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Gurke
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Berlin

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Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2011
Nesbø, Jo

Schneemann / Harry Hole Bd.7


ausgezeichnet

Im beschaulichen, verschneiten Norwegen häufen sich die Vermisstenmeldungen und immer sind junge, verheiratete Mütter die Gesuchten. Schon bald merkt Harry Hole, dass dahinter ein Muster steckt und ein Serientäter sein Unwesen treibt. Gemeinsam mit seiner Kollegin Katrine Bratt macht er sich auf die Suche und stellt fest, dass hier ein Profi am Werk ist, denn er hinterlässt keine Spuren – lediglich einen Schneemann an jedem einzelnen Tatort.

„Schneemann“ ist Nesbøs siebenter Fall rund um den Ermittler Harry Hole und obwohl es natürlich für den Leser mehr Freude bereitet, wenn er Hintergrundinformationen zu dem Privatleben der Protagonisten, Marotten oder Fehlschläge in anderen Fällen kennt, so ist es doch kein Problem mit diesem Krimi in das Geschehen einzusteigen.

Harry Hole ist kein heldenhafter und aufopfernder Polizist, wie uns das Klischee oft vermitteln möchte, sondern ein Mann, der zwar für seinen Beruf lebt und sich dennoch nicht dem Alkohol lossagen kann – eine fatale Mischung für jemanden in seiner Position. Er liebt seine Exfreundin Rakel noch immer, doch diese hat sich neu verliebt, was Harry noch weiter deprimiert. Umso besser für ihn, dass ihn der Schneemann-Fall geistig fordert. Jo Nesbø hat damit einen Protagonisten erschaffen, der einerseits an Genialität nicht zu überbieten ist und andererseits dem Leser durch seine Schwächen nicht das Gefühl gibt unterlegen zu sein.

Die Ermittlungen sind von Anfang an spannend aufgebaut, und auch wenn man dem Täter durch einige Andeutungen und Miträtseln langsam entlarvt, so schafft es der Autor, diese Ahnungen durch unerwartete Wendungen wieder zu zerstören – doch genau das macht die Kunst des Schriftstellers aus!
Bis zum Schluss rast der Puls und lässt die letzten Seiten nur so davonfliegen – gemeinerweise endet der Krimi dann noch mit einem kleinen Cliffhanger und lässt die Gedanken auch jetzt noch nicht los.
In den Schreibstil kann man sich gut einlesen und die Kapiteleinteilungen sind in ihrer Länge sehr gut gewählt, weil man zu jeder Gelegenheit „noch schnell ein Kapitel lesen kann“, wenn die Neugierde zu groß wird!

An Grausamkeiten mangelt es den Morden nicht, trotzdem werden diese nicht mit blutrünstigen Attributen dramatisiert und bestechen viel mehr durch die geistige Raffinesse der Motive und deren Umsetzung.

Ich bin froh, dass ich diesen Krimi im Sommer gelesen habe, weil ich sonst vermutlich vor jedem Schneemann die Flucht ergriffen hätte. ;-)
Harry Hole und Jo Nesbø habe ich lieb gewonnen und behalte beide als tolles Krimiduo im Gedächtnis!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.09.2011
Wanner, Heike

Für immer und eh nicht


sehr gut

Der Roman befasst sich mit Problemen, denen sich jede Frau schon einmal gegenüber stellen musste – denn hört man auf sein Herz oder doch lieber auf den Verstand?

Bei dem Prolog finden wir uns im Himmel gemeinsam mit Jesus, Adam&Eva, Petrus, Gabriel und Maria wieder, die über die Situation der Erde, mit ihrer sinkenden Bevölkerung debattieren und so kommen sie zu dem Schluss, dass sie eine Wette abschließen wollen, um herauszufinden, ob man mit dem perfekten Partner glücklich und zufrieden sein kann oder ob das nur ein Mythos ist.
Als Testperson auf der Erde wird die Mitdreißigerin Theresa ausgewählt, die klare Vorstellungen von ihrem Traummann hat und vor elf Monaten von ihrem Verlobten betrogen wurde.
Der ihr zugeteilte Traummann ist ein - zur Zeit - arbeitsloser Schutzengel, Raphael, der Theresa auf der Erde jeden Wunsch von den Augen ablesen soll.

