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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2023
Rath, Jürgen

Das Land am anderen Ende des Meeres


ausgezeichnet

Ein bewegtes (Seemann-)Leben

Cover:
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Das Titelbild zeigt ein Segelschiff auf leicht unruhiger See. Im Hintergrund Berge und dunkelblauer Himmel. Man riecht beim Anblick förmlich das Abenteuer und hat Lust, ferne Welten und dieses Leben zu erkunden.

Inhalt:
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"Ich hab so viel Lebenserfahrung in den letzten neunzig Jahren angesammelt. Also nicht bewusst angesammelt, das Leben ist so auf mich heruntergekommen. Und das soll alles umsonst gewesen sein? Ich verabschiede mich bald von dieser Welt und werde nichts weitergeben. Es ist alles urplötzlich verschwunden und vernichtet."
Jutta Steinkamp überlegt, sie zögert einen Augenblick, dann sagt sie es doch: "Glauben Sie, dass die Welt nicht weiter existieren wird, wenn Sie nicht mehr da sind?"
"Das ist ja das Problem! Ich bin weg und keiner merkt es. Nein, es ist schlimmer: Niemand weiß, dass ich jemals gelebt habe." Der alte Mann räuspert sich wieder, er wischt ziellos über die Tischdecke. "Wahrscheinlich unterscheiden wir uns nicht von den Ameisen. Wenn eine totgetreten wird, nimmt eine andere ihren Platz ein. Und wenn ich in der Kiste liege, zieht hier ein anderer alter Knacker ein, und alles geht weiter wie bisher - nur ich bin nicht mehr da."
"Das ist der Lauf des Lebens."
"Ja, das ist er wohl. Aber lohnt es sich, dafür so zu strampeln und zu kämpfen?"
Die junge Frau legt ihre Hand auf das Aufnahmegerät. "Immerhin haben wir Ihre Lebensgeschichte hier auf Kassette. Das macht Sie unsterblich."
(S. 100)

1981 hat der Autor im Seemannsaltenheim in Hamburg ein Interview mit dem damals 92-jährigen Hans S. geführt. Dieses Interview dauerte nur 2,5 Stunden, bot aber so viel Stoff, dass er viele Jahre später daraus dieses Buch schrieb. In dieser Romanbiografie führt ein weiblicher Gegenpart in Person der Studentin Jutta Steinkamp das Interview und dies sorgt an manchen Stellen für einen spannenden Dialog.

Mein Eindruck:
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Mich hat der Roman von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Zum einen ist das Leben des Protagonisten Hans so umfangreich und aufregend, dass man kaum glauben kann, dass er alles tatsächlich so erlebt hat. Schon mit 13 Jahren wollte er zur See fahren, war aber noch zu klein und fing stattdessen an, als Nietjunge zu arbeiten. Ein sehr gefährlicher Job!
Aber auch seine anderen Tätigkeiten waren nicht ohne, sowohl auf See als auch an Land erlebt er unglaubliche Abenteuer, überlebt mehrere Kriege und wechselt sogar mehrfach seine Staatsbürgerschaft. Er hat wahrlich mehrere Leben in einem gelebt! Die Form des Interviews mit der Studentin ist sehr gut gewählt. So wirken die Erzählungen authentisch und sowohl die Konstellation Mann-Frau als auch ältere versus jüngerer Generation sorgen für einige humorvolle, aber auch tiefgründige Dialoge zwischen den beiden.
Dass das Originalinterview des Autors nur 2,5 Stunden dauerte, merkt man dem Roman nicht an. Neben dem sehr gefüllten und erfüllten Leben von Hans hat der Autor aus seinen eigenen Recherchen und Erfahrungen Text zum historischen Kontext und der Seefahrt beigesteuert und dies geschickt in die Handlung eingewoben, sodass alles zu einem großen Ganzen harmoniert.
Ich habe diesen Roman sehr genossen, mit Hans mitgelitten und mitgelacht und viel über das damalige (Seemann-)Leben gelernt und auch über die entsprechenden historischen Ereignisse.

