleier tragen, daher der Titel. Christen werden dort geduldet und dürfen sich zu Messfeiern treffen und so finden Marianne und ihre Familie vor allem zunächst in der christlichen Gemeinde dort Freunde und Halt. Zusammen mit anderen Gemeindemitgliedern fahren sie in Camps, in denen die Gastarbeiter untergebracht sind und helfen dort mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und auch mit Gebeten und einem offenen Ohr. Die Missstände, die diesbezüglich in Katar herrschen, werden hier überdeutlich. Doch ihre Hilfe wird von oberer Stelle misstrauisch beäugt und auch als Deutsche gehört man den Gastarbeitern an, wenn auch zu einer "besseren" Klasse. So haben Marianne und ihre Familie es plötzlich mit Geldsorgen zu tun, es droht der Verlust ihrer Unterkunft und schließlich auch die Abschiebung.

Marianne beschreibt die guten und auch die weniger guten Zeiten, sie nimmt den Leser mit in ein Land, das aktuell wegen der WM wieder in den Schlagzeilen ist und teilt ihre tiefen Einblicke in Land, Leute und Kultur. Ich bewundere ihren Mut, ihre Ehrlichkeit, aber auch ihr Gottvertrauen und ihr Durchhaltevermögen. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt jedem weiter empfehlen!

Fazit:
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Katar und seine Kultur aus der Sicht einer christlichen deutschen Familie - offen, ehrlich, gefühlvoll und sehr informativ!

Bewertung vom 12.12.2022
Wagner, Alexandra

Magische Welt der Dinge (Bd. 2): Das Geheimnis von Henrietta Handy


ausgezeichnet

Eine Abenteuerreise in die Welt der Smartphones

Gestaltung:
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Das Titelbild lässt anhand von Schriftart und Art der Illustration sehr gut erkennen, dass es zum ersten Teil der Reihe passt. Roboter im Hintergrund und der binäre Zahlencode veranschaulichen das Thema IT-Technik sehr gut. Die bunten Farben sind sehr ansprechend und erwecken Lust auf das Buch.
Das Buch ist als Hardcover sehr gut verarbeitet und die Schwarz-Weiß-Illustrationen sind sehr detailgetreu und veranschaulichen die Handlung sehr gut.

Inhalt:
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Als ihr Vater auf dem Sofa eingeschlafen ist, schnappen sich die Zwillinge Anton und Lucy sein Handy, um heimlich darauf zu spielen. Doch plötzlich kommt aus dem Handy die Superheldin Henrietta Handy heraus und nimmt die beiden mit auf eine abenteuerliche Reise durchs Internet und zu den Orten, die für die Herstellung eines Handys wichtig sind. Mit dabei: Paul Pulli, der Superheld, der Anton bereits in Band 1 die Entstehung des Pullis nahe gebracht hat.

Mein Eindruck:
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Ich habe das Buch zusammen mit meiner Tochter (3. Klasse) gelesen. Wir kannten Teil 1 noch nicht und daher war auch Paul Pulli neu für uns. Doch da Lucy ihn auch erst in diesem Band kennenlernt, ist das nicht schlimm, denn die notwendigen Dinge werden dem Leser erläutert bzw. beim Lesen bekommt man natürlich auch Lust auf den ersten Band.

Der Schreibstil ist flüssig und altersgerecht, die Kapitel haben eine angenehme Länge, sie eignen sich für ältere Grundschüler zum selber lesen oder auch für jüngere zum Vorlesen. Durch die Reise mit Henrietta lernt man viel über die Hintergründe der Smartphoneherstellung, wobei auch Nachhaltigkeitsaspekte wie nicht Reparaturfähigkeit, schwierige Rohstoffbeschaffung bzw. -wiederverwertung angesprochen werden sowie Umweltzerstörung und teils schlechte Arbeitsbedingungen.
Manche Darstellungen sind vielleicht etwas abstrakt bzw. nicht so detailliert, wie man es bei einem Sachbuch erwarten würde. Aber die Darstellung der Smartphone-Bestandteile in Form einer Platinenzirkus-Show oder die Übermittlung der Daten anhand Boten in einer Stadt zu erklären, ist anschaulich und bleibt so gut im Gedächtnis haften. Es gibt lustige, spannende und traurige Momente, die das Buch fast zu einem Pageturner machen. Das Ende ist hoffnungsvoll und rundet die Geschichte passend ab. Am Ende waren wir nicht nur gut unterhalten, sondern auch um einiges klüger. So geht gute Wissensvermittlung!

Wir können diese Reihe sehr empfehlen, auch für den Grundschulunterricht. Hierfür gibt es auch weiterführende Materialien für Lehrer zum Download, was wir klasse finden!

Fazit:
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Ein Abenteuerbuch, das Wissen rund um Technik, aber auch Nachhaltigkeit von Smartphones vermittelt. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.12.2022
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Christinas umfangreiches Wissensbuch zum Thema Brotbacken

Cover:
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Wie bei allen Büchern der Autorin strahlt auch hier eine freundliche, sympathische Christina neben einem lecker aussehenden Brot den Leser an. Das macht gleich gute Laune und Lust aufs Backen.

