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Books of Tigerlily
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Saarbrücken

Bewertungen

Insgesamt 180 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2021
Fast, Valentina

Kronenkampf. Geschmiedetes Schicksal (eBook, ePUB)


sehr gut

Ich muss sagen, dass ich im Romantasy-Bereich immer skeptischer werde und immer vorsichtiger bei der Auswahl solcher Bücher. Bei Kronenkampf bin ich froh, dass ich mich erneut mal wieder ans Genre heran getraut habe, denn dieses Buch bietet wirklich ein rundes Leseerlebnis.

Kronenkampf hat eine interessante Idee, was Setting und Fantasyelement angeht. Hier kann Valentina Fast mit einem runden Konzept aufweisen, einer Welt, in der sich der Leser schnell zurecht findet und die dennoch sich positiv von vergleichbaren Büchern abhebt.

Gleiches gilt für die Handlung. Fiana ist eine starke, sympathische Protagonistin, die sich eher notgedrungen dem Kronenkampf stellt. Sie wird hier vor die ein oder andere Herausforderung gestellt und man kann wundervoll mitfiebern.

Das gleiche gilt auch für den Lovestory-Moment des Buches. Hier kann Valentina Fast den Leser noch das ein oder andere Mal überraschen und kaut nicht einfach eine viel zu oft gelesene Story wieder. Dieser Aspekt des Buches hat mir besonders gut gefallen!

Bewertung vom 25.07.2021
Hirschhausen, Eckart von

Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben


ausgezeichnet

Die Corona-Pandemie und die anstehende Bundestagswahl haben meinen Blick auf die Welt nochmal verschärft und so habe ich mich seit Beginn des Jahres verstärkt mit dem Thema Klimawandel auseinandergesetzt.

Das Buch ist ein ganz schöner Brocken und droht den Leser auf den ersten, äußeren Blick zu erschlagen, werden doch sehr viele Themenfelder behandelt. Aber bereits der nächste Blick in Inhaltsverzeichnis und Vorwort zerstreuen den Respekt vor der Masse an Buch, ist es doch wundervoll übersichtlich gegliedert und überzeugt auch durch sein tolles Layout. Auf vielen Fotografien rückbezieht sich das Buch auf den Autor und gewinnt dadurch extrem an menschlicher Komponente, diverse Grafiken und Bilder geben einen schnellen und interessanten Überblick. Auch die farbliche Gestaltung half mir beim Lesen und thematischem Einordnen.

Dabei nutzt Hirschhausen eine sehr bildhafte, humorige Sprache und nimmt dadurch Leser mit jeder thematischen Vorbildung mit. Durch seine persönlichen Erlebnisse und Erklärungen und seinem allgegenwärtigen Bezug zur Gesundheitsthematik kann man sich auch gut in die für viele sicherlich bislang weit weg scheinenden Problematiken des Klimawandels hineinversetzen. Und nur so gelingt ein posititver Wandel, nämlich mit einem Wandel in den Köpfen. Und dafür braucht es Verständnis und Empathie.

Mich hat die Verzahnung der Krisen, die uns heutzutage bereits beschäftigen, am meisten beschäftigt und zum Nachdenken angeregt. Ich bin dem Autor sehr dankbar, dass er sich der Thematik so umfassend angenommen und sie fürs breite Publikum aufbereitet hat.

Genau diese Art von Büchern braucht es, um auch in der breiten Bevölkerung eine grundlegende Aufmerksamkeit und Verständnis aufzubauen. Denn "Mensch, Erde!" ist kein klassisches, trockenes Sachbuch mit ellenlangem Literaturverzeichnis oder Fußnotenflut. Es ist ein persönliches Sachbuch, ein subjektiver Blick auf unsere Welt. Dadurch, dass Eckart von Hirschhausen hier die Wahrnehmung der Welt, wie auch wir sie wahrnehmen, spiegelt und wissenschaftlich einordnet, macht das Buch so zugänglich und wertvoll.

Bewertung vom 12.07.2021
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


ausgezeichnet

Simon Beckett did it again! Was sorgten die Neuigkeiten über einen neuen Thriller von Simon Beckett für Begeisterung, zumal es sich wohl um den Auftakt einer neuen Ermittlerreihe handelt. Natürlich war auch ich direkt neugierig und musste das Buch sofort haben, klingt der Klappentext doch wahnsinnig spannend.