Fazit:
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Mitreißende Romanbiografie mit Humor, Gefühl und gut recherchierten Hintergründen

Bewertung vom 14.02.2023
Olson, Marc

Die Welt in der Jesus lebte. Eine Entdeckungsreise. Der Alltag vor 2000 Jahren: Kinder-Sachbuch über die Zeit, in der das Neue Testament entstand. Für kleine Zeitreisende ab 8 Jahren


sehr gut

Die Zeit, in der Jesus lebte

Gestaltung:
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Das Buchformat ist Hardcover und etwas größer als DIN A4. Die Seiten sind aus etwas dickerem Papier und durchgehend farbig bedruckt. So kann man das Buch gut auf dem Schoß oder dem Tisch durchblättern und es ist wertig verarbeitet. Pro Doppelseite wird ein Thema aus dem Alltagsleben zu der Zeit, in der Jesus lebte, aufgegriffen und mit Grafiken erklärt. Man kann das Buch mal hochkant oder mal längs halten. Dadurch kommt Abwechslung beim Stöbern auf. Die Farben sind sehr angenehm: zwar bunt, aber nicht mit zu knalligen Farben. Optisch ist das Buch sehr gelungen!

Mein Eindruck:
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In diesem Buch werden Kinder (aber auch Erwachsene!) eingeladen, das Alltagsleben von Jesus kennenzulernen, um so die Bibel aus ihrem Kontext heraus besser verstehen zu können. Die Themen sind sehr vielfältig gewählt: Angefangen von der Gesellschaftsstruktur über die Kleidung, Nahrung und Reisemethoden der Menschen bis hin zu Gesetzen, Strafen, dem Umgang mit Tod uvm. werden alle wichtigen Dinge erklärt.

Ich habe das Buch mit meiner neunjährigen Tochter gelesen. Nachdem wir ursprünglich das Buch kapitelweise lesen wollten, sind wir jedoch schnell davon abgekommen, da sich dies als anstrengend und nicht zielführend erwies. Die Absicht, pro Doppelseite ein Thema abzuhandeln, gefiel uns sehr gut, dadurch hat man alles kompakt vor Augen. Die Schrift ist dadurch jedoch relativ klein geraten. So ist das Lesen/Vorlesen recht schwierig, vor allem an Stellen, an denen der Text auch noch schwarz auf dunklem Untergrund ist wie z. B. am unteren Ende der Gesellschaftspyramide.

Das Buch ist schön aufgebaut, liefert jede Menge spannende Informationen und doch empfinde ich es an manchen Stellen als nicht "rund". Sicherlich kann hier nicht alles umfassend beantwortet werden und für Kommunionsunterricht, Religionsunterricht oder andere ähnliche Gruppen ist es super, um Denk- und Diskussionsanstöße zu liefern. Aber die Übergänge zwischen den Informationen sind m. E. etwas holprig an manchen Stellen und warfen bei uns zusätzliche Fragen auf. Es eignet sich daher m. E. nicht, dass Kinder es ganz alleine lesen oder es einfach nur so vorgelesen wird. Man braucht auf jeden Fall immer noch Zeit, um zusätzlich einige Dinge zu recherchieren und im Dialog/Gespräch zu klären.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man für den Gruppenunterricht eine Doppelseite als Plakat kopiert und diese als Gesprächsbasis verwendet.
Aufgrund der schönen Gestaltung und des Faktenreichtums kann ich das Buch jedem ans Herz legen, der den Alltag von Jesus und somit die Bibel besser verstehen möchte und auf jeden Fall allen, die religiöse Gruppengespräche mit Kindern führen möchten.

Fazit:
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Faktenreiches und wunderschön illustriertes Sachbuch zum Alltag von Jesus

Bewertung vom 14.02.2023
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1


gut

Gauner gegen Gauner im Urlaubsparadies

Gestaltung:
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Das Titelbild deutet sehr auf einen Cosy Crime hin. Die Hand in den Farben der französischen Flagge, darauf die Silhouette eines Mannes, im Hintergrund die Côte d’Azur. Die Farben Frankreichs spiegeln sich auch beim Hardcover wieder, das mit gleich zwei Lesebändchen (ein rotes und ein blaues) daherkommt. Optisch schon sehr wertig und nett gestaltet.

