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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1130 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2024
Jensen, Robin D.

Die Wahrheit liegt in Tötensen


ausgezeichnet

Auf der Suche nach der Wahrheit
Gerade noch war die Welt von Journalist Steffen Baumann in Ordnung, da ändert ein Anschlag auf seinen besten Freund, den Kriminalbeamten Jens Jacobsen, alles. Nach einem gemeinsamen Kneipenbesuch wird Jens angeschossen. Er kann , bevor er ins Koma fällt, Steffen noch einen Hinweis auf den Täter geben. Jens Kollegen sind entsetzt und vermuten einen Racheakt von Personen, die Jens verhaftet hat. Fieberhaft wird in diesem Umfeld nach möglichen Tätern gefahndet. Steffens Hinweis, dass man in Tötensen suchen sollte, tun sie als Unsinn ab. Wild entschlossen den Täter zu finden, macht sich Steffen selbst auf nach Tötensen. Dort trifft er auf Jens Familie, über die Jens bisher geschwiegen hat. Steffen ist überzeugt, dass ein Motiv aus dem familiären Umfeld hinter der Tat steckt. Jens Kollegen glauben ihm endlich, als ein ein Anschlag auf Steffen verübt wird. Aber auch für Steffen selbst birgt der Fall neue, sehr persönliche Erkenntnisse, die sein Leben neu ordnen.

ich mag die Reihe um Steffen und Jens sehr, gerade auch weil hier Presse und Polizei keine Konkurrenten sind, sondern freundschaftlich zusammenarbeiten. In diesem Fall scheint die Rivalität neu aufzuflammen und Steffen ist auf sich allein gestellt. Ich fand seine Nachforschungen sehrt spannend und man muss ihm zu gute halten, dass er die Polizei über seine Ergebnisse informiert. Schöner Nebeneffekt in meinen Augen war, dass ich mehr über Jens persönlichen Hintergrund erfahren habe, was ihn für mich realer macht. Der Fall zeigt mal wieder, dass Verbrechen nicht nur in der Großstadt zuhause sind, Familie nicht immer ein Hort des Glücks ist und oft Kleinigkeiten ungeahnte Entwicklungen in Gang setzen. Mich hat der Krimi gut unterhalten, auch wenn sich die Ereignisse manchmal sehr überschlagen haben.

Bewertung vom 09.11.2024
Zingerle, Roland

Wilde Hunde


sehr gut

Zwischen Komödie und Hochspannung
Privatdetektiv Heinz Sablatnig hat seine Depression überwunden und arbeitet halbtags bei der Klagenfurter messe. Durch seinen Arbeitskollegen Lambert gerät er in eine wilde Geschichte von illegalem Tier- und Medikamentenhandel und dubiosen Geheimdienstaktivitäten.
Die Geschichte entwickelt sich rasant und an manchen Stellen wusste ich nicht, soll ich weinen oder lachen. Zuerst beginnt alles ganz normal. Heinz entdeckt, dass Lamberts Frau mit rumänischen Hundeschmugglern zusammenarbeitet. Die Beschreibung der Auffindesituation der Hunde war Übelkeit erregend. So weit, so gut. Dann wird die Ehefrau ermordet und ein Mann und eine Frau betreten die Bühne und behaupten, sie wären vom österreichischen Geheimdienst. Da sie alle Klischees bedienen, konnte ich sie nicht wirklich ernst nehmen. Dennoch spielen eine wichtige zwielichtige Rolle. Heinz soll für sie spionieren und gerät dadurch mehrmals in lebendbedrohliche Situationen. An machen Stellen konnte ich nur den Kopf schütteln. Am Ende versuchen Heinz und seine Schwester Sabine, die bei der Polizei arbeitet, Ordnung in die Ereignisse zu bringen. Das Ergebnis wirft weder ein gutes Licht auf die Pharmaindustrie, Teile der Ermittlungsbehörden noch auf den Geheimdienst. Insgesamt war der Krimi spannend, auch wenn er einen Hang zur Komödie hatte. Aber vielleicht muss man den Irrsinn in Kauf nehmen, wenn man es mit dem Geheimdienst und internationalen Verbrecherbanden zu tun bekommt

