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Tara
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Ratingen

Bewertungen

Insgesamt 1396 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


sehr gut

Unterhaltsames aus der die Brooklyner High Society

„Pineapple Street“ ist das Debüt der in Brooklyn lebenden Autorin Jenny Jackson.

Handlungsort ist eine der begehrtesten und reichsten Wohngegenden in New York City, die Pineapple Street in Brooklyn Heights.
Chip und Tilda haben drei Kinder: Darley, Cord und Georgiana.
Darley ist mit dem erfolgreichen Malcom verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder.
Cord hat die Künstlerin Sasha geheiratet, die aus der Mittelschicht stammt und
Georgina ist unglücklich verliebt.

Die Charaktere werden authentisch dargestellt. Es gibt kein schwarz oder weiß, sie sind facettenreich, haben liebenswerte Züge, aber auch negative Eigenschaften und Ansichten.

Die Kapitel werden im Wechsel aus Darleys, Sashas und Georgianas Perspektive erzählt.
Mir gefiel dieser Wechsel sehr, da er einen guten und abwechslungsreichen Überblick über die Ereignisse gegeben hat und gleichzeitig die Entwicklung der Charaktere gelungen darstellte.
Im Grunde dreht sich die Handlung permanent um Beziehungen und Geld, entweder ganz offensichtlich oder auch im Hintergrund. Aber alle Probleme lassen sich eben nicht mit Geld lösen.

Der Schreibstil der Autorin ist lebendig, humorvoll und lässt sich angenehm leicht lesen, zeigt aber auch kritische Perspektiven auf.

Der Roman ist leichte Unterhaltung, kann aber auch durchaus zum Nachdenken über die Macht des Geldes, Erwartungen an Frauen, Familienstrukturen und -dynamiken anregen.
Ich habe das Buch gerne gelesen, kann es empfehlen und bin gespannt auf weitere Werke der Autorin.

Bewertung vom 08.09.2024
Verlassene Nester
Hempel, Patricia

Verlassene Nester


sehr gut

Ein Stück Nachwendezeit
„Verlassene Nester“ ist ein Roman der Autorin Patricia Hempel, in dem sie das Lebensgefühl der Menschen im Grenzgebiet in der Zeit nach der Wende darstellt.

Die Handlung beginnt im Sommer 1992 im ehemaligen Elbe-Grenzgebiet. Die dreizehnjährige Pilly lebt mit ihrem Vater in einem trostlosen Wohnkomplex zwischen einem stillgelegtem Betonwerk und einer Kaserne. Ihre Mutter ist verschollen.
Philly fehlt der Halt und den sucht sie auf dem Spielplatz bei Katja und Bine, die ein wenig älter sind als sie. Die beiden lassen sie mitspielen, aber von wirklicher Freundschaft kann hier keine Rede sein, es ist vielmehr ein Machtspiel.
Aber nicht nur Pilly sucht Halt, auch die Erwachsenen sind so kurz nach der Wende entwurzelt.

Der Schreibstil der Autorin ist schnörkellos und authentisch. Sie versteht es die Atmosphäre und das Lebensgefühl der Menschen gut darzustellen. Da die Anzahl der Charaktere von Beginn an recht hoch ist, habe ich ein wenig gebracht, um in die Handlung hineinzukommen.
Die Handlungsstränge wechseln von Kapitel zu Kapitel. Diese haben eine angenehme Länge, es sind 27 auf nur 304 Seiten.

Auch wenn das Buch weniger historisches Hintergrundwissen vermittelt als ich erwartet habe, fängt es den Zeitgeist und das Leben der Menschen im Grenzgebiet gut ein. Verstärkt wird dies durch typische ostdeutsche Begriffe, die ich allerdings nachschlagen musste, da sie für mich nicht selbsterklärend waren.

Mir gefiel, dass hier insgesamt viele verschiedene gesellschaftskritische Themen und Konflikte angesprochen wurden und auch mit ihren Wendungen in der Handlung konnte mich die Autorin überraschen. Einige Stellen habe ich als ein wenig langatmig empfunden und ziehe deswegen bei meiner Bewertung einen Stern ab.

