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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2019
Wechterowicz, Przemyslaw

Freunde für immer


ausgezeichnet

Auf “Freunde für immer” bin ich auf Grund der Illustrationen von Emilia Dziubak aufmerksam geworden, denn bisher haben mich alle von ihr illustrierten Bücher verzaubert, die mir in die Hände gefallen sind.
Auch in dieser Geschichte, die von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einer kleinen Eule und einem Kaninchenkind handelt, haben die Bilder mich wieder völlig gefangen genommen, obwohl die Farben sehr gedeckt und natürlich gehalten sind. Dennoch wirken die Bilder warm und einladend, obschon sie auf Grund der gewählten Farben wie Braun und Grün sehr dunkel gehalten sind. Sie sind aber trotz allem wunderschön herbstlich, die Tierkinder niedlich, und die Szenen mit dem Mond so leuchtend warm und heimelig.
Wieder einmal ist es reine Bilderbuchliebe auf meiner Seite dank der warmherzigen und ansprechenden Bilder von Emilia Dziubak.

Die Eulen wohnen in der Krone der Eiche, zu deren Fuß die Kaninchen in ihrem Bau hausen. Obwohl Familie Eule und Familie Kaninchen somit gar nicht weit entfernt voneinander wohnen, treffen sie höchst selten aufeinander, denn die Kaninchen sind tagsüber draußen, während die Eulen Nachttiere sind. (Falls an dieser Stelle jemand anmerken möchte, dass Kaninchen ebenfalls nachts unterwegs sind: Dieses hat der Autor an der entsprechenden Stelle im Buch vermerkt, er hat sich jedoch entschieden künstlerische Freiheit walten zu lassen, so dass die Kaninchen in seiner Geschichte anders agieren.)
Dennoch würden sich das kleine Kaninchen und die kleine Eule zu gerne kennenlernen, denn ihre Eltern erzählen den beiden unabhängig voneinander von dem gleichaltrigen Baumbewohner der anderen Familie. Trotz der unterschiedlichen Lebensart und Herkunft, scheinen die Kinder ähnliche Dinge zu mögen… Es ist ja auch nur allzu verständlich, dass man als Kind einen Spielgefährten im gleichen Alter haben möchte, denn Eltern haben nicht immer die Zeit oder die Lust gemeinsam mit ihren Kindern zu spielen.

Tatsächlich wird der Wunsch von Eulen- und Kaninchenkind eines Abends wahr, als die Eule gerade erwacht und das Kaninchen noch nicht zu Bett gegangen ist, die beiden verbringen einen wunderschönen und lustigen Abend zusammen bevor sie auf Grund ihres unterschiedlichen Rhythmus wieder Abschied voneinander nehmen müssen.

Im Laufe der Geschichte hat sich der Autor etwas Wunderbares einfallen lassen, wie die beiden Freunde trotz ihres unterschiedlichen Tag- und Nachtrhythmus in Kontakt bleiben können.
Für mich steht “Freunde für immer” als eine herzerwärmende Metapher dafür, dass wahre Freunde nichts trennen kann. Sie werden immer in Verbindung bleiben, egal welche Lebensumstände oder Entfernungen zwischen ihnen stehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2019
Lauffer, Tina B.

Applejucy - Abenteuer in Amerika


sehr gut

Applejucys Abenteuer beginnen sehr locker, kurzweilig und lustig. Tina Birgitta Lauffer spielt verkehrte Welt…
Im Gegensatz zu unserer Welt, in der man nicht an Hexen oder andere magische Wesen glaubt, spielt die Geschichte auf einer Insel, auf der ausschließlich Hexen leben und wo man den Kindern erzählt, dass es Menschen gar nicht gibt!