Und der Autor weiß bereits auf wenigen Seiten seine Leser zu fesseln! Ich bekam beim Lesen direkt eine Gänsehaut, ein guter Einstieg in diesen Thriller. Simon Beckett haut hier bereits spannungsmäßig einen raus und der Spannungsbogen wird ab da auch auf einem konstant hohen Niveau gehalten.

Der Schreibstil ist flüssig und entfaltet eine richtige Sogwirkung, sodass man komplett in die Handlung abtauchen kann. Jonah Colley ist ein sympathischer Charakter mit Vorgeschichte, einem Paket, das er mit sich herumschleppt und dessen Last sich dem Leser nach und nach offenbart. Normalerweise bevorzuge ich es, wenn dieser persönliche "Ballast" der Ermittler eher im Hintergrund steht. Hier verknüpfen sich allerdings Jonahs Background und der aktuelle Fall perfekt zu einem großen Verdachtsmoment, was ich wirklich richtig gut gelungen fand. Gegenwart und Vergangenheit verwischen zu einer atemberaubenden Jagd nach Täter und Hintergründen.

Dabei manövriert sich Jonah selbst in mehr als eine brenzlige Situation und scheint schließlich selbst Verdacht zu erwecken. Dabei tauchen immer wieder neue Figuren auf, der Leser wird auf falsche Fährten gelockt und es gibt viele Wendungen, sodass die Handlung nie vorhersehbar ist und man bis zum Schluss mitfiebert, wer nun tatsächlich der Täter ist. Durch den Enthüllungsmoment kommt man als Leser ebenso ins Trudeln wie Jonah, hat man sich doch vielleicht von Wunschdenken und ausgelegten Fallen zu sehr leiten lassen.

Ich hätte mir hier allerdings einige Dinge mehr gewünscht. Zum einen hätte ich mir einfach mehr London als Setting herbeigesehnt, da ich finde, dass das besondere Flair der Stadt so viel mehr hergeben könnte wie hier ausgeschöpft wurde. Weiter hätte ich mir auch mehr Jonah Colley in Bezug auf seine Stellung bei der Polizei gewünscht. Obwohl die Handlung so natürlich keinen "aktiven" Ermittler hergibt, hätte ich mir hier mehr greifbares, vielleicht etwas mehr Konflikt gewünscht. Nichtsdestotrotz ist dies sicher Kritik auf hohem Niveau, denn "Die Verlorenen" ist ein rundes Buch, dass Spannung und Nervenkitzel verspricht.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe es in zwei Tagen runter gelesen. Für mich ein Highlight des Jahres und ich erhoffe mir mehr Bände der neuen Reihe!

Bewertung vom 30.05.2021
Schätzing, Frank

Was, wenn wir einfach die Welt retten?


ausgezeichnet

Obwohl die weltweite Pandemie derzeit sowohl den eigenen Fokus einnimmt als auch das Weltgeschehen bestimmt, darf die andere große weltweite Krise nicht aus dem Blick geraten. Die Rede ist von der Klimakrise, die weiterhin unaufhaltsam anrollt und gegen die sich die gesamte Weltgemeinschaft stemmen muss. Wie gut, dass Frank Schätzings neues Buch sich mit eben diesem Thema befasst und somit das Klima erneut in den Fokus rückt.

Allein der Klappentext ist ebenso gelungen wie die sonstige Gestaltung, ist doch das Cover ein Blickfang und auch Format und die Haptik lassen einen neugierig zum Buch greifen. So wird sicher nicht nur der übliche Sachbuchleser auf dieses wichtige Buch aufmerksam.

Aber auch der Inhalt kann überzeugen. Die gute Gliederung verschafft nicht nur einen gute Überblick, sie erleichtert durch den Aufbau dem Leser auch den Einstieg in die Materie. Es gibt kurze Unterabschnitte, die diverse Thematiken übersichtlich und prägnant darstellen und dem Leser das nötige Wissen vermitteln, ohne ihn in einer ewigen Wort- und Datenflut zu ertränken. Durch den Schreibstil und die gut gewählten Beispiele wird der Leser hier an der Hand genommen und es wird eine Art Geschichte erzählt, die wohl jedem zugänglich ist und die jeden abholen kann. Hier zeigt sich, dass Schätzing schreiben kann. Spannend, pointiert und mit jeder Menge Humor wird das umstrittende Thema Klimakrise hier aufbereitet.

