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Dreieich

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Insgesamt 166 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2018
Moström, Jonas

Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2


sehr gut

Gelungener Schwedenkrimi

In Sundsvall/Nordschweden wurde die Leiche des Arztes Thomas Hoffmann gefunden. Auf seinem Rücken hatte er seltsame Schnittverletzungen und in seinem Rachen steckte ein Dominostein. Vor seinem Tod wurde er mehrere Tage gefangen gehalten und gequält. Ein weiterer Arzt desselben Krankenhauses, Erik Jensen, wird vermisst. Lediglich sein Namensschild und ein Dominostein wurden gefunden. Die Psychiaterin Natalie Svensson wird mit der Einheit für operative Fallanalyse hinzugezogen, um die Ermittlungen von Johan Axberg, dem leitenden Ermittler vor Ort, zu unterstützen und ein Täterprofil zu erstellen. Dieser Fall betrifft sie jedoch persönlich, da ihre Schwester darin verwickelt zu sein scheint. Gelingt es Axberg mit Hilfe des OFA-Teams, seinen Freund Erik rechtzeitig zu finden?

„Dominotod“ von Jonas Moström ist bereits der zweite Fall für Natalie Svensson. Es ist nicht unbedingt erforderlich, den ersten Band „So tödlich nah“ zu kennen, da der Fall in sich abgeschlossen ist und ein Personenverzeichnis am Anfang bei der Orientierung hilft. Ich konnte der Handlung gut folgen, auch ohne den ersten Band zu kennen.

Der Krimi ließ sich leicht und flüssig lesen. Es begann sehr spannend. Ein Arzt wurde tot aufgefunden, ein weiterer vermisst. Dann beginnen die Ermittlungen der Polizei, die in diesem Krimi eindeutig im Mittelpunkt stehen. Es werden Spuren verfolgt, Zeugen befragt und die Ermittler landen immer wieder in einer Sackgasse, bis eine neue Spur auftaucht. Dies zieht sich etwas in die Länge, da die Ermittlungen zunächst keine Fortschritte bringen. Damit flacht die Spannung ab und nimmt erst gegen Ende wieder zu, als sich die Hinweise auf den Täter zu verdichten beginnen.

Am sympathischsten war mir der Kriminalhauptkommissar Johan Axberg. Er arbeitet bis zur Erschöpfung, um seinen Freund Erik Jensen rechtzeitig zu finden, tritt bei seinen Ermittlungen aber lange Zeit auf der Stelle. Er ist hin und her gerissen zwischen seiner Familie (sein kleiner Sohn ist gerade krank) und der verzweifelten Suche nach seinem besten Freund. Ich konnte mich sehr gut in ihn hineinversetzen. Mit Natalie Svensson bin ich hingegen nicht ganz warm geworden.

Insgesamt ist „Dominotod“ ein gelungener Schwedenkrimi, in dem die Ermittlungsarbeit der Polizei im Vordergrund steht. Als Leser erlebt man hautnah mit, wie zermürbend und langwierig sich Ermittlungen gestalten können und wie viele Rückschläge es dabei oft gibt. Dies ist in diesem Krimi sehr realistisch geschildert und man kann die Belastung, die sich für die Ermittler daraus ergibt, sehr gut nachempfinden. Das Ende fand ich gelungen, alle Fäden liefen zusammen und alle offenen Fragen zu den Tathintergründen wurden beantwortet. Das Angebot an Johan Axberg, im OFA-Team mitzuarbeiten, lässt auf eine weitere Fortsetzung hoffen. Für diesen soliden Krimi, der mich trotz einiger Längen gefesselt hat, vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 12.01.2018
Hay, Mavis Doriel

Geheimnis in Rot


sehr gut

Klassischer, very britischer Weihnachtskrimi

An Weihnachten versammelt sich die Familie von Sir Osmond traditionsgemäß auf dem Familiensitz Flaxmere. Doch es geht alles andere als harmonisch zu. Am ersten Weihnachtsfeiertag wird das Familienoberhaupt erschossen in seinem Arbeitszimmer aufgefunden.Dies führt alsbald zu gegenseitigen Verdächtigungen unter den Anwesenden, da der Tote ein beträchtliches Vermögen hinterlässt. Colonel Halstock (er ist Chief Constable der Grafschaft aber auch ein alter Freund und Nachbar) beginnt mit der Suche nach dem Täter.