Inhalt:
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Guillaume Lipaire ist ursprünglich Deutscher und hieß Wilhelm Liebherr, bevor er vor vielen Jahren mit seiner damaligen Frau nach Frankreich an die Côte d’Azur zog. Mittlerweile ist er alleinstehend und verdient sich seinen Lebensunterhalt damit, die Immobilien samt Inventar der Reichen und Schönen zu verwalten. Zusätzlich hat er noch einen illegalen Zusatzerwerb, indem der die zeitweilig leer stehenden Häuser untervermietet, ohne das Wissen der Besitzer.
Bei einer Endreinigung stößt er mit seinem Freund Karim im Haus einer Adelsfamilie auf eine Leiche. Sie wittern die Möglichkeit, durch Erpressung an das große Geld zu kommen. Doch erst mal die Leiche loszuwerden und herauszufinden, worum es eigentlich geht, erweist sich als gar nicht so einfach und im Laufe der Zeit schließen sich ihnen weitere Mitwisser an: Eisverkäuferin und Tochter des Bürgermeisters Jaqueline, Ex-Soldat Paul, Delphine, die jedes Handy knackt und die Seniorin Lizzy mit ihrem Pudel. Gemeinsam nennen sie sich "Die Unverbesserlichen" und spielen dabei ein Katz- und Mausspiel mit dem Gegner.

Mein Eindruck:
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Ich hatte zuvor noch kein Buch des Autorenduos gelesen und die Beschreibung klang sehr spannend. Das reale Setting in dem malerischen Städtchen Port Grimaud ist gut gewählt und man erfährt nebenbei so einiges über die Region. Die Geschichte beginnt spannend mit dem Leichenfund, wird aber zwischendurch sehr in die Länge gezogen. An einigen Stellen waren die Dialoge sehr amüsant und der Versuch, die Leiche zu verstecken bzw. zu entsorgen, erinnerte mich an Filme wie "Immer Ärger mit Harry". Ab der Mitte des Romans nimmt dann das Rätselraten um den Schatz und die gegenseitige Jagd der Unverbesserlichen und der Adelsfamilie der Vicomtes mehr Raum ein und es wird etwas actionreicher.

Anfangs sind die sechs Unverbesserlichen nur ein Haufen zufällig zusammengekommener Menschen, die eher auf der Schattenseite des Lebens stehen und augenscheinlich nicht viel gemeinsam haben, als finanziell gerade so über die Runden zu kommen und die lieber ein besseres Leben führen würden. Mit der Zeit wächst die Gruppe aber zusammen und es gefiel mir, wie sie sich bis zum Ende zusammenraufen.

Insgesamt hätte man die Handlung deutlich straffer erzählen können. Oftmals plätscherte sie vor sich hin und es kam mir zu häufig vor, dass Karim das Mädchen Jaqueline anhimmelt oder bei Guillaume betont wird, dass er immer noch sauer auf Paul ist aus Gründen, die in der Vergangenheit liegen. Das wiederholte sich einfach zu häufig und nervte mich. Der Roman ist stellenweise schon sehr klamaukig und die Charaktere überspitzt dargestellt. Das Ende ist zwar abgeschlossen, lässt aber Fragen für einen weiteren Teil offen. Ich bin mir unsicher, ob ich der Reihe noch eine Chance geben soll. Zeitweise war ich gut unterhalten, zeitweise gelangweilt. Daher liegt mein Urteil bei mittelmäßig.

Fazit:
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Sehr klamaukige Gaunerkomödie mit Urlaubsfeeling und wenig Spannung

Bewertung vom 06.02.2023
Child, Lauren

Clarice Bean und die Weihnachtswichtel


ausgezeichnet

Clarice Bean und der Geist der Weihnacht

Gestaltung:
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Das Buch ist ein Hardcover, bei dem sowohl der Schutzumschlag als auch das Buch selbst von außen bedruckt sind. Das Titelbild mit Clarice vor dem Weihnachtsbaum wirkt sehr liebevoll und macht neugierig auf den Inhalt. Insgesamt ist das Buch wunderschön und sehr wertig verarbeitet.

Inhalt:
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Clarice Bean ist ein Mädchen, das mit ihren Eltern, ihrem Opa, zwei Brüdern, einer Schwester und dem Hund Zement zusammen in einem Haus wohnt. Auf Weihnachten freuen sich alle immer sehr und wichtig ist dabei, dass der "Geist der Weihnacht" dabei nicht aus den Augen verloren wird. Doch das ist gar nicht so einfach, denn wie so oft geht im Stress der Vorbereitungen für dieses Fest so einiges schief.

Mein Eindruck:
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Ich kannte von Lauren Child nur die "Lola"-Serie, die meine Tochter genauso liebt wie ich. Clarice kannten wir bisher noch nicht, aber die Zeichenart ist genauso spielerisch liebevoll wie die von Lola. Obwohl dies der vorletzte Band der Reihe ist, sind wir gut eingestiegen, denn zu Beginn stellt Clarice ihre ganze Familie einmal vor und alle anderen wichtigen Personen wie ihre beste Freundin Betty Moody und deren Eltern oder andere Personen werden im Kontext kurz erläutert.