Bewertung vom 07.09.2024
WITCH - Das Herz der Freundschaft
Disney

WITCH - Das Herz der Freundschaft


ausgezeichnet

W.I.T.C.H. im neuen Design

„W.I.T.C.H. - Das Herz der Freundschaft“ ist eine Neuinterpretation der Ursprungsgeschichte, in der die Wächterinnen in die Gegenwart versetzt werden.

W.I.T.C.H. das sind die magischen Wächterinnen Will, Irma, Taranee, Cornelia und Hay Lin. Außerdem gibt es noch Elyon, die mit ihrem Adoptiveltern in Heatherfield lebt. In ihr schlummern magische Kräfte, die es zu stoppen gilt. Dafür werden W.I.T.C.H. mit der Kraft der vier Elemente ausgestattet.

Mir gefiel der Einstieg, in dem die unterschiedlichen Charaktere jede für sich vorgestellt werden. So bekommt man direkt ein gutes Bild von ihnen, was es einfacher macht der Handlung zu folgen.

Das Buch ist im Mangastil illustriert und jede einzelne Seite ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. Das macht die Ereignisse lebendig und spannend.

Wer W.I.T.C.H. bereits kennt, wird schnell merken, dass hier neue Charaktere hinzugekommen sind und auch die altbekannten einige Änderungen erfahren haben. Auch im Witch-Universum Kandrakar gibt es einige Veränderungen.

Die Story ist in sich abgeschlossen, macht aber Lust auf weitere Abenteuer mit Will, Irma, Taranee, Cornelia und Hay Lin.

Bewertung vom 02.09.2024
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


ausgezeichnet

Auf der Suche nach der Liebe

„Im Warten sind wir wundervoll“ ist ein Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht, der in Karlsruhe lebenden Autorin und Redakteurin Charlotte Inden.

In dem Roman geht es um Luise und ihre Enkelin Elfie.
Fräulein Luise Adler hat im Krieg alles verloren, ihre Familie und ihr Zuhause.
Durch den War Brides Act ist ausländischen Angetrauten und Verlobten US-amerikanischer Soldaten die Einreise in die USA erlaubt und so macht sich Luise 1948 auf den Weg nach New York.
Siebzig Jahre später steigt Elfie ebenfalls in ein Flugzeug um den Atlantik zu überqueren und ihre große Liebe zu heiraten. Sie ist aufgeregt und ängstlich. Im Flugzeug trifft sie auf den Reisejournalist Stephen und erzählt ihm von sich und ihrer Großmutter Luise.

Die Handlung besteht aus zwei Erzählsträngen, dem um 1948 und dem in der Gegenwart. Die Kapitel sind sehr kurz und der Wechsel zwischen den Zeiten erfolgt oft in kurzen Abständen. Zunächst hat mich das verwirrt, aber nachdem ich mich eingelesen hatte, konnte ich Elfies Berichten über die Vergangenheit ihrer Großmutter und ihr eigenes Leben, ihre Pläne und Ziele gut auseinanderhalten und folgen.

Luises und Elfies Handeln ist motiviert durch die Liebe und die Story um die beiden Frauen ist einfach zauberhaft erzählt.
Der Schreibstil von Charlotte Inden ist lebendig und ich konnte die Gefühle und Gedanken ihrer Charaktere gut nachvollziehen.

Über die War Brides und den War Brides Act wusste ich zuvor nichts und fand es ausgesprochen spannend dieses Stück Zeitgeschichte zu verfolgen.
In ihrem Nachwort verrät die Autorin, dass es das Fräulein Luise Adler selbst nicht gab, diese aber ein historisches Vorbild hat.

Mir hat dieser außergewöhnliche und gefühlvolle Roman sehr gut gefallen und ich kann ihn Lesern, die historische Romane mit realem Hintergrund und Liebesgeschichten mögen, nur empfehlen.

Bewertung vom 31.08.2024
Die Leuchttürme der Stevensons
Weiß, Sabine

Die Leuchttürme der Stevensons


ausgezeichnet

Interessante und gut recherchierte Romanbiografie

„Die Leuchttürme der Stevensons“ ist eine gut recherchierte Romanbiografie über den Schriftsteller Robert Louis Stevensons der Journalistin und Autorin Sabine Weiß.

