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Petra Sch.
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Gablitz

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Insgesamt 571 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2023
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


ausgezeichnet

gelungene Fortsetzung der historischen Krimi-Reihe um eine junge Obduktionsassistentin

In Band zwei der "Fräulein Anna, Gerichtsmedizin"-Reihe werden im München des Jahres 1914 ein toter Säugling in einem Hinterhof im Stadtteil Schwabing gefunden. Doch wo ist die Mutter des Säuglings?

Es war wundervoll, wieder in die Welt der jungen Obduktionsassistentin Anna Zech und ihres guten Bekannten, des Adeligen Friedrich von Weynand, der sich als Journalist Fritz Nachtwey nennt, einzutauchen.
Ich mag den mitreißenden Schreibstil und die authentische Darstellung der damaligen Lebensweise dieser Reihe besonders gern!
Und natürlich hat die Autorin mit Anna eine sympathische und taffe Protagonistin geschaffen. Auch mit Fritz bin ich diesmal wärmer geworden, denn er entwickelt sich charakterlich weiter und ist nicht nur damit einverstanden, ernsthaften Journalismus zu betreiben, sondern er ist auch mitfühlend und empathisch.
Auch das Geplänkel zwischen den beiden wird intensiver, und wer weiß, was sich in folgenden Bänden noch ergibt.

Die Geschichte reflektiert das Leben in früheren Zeiten; die großen Probleme unverheirateter Frauen, schwanger zu werden und das Kind dann illegal abtreiben zu müssen, sowie die verpönte und mit Strafe belegte Homosexualität sind große Themen in dem Buch.
Besonders gut haben mir die Darstellung der damaligen Lebensumstände, die sozialen Gefüge, das Leben in Künstlerkreisen, die Spitzelei zu Kriegszeiten, die technischen Fortschritte und natürlich auch die Verwebung von fiktiver Handlung und historischen Ereignissen gefallen.
Die Geschichte spielt zu Beginn des Ersten Weltkriegs und man erfährt, wie große Euphorie oder Hass und Wut über den Krieg die Bevölkerung entzweit und wie einige Männer versuchen, sich (verständlicherweise) vor dem Kriegsdienst zu drücken.
Selbstverständlich war auch die Darstellung und der Fortschritt der damaligen Gerichtsmedizin sowie Kriminalistik interessant und fesselnd und die Auflösung des Falls ist hervorragend gelungen!


Fazit:
Gelungene Fortsetzung um die sympathische und taffe Obduktionsassistentin Anna Zech und den Journalisten Fritz von Weynand im Jahr 1914 mit vielen historischen Details. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall!

Bewertung vom 05.08.2023
Vogel, Maja von

Mit der Queen ne Kutsche kapern / Plötzlich wach! Bd.1


ausgezeichnet

eine turbulente Suche nach der Queen

Im ersten Band der Reihe "Plötzlich wach!" lernen wir Annemie kennen, die in den Ferien mit ihrer Mutter von der Nordsee zu ihrer Großmutter in die Stadt ziehen muss, da diese Hilfe mit ihrem Wachsfigurenkabinett braucht.
Annemie langweilt sich, weil sie niemanden in der Stadt kennt und auch nicht an ihr geliebtes Meer kann.
Bis eines Morgens ein fremder Junge vor ihr steht - und die Wachsfigur der Queen ist auch verschwunden.

Annemie macht sich mit Leo auf die Suche nach der Wachsfigur, obwohl sie Leo zuerst nicht leiden kann. Er hat sie beim Frühstück gestört, und er macht komische Witze.
Die beiden geraten durch die Queen in eine chaotische Situation nach der anderen. Nachdem die beiden in Sherlock Holmes Manier sämtliche Spuren verfolgen, um die Queen endlich zu finden, prellt diese zuerst die Zeche (sie hat doch einen Schatzmeister, der sich um sowas kümmert), dann stehlen sie eine (Hochzeits-)Kutsche, weil die königliche Hoheit Lust auf eine Kutschenfahrt hat. Und dann klauen sie auch noch ein Tretboot in Schwanen-Form (obwohl Leo eine Schwanen-Phobie hat).
Doch mit der Zeit merkt Annemie, dass sie nicht die einzige mit - ihrer Meinung nach - seltsamen Eigenschaften ist.
Und dass Leo sie so mag, wie sie ist. Und umgekehrt auch (nachdem ihr selbst klargeworden ist, dass sie Leo eigentlich mag, weil er ein Kumpel zum Pferde(äh Kutschen)stehlen ist ;)