So fühlte man sich gleich zu Hause bei Clarice. Das ganze Buch ist durchgängig farbig illustriert und die Schrift ist spielerisch angepasst an einigen Stellen. So sind einige Ausdrücke fett gedruckt oder passend platziert in eine Grafik. Das erschwert an manchen Stellen das Vorlesen, aber trotzdem gefiel uns diese Gestaltung, da es optisch gut passte und den Text auflockerte.
Lustig ist auch die "Buch im Buch"-Handlung, da Clarice und ihre Freundin beide Ruby-Redfort-Fans sind, eine Fernsehserie, die auf einer anderen Reihe der Autorin Lauren Child basiert.
Wir haben uns das ganze Buch hinweg gut amüsiert. Die kleinen Katastrophen bei den Weihnachtsvorbereitungen wie der riesige Tannenbaum, der den kleinen Bruder unter sich begräbt, das Truthahnmalheur oder die vertauschten Weihnachtspakete und noch mehr. Schön fanden wir, dass letztendlich die ganze Familie alles mit einer gewissen Gelassenheit und mit Humor nimmt, sodass es trotzdem noch ein schönes Fest für alle wird.

Fazit:
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Eine warmherzige und lustige Weihnachtsgeschichte mit schönen und witzigen Illustrationen. So kommt Weihnachtsfreude auf!

Bewertung vom 06.02.2023
Steingäßer, Jana

Hannahs Reise


sehr gut

Eine Reise mit dem Wasser

Cover:
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Die zwei Mädchen auf den Kamelen wecken Abenteuerlust und machen neugierig, welche Reise sich dahinter verbergen mag. Auch die Kröte mit der Sprechblase ist klasse, es verleiht dem Buch einen Anstrich von Humor.

Inhalt:
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Bei der Krötenrettung zusammen mit ihrem älteren Bruder Mio und ihrer jüngeren Schwester Frieda wird Hannah von einer Kröte angepinkelt. Als sie sich ekelt, wendet ihr Bruder ein, dass sie letztendlich Krötenurin auch trinken würde mit Verweis auf den Wasserkreislauf. Darüber kommen die Geschwister in eine Diskussion und zur besseren Veranschaulichung der Themen Wasserkreislauf, Wasserknappheit und Klimawandel nutzt ihre Mutter die Osterferien, um sie auf eine Reise mitzunehmen.
So fahren sie auf einem fast ausgetrockneten Fluss in Italien, erkunden die Bewässerung von Erdbeerfeldern in Spanien, reisen auf Kamelen durch die Wüste Marokkos, lernen viel über Wassergewinnung in Israel und Jordanien, erforschen Frankreichs Meer auf einem Umwelt-Forschungsschiff und vieles mehr.

Mein Eindruck:
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Ich habe das Buch mit meiner 9 Jahre alten Tochter gemeinsam gelesen. Der Einstieg in die Geschichte war sehr lustig und die Kröte zu Beginn der Geschichte taucht immer wieder mit kleinen, witzigen Kommentaren auf, was die Geschichte auflockert. Hannah reist mit Ihrer Mutter und den Geschwistern auf möglichst umweltfreundliche Weise, wobei der Leser leider konkret im Unklaren bleibt, wie genau sie von einem ins nächste Land gelangen. Die Übergänge zwischen den Ländern sind an einigen Stellen etwas abgehackt und gegen Ende der Reise fehlt auf einmal ein Familienmitglied ohne Nennung eines konkreten Grundes.
Die Reise selbst ist sehr spannend, die Kinder erleben einiges, lernen viele Einheimische kennen und bei der Erkundung der Länder bekommen sie viele unterschiedliche Aspekte vermittelt zu den verschiedenen Problematiken der Wasserverfügbarkeit: ausgetrocknete Flüsse durch Klimawandel, dass der Anbau bestimmter Lebensmittel besonders in Ländern erfolgt, in denen ohnehin Wasserknappheit herrscht und künstliche Bewässerung dieses Problem verschärft. Auch die Meeresverschmutzung oder die Gewinnung von Wasser durch bestimmte Techniken in wasserarmen Ländern wird erwähnt. Die Reise wird durch viele Fotos dokumentiert und Infokästen mit weiteren Erläuterungen tragen zum besseren Verständnis bei.
Am Ende gibt es noch einige Tipps von Hannah und der Kröte, wie man Wasser sparen und sich für den Umweltschutz engagieren kann. Dabei gefiel uns besonders gut, dass Wert darauf gelegt wurde, das Thema nicht zu verbissen anzugehen: "Jede kleine Idee ist super, aber die wichtigste Zutat für alle Projekte ist und bleibt, dass es dir dabei gut geht." (S. 151)

