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CK
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Raum Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 227 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2024
Khayat, Rasha

Weil wir längst woanders sind


ausgezeichnet

„Weil wir längst woanders sind“ von Rasha Khayat ist ein leiser, aber dabei sehr berührender und kraftvoller Roman. Ich hatte vor diesem Erstlingswerk schon ihr neuestes Buch „Ich komme nicht zurück“ gelesen und sehr geliebt.
In „Weil wir längst woanders sind“ wird die Geschichte von Layla und Basil erzählt, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen, ihre Mutter kommt aus Deutschland, ihr Vater aus Saudi-Arabien. Der Roman ist rein aus der Sicht von Basil erzählt. Dies geschieht auf sehr einfühlsame und eindringliche Art. Der Schreibstil der Autorin ist grandios; ich liebe ihre Art zu erzählen. Sie schafft es ganz wunderbar, Themen wie Heimat/Herkunft, Identität, Familie und Entfremdung sehr authentisch und berührend zu verarbeiten.
Das Buch wird sicherlich noch lange in meinem Gedächtnis und meinem Herzen bleiben!

„Die Bewegungswut meiner Ahnen bildet das Dilemma meines Lebens - Gehen oder Bleiben. "Haraka Baraka", heißt es in einem arabischen Sprichwort. Bewegen heißt Segen. Das gilt wohl nicht immer "

"Ich habe die Stadt einfach gehasst", sagt Layla irgendwann. "Das graue, die Stille. Das Drückende. Und dass sie uns immer erzählt haben, das sei alles ganz toll so, dass wir das Beste aus beiden Welten bekommen, dass wir nur Vorteile hätten, weil wir zwei so verschiedene Kulturen kennen. Aber dass die meisten anderen, die man trifft, immer wollen, dass man sich für eine Seite entscheidet, dass sie immer nur suchen, was ihnen bekannt vorkommt, das haben sie uns nie gesagt. Dass dieser Graben nie endet, sich nie schließen wird und dass man nie irgendwo richtig hingehört. So was sagt dir niemand."

Bewertung vom 05.09.2024
Hempel, Patricia

Verlassene Nester


gut

Der Roman „Verlassene Nester“ von Patricia Hempel spielt in der Nachwendezeit, 1992, in einer ländlichen Gegend. Die 13jährige Pilly wurde von ihrer Mutter verlassen und lebt seitdem mit ihrem (inzwischen) alkoholkranken Vater, der sich mehr schlecht als recht um sie kümmert.
Spannend fand ich vor allem die Dreiecksbeziehung/-freundschaft von Pilly, Katja und Bine; diese Romanteile sind meiner Meinung nach am besten geschrieben.
Den Perspektivwechsel der Autorin fand ich grundsätzlich gelungen. Dennoch hat mir persönlich ihr Schreibstil insgesamt nicht so zugesagt. Das ist ja immer Geschmackssache. Sie hat zwar die dörfliche Atmosphäre und die Charaktere gut beschrieben, aber mich konnte sie mit ihrem Erzählstil einfach nicht berühren. Das mögen andere Leser*innen gerne ganz anders empfinden.
Somit kann ich sagen, dass ich ganz gut unterhalten wurde, mich das Buch aber nicht komplett überzeugen konnte. Nicht schlecht, aber auch nicht herausragend (für mich).

"Es war alles andere als verwunderlich, dass der Einzug in ein Hospiz auf einen großen Tag fiel und dass das Wort mit einem "z" abschloss, dachte Hedwig. Ein Ort, an den man zum Sterben verfrachtet wurde, konnte ja nur mit dem letzten Buchstaben des Alphabets Enden. Viele unbequeme Dinge endeten auch "z". Schmerz. Sturz. Distanz. Rollstuhlsitz. Grabkranz. Auch ein Herz konnte zu etwas Unbequemen werden."

Bewertung vom 05.09.2024
Krügel, Mareike

Alle wissen hier alles


ausgezeichnet

"Ist es nicht komisch, dass ausgerechnet die Leute anderen helfen, die eigentlich selbst am meisten Hilfe bräuchten?"