Jucy ist eine freche Hexe, die gerne die Schule schwänzt und sich stattdessen mit ihrem schlauen Papagei Luis die Zeit vertreibt zum Leidwesen ihres alleinerziehenden Vaters. Natürlich sitzt nicht jeder Hexenspruch, wenn man lieber Unfug macht statt die Schulbank zu drücken.
Dass viel mehr in Jucy steckt und sie in schwierigen Situationen über sich hinauswächst, merkt der Leser zu dem Zeitpunkt, als zwei schiffbrüchige schwarze Kinder auf der Hexeninsel landen, die auf der Suche nach ihrer Mutter sind, die von Sklavenhändlern in Afrika gefangengenommen und nach Amerika verschifft wurde.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt ein großes Abenteuer in der Menschenwelt von 1833 als Sklaverei in Amerika noch an der Tagesordnung war.
Die Geschichte ist vor allem dank Jucys vorwitzigen Papagei Luis immer noch witzig, aber es wird auch äußerst spannend und manchmal fast tragisch auf der Suche nach der verschollenen Mutter von Jomo und Nana.
Als ob die Aufgabe die Mutter der beiden Kinder ausfindig zu machen nicht schon groß genug für eine kleine Hexe wäre, kommt Jucy auf der spannenden Suche noch einem Familiengeheimnis ganz anderer Art auf die Spur…
Ob am Ende alle zusammenfinden?

Ich fand die Idee mit der Hexeinsel sehr lustig und habe sie schon gerne gelesen, bevor mit Jucys Reise in die Menschenwelt der Spannungsbogen ansteigt.
Die ineinanderverwobenen Handlungsstränge sind Tina Birgitta Lauffer sehr gut gelungen. Neben der Suche nach der Mutter der beiden afrikanischen Kinder, die der Aufhänger dazu ist Kindern das Amerika des 19. Jahrhunderts näherzubringen und zu erklären, was es mit der Sklaverei und der Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung auf sich hatte, lebt auf der Hexeninsel ein alter Hexenmeister, der ein Familiengeheimnis hütet, welchem Jucy rein zufällig auf die Spur kommt.
Wo es zu Beginn noch recht beschaulich zugeht, steigt die Spannung im Laufe der Handlung rasant an, und gegen Ende konnte ich mir kaum noch vorstellen, dass die Geschichte zu einem befriedigenden Abschluss findet, da sich die Ereignisse regelrecht überstürzten. Doch die Autorin führt alle Fäden zusammen und lässt keine Fragen in Amerika bezüglich Nanas und Jomos Schicksal offen. Dennoch hängt man am Ende in der Luft, da Jucy im wahrsten Sinne des Wortes im nächsten Abenteuer “verschwindet”. Bei Büchern für diese Altersgruppe mag ich in sich geschlossene Enden und einen rasanten Start im Folgeband lieber ;)

Wer sich an dem offen gehaltenen Ende, was Jucys nächstes Abenteuer angeht, nicht stört, findet hier eine sehr kurzweilig erzählte und historisch interessante Geschichte, die Hexen- und Menschenwelt gehörig auf den Kopf stellt und neben allen Abenteuern auch den Spaß nicht zu kurz kommen lässt.

Bewertung vom 30.08.2019
Gratz, Alan

Amy und die geheime Bibliothek


ausgezeichnet

Amy liebt Bücher!
Es gibt keinen Ort, an dem sie sich wohler fühlt als in der Schulbibliothek, was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass sie Zuhause bei ihren Eltern und ihren beiden jüngeren Schwestern weder Ruhe noch Platz zum Lesen findet.
Ständig wird sie von ihren Eltern ermahnt, dass sie vernünftig sein und zurückstecken soll gegenüber ihren kleineren Geschwistern. Meist nimmt sie dies murrend hin und versucht sich so gut es geht mit den gegebenen Umständen zu arrangieren. Unter anderem erfindet sie Arbeitsgruppen, die sie angeblich nach dem Unterricht besucht, damit sie sich in der dadurch gewonnenen Zeit in die Bibliothek zum Lesen zurückziehen kann.
Als eines Tages ihr Lieblingsbuch jedoch nicht mehr für die Ausleihe zur Verfügung steht, weil es angeblich schlechten Einfluss auf Kinder ausübt, wird Amy klar, dass sie für ihre Leidenschaft kämpfen muss. Doch die erste Gelegenheit dazu lässt sie verstreichen, denn Amy fällt es schwer sich für ihre Leidenschaft und ihre Rechte lautstark einzusetzen.
Doch das aus der Schulbibliothek verbannte Buch ist nur das erste in einer Reihe von vielen und Amy wird klar, dass sie nun handeln muss…
Gemeinsam mit zwei Freunden stellt Amy eine geheime Schulbibliothek auf die Beine, die sich zum Ziel erklärt hat, alle Bücher zu führen, die nicht mehr in der offiziellen Bibliothek ausgeliehen werden können.
Tatsächlich ist es der Reiz des Verbotenen, dass immer mehr Schüler die Lust am Lesen entdecken und Amy kaum noch mit dem Organisieren und Verleihen der Bücher hinterherkommt.