Fazit:
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Umweltschutz und Folgen des Klimawandels auf den Wasserkreislauf anschaulich und spannend dargestellt mit viel Wissen und Lösungsansätzen

Bewertung vom 05.02.2023
Alber, Marcel Anthony

Von Musen und Schmetterlingen


gut

Musen, Schmetterlinge und ihre Bedeutung für die Menschen

Cover:
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Das Titelbild ist wunderschön und verführt den Leser gleich zum Träumen. Es lockte mich an mit seinen bunten Farben und macht einen definitiv neugierig.

Inhalt:
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"Alles, was du im Moment zu wissen brauchst, ist, dass I&I für „Inspizieren & Inspirieren“ steht, denn genau das ist das Grundrezept unseres Jobs. Wir sind die Schutzgöttinnen der Künste, Inspirationsquellen für Dichter und Denker – Musen, wie sie im Buche stehen! (Das Geschäft der Kreativität hat sich in den letzten Jahrhunderten ein klein wenig verändert, also nicht wundern, wenn unsere Routine nicht mehr ganz auf mythologischen Begebenheiten beruht. Die Digitalisierung hat auch uns voll erwischt). Und falls du noch nicht von selbst drauf gekommen bist: Ich bin Milly. Hi, freut mich dich kennenzulernen!"

Die Muse Milly arbeitet für die I&I GmbH. Als sie zusammen mit ihren Kollegen zufällig ein kleines, krankes Mädchen namens Honig sieht, deren Vater mitten in der Geschichte abbricht, wird sie ausgesendet zusammen mit dem Schmetterling Zuzu, um die Geschichte und somit das Leben von Honig zu retten.
Doch ihre Reise ist nicht ungefährlich, denn die Musen haben sich einige Feinde gemacht ...

Mein Eindruck:
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"Was dir bevorsteht, wird nicht einfach sein. Es ist etwas in Honigs Körper, etwas Gemeines, das sich unaufhaltsam bis zum Herzen schleicht. Das Ende der Geschichte, nur darin steckt der Schlüssel zur Rettung ihres Lebens. Das verspreche ich dir. Der Vater, er ... es wird einiges kosten, ihn zu inspirieren. Aber du musst es schaffen. Du musst, hörst du? Es wird ihr Leben retten."

Mir hat der Schreibstil zu Beginn sehr gut gefallen. Milly redet direkt mit dem Leser und spricht ihn mit "Du" an, dadurch fühlt man sich mitten im Abenteuer. Milly ist etwas überheblich und frech, aber sie hat auch ein gutes Herz und nimmt ihren Job sehr ernst. Ich mochte sie sehr gerne.
Der Autor hatte hier eine sehr gute Grundidee für eine fantasievolle Geschichte, die sehr spannungsvoll erzählt werden könnte. Außerdem werden hier viele interessante, manchmal fast philosophisch anmutende Ideen zum Thema Literatur, Musen und Schriftstellerei verarbeitet, wie z. B. den inneren Schweinehund, das Phänomen der Prokrastination und noch mehr. Teilweise hat es mich zum Schmunzeln gebracht, teilweise hat es die Geschichte aber auch künstlich in die Länge gezogen, sodass die eigentliche Geschichte um Honig und ihren Vater in den Hintergrund trat und sich Spannung an vielen Stellen nicht eingestellt hat. Das Buch zog sich teilweise wie Kaugummi, weil der rote Faden verloren ging und einige Handlungsstränge verwirrten mich. Das Ende hat mich leider auch etwas unbefriedigt zurückgelassen.

Fazit:
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Viele interessante Ideen aus dem Bereich der Schriftstellerei - leider ausschweifend und wenig spannungsreich erzählt

Bewertung vom 05.02.2023
Gaw, Andreas

Ein gut gemeinter Rat zum Morden (eBook, ePUB)


sehr gut

Abgedrehter Schwedenkrimi

Cover:
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Das Titelbild gefiel mir sehr gut. Durch den Elch merkt man gleich, dass es um Schweden geht und die Zielscheibe als "O" finde ich für einen Krimi sehr gelungen.