„Geheimnis in Rot“ ist ein wiederentdeckter Weihnachtsklassiker der britischen Autorin Mavis Doriel Hay, der ursprünglich bereits im Jahr 1936 erschien. Er wurde in einer wertigen Ausgabe mit schön illustriertem Leineneinband und Lesebändchen neu aufgelegt. Vorne und hinten findet man einen Grundrissplan des Anwesens, der beim Miträtseln hilft.

„Geheimnis in Rot“ ist ein klassischer, britischer Kriminalroman der alten Schule. Er ließ sich leicht und flüssig lesen und man kann als Leser dem Colonel bei seinen Ermittlungen über die Schulter schauen und herrlich miträtseln, wer denn nun der Täter ist. Damit ist der Krimi ein klassischer Whodunit. Während des Lesens kam mir immer wieder Agatha Christie in den Sinn. Die Ermittlungen selbst stehen hier im Mittelpunkt und der Täter wird ganz altmodisch durch Befragung aller Anwesenden und Kombinationsgabe überführt.

Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die klassische Krimis im Stil von Agatha Christie lieben und gerne miträtseln. In dieser wertigen Ausgabe ist es ein Hingucker im Bücherregal und ein wunderbares Geschenk für alle Krimiliebhaber. Ich vergebe dafür 4 Sterne.

Bewertung vom 08.01.2018
Reid, Iain

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum


sehr gut

Die Erzählerin fährt mit ihrem Freund Jake zu dessen Eltern, die sehr abgelegen im winterlichen Kanada leben. Obwohl sie sich erst wenige Wochen kennen und lieben, denkt sie darüber nach Schluss zu machen. Mit jedem Kilometer werden die Gespräche und die Atmosphäre im Auto immer unheimlicher. Warum erzählt sie ihm nichts von dem unheimlichen Stalker, der ihr mit seinen mysteriösen Anrufen Angst einjagt? Und warum weiß sie so wenig über Jake und seine Vergangenheit?

Das Buch „The Ending“ hat mich total überrascht. Die Geschichte entwickelt sich ganz anders, als ich es zuerst erwartet hatte und gipfelt schließlich in einem fulminanten Finale, welches die völlig überraschende Auflösung brachte.
Der Autor Iain Reid hat mich von der ersten Zeile an mit seinem fesselnden und manchmal auch philosophischen Schreibstil gepackt. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es ohne Unterbrechung durchgelesen, so sehr hatte mich die Geschichte von Jake und seiner Freundin in ihren Bann gezogen. Schon während der Autofahrt spürt man die drohende Katastrophe, auf die sie zusteuern. Ganz unheimlich wird es dann im Haus seiner Eltern. Auf der Rückfahrt setzt dann noch der Schneesturm ein und sie halten an einer abgelegenen Highschool. Hier bricht die Katastrophe schließlich über sie herein und die wahren Hintergründe kommen ans Licht. Das Ende hat mich sehr überrascht, aber es fügte sich gut in die Geschichte ein. Allerdings habe ich noch ein paar Erklärungen, wie es dazu kam, vermisst. Hier blieb vieles der Phantasie des Lesers überlassen.

Im Buch wirkt nichts so wie es auf den ersten Blick scheint und das Ende war ganz anders, als ich es erwartet hatte. Es hat mich nach dem Lesen noch einige Zeit beschäftigt.
Im Nachhinein erscheint manches in einem anderen Licht und ich musste nochmal an den Anfang zurück blättern und diesen nochmals lesen, da er nun eine ganz neue Bedeutung hat.

Insgesamt ist „The Ending“ ein gelungenes Psychodrama, das man kaum aus der Hand legen kann. Man kann es durchaus mehrmals lesen.
Ich vergebe für dieses Debüt 4 Sterne.