“Amy und die Bibliothek” ist ein zauberhaftes Buch über die Macht des Geschriebenen und die Leidenschaft für das geschriebene Wort.
Selbst wenn es als Kinderbuch deklariert ist, findet man sich auch als erwachsener, leidenschaftlicher Leser in den Figuren dieser Geschichte wieder. Insbesondere, wenn man sich an die eigene Kindheit zurückerinnert.

Neben der eigentlichen Geschichte sind es die Figuren, die den Leser für sich vereinnahmen.
Ich fand durchweg alle interessant, ob es die liebenswerte Amy war, mit der man sich als Leser so stark identifizieren kann, oder ihre kleinen, nervigen Schwestern, die gefühlt immer in den unpassendsten Situationen auftauchen und für Ärger sorgen. Kein Wunder, dass Amys Eltern sich mit drei Kindern manchmal überfordert fühlen und Konfliktsituationen zu umgehen versuchen, indem sie an die Vernunft der ältesten Tochter appellieren.
Auch Amys Freunde Danny und Rebecca habe ich in mein Herz geschlossen, ganz besonders aber die Schulbibliothekarin.
Daneben gibt es natürlich die Personen, die dafür sorgen, dass so viele Bücher aus der Schulbibliothek verbannt werden bis zur spannenden und unglaublichen Wendung gegen Ende der Geschichte, die mich wirklich sehr beeindruckt hat.

Alan Gratz’ Geschichte beschreibt auf jeder Seite, mit welcher Leidenschaft man für Bücher und das Lesen brennen kann und besonders eindrücklich ist auch das Nachwort, denn hier erzählt er, dass hinter Amys Geschichte leider eine traurige Wahrheit steht.
Es wurden schon immer und werden noch Bücher aus den unsinnigsten und fadenscheinigsten Gründen verboten. Wir können uns also glücklich schätzen, dass wir in einem Land leben, in dem Meinungsfreiheit herrscht und Medien nicht aus hanebüchenen Gründen zensiert oder indiziert werden.

“Amy und die geheime Bibliothek” ist ein sehr eindrückliches Buch über die Magie von Büchern und einer großartigen, kleinen Heldin, die für ihre Liebe zum gedruckten Wort über sich selbst hinauswächst und nicht nur für sich, sondern für ihre ganze Schule einen großen Sieg erringt. Tatsächlich hatte ich bei den letzten Kapiteln einen dicken Kloß im Hals, nicht, weil das Buch einen traurigen Ausgang nimmt, sondern weil es so wunderschön ist.
Es ist ein überragendes Plädoyer für Bibliotheken und alle Menschen, die sich den Büchern verschrieben haben, das man am liebsten jedem Leser in die Hand drücken möchte!

Bewertung vom 24.08.2019
Stewart, Trenton Lee

Zeit der Späher / Secret Keepers Bd.1


sehr gut

Bei einem Streifzug durch die Stadt findet Ruben eine alte Taschenuhr. In der Taschenuhr sieht Ruben eine Möglichkeit seine alleinerziehende Mutter finanziell zu unterstützen, denn das Geld ist immer knapp, obwohl seine Mutter ständig arbeiten ist und kaum Zeit für Ruben hat. Bei dem Versuch die Uhr zu veräußern, stellt sich heraus, dass hinter der Uhr ein großes Geheimnis stecken muss, denn kaum hat sich herumgesprochen, dass Ruben diese Taschenuhr gefunden hat, sind unheimliche Männer hinter ihm her, die versuchen in den Besitz der Uhr zu kommen, um sie dem “Schatten” zukommen zu lassen, ein mysteriöser und boshafter Mann, der in Rubens Stadt herrscht.