Inhalt:
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Vanessa und Chris sind als deutsches Paar vor Jahren nach Schweden ausgewandert. Doch die Ehe läuft nicht so gut, Christ neigt manchmal zu psychischer, aber auch physischer Gewalt. Nach einem Streit liegt Chris plötzlich tot unten an der Kellertreppe. Ist er von alleine gefallen oder wurde er gestoßen? Vanessa kann sich nicht so genau erinnern. Doch als sie sich durch Zufall in einem Forum von gedemütigten Frauen anmeldet, wird sie durch ein Missverständnis plötzlich zur Ratgeberin, wie man den nicht mehr gewünschten Ehemann um die Ecke bringt. Und als sei das nicht schlimm genug, ist ihr auch die ehemalige Geliebte von Chris auf den Fersen, um sie zur Rede zu stellen.

Mein Eindruck:
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"Chris donnerte einfach auf die Stufen und glitt dann, mit dem Kopf voran, auf dem Rücken liegend, die Stiege hinunter bis zum Flurfußboden. Doink, doink, doink. Stufe für Stufe. Wie der kleine dicke Mann aus Paulchen Panther, wenn er zum Beispiel hinter einem Laster hergezogen wird. Doink. Doink. Er dotzt ein paarmal auf und kommt dann irgendwann zur Ruhe."

Der Anfang war etwas gemächlich und von der Sprache gewöhnungsbedürftig. Vanessa ist eine Frau, die eher negative Erfahrungen mit Männern gemacht hat. In ihrer Welt sind Männer immer Sex lüstern und fühlen sich den Frauen überlegen. Und leider findet sie ihre Theorie auch immer wieder bestätigt. Die gesamte Handlung ist aus ihrer Sicht beschrieben und manches Mal habe ich mich etwas schwergetan mit der vulgären Sprache. Aber in gewisser Weise passt dies auch gut zu ihrer Welt.

Der Humor in diesem Krimi ist schon etwas makaber, Vanessa stolpert teilweise unfreiwillig von einem Todesfall zum nächsten und muss schließlich selber um ihr Leben bangen. Ich fühlte mich zeitweise an die Art und Weise der Netflix-Serie "Dead to me" erinnert, deren schrägen Humor ich sehr schätze.
Die Handlung ist schon deshalb spannend, weil immer die Ungewissheit über allem schwebt, ob es nun Mord oder ein Unfall war, der Chris den Tod einbrachte. Aber auch die anderen Todesfälle und Vanessas neuer Geliebter bringen einige überraschende Wendungen in die Geschichte ein und bis zu einem völlig abgedrehten, aber phänomenalen Showdown spitzt sich die Situation immer weiter zu, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Was mir auch gut gefiel, war, dass viele schwedische Sprachausdrücke und Gewohnheiten in die Handlung eingewoben wurden, sodass man nebenher noch einiges über die Lebensweise und den Alltag der Schweden erfährt.

Der Humor ist schon unerwartet schräg und der Krimi spielt mit allen Klischees zum Thema Sex, Frauen und Männer und benutzt auch häufig eine recht vulgäre Sprache. Wenn man sich jedoch darauf einlässt und Schrägheit mag, wird man hier gut unterhalten.

Fazit:
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Ein Schwedenkrimi der anderen Art mit Spannung, Klischees, makaberem Humor und teils vulgärer Sprache

Bewertung vom 01.02.2023
Marantz, Mary

Aus dem Staub erhebst du mich (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Trailer-Mädchen

Inhalt:
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"Also, ja, ich habe von klein auf gewusst, dass ich auf die eine oder andere Weise aus diesem Trailer herauskommen und ein anderes Leben führen würde, was auch immer ich dafür tun müsste, um es zu schaffen. Aber zu sagen, das Mädchen von damals bin nicht mehr ich – nun, das wäre falsch. Alles, was ich bin, beginnt und endet mit diesem Trailer. Und wo auch immer ich hingehe, wer auch immer ich auf dem Weg geworden bin: Ich trage diesen Trailer in mir."