Bewertung vom 08.01.2018
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


ausgezeichnet

Die Journalistin Jo Blacklock darf für ihr Reisemagazin an der Jungfernfahrt des exklusiven Luxuskreuzfahrtschiffs „Aurora Borealis“ zu den norwegischen Fjorden teilnehmen. Doch in ihrer ersten Nacht auf See erwacht sie von einem plötzlichen Geräusch aus der Nachbarkabine. Sie hört wie etwas Schweres über Bord geworfen wird und glaubt von ihrem Balkon einen menschlichen Körper im Wasser versinken zu sehen. Auf dem Nachbarbalkon entdeckt sie eine Blutspur. Am Vortag hatte sie sich noch von einer Frau in dieser Kabine Wimperntusche geliehen. Sie alarmiert sofort die Crew, muss aber feststellen, dass die Nachbarkabine unbewohnt und leer ist. Alle Hinweise auf eine Bewohnerin sowie das Blut sind verschwunden. Die Kabine war nie belegt und weder ein Crewmitglied, noch ein Passagier fehlen. Die Frau, mit der Lo noch am Vortag gesprochen hat, scheint nicht zu existieren. Da niemand ihr Glauben schenkt, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln.

Da das Buch sehr stark beworben wurde, hatte ich hohe Erwartungen und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht! Die Handlung fesselte mich von der ersten Seite an und der Spannungsbogen stieg stetig, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Auch das Ende wartete nochmal mit einer Überraschung auf und für mich gab es keine offenen Fragen.
Das Buch ist nach Angabe der Autorin eine Hommage an Agatha Christie und das stimmt auch. Das luxuriöse Setting, die wenigen Figuren/Charaktere und die Tatsache, dass auf einem Schiff keinen Flucht möglich ist, lassen wirklich an die berühmten Romane von Christie denken.
Der Leser erfährt alles über die Ich-Erzählerin Lo, und hat so direkt an ihren Gedanken und Gefühlen Anteil. So konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre zunehmende Angst und Verzweiflung nachempfinden. Ich ging zusammen mit ihr auf dem Schiff auf Spurensuche und konnte so die bedrohliche und klaustrophobische Atmosphäre hautnah nachempfinden. Wie in einem klassischen Krimi konnte ich mitraten, wer als Verdächtiger in Frage kommt. Die Auflösung des ganzen war eine große Überraschung, die ich so nicht vorhergesehen hatte.
Mit „Woman in Cain 10“ ist Ruth Ware ein perfekter Psychothriller gelungen, der ein echter Pageturner ist. Er besticht durch das luxuriöse Setting, die stetig steigende Spannung und die unvorhersehbaren Wendungen. Ich gebe daher eine unbedingte Leseempfehlung und vergebe verdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 23.10.2017
Jensen, Jens Henrik

Das erste Opfer / Oxen Bd.1


ausgezeichnet

Oxen - Spannender und vielversprechender Auftakt

Oxen "Das erste Opfer" ist der erste mitreißende Band einer dänischen Thriller-Trilogie des Autors Jens Henrik Jensen.

Im Mittelpunkt steht der Ex-Elitesoldat Niels Oxen. Einst der höchst dekorierte Soldat Dänemarks, ist er heute durch seine Kriegseinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan schwer traumatisierte und leidet unter PTBS. Deshalb hat er sich in die dänischen Wälder zurückgezogen um seinen Dämonen zu entkommen. Als er zum Hauptverdächtigen im Mordfall des einflussreichen Exbotschafters Corfitzen wird, ist er gezwungen die Einsamkeit aufzugeben, um seine Unschuld zu beweisen. So gerät er in die Fänge des dänischen Geheimdienstes und soll gemeinsam mit der toughen Geheimdienstmitarbeiterin Margarethe Franck ermitteln und die wahren Täter aufspüren. Dabei decken sie dunkle Machenschaften auf, die bis in die höchsten Kreise der dänischen Gesellschaft reichen.

Mit dem ersten Band "Das erste Opfer" ist dem Autor ein furioser Auftakt zur Trilogie um den Ex-Elitesoldaten Niels Oxen gelungen. Der fesselnde Schreibstil und die wechselnde Erzählperspektive, der ich immer sehr gut folgen konnte, haben sehr zur stetig steigenden Spannung beigetragen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Alle Handlungsstränge wurden am Ende schlüssig zusammengefügt.

