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Buchstabengeflüster

Bewertungen

Insgesamt 194 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2021
Infinity Plus One
Harmon, Amy

Infinity Plus One


gut

Eigentlich schöne Liebesgeschichte, die am Ende aber sehr übertrieben ist

Zu Beginn des Buches möchte sich Bonnie das Leben nehmen. Finn Clyde ist auf dem Weg nach Las Vegas um nochmal völlig neu anzufangen und sieht Bonnie dort auf der Brücke stehen. Nachdem er sie überzeugen konnte nicht zu springen, begleitet Bonnie ihn und sie erleben einen teils kuriosen, aber schönen Roadtrip durch Amerika. Mit jedem Kilometer lernen sich die beiden näher kennen. Zwischen Shoppingausflügen von Bonnie (weil sie nichts außer einer Handtasche bei sich hat) und Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen (gestresste Alleinerziehende, verrückter Obdachloser und klatschbegeisterte Friseurin) führen Finn und Bonnie viele Gespräche. So erfährt man viel aus Bonnies stressiger Karriere als Country-Pop-Musikerin und über ihre Zwillingsschwester. Umso mehr konnte ich Bonnies Gefühle und auch ihre Beweggründe für den Selbstmordversuch nachvollziehen. Doch auch Finn hat Schmerzen in seiner Vergangenheit erleiden müssen, weshalb er in Las Vegas einen neuen Job annehmen möchte.

Ich liebe Amy Harmons Art zu schreiben. Ihr Erzählstil ist sehr einfühlsam und man fühlt sich den Protagonisten nah, sodass man ihre Gefühle unmittelbar nachvollziehen kann. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass der Titel des Buches „Infinity plus one“ einen direkten Bezug zur Geschichte hat und in zwei Szenen erwähnt wird. Auch „Unendlich wir“, der Titel der früheren Auflage der Geschichte, wird in genau diesem Moment von Bonnie und Finn angesprochen. Finn ist nicht nur ein sehr sympathischer Charakter, sondern auch matheaffin, was mir gut gefallen hat. Er erklärt sich die Welt und auch Gefühle mittels der Mathematik, was sich zwar total absurd anhört, aber sehr gut umgesetzt wurde. Auch die Kapitelüberschriften sind mathematische Begriffe, die sich auf die Entwicklung der Geschichte beziehen (z. B. „Indirekter Beweis“, „Unbekannte Variable“ & „Einander ausschließend“).

"Im Leben kann es aber nicht nur darum gehen, etwas zu erdulden oder von etwas zu träumen. Ich habe viel zu oft das Gefühl, dass den Menschen nichts anderes geblieben ist als Hoffnung. Ob reich, arm, krank, gesund – wir alle versinken in unseren Träumen und hoffen darauf, dass ein anderer sie für ins Wirklichkeit werden lässt." Bonnie, S. 249

Da Bonnie nach ihrem letzten Auftritt völlig überstürzt verschwindet und ihre Gran die Karriere an erster Stelle setzt, verfolgt bald die Klatschpresse das Paar und es wird schnell das Gerücht einer Entführung gestreut. Die Autorin beschreibt im Prolog kurz die Geschichte des Verbrecherpärchens Bonnie und Clyde und dieser Liebesroman besitzt sehr viele Parallelen dazu. Auf dem Roadtrip passieren unglaublich viele und verrückte Dinge, weshalb Bonnie und Finn irgendwann auch noch einige anderen Verbrechen angedichtet werden. Vor allem für Finn tat mir dies sehr leid. Und obwohl er Bonnie immer mehr zu bedeuten scheint, ist sie viel zu sorglos und naiv, statt dieses Missverständnis aus der Welt zu schaffen. Dadurch spitzen sich die Geschehnisse bis zum Ende immer mehr zu und mir wurde alles viel zu konstruiert und unrealistisch. Das Ende konnte mich deshalb leider nicht überzeugen und auch in einem weiteren Punkt schießt die Autorin über das Ziel der Liebesgeschichte hinaus. Am Schluss ist das Geschehen einfach zu unrealistisch und übertrieben.


Fazit:
„Infinty plus one“ ist eine schöne Liebesgeschichte zwischen dem Countrystar Bonnie und dem Mathegenie Finn Clyde. Die Autorin schafft es mit ihrem einfühlsamen Schreibstil die Gefühle und Vorgeschichte von Bonnie und Finn nachvollziehbar darzustellen. Leider wird der Roadtrip immer absurder und viele Begebenheiten sind total konstruiert, sodass mir das Ende nicht zugesagt hat.

