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Fornika
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Bewertungen

Insgesamt 398 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2019
Fox, Candice

Missing Boy


ausgezeichnet

Ein 8jähriger Junge verschwindet aus seinem Hotelzimmer, die Eltern sind in heller Aufregung. Zusätzlich zu den Einsatzkräften der Polizei beauftragen sie Amanda und Ted, in der Hoffnung ihren Sohn lebend wiederzusehen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Amanda und Ted sind schon ein spezielles Paar, das man mögen muss. Sie wirkt immer ziemlich durchgeknallt, eckt an jeder noch so kleinen Sache an, kann ihren vorlauten Mund nie halten; dafür ist sie aber auch mit einer genialen Kombinationsgabe gesegnet. Er könnte ein ganz normaler Durchschnittstyp sein, wäre da nicht immer noch die Tatsache, dass er der Vergewaltigung einer Minderjährigen verdächtigt wird. Der Leser weiß, dass Ted unschuldig ist, doch die Anfeindungen und das Misstrauen der Bevölkerung in seinem kleinen australischen Kaff prägen nach wie vor seinen Alltag. Dieser Hass wird von der Autorin nicht aufgebauscht, trotzdem gibt es immer wieder brenzlige Situationen, bei denen es einen eiskalt erwischt. Vor diesem Hintergrund entspinnt sich dann auch noch ein wirklich dramatischer Kriminalfall, der erst mal einfach klingt, aber hochemotional und spannend ist. Ich mag den Stil der Autorin sehr gerne, mit Ted als Erzählerstimme hat sie alles richtig gemacht. Und so war Missing Boy ähnlich wie seine Vorgänger wieder viel zu schnell ausgelesen.

Bewertung vom 23.11.2019
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Sechs Jahre sind seit der schrecklichen Begegnung mit seinem alten Lehrmeister Tonio vergangen. Jahre, in denen Faust mit seiner Tochter Greta und seinem Adlatus Karl durch die Lande zog, Vorstellungen gab, sich als Gaukler und Zauberer einen Namen machte. Dieser Ruf führt nun dazu, dass niemand geringerer als der Bamberger Fürstbischof ein Horoskop bei Faust bestellt. Doch der hat eigentlich ganz andere Sorgen, denn ungute Erinnerungen an Tonio werden wach. Oder sind es nicht nur Erinnerungen?

Oliver Pötzsch haucht den wenigen Fakten, die über Faust bekannt sind, gehörig Leben ein. Das Leben als Gaukler und Zauberer ist schon spannend genug, der Pakt mit dem Teufel setzt natürlich noch einen drauf. Die Grenzen zwischen Magie, Mystik und Glauben verwischen immer mehr, was mehr als einmal für Überraschungen sorgt. Ich habe mich mit diesem tollen Roman keine Sekunde gelangweilt. Pötzsch schreibt sehr lebendig, sowohl die bunte Welt der Gaukler wie auch die dunklen Seiten sind sehr bildlich dargestellt; egal ob in Bamberg oder im fernen Rom, man fühlt sich dank der detailreichen Beschreibungen immer sehr gut aufgehoben. Natürlich dürfen auch diesmal Zitate und Anspielungen auf Goethes Faust nicht fehlen, wer es genau wissen will, kann im Anhang den entsprechenden Quellenverweis finden. Ich habe in diesem Band etwas von Fausts Gelehrsamkeit vermisst, seine Experimente und Forschungen nehmen nicht so großen Raum ein wie zuvor. Aber dafür trifft er… na, das werde ich jetzt natürlich nicht verraten. Mir hats auf jeden Fall gefallen ; )
„Der Lehrmeister“ hat für mich weitergeführt, was im Spielmann begonnen wurde: eine fantastische und spannende Reise auf den Spuren von Johann Georg Faustus. Akribisch recherchiert, mitreißend erzählt, einfach wunderbare Unterhaltung.