Somit ist dies ein unterhaltsames und witziges Kinderbuch, das auch Werte wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und Mut näherbringt, und ebenso, dass man andere so akzeptieren soll, wie sie sind. Und sich ebenso.
Und in diesem Band kommt jede Menge Queen- und Royals-Flair rüber, was mir sehr gut gefallen hat.

Selbstverständlich gibt es ein humorvolles Happy-End; und man erfährt auch, wieso die Wachsfiguren in Oma Fritz' Wachsfigurenkabinett lebendig werden.
Leider waren es für meinen Geschmack zu wenige Illustrationen, und einige der kleineren kamen dann auch noch doppelt vor.


Fazit:
Ein wunderbares, fantasievolles Kinderbuch mit einer lebendigen Wachs-Queen, mit der Annemie und Leo jede Menge Chaos (aber auch Spaß) erleben. Ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer mit Dracula :)

Bewertung vom 04.08.2023
Uschmann, Oliver;Witt, Sylvia

Alles, was du denkst


sehr gut

Was wäre, wenn alle nur mehr die Wahrheit sagen würden...

Die 14-jährige Jana hat eine besondere Gabe von ihrer Großmutter geerbt: andere Menschen vertrauen ihr ihre geheimsten Wünsche an und sagen ihr nur die Wahrheit.
Da Jana einflussreiche Influencerin werden will, und die Welt verbessern, nutzt sie ihre Fähigkeit im Netz - trotz Warnung ihrer Großmutter. Doch es kommt zum totalen Chaos. Kann sie diesen Alptraum wieder rückgängig machen?

Das derzeit aktuelle Thema Social Media / Influencer wird ausführlich dargestellt. Jana ist neidisch, dass ihre Klassenkameradin viele Follower hat und sogar Geld damit verdient. Obwohl sie offiziell natürlich nicht eifersüchtig ist. Nicht mal vor sich selbst gibt sie es zu.
Und auch welche Macht und Gefahr von den Sozialen Medien ausgeht, ist eindrücklich aufgezeigt.

Auch dass Janas Plan - mit ihrer Magie, dass Leute immer das sagen, was sie wirklich denken - Gutes zu tun ins Gegenteil gerät, lässt einen mitfiebern. Denn ihre Oma hatte sie gewarnt, und sehr oft kehren sich positiv gedachte Wünsche ins Gegenteil - und somit hat Jana es geschafft, nicht nur in ihrem Kaff, sondern auf der ganzen Welt (jaaa, die globlale Vernetzung durchs Internet) totales Chaos anzurichten.
Es ist aber schön zu verfolgen, wie sie ihren Fehler einsieht und versucht, rückgängig zu machen. Tja, wie früher wird es leider nicht mehr - auch diese Erkenntnis gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Die große Schrift aus der "super lesbar"-Reihe, das brandaktuelle Thema und die wundervolle Erzählweise aus ich-Sicht von Jana machen das Buch auch für Lesemuffel interessant.


Fazit:
Ein bewegendes und aktuelles Thema (mit einer kleinen Prise Magie) in einem ernsten Jugendroman verpackt, das einen nachdenklich macht.

Bewertung vom 25.07.2023
Herrenbrück, Anja;Kunkel, Daniela

Das kleine WIR in der 1. Klasse


sehr gut

Das WIR-Gefühl in der 1. Klasse

3,5 Sterne

Das kleine WIR hat grünes Fell und 3 Blumen auf dem Kopf und ist dort, wo Menschen beisammen sind, die sich mögen. Durch Freundschaft wächst es. Wenn es Streit gibt, dann wird es schwach und schrumpft.
Auf den ersten Seiten wird das kleine WIR und was es kann, ausführlich vorgestellt. Das kennt man schon aus dem Buch "Das kleine WIR".
Die Idee des kleinen WIRs ist großartig: es zeigt, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Zusammenhalt nur funktioniert, wenn alle freundlich, liebevoll und vor allem respektvoll miteinander umgehen.