Bewertung vom 09.11.2024
Aden, Hanna

Lass uns tanzen, Fräulein Lena


ausgezeichnet

Neue Heimat und Schrecken aus der Vergangenheit
1946 Deutschland nach dem Krieg und seine Kriegswunden liegen offen zutage. Lena, Flüchtling aus den ehemaligen Ostgebieten, hat es nach Nordfriesland verschlagen. Dort bemüht sie sich eine neue Heimat für sich und den Rest der Familie zu gestalten. Sie hat mehrere Arbeitsstellen, um zu überleben und etwas Geld zu sparen für ihren großen Traum vom Medizinstudium. Doch die Flüchtlinge werden nicht von allen gern gesehen. Missgunst, Angst vor Überfremdung und auch persönlicher Hass machen Lena das Leben schwer. Einzige Lichtblicke sind ihre Kollegin Doro und Rainer, in den Lena verliebt ist. Doro zeigt Lena, dass das Leben nicht nur aus Arbeit und Tristesse besteht und wie befreiend Tanzen zu Swingmusik sein kann. Das lenkt Lena ein wenig von ihren allgemeinen Sorgen und denen um Rainer ab. Ein alter Bekannter von Rainer ist zurück und damit wird die Frage nach Schuld, Verantwortung für begangene Verbrechen und Vergeltung immer drängender .

Das Buch hat mich sehr berührt und ich fand es dabei auch spannend. und informativ. Dies ist bereits der 2. Band , der Lena in ihr neues Leben begleitet. Ich habe den ersten bisher nicht gelesen, aber alle wichtigen Informationen habe ich bekommen und konnte der Handlung gut folgen. Lena steht in meinen Augen für all die Flüchtlinge aus den verlorenen deutschen Gebieten, die mit dem Krieg und Vertreibung alles verloren haben und nun neue Heimat suchen. Ich stelle mir das sehr schwierig vor , da es meist Frauen waren, die oft nicht wussten , was aus ihren Männer, Söhnen, Brüder und Vätern geworden ist. Wohnraum und Lebensmittel sind knapp und so kann ich auch die Einheimischen verstehen, die die Fremden als Bedrohung erleben. Lena kann ich nur bewundern, wie sie sich gegen die Tristesse stemmt und sich bemüht, so etwas wie Alltag für sich und ihre Angehörigen zu schaffen. Um so mehr habe ich ihr die unschuldigen Auszeiten beim Tanzen gegönnt. Leider sehen das nicht alle so. Und ich kann Lena zu ihrer Erkenntnis nur gratulieren, dass man immer seinem inneren Kompass folgen sollte und sich nicht alles gefallen lassen darf.
Mir persönlich hat besonders gut die Darstellung von Rainers Gewissenskonflikt gefallen. Er stellt sich die Frage, in wie weit er Verantwortung für die begangenen Kriegsgräuel trägt. Bleibe ich Zuschauer und hoffe auf eine bessere Zukunft oder muss ich aktiv dazu beitragen, dass die Verbrecher von damals zur Rechenschaft gezogen werden ? Fast führt dieser Konflikt zum Bruch mit Lena. Die gefundene Lösung hat mich völlig überzeugt und deckt sich mit meinem Gerechtigkeitsempfinden .
Trotz dieser zum Teil schwierigen und eher düsteren Themen unterhält der Roman sehr gut, da die Autorin immer wieder schöne, unbeschwerte Momente schildert und das Buch eine Atmosphäre von Hoffnung und Aufbruch prägt.