Der Autor hat dabei recht wenn er behauptet, dass der Klimawandel oft nicht in Gänze vorstell- und dadurch wenig begreifbar sei. Auch mir ging es so, waren doch die wirklichen Folgen des Ansteigens des Meeresspiegels auch für mich nicht wirklich vorstellbar. Schätzing schafft es in seinem Buch, die von den Wissenschaftlern ausgearbeiteten Szenarien hier bildhaft darzustellen. Ich muss zugeben, dass mir kurz anders wurde, als ich vom Worst Case Szenario gelesen habe. Ich hatte den Drang, das Buch entweder ganz schnell gegen seichte Lektüre auszutauschen oder mich direkt und umfässlich einer radikal umstürzlerischen Bewegung anzuschließen.

Frank Schätzing schaffte mit diesem Buch also bei mir ein Bewusstsein und den Wunsch zu handeln. Insofern hat er sicher ein Teilziel - zumindest bei mir - schonmal erreicht. Und wie sieht es sonst inhaltlich aus? Hier zeigt der Autor auf, wie die Entwicklungen waren, wo wir aktuell stehen und was wir erreichen müssen. Soweit so gut, aber welche Lösungsansätze gibt es? Wer hier auf eine allumfassende, schnelle und möglichst tangierungsarme Lösung hofft, der muss sich den Realitäten stellen. Die Lösungen gibt es bereits jetzt, die Entwicklungen gehen in die richtige Richtung. Wir brauchen nur mehr Anreiz und mehr Anpackmentalität, wir müssen endlich anfangen, mehr zu tun! Und hier liegt die Lösung des Problems auch bei jedem einzelnen von uns. Dabei ist Schätzing weder radikal von Verbotslust getrieben, er zeigt vielmehr lebensnahe Lösungsansätze an.

Mir hat das Buch die Augen geöffnet und gleichzeitig auch Mut gemacht. Es hat mir das weltweit dringlichste Thema der Klimakrise verständlich aufbereitet und all dies ohne erhobenen Zeigefinger. Für mich ein Buch, das auf jede Reading List 2021 gehört.

Bewertung vom 26.04.2021
Lloyd, Chris

Die Toten vom Gare d'Austerlitz


sehr gut

Ein Buch zur Zeit der deutschen Besetzung in Paris, mit einem französischen Polizisten und rätselhaften Toten? Das trifft meinen Lesegeschmack doch genau! Und ich muss sagen, dass hier meine Leseerwartungen vollends erfüllt wurden.

Giral ist ein französischer, recht eigenbrötlerischer Inspektor in klassischer Film Noir -Manier, der eigenwillig seiner Spürnase folgt und so dem ein oder anderen auf die Füße tritt und ordentlich Staub aufwirbelt. Als die Nazis in Paris einmarschieren und er sich nun den neuen Gepflogenheiten und Machtverhältnissen fügen muss, erleichtert das seine Arbeit nicht unbedingt. Aber Giral beugt sich nicht den Vorgaben der deutschen Machtträger und zieht sein eigenes Ding durch, möchte er doch den mysteriösen Tod von vier Toten aufklären.

Giral gerät in einen richtigen Spießrutenlauf des fest strukturierten Naziregimes und deckt immer mehr Ungereimtheiten auf, die auch in die deutsche Richtung zu weisen scheinen. Hier treibt der Autor nicht nur durch die eigentliche Handlung der Todesfälle die Spannung ordentlich hoch, auch durch das Katz und Maus-Spiel der französischen und deutschen Beteiligten muss sich Giral ständig mit der Frage auseinandersetzen, wer gerade Freund und wer Feind ist und auf wessen Seite er gerade steht.

Ein clever aufgebautes Buch, bei dem mehrfach der Leser gemeinsam mit Giral auf eine falsche Fährte gelockt wird und sich dann auch noch mit den Gefahren, die Giral und dessen Sohn drohen, auseinandersetzen muss. Ein kluger Einblick in die damalige Zeit, als sich die Franzosen vor Ort mit den deutschen Besatzern arrangieren mussten und den kleinen oder großen Aufstand proben.