Bewertung vom 03.05.2021
Die Roseninsel
Reitner, Anna

Die Roseninsel


sehr gut

> Wohlfühlen auf Bayerisch

Der Roman beginnt direkt mit Livs Überfahrt zur Roseninsel. Eigentlich arbeitet sie in Berlin als Ärztin, doch ein bestimmter Abend hat ihr Leben durcheinandergewirbelt, weshalb sie nun eine Auszeit braucht. Da kommt ihr die Stelle als Vertretung des Inselgärtners mitten im Starnberger See gerade recht. Zu Beginn geschieht ihr ein Missgeschick, wodurch sie einen versteckten Hohlraum findet, in dem sich das Tagebuch der jungen Magdalena befindet, die einstmals auf der Insel lebte.

Für Liv ist die Insel eine Zuflucht vor der realen Welt und ihrer Vergangenheit. Für Magdalena im Jahr 1889 jedoch wird sie zu einem Gefängnis, wodurch sie aus ihrem bisherigen Leben gerissen wurde. Die Geschichte wird abwechselnd in der Gegenwart und Vergangenheit erzählt, sodass man die beiden Frauen begleiten kann. Die Autorin verknüpft beide Erzählstränge perfekt miteinander. Es werden stückchenweise Hinweise gegeben, wodurch Liv im Jetzt immer mehr den Spuren von Magdalena und der Vergangenheit Bayerns nachgehen kann.

Ich weiß gar nicht genau, was an Anna Reitners Schreibstil so besonders ist, aber ich habe mich direkt in der Geschichte wiedergefunden und mit wachsender Begeisterung Seite um Seite verschlungen. Vielleicht waren es die lebendig beschriebenen Protagonisten oder auch die bildhafte Schilderung der schönen Landschaft des Starnberger Sees und der Roseninsel.

Damit ist auch besonders das Lokalkolorit zu erwähnen, das der Geschichte ihrem Rahmen gibt. Direkt am ersten Tag bekommt Liv beim Seewirt bayerisches Weißbier und Obazda serviert. Dass dieser in der bayerischen Mundart redet, ist natürlich klar. Auch die Vergangenheit, als Bayern noch ein Königreich war, hat Anna Reitner in der Villa lebendig werden lassen. Vor der malerischen Kulisse des Starnberger Sees erheben sich die bayerischen Alpen. Und auch die Roseninsel mit ihren Rosen, der Villa „Casino“ und den Pfaden durch die Bäume werden mit Begeisterung von der Autorin beschrieben. Ich hab die Insel vor dem Lesen gegoogelt (m. Ecosia) und möchte sie nun unbedingt auch mit eigenen Augen sehen.

Einzig die Beziehung zwischen Liv und Johannes konnte ich nicht gänzlich nachvollziehen. Johannes finde ich sehr sympathisch und attraktiv, aber „da war plötzlich etwas zwischen ihnen“ (S. 170), was ich gerne etwas näher ausgearbeitet gehabt hätte. Auch seine Rolle bei Livs Problem war zu gewichtig, was ich nicht ganz realistisch finde.


Fazit:
Eine schöne und atmosphärische Geschichte über zwei junge Frauen vor der malerischen Kulisse des Starnberger Sees und seiner Roseninsel. Liv nimmt sich auf der Insel eine Auszeit, Magdalena im Jahr 1889 fühlt sich dort eher gefangen und einsam. Besonders der schöne Erzählstil der Autorin trägt viel zu der Geschichte bei, sodass ich hoffe, dass Anna Reitner noch mehr bayerische Geschichten schreiben wird.

Bewertung vom 30.04.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


ausgezeichnet

> Was wäre wenn... dieses Buch Hoffnung zeigt

Die 35-jährige Nora leidet an Depressionen und ist schlussendlich so verzweifelt, dass sie sich das Leben nimmt. Doch anstatt zu sterben findet sie sich in einer Bibliothek wieder, deren Bücher all die Leben darstellen, die Nora hätte leben können. Denn jede noch so kleine Entscheidung, hat sie genau dahin geführt, wo sie eben noch im Leben stand. Was wäre, wenn sie die Dinge, die sie bereut, anders gemacht hätte?