Gut gefallen hat mir der außergewöhnliche Charakter der Hauptperson Niels Oxen. Der hochdekorierte Ex-Soldat leidet unter PTBS, einer posttraumatischen Belastungsstörung, hervorgerufen durch seine Kriegserlebnisse. Deshalb hat er sich in die Einsamkeit der Wälder zurückgezogen. Die Figur ist mir mit ihren Problemen, aber auch dem unbedingten Überlebenswillen sehr ans Herz gewachsen. Ebenso wie die Figur der Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck, die auch ihr Päckchen zu tragen hat, hat sie doch durch einen Unfall ein Bein verloren. Beide stehen sich anfangs sehr misstrauisch gegenüber, fassen aber im Verlauf der Ermittlungen immer mehr Vertrauen zueinander. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Personen weiterentwickeln.

Alles in allem ist "Das erste Opfer" ein sehr gelungener und spannender Auftakt zur Oxen-Trilogie, die durch einen außergewöhnlichen Helden besticht. Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Bände, die ich auf jeden Fall lesen werde! Gerne vergebe ich hierfür 5 Sterne.

Bewertung vom 22.10.2017
Borge, Øistein

Kreuzschnitt / Bogart Bull Bd.1


ausgezeichnet

Das Krimidebüt „Kreuzschnitt“ von Øistein Borge ist einer der besten Krimis, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Geschickt verbindet der Autor hier einen brutalen Mord in der Gegenwart mit einem grausamen Verbrechen in der Vergangenheit.

Kommissar Bogart Bull ist immer noch mitgenommen von dem tragischen Unfalltod seiner Frau und Tochter. Nach einem Alkoholentzug endlich wieder im Dienst, wird er von seiner Chefin zu Europol versetzt und soll in Südfrankreich zusammen mit der französischen Polizei in dem mysteriösen Mordfall an dem norwegischen Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh ermitteln. Der einzige Anhaltspunkt ist ein vom Tatort verschwundenes Gemälde von Edvard Munch, das einen Dämon zeigt. Bald führen die Ermittlungen Bull zu einem grausamen Verbrechen, welches vor langer Zeit während des 2. Weltkriegs begangen wurde und das bis in die Gegenwart nachwirkt.

Mit der Figur des Bogart Bull hat Borge einen sehr interessanten und authentischen Ermittler geschaffen. Der Unfalltod seiner Familie wirft ihn total aus der Bahn und er stürzt ab und verfällt dem Alkohol. Nach einem Entzug versucht er gerade wieder sich in sein Leben zurückzukämpfen und in seinem Job wieder Fuß zu fassen. All dies macht die Figur sehr authentisch und auch sympathisch. Ich konnte sehr gut mit ihm mitfühlen. Die anderen Charaktere sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet und wirkten ebenfalls sehr glaubwürdig. Besonders sympathisch war mir auch der französische Kommissar Moulin, mit dem Bull sehr vertrauensvoll zusammenarbeitet und der am Ende fast wie ein Freund für ihn wird.

Im Buch gibt es zwei Erzählstränge. Einmal die Ermittlungen in der Gegenwart im Jahr 2014 und dann die Geschehnisse in der Vergangenheit, beginnend im Jahr 1906 und endend im Jahr 1943. Durch den Wechsel zwischen Gegenwart und den Rückblicken in die Vergangenheit bleibt die Geschichte bis zum Schluss spannend und voller Wendungen. Zunächst weiß man noch nicht, wie beide Ebenen zusammenhängen, erst im letzten Drittel des Buches fügt sich alles zusammen und die verschiedenen Puzzleteile rutschen an die passende Stelle. Die Auflösung am Ende war glaubwürdig und hat mich total überrascht.

Der Schreibstil war sehr angenehm und flüssig zu lesen und ich konnte der Handlung, obwohl sie sehr komplex war, sehr gut folgen. Es blieb auch immer spannend, so daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Sehr gut gefallen hat mir auch der historische Aspekt. So habe ich nebenbei auch noch etwas über die französische Résistance im 2. Weltkrieg und bzgl. der Malerei etwas über Edvard Munch und den Fauvismus erfahren.

Dem Kommentar der Zeitung Aftenposten („Ein komplexes, spannendes Debüt“) kann ich mich voll und ganz anschließen.
„Kreuzschnitt“ ist ein überaus spannender und abwechslungsreicher Krimi mit einem äußerst sympathischen Kommissar und einer tiefgründigen komplexen Handlung.
Ich hoffe wirklich sehr, dass es noