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anushka

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Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2008
Bambaren, Sergio

Die Bucht am Ende der Welt


sehr gut

Sergio Bambaren reist nach einem anstrengenden Arbeitsjahr nach Tobago um dort zu surfen. Doch als er dort ankommt, ist weit und breit keine Welle in Sicht. Auf den Vorschlag einer einheimischen Kellnerin hin beschließt er, zu tauchen. Unter der Meeresoberfläche findet er endlich die Ruhe, die er schon lange braucht und Antworten auf Fragen, die er sich schon lange gestellt hat.

"Die Bucht am Ende der Welt" ist kein klassischer Reisebericht, der die bereisten Orte und Anekdoten im Umgang mit den Einheimischen schildert, sondern es ist der Bericht einer Reise zu sich selbst. Da das Buch lediglich 125 Seiten lang ist, kommt Bambaren recht schnell zu seinen unerwarteten Tauchgängen, um die es sich auch fast ausschließlich im Rest des Buches handelt. Dabei schildert er die Unterwasserwelt in wunderschöner Sprache und bildgewaltig, sodass auch allein beim Lesen die Zeit stehen bleibt. Ich finde, für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, damit sich die Ruhe und Ausgeglichenheit der geräuschlosen Schönheit unter Wasser beim Lesen übertragen kann und doch ist das Buch sehr schnell gelesen. Unterstützt werden Bambarens Schilderungen durch acht Farbfotos, die ich jedoch teilweise unnötig fand, da sie zum einen an den Stellen, an denen sie eingefügt wurden, fehl am Platz wirkten (weil sie thematisch nicht passten), zum anderen aber auch nicht annähernd die Schönheit des Gesehenen wiedergeben können. Der Autor selbst schreibt, man muss alles mit eigenen Augen gesehen haben.
Völlig euphorisch ist der Autor von seinen Erkenntnissen, die er auf seinen Tauchgängen sammelt und die sein Leben in Zukunft verändern sollen. Da das Buch recht kurz ist, folgt eine Weisheit der anderen sehr dicht aufeinander. Aufrufe wie "Sei du selbst! Befreie dich von deinen Fesseln. Es liegt ganz allein an dir." wirken sehr abgedroschen und die Suche nach dem Sinn des Lebens mag kitschig klingen. Und doch beschäftigt sie die Menschen schon seit Jahrtausenden. Bambarens Werk hat beim Lesen sehr auf mich abgefärbt und sein Abstreifen der Zivilisation hat auch in mir ein Gefühl der inneren Ruhe ausgelöst. Ich habe selbst schon Orte erlebt, die außerhalb jeder Zeit zu liegen scheinen und deren Einwohner im Hier und Jetzt leben und sich nach nichts weiter sehnen, als dass das Leben so bleibt, wie es ist. Daher kann ich Bambarens Begeisterung und Euphorie vollkommen nachvollziehen. Ein bißchen weniger "Weisheit für jedermann" hätte dem Buch allerdings nicht geschadet und ist daher kein Buch für jeden Geschmack. Auch werden Leser auf der Suche nach einem Reisebericht über Tobago sehr enttäuscht sein. Dennoch hat es mir persönlich sehr gefallen und gut getan.
anushka aus Berlin

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2008
Barclay, Linwood

Dem Tode nah


ausgezeichnet

Der 17jährige Derek ist mit dem Nachbarsohn Adam Langley befreundet. Als Adam und seine Eltern in Urlaub fahren, versteckt sich Derek in deren Keller und läßt sich dort einschließen. Er will das Haus in der Abwesenheit der Familie Langley als Liebesnest für sich und seine Freundin nutzen. Doch unerwartet kehren die Langleys noch am selben Abend zurück und während Derek noch überlegt, wie er das Haus am besten unbemerkt verlassen kann, fallen in den Räumen über ihm Schüsse. Derek erzählt seinen Eltern zunächst nicht, dass er Zeuge eines Dreifachmordes wurde, doch die Spurensicherung bekommt schnell heraus, dass an seiner Aussage etwas nicht stimmen kann und so fällt der Verdacht auf ihn. Dereks Vater, aus dessen Sicht die Geschichte ab dem ersten Kapitel erzählt wird, versucht alles, um die Unschuld seines Sohnes zu beweisen. Nach und nach deckt er dabei die dunklen Geheimnisse der verschiedenen Bewohner der Kleinstadt Promise Falls und auch seiner eigenen Frau auf. Wer hätte das stärkste Motiv, die Langleys zu töten?

Bereits das erste Buch ("Ohne ein Wort") von Linwood Barclay fand ich sehr spannend. Daher habe ich schon auf das neue Buch hingefiebert und wurde nicht enttäuscht. Nach dem Prolog, der die Ausgangssituation erläutert, flaut die Spannung erst einmal ab, um die Charaktere und deren Verhältnis zueinander vorstellen zu können. Doch relativ schnell nimmt das Buch wieder Fahrt auf und man muss sich bewusst daran erinnern, das Atmen nicht zu vergessen, weil man am Ende zahlreicher Kapitel die Luft vor Spannung anhält. Thematisch ist dieses Buch anders als das erste, die Handlungsmuster gleichen sich jedoch. Auch literarisch ist das Buch nicht gerade anspruchsvoll und einige Phrasen tauchen gehäuft auf. Dadurch ist der Lesefluss jedoch gewährleistet und das Buch sorgt für etliche kurzweilige Lesestunden. Linwood Barclay konnte mit diesem Buch nahtlos und erfolgreich an sein Debüt anknüpfen. Auch "Dem Tode nah" ist sehr spannend und der Täter nicht sofort enttarnt, sondern durch die sukzessive Aufdeckung der einzelnen Geheimnisse und möglichen Motive rücken immer wieder verschiedene Personen als potentielle Täter in den Mittelpunkt. Das Ende ist so kaum vorhersehbar. Fazit: gelungen, sehr spannend und für alle Thriller-Fans absolut empfehlenswert.
anushka aus Berlin

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.