Matt Haig hat definitiv die Fähigkeit, Charaktere und deren Emotionen eindrücklich zu schildern, sodass man es ihnen nachempfinden kann. Noras Verzweiflung und Niedergeschlagenheit haben mir im Herzen wehgetan, hab ich doch auch schon oft solch eine Einsamkeit und Verzweiflung gefühlt. Der Autor bringt Noras Schicksal so nahe, dass ich ihre Gefühle und ihren Prozess im Laufe des Buches gut nachvollziehen kann. Und trotz des sehr traurigen und tristen Anfangs der Geschichte, habe ich mich nicht schlecht gefühlt, sondern einfach Empathie gegenüber Noras Situation empfunden. Matt Haig hat eine so unglaublich schöne und bildhafte Sprache, wodurch seine Erzählung nie zu schwer wird, sondern angenehm bleibt. Einzig gestört hat mich manchmal das System, durch das Nora immer wieder neue Bücher bzw. alternative Leben ausprobieren kann. Der Umstand, durch den Nora ein neues Buch wählen darf, wurde nicht immer ganz stringent umgesetzt, wie es Matt Haig eigentlich vorher in der Geschichte erklärt hat.

„Ich begreife das Leben einfach nicht“, schmollte Nora.
„Du musst das Leben nicht begreifen. Du musst es nur leben.“ - S. 243

Das Ende der Geschichte kam für mich wenig überraschend. Aber obwohl ich es erwartet hatte, habe ich es mir eben auch so gewünscht und bin deshalb mehr als zufrieden. Matt Haig vermittelt mit Noras Geschichte eine sehr wichtige Botschaft. Diese sollten wir Menschen uns immer wieder bewusst machen, wenn es uns schlecht geht (egal ob wir Depressionen haben oder einfach nur einen schlechten Tag).

Fazit:
„Die Mitternachtsbibliothek“ ist für Protagonistin Nora nicht nur eine Möglichkeit ihre alternativen Leben zu entdecken und ihr eigenes Leben zu reflektieren, sondern auch für jeden von uns eine sehr einfühlsame und eindrückliche Geschichte, die uns etwas bewusst machen soll. Trotz der schweren Themen wie Depression und Suizid ist diese Geschichte aufgrund von Matt Haigs bildhaften und poetischen Schreibstils ein Wohlfühlroman. Ein großartiges Buch über die große Frage im Leben „Was wäre wenn…?“.

Bewertung vom 17.12.2020
Breakaway / Away Bd.1
Stehl, Anabelle

Breakaway / Away Bd.1


sehr gut

Ein schönes Debüt

Die Protagonistin Lia ist nach einem Vorfall total mitgenommen, stürmt mitten aus einer Klausur und setzt sich kurzerhand in einen Bus nach Berlin. Lange weiß der Leser nicht, was Lia in ihrer Universitätsstadt zugestoßen ist, aber man spürt von Anfang an, dass es sie immer beschäftigt und total runterzieht. Ich kann verstehen, dass es Dinge gibt, die einen so blockieren, dass man sogar nicht mal mehr Freude in seiner Leidenschaft findet. Die innere Gefühlswelt von Lia ist meiner Meinung nach richtig gut beschrieben. Lia nimmt nicht nur Abstand zu ihrem Wohnort und ihrer Leidenschaft dem Filmen, sondern auch von ihren Gefühlen. In Berlin angekommen trifft sie auf Noah, der versucht ein Familienproblem zu lösen, aber einfach nicht richtig dahinter kommt warum plötzlich der Rest seiner Familie zerstritten ist.

Nachdem man Lia und Noah und deren grundsätzliche Probleme kennengelernt hat, zieht sich das Geschehen langsam. Das Buch ist stets kurzweilig zu lesen, aber am Anfang hat es mich noch nicht richtig gefangen genommen und sich eher in Belanglosem festgefahren. Außerdem war es nicht hilfreich, dass ich den Zwist in Noahs Familie fast von Anfang an erahnen konnte und mich Noahs Bemühen wieder Frieden in seine Familie zu schaffen, mit der Zeit gelangweilt hat. Nach einem Drittel etwa spürte ich langsam Nähe zwischen den beiden Protagonisten und Lia hat sich etwas geöffnet. Ab dem Zeitpunkt fängt Lia an sich mit dem Geschehen in ihrer Heimat etwas auseinanderzusetze und ich konnte endlich mit den beiden mitfiebern.