Je länger die Uhr in Rubens Besitz ist, desto seltsamer verhält sich jedoch auch Ruben selbst. Will er die Uhr tatsächlich immer noch verkaufen, um seiner Mutter zu helfen, oder träumt er mittlerweile wie der Schatten davon Macht zu erlangen und mit Hilfe der Uhr über andere zu herrschen? Denn die Taschenuhr hat unvorstellbare Kräfte, die sich ihr Besitzer zu Nutze machen kann…

Trenton Lee Stewart hat mit “Zeit der Späher” einen abenteuerlichen und spannenden Auftakt um die “Secret Keepers” geschaffen, der einen mit seiner düsteren Atmosphäre und seinen mysteriösen Geheimnissen in den Bann zieht. Dennoch bin ich nicht frei von Kritik, da die Spannungskurve starken Schwankungen unterliegt.
Wo die Geschichte zu Beginn noch sehr langsam und schleppend voran schreitet und sich manchesmal in zu vielen Details verliert, ohne dass überhaupt etwas passiert, überschlagen sich zum Ende hin die Ereignisse, bevor die Story letzten Endes recht abrupt endet. Andererseits ist es gerade das Ende, warum es einen danach giert zu erfahren, wie es mit Ruben und der Taschenuhr im zweiten Band weitergehen wird.

Der Schatten und seine Späher haben mich auf eine gute Art an Michael Endes Klassiker Momo erinnert. Ruben selbst ist ein sehr interessanter Charakter, der im Laufe der Handlung immer stärker in den Bann der Taschenuhr gerät und dadurch streckenweise recht unsympathisch beim Leser ankommt. Fast scheint es so, als würde er sich unter dem Einfluss der geheimnisvollen Uhr selbst in einen Menschen wie den Schatten verwandeln.

Was es mit den “Secret Keepers” auf sich hat, erfährt der Leser erst kurz vor Ende dieses Auftaktbandes.
Zur Rettung des Autors sei jedoch erwähnt, dass die Geschichte im Original wohl in einem Band erschienen ist und die Story nur in der deutschen Übersetzung auf zwei Bände aufgeteilt wurde.
Immerhin sind beide Teile am gleichen Tag erschienen, so dass man, wenn die “Zeit der Späher” beendet ist, direkt in die “Zeit der Jäger” eintauchen kann, um Rubens Abenteuer weiterzuverfolgen.

Bewertung vom 15.08.2019
Patwardhan, Rieke

Forschungsgruppe Erbsensuppe


ausgezeichnet

In “Forschungsgruppe Erbsensuppe” finden drei Außenseiter zusammen und gründen eine Bande, die versucht dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, das sich hinter einer Wohnung voller Dosensuppe verbirgt.

Lina ist ganz neu in der Klasse und freundet sich dort mit Nils und Evi an. Die drei haben sehr unterschiedliche Charaktere, dass jeder von ihnen auf die eine oder andere Art ein Außenseiter in der Klassengemeinschaft ist, schweißt sie jedoch zusammen. In Konkurrenz zu den “22 Fragezeichen”, einer Detektivgruppe, die den gesamten Rest der Klasse umfasst, gründen sie eines Tages die “Forschungsgruppe Erbsensuppe”, mit der es eine ganz besondere Bewandtnis hat, denn seit einiger Zeit benimmt sich Nils’ Oma sehr seltsam und in sämtlichen Zimmern ihrer Wohnung stapeln sich Konserven mit Erbsensuppe. Ob Nils, Evi und Lina wohl dem Geheimnis auf die Spur kommen, warum Nils’ Oma Erbsensuppenvorräte anlegt und auf gepackten Koffern sitzt?

“Forschungsgruppe Erbsensuppe” ist ein Kinderbuch, welches auf außergewöhnliche Art und Weise die Themen Integration, Migration, Freundschaft und das Alter anspricht und miteinander verknüpft.
Lina ist ein Mädchen aus Syrien, welches auf den ersten Blick für Nils und Evi wenig mit den beiden gemeinsam hat. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Lina in ihrer alten Klasse in Syrien in einer Detektivbande war und damit die gleichen Interessen wie Nils und Evi verfolgt, die schon lange eine konkurrierende Bande zu den “22 Fragezeichen” auf die Beine stellen wollen.
Im Laufe der Handlung kommt zudem ans Licht, dass Lina nicht der einzige Charakter in diesem Kinderbuch ist, hinter dem eine tragische Geschichte von Migration steht. Hinter dem seltsamen Verhalten von Nils’ Oma verbirgt sich weit mehr als deren fortgeschrittenes Alter…