Martina Voß, (teilweise) alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter, nimmt ohne großes Nachdenken Kasia und deren Tochter bei sich auf. Kasia ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Martina, die selbst ein altes Trauma mit sich herumschleppt und noch dazu ein ausgesprochenes Helfersyndrom hat, setzt damit jede Menge Ereignisse in Gang die sich gerade zum Ende des Buches hin in rasender Geschwindigkeit zuspitzen. Ich möchte hier nicht zu viel verraten.
Der Schreibstil von Mareike Krügel ist einzigartig; teils sarkastisch, aber gerade dadurch unheimlich beklemmend. Sehr, sehr gut und treffend geschrieben.
Gerade die Atmosphäre in der ländlichen Gegend die Bewohner des Dorfes und die typisch toxisch männlichen Charaktere sind ihr unheimlich gut gelungen. Schon wie ihre bisherigen Bücher bin ich auch hier restlos begeistert und kann es nur unbedingt empfehlen!

"Statistisch gesehen war jeder Frau in unserem Alter schon etwas passiert, das eigentlich gar nicht schlimm war. Die schlimmen Sachen passierten natürlich auch, keine Frage, aber wir alle hatten von Anfang an gelernt, Schlimmes und Nicht-Schlimmes zu unterscheiden, denn wenn man jedes Mal einen Aufstand machen wollte, wurde es irgendwann inflationär, und niemand hörte mehr zu. Das Erzählen musste man sich für die schlimmen Sachen aufsparen."

Bewertung vom 01.09.2024
Jaksch, Stefanie

Über das Helle


ausgezeichnet

Helle und kluge Gedanken

Das Buch "Über das Helle: Radikake Zuversicht im herausfordernden Zeiten" von Stefanie Jaksch hat mich sehr begeistert mit vielen klugen Gedanken und auch jede Menge Informationen.
Das Buch hat eine sehr originelle Aufteilung, die 6 Kapitel sind in Tageszeiten aufgeteilt, beginnendvon 3 Uhr (Dunkel) bis 8 Uhr (Hell).
Das ist genauso wie der Schreibstil wirklich sehr gelungen.
Besonders das Kapitel 5, "Glauben", hat mich sehr stark bewegt.
Aber insgesamt haben mich alle Themen stark angesprochen, sei es Glauben, Ängste, Wahrnehmung, Schwesterlichkeit, Aufhören, Einsamkeit - gleichzeitig geht es um Zuversicht und Hoffnung und - das Helle. Und all das können wir gerade in der heutigen Zeit alle gut gebrauchen.
Ich werde das Buch sicherlich noch öfter zur Hand nehmen. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 30.08.2024
Böttger, Miriam

Aus dem Haus


sehr gut

HAUSgemachte Familienprobleme

"Aus dem Haus" von Miriam Böttger habe ich zufällig entdeckt und fand es vom Klappentext sowie der Leseprobe her recht interessant.
Der Schreibstil mag manchen etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen, die Sätze sind oft sehr lang - aber dafür ist es einfach weitgehend saumäßig komisch geschrieben. Ich denke, die meisten von uns erkennen sich doch in der einen oder anderen Situation wieder, sich selbst oder auch ihre Familieangehörigen.
Das Buch war ein wirklich sehr amüsantes und unterhaltsames Lesevergnügen, das ich hier sehr gerne mit 4 Sternen bewerte. Es ist etwas speziell und mag nicht jedem gefallen, aber es garantiert sicher einen Wiedererkennungswert & unterhaltsame Stunden.

"Von allen lebensuntüchtig machenden Neigungen meiner Familie ist die hemmungslose Sentimentalität gegenüber allem, was wir im Begriff waren zu verlieren, die schlimmste. Wir waren ohne jegliche Vorwarnung in der Lage, etwas, dass wir jahrzehntelang wortreich und ohne den geringsten Zweifel verdammt hatten, im Moment des Abschieds bis zur Besinnungslosigkeit zu lieben."