Ebenfalls geholfen um Lia und Noah zu verstehen hat die Erzählweise, da beide mittels der Ich-Perspektive von dem Geschehen und insbesondere ihren Gefühlen berichten. Trotzdem bin ich nicht ganz überzeugt von Noah. Er ist zwar ein totaler Familienmensch und auch für seine Freunde stets zur Seite, aber er reagiert auch oft drüber, ist sehr impulsiv und egostisch. Das fand ich persönlich in einigen Momenten zu übertrieben, auch wenn das zu New Adult Romanen dazugehört. Apropos New Adult: Eher untypisch, aber dafür umso schöner für dieses Genre, spielt die Geschichte nicht wie sonst in Amerika, sondern in Deutschlands Hauptstadt. Obwohl es hauptsächlich um die beiden Protagonisten geht, werden doch ein paar Schauplätze in Berlin beschrieben, was es umso schöner macht, wenn man diese kennt. Die Autorin hat definitiv einen Blick für kleine Details. So haben mir einige Momente oder Schauplätze besonders gut gefallen, wie z. B. der kreative Film in einer Ausstellung und auch das Graffiti, das den Betrachter direkt gefangen nimmt.

Das Ende rundet die Geschichte gut ab und mir hat gefallen, wie sich vieles verbunden hat. Es ist nachvollziehbar und plausibel geschildert, wodurch ich Lia vollkommen verstehen konnte. Andererseits hat mich dabei trotzdem etwas enorm gestört. Dies sendet falsche Signale aus und insbesondere in der Realität wäre das für mich der falsche Weg. Eben weil die Autorin wichtige und ernste Themen angesprochen hat.

Fazit:
„Breakaway“ ist ein guter Debütroman, der ein paar kleine Schwächen hat, aber auch viele liebenswerte Details. Der Schreibstil von Anabelle Stehl erzählt empathisch von wichtige Themen, wobei das Ende aber eine falsche Richtung vermittelt. Trotzdem hat mir der Schluss gut gefallen und auch, dass die Protagonistin des zweiten Bandes, Kyra, kurz zu Wort gekommen ist.

Bewertung vom 16.12.2020
Das letzte Licht des Tages
Harmel, Kristin

Das letzte Licht des Tages


gut

Schwacher Anfang, berührendes Ende

Direkt nach ihrer Scheidung wird Liv von ihrer Großmutter Edith abgeholt und reisen in die Champagne. Dort trifft sich Edith mit einem Anwalt und möchte Liv etwas mitteilen, was ihr aber alles andere als leicht fällt. Fast am selben Ort 1940 wohnen Inès und Céline mit ihren beiden Männern auf dem Weingut Chauveau. Bald schon ist Frankreich von den Deutschen besetzt, welche das Land und die Leute immer mehr einschränken und von ihnen fordern.

Das Buch wird aus der Sicht von den drei Frauen erzählt, Liv berichtet in der Gegenwart und Inès und Céline in der Vergangenheit, was mir das Lesen zu Beginn aus einem bestimmten Grund sehr schwer gemacht hat. Liv ist sehr redselig und wenn sie auch immer wieder ihre Großmutter fragt, was sie nun hier in Frankreich wollen, so rückt die alte Dame doch nicht wirklich mit der Sprache raus. Außerdem ist Edith sehr exzentrisch, fährt Liv immer wieder an und ist sehr rigoros und streng. Die beiden Frauen in der vergangenen Zeit schildern zwar das Leben auf dem Weingut und die Beziehung zu ihren Männern, aber eben auch oft genug die untereinander. Leider mögen sich die beiden nicht besonders und ich musste oft lesen, was sie voneinander denken und aneinander nicht ausstehen können. Das machen alle Hauptcharaktere für mich nicht unbedingt einnehmend. Sympathisch fand ich die Figuren schon, nur hab ich sie selbst nicht sonderlich ins Herz geschlossen, sodass der Beginn des Buches überhaupt nicht fesselnd war und ich oft schon widerwillig zum Buch griff. Das Schicksal der Nebencharaktere hat mich das ganze Buch hinweg oftmals mehr berührt.