Rieke Patwardhan ist ein unterhaltsames, spannendes, aber auch sehr bewegendes Kinderbuch gelungen, welches behutsam und auf kindgerechte Art und Weise schwierige Themen wie Migration, aber auch die Weltkriege und Hilfsbedürftigkeit im Alter behandelt und dem jungen Lesepublikum nahebringt.
Ich fand das Schicksal von Nils’ Oma im direkten Vergleich zu Linas Geschichte sehr anschaulich nahegebracht und gut erläutert, dass hinter jedem Migranten letzten Endes ein Mensch wie du und ich steckt, mit den gleichen Sorgen und Nöten, den gleichen Interessen und Hobbys, mit Familie und Freunden. Zudem hat es mich sehr berührt, in welchem Maße ein solches Schicksal einen Menschen für sein ganzes Leben prägt.

Für mich hat “Forschungsgruppe Erbsensuppe” alles, was es für ein gutes Kinderbuch braucht, und darüberhinaus noch so viel mehr, so dass ich es begrüßen würde, wenn diese Geschichte an Schulen als Klassenlektüre eingeführt wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2019

Verrückt nach Karten


ausgezeichnet

Huw Lewis-Jones war bereits als Kind von Karten fasziniert und diese Faszination hat ihn dazu bewegt dieses Buch herauszugeben. An seiner Seite kommen viele bekannte Autoren und Illustratoren zu Wort, die einerseits davon erzählen, welche Faszination Karten auf sie ausüben, aber auch davon, welche Rolle Karten bei ihren eigenen Werken spielen. Sehr interessant sind auch die Geschichten, wie Karten zu Büchern im Nachhinein umgesetzt wurden. Denn manchmal entstand die Karte vor dem Buch, ein anderes Mal erst während des Schreibens oder in einigen Fällen erst als das Buch den Sprung auf die Kinoleinwand geschafft hat.
Das Buch ist ein derart vielfältiger und faszinierender Schatz an Karten und Texten zu Büchern, die weltbekannt sind und mehrere Generationen begleiten, dass auch meine Tochter bereits begeistert darin geschmökert hat. Ihr hat es beispielsweise das Kapitel über “Die Karte des Rumtreibers” besonders angetan, in dem Miraphora Mina über die Enstehung der Karte für die Verfilmungen der Harry Potter Romane schreibt.
Neben Harry Potter stößt man in “Verrückt nach Karten” auf Werke wie “Narnia” oder “Der Herr der Ringe”, von denen wahrscheinlich jeder schon einmal gehört hat. Andere Werke, die hier Erwähnung finden, sind im deutschsprachigen Raum weit weniger bekannt, die Geschichten über die Karten zu diesen Erzählungen sind deshalb jedoch nicht minder interessant.
Ein besonderer Reiz des Buches liegt darin, dass Autoren zu Wort kommen, die mit Schreiben ihr Geld verdienen. Ganz zu Anfang war ich einerseits fasziniert davon ein Buch in den Händen zu halten, dass sich mit Karten fiktiver Länder und Welten befasst, andererseits hatte ich die Befürchtung, dass das Werk von den Texten her sehr trocken und möglicherweise langweilig sein könnte. Die Karten zum Anschauen bieten mir meine liebsten Romane ja sowieso, weshalb also die Nase in “Verrückt nach Karten” stecken?
Die Befürchtung war jedoch unbegründet, da dieses Werk so viel mehr bietet als die reinen Abbildungen von Karten oder trockene und allzu sachliche Begleittexte. Die beteiligten Autoren, Illustratoren, Macher und Leser erzählen von ihren persönlichen Eindrücken und Erfahrungen und fesseln damit nicht weniger als die Bücher, über die sie in ihren Texten schreiben.
Ich werde “Verrückt nach Karten” in Zukunft immer wieder in die Hand nehmen, wenn ich eine Geschichte lese oder die dazugehörige Verfilmung sehe, die in diesem Buch vertreten ist.

Ich habe dieses Buch aus dem reinen Blickwinkel als Leser betrachtet und durchschmökert, ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es Autoren und anderen Weltenerfindern zur Inspiration für ihre eigenen Werke dienen kann.