Mary wächst in einem Trailer auf, der im Garten ihrer Großmutter Goldie steht (Eine Art Mobile Home). Ihr Vater stammt aus einer Familie von Holzfällern und Bergarbeitern, was typisch für die Gegend West Virginias ist. Der Vater arbeitet als Holzfäller fast rund um die Uhr, dennoch kommt die Familie gerade so über die Runden, Mary wächst mit Armut, aber auch viel Liebe auf. Aus ihr soll etwas Besseres werden als ihre Eltern und tatsächlich schafft sie es, einen sehr guten Schulabschluss zu haben und in Yale ihr Jura-Studium mit Bravour abzuschließen. Dennoch hadert sie stets mit ihrer Vergangenheit, schämt sich und kommt nicht mit sich ins Reine. Doch durch ihren Glauben an Gott und mit Hilfe anderer Christen wird sie mit ihrer Vergangenheit versöhnt.

Mein Eindruck:
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"Mir wurde klar: Wenn ich meine Geschichte irgendwie über Nacht ändern könnte, dafür aber einen Teil der freundlichen, sanften, einfühlsamen Person aufgeben müsste, die sie aus mir gemacht hat – nun, das wäre ein Handel, den ich nicht mehr eingehen wollte. Und wenn ich jetzt zurückblicke, hätte ich, wenn Gott mir diesen magischen Wunsch gewährt hätte, so viel verpasst, was er noch für mich auf Lager hatte. Ich sah nur ein Kapitel und wünschte mir ein anderes Buch. Jeder Satz fühlte sich wie eine Gefängnisstrafe an. Jedes Adjektiv beschrieb die falsche Art von Szene. Ich fühlte mich wie eine Hintergrundfigur in meinem eigenen Leben. Die letzte Seite schien mir bereits festgeschrieben.
Aber wir lernen, der Geschichte zu vertrauen, wenn wir lernen, dem Autor zu vertrauen. Und er ist noch nicht fertig mit der Story."

Mich hat diese Story sehr berührt. Der erste Teil handelt von der Mary IM Trailer, der harten Kindheit in Armut, dem Verlassenwerden durch die Mutter, die harten Schicksalsschläge für die Familie und dem stetigen Bestreben, sich anzustrengen, um ein besseres Leben als Erwachsener führen zu können. In diesem Teil spielt Gott eher eine untergeordnete Rolle, er wird als Freund Marys erwähnt und ihre geliebte Großmutter Goldie bringt ihr Gott nahe, indem sie Mary jeden Sonntag in die Kirche mitnimmt.
Doch erst als es um die Mary NACH dem Trailer geht, die auszieht in die weite Welt, um Jura zu studieren, ihren späteren Ehemann kennenlernt und durch eine christliche Gemeinschaft lernt, sich selbst und ihre Vergangenheit anzunehmen, nimmt ihr Glaube eine Schlüsselrolle ein.
Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, denn Mary nimmt den Leser mit auf ihre Lebensreise durch direkte Ansprache, als würde sie einem Freund ihre Geschichte im persönlichen Gespräch offenbaren. Marys Sprache ist dabei sehr bildhaft, häufig verwendet sie Bilder aus Filmen oder Vergleiche mit Handlungen aus bekannter Literatur. Ich konnte mich gut in sie hineinfühlen und ihre Lebenssituation und die Motivation für ihr Streben nach Besserem gut nachvollziehen. Manchmal trieb es mir Tränen in die Augen, vor allem als es um die Trauer um ihre später verstorbene Großmutter geht. Manchmal habe ich geschluckt, wenn sie beschrieb, welche Unfälle und physischen Verletzungen sie oder ihr Vater in einigen Situationen davontrugen. Aber manchmal habe ich auch geschmunzelt und gelacht, denn auch für fröhliche Momente gab es Raum.
Am Ende des Buches gibt es einige Bilder aus dem Familienalbum, die das Erzählte sehr gut veranschaulichten.

Marys Karriere, aber auch ihr Mut, sich entgegen der allgemeinen Erwartungen zu verhalten, hat mich sehr beeindruckt. Ihre Geschichte zeigt, dass die Herkunft einen prägt, aber nicht zwingend den weiteren Lebensweg bestimmt und dass es wichtig ist, den Mut zu haben, sich selber zu finden und zu sich zu stehen. Und Gott und seine Liebe können uns dabei helfen, wenn wir es zulassen.

Fazit:
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Vergangenheit und Gegenwart eines Lebens gehören zusammen und Gott hilft uns, beides anzunehmen und zu erkennen, wer wir wirklich sind

Bewertung vom 01.02.2023
Meyer-Selbach, Nils

AHRENSMORD


sehr gut

Mörderisches Ahrensburg

Cover:
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Das Ahrensburger Schloss als Wahrzeichen der Stadt durch eine dunkle, zerbrochene Scheibe ist die passende Einstimmung für diese Sammlung von Kurzkrimis. Man weiß gleich, wo man sich befindet und die leicht düstere Atmosphäre baut Spannung und Vorfreude auf.