Bewertung vom 23.11.2019
Kidd, Jess

Die Ewigkeit in einem Glas


ausgezeichnet

Bridget Devine, genannt Bridie, bestreitet ihren Unterhalt im viktorianischen London mit Privatermittlungen. An ihrer Seite ihre übergroße Haushaltshilfe Cora; und seit neuestem der Geist eines toten Boxers. Letzterer könnte auf den Genuss von zu viel Tabakkraut zurückzuführen sein, zumindest klammert sich Bridie an diese Erklärung. Eine Erklärung wird auch für die Entführung der jungen Christabel gesucht; und vor allem dafür, warum der Vater in dieser Sache die Polizei außen vor lassen möchte.
Jess Kidd hat mich schon mit ihren beiden vorherigen Romanen begeistert, dementsprechend hoch waren die Erwartungen an diesen hier. Enttäuscht wurde ich nicht. Der Stil der Autorin ist sicherlich speziell und dürfte nicht jedem gefallen, ich mochte ihn sehr. Mit großer Fantasie und einem Sinn für kleine, feine Details entführt Kidd den Leser nach London. Die Atmosphäre stimmt, die Bilder sind sehr real und stehen einem beim Lesen sofort vor Augen. Die Geschichte wirkt z.T. märchenhaft, undefinierbar magisch und ist dabei noch sehr fesselnd. Bridie, Cora und ihr toter Boxer sind dem Leser sofort sympathisch, auch Nebenfiguren werden sehr schön ausgearbeitet. Ich will nicht zu viel verraten, aber Christabel ist immer für eine Überraschung gut. Ich fand Kidds Ideen dazu ganz wunderbar. „Die Ewigkeit in einem Glas“ ist ein außergewöhnlicher Mix aus Krimi, Magie und dem richtigen Gespür fürs Detail. Ich habe ihn sehr genossen.

Bewertung vom 23.11.2019
Lyons, Jenn

Der Untergang der Könige / Drachengesänge Bd.1


sehr gut

Ein junger Mann sitzt im Kerker, bewacht von einem Monster in wunderschöner Frauengestalt. Das beginnt sich zu langweilen, und stellt ihn vor die Wahl: gefressen werden, oder doch die eigene Geschichte erzählen. Wie kommt ein Dieb und Musikant dazu, in den höchsten Adelskreisen von Quur zu verkehren? Kihrin beginnt zu erzählen…

Jenn Lyons hat ohne Frage einen epischen High Fantasy Roman geschrieben. Bis ins Letzte durchdacht, gut konstruiert, die Zusammenhänge haben Hand und Fuß, es gibt Magie, Dämonen und natürlich Drachen. Aber ich hätte ihn mehr genießen können, wäre ich nicht des Öfteren verwirrt gewesen: von den zwei Zeitsträngen mit in sich verschachteltem Aufbau. Von zig Personen, die ähnlich heißen, deren Verwandtschaftsverhältnisse sich alle naselang ändern, oder die gleich einen Seelentausch mit anderen vornehmen. Von Herrschaftsverhältnissen, die mir viel zu lange nicht klar waren. Usw. etc. pp. Dass ich den Roman trotzdem sehr mochte, spricht für die Erzählkunst der Autorin, die mich wirklich begeistert hat. Kihrin als Hauptfigur ist sehr gut gewählt. Er hat das Herz am rechten Fleck, aber trotzdem keine blütenweiße Weste. Auf den Mund gefallen ist er erst recht nicht, und so haben die Dialoge immer Pepp und auch Humor. Humor beweisen auch die Fußnoten des Chronisten, der die zwei Erzählungen immer wieder kommentiert und ergänzt. Auch wenn das nicht immer zum besseren Verständnis beiträgt, fand ich dieses Stilmittel wirklich originell und sehr gut gemacht. Überhaupt hat die Autorin viele gute Ideen, sodass die Handlung nie langweilig wird; trotz mancher Fragezeichen habe ich wunderbare Lesestunden mit Kihrin und Konsorten verbracht.
Fazit: Ein gewaltiger, ausschweifender, actionreicher und sehr mitreißender Roman. Ich will wissen wie es weitergeht… und lese bis zum Erscheinen von Band 2 diesen hier einfach noch mal, um auch die letzten Verwicklungen richtig zu verstehen ; )