Doch abgesehen davon ist die Geschichte gut zu lesen und auch recht spannend. Mit Liv und ihrer Großmutter erkundet der Leser die Stadt Reims und die Kulisse der Weinberge rundherum, wodurch man auch den Spuren der Vergangenheit nahe kommt. Bei Inès‘ und Célines‘ Kapiteln erfährt man sehr viel Informatives über den Weinanbau und die Champagnerherstellung, außerdem spielen auch ihre Liebesleben eine große Rolle. Der einzige Buchcharakter, dessen Verhalten für mich anschaulich und verständlich dargestellt wird, sodass ich dessen Schicksal wirklich fesselnd empfand, ist Inès. Trotz ihrer Fehler und fehlender Begabung für das Weingut empfinde ich sie als sehr bemüht, stark und sie gibt nie auf. Im Verlauf der Geschichte geschehen einige Dinge, die ich schon vorhergesehen habe. Auch die sich entwickelte Beziehung zwischen Liv und dem Anwalt ihrer Großmutter habe ich kommen sehen, wobei diese schon sehr schnell und offensichtlich vorhanden war und leider auch oft sehr plump ist.

Besonders schön an der Geschichte war die Beschreibung der Stadt Reims und dem Weingut Chauveau. Die Protagonisten sind dort sehr oft unterwegs, was sehr anschaulich beschrieben wird, sodass ich schon bald all die Schauplätze vor meinem inneren Auge gespeichert hatte. Durch Livs Streifzug durch Reims erfährt man auch sehr viel Geschichtliches über die französische Stadt, sowie deren hübsches Stadtbild.

Das Ende hatte es in sich, denn es kam sogar ein Aspekt ans Licht, den ich nie hätte kommen sehen. Vor allem die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit und das große Geheimnis dahinter sind sehr berührend. Ich musste sogar einige Tränen verdrücken, so traurig, herzergreifend, tragisch und emotional waren die Geschehnisse sowohl in der Gegenwart als auch Vergangenheit. Trotzdem endet das Buch sehr zufriedenstellend.

Fazit:
Das Buch macht es einem anfangs wegen der Buchfiguren überhaupt nicht leicht, es zu lieben. Erst im Laufe der spannenden Geschichte habe ich mich hineingefunden und sie konnte mich vor allem aufgrund von Inès einnehmen. Einige Aspekte waren sehr offensichtlich, aber den großen Knall am Ende habe ich doch nicht kommen sehen. Das Buch wird mit einem sehr emotionalen Ende und schöner Beschreibungen der Stadt Reims und den umliegenden Weinbergen abgerundet. „Das letzte Licht des Tages“ ist insgesamt ein ganz gutes Buch, aber K

Bewertung vom 19.11.2020
All das Ungesagte zwischen uns
Hoover, Colleen

All das Ungesagte zwischen uns


ausgezeichnet

Authentisch und berührend

Das erste Kapitel ist quasi ein Prolog, denn wir lernen Morgan als Jugendliche kennen, als sie mit ihrem Freund Chris, ihrer Schwester Jenny und deren Freund Jonah zu einer Party fährt. Sie findet heraus, dass sie schwanger ist und im zweiten Kapitel befinden wir uns in der Gegenwart, als Morgan eine 16-jährige Tochter hat. Der Anfang der Geschichte war zunächst etwas komisch, da man das Gefühl hatte sich im Kreis zu drehen, weil nun Morgans Schwester Jenny ungewollt schwanger wurde. Dann geschieht jedoch der tödliche Unfall und das Leben von Morgan und Clara wird aus der Bahn geworfen. Danach wird der Titel „All das Ungesagte zwischen uns“ zum Programm, denn Morgan und ihre Tochter Clara reden kaum über ihre Trauer, ihre Geheimnisse und Claras neuen Freund Miller. Sie entfernen sich immer mehr und durch einige Geschehnisse und Missverständnisse wird die Situation zwischen Mutter und Tochter richtig festgefahren. Die Geschichte konzentriert sich auf die Trauer von Morgan und Clara und deren Mutter-Teenager-Beziehung und es ist schön, sie während ihrer Entwicklung zu begleiten. Auch wenn das Buch dabei nie sehr viele Wendungen bereithält, ist es trotzdem mehrfach überraschend und fesselnd.