Die Handlung beginnt 1857 in Edinburgh. Robert Louis Stevensons ist gerade einmal 7 Jahre alt, ein kränkliches Kind, das von seinem Kindermädchen gut umsorgt wird und dessen Eltern streng aber liebevoll sind. Sein Vater Thomas ist wie seine Brüder Alan und David Leuchtturmbauer, eine Familientradition von der er sich wünscht, dass Louis diese fortsetzt. Seinem Vater zuliebe beginnt Louis mit dem entsprechenden Studium, ist aber nie 100%ig bei der Sache, da er lieber Schreiben möchte.

Der Schreibstil von Sabine Weiss ist fesselnd, liest sich leicht und angenehm. Schon mit den ersten Seiten bin ich direkt nach Schottland und in das 19. Jahrhundert gereist.
Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen, sowohl das Leben der Familie Stevenson als auch die Umgebung, das raue Meer, die Felsküste, das Treiben in der Stadt und die Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichten. Die Autorin malt mit ihren Worten ein stimmiges Bild der damaligen Zeit.

Louis Vater hat hohe Erwartungen an seinen Sohn, was nachdem, was seine Familie schon alles bewerkstelligt hat auch durchaus verständlich ist. Louis bemüht sich, aber seine innere Zerrissenheit zwischen Pflichtbewusstsein und seinen Träumen wird überdeutlich spürbar. Das Studium ist nichts für ihn.
Seine Entwicklung wird gelungen und nachvollziehbar dargestellt. Dabei wird auch deutlich woher seine Inspirationen für einige seiner bekanntesten Werke kam.
Menschlich gefiel mir Louis unglaublich gut, da er mit seinen Gedanken immer wieder auch bei denen ist, die nicht so viel Glück im Leben hatten.

Ich habe in dieser Romanbiografie sehr viel über Robert Louis Stevenson, sein Leben, seine Familie, den Bau der Leuchttürme, den damit einhergehenden Schwierigkeiten und die damalige Zeit erfahren.

Mit ihrem Nachwort rundet Sabine Weiss ihr Werk gelungen ab und ich kann das Buch jedem, der historische Romane mag oder Interesse an Biografien hat, nur empfehlen.

Bewertung vom 29.08.2024
Die Hüter der verborgenen Königreiche / Royal Institute of Magic Bd.1
Kloss, Victor

Die Hüter der verborgenen Königreiche / Royal Institute of Magic Bd.1


ausgezeichnet

Magisch & spannend

„Royal Institute of Magic - Die Hüter der verborgenen Königreiche“ ist der erste Band einer Fantasy-Abenteuer-Reihe des Autors Victor Kloss.

Die Handlung beginnt im Dezember 1589. Michael James Greenwood wird - für sich überraschend - zu einem Treffen der Majestät der Queen gebracht. Er wurde für einen Test, bei dem es um eine Stelle am Royal Institute of Magic geht, ausgewählt.
Im Anschluss geht es in die Gegenwart und wir lernen den fast fünzehnjährigen Ben Greenwood kennen. Ben ist bei seinem Freund Charlie untergekommen, da Bens Eltern vor zwei Jahren verschwunden sind und man seitdem nichts mehr von ihnen gehört hat. Die Polizei hält sie für tot. Ben weiß aber mehr und macht sich gemeinsam mit Charlie auf die Suche. Dabei finden sie eine geheime Welt, in der Magie und magische Wesen existieren und treffen auf Natalie. Gemeinsam beginnt für die drei ein unglaublich spannendes Abenteuer in einer geheimen Welt, die von Königin Elizabeth I. entdeckt wurde.

Victor Kloss nimmt sich Zeit, um seine Charaktere einzuführen. Deswegen dauert es eine Weile bis die Story an Fahrt aufnimmt, die dann aber auch nicht mehr zu stoppen ist.
Mit unseren drei Protagonisten geht es in eine Welt voller Magie mit Drachen, Greifen, Pegasus, Kobolde und Elfen. Dabei wird es natürlich auch gefährlich, wodurch die Spannung stetig steigt, bis es zu einem aufregendem Finale kommt.

Ich habe dieses magische und fantastische Abenteurer geliebt und bin gespannt auf den nächsten Band mit Ben, Charlie und Natalie.

Bewertung vom 29.08.2024
Aus dem Haus
Böttger, Miriam

Aus dem Haus


sehr gut

Familienbeziehungen

„Aus dem Haus“ ist das Debüt der Autorin und Journalistin Miriam Böttger.