Die Ausstattung ist wunderschön und ein Augenschmaus! Der matte Hardcovereinband erinnert an einen alten Atlas, die Vorsatzseiten sind nur sparsam bedruckt, doch im Inneren erwarten einen viele ganzformatige und farbenfrohe Zeichnungen von Karten und Weltenentwürfen.

Manchmal nehme ich das Buch nur in die Hand, um die Karten zu bewundern und die Details darin zu entdecken, ein anderes Mal nehme ich mir die Zeit und lese eine der Geschichten der darin vertretenen Autoren.
“Verrückt nach Karten” ist so vielfältig und bunt wie die Geschichten, denen darin mit ihren Karten ein Denkmal gesetzt wurde.
Die Umsetzung verschiedene Autoren zu Wort kommen zu lassen, ist in meinen Augen perfekt gewählt, da keine Karte der anderen gleicht, und ihnen nur damit Gerechtigkeit widerfahren konnte, dass jede von ihnen und die dazugehörige Geschichte dahinter eine eigene Stimme erhalten hat.

Ich bin begeistert von diesem schönen und facettenreichen Buch und freue mich, dass diese Begeisterung generationenübergreifend auch meine Tochter angesteckt hat.

Bewertung vom 09.08.2019
Sloan, Holly Goldberg;Wolitzer, Meg

An Nachteule von Sternhai


ausgezeichnet

'Unsere Väter fliegen nach China, wir werden ins Lager geschickt, und die Welt, wie wir sie kennen, geht den Bach hinunter.' (S.42)

Eines Tages findet Avery in ihrem Emaileingang eine Email der gleichaltrigen Bett vor, in der diese behauptet, dass ihre beiden schwulen Väter sich ineinander verliebt haben und planen eine gemeinsame Familie zu gründen. Avery kann das zunächst nicht glauben, aber es stellt sich als Wahrheit heraus, und obwohl Avery und Bett außer einem schwulen Vater augenscheinlich nichts gemeinsam haben, entwickelt sich nach kurzer Zeit ein regelmäßiger Austausch per Email zwischen den beiden.
Die Väter der beiden haben außerdem über beider Köpfe hinweg entschieden, dass Avery und Bett sich in einem Ferienlager kennenlernen sollen, während sie eine Reise nach China unternehmen.
Was der Sommer letzten Endes für die vier – und weitere Familienmitglieder – bereithält, damit hätte keiner in seinen kühnsten Träumen gerechnet!

Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, welches komplett in Emails und Briefen verfasst war, und ich glaube, im Bereich Kinder- und Jugendbuch war es sogar mein erster Briefroman. Zu Beginn konnte ich mir kaum vorstellen, wie die komplette Handlung komplett durch Briefe getragen werden sollte oder wie der Schriftverkehr zwischen Avery und Bett umgesetzt werden würde, sobald sie im Ferienlager aufeinandertreffen, aber diese Umstände sind nicht nur bravourös gelöst worden, dass Buch hält in mehrfacher Hinsicht Überraschungen parat, mit denen ich so nicht gerechnet hätte.

Neben Avery und Bett kommen im späteren Verlauf der Geschichte auch deren Väter in Briefen zu Wort und einige andere Familienmitglieder, deren Identität ich hier nicht preisgeben möchte, da dies einige Überraschungsmomente zerstören würde.
Mit den Vätern – insbesondere Averys Vater – wurde ich erst recht spät warm, allerdings kommen im Laufe der Handlung noch zwei andere Familienmitglieder zu Wort, die ich sehr schnell in mein Herz geschlossen habe. Insgesamt sorgen die verschiedenen Familienmitglieder aus drei Generationen für eine facettenreiche Geschichte, die durch die verschiedenen Blickwinkel mitnichten nur für ein junges Lesepublikum interessant ist.
Probleme, mit denen Avery und Bett zu kämpfen haben, lösen sich im Erwachsenenalter nicht automatisch in Luft auf, wie man im weiteren Verlauf der Geschichte erfährt. Nicht nur die beiden Mädchen sind sehr unterschiedlich vom Charakter, auch ihre Väter sind es und müssen sich nach ihrer ersten Verliebtheit damit arrangieren. Dieser Umstand sorgt noch für einige Irrungen und Wirrungen, denn in dieser Geschichte sind sich selten alle einig, wer zu wessen Familie gehören soll!

