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allegra
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Insgesamt 295 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2014
Wagner, Yvonne

Bildungs- und Lerngeschichten schreiben leicht gemacht


ausgezeichnet

Das Buch „Bildungs- und Lerngeschichten schreiben leicht gemacht“ von Yvonne Wagner führt auf sehr klare und leicht nachvollziehbare Weise in die Methode der Lerngeschichten ein. Das Werk ist sehr praxisbezogen und gibt dadurch einen direkten Einblick in die Arbeit mit Bildungsgeschichten in der Kita. Es ist reicht bebildert und mit zahlreichen Textbeispielen versehen. Um das Gelernte anzuwenden gibt es Impulse zu passenden Übungen und praktische Kopiervorlagen.
Mir hat besonders gut gefallen, dass auch auf den sprachlichen Stil sowie allgemein Leserfreundliches Formulieren eingegangen wird. Ein besonders interessantes Kapitel befasst sich mit der Erstellung von Portfolios, was ich bei der Betreuung von Kindern im Grundschulalter besonders interessant finde, da sie sich selber daran beteiligen können.

Die Aufmachung des A4 formatigen Paperbacks ist sehr gelungen. Die Seiten sind farbig und übersichtlich gestaltet und es macht auch einfach Freude, drin zu blättern und sich beim Schreiben inspirieren zu lassen. Es kann auch gut eingesetzt werden als Grundlage für eine Kita- interne Weiterbildung und sollte in keiner Betreuungseinrichtung fehlen, in der die Methode der Bildungsgeschichten angewendet wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.01.2014
Stroner, Regine

Wünsch Dir was!


sehr gut

Spätestens ab Oktober wird man in Supermärkten darauf aufmerksam gemacht, dass es höchste Zeit ist, an Weihnachten und an die damit verbundenen kleinen Aufmerksamkeiten und Geschenke zu denken. Da mir das eindeutig zu früh ist und ich lieber wenig schenke, dafür Kleinigkeiten, die von Herzen kommen, bin ich dazu übergegangen kleine Aufmerksamkeiten selber zu machen. Solche Geschenke stehen nicht mehr herum, wenn sie aufgegessen sind, kosten und viel und werden deshalb auch gerne angenommen.

In diesem Jahr bin ich auf das nette kleine Buch „Wünsch dir was! Geschenke aus der Weihnachtsküche“ aufmerksam geworden. In dem Buch sind Rezepte sowohl für Süßes als auch Pikantes aus den Ländern Deutschland, Frankreich, England, Schweden, Italien und Österreich zu finden. Zu jedem Land gibt es einfachere, aber auch sehr anspruchsvolle Rezepte.
Bei den deutschen Spezialitäten sind als Beispiel gefüllte Stollentörtchen, Zedernbrot, Spekulatius, Dominosteine, Katzenzungen, Lebkuchen, Apfelgelee mit Ingwer und Zitronengras, Teelikör mit Orange und Vanille sowie Gewürzsalze in verschiedenen Variationen. Im Kapitel England erfährt man, wie man eigene Teemischungen kreieren kann. Auch würzige Chutneys, Orangenmarmelade oder ein (je nach Vorliebe) feuriges Mangoketchup mit Chili geben Anregungen zu Geschenkideen. Bei den italienischen Rezepten darf natürlich der Panettone und knusprige Cantuccini nicht fehlen. Aber auch ein Blutorangen Sirup für eigene Cocktailkreationen sowie Pestovariationen sind zu finden.
Die Rezepte sind anschaulich beschrieben, zu jedem Rezept gibt es ein schön gestaltetes Foto des fertigen Erzeugnisses.

Ich habe mich erst etwas quer durch Europa gebacken und gekocht und bin letztendlich bei einem österreichischen Topfenstollen gelandet, von dem ich eine größere Zahl kleinerer Stollen hergestellt habe, die sich in Alufolie verpackt hervorragend gehalten haben. Um im nächsten Advent besser gerüstet zu sein, werde ich im Laufe des Jahres Gläschen und kleinere Flaschen sammeln, damit ich Chutneys und den Ketchup geschenkwürdig verpacken kann. Beides eignet sich nämlich auch hervorragend als Mitbringsel zu einer sommerlichen Grillparty.