Bewertung vom 09.11.2024
Owen, Marley Alexis

Der Container


ausgezeichnet

Spannend, actionreich und nichts für Pazifisten
Sara hat sich von den Ereignissen in Afghanistan erholt und wartet nun auf ihren nächsten größeren Einsatz. Noch immer ärgert es sie, dass man sie von wichtigen Informationen über die Organisation und Ziele der Sisterhood fernhält . Als ihr Babysitter verletzt und traumatisiert vor ihrer Haustür wie Müll abgeladen wird, begibt sie sich zu ihrer Vorgesetzten Max und fordert eine Reaktion auf die Schandtat. Max lehnt mit vagen Hinweisen auf höhere Interessen ab. Wie Sara war ich entsetzt und habe die Entscheidung nicht verstanden. Was kann wichtiger sein, als der Schutz wehrloser Frauen ? ich habe Sara dafür gefeiert, dass sie zu einem Soloeinsatz loszieht. Vielleicht hätte ich zu mehr Besonnenheit geraten, wenn ich geahnt hätte, was sich daraus entwickelt. Plötzlich sind wir beide mitten in einem tödlichen Machtspiel zwischen einer chinesischen Verbrecherorganisation und einem albanischen Drogendealer. Ich bin mir nicht sicher, wen von den beiden Hauptakteuren ich mehr verabscheue. Die chinesische Anführerin ist eiskalt und tötet jeden, der ihr in die Quere kommt. Zumindest kann sie für sich Geschmack und Benehmen verbuchen. Das gilt nicht für den Albaner. Er ist einfach ein cholerischer menschenverachtender Prolet. Beiden habe ich von Herzen den Tod gewünscht.
Zurück zu Sara. Sie und ihre kleine Tochter werden entführt und Sara sieht sich mit einem übermächtigen brutalen Gegner und ihrer Angst um ihre Tochter konfrontiert. Und sie erfährt, warum sie sich hätte zurückhalten sollen . Nun kommen sehr aufregende Kapitel. Nur gut, dass ich nicht zum Nägelkauen neige. Sara muss versuchen am Leben zu bleiben, sich zu befreien und ihre Tochter zu retten. Die Wetten stehen klar gegen eine erfolgreiche Mission. Was dann losbricht, ist kein Sturm sondern ein Hurricane . Auch wenn ich ein friedliebender Mensch bin. habe ich jeden gegnerischen Toten euphorisch gefeiert.
Das Ende ist dann wieder versöhnlich und für Sara gleichzeitig traurig. Ich hoffe auf ein glückliches Ende im nächsten Band !

Bewertung vom 02.11.2024
Marienhagen, Elisabeth

In Zeiten der Hoffnung Die historische Familiensaga im 20. Jahrhundert (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die dunklen Kriegsjahre
Die Autorin nimmt die Handlung im Jahr 1940 auf und erzählt die Geschichte der Winzerfamilie Gronau und deren Heimatdorf Wingert weiter. Was mir bereits an den Vorgängerbänden sehr gut gefallen hat, ich erlebe das Zeitgeschehen aus der Sicht der Landbevölkerung und kann dadurch besser verstehen, was für Schrecken die Kriegsjahre mit sich gebracht haben. Die Autorin füllt viele der damaligen Probleme, die mir als Schlagworte bekannt sind, mit Leben.

Bei der Familie Gronau fehlen wie überall helfende Hände, um die Arbeit auf dem Hof bewältigen zu können , da viele der Männer an der Front sind. So wird ihnen ein französischer Zwangsarbeiter , Jacques, zugeteilt . Einfach nur beschämend, wie sich ein Teil der Dorfbewohner gegenüber den Fremden benehmen. Ich fühlte mich stark an eine Viehauktion erinnert. Die Gronaus behandeln Jacques wie jeden Mitarbeiter, müssen aber vorsichtig sein, um nicht Probleme mit der Gestapo zu bekommen. Alles, was man an Grausamkeit und Herrenmenschentum verbindet, verkörpert der SS-Mann Johann als Vertreter der Schwarzmäntel perfekt.