Die Geschichte von Avery – der lesenden Nachteule – und Bett – dem wasserverrückten Sternhai – ist eine sehr herzliche Freundschafts- und Familiengeschichte, die zum Lachen, aber auch zum Nachdenken anregt, und die aufzeigt, dass Blut nicht immer dicker als Wasser sein muss. Manchmal sind Freunde die wahre Familie! Familie kann man sich eben doch aussuchen ;)

Spitznamen und Coverdesign sind nicht nur hinsichtlich der unterschiedlichen Charaktere der beiden Mädchen sehr gut gewählt worden, beides spiegelt auch ihren entfernt voneinander liegenden Wohnort wider und die Zeitverschiebung zwischen Avery an der Ostküste und Bett an der Westküste der USA.

Bewertung vom 09.08.2019
Nessensohn, Hansjörg

Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter


ausgezeichnet

Die besten Freunde Timon und Sunny sind mit dem Auto auf dem Weg nach Mallorca, wo sie ihr bestandenes Abitur auf der Finca von Sunnys Eltern feiern wollen. Auf einer Raststättentoilette begegnen sie dem gleichaltrigen Jonas, der von schwerwiegenden Problemen zerfressen zu sein scheint und einen alles andere als einladenen Eindruck auf Fremde macht. Dennoch lässt Timon es sich nicht nehmen, Jonas zu helfen, auch wenn dies mehr als einmal zu Streitereien mit Sunny führt. Dass nicht nur Jonas, sondern auch die anderen beiden ihr Päckchen zu tragen haben, kommt im Laufe der Geschichte auf der weiteren Fahrt nach Mallorca und dem anschließenden Aufenthalt auf der Insel heraus.
Mallorca ist nicht nur die Insel, auf der Timon und Sunny ihr bestandenes Abitur feiern wollen, es ist auch der Ort des Geschehens, der vor zwei Jahren Jonas’ Leben und das seiner Familie zerrüttet hat. Nach und nach begleitet der Leser Jonas in dessen Gedanken- und Gefühlswelt und erfährt auf schmerzliche Art und Weise, wie ein Mensch an Schuldgefühlen zerbrechen kann.
So unterschiedlich die Probleme sind, mit denen Sunny, Timon und Jonas zu kämpfen haben, so gut kann man sich in jeden einzelnen hineinversetzen, da Hansjörg Nessensohn ein sehr eindrückliches und berührendes Werk gelungen ist. Es bedarf keiner großen Handlung oder spannenden Sequenzen, da über die gesamte Geschichte hinweg jedes einzelne Gefühl der Protagonisten zu spüren ist, und diese die Story tragen.

Auch wenn Sunnys und Timons Probleme nicht minder schwerwiegend oder tragisch sind, so überschattet Jonas’ Schicksal dennoch das der anderen beiden. Zum einen ist es die bis kurz vor Ende ausstehende Auflösung seiner tragischen Familiengeschichte, die jedoch ein für ein Jugendbuch befriedigendes Ende findet.
Der Leser muss mit Sunny, Timon und Jonas in der Geschichte viel Trauer und Leid ertragen. Tatsächlich scheitert Jonas’ Selbstmordversuch nur, weil Timon ihn mehr als einmal rettet. Unterstützung, die man eigentlich von Elternseite erwartet hätte, statt unausgesprochener Vorwürfe. Letzten Endes war es wohl diese tragische Entwicklung bezüglich Jonas’ Schicksal, die mich am meisten betroffen gemacht hat.

“Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter” ist eine sehr tragische Familiengeschichte, die auf dem wohl schwersten Verlust gründet, der jemandem widerfahren kann, und den kein Mensch ohne die Unterstützung anderer verarbeiten könnte.
Es ist aber auch eine wundervolle und eindrückliche Geschichte über Freundschaft und Liebe, die zeigt, welchen Halt geliebte Menschen auch in unsagbar schweren Situationen geben können.