Ich konnte in dem Buch sehr viele Anregungen finden, sowohl für die eigene Küche aber auch für kreative Geschenkideen. Die Bilder sind sehr gestaltet, so dass das Buch mit dem angenehmen Softcover auch einlädt zum drin Blättern. Da die Geschenke auf den Fotos teilweise recht aufwendig und professionell präsentiert sind, habe ich realistische Tipps und Beschreibungen für leicht herzustellende und dennoch dekorative Verpackungsideen etwas vermisst. Aber ich habe nun fast ein Jahr Zeit und werde die Augen offen halten und passende Verpackungen sammeln.

Ich gebe diesem netten Koch- und Backbuch gerne eine Kaufempfehlung. Es eignet sich für Küchen- und Backelfen mit mittlerer bis viel Erfahrung. Für absolute Neulinge würde ich eher ein Buch empfehlen mit Bildern zu jedem Arbeitsschritt.

Von mir eine Empfehlung mit 4 Sternen.

Bewertung vom 27.12.2013
Föhr, Andreas

Totensonntag / Kreuthner und Wallner Bd.5 (6 Audio-CDs)


gut

Inhalt

Der Krimi setzt ein im Jahr 1992. Der frischgebackene Kriminalkommissar Clemens Wallner, Polizeiobermeister Kreuthner sowie die Staatsanwältin Claudia Lucas treffen sich auf einem „Austrinken“ in einem Berggasthof. Dabei kommt es zu einer Geiselnahme, was darin endet, dass Wallner zusammen mit dem Kleinkriminellen Knissl in einem Warenlift ins Tal hinunter fährt. Nach dem Knissl erzählt hat, dass er unter einer Kirche eine Leiche in einem Glassarg gefunden hat, stürzt er sich in die Tiefe und verstirbt.
Wallner und Kreuthner versuchen die Tote zu finden und sind erfolgreich. Es handelt sich um ein junges Mädchen, das 1945 erschossen wurde und von jemandem Schneewittchen gleich in einen Glassarg gelegt wurde.

In einer anderen Perspektive, die im Mai 1945 spielt, erfahren wir aus einer anderen Perspektive der jungen Frieda Jonas in den letzten Stunden des 2. Weltkriegs widerfährt.



Meine Meinung

Die Passagen die die Ereignisse im Jahr 1945 erzählen, haben mir sehr gut gefallen. Ich konnte die Angst der beteiligten sehr gut nachvollziehen fand die Stimmung, im von der SS und SA gebeutelten Dorf sehr gut eingefangen.
Leider habe ich das bei den Ermittlungen im Jahr 1992 nicht so empfunden. Die Lösung ist des Falles ist durchaus nachvollziehbar dargestellt und man kann miträtseln, wo sich die beiden Stränge treffen werden. Aber leider sind einige Personen so überzogen dargestellt, dass sie auf mich gar nicht glaubwürdig wirkten. Ich mag Situationskomik durchaus, aber wenn dadurch so absurde Situationen entstehen wie ein Polizist, der einen Straffälligen in U-Haft im Rollstuhl auf einen Berg schiebt, nur damit er eine Party nicht verpasst oder eine Staatsanwältin Beweismittel wegraucht, dann kann das lustig sein, wenn es in einer Comedyserie vorkommt. Aber in einem Krimi, der einen doch sehr ernsthaften und berührenden Hintergrund hat, finde ich das fehl am Platz.

Der Krimi ist in sehr einfacher Sprache verfasst, ich fühlte mich manchmal etwas in eine Fernsehserie versetzt. Die Kohlen aus dem Feuer geholt hat für mich Michael Schwarzmaier, der das Hörbuch sehr schön mit verschiedenen Dialekten sehr passend gelesen hat. Für mich eine Entdeckung, von ihm möchte ich gerne noch weiter Hörbücher lauschen.


Mein Fazit

Wer schon andere Krimis von Andreas Föhr gelesen hat, wird wahrscheinlich auch diesen Krimi mögen, weil man durch die Kenntnis der Reihe die Figuren besser einordnen kann. Als Einstieg fand ich „Totensonntag“ weniger geeignet, weil mich das Verhalten einiger Figuren etwas abgeschreckt hat. Mir ist der Gegensatz eines sehr ernsthaften Themas und Klamauk hier zu groß. Aber da die Handlung dennoch nachvollziehbar und recht spannend dargestellt ist und mir die Art und Weise, wie Michael Schwarzmaier das Hörbuch interpretiert, vergebe ich drei Sterne.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.12.2013
Schiewe, Ulf