Ein weiteres Thema, das mich stark berührt und wütend gemacht hat, ist das Euthanasie-Programm der Nazis. Gustav, der Vater des Hausherrn erkrankt an Demenz und wird vom Hoff gezerrt und findet den Tod in der berüchtigten Anstalt Hadamar. Jacques und Ella , die Tochter der Gronaus, verlieben sich, was beide in große Gefahr bringt. Was passiert, wenn die beiden ertappt werden, schildert die Autorin am Beispiel eines anderen Paares. Auch andere Aspekte des damaligen Lebens werden aufgegriffen. Alle aufzuzählen. würde hier den Rahmen sprengen. Was ich aber nicht unerwähnt lassen will, ist die ständige Bespitzelung. So kann Dörte, eine Nachbarin und stramme Nazianhängerin, ungefragt in die Häuser gehen und überall rum schnüffeln. Glaubt sie etwas Unrechtes gefunden zu haben, meldet sie es der Gestapo. Es ist erschreckend, was das Gefühl von Macht und Überheblichkeit aus Menschen machen kann. Glücklicherweise gibt es auch Dorfbewohner, die sich gegen die braune Flut stemmen. Dieser Teil endet im Januar 1944. Es warten weitere schwere Zeiten auf die Gronaus und ich hoffe, die Autorin erzählt davon.

Bewertung vom 02.11.2024
Maria Heinrich

TÖDLICHE INTELLIGENZ - KEIN NORMALER ARBEITSTAG


ausgezeichnet

Nieder mit der KI !
Ana Rubin hat tatsächlich den nächsten Karriereschritt geschafft und ist als Bereichsleiterin für ihr erstes Projekt verantwortlich, das auch für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung ist. KI soll die städtischen Dienste der Stadt Korneuburg sinnvoll und effektiv koordinieren. KI ist ein Thema, das die Bevölkerung polarisiert. So ist es nicht wirklich überraschend, dass dass Proteste stattfinden. Als er zu einem Hackerangriff kommt, fühlt sich Ana in der Pflicht, die Täter zu entlarven. Zumal es auch ein Insider gewesen sein könnte. Wem kann sie noch trauen ? Notgedrungen greift sie zu nicht ganz legalen Mitteln. Auch an die Polizei kann sie sich nicht wenden, denn die verdächtigen sie, einen Mord begangen zu haben. Zu allem Überfluss sehen Neider in der Firma ihre Chance gekommen, sie in Misskredit zu bringen. Am Ende muss Ana schmerzhaft erfahren, dass sie auf das falsche Pferd gesetzt hat und riskiert dadurch ihr Leben.

Das ist nun der 2. Fall , den ich zusammen mit Ana löse und kann mit Recht behaupten, mit ihr wird es nie langweilig. Das Thema KI ist sehr aktuell und nicht mehr aus den Nachrichten wegzudenken. Ich selbst sehe dabei Licht und Schatten. Deshalb fand ich die Rahmenhandlung auch sehr realistisch . Ganz verstanden habe ich nicht, warum Ana sich keine Hilfe sucht. Selbst ist die Frau, da stimme ich ihr zu. Nur waren es einige Probleme zu viel und unter Mordverdacht zu geraten, ist kein Kinderspiel . Auf jeden Fall habe ich mit gerätselt, wer der Täter sein könnte und einige Vermutungen habe ich mit Ana geteilt. Gegen Ende war die Auflösung nicht mehr völlig überraschend, aber die Motivation des Täters und das Ausmaß seiner Verblendung waren nicht geeignet, Verständnis oder Mitgefühl zu erzeugen.
Obwohl alles dann doch gut ausgeht, mache ich mir Sorgen um Ana, denn sie scheint etwas müde. Hoffentlich gibt es dennoch bald einen neuen Fall.

