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takabayashi
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Vielleser

Bewertungen

Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2018
Ulrich, Stefan

In Schönheit sterben / Robert Lichtenwald Bd.2


sehr gut

Spannender Italienkrimi mit leicht überkandideltem Finale
Der zweite Auftritt von Robert Lichtenwald und Giada Bianchi: Robert ist inzwischen endgültig in die Maremma umgezogen, hat seine Kanzlei in München aufgegeben und tut sich etwas schwer mit seinem beschaulichen Vorruhestandsleben, nachdem er sein Häuschen komplett durchrenoviert hat und ihm allmählich die Betätigungsfelder ausgehen. Giada hat jetzt eine Stelle bei der römischen Zeitung Mercurio und pendelt zwischen Rom und Morricone.
Im Prolog in einer Trattoria in Rom geht es gleich heftig zur Sache: Es beginnt mit Schutzgelderpressung und einer Vergewaltigung vor 15 Jahren und geht dann in der heutigen Zeit weiter mit einem Spektakel (Der blutige Brunnen) der Futuristen, einer faschistischen Künstlergruppe und dem Mord an Annibale Colasante, dem Lebemann, Kunstliebhaber und Bruder von Cesare Colasante, dem Geldgeber des Mercurio.
Giada beginnt zu recherchieren und bittet Robert um Hilfe und mit den beiden geraten wir in die Welt der Grabräuber, Raubgräber und Kunstsammler, die auch vor illegalen Käufen nicht zurückschrecken. Eine spannende Krimihandlung mit viel italienischem Lokalkolorit, aber für meinen Geschmack hat der Autor am Ende reichlich übertrieben mit einem völlig durchgeknallten Täter! Trotzdem eine unterhaltsame und empfehlenswerte Sommerlektüre.

Bewertung vom 20.08.2018
Kellerhoff, Lutz W.

Die Tote im Wannsee / Kommissar Wolf Heller Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Krimi vor der Kulisse der 68er-Bewegung
Trifft das Zeitkolorit total! Mir als am Rande an diesen Aktivitäten Beteiligte, Studienanfängerin von 1967 und gleich zu Beginn im Sommersemester durch den Mord an Benno Ohnesorg aufgerüttelt, hat dieser zeitgeschichtliche Berlin-Krimi sehr gut gefallen und viele Erinnerungen geweckt. Viele reale Personen spielen eine Rolle, es fallen bekannte Namen wie Rudi Dutschke, Horst Mahler, Otto Schily, Karl-Heinz Kurras usw.
Kommissar Wolf Heller, tätig bei der Mord-Inspektion in der Keithstraße, soll den Mord an Heidi Gent aufklären, die im Wannsee gefunden wurde. Schnell zeigt sich, dass ihm dabei von seinen Vorgesetzten immer wieder Steine in den Weg gelegt werden und allmählich wird dem Leser klar, dass Heller in ein Wespennest bestehend aus alten Nazi-Seilschaften und Stasi-Spitzeln gestochen hat.
Sehr spannend und atmosphärisch geschildert hat mich die Handlung von Anfang bis Ende gefesselt und in Erinnerung gerufen, wie viel sich in diesen fünfzig Jahren verändert hat, meistens zum Positiven. Tolle Kombination von Krimi und Zeitgeschichte, sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 05.08.2018
Gardam, Jane

Weit weg von Verona


gut

Eine dreizehnjährige angehende Schriftstellerin im Weltkriegsengland
Nachdem die Old F.I.L.T.H.-Trilogie mich restlos begeistert hatte, hatte ich etwas zu hohe Erwartungen und war demzufolge etwas enttäucht von diesem Roman. Worum geht es? England in Kriegszeiten: die dreizehnjährige Ich-Erzählerin Jessica berichtet, wie sie auf die Idee kam, Schriftstellerin zu werden. Sie ist immer ehrlich und sagt unverblümt, was ihr durch den Kopf geht - das ist leider ihrer Beliebtheit unter den Klassenkameradinnen eher abträglich.
Jane Gardam schafft es von Beginn an, dass man ganz in die Welt ihrer Protagonistin eintaucht, ihr gut lesbarer Schreibstil steckt voller subtilem Hunor. Trotzdem plätscherte die Geschichte irgendwie ohne nennenswerte Höhepunkte so dahin und ich war froh, dass ich es geschafft habe, bis zum Ende durchzuhalten. Jessicas Geschichte hat mich nicht wirklich gepackt, und ich konnte ihre Verhaltensweisen oft nicht nachvollziehen. Vielleicht ist die Erzählung autobiographisch geprägt, aber mir war die Protagonistin auch nicht durchgehend sympathisch. Für ein Erstlingswerk sicher nicht schlecht, jedoch noch ohne die Sogwirkung, die die Old F.I.L.T.H.-Trilogie auf mich ausübte. Auch "Flight of the Maidens" hat mich stärker gefesselt. Also hoffe ich, dass bald noch weitere, ausgereiftere Werke von Jane Gardam auf den deutschen Markt kommen.