"Ich konnte noch nie die Leute verstehen, die irgendwo als Familie stolz aufmarschierten, mit der Absicht, ihre schon allein zahlenmäßiger Überlegenheit gegenüber den einsamen oder den Paaren zu demonstrieren, während sie doch in Wahrheit nichts als ihren kollektiven Dachschaden spazieren führen und öffentlich vorzeigen. Und warum jemand zu Weihnachten oder anderen Anlässen dafür extra produzierte Familienporträts verschickt, kann ich mir erst recht nicht erklären, man verteilt ja auch nicht ohne Aufforderung psychiatrische Gutachten der eigenen Person unter den Leuten."

Bewertung vom 29.08.2024
Kolb, Suza

Moona


ausgezeichnet

Magisches Lesevergnügen mit Moona

Schon das wunderschön gestaltete Cover versprach einiges, und wir wurden nicht enttäuscht von "Moona - Die Magie des Mondes" von Suza Kolb.
Das Buch ist sehr bildhaft und fantasievoll geschrieben, mein Kind und ich fanden den Schreibstil beide sehr angenehm zu lesen.
Die Geschichte ist wirklich klasse, Moona ist ein starkes Mädchen, das eine magische Verbindung zu Tieren aufbauen kann. Ein ganz besonders witziges Highlight des Buches ist Brad, das Faultier. Einfach zuckersüß und lustig!
Von der ersten bis zur letzten Seite waren wir gefesselt von der Geschichte und hoffen wirklich sehr, dass hier vielleicht sogar noch eine Fortsetzung folgen wird!

Bewertung vom 26.08.2024
Baldelli, Giulia

Das Schweigen meiner Freundin


ausgezeichnet

Drei Menschenleben und das Schweigen
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Wow, was für ein Buch!
Die Geschichte von Giulia, Christi und Mattia hat mich von Anfang an in den Bann gezogen!
"Das Schweigen meiner Freundin" von Giulia Baldelli besticht mit einem sehr farbenfrohen und schönen Cover, aber noch mehr hat mich die Geschichte begeistert. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, sehr angenehm zu lesen. Ich war sofort mittendrin in der Geschichte und konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen der Roman ist sehr fesselnd und gutgeschrieben, als wäre man mittendrin dabei.
Mir wurde im Laufe der Geschichte ganz stark bewusst, welch unfassbar großen Einfluss es auf unser Leben hat, welchen Menschen wir in unserem Leben begegnen oder auch nicht begegnen, was uns auf unserem Lebensweg alles widerfährt und was wir verpassen. Es kann ein ganzes Leben verändern, ihm eine völlig andere Wendung geben.
Von der ersten bis zur letzten Seite war es das reinste Lesevergnügen und ich hoffe wirklich sehr, dass man nach diesem grandiosen Erstlingswerk hoffentlich noch mehr von dieser Autorin lesen wird! Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

"Was macht man, Dottore, wenn einem nur noch so wenig Zeit bleibt? Man versucht, es weit möglichst hinauszuzögern, die Schmerzen zu lindern. Ja, aber ich, was kann ich tun, Dottore? Er hat gelächelt, behutsam meine Hand gedrückt, Signora, ordnen Sie Ihre Angelegenheiten. Dein Name lag mir auf der Zunge. Doch ich habe ihn wieder hinuntergeschluckt. Sie, habe ich nur geflüstert, aber der Arzt hat natürlich nichts begriffen."

"Du fehlst mir jeden Tag", wispert sie.
"Das ist nicht wahr."
"Doch", flüstert sie, und ich lege auf, ohne ihr zu glauben. Ohne zu begreifen, dass sie die Wahrheit gesagt hat. Ohne ihr zu sagen, wenn Vermissen heißt, dass sich die von der Liebe hinterlassene Leerstelle alles einverleibt und nicht das kleinste bisschen zurückgibt, dann, ja, dann vermisse auch ich sie unendlich."