Inhalt:
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Die Bäuerin und Backbloggerin Christina Bauer hat in diesem Buch all ihr Wissen rund ums Brotbacken zusammengepackt und mit vielen Rezepten hinterlegt.

Mein Eindruck:
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Nachdem ich "Kinder backen mit Christina" von der Autorin gelesen hatte, war ich begeistert von den Rezepten und den Tricks, die die Autorin verrät. Seitdem verfolge ich ihren Blog und ihre Autorenkarriere und habe schon einige Rezepte erfolgreich umgesetzt, auch das Brotbacken betreffend. An das Thema Sauerteig habe ich mich bisher jedoch noch nicht gewagt und ich war gespannt, ob das Buch nur eine Zusammenstellung aus den Blog-Rezepten besteht oder darüber hinaus geht.
Mir gefiel die gut strukturierte Aufbereitung des Themas Brotbacken. Jedem Thema ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Erst die Grundlagen, dann das Thema Backen mit Hefe und schließlich auch dem Gelingen des Sauerteigs. Alles ist von Grund auf und Schritt für Schritt verständlich erklärt. Auch bei Pannen kennt Christina meistens einen hilfreichen Trick zur Behebung. Passend zu jedem Thema gibt es jede Menge Rezepte, die jeden Schwierigkeitsgrad abdecken und mithilfe der vorher beschriebenen Tipps leicht umsetzbar sind. Es gibt süße und herzhafte Rezepte, für jeden ist das passende dabei! Insgesamt hat mich die Rezeptsammlung positiv überrascht. Zwar habe ich einige Rezepte vom Blog wiedererkannt, aber es gab auch einige neue für mich. Das Buch punktet für mich zusätzlich durch die gute Struktur, die verständliche Aufbereitung des Themas Brotbacken sowie die Rezeptvielfalt mit tollen Fotos, die Appetit machen.

Fazit:
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Tolles, verständliches und umfassendes Buch mit hilfreichen Tipps und Rezepten zum Thema Brotbacken

Bewertung vom 02.12.2022
Strohe, Max

Kochen am offenen Herzen (eBook, ePUB)


weniger gut

Das Leben des Max Strohe

Cover:
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Der Pinguin mit der Kochmütze sieht niedlich und lustig zugleich aus. Dies weckt die Neugier und verspricht kurzweilige und zeitweise humorvolle Lektüre.

Mein Eindruck:
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Mich hatte die Beschreibung neugierig gemacht. Max Strohe selbst kannte ich bisher noch nicht, eher waren mir seine Halbbrüder und sein Vater wegen ihrer Antiquitätengeschäfte ein Begriff. Das und die Tatsache, dass er aus dem Nachbarort meiner aktuellen Wohngegend stammt, machten mich neugierig.
Ich versprach mir eine Art Biografie, die zeitweise amüsant zu lesen sein würde und mir Einblicke in das Leben Herrn Strohes und die Gastronomie vermitteln würde. Nun, ein Bruchteil wurde davon erfüllt, aber vielleicht hatte ich auch zu hohe Erwartungshaltungen.
Der Schreibstil ist schwer zu beschreiben. Zwar in der Ich-Perspektive, aber doch sehr unpersönlich und gefühlsarm. Die Familie wird nicht mit Namen genannt, sondern Bezeichnungen wie "der Vater" oder "die Frau des Vaters" hinterließen bei mir einen merkwürdig distanzierten Eindruck. Aber vermutlich spiegelt dies auch das Verhältnis wieder, da der Vater bei seiner zweiten Frau und den Halbgeschwistern lebt. Interessanterweise werden aber alle Freunde und Bekannte namentlich genannt, das lässt tief blicken bezüglich der Bedeutung dieser Personen für den Autor.

Was mir gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass man hin und wieder hinter die Kulissen der Gastronomie schaut und die mir bekannten Orte konnte ich so durch einen anderen Blickwinkel sehen. Was mich jedoch sehr gestört hat, sind die vielen Kraftausdrücke und teils obszönen und ausgeprägten Schilderungen seines Sex- und Drogenlebens. Das hätte es für mich nicht gebraucht bzw. ich fühlte mich eher abgestoßen und habe diese Teile größtenteils quergelesen bzw. übersprungen. Auch der rote Faden fehlte mir etwas bzw. die chronologische Anordnung. Das Ende kam sehr abrupt, als hätte der Autor einfach keine Lust mehr gehabt.
Ich hatte mir mehr bzw. etwas anderes erwartet. Eine der wenigen Lektüren, aus denen ich so gut wie nichts mitnehmen kann, außer der Achtung davor, dass er am Ende doch noch die Kurve bekommen hat. Warum der Autor diesen Titel gewählt hat, erschloss sich mir leider auch nicht.

Fazit:
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Biografie eines Kochs, bei der es leider mehr um Sex und Drogen als ums Kochen geht