Bewertung vom 18.10.2019
Scharer, Whitney

Die Zeit des Lichts


gut

1929 laufen sich in Paris zwei Menschen zufällig über den Weg: Man Ray, Künstler und Fotograf trifft auf die junge Lee Miller, die zwar ebenfalls künstlerische Ambitionen hat, diese bisher aber nicht ausleben kann. Sie geht bei ihm in die Lehre, macht ihr Talent zur Fotografie zum Beruf. Bald verbindet die beiden nicht nur die Liebe zur Kunst, sondern auch zueinander.
Lee Miller war ein Name, den ich mit dem Foto in der Hitlerbadewanne verbinde, ansonsten wusste ich über sie aber quasi nichts. Scharer bringt dem Leser die Künstlerin näher, auch wenn sie sicherlich keine ganz einfache Person war. Ebenso Man Ray, der in diesem Roman ebenfalls viel Platz einnimmt. Die Beziehung der beiden ist natürlich geprägt von Kunst und ihrem Schaffen, aber auch von Eifersüchteleien und alten Liebesgeschichten. Die Autorin beschreibt gerade ihre Kunst sehr detailreich, man bekommt große Lust sich mit der Arbeit der beiden zu befassen. Ich finde es ein bisschen schade, dass über Lees Zeit als Kriegsreporterin nur sehr kurz berichtet wird. So definiert sich ihre Arbeit immer in Abhängigkeit von Man Ray, ihre eigenständige Arbeit geht einfach unter, wird nicht so richtig gewürdigt. Der Erzählstil ist etwas eigenwillig und distanziert, zwischenzeitlich empfand ich die Handlung auch etwas zäh. Trotzdem war die Zeit des Lichts ein interessanter Ausflug ins wilde Paris der 1930er, und ein guter Einblick in die frühen Schaffensjahre von Lee Miller.

Bewertung vom 18.10.2019
Green, Sally

Die Verschwörung von Brigant / Kingdoms of Smoke Bd.1


gut

Catherine soll als Faustpfand verheiratet werden, um den Frieden zwischen ihrer Heimat Brigant und dem Reich Pitoria zu sichern. Dabei ist sie doch heimlich in ihren Leibwächter verschossen. Ganz andere Probleme hat da Tash, die jeden Tag aufs Neue ihr Leben in Gefahr bringt, um den Dämonen des nördlichen Plateaus ihren Rauch abzuluchsen. Von irgendwas müssen sie und ihr „Arbeitgeber“ ja schließlich leben.
Die Story scheint mir doch eher an jüngere Leser gerichtet zu sein: recht einfach gestrickt, aufkommende Fragen werden recht schnell geklärt, sodass sich die Spannung in Grenzen hält. Auch die Figuren sind bzw. wirken flach, wirklich mitgefiebert habe ich trotz einiger Sympathien mit keinem. Tash und Catherine mochte ich noch am meisten. Die Handlung selbst ist etwas dürftig, wahrscheinlich auch, weil das Ganze auf drei Bände ausgelegt ist. Ob es die wirklich braucht? Ich hätte mir lieber zwei spannendere Bücher gewünscht als eine Trilogie. Die Königreiche Pitoria und Brigant wirken ebenfalls noch etwas seelenlos, so wirklich gut vorstellen kann man sie sich auch nach über 500 Seiten noch nicht. Der Erzählstil hingegen hat mir gut gefallen, angenehm und flüssig liest sich der Roman. Auch die Idee des Dämonenrauchs fand ich wirklich gelungen, leider ist er auch bisher so ziemlich das einzige echte Fantasyelement; da dürfen sich Band 2 und 3 ebenfalls gerne noch steigern.
Insgesamt hat mich dieser Reihenauftakt nicht wirklich überzeugt; die Ansätze sind gut, aber es fehlt an allen Ecken etwas an der Ausarbeitung.