Heike Wanner gelingt es durch den fantasievollen Einstieg in das Buch sofort ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und so ist die Neugierde sofort entfacht für das himmlische Projekt.
Der Schreibstil ist, wie für einen Frauenroman typisch, locker und leicht mit genügend humorvollen Szenen.
Die Protagonistin besticht durch ihre herrlich normale Art und macht es uns dadurch leicht uns in sie hineinzuversetzen!
Bei einem Buch aus diesem Genre ist mir besonders wichtig, dass der Roman nicht zu klischeehaft oder kitschig wird und die Autorin schafft eine gute Balance!
Der Schluss ist natürlich nicht ganz überraschend, aber trotzdem macht es Spaß die Entwicklung von Theresa und ihre Entscheidungen zu beobachten.

„Für immer und eh nicht“ ist sowohl für Frauen geeignet, die noch auf die Suche nach ihrem Traummann sind, um durch Theresas Probleme nicht den Mut zu verlieren und gleichzeitig für glücklich verliebte eine schöne Lektüre, weil man dadurch den Partner noch einmal mehr zu schätzen weiß und über kleine Fehler liebend gerne hinweg sieht! :-)

Bewertung vom 08.09.2011
Turney, Lesley

Die fremde Frau


sehr gut

Auf Sizilien versucht Sarah, die vielen negativen Eindrücken ihrer Heimat hinter sich zu lassen und genießt den Urlaub mit ihrer Schwester May und dessen Mann in der Hitze Italiens.
Am Pool trifft sie den mysteriösen Alex mit seinem liebreizenden Sohn Jamie und beiden fliegt ihr Herz zu, sodass Sarah Hals über Kopf mit ihnen nach Avalon, aufs Land zieht.
Alexanders Frau ist vor Kurzem spurlos verschwunden und hat nur einen vagen Abschiedsbrief hinterlassen, doch die Familie von der vermissten Genevieve vermutet mehr dahinter und macht der kleinen Familie das Leben schwer..

Der Schreibstil ist herrlich flüssig und der geschickte Spannungsbogen machte es mir unmöglich, das Buch beiseite zu legen. Die Kapitel haben genau die richtige Länge und dadurch, dass Sarah aus der Ich-Perspektive erzählt, bleibt genügend Spielraum für Spekulationen.

Alexander umgibt von Anfang an eine undurchschaubare Aura und als Leser versteht man nur zu gut, wieso Sarah sich zu diesem Hünen hingezogen fühlt. Die Autorin schafft es das Gefühl der Zuneigung und das damit gleichzeitig einhergehende Misstrauen immer wieder zu steigern und bis zum Schluss nicht abreißen zu lassen, sodass man durch die Gerüchte der Dorfbewohner und Sarahs Erlebnisse selbst miträtseln kann.

Sarah ist für den Leser greifbarer, da sie ihre Gefühle nicht verbergen kann und sich so auch in Schwierigkeiten bringt. Das neue Leben schwächt und stärkt sie in beiden Teilen, da sie zu Beginn eher naiv und unbedacht mit einem fast Fremden in die Ödnis zog, um dann an ihren Aufgaben zu wachsen und dank der Liebe von Jamie zu einer selbstsicheren Frau gereift ist.

Die vermisste Genevieve ist allgegenwärtig, sowohl in der Beziehung von Alex und Sarah, sowie im Haus und der Umgebung. Ihr Geist scheint Sarah zu leiten und in einigen Passagen hatte ich regelrecht eine Gänsehaut bei der Vorstellung, dass die beschriebenen übersinnlichen Geschehnisse passieren könnten.

Kurzum, mir hat „Die fremde Frau“ sehr gut gefallen, lediglich von dem Ende bin ich etwas enttäuscht, weil es meiner Meinung nach nicht zu dem Rest des Romans passt – ich hätte mir die geheimnisvolle Stimmung gerne bis zur letzten Seite erhalten, doch auch so war es ein schönes Leseerlebnis!