Auch der familiäre Konflikt Girals wird vor dem Hintergrund der Belastungen und Altlasten des Ersten Weltkrieges stark herausgearbeitet und ist so ein erschreckendes Beispiel all jener Schicksale, die damals sogar zwei Weltkriege erleben mussten. Hier wird geschickt die Frage aufgeworfen, was dies eigentlich mit der menschlichen Seele anstellt.

Die Handlung spitzt sich immer weiter zu und das Ende des Buches war für mich mehr als unerwartet, wurde ich doch tatsächlich auf eine falsche Fährte gelockt. "Die Toten vom Gare d`Austerlitz" überzeugt mit guter Spannung, grandiosem Setting und einem ganz eigenen Ermittler, den man gerne begleitet.

Bewertung vom 26.04.2021
Landsteiner, Anika

So wie du mich kennst


sehr gut

Diesem Buch habe ich richtig entgegengefiebert, seit ich es bei den kommenden Neuerscheinungen entdeckt habe, wusste ich doch schon beim Klappentext, dass mich dieses Buch sehr berühren könnte. Dieser Klappentext hat etwas in mir zum Klingen gebracht, als ich ihn das erste Mal gelesen habe und ich muss sagen, dass sich dieses Gefühl mit Lesen der ersten Seiten des Buches bestätigt hat. Gemeinsam mit Karla erleben wir die frische Trauer um ihre Schwester Marie und begeben uns mit ihr nach New York, wo Marie zuletzt gelebt hat. Karla muss sich dabei durch die Haushaltsauflösung ihrer Schwester vielen Erinnerungen, aber auch vielen neuen Fragen stellen. Kannte sie ihre Schwester wirklich so gut oder hatte diese sogar Geheimnisse vor ihr?

Das Buch zeichnet sich durch einen flüssigen und dennoch poetischen Schreibstil aus, der unangestrengt ist und dennoch eine unglaubliche Sogwirkung entfaltet. Zum einen kann man sich sehr gut in unsere beiden Protagonistinnen hineinversetzen, deren Erzählperspektive abwechselt. Zum anderen sind deren Emotionen und Erlebnisse so greifbar, dass man völlig im Lesen aufgeht.

New Yorks Goßstadtrauschen ist dabei die ideale Kulisse für Karlas Verlustaufarbeitung. Zunächst sich in der Anonymität der Stadt verlierend, wird sie doch initiativ und erhält auch Unsterstützung, die so zunächst nicht erwarbar war. Ihre Erfahrungen sind ein gelungenes Beispiel für einen Menschen, der den Halt in seinem Leben verliert und darum kämpft an der Oberfläche zu bleiben. Die Schilderung von Karlas Gemütszustand und Erlebnissen fand ich ergreifend und wundervoll nahbar.

Maries und Karlas Erzählstränge ergänzen sich gegenseitig und greifen so perfekt ineinander, sodass die beiden Zeitebenen mühelos ineinandergleiten und miteinander verschmelzen. Dabei bleibt es immer spannend, denn es werden nach und nach immer mehr Geheimnisse aufgeworfen, wobei bei einigen die Auflösung im Halbdunkel verborgen bleibt. Insbesondere Maries Erlebnisse, die sich so auch in ihrer und Karlas Umgebung wiedergefunden haben, gehen nahe und wirken lange nach. Vielleicht war die ein oder andere Häufung dieser Erfahrungen in ihrem Umfeld ein Tick zuviel, so macht die Autorin hier doch einen großen Punkt in dem sie diese Thematik zur Tagesordnung macht, muss das Thema doch einfach noch mehr Gehör finden.

Insgesamt also ein Buch, dass man schnell runterlesen möchte, in das man völlig eintauchen kann und das einen nachhaltig beeindruckt. Ein starkes Buch voller Emotionen, das es schafft, auhentisch zu sein und nicht in den Kitsch abzudriften. Sehr gelungen!

Bewertung vom 24.02.2021
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Hard Land ist mein erster Wells, der mir natürlich bereits vorher ein Begriff war. Und so war ich neben dem Inhalt des neuen Buches auch gespannt darauf, ob mich der Hype um den Autor und seine Neuerscheinung mitreißen wird.