Bewertung vom 04.10.2019

No Plastic!


gut

Wir alle produzieren zu viel Müll, speziell Plastikmüll. Dass jeder Einzelne etwas dagegen tun kann, zeigt dieser recht kurze Ratgeber. Ich habe mich mit dem Thema noch nicht sonderlich auseinander gesetzt, aber ich verfüge über gesunden Menschenverstand und bin in den letzten Monaten mit offenen Augen durchs Leben gegangen. Das allein hat ausgereicht, dass mir „No plastic!“ im Endeffekt kaum etwas Neues erzählt hat. Wer darauf hingewiesen werden muss, dass sich durch die ins Büro mitgebrachte Butterstulle Einwegverpackungen für täglich gekaufte Sandwiches vermeiden lassen, ja der mag über alle Tipps im Buch dankbar sein. Wer in letzter Zeit mit offenen Augen durchs Leben gegangen ist, der wird leider nicht viel Zugewinn erfahren. Ich hatte mir gerade bei Kauftipps erhofft, dass als mögliche Bezugsquelle nicht nur „viele Läden“ genannt werden. Natürlich muss man hier vorsichtig mit Werbung sein, aber dass man genannte Produkte irgendwo auf der Welt sicherlich kaufen kann, das war mir schon klar; mehr Details wären also schön gewesen. Das Buch gibt eine kurze Einführung in die Thematik, widmet sich dann der Müllvermeidung speziell im Badezimmer und allgemein im Haushalt, anschließend geht es recht schwammig um „Besondere Anlässe“ und was man aktiv tun kann. Am Ende des Buches finden sich einige wenige Anleitungen, auch einige Upcyclingtipps. Hier fand ich manches fragwürdig, wie z.B. Plastikflaschen, die aufgeschnitten als Aufbewahrung für Kleinkinderspielzeug dienen sollen. Von scharfen Kanten am Plastik hat hier wohl noch keiner gehört.
Insgesamt ist „No plastic!“ nur für absolute Neulinge interessant; es gibt einen knappen Überblick was man auch im Kleinen zur Müllvermeidung tun kann, lässt aber Details vermissen. Trotzdem, wenn jeder die genannten Tipps beherzigen würde, wäre schon mal ein großer Müllberg eingespart. Und darum geht es ja letztendlich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2019
Perry, Sarah

Melmoth


ausgezeichnet

Helen ist Mitte 40, arbeitet als Übersetzerin von Bedienungsanleitungen in Prag, und bleibt gerne für sich. Karel, einer ihrer wenigen Freunde in der fremden Stadt ist es dann auch, der sie auf die Legende von Melmoth aufmerksam macht. Melmoth, die einsame Frau, die auf der Suche nach Mitreisenden durch die Lande zieht. Angezogen von Unglück, Unrecht und vor allem Schuld. Helen ist fasziniert, und gräbt in Bibliotheken nach weiteren Hinweisen auf Melmoth. Denn über ihrem eigenen Leben liegt ebenfalls ein Schatten.
Sarah Perry überzeugt mit einer wirklich runden Geschichte, die jedoch sicherlich nicht für jeden etwas ist. Helens Geschichte in gerade zu Beginn undurchsichtig, man erfährt nicht sonderlich viel über sie, und sie bleibt einem bis zum Schluss etwas fremd. Die wenigen anderen Figuren sind ebenfalls nicht hundertprozentig ausgearbeitet, bleiben so dezent auf ihre Funktion reduziert, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, weil es einfach zu der etwas geheimnisvollen Aura der Handlung gepasst hat. Mir war die Legende von Melmoth bis dato nicht bekannt, ich fand es aber sehr spannend mehr darüber zu erfahren. Eine außergewöhnliche und düstere Erzählung, die eine gute Basis für diesen Roman bildet. Ein großer Teil der Handlung wird von Erfahrungsberichten und Briefen mit und über Melmoth bestimmt; für mich hätte das etwas kürzer ausfallen dürfen, gerade im Mittelteil verliert die Handlung dadurch etwas von ihrem schaurigen Glanz. Apropos schaurig… sooo schaurig wie zuvor vermutet/erhofft war es leider doch nicht, da hätte es für mich ein bisschen mehr sein dürfen.
Sprachlich ist dieses Buch allerdings wirklich ein Genuss. Sehr poetisch, lebendig und bildgewaltig entführt die Autorin den Leser nach Prag. Jede Schneeflocke, jeden Papierschnipsel am Wegesrand macht sie zum Ereignis. Ich mochte ihren Stil schon bei der Schlange von Essex sehr, doch hier hat Perry sich noch einmal gesteigert. Gerade die letzten Kapitel fand ich unglaublich gut geschrieben. Auch wird man als Leser immer wieder direkt angesprochen, was mich natürlich erst recht in die Geschichte gesogen hat.
Insgesamt mochte ich diesen Roman mit kleinen Abstrichen sehr gerne, und ich bin schon jetzt gespannt wohin uns die Autorin als nächstes entführt.