In dieser Geschichte geht es um die Wolkenklasse und um Erik, der nach dem Sportunterricht ganz fies zu Lars ist, da dieser den Ball nicht gefangen hat, weil er in der Nase gebohrt hat.
Doch das stört die Klassengemeinschaft, niemand fühlt sich mehr wohl. Bis Lars und das kleine WIR plötzlich verschwinden.
Die Kinder machen sich auf die Suche und überlegen, wie das kleine WIR wieder in die Wolkenklasse zurückkehren kann.
Die positive Botschaft kommt sehr gut rüber; wenn es nicht harmonisch zugeht, leidet das kleine WIR - und alle müssen dran arbeiten, dass das WIR erst gar nicht verschwindet.

Der Text ist kurz, einfach und leicht verständlich. Auch durch die große Schrift ist das Buch perfekt für ungeübte Leseanfänger geeignet.
Allerdings muss man besonders bei so einem Buch (für Leseanfänger; sehr wenig Text) erwarten können, dass keine Fehler drin sind. Doch wurde Maya einmal mit "j" geschrieben. So etwas darf nicht passieren.

Die bunten Illustrationen sind sehr detailliert und zeigen das Gelesene; es gibt auf jeden Bild viel zu entdecken.
Am Ende gibt es noch ein kleines Rätsel über die gelesene Geschichte.


Fazit:
Eine Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt für ungeübte Leseanfänger.

Bewertung vom 25.07.2023
Eimer, Petra

Geburtstag(e) mit Juli / Juli Bd.4


ausgezeichnet

Es wird Geburtstag gefeiert!

In Band 4 der Juli-Reihe wird Geburtstag gefeiert!
Und zwar zuerst der von Max, der einen Hund bekommt - obwohl doch Paul immer einen Hund haben wollte!! Was Paul natürlich gar nicht so gut schmeckt.
Und dann steht Hund Watson auch noch stäääändig im Mittelpunkt. Er nervt, und alles dreht sich nur mehr um ihn. Deshalb kommt es zum Knatsch zwischen Paul, Max und Anna - obwohl die drei inkl. Pony Juli doch die Tierischen Vier sind!?

Man kann sich so gut in Paul und seine Gefühle hineinversetzen; klar, dass er beleidigt und vor allem extrem eifersüchtig ist, weil er doch immer einen Hund wollte, aber nie einen bekommen hat - und plötzlich hat sein bester Freund einen Hund, der doch aber nie einen wollte. Und dann dreht sich auch noch alles nur mehr um Watson; der darf machen was er will (zum Beispiel ins Hauptquartier und Julis Stall kacken), und dass Juli dadurch auch gehörig durcheinandergebracht wird, scheint außer Paul niemanden zu interessieren.

Doch es wären nicht die Tierischen Vier, wenn sie sich nicht wieder versöhnen würden. Der Weg dorthin ist schön zu beobachten, alles in kleinen Schritten. Überhaupt ist die ganze Geschichte so authentisch und nachvollziehbar für Kinder, denn man verkracht sich ja immer wieder mal mit guten Freunden.
Und so wird dann natürlich auch noch Pauls Geburtstag gefeiert, nachdem die unschönen Streitereien endlich beseitigt sind.
Und dann gibt es auch noch eine ganz besondere Überraschung! :D

Die Juli-Reihe ist sooo witzig geschrieben, der lockere Comic-Stil leicht zu lesen, und auch die Illus sind sooo humorvoll!! Wie Juli immer schaut!! Und ihr menschlich/hündisches Verhalten (das man natürlich nicht ganz ernst nehmen darf) ist einfach zum Brüllen!!! :D

Besonders toll ist natürlich, dass es Paul und Juli in echt gibt. Von den beiden gibt es auch jede Menge Fotos am Ende des Buches. :)


Fazit:
Auch der 4. Teil der Juli-Reihe unterhält wieder von Anfang an und überzeugt mit dem Juli-typischen Humor und dem tollen Comic-Stil. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band!