Das Buch erzählt eine klassische Coming of Age - Geschichte, unser Protagonist Sam ist ein typischer Außenseiter. Ich konnte mich recht schnell in ihn hineinversetzen und mich mit ihm identifizieren. Er ist ein sehr menschlicher Charakter mit nachvollziehbaren Schwächen, der sich nach Anschluss sehnt - sicher etwas, dass jeder so ähnlich ebenfalls erlebt hat. Mich hat Sam vor allem dadurch für sich eingenommen, dass er sich seinen Ängsten stellt und sich zum positiven verändern möchte, wobei dies gleichfalls eine Flucht aus dem bedrückenden Umfeld seines Zuhauses ist.

Natürlich gibt es die coolen Kids, die Sam nach und nach für sich einnehmen kann und die auf den zweiten Blick dann doch alle mit den eigenen Problemen zu kämpfen haben. Dadurch haben sie entsprechend an Tiefe dazugewonnen. Die Dynamik zwischen der Gruppe entsprach mir hier allerdings dennoch etwas dem gängigen Schema solcher Geschichten, sodass mir einiges zu blass blieb. Hier war meines Erachtens noch gut Luft nach oben, ich hätte mir mehr gewünscht.

Besonders überzeugt hat mich allerdings die Beziehung zwischen Sam und seinen Eltern. Deren Geschichten zeigen das Streben und Scheitern im Hinblick auf die eigene Selbstverwirklichung und dass das Leben immer im Fluss und nicht planbar ist. Der Schicksalsschlag, der drohend über der Familie schwebt, hat mir nicht nur einmal die Kehle eng werden lassen und ich habe richtig mit Sam mitgelitten. Dieser Aspekt von "Hard Land" ist einfach unglaublich stark geschrieben und konnte mich komplett mitreißen. Aufgrund dessen kann ich auch gut verzeihen, dass es an mancher Stelle etwas vorhersehbar war, denn ich habe die kommende Bedrohung gespürt aber - wie Sam - nicht wahrhaben wollen.

Insgesamt ist der Stil stark und einnehmend, kein bisschen sperrig und man entwickelt einen guten Lesefluss. Man kann das Buch sicher locker an einem Stück runterlesen. Trotz des emotionsgeladenen Inhalts musste ich das Buch nicht weglegen um eine Lesepause zu bekommen, im Gegenteil - ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Dadurch, dass ich keinen Vergleich zu den vorherigen, hoch gelobten Werken habe, konnte ich recht unvoreingenommen ans Lesen gehen. Und ich muss sagen, dass mich sowohl Inhalt als auch Stil vollends überzeugt haben, so sehr sogar, dass ich jetzt gerne noch die anderen Bücher von Benedict Wells lesen möchte. Dieses Buch hat meinen persönlichen Lesehorizont erweitern können und ich bin nun Wells-Fangirl! Von mir gibts daher natürlich eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.02.2021
Clark, Georgia

Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen


sehr gut

Eigentlich hatte ich dieses Buch gar nicht auf dem Schirm. Aber wie das so ist unter Buchliebhabern, habe ich durch Neuerscheinungen und Leseproben gestöbert und war einfach unfassbar begeistert vom Buch! Das ist mir die letzte Zeit wirklich selten passiert, dass ich mich ganz spontan für ein Buch entschieden habe und es quasi sofort lesen musste.

Wie so oft trifft das bold Imprint des dtv Verlags erneut direkt ins Schwarze meines Zielgruppenherzes. Ich werde aktuell einfach mehr angesprochen von Protagonistinnen in meinem Alter und ähnlichen Herausforderungen im Leben. Genau so erging es mir mit Lacey. Bereits auf der ersten Seite hatte sie mich im Sturm erobert und ich konnte mich wahnsinnig gut in sie hineinversetzen. Ihr Leben und die Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sieht, sind authentisch beschrieben und somit gut nachvollziehbar für den Leser.

Der Schreibstil ist flüssig und modern, er passt zu Inhalt und Thematik des Buches. Dabei gelingt der Autorin ein kleines Meisterstück, lebt Lacey doch den Traum vieler - eine Karriere in der Modebranche in New York, cool und sexy und immer top gestylt auf den angesagtesten Partys der Stadt. Doch genau dieser Kleinmädchentraum trifft auf den krassen Kontrast der Genmutation, die bei Lacey entdeckt wird. Der Leser begleitet sie auf der Reise zur Entscheidungsfindung und beim Abarbeiten der Bucket List. Letzteres läuft hier nicht nach einem stumpfen Schema, Lacey trifft immer wieder auf neue Hindernisse und trifft auch mal falsche Entscheidungen - und genau das macht das Buch so umwerfend, nämlich dass es einfach das Leben abbildet, wie es eben so spielt.