"Wenn etwas Schreckliches passiert, hat man erst mal das Gefühl, man wäre von einer Klippe gestürzt. Aber wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, wird einem klar, dass man nicht von einer Klippe gestürzt ist, sondern in einer endlosen Achterbahn sitzt, die gerade ihren tiefsten Punkt erreicht hat. Und dann fährt sie sehr lange Zeit auf und ab.", Jonah, S. 2014

Die Geschichte wird durch Morgan und Clara in zwei Ich-Perspektiven geschildert. Dadurch erfährt man ihre Gedanken und Gefühle, wodurch ich stets nachvollziehen konnte, warum sie so handeln. Auch wenn manches doch sehr extrem war und ich einige Szenen übertrieben fand, z. B. als Clara sehr bockig wurde, konnte ich trotzdem verstehen, dass der Tod und all die Geschehnisse danach dazu geführt haben können. Dadurch hat mich Colleen Hoover immer wieder in eine andere Stimmung versetzt. Ich war traurig, wurde wütend, verspürte Frust, hab aber auch oft gelächelt und war verliebt, wenn z. B. mal wieder der ein paar Monate alte Sohn von Jenny auftauchte und all die negativen Gefühle von den Protagonisten zur Seite schob. Oder auch wenn sich Clara mit Miller getroffen hat, weil ihr die Beziehung mit ihm so unglaublich gut tut. Miller ist intelligent und wusste in der schweren Zeit mit Clara umzugehen. Aber auch Jonah oder Millers Großvater waren gutmütige und rundum tolle Figuren, die ich ins Herz geschlossen habe.

Colleen Hoovers Schreibstil war wieder gewohnt gefühlvoll und ein bisschen poetisch. Sie kann alles nachvollziehbar zur Situation beschreiben und nutzt immer wunderschöne Worte, weshalb ich mir einige Zitate markiert habe. Die Emotionen spitzten sich zum passenden Ende zu, das ich schön und sehr berührend finde.

"Manchmal sagt er Dinge, die sich anfühlen, als würden sie durch meinen Brustkorb direkt in mein Herz dringen und nicht erst den Weg durch die Ohren nehmen.", S. 394


Fazit:
„All das Ungesagte zwischen uns“ wird nach einem schlimmen Unfall schon fast zu viel zwischen den Protagonisten Morgan und ihrer Tochter Clara. Colleen Hoover hat hier eine sehr gefühlvolle, authentische und emotionsgeladene Geschichte über eine Mutter-Teenager-Beziehung geschrieben, die manchmal überraschen kann und auf die Entwicklung der Charaktere setzt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2020
Making Faces
Harmon, Amy

Making Faces


ausgezeichnet

Emotional und tiefgründig

Der Klappentext liest sich nach einem typischen New Adult Roman mit so manchen Klischees: Die Protagonistin ist nicht hübsch und der männliche Gegenpart würde sich nie in sie verlieben. Dann entwickelt sich doch etwas zwischen den beiden, nur ist er womöglich psychisch zu kaputt, um die Beziehung einzugehen. Anfangs ist die Geschichte einfach gut, doch sie entfaltet sich immer mehr und wird zu etwas ganz Besonderem.

"Aber das ist doch das Schöne an Freundschaft. Es geht nicht darum, perfekt zu sein oder etwas zu verdienen. Wir haben dich gern, du hast uns gern, und deshalb werden wir für dich da sein.", Fern, 28%

Insgesamt wird das Buch aus den drei Perspektiven von Fern, Bailey und Ambrose erzählt. Die drei stehen kurz vor ihrem High-School Abschluss. Ambrose ist der Star der Ringermannschaft und der beliebteste Junge an der Schule. Fern ist das unscheinbare Mädchen und ihr bester Freund Bailey ist chronisch krank, genießt jedoch sein Leben. Jeder Protagonist hat seine eigene Rolle, doch die werden bald aufgebrochen und ihre ganz individuellen Charakterzüge, Unsicherheiten und Stärken thematisiert. Ich hatte die drei von Anfang an in mein Herz geschlossen, vor allem Bailey mochte ich sehr mit seiner lebensbejahenden Art. Was sehr half die Protagonisten im Gänze kenne zu lernen waren einige Rückblenden in die Kindheit, als z. B. Bailey erfuhr, dass er chronisch krank ist. Nach einiger Zeit findet ein Zeitsprung statt, nach dem ich mich erst einmal wieder in der Geschichte zurechtfinden musste. Ab da entwickelte sich das Geschehen, weil es sehr bewegend und viel Wert auf die Charakterentwicklung gesetzt wurde. Kurzzeitig tritt das Geschehen auf der Stelle und die Protagonisten kommen nicht voran. Das Ende wurde etwas actionreich und hat mich sehr berührt, ich musste Schlucken und hatte einige Tränen in den Augen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen hat mich die Geschichte mit einem positiven Gefühl zurückgelassen.