Die Eltern der in der Berlin lebenden Ich-Erzählerin haben ihr Haus in Kassel verkauft, um in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Das Haus stand zeitlebens unter einem schlechten Omen, schon direkt nach dem Einzug stand für die Mutter fest, dass das Haus ihr Ruin ist und dass es dort keine Chance gab glücklich zu sein. Egal was innerhalb der Familie passiert, das Haus war schuld. Mit dem Auszug müsste das Problem nun eigentlich gelöst sein.

Der Schreibstil von Miriam Böttger liest sich leicht und flüssig. Sie beschreibt das Familienleben der Ich-Erzählerin und gibt dadurch einen lebendigen Einblick in die Familienverhältnisse. Egal was passiert, am Ende war immer wieder in irgendeiner Form das Haus Schuld.

„Eigentlich ist jede Familie eine Sekte für sich“
Dem Satz kann ich nur zustimmen und der Aufbau der Geschichte bestätigt dies. Jede Familie ist etwas ganz Besonders, jedes Familiengefüge und die daraus resultierende Dynamik einzigartig.
Dennoch ist es eine Geschichte aus dem Alltag mit den Verrücktheiten und Schwierigkeiten, die das Leben mit sich bringt.
Der Autorin gelingt es gut, das Leben einer Familie mit all dem Chaos und den Emotionen einzufangen. Es gibt Unstimmigkeiten, es wird genörgelt, gemotzt und gelebt, wie es unzählige andere Familien auch tun.

In dem Roman können sich sicherlich alle Familien an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen und das macht es einfach unglaublich unterhaltsam und amüsant.

Mich hat das Buch gut unterhalten, ich habe mehrfach gelacht, amüsiert gedacht, dass es nah an der Realität ist und auch Situationen gefunden, über die es sich lohnt nachzudenken.

Bewertung vom 29.08.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


sehr gut

Menschliche Abgründe

„Kleine Monster“ ist der zweite Roman der in Wien lebenden Autorin Jessica Lind.

Pia und Jakob werden in die Schule ihres Sohnes Luca bestellt. Luca geht in die zweite Klasse und zwischen ihm und einer Mitschülerin soll es einen Vorfall gegeben haben. Während Jacob mit der Situation gut umgehen kann, wird Pia von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. In ihrer Kindheit wurde viel geschwiegen und gelogen. Dadurch wächst ihre Angst und ihr Misstrauen gegenüber Luca von Tag zu Tag.

Das Buch besteht aus drei Teilen. Die Kapitel – insgesamt 61 Stück auf nur 256 Seiten – sind kurz, die Sätze prägnant, so dass beim Lesen ein enormer Sog entstanden ist.

Die Ereignisse werden im Wechsel in der Gegenwart und der Vergangenheit geschildert. Je mehr man über Pias Kindheit und ihre damaligen Erlebnisse erfährt, desto deutlicher werden die Gründe für ihre innere Zerrissenheit.

Thematisch hat das Buch weit mehr als nur den Vorfall zu bieten. Dieser war lediglich der Auslöser für das, was folgt. Es geht um unverarbeitete Traumata, Trauer, Schweigen, Misstrauen, Lügen, die Auswirkungen der Vergangenheit auf die Gegenwart und vieles mehr.

Ich war während des Lesens durchgehend gefesselt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Lediglich das Ende hat mich nicht 100%ig überzeugt, da mir einfach zu viel offen blieb. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen.