Bewertung vom 01.11.2024
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


ausgezeichnet

Düster wie ein skandinavischer Krimi
Es beginnt wie ein normaler Krimi. Ein Autofahrer trifft in einer kalten Nacht auf einen rennenden , nackten Jungen. Valentina von der italienischen Spezialeinheit SCO wird in die Provinz geschickt, um sich die Sache anzuschauen - reine Routine. Der Junge erzählt von einer Entführung und von einem weiteren Jungen, den er beim Entführer gesehen haben will. Nun gerät Bewegung in den Fall und entwickelt zunehmend Brisanz , als ein weiteres Kind entführt und ein Mord verübt wird. Valentina trifft bei ihren Ermittlungen auf den Vicequestore Fabio Costa, ein ehemaliger Mitarbeiter der SCO, der hier in der Provinz auf das Abstellgleist gesetzt wurde. Valentina fühlt sich Costa trotz übler Gerüchte über ihn verbunden und beide versuchen fieberhaft, das neue Opfer zu finden. Nur es fehlt jedlicher Ansatzpunkt - kein Motiv, keine Spur zum Täter, keine Verbindung zwischen den Taten. Dank ihrer akribischen Suche nach der Nadel im Heuhaufen und der wertvollen Unterstützung des IT-Mitarbeiters Loris ergibt sich eine heiße Spur und ich als Leser blicke in den Abgrund des Bösen. Als es erneut zu einer Entführung kommt, gelingt tatsächlich ein Ermittlungserfolg. Aber Valentina und Costa werden zu Bauernopfern. Ihnen werden sämtliche Ermittlungsfehler angelastet. Costa verfällt in Depression und beginnt zu trinken. Valentina soll ebenfalls in die Provinz abgeschoben werden , nachdem sie einen Abschlussbericht verfasst hat. Valentina sieht hier ihre Chance, den Fall erneut aufzurollen. Sie glaubt nicht an einen Einzeltäter. Wenn ich bisher glaubte der Schrecken könnte nicht größer werden, wurde ich gründlich vom Gegenteil überzeugt. Größenwahn und ein unfassbares Maß an Perversität zeigen ihr grausames Gesicht. Hinzu kommen Beamte, die weg schauen und sich gegen die eigenen Kollegen wenden. Wann immer Hoffnung aufkeimt, wird sie so gleich erstickt und das alles im tristen, nassen und dunklem italienischen Winter.
Der Fall entwickelt sich immer mehr zu einem Horrorszenarium. Sehr gut beschrieben wird die polizeiliche Ermittlungsarbeit, was gelegentlich auch zu einigen Längen führt. Erneut war ich schockiert über den hohen Grad an Korruption und Inkompetenz der Ermittlungsbehörden. Das hatte ich bereits in einem anderen Krimi so gelesen und neige dazu, es zu glauben.
Valentina und Costa sind Charaktere mit Brüchen. Besonders Costa hat Traumata aus der Vergangenheit nicht verarbeitet und leidet unter heftigen Schuldgefühlen. Ich fand sie beide dennoch sympathisch . Besonders für sich eingenommen , haben sie mich durch ihr tief empfundenes Bestreben, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen und die Opfer zu rehabilitieren. Durch die Atmosphäre von Verrat, Hilflosigkeit und Vertuschen passt der Thriller mit seiner Düsternis perfekt in die dunkle Jahreszeit und erinnert mich stark an skandinavische Krimis. Die Idee für das Motiv fand ich sehr gelungen und ungewöhnlich und passt mit seiner Hybris perfekt. Wenn ich etwas kritisieren wollte, dann dass das Geschehen an einigen Stellen etwas unrealistisch wirkt. Am Ende regt sich dann doch erfolgreich ein Funken Hoffnung und das hat meinem Seelenfrieden gut getan.
Für mich war das Gesamtpaket ein toller lesenswerter Thriller, der mir Gänsehaut beschert, während ich gemütlich auf dem Sofa sitze.