Bewertung vom 04.08.2019
Colfer, Chris

Die Suche nach dem Wunschzauber / Land of Stories Bd.1


ausgezeichnet

Alex und Conner sind Zwillinge und könnten doch kaum unterschiedlicher sein. Wo Alex ehrgeizig ist, ist Conner eher desinteressiert am Unterricht und schläft dort auch gerne mal ein.
Beiden wurden als Kinder viele Märchen von ihrer Großmutter und ihrem Vater erzählt und vorgelesen, doch wo Alex an Magie und Zauber glaubt, ist Conner pragmatisch veranlagt. Es reizt zum Lachen, wenn man Conners Interpretation der Moral von Märchen liest, auch wenn die beiden Zwillinge zu Beginn der Geschichte alles andere als glücklich sind.
Ein Jahr ist es her, seit ihr Vater bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam und ihre Mutter hat kaum noch Zeit für ihre zwei Kinder, da sie rund um die Uhr arbeiten muss, um die Familie über Wasser zu halten. Zum Glück gibt es noch Alex’ und Conners Großmutter, die den beiden zu ihrem Geburtstag mit dem Märchenbuch aus Kindheitstagen eine ganze besondere Überraschung bereitet.
Doch schnell stellen die beiden fest, dass es sich bei dem Märchenbuch “Land of Stories” um kein gewöhnliches Buch handelt…

Die Beschreibung des Buches hat mein Interesse geweckt, denn wer hat als Kind keine Märchen vorgelesen bekommen und vielleicht davon geträumt, dass das ein oder andere wahr werden könnte?

Zu Beginn ist der Grundton der Geschichte zwar recht traurig, da die Zwillinge mit dem Tod des Vaters einen großen Verlust erlitten haben, der zudem dazu führt, dass ihre Mutter kaum noch Zeit für die beiden hat und die finanziellen Probleme so groß sind, dass ihr geliebtes Zuhause verkauft wurde und sie zu Miete ziehen mussten.
Dennoch hat mir die Geschichte von Anfang auch Spaß gemacht, denn Conner zerpflückt die Märchen und ihre Moral dermaßen, dass man einfach darüber lachen muss. Wer schickt auch seine kleine Tochter allein durch den Wald zur Großmutter? Wenn Eltern ihrer Aufsichtspflicht besser nachkommen würden, wären Märchenfiguren wie Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel ihr Schicksal sicher erspart geblieben.

Als Alex und Conner in das Märchenbuch ihrer Großmutter fallen und sich dort herausstellt, dass ihre einzige Chance zurück in ihre Welt und zu ihrer Mutter zu gelangen der “Wunschzauber” ist, gehen die Abenteuer jedoch erst richtig los.
Dank der Hilfe eines Tagebuchs und verschiedenen Märchenfiguren wird es im magischen Land zu einem Wettlauf mit der Zeit, denn schon bald stellt sich heraus, dass Alex und Conner nicht die einzigen sind, die die Zutaten für den Wunschzauber sammeln…

Chris Colfer hat mit Alex und Conner zwei sehr unterschiedliche Geschwistercharaktere erschaffen, die sich jedoch beide schnell ins Herz des Lesers stehlen. Auch die Märchenfiguren im magischen Land konnten mein Herz im Sturm erobern. Hier gibt es so viele skurrile, lustige, tragische, verschrobene Neuinterpretationen der altbekannten Figuren, dass die Seiten des Buches wie im Flug an einem vorbeiziehen.
Für ein Kinderbuch hat der erste Teil der Abenteuer aus dem magischen Land zwar einen großen Umfang, aber mir kam die Geschichte gar nicht lang vor, da sich ein Abenteuer an das nächste reiht und es so unheimlich viele Details und Figuren im Märchenland zu entdecken gibt.
Die Auflösung des Rätsels, was es mit dem magischen Märchenbuch auf sich hat, lässt sich zumindest für erwachsene Leser schon vor dem Ende erahnen, aber das tut dem Spaß an der Geschichte sowie dem Spannungsbogen keinen Abbruch.

Märchen sind zeitlos, und so ist diese Reihe meiner Meinung nach unabhängig vom Alter oder Geschlecht des Lesers für jeden Märchenfan geeignet.
“Die Suche nach dem Wunschzauber” ist märchenhaft, magisch, witzig, spannend und einfach schön dank den liebevollen Details und Chris Colfers bildhaftem Erzählstil.
Diese Geschichte hat mich verzaubert und kann es kaum erwarten ein weiteres Mal mit Alex und Conner in die Märchenwelt zu reisen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.