Das Schwert des Normannen / Normannensaga Bd.1


sehr gut

Mit den Normannen in Italia

Das Schwert des Normannen ist der Auftakt einer Trilogie, die die Geschichte der Normannen in Italien beleuchtet. Anhand der fiktiven Figur Gilbert, der als Waisenkind in der normannischen Familie der Hauteville aufwächst wird anschaulich gezeigt, wie die Inbesitznahme des Mezzogiornos durch die Normannen im 11. Jahrhundert vor sich gegangen ist. Dabei beschönigt oder heroisiert Ulf Schiewe das Vorgehen seiner Hauptfiguren in keiner Weise. Gilbert ist Adoptivbruder von Robert Guiscard und dient ihm auf Raub- und Feldzügen als Schildknappe. Die Normannen lassen kaum eine Gelegenheit aus, um Beute zu machen. Sie verschonen auch arme Bauern und Klöster nicht und führen äußerst blutige Kämpfe.

Der Roman ist aus der Sicht von Gilbert in der Ich-Erzählform verfasst. Ulf Schiewe setzt innere Monologe sparsam ein und lässt die Handlung sehr sachlich von Gilbert berichten. Dennoch ist man hautnah dabei, wenn es um Beutezüge oder gemütliches Beisammensein in Burgen geht. Selbstverständlich gibt es auch eine sich anbahnende Liebesgeschichte und jede Menge interessanter und anschaulich beschriebener Schauplätze.

Für mich besticht das Buch vor allem durch eine Vielzahl an historischen Figuren und überlieferten Begebenheiten. Da hätte ich mir neben der hilfreichen Italienkarte eigentlich noch eine Liste mit den historisch verbürgten Figuren gewünscht. Wenn ein Autor so profunde Recherchen betreibt und seinen Roman so nah an den historischen Begebenheiten aufbaut, darf man das ruhig zeigen.

Das Buch ist in angenehm flüssiger Sprache verfasst, so dass die 400 Seiten sehr schnell dahin fliegen und man sich auf die Fortsetzung freut, die im Juli 2014 erscheinen wird.

Mir hat dieses Buch die Türe zu einem eher unbekannten Kapitel der europäischen Geschichte geöffnet und ich kann die Geschichte der Staufer nun in einem weiteren Zusammenhang sehen.

Ein schöner Start, der Lust auf diese Normannenreihe macht. Von mir 4 Sterne mit einer Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.11.2013
Jefferies, Dinah

Bis wir uns wiedersehen


sehr gut

Inhalt

Der Roman „Bis wir uns wieder sehen“ erzählt die tragische Geschichte einer britischen Familie vor dem Hintergrund des malaiischen Notstands während den Jahren 1955 – 1958.
Alec Cartwright, der mit seiner Familie aus beruflichen Gründen in Malakka lebt, verlässt Malaya mit seinen beiden Töchtern Emma und Fleur völlig überstürzt und zieht zu seinen Eltern nach England. Die Mutter Lydia, die für kurze Zeit bei Freunden zu Besuch ist, kehrt in das leere Haus zurück. Von Alecs Arbeitgeber erfährt sie, das Alec versetzt worden ist nach Ipoh, einer Stadt im Norden des Landes und mit den Kindern dorthin gereist ist. Im Land herrschen schwere Unruhen, so dass keine telefonische oder telegrafische Verbindung möglich ist. Lydia beschließt auf eigene Faust nach Ipoh zu ihren Töchtern zu reisen, und wird von bewaffneten Überfällen nicht verschont.

Die Kinder Emma und Fleur reisen währenddem mit ihrem Vater an Bord eines Frachtschiffes von Malaya nach England zu deren Großeltern. Sie sind sehr verunsichert, weil ihre Mutter nicht dabei ist und ihre Fragen nach deren Verbleib von Alec ausweichend beantwortet werden. Nach einigen Monaten wird ihnen gesagt, dass ihre Mutter verschollen ist und vermutlich nicht mehr lebt. Vor allem die ältere Emma kann nicht glauben, dass ihre Mutter nicht mehr leben soll. Sie stellt ihren Vater in Frage und versucht in ihrem Internat und mit der Hilfe von Alecs neuer Partnerin Nachforschungen über den Verbleib ihrer Mutter anzustellen.