Inhalt:
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In diesem Band sind 20 Kurzkrimis vereint, die alle in Ahrensburg spielen.

Mein Eindruck:
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Besonders gut hat mir die Karte der Stadt Ahrensburg gefallen zu Beginn des Buches. Selbst wenn man noch nie dort war (so wie ich), findet man sich gleich zurecht und kann die Orte in den Geschichten gleich wiederfinden.
Die Autoren kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen, einige schreiben professionell, einige nebenberuflich. Auch altersmäßig findet man hier ein breites Spektrum, die jüngsten Autorinnen sind die Töchter des Herausgebers, und obwohl sie erst 10 und 16 Jahre alt sind, haben sie mich mit ihrem ersten Krimi sehr beeindruckt! So unterschiedlich die Autoren, so unterschiedlich auch die Krimis. Was alle Krimis vereint, ist die Liebe zur Stadt Ahrensburg. Man merkt, dass die Autoren sich dort auskennen und jede ihrer Geschichten eine Hommage an bestimmte Orte der Stadt ist. So habe ich neben den spannenden Mordgeschichten auch jede Menge interessante Details über die Stadt erfahren.

Bei jeder Geschichtensammlung ist es schwierig, dass alle Erzählungen den Geschmack des Lesers treffen. So gab es auch hier ein paar, die mir nicht so gut gefielen, weil ich die Handlung etwas skurril oder die Auflösung nicht schlüssig fand. Daher kann ich keine volle Punktzahl vergeben, aber der überwiegende Teil hat mich mit Spannung und auch mit einer Prise Humor gut unterhalten. Ich freue mich auf den geplanten zweiten Teil der Ahrensburg-Morde!

Fazit:
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20 Kurzkrimis, die in Ahrensburg spielen mit Spannung, Humor und informativen Details über die Stadt

Bewertung vom 11.01.2023
Claybourne, Anna

Der Himmel am Tag und in der Nacht


ausgezeichnet

Umfassende Himmelsbetrachtung

Gestaltung:
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Optisch ist das Buch wunderschön und clever gestaltet. Es ist in der Mitte geteilt und man kann von beiden Seiten anfangen zu lesen: Entweder man starte auf der Tages- oder der Nachtseite. Das Buch ist ganzseitig farbig illustriert und einige Objekte auf der Vorder- und Rückseite sind leicht glänzend hervorgehoben. Hier wurde viel Liebe fürs Details und Mühe investiert.

Inhalt:
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Betrachtet man den Himmel genau, kann man viel entdecken, sowohl bei Tag als auch in der Nacht: Nicht nur technische Flugobjekte wie Heißluftballons, Zeppeline, Flugzeuge u. a., sondern auch Himmelskörper, Wolken, Insekten und vieles mehr. Dieses Buch zeigt, wie vielfältig der Himmel sein kann und und vermittelt viele Informationen.

Mein Eindruck:
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Wie bereits erwähnt, war ich verzaubert durch die geniale und liebevolle Gestaltung des Buches. Schon die beiden Cover-Seiten geben einen guten Überblick und dennoch war auch ich als Erwachsener erstaunt, wie viel es am Himmel zu entdecken gibt. Dabei wird auf jeder Doppelseite ein anderes Thema behandelt. Es geht um die Himmelsfärbungen, altertümliche Vorstellungen über den Himmel, den Wasserkreislauf, verschiedene Wetterformen und Himmelsrätsel, aber auch um die vielen Lebewesen, die den Himmel bevölkern wie Insekten oder Vögel.
Und nicht zuletzt sieht man auch viele technische Körper wie Flugzeuge oder gar Hoverboards oder Flugautos. Doch auch andere Aspekte werden beleuchtet, wie z. B. Planeten, Sterne oder Satelliten. Der Himmel hat so viele Facetten zu bieten, dass auch viele für mich nicht naheliegende Dinge dabei waren. Zu jedem Thema gibt es exemplarisch gute Beispiele, die sowohl illustriert als auch in kompakten Abschnitten erläutert werden.
Es gibt viel zu entdecken und auch einige Fun Facts und Experimente, die auch meinen Horizont erweitert haben. Das Buch ist also nicht nur was für Kinder!

Fazit:
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Die Vielfalt des Himmels entdecken mit informativen Fun Facts und Experimenten und wunderschön illustriert!