„Manchmal hindert Schönheit oder deren Mangel uns daran, jemanden richtig kennenzulernen.“, Joshua, 94%

Die Autorin vermittelt in dieser Geschichte wirklich wichtige Themen. Von häuslicher Gewalt, Krankheit, Krieg und Unsicherheit bis zu Schönheit, Freundschaft und Liebe ist alles dabei. Vor allem wird darauf eingegangen, was einen Menschen liebenswert macht, dass das Aussehen nicht alles ist und Liebe viel tiefer geht. Trotz der schweren Themen ist die Geschichte leicht und einfühlsam geschrieben. Amy Harmon vermittelt den harten Inhalt auf eine sehr feinfühlige und angenehme Art und Weise. Ihr zarter, manchmal fast schon kindlicher Schreibstil nimmt den schlimmen Ereignissen die Härte und vermittelt feinfühlig die Gefühle der Figuren.


Fazit:
Ich habe das Gefühl, dass meine Rezension eher analytisch klingt, aber im Gegensatz dazu war „Making faces“ wirklich sehr gefühlvoll und berührend. Neben der klassischen Liebegeschichte werden viele wichtige Themen angesprochen, wie Krieg, Krankheiten, Unsicherheiten, Liebe und Schönheit. Die Geschichte wird vor allem durch die drei Protagonisten, die man sofort ins Herz geschlossen hat, und dem feinfühligen Schreibstil getragen.
4,5 von 5 Sternen

Bewertung vom 10.10.2020
Beta Hearts / Neon Birds Bd.3
Graßhoff, Marie

Beta Hearts / Neon Birds Bd.3


gut

Enttäuschender Abschluss einer genialen Reihe

„Beta Hearts“ beginnt genau da, wo „Cyber Trips“ aufgehört hat. Marshall versucht die restliche Menschheit an einen sicheren Ort zu bringen und für einen erneuten Gegenschlag gegen KAMI zu bündeln. Außerdem stellt sich die Frage, was nun mit unseren geliebten Protagonisten ist, z. B. ob Okijen überleben wird.

Allerdings ist die erste Hälfte des Buches zunächst träge und wird langsamer erzählt, als die beiden vorherigen Bände. Trotzdem ist es kurzweilig zu lesen, weil man als Leser nach jedem Umblättern hofft, endlich die ersehnten Antworten zu erhalten. Und später findet die Geschichte auch zu der gewohnten rasanten Achterbahnfahrt der Gefühle und Ereignisse zurück. Figuren überraschen, positiv wie negativ, es wird viel Interessantes über die Vergangenheit erzählt, als die gegenwärtige Regierung gebildet wurde und KAMIs Gedanken sind wieder sehr philosophisch und regen zum Nachdenken an. Ich liebe ihre Kapitel und sie/es ist der beste Bösewicht in Geschichten überhaupt.

"Dieser Plant ist ein Wunder. Eine Millisekunde auf der Uhr des Alls. [...] Dass ihr hier seid, ist der wunderbarste Zufall, den man sich vorstellen kann. Ein Wunder von so astronomischer Unwahrscheinlichkeit. Und ihr schätzt es einfach nicht. Ihr seid so oft traurig und frustriert und voller Neid und Hass.", KAMI, S. 185f

Was mich an dem Abschlussband wirklich enttäuscht hat, waren die fehlenden Antworten auf gewisse Dinge, die sogar wichtig für die Handlung sind. Was ist in der Vergangenheit gewisser Protagonisten passiert? Was ist der Grund für bestimmte Begebenheiten? Ich hab noch nie offene Buchenden gemocht und mir schleicht sich der fade Beigeschmack ein, dass Marie Grasshoff selbst keine gute Begründung gefunden hat und deshalb den Leser bis zum Schluss im Unklaren lies. Die Auflösung des Konflikts von KAMI gegen die Menschheit hingegen fand ich gut. Die Lage war so festgefahren, dass ich mit Bangen an das Ende des Krieges dachte, doch er war wirklich passend. Ich mag auch die Botschaft, die dahinter mitschwingt.

Fazit:
„Neon Birds“ ist eine wirklich tolle Reihe mit einer großartigen Idee und spannender Erzählung, die jedoch nicht bis zum Ende durchdacht ist. Die Spannung in "Beta Hearts" resultiert unter anderem durch die vielen offenen Fragen, die leider nicht alle beantwortet wurden. Nichtsdestotrotz ist der Abschluss des Kampfes zwischen KAMI und der Menschheit zufriedenstellend gelöst worden und die Reihe sehr lesenswert.