Meine Meinung

Abwechslungsweise aus der Perspektive von Lydia beziehungsweise Emma erzählt Dinah Jefferies die gefühlvolle Geschichte einer Familie die buchstäblich durch die Hölle geht. Die Kinder glauben, ihre Mutter wäre tot und die Mutter ist im Glauben, sie hätte ihre Kinder verloren. Im Nachwort erfährt man, dass die Autorin selber den Verlust eines Kindes zu beklagen hat, was ich sehr traurig fand und dem Buch noch mehr Tiefe verliehen hat. Doch Jefferies schont den Leser zumindest etwas. Durch den raffinierten Aufbau des Buches weiß man stets, dass die Kinder noch am Leben sind. Dennoch kann man Lydias Schmerz und Verzweiflung sehr gut mitspüren. Die Abschnitte aus Emmas Sicht sind in der ich-Form verfasst, so dass man ganz nahe an Emma dran ist und in ihre Gedanken- und Gefühlswelt blicken kann.

Mir hat der Gegensatz des heißen, bunten aber auch gefährlichen Malayas zum regnerischen, kalten und trüben England sehr gut gefallen. Die Behaglichkeit, die Fleur und Emma bei ihrer warmherzigen Granny erfahren, hat etwas über die Traurigkeit hinweggetröstet.

Die Unruhen in Malaya spielen immer wieder eine recht wichtige Rolle. Mir waren leider die Erklärungen dazu nicht ausführlich genug. Ich hätte genauer wissen wollen, wer die Rebellen sind, was genau ihre Beweggründe sind und wie ihr Vorgehen ist.

Obwohl ich generell Bücher, in denen Kindern Schlimmes zustößt, nicht gerne lese, hat mir dieses Buch gefallen. Ich wusste stets, dass Lydia ihre Kinder eines Tages mit ziemlicher Sicherheit wieder in die Arme schließen kann. Wer wissen will, ob dieser Wunsch in Erfüllung geht, muss selber zum Buch greifen.

Ich empfehle dieses gefühlvolle und spannende Buch sehr gerne mit 4 Sternen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2013
Gilbert, Elizabeth

Das Wesen der Dinge und der Liebe


sehr gut

Mir hat vor allem der Einstieg, der Henrys Leben erzählt, sehr gut gefallen, weil der Roman in diesen Abschnitten viele Züge eines historischen Reiseromans aufweist. Da ich sehr interessiert in Botanik bin, hat mich natürlich auch die Entdeckung und Kultivierung der Pflanzen sehr fasziniert. Alma mit ihrer Neugierde und ihrem Bestreben dem Wesen der Dinge auf den Grund zu gehen, stand mir deshalb anfangs sehr nahe, vor allem teile ich auch ihre Vorliebe zu Moosen und Farnen. Aber ihre zeitweilige Fixierung auf die Entdeckung ihrer eigenen Sexualität anhand von schlüpfrigen Büchern hat mich dann eher gelangweilt oder sogar abgestoßen.

Die Liebe entdeckt Alma erst recht spät und ist darüber blind, dass vielleicht auch andere Menschen in ihrer Umgebung lieben und gefühlsmäßige Bedürfnisse haben. Um der Liebe zu einem Mann auf den Grund zu gehen, tritt auch Alma eine längere Seereise in die Südsee an. Sie begibt sich nach Tahiti, wo ihr Vater einer Vanilleplantage betreibt. Diese Seereise sowie das Leben auf Tahiti haben mir sehr gut gefallen. Die unheimliche Stimmung auf See, die eigenartige Mischung aus freudiger Erregung über die neue exotische Welt, die Alma als Botanikerin natürlich das Herz erwärmt, aber auch das Unbehagen, das Alma angesichts der sehr anders artigen Mentalität der Menschen befällt, ist sehr gut nachvollziehbar dargestellt, dass man schön in diese fremde Welt eintauchen kann.

Sprachlich ist das Buch sehr angenehm zum Zuhören. Die Übersetzung ist aus meiner Sicht wirklich gelungen. Da das Hörbuch mit 1600 Minuten Länge schon sehr lange ist, war ich sehr angetan, dass es von Suzanne von Borsody gelesen wurde. Ich fand, dass das Buch selber durchaus seine Längen hat und die eine oder anderen naturphilosophischen Gedankengänge auch etwas kürzer hätten sein können. Aber ich war zu keiner Zeit müde, Suzanne von Borsodys Stimme zuzuhören. Sie verleiht dem Hörbuch einen unnachahmlichen Charme.