Bewertung vom 24.07.2023
Reiter, Max

Erinnere dich!


gut

Kann man seinen Erinnerungen trauen?

3,5 Sterne

Maja, die Freundin des ich-Erzählers Arno Seitz, ist damals, als alle kurz vor dem Abitur gestanden haben, in der Nacht einer gemeinsamen Wanderung mit Arnos Freund Lukas und dessen damaliger Freundin Ulrike, verschwunden.
Arno lebt und arbeitet als Dozent für Literatur in Berlin, stammt aber aus Wendling in Bayern, wo auch das Unglück passiert ist. Seitdem war er nicht mehr in seiner Heimatstadt und hat auch keinen Kontakt mehr zu anderen Mitschülern; nicht einmal zu seinem damaligen besten Freund, was ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, denn nach Majas Verschwinden wurde die Unschuld von allen bewiesen. Denn alle gingen davon aus, dass Maja freiwillig verschwunden ist.

Bis Arno eines Tages eine Einladung zu einem Klassentreffen bekommt, zu dem er selbstverständlich nicht gehen will. Doch seine damalige Freundin ermuntert ihn dazu, die Leute und die Örtlichkeiten von damals wieder zu sehen, um das Trauma endlich aufarbeiten zu können.
Trotzdem er nicht zum Klassentreffen gehen will, meldet er sich an im Glauben, jederzeit wieder absagen zu können. - Leider war das einer der Charaktereigenschaften von Arno, die ich nicht leiden konnte. Dieses "Schwammige". Kein Rückgrat. Keine feste Meinung.
Und dann kommen auch noch seine psychischen Selbstzweifel hinzu, als er ein Prepaid-Handy zugeschickt bekommt, auf dem er Nachrichten (später sogar Anrufe mit Majas Stimme) von "Lost & Found" bekommt, der immer wieder Andeutungen zu Arnos Schuld macht und diesen dann Dinge glauben lässt, die er getan hätte. Und Arno zweifelt immer mehr an sich und seinen Erinnerungen Was ihn dann natürlich immer mehr glauben lässt, er hätte vielleicht doch etwas mit Majas Verschwinden zu tun. Auch kommen ihm dann nach und nach Erinnerungen, die dies bestätigen.

Mir hat dieser psychische Teil leider nicht so gut gefallen. Klar, dass man Geschehnisse, die lange zurückliegen, nicht mehr im Detail weiß. Oder Dinge vielleicht anders in Erinnerung hat. Aber komplette Erinnerungen plötzlich neu haben? Das ist für mich ungläubig.
Auch die ständige Wiederholung von "Lost & Found" am Ende jeder Nachricht: "Erinnere dich!", an das Arno dann sogar selbst nach jedem Gedanken denkt, war mit der Zeit zu viel.
Man hat auch das Gefühl, eine Zeit lang nur auf der Stelle zu treten und überhaupt nicht vorwärts zu kommen.

Spannend fand ich die Überraschung am Klassentreffen - Maja ist wieder da! Doch es ist 'nur' Majas 16 Jahre jüngere Schwester Anja, die Maja wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Und diese will mit den 3 Freunden die gleiche Wanderung machen, die sie damals mit Maja gemeinsam machten. Um ihrer Schwester, die sie kaum kannte, näher zu kommen.

Der Autor hat außer Arno noch zwei weitere Verdächtige präsentiert, von dem ich einen wirklich schwer im Verdacht hatte.
Die Auflösung hat mich dann richtig überrascht; der Showdown zum Schluss war allerdings wieder etwas zu viel.


Fazit:
Die Thematik der falschen Erinnerungen war leider gar nicht mein Fall; für mich einfach unglaubwürdig. Auch wenn etwa die erste Hälfte spannend war, weil man unbedingt wissen will, was mit Maja passiert ist.

Bewertung vom 21.07.2023
Selvig, Kim

Mutterliebe


sehr gut

Warum bringt eine Mutter ihre Kinder um ??

