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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2183 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2025
Würger, Takis

Für Polina


sehr gut

Hannes

Für Polina ist eine große, leidenschaftliche Liebesgeschichte. Schon als Junge, ist das musikalische Wunderkind Hannes in Polina verliebt. Kurzen Annäherungen folgt jahrelanger Trennung. Doch Hannes, der zwischendurch das Klavierspiele aufgibt, sucht noch lange nach ihr. Seine tiefen Gefühle für Polina sind unvergänglich.

Takis Würger spielt ein wenig mit Klischees, wie er es schon in Stella getan hat, und er macht das so geschickt, dass es sich beim Leser verfängt. Da sind zum Beispiel die großartigen Nebenfiguren, die einem länger im Gedächtnis bleiben sollten.
Hannes ist keine ganz einfache Hauptfigur. Anfangs zaudernd, sind sowohl sein Talent als auch seine Liebe zu Polina sein Lebensmittelpunkt, aber er kann sich da schlecht ausdrücken. Deswegen ist sein Weg kein leichter.

Viel Atmosphäre durchzieht den dichten Text. Hannes starke Gefühle sind von Kontinuität geprägt.

Bewertung vom 25.02.2025
Moll, Sebastian

Das Würfelhaus


ausgezeichnet

Heinz und Erika
Das Würfelhaus ist ein intelligentes Sachbuch mit autobiografischen Bezug, aber über das Individuelle hinaus übertragbar.
Sebastian Moll reise 2009 aus New York zurück nach Frankfurt, um sein Elternhaus aufzulösen, nachdem auch die Mutter gestorben war. Der Vater, 1927 geboren, war schon Jahre vorher verstorben.
Doch diese Aufgabe wird zu einem Auseinandersetzen mit den Eltern und ihren Rollen in Kriegs- und Nachkriegszeit. Sie waren keine Täter, da auch zu jung, aber gläubige Mitläufer. Der Autor widmete sich besonders dem Vater, der als Jugendliche begeisterter HJ war. Er war aber gebildet und auch intellektuell ausgerichtet, es gab z.B. einige Gedichte und Briefe, die er schrieb. Gegen Kriegsende war er Flaghelkfer, ging zur Marine und war dann noch kurz in Kriegsgefangenschaft.
Sebastian Moll stellt viele Bezüge her, z.B. zu Klaus Theweleits Männerphantasien.
Der Untertitel des Buches „Mein Vater und die Architektur der Verdrängung“ ist auch stimmig für das Buch und die Zeit noch lange nach dem Krieg.
Ich denke, es ist eine absolut glaubwürdige Darstellung einer Generation, überwiegend packend geschrieben. Es ist auch wichtig, zu betonen, dass das Buch keine Abrechnung mit den Eltern ist. Es geht vielmehr nur um das Verstehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2025
Sanders, Nicola

Don't Let Her Stay


gut

Die Stieftochter

Dieser Roman hat eine Variante des beliebten Thrillerplots, der in familiären Kreis spielt.
Die Icherzählerin Joanne, ist eine junge Mutter, die mit dem Geschäftsmann Richard verheiratet und das Baby Evie hat. Ihr Leben ändert sich, als Richards Tochter Chloe aus erster Ehe zu ihnen zieht. Chloe ist feindselig. Doch der Schein kann auch trügen. Von wem geht wirklich die Gefahr aus? Von dieser Frage lässt man sich als Leser durch das Buch treiben. Es ist gefällig geschrieben, nicht sehr elegant, aber zugänglich.
Dieser Plot funktioniert. Eher skeptisch bin ich bei der Protagonistin. Sie ist eher unterwürfig gegenüber ihren Mann und der Stieftochter Chloe nicht gewachsen. Als Leser ist man hauptsächlich an ihrer Seite aus Sorge um das Baby. Vermutlich ist das von der Autorin Nicola Sanders so geplant, aber mir persönlich war Joanne doch zu wenig empathisch. Eine wirklich schwache Hauptfigur.
Die psychologische Note war mir auch nicht schlüssig genug.
Davon abgesehen, geht der Plot seinen Weg auf einen Höhepunkt zu und Spannung kann man dem Buch nicht absprechen. Trotzdem ist nur eine mittlere Bewertung möglich.

Bewertung vom 25.02.2025
Jecker, Flurin

Santa Tereza


sehr gut

Die Welt des Luchs

Der Roman Santa Tereza wird ganz von dem Icherzähler, einem Friedhofswärter, beherrscht. Er ist ein Sonderling und lebt ziemlich in seiner eigenen Welt.
Als er einer 13jährigen Feuer für einen Joint gibt, gerät er in Verdacht, Hasch verkauft zu haben. Das stimmt aber nicht und das Mädchen stellt es klar. Der Beginn einer Freundschaft.
Doch so richtig kann sie als Figur nicht wirken, außer in der Wahrnehmung von Luchs.
Daher gibt es auch keine anderen Figuren, die in dem Buch mehr zum tragen kommen. Das ist konsequent, aber vielleicht doch auch bedauerlich.
Seine Erzählstimme ist so prägend wie eindimensional.
Man bleibt daher auch ratlos zurück.
Davon abgesehen ist es ein raffiniert gemachter Roman.

Bewertung vom 24.02.2025
Sehic, Faruk

Von der Una


sehr gut

In den Spiegel eintauchen

Faruk Sehic hat den Bosnienkrieg erlebt und überlebt. Das hat ihn geprägt.
Ein hartes Thema, an einigen Stellen mit überraschend viel Pathos geschrieben. Aber das halt sein sprachlicher Ausdruck für die grauenvollen Erlebnisse des Krieges. Eine lyrische Prosasprache kann man Faruk Sehic nicht absprechen. Er hat auch einen Blick für Details. Es ist ein reflektierendes Buch mit relativ wenig Handlung. Aber es gibt beachtliche Beschreibungen und viele bemerkenswerte Sätze voller Poetik.

Bewertung vom 23.02.2025
Fargo, Layne

The Favourites


sehr gut

Ehrgeiz, gepaart mit großer Leidenschaft. Das ist was die aus einfachen Verhältnis stammenden Amerikaner Katarina und Heath zu Spitzensportlern im Eistanz macht.
Ein Sportroman, aber auch eine Liebesgeschichte. Kat und Heath kennen sich schon als Jugendliche und sind ein Paar. Aber vor allen Kat sprüht vor Ehrgeiz und stellt den Sport vor allen.
Das Buch erinnert mich thematisch und vom Stil her an Taylor Jenkins Reids Tennisroman Carrie Soto is back. Aber Layne Fargo bringt auch andere Elemente mit hinein.
The Favourites ist geprägt von einem halbdokumentarischen Stil.
Diverse Sportler werden über Kats und Heath Karriere befragt und so wird ihr Leben und ihr sportlicher Verlauf gezeigt. Gleichzeitig schwingt aber auch immer die Andeutung eines Skandals mit und als Leser ist man gespannt was das sein wird. So wird kontinuierlich eine Spannung aufrecht erhalten.

Bewertung vom 22.02.2025
Prödel, Kurt

Klapper


ausgezeichnet

Ein Buch über Freundschaft

Kurt Prödel, ein junger Autor, der einen originellen Coming-of-Age-Roman geschrieben hat. Durch den Text erlebt man das Leben und die Emotionen eines Schülers, Thomas, genannt Klapper, der eine Art Außenseiter ist. Verschlossen und unsicher, mehr oder weniger isoliert.
Die Handlung ist ins Jahr 2011 gelegt. Es ist also gewissermaßen auch ein Zeitporträt, obwohl es auch ein paar Abschnitte in der Gegenwart gibt.
Mit Bär kommt ein neues, selbstbewusstes Mädchen in die Klasse, das Klapper beeindruckte. Schließlich merken sie, dass sie sich gut verstehen und ergänzen, dazu gehört auch das Gaming.
Aber beide Jugendliche haben auch ein problematisches, dysfunktionales Familienleben.
Manchmal meine ich einen Hauch von Tschick zu vernehmen, aber an Herrndorf möchte ich Kurt Prödl doch nicht messen. Einen Einfluss vermute ich aber doch.
Erschafft ein unterhaltsames, intelligentes Buch und viele Leser dürften an eigene Schulereignisse erinnert werden.

Bewertung vom 22.02.2025
Dick, Morgan

Mickey und Arlo


sehr gut

Töchter
In diesem Roman stehen die Halbschwestern Mickey und Arlo im Mittelpunkt. Der gemeinsame Vater ist gestorben und die Schwestern treffen sich das erste Mal durch eine Klausel im Testament des Vaters, der Mickey verlassen hatte, als sie erst Acht war.
Die Bedingung für das Erben sind 8 Therapiestunden, die Mickey absolvieren muss. Sie ist Grundschullehrerin und Alkoholikerin. Und Arlo ist Therapeutin.
Aber beide Schwestern wurden durch das Verhalten des Vaters innerlich beschädigt. Überraschenderweise sind auch beide Mütter eher kalt.
Die Autorin weiß das einzuschätzen und kann das darstellen. Sie lässt beide aufeinandertreffen.
Die Ausgangsposition kann man als sehr originell einstufen. Vielleicht ist es etwas zu langgezogen. Manche Passagen sind auch nicht einfach zu verkraften. Als Leser ist man mitgenommen.
Morgan Dick hat einen interessanten Roman geschaffen, in der die psychologischen Momente wirklich glaubwürdig wirken.

Bewertung vom 20.02.2025
Kureyshi, Meral

Im Meer waren wir nie


sehr gut

Sätze wie gemeißelt

Das Buch ist sehr von der Icherzählerin geprägt, die ruhig und beobachtend wirkt. Man spürt auch sofort ihre Sensibilität.
Es beginnt mit dem Begräbnis der 95jährigen Lili, um die sie sich lange gekümmert hat. Sie hatten eine besondere Beziehung, wie sie sie auch zu Lilis Enkel Sophie hat. Sophie ist seit Kindheitstagen ihre Freundin und heute auch eine Nachbarin, Sophie ist alleinerziehend, d.h. ihren Sohn ziehen sie eigentlich gemeinsam auf.

Es ist kunstvoll und gelungen, wie die Autorin das komplexe Beziehungsgeflecht schildert.

Der Stil de Schweizer Sxchriftstellerin Meral Kureyshis hat sich nicht geändert, der neue Roman erinnert an ihre Vorgängerbücher Fünf Jahreszeiten und Elefanten im Garten.
Ihre Sätze sind bemerkenswert, wirken wie gemeißelt.

Bewertung vom 18.02.2025
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


sehr gut

Leben mit Realität und trotzdem an den Traum glauben

Wanda lebt mir ihrer kleinen Tochter Karlie im Achtzehnten Stock und hofft, als Schauspielerin rauszukommen.
Sie steht damit in einem Konflikt sich ausreichend um ihr Kind zu kümmern, aber auch alles für ihre Karriere zu tun. Die ist aber bisher anscheinend kaum in Fahrt gekommen.
Ziemlich oft muss sie die Hilfe der Nachbarin in Anspruich nehmen. Die nennt sie immer nur Aylins Mutter. Anscheinend kennt sie ihren Namen nicht. Das passt ein wenig dazu, dass sie immer wieder mal egoistisch und oberflächlich wirkt. Davon abgesehen finde ich schon, dass sie an ihre Träume glauben soll.
Ein zentraler Moment des Buches ist als Karlie krank wird. Eine Mittelohrentzündung stellt sich als Hinhautentzündung heraus. Das wurde zuerst unterschätzt. Für Wanda eine Zeit der Angst.

Sara Gmuer schafft mit Wandas Stimme einen Sound für ihren Roman, ein wenig rotzig und forsch, aber das hat was.