Ich konnte mich in so vielen Momenten von Laceys Leben wiederfinden, Momente voller Sehnsucht und Hoffnung, Wankelmut und Angst, Enttäuschung und Irrtum. Sie ist für mich eine wirklich glaubwürdige Protagonistin, von der ich mir auf dem Buchmarkt gerne mehr wünschen würde, ist sie doch keine perfekte Heldin und lässt den Leser auch mal gemeinsam mit ihr verzweifeln.

Auch kommen die Gefühle beim Buch natürlich nicht zu kurz und Lacey trifft auf das ein oder andere Love Interest und durchlebt sinnliche Stunden. Die Autorin bleibt auch hier geschmackvoll und realistisch, nichts gleitet unnötig in Richtung Kitsch ab. Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der Lebensrealität der jüngeren Generation, vor allem im Hinblick der abgebildeten unangestrengten Diversität.

Ein Buch, dass ich trotz oftmals schwerer Themen in einem Rutsch runtergelesen habe, weil es mit einer unglaublichen Portion Humor und Wortwitz daherkommt. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen und ich bin sehr froh, dass ich dem spontanen Impuls nachgegeben habe und es lesen musste! Das Bold Imprint hat erneut meinen Nerv getroffen und mich mit super Lesestunden belohnt.

Bewertung vom 26.01.2021
Phillips, Julia

Das Verschwinden der Erde


sehr gut

Dieses Buch hat ziemlich schnell meine Aufmerksamkeit erregt, trifft doch das wundervolle Cover genau die Stimmung, die der Klappentext heraufbeschwört. Kamtschatka als Setting ist wundervoll eingefangen und lässt den Leser tief eintauchen in eine raue Welt voller urtümlicher Bräuche, sowjetischem Erbe und dem Eindringen der Moderne. Ein interessantes Spannungsfeld, in dem sich der Alptraum einer jeden Gesellschaft ereignet - zwei kleine Mädchen, Schwestern, verschwinden spurlos und das mitten aus dem gesellschaftlichen Treiben des Stadtzentrums heraus.

Bereits die ersten Seiten, die eben dieses Verschwinden der Schwestern aus ihrer Perspektive begleiten und dem Leser aufzeigen, was mit ihnen passiert ist und möglicherweise weiter passieren kann, wirft das Kopfkino an und ist eine der besten Einstiegsszenen in ein Buch, das ich bislang gelesen habe.

Nach dieser ersten Szene erfolgen diverse Perspektivwechsel, jeder einzelne ein kurzes Schlaglicht des Einblicks in ein ganzes Leben, das in irgendeiner Weise vom Verschwinden der Mädchen berührt wird. Hier bleibt einiges diffus, es werden viele Situationen nicht zur Gänze aufgelöst, was ein kluger erzählerischer Schachzug der Autorin ist, denn so gerät man als Leser förmlich in einen Lesesog und möchte wissen, wie es weitergeht. Die Spannung ist unterschwellig am Brodeln, die Zeit verrint ohne erkennbare Fortschritte, die Mädchen aufzufinden - ein fiebriges Tempo, das gleichzeitig Zeit zulässt, die dem Leser unbekannte Welt Kamtschatkas und seiner Bewohner kennenzulernen.

All dies steigert sich auf den letzten Seiten, bei denen man sich als Leser immer wieder frägt, was denn nun mit den Schwestern sei - man wird richtig ungeduldig mit dem Buch und verlangt nach sofortiger Auflösung.

Die dann auch kommt - oder auch nicht. Denn auch beim wirklich starken Finale bleibt sich das Buch und seiner Erzählweise treu. Ich war förmlich überwältigt vom Ausgang. Das Ende des Buches greift viele lose Erzählfäden auf und führt sie zusammen, alles ergibt einen Sinn. Es entsteht ein großes Ganzes, ein wirklich beeindruckendes Werk, das sich richtiggehend einbrennt. Für mich bereits jetzt eines der stärksten Bücher in diesem Lesejahr.