Sylvia Benz fährt mit ihren beiden Kindern Larissa, 5 und Linus, 3 in den Wald und erdrosselt sie dort. Larissa überlebt wie durch ein Wunder.
Beim Prozess kommt der Gerichtsreporterin Kiki Holland jedoch etwas komisch vor: warum soll eine gut betuchte Mutter, die ein äußerlich harmonisches Familienleben führt, einfach so ihre beiden Kinder ermorden wollen?
Kiki begibt sich selbst auf die Recherche und entdeckt einige Ungereimtheiten - wobei sie sich selbst in große Gefahr bringt.

Für einen Justiz-Krimi gibt es für mich zu wenige Gerichtsszenen; zu Beginn spielt natürlich viel im Gerichtssaal, auch gegen Ende; aber dazwischen nicht. Da begibt man sich gemeinsam mit Kiki auf Spurensuche, was spannend zu verfolgen ist. Denn Kiki hat Biss, ist taff, sie gibt nicht auf und lässt sich von nichts abhalten; auch wenn sie dabei in Gefahr gerät. Sie hat einfach einen großen Gerechtigkeitssinn.
Dazwischen gibt es ungeordnete Rückblenden in die Vergangenheit in Kursivschrift; hauptsächlich die Gedanken von Sylvia; was ich persönlich aber eher nicht gebraucht hätte, da es für mich keinen wirklichen Mehrwert für die Geschichte hatte.

Als Leser - besonders als Mutter - grübelt man natürlich auch darüber nach, warum eine Mutter ihre Kinder umbringen will. Es ist einfach unfassbar.
Und dann ist da auch noch dieser äußerst unsympathische Ehemann von Sylvia, der sich anstatt um seine überlebende Tochter zu kümmern, weiterhin nur die Geschäfte interessieren.
Die Auflösung hat sich bereits im Zuge von Kikis Recherchen herauskristallisiert, trotzdessen man weiterhin nicht das Interesse verliert. Und wieder einmal geht es nur um Geld und Macht.
Die Actionszene im Gericht am Schluss hätte ich nicht gebraucht, auch war hier ein Sachfehler vorhanden, bzw. hat man sich gefragt, wie so etwas möglich sein konnte; sowie ein grober Fehler, was das Schicksal eines der handelnden Personen betrifft.
Trotzdem war ich von dem Buch insgesamt so begeistert, dass ich 4,5 Sterne vergebe.


Fazit:
Fesselnder Justizkrimi, der ein bisschen mehr Gerichtsszenen hätte vertragen können. Doch die taffe Kiki hat mich derart fasziniert, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Bewertung vom 19.07.2023
Jensen, Svea

Nordwestschuld / Soko St. Peter-Ording Bd.4


ausgezeichnet

Love-Scamming an der Nordseeküste

4,5 Sterne

Die Buchhändlerin von St. Peter-Ording, Karla Hensel, wird von ihrer Angestellten als vermisst gemeldet.
Bei den Untersuchungen stellt sich heraus, dass sie auf einen Liebesbetrüger im Internet, einen sogenannten Love-Scammer, hereingefallen ist und diesem bereits viel Geld überwiesen hat.
Aber Karla Hensel ist nicht die einzige Frau im Umkreis, die auf diese Betrüger von der Nigerianischen Mafia hereingefallen ist.
Auch vor knapp zwei Jahren ist die betuchte Elke Färber verschollen, deren Boot brennend aufgefunden worden ist - und nun wurden ihre Knochen an den Strand gespült. War auch sie ein Opfer der Love-Scammer?

"Nordwestschuld" ist der vierte Teil der Reihe Soko St. Peter-Ording, kann aber eigenständig gelesen werden, da der Fall in sich geschlossen ist und auch Vergangenes aus dem Privatleben der Ermittler in genau der richtigen Menge enthalten ist.
Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, und der Spannungsbogen ist konstant hoch gehalten.
Der Prolog spielt im April 2019; die Kapitel sind in Tage unterteilt, beginnend mit dem 12. Dezember 2020, gehend bis zum 21. Dezember.