Bewertung vom 22.09.2019
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


sehr gut

Die junge Evelyn Hardcastle wird ermordet. Jeden Tag aufs Neue, denn das Herrenhaus Blackheath sitzt in einer Zeitschleife fest. Solange bis Aiden, der nach jedem Schlaf in einem neuen Körper erwacht, dem Mörder auf die Spur gekommen ist, bleibt es auf Blackheath ein und derselbe Tag. Aiden erhält so die Möglichkeit aus unterschiedlichen Sichtweisen und mit verschiedensten Fähigkeiten zu ermitteln. Man ist also als Leser nicht nur an den Mordermittlungen interessiert, sondern die wechselnden Figuren und ihre Eigenarten machen ihren ganz eigenen Reiz aus. Immer steckt ein Stück Aiden, aber eben auch ein Stück vom „Wirt“ in dem Tun und Lassen des Detektivs des Tages. Klingt höllisch verwirrend, aber man kann dem Puzzle trotz allem recht gut folgen; mitdenken sollte man aber schon ; ) Nach und nach werden Hintergründe und Geheimnisse aufgedeckt, vermeintliche Paradoxa aufgeklärt und lose Fäden zusammengeführt; natürlich ist nichts so wie es zunächst scheint. Lediglich mit der Auflösung am Ende war ich etwas unglücklich, was aber hinter dem Gesamtkonstrukt des Vorherigen gar nicht mehr so wichtig war. Mich hat der Autor auch mit seinem Stil überzeugt, gerade die düstere Atmosphäre des Herrenhauses ist greifbar nah. Alles steht einem bildlich vor Augen, sei es das knisternde Feuer im Kamin, seien es die herbstlichen Wälder um das Anwesen. Turton kann erzählen, und das hat er mit diesem ungewöhnlichen Krimidebüt mehr als bewiesen.

Bewertung vom 14.09.2019
Nesbø, Jo

Messer / Harry Hole Bd.12


sehr gut

Vor Jahren hat Harry Hole den Vergewaltiger und Mörder Svein Finne ins Gefängnis gebracht. Jetzt ist dieser wieder auf freiem Fuß, und natürlich bleibt Harry misstrauisch. Eigentlich darf er gar nicht eigenständig ermitteln, hängt doch wieder an der Flasche und ist beruflich kalt gestellt. Aber wann hätte Harry sich schon mal an Regeln gehalten?
Es ist ein bisschen schwierig zu beschreiben, was mir an Messer nicht ganz so gut gefallen hat ohne zu spoilern, deshalb lieber etwas schwammig: Harry Hole erlebt mit die extremste Situation der ganzen Reihe (absolut unerwartet. Dramatisch. Ich war geschockt!), und trotzdem bleibt er seltsam distanziert. Natürlich hat er noch nie durch überemotionale Momente geglänzt, aber trotzdem hat man ihm Druck und psychischen Stress immer glaubhaft angemerkt. Das war mir in diesem Thriller schlicht und ergreifend nicht realistisch ausgearbeitet. Hier wird großes Potential verschenkt, man ist von Nesbo einfach Besseres gewohnt. Die Story drumrum ist gewohnt spannend, mit Finne hat man einen perfiden, ekelerregenden Bösewicht, den es erneut zu fangen gilt. Hier glänzt Nesbo mit erwarteter Qualität, die Jagd ist abwechslungsreich und reißt mit. Die Atmosphäre stimmt, düster und dunkel wirkt das Oslo, das dem Leser präsentiert wird. Ich mochte „Messer“ unterm Strich schon; aber ich trauere ein bisschen den verpassten Möglichkeiten hinterher.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.