Ich bin mir nicht so ganz sicher, in welches Genre das Buch einzuordnen ist. Es weist einerseits wissenschaftshistorische Elemente auf. In anderen Abschnitten ist es eher ein Reiseroman. Aber insgesamt ist es die fiktive Geschichte einer Frau, die auf der Suche nach der Liebe oder vielmehr dem Wesen der Liebe ist. Für mich sind etwas viele Aspekte an Genres aufgegriffen, was für mich zu einer gewissen Langatmigkeit geführt hat.

Meine Ausgabe war die ungekürzte Lesung auf 20 AudioCDs, die einzeln in Plastikhüllen verpackt in einer wunderschön gestalteten Kartonbox angeboten werden. Ergänzt ist das Hörbuch durch ein Booklet mit sehr schönen Zeichnungen und farbigen Bildern von Blumen und Moosen sowie Informationen zur Autorin und Interpretin, zu historischen Vorbildern, nach denen Alma ausgestaltet ist, zum wissenschaftlichen Hintergrund und zur Recherche. Das Booklet stimmt einem sehr schön auf das Hörbuch ein. Wer das Buch auf einem mp3 Player oder einem Smartphone hört, greift vielleicht besser gleich zur mp3 Version, da das Aufziehen auf PC von 20 CDs doch recht langwierig ist.


Mein Fazit

Der Roman selber konnte mich nicht durchgehend überzeugen, da er für mich recht viele Längen aufweist. Aber da das Hörbuch sehr schön gelesen und gestaltet ist, erhält es von mir gute 4 Sterne und eine Lauschempfehlung.

Bewertung vom 16.10.2013
Kästner, Erich

Der Gang vor die Hunde


sehr gut

Der Gang vor die Hunde - Eine Sammlung von Karikaturen in Worten

Kästner ist wohl jedem ein Begriff, der in einem deutschsprachigen Land zur Schule gegangen ist. „Emil und die Detektive“, „Das doppelte Lottchen“, oder „Das fliegende Klassenzimmer“ sind sowohl als Lektüre als auch als Kinderfilm aus der deutschen Kinder- und Jugendkultur nicht mehr wegzudenken. Kästner als Autor für Erwachsene war mir völlig unbekannt, bevor ich „Der Gang vor die Hunde“ gelesen habe.
In diesem Buch stellt Kästner aus der Sicht des Germanisten Jacob Fabian das Leben im n der Weimarer Republik auf stark übertriebene Weise dar. Das Buch, das eigentlich keine Handlung erzählt sondern vielmehr Momentaufnahmen in unterschiedlichen Milieus darstellt fühlt sich an, wie eine Sammlung von opulent überzeichneten Karikaturen, wie man sie aus der Weimarer Republik kennt. Es geht um Freundschaft, Liebe, Enttäuschung, Sinnlosigkeit und vieles mehr. Der Gang vor die Hunde ist stark gekürzt als „Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“ im Jahr 1931 erschienen. Bei der Lektüre wird einem sehr schnell klar, warum sehr viel gekürzt werden musste. Die Welt war einfach noch nicht reif für dieses Buch. Kästners trockene und oft stark verkürzte Ausdrucksweise lässt so manche Liebes- beziehungsweise Sexszene als recht derbe erscheinen. Das Buch muss als entartete Literatur so was von gebrannt haben, bei der Bücherverbrennung im Jahre 1933.

Kästner wollte mit diesem Buch warnen. Er hat gespürt, dass sich die Welt um ihn herum nach dem ersten Weltkrieg nicht weiter erholt, sondern sich auf einen Abgrund zu bewegt. Mit dem heutigen Wissen stockt einem immer wieder der Atem aufgrund Kästners Weitblick. Dennoch meine ich zu spüren, dass sich die Geschichte noch weitaus brutaler entwickelt hat, als es Kästner befürchtet hat. Wie muss er sich rückblickend gefühlt haben, als alle seine Warnungen in den Wind geschlagen wurden und nach 1945 Deutschland in einem noch viel schlimmeren Trümmerland lag, als zu Zeiten des Fabian nach dem ersten Weltkrieg.

„Der Gang vor die Hunde“ lässt sich aufgrund der einfachen, sachlichen Sprache sehr zügig lesen. Vom Inhalt her beschäftigte es mich sehr, obwohl keine spannende Handlung erzählt wird. Die einzelnen Kapitel, die für mich eher Bilder darstellen, können auch isoliert gelesen werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mir im Laufe der Jahre das eine oder andere Bild noch mal vergegenwärtigen werde.