Anna Wagner ist eine sympathische, taffe Ermittlerin mit einer guten Kombinationsgabe.
Ihr Kollege Nils Scheffler geht diesmal leider aufgrund seiner psychischen Probleme etwas unter; doch er überwindet das Tief und ist im nächsten Band hoffentlich wieder präsenter.
Dafür hat mir diesmal Dienststellenleiter Hendrik Norberg gut gefallen; er spielt eine größere Rolle; auch sein Privatleben kommt nicht zu kurz; und wie sich seine (berufliche) Zukunft entwickeln wird, macht mich sehr neugierig.

Besonders gut gefällt mir der Lokalkolorit und die detaillierten Beschreibungen von St. Peter-Ording und der Örtlichkeiten, man kann sich ganz genau vorstellen, wie es dort im Winter aussieht.
Auch erhält man viel Hintergrundwissen zum Thema Love-Scamming.
Leider waren mir die Facebook-Beiträge der Betrüger zur Kontaktaufnahme mit den Frauen mit der Zeit zu viel; alle Beiträge ähneln sich in großer Weise und haben grauenvolle Grammatik. Dies immer wieder lesen zu müssen, hat mit der Zeit richtig genervt. Ein paar wenige Beiträge hätten da vollauf genügt. Auch wenn es natürlich wahnsinnig interessant und eigentlich unglaublich ist, dass all diese Beiträge original Postings sind, die die Autorin erleiden musste.
Nichtsdestotrotz ist diese ganze Thematik nicht nur brandaktuell (siehe Anmerkung der Autorin), es ist betrübend, wie viele Frauen tatsächlich darauf hereinfallen - diese Gefahr wird im Buch anschaulich dargestellt.
Die Autorin schafft es jedenfalls, zusätzlich zu diesem Thema weitere Spuren zu legen und einige Verdächtige zu präsentieren; und die Auflösung ist überraschend, authentisch und nachvollziehbar. Es ist toll, wie man gemeinsam mit den Ermittlern in aufmürbender Polizeiarbeit kleinste Puzzleteilchen ans Licht bringt, diese zusammensetzt und diese dann ein großes Ganzes ergeben.


Fazit:
Nordsee-Küstenkrimi mit einem aktuellen Thema, viel Lokalkolorit, sympathischen Ermittlern und einer authentischen Auflösung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2023
Griffin, Martin

Zwei Fremde


sehr gut

Wer ist der echte Polizist, und wer der Sträfling?

3,5 Sterne

Die Geschichte wird aus ich-Sicht von Remie Yorke erzählt, die in einem abgeschiedenen Hotel in den Schottischen Highlands arbeitet. Es ist ihr allerletzter Abend, danach möchte sie auswandern und das Hotel soll renoviert werden. Nur mehr Remie und zwei Gäste befinden sich im Hotel.
Leider machen ihr sowohl der rasch aufziehende Schneesturm einen Strich durch die Rechnung, als auch die beiden Überraschungsgäste, die unerwartet auftauchen - und sich beide als Detective Constable Gaines ausgeben. Jedoch nur einer davon ist der echte Gaines, der andere ist ein bei einer Überstellung entflohener Häftling.

Der Schreibstil ist flüssig und schnell zu lesen, und auch der Spannungsbogen ist konstant aufrecht, auch wenn eigentlich zumindest zu Beginn gefühlt nichts passiert. Doch v.a. mit den beiden Gaines ist man ständig am Grübeln, wer wohl der echte ist, und wer der Straftäter.
Leider war die Auflösung dann irgendwie zu abrupt; nachdem man vorher ja ewig rätselt und immer unterschiedlichste Hinweise bekommt, hätte ich mir dies ein wenig aufregender gewünscht.

Auch gab es einige Szenarien, die ausführlichst und wiederholt geschildert werden, die danach aber weder für die Handlung noch für die Auflösung von Bedeutung waren; und so etwas frustriert dann ein bisschen, weil man sich ja davor ständig Gedanken macht, was das alles auf sich haben könnte. Und danach: nichts.
Ebenso ist die Überstellung eines Häftlings bei einem Aufziehenden starken Schneesturm eher unglaubwürdig, oder dass im Hotel am letzten Abend nur eine einzige Angestellte mit 2 Gästen 'allein' gelassen wird. Wobei diese beiden Gäste polarisieren. Jai Parik scheint sympathisch zu sein, allerdings spürt man sofort, dass er Geheimnisse hat. Was will er um diese Jahreszeit in dem einsamen Hotel?
Und dann ist da noch der zweite Gast, Alex Coben, die nicht auffindbar ist, was sie auch verdächtig macht.