Bewertung vom 29.08.2024
Das Schweigen meiner Freundin
Baldelli, Giulia

Das Schweigen meiner Freundin


ausgezeichnet

Ein gelungenes Debüt – intensiv und voller Emotionen

„Das Schweigen meiner Freundin“ ist das Debüt der in Bologna lebenden Autorin Giulia Baldelli.
Lilli hat bereits mit 18 Jahren ihre Tochter Christi bekommen. Im Sommer bringt sie diese zu ihrer verwitweten Mutter Ida. Die drei Jahre ältere zehnjährige Giulia bekommt von ihrer Mutter den Auftrag sich um Christi zu kümmern. Zunächst sieht Guilia diese Aufgabe als lästige Pflicht an, aber schon nach kurzer Zeit fühlt sie sich zu Christi hingezogen und empfindet ihre bisherige Clique als langweilig. Als Mattia in ihr Leben tritt und Christis Aufmerksamkeit auf sich zieht, reagiert Guilia eifersüchtig.
Das Buch ist in sechs Teile gegliedert und erstreckt sich über einen Zeitraum von 1991 bis 2014.
Der Schreibstil von Giulia Baldelli ist lebendig, voller Leben, sehr detailliert und sie hat die Atmosphäre der 1990-er Jahre und des Dorfes, indem Guilia mit ihrer Familie lebt, gut eingefangen. Ihre Figuren beschreibt sie facettenreich und auch von den Nebencharakteren hatte ich schnell ein gutes Bild vor Augen.
Die Handlung wird aus der Perspektive von Guilia geschildert. Dadurch habe ich schnell einen intensiven Einblick in ihre Emotionen und Gedanken erhalten. Sowohl Guilia als auch Mattia lieben Christi und Christi liebt Guilia und Mattia. Sommer für Sommer sehen sie sich und trennen sich wieder.
Christi hat einen eigenwilligen Charakter, sprengt jede Regel und jeden Plan. Die Verbundenheit der drei Protagonisten ist spürbar, aber nicht immer leicht zu greifen. Man erlebt mit ihnen den Übergang zwischen der Kindheit, der Teenagerzeit bis zum Erwachsenwerden. Das Leben zwingt sie zu Kompromissen.
Es ist ein ruhiger Roman, der von seinen Charaktere lebt, deren Weg ich gerne und mit Interesse verfolgt habe.

Bewertung vom 25.08.2024
Am Himmel die Flüsse
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


ausgezeichnet

Ein berührendes Buch, reich gefüllt mit Weisheiten, Fakten und Wissen

„Am Himmel die Flüsse“ ist ein sehr intensives Buch der britisch-türkischen Autorin Elif Shafak.

Das Buch umfasst drei Erzählstränge. In dem einem geht es um Arthur, der im 19. Jahrhundert in einem Elendsviertel von London aufwächst. Die anderen beiden sind im 21. Jahrhundert angesiedelt. Die neunjährige Narim wächst bei ihrer Großmutter am Ufer des Tigris auf und und Zaleekhah lebt - nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hat - in einem Hausboot am Ufer der Themse.

Zunächst war mir vollkommen unklar, wie die Autorin das Leben der drei Protagonisten - in unterschiedlichen Orten zu verschiedenen Zeiten - zusammenführen will. Das gelingt ihr mit Hilfe eines Wassertropfens, der sich auf eine jahrelange Reise macht und sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht.

Die Sprache der Autorin ist poetisch und bildhaft. Gleichzeitig bringt sie durch die Lebensgeschichten Weisheiten und Wissen mit ein, so dass man beim Lesen zum Nachdenken und Recherchieren angeregt wird. Die Themen sind nicht einfach, es geht um die Klimakrise, Völkermord, Organhandel, den Wert von Kunstschätzen und vieles mehr.

Die Handlung ist fiktiv, das Leben der Protagonisten frei erfunden, aber die Fakten, die dahinter liegen, beruhen auf Tatsachen. Man merkt beim Lesen, dass Elif Shafak ausgiebig recherchiert haben muss und ihr Nachwort bestätigt dies.

Jedes Kapitel beginnt mit dem Namen des Protagonisten, Ort, Zeit und einem O oder einem H. Diese beiden Buchstaben fügen sich am Ende gelungen zusammen. Eine Kleinigkeit, die mich begeistert hat.

Das Buch ist aber nicht nur inhaltlich grandios, sondern auch optisch. Hier stimmt jedes Detail und ich denke, dass man das Buch mehr als einmal lesen muss, um alles zu erfassen. Zwischen den Absätzen befindet sich ein Wassertropfen und vereinzelte kleine Illustrationen runden den Roman gelungen ab.

Abschießend gibt es eine Übersicht über die Reise eines Wassertropfens mit seiner Verweildauer, die so interessant und lehrreich sind wie auch das gesamte Buch.

Mich hat dieser kunstvoll erzählte Roman, in dem Fiktion und Fakten grandios miteinander verwoben wurden, berührt, gefesselt und stark beeindruckt, so dass ich ihn sicherlich noch lange im Gedächtnis behalten werde.