Bewertung vom 29.10.2024
Böss, Gideon

Weihnachten - ein Fest packt aus


ausgezeichnet

Der lange Weg zum Erfolg
Normalerweise sind Sachbücher nicht meine erste Wahl. Hier war es aber so, dass ich Weihnachten liebe und trotzdem seine Geschichte nicht wirklich kenne . Diese Lücke wollte ich schließen.

Das Buch war aus verschiedenen Gründen dann eine helle Freude. Zum einen fand ich die Idee, das Weihnachtsfest selbst erzählen zu lassen, ungewöhnlich und das hat meine Neugierde geweckt. Der Erzählstil ist sehr unterhaltsam zu lesen mit einem wohl dosiertem Augenzwickern und dabei stets wohlwollend und nie abschätzig oder verletzend. Was mich dann wirklich verblüfft hat, waren die vielen , mir unbekannten Fakten über das Fest. Das beginnt damit, dass Weihnachten zuerst jahrhundertelang ein Schattendasein führte, dann zum Zankapfel zwischen den Katholiken und Protestanten wurde , bis hin, dass sich heute kaum noch jemand gegen seinen Charme wehren kann. Das liest sich nicht trocken, sondern sehr spannend, da der Autor die Fakten mit vielen kleinen Anekdoten auflockert. Mich hat das Weihnachtsfest mit seiner Lebensbeichte erneut für sich eingenommen. Und ehrlich, wenn alle Sachbücher so unterhaltsam und dabei so informativ wären, würde ich viel öfter eines lesen.

Bewertung vom 26.10.2024
Hebesberger, Roland

Die Vernehmung


ausgezeichnet

Spannendes Katz-und Maus-Spiel
Berlin, November 1999. das Millennium steht vor der Tür und Weltuntergangspropheten feiern Urstände. Stimmen der Vernunft bleiben oft ungehört oder finden den Tod. Genau mit so einer Mordserie hat es Kommissarin Lisa zu tun. Besonderes Aufsehen erregen die Fälle , weil eine junge Frau, Ivonne Becker, die Morde Detail reich voraussagt. Sie spricht von Visionen, die selbst ihr Angst machen und die sie so noch nie hatte.. Lisa und der Profiler Jan glauben nicht an Visionen, aber Ivonne hat für jede Tatzeit ein wasserdichtes Alibi. Jan dürfte eigentlich gar nicht an dem Fall arbeiten - Verbot vom Chef - , aber er kann nicht anders. Er scheint die einzige Chance zu sein, hinter die Maske von Ivonne zu blicken. Das ist die einzige Möglichkeit, um das Morden zu beenden .
Ich mag Krimis, die ihre Spannung durch eine rasante Handlung , aber auch durch persönliche Rededuelle erzeugen. Bei diesem Thriller hatte ich das Glück, auf beides zu treffen. Da ist die hektische Suche nach dem Mörder und die verzweifelten Versuche, die Todesvisionen nicht wahr werden zu lassen. Das bedeutet akribische Polizeiarbeit, bei der ich den Polizisten über die Schultern schauen konnte. Weitere Dynamik ergibt sich aus den Versuchen, die Morde zu verhindern. Ich fand , der Autor hat die Frustration und auch die Wut der Beamten gut dargestellt. Ivonne ist eine interessante Persönlichkeit. Jeder weiß , dass sie lügt, aber es gibt nichts greifbares. Mein persönliches Highlight war die Vernehmung Ivonnes durch Jan. Das gegenseitige Belauern, die Wahl der Worte und das Achten auf die kleinste Körperbewegung war für mich super spannend. Jan selbst war mir sehr sympathisch. Um so mehr fand ich Lisas und Jans Vorgesetzten Wolf widerwärtig, der offensichtlich privates und dienstliches nicht trennen kann und sich all zu oft im Ton vergreift. Gegen Ende des Falles kommt es zu einem packenden Showdown, der alle offenen Fragen klärt und mir auch ein Gefühl der Genugtuung verschafft.
Für mich ist das Buch eine gelungene Kombination aus Action und ruhigen, psychologischen Spannungselementen.