Bewertung vom 26.08.2024
Meyer, Ela

Furchen und Dellen


gut

Zu sehr gewollt, zu wenig berührend

"Furchen und Dellen" von Ela Meyer klang vom Klappentext her sehr interessant. Das Cover ließ noch keinerlei Schlüsse auf das Buch zu, ich fand es ganz interessant gestaltet.
Zu Beginn fand ich den Schreibstil sehr gelungen, den recht plötzlichen Start mitten in die Geschichte fand ich gut; es machte mich neugierig auf die weitere Geschichte.
Doch leider konnte mich das Buch im weiteren Verlauf mit jeder Seite immer weniger begeistern. An sich bietet die Story viele interessante und aktuelle Themen (die mich grundsätzlich auch größtenteils sehr interessieren), aber insgesamt war es vielleicht etwas zu viel. Es wirkt zu sehr gewollt, als müsste man eine bestimmte Menge an zeitgemäßen Themen abarbeiten und abhaken. Da wären Klimawandel, Bodyshaming/Körperakzeptanz, Sexualität in allen Formen, Generationenkonflikt, Patchworkfamilien/ Regenbogenfamilien und so weiter. Es wirkt einach etwas überladen, zu bemüht.
Die Geschichte konnte mich leider nicht berühren, sie hat mich nicht bewegt. Es blieb immer eine gewisse Distanz zwischen den Personen und mir. Es ist leider kein Buch, das einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen wird.

Bewertung vom 26.08.2024
Engelstädter, Vanessa

Lass die anderen reden


sehr gut

Ratgeber für einen besseren Umgang mit Stress, (nicht nur) für Hundebesitzer

Das Sachbuch "Lass die anderen reden. Stresscoaching für einen gelassenen Umgang mit Menschen und Hunden" von Vanessa Engelstädter ist ein sehr gut geschriebener Ratgeber, der meiner Meinung nach nicht nur für Hundebesitzer:innen geeignet ist.
Sehr übersichtlich werden die verschiedenen Ursachen und "Verstärker" von Stress aufgezeigt. Es gibt hierzu Selbsttest sowie sehr aufschlussreiche Erklärungen und Beispiele. Das Buch ist eine Hilfe zur Selbsthilfe, die einem im Alltag mehr Gelassenheit bringen kann im Umgang mit Mensch und Hund. Meiner Meinung nach ist das Buch sehr gut gelungen, es ist leicht zu lesen und übersichtlich aufgebaut.
Man kann für sein tägliches Leben jede Menge hilfreiches mitnehmen. Und etwas Gelassenheit tut uns schließlich allen gut - uns selbst, unseren Mitmenschen und auch unseren Hunden.

Bewertung vom 21.08.2024

Brüste


ausgezeichnet

Brüste & alles, was sie (nicht) bedeuten können …

Die Anthologie "Brüste" ist mir durch ihr leuchtend gelbes Cover und das schöne Titelbild sofort ins Auge gestochen. Der Klappentext hat mich direkt angesprochen und ich bin sehr froh, dass ich dieses aktuelle und sehr gut geschriebene Buch entdeckt habe.
Allein schon die Idee, ein Buch mit diesem Titel herauszubringen, finde ich sehr gelungen!
Herausgekommen ist hier eine wunderbare Sammlung sehr unterschiedlicher, aber stets anspruchsvoller Texte, die mir sehr viel zum Nachdenken gegeben haben und mir ganz neue Perspektiven und Sichtweisen aufgezeigt haben.
Am besten haben mir die Beiträge von Angela Lehner, Linus Giese, Daniela Dröscher, Nils Pickert, Sarah Berger, Audrey Naline und Kirsten Achtelik gefallen.
Die anderen Beiträge haben mich leider nicht ganz so gut abgeholt, aber bei einer Sammlung verschiedener Beiträge kommt das ja immer vor.
Insgesamt finde ich das Buch aber rundum gut gelungen und kann es unbedingt weiterempfehlen! Ein sehr mutiges, wichtiges und informatives Buch.

"Wer mit Brüsten durch die Welt geht, weiß: sie bedeuten immer etwas. Aber warum eigentlich? Und was sagt es über uns aus, wie wir über dieses Körperteil sprechen, wie wir es lesen, welche Bedeutung wir ihm zumessen?"