Bewertung vom 07.10.2020
Vakuum
Peterson, Phillip P.

Vakuum


ausgezeichnet

Spannend bis zur letzten Seite

Abwechselnd verfolgt der Leser die Physikerin Susan und den Astronauten Colin. Susan befindet sich in der Station in der Antarktis und empfängt dort mit dem Neutrino-Teleskop mehrere hohe Ausschläge. Der Leser begleitet sie, während sie mit anderen Wissenschaftlern und Astronomen die Sterne im Weltraum beobachtet und die aufgetretenen Neutrinos erforscht. Währenddessen befindet sich Colin kurz davor, 70 Jahre nach den Apollo-Missionen, auf dem Mond zu landen. Doch eine Astronomin, die mit ihm um den Mond kreist, fällt ein Objekt im Weltall auf, das sich als Raumschiff entpuppt. Die Außerirdischen fliegen vorbei und lassen nur einen Funkspruch mit physikalischen Formeln zurück. Was hat das zu bedeuten?

Die Idee des Buches ist wirklich gut und wie man dem Nachwort entnehmen kann, sogar tatsächlich möglich. Es war spannend das Geschehen mit Susan und Colin zu verfolgen. Die Ereignisse entwickeln sich immer weiter und ich habe oft den Atem angehalten, gehofft und alles gespannt mit verfolgt. Das Ende war sehr nachvollziehbar dargestellt und hat mich sogar berührt, sodass ich ein paar Tränen in den Augen hatte. Vor allem Personen, die sich für Astronomie, die Weltraumfahrt und das Weltall interessieren, werden hier meiner Meinung nach eine spannende und kurzweilige Geschichte finden.

Neben der Hauptgeschichte gibt es auch einige Kapitel aus der Sicht von Pala, die mit ihrem Stamm in der Nähe eines Sees wohnt. Zunächst gibt das Geschehen auf die Gesamtidee nicht viel Sinn, aber die beiden Geschichten sind natürlich miteinander verbunden, und war ebenfalls sehr spannend zu verfolgen.

Fazit:
„Vakuum“ ist ein sehr spannender SciFi-Roman, in dem man das Geschehen durch eine Astrophysikerin und einen Astronauten verfolgt. Ein wahrer Pageturner und definitiv ein passendes Buch für Weltraumbegeisterte!

Bewertung vom 07.10.2020
Uralte Weisheiten der Bäume
Marvin, Liz

Uralte Weisheiten der Bäume


ausgezeichnet

Inforamtiver Ratgeber durch Bäume

Bäume sind sehr alte Lebewesen, stehen mit ihren riesigen Stämmen fest verwurzelt und recken ihre Baumkronen in den Himmel. Ich finde es sehr faszinierend, zwischen Bäumen und uns Menschen Analogien zu ziehen, wie es die Autorin tut. Liz Marvin schildert die Besonderheit der jeweiligen Baumart, quasi den Charakter, wenn man den Baum vermenschlicht. Damit einhergehend gibt sie einen Rat für Selbstliebe und -fürsorge an den Leser weiter. Die kurzen und prägnanten Schilderungen sind sehr positiv und aufbauend geschrieben.

Jeder Baum erhält in diesem Buch eine Doppelseite, auf der einen findet man seine Eigenschaften und Aufforderung für uns Menschen, auf der anderen ist eine Illustration von Annie Davidson abgebildet. Die Zeichnungen gefallen mir sehr gut und machen das Buch von Innen und Außen zu einem wahren Hingucker.

Nicht nur die Tipps für ein erfülltes und glücklicheres Leben haben eine gewisse Bandbreite, sondern auch die vorgestellten Bäume sind sehr unterschiedlich. Es werden heimische Bäume vorgestellt, die man nicht überall sieht oder längst ihre Eigenschaften kennen würde, sondern auch Gewächse aus unter anderem Afrika oder Südamerika.


Fazit:
Ein wunderschönes Buch, das informatives über viele Baumarten enthält und auch Ratschläge für unser Leben daraus zieht. Bereichert wird das Buch mit seinen vielzähligen Illustrationen entsprechend zum erwähnten Baum. Der passende Ersatz um ein positives Lebensgefühl zu erhalten, wenn man mal keine Zeit oder Zugang zur Natur hat. Nicht nur für Naturliebhaber ein tolles Geschenk sondern auch ein Büchlein zum selbst darin blättern – immer und immer wieder.