Bewertung vom 24.10.2024
Renk, Ulrike

Am Fluss der Zeiten


ausgezeichnet

Elze vom Kalmulehof
Die Autorin breitet mit Elzes Geschichte einen Bilderbogen bäuerlichen Lebens und wichtigen Zeitgeschehens um 1551 vor mir aus. Normalerweise werden Geschichten von Adligen, reichen Kaufleuten und kriegerischen Auseinandersetzungen erzählt. Die Obrigkeit hat auch hier ihren Platz in der Geschichte . Zwar taucht sie nur punktuell auf, aber da Elze und ihre Familie Eigenbehörige sind, haben diese Begegnungen jedes Mal fundamentale Bedeutung. Mit Elze durchlaufe ich ein ganzes Jahr auf dem Hof. Ich lerne viel über das landwirtschaftliche Arbeiten im Einklang mit den Jahreszeiten und die große Abhängigkeit vom Wetter. Die Zage sind angefüllt mit Arbeit und scheinen nie lang genug zu sein. Deshalb liebt Elze den sonntäglichen Kirchgang, weil sie Zeit zum Träumen hat. Beeindruckend war das damalige Kräuterwissen und die Kenntnisse von Krankheitsbildern. Trotzdem gab es oft genug Fälle, bei denen die damaligen Fähigkeiten nicht ausreichten. Besonders betroffen hat mich Käthes Schicksal, die Frau von Elzes Bruder Drees, die nach einer schweren Geburt an einer Depression erkrankt. Manche mögen die ausführlichen Beschreibungen der täglichen Mühsal als langweilig empfinden, ich fand sie unglaublich interessant.
Elze ist Eigenbehörige und deshalb kann der Amtmann über sie verfügen, wie er will. So muss sie ihren Gesindedienst in Münster ableisten. Das war für Elze ein schwerer Gang, denn sie hatte den Hof noch nie verlassen und dann noch in die große, fremde Stadt, die sie nur aus Erzählungen ihrer Tante Stine kennt. Diese war zur Zeit der Täufer in Münster und durch sie lerne ich ein wenig über die damalige Aufbruchstimmung dort und den anschließenden Schrecken und die Hungersnot während der Belagerung. Elze findet sich schnell ein, sieht viel neues und erfährt durch ihren Dienst beim Domherrn einiges über die politische Lage. Gerade als sie anfängt, sich heimisch zu fühlen, greift die Obrigkeit wieder in ihr Leben ein. Sie wird ohne Vorwarnung auf die Burg Kakesbeck geschickt. Nun ist sie zwar wieder in unmittelbarer Nähe ihrer Familie, kann aber nicht zu ihr zurück, denn sie gehört nun dem Herrn von Oer, der sie gegen eine andere Magd eingetauscht hat. Einziger Lichtblick ,dass Elze dort den Müller Jakob trifft, dem sie sehr zugetan ist.
Ich habe Elze bewundert, die die Eigenschaft besitzt, sich den jeweiligen Umständen anzupassen, ohne ihre Persönlichkeit aufzugeben. Sie ist intelligent, wissbegierig und eine gute Beobachterin. Für mich unfassbar und eine schreiende Ungerechtigkeit, was das Ausgeliefertsein an den jeweiligen Grundherrn für den Einzelnen bedeutet. Menschen werden wie Gegenstände hin und her geschoben und müssen hohe Abgaben leisten.
Zwar fand ich die eingestreuten Informationen über die politische Lage interessant, aber meine Lesefreude hatte ich durch die Schilderungen des täglichen Lebens. Die waren anschaulich und haben mir die Lebensbedingungen der Landbevölkerung nahegebracht. Mit Elze hatte ich eine starke Frauenpersönlichkeit, mir der ich mich identifizieren konnte. Das Buch ist in sich abgeschlossen, hat bei mir aber den Wunsch geweckt, Elze in den Folgebänden weiter zu begleiten.