Im Anhang sind einige Nachworte von Kästner abgedruckt, die er zu den verschiedenen Fassungen und zu verschiedenen Zeiten verfasst hat. Ebenfalls sind detaillierte Informationen über die einzelnen Änderungen im Vergleich zu den früheren Ausgaben aufgeführt, so dass man mit der alten Fabian Ausgabe vergleichen kann. Mit „Der Gang vor die Hunde“ hat man das Werk so vor sich, wie Kästner seinen Fabian haben wollte.

Literaturgeschichtlich ein sehr interessantes Werk. Und was kann man für das tägliche Leben im Jahre 2013 daraus lernen………..damit möchte ich mich im Moment lieber nicht ausführlicher befassen. Es macht mir angesichts der „Versexualisierung“ und Verrohung unserer Gesellschaft, die ungleich schlimmer ist, als es in der Weimarer Republik der Fall war, einfach nur Angst, was kommen könnte. Ich höre Kästners Warnung und mache vorerst die Augen zu.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2013
Jary, Micaela

Das Bild der Erinnerung


sehr gut

In diesem raffiniert aufgebauten Roman erzählt Micaela Jary eine Liebes- und Familiengeschichte, die sich um ein impressionistisches Gemälde aus der Weimarer Republik rankt, das unter dem Naziregime als entartet galt und jahrzehntelang verschollen war.
Im Jahr 2010 wird das Bild in München einer Kunstgalerie zum Verkauf angeboten. Die junge Mitarbeiterin Anna Falkenberg soll ein Gutachten erstellen, damit es in eine Versteigerung aufgenommen werden kann. Doch Anna hat Zweifel, sie vermutet, dass es sich um eine Fälschung handelt. Bei Nachforschungen zur Herkunft des Bildes stößt sie auf eine Galerie Richardson in London, die das Gemälde 1961 verkauft haben soll. Anna nimmt Kontakt mit dem Galeristen auf.

Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen. Im Nachkriegsberlin 1946 taucht das Bild zum ersten Mal auf. Es gehört einer amerikanischen Armeeangehörigen, die befreundet ist mit einem britischen und einem amerikanischen Militärangehörigen, die im besetzten Berlin stationiert sind. Die beiden Männer lernen zwei junge deutsche Mädchen kennen, Felicitas und Brigitte, die ihr durch Mangel gezeichnetes Leben als Krankenschwester und Küchenhilfe bewältigen. Eine weitere Zeitebene, 1961 in England, spielt nur eine untergeordnete Rolle. In der dritten Zeitebene versucht Anna Falkenberg im Jahr 2010 dem Mysterium des Gemäldes auf die Spur zu kommen.

Anfangs hatte ich etwas Mühe, die drei Ebenen und Schauplätze gut auseinander zu halten, obwohl am Kapitelanfang jeweils angegeben ist, wann und wo wir uns befinden. Mit der Zeit ging das aber ganz gut. Durch den ständigen Wechsel und die relativ kurzen Kapitel wird Spannung aufgebaut. Es nimmt einem Wunder, was die verschiedenen Personen miteinander zu tun haben.
Das Nachkriegsdeutschland wird sehr liebevoll geschildert, untermauert mit einer Vielzahl von kleinen Details, die einem das Lebensgefühl der Menschen nahe bringen. Mich hat unter anderem eine Szene beeindruckt, in der ein Amerikaner einem deutschen Mädchen einen Marsriegel schenkt.

Ebenfalls interessant fand ich das Hintergrundwissen zum Kunsthandel und die Informationen zur „entarteten“ Kunst. Dafür fand ich die Liebesgeschichte, zumindest diejenige, die 2010 spielt, etwas zu absehbar. Entschädigt wurde ich aber dadurch, dass ich wirklich erst bis kurz vor Schluss verstand, welche Protagonisten von 1946 den Personen 2010 entsprechen.

Von der Machart her und rein mit dem Kopf beurteilt müsste ich diesem Buch 5 Sterne vergeben. Auch sprachlich gefällt mir die Ausdrucksweise von Micaela Jary ausgesprochen gut. Es konnte mich aber vom Gefühl her nicht wirklich so packen und bewegen, wie ich es mir gewünscht hätte.

Für Liebhaber von Liebesromanen mit interessantem historischem Hintergrund eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.