Remie ist sympathisch, man freut sich mit ihr aufs Auswandern, und man spürt intensiv ihre Ängste zuerst bezüglich des Wetters, dann aufgrund des Straftäters und des Dilemmas herauszufinden, wer von beiden denn nun der echte Polizist ist.
Dass der entflohene Sträfling in Zusammenhang mit Remies Bruder Cameron stehen muss, der längere Zeit im selben, nahgelegenen Gefängnis eingesessen ist und vor 18 Monaten bei einem Aufstand ermordet wurde, war schnell klar. Das wurde auch dadurch bestärkt, dass man immer wieder längere Rückblenden auf die kriminelle Vergangenheit von Cameron erhält. Und Remie holt ihn immer wieder aus Bredouillen heraus, obwohl er ihre Hilfe gar nicht will, und ist mehr wie eine Mutter, als eine Schwester. Hier konnte ich ihr Verhalten leider überhaupt nicht nachvollziehen.
Die komplette Auflösung konnte mich dann tatsächlich überraschen.

Toll waren die Beschreibungen der schönen, rauen schottischen Landschaft und der eiskalten Atmosphäre; man friert richtig mit und spürt den Schneesturm aufkommen.


Fazit:
Eiskaltes Setting in den Schottischen Highlands, eine bedrohliche Stimmung und zwei ungebetene Gäste - nur einer davon ist der echte Polizist. Spannende Unterhaltung, doch einige Schwächen.

Bewertung vom 11.07.2023
Hill, Melissa C.;Stapor, Anja

Tristan Mortalis


sehr gut

die Leiche im schwimmenden Moor

Die fünf Freunde Alice, Claire, Bene, Damian und Michael, der aufgrund seiner Rolle in der Theater-AG nur Tristan genannt wird, feiern das bestandene Abitur am alten Bootshaus von Claires Eltern im schwimmenden Moor.
Danach trennen sich ihre Wege und sie haben kaum noch Kontakt.
Bis ein halbes Jahr später eine Leiche im Moor gefunden wird - die das Kostüm von Tristan trägt, das er am damaligen Tag anhatte.
Die restlichen vier Freunde kommen zusammen, um das Rätsel zu lösen und dabei offenbaren sich jede Menge Geheimnisse.

Der Schreibstil ist flüssig und schnell zu lesen, die Geschichte ist lebendig erzählt; durch den rasanten Wechsel der Erzählperspektiven aus Sicht von Alice, Claire, Bene und Damian fühlt man sich bei den Jugendlichen direkt dabei und fiebert mit ihnen mit.
Die Theater-Szene, und natürlich besonders das Stück Tristan und Isolde, nimmt zwar einen größeren Teil ein, ist aber sehr interessant gestaltet.
Ich muss betonen, dass man überhaupt nicht merkt, dass das Buch von zwei Autorinnen geschrieben wurde. Alles fügt sich perfekt ineinander.

Total spannend fand ich, dass sich peu á peu mehrere Geheimnisse wie kleine Puzzleteilchen aufdecken, die sich langsam und nach und nach zu einem Ganzen zusammensetzen. Somit werden auch immer wieder neue und überraschende Tatsachen aufgedeckt, die das abwechslungsreiche Geschehen immer wieder wenden und zum Miträtseln einladen.
Auch, dass nicht nur der verschlossene Tristan ein großes Geheimnis hatte, sondern alle anderen auch etwas verheimlichen, macht das ganze noch aufregender.
Die Auflösung um Tristans Tod war ebenso überraschend wie unfassbar. Der Schluss ist einerseits gut gelöst, andererseits doch auch fragwürdig; die Autorinnen haben hier ein Ende geschaffen, dass einen noch lange nachdenken lässt.


Fazit:
Ein lebendiger Schreibstil, eine packende Story, unerwartete Wendungen und eine überraschende Auflösung zeichnen diesen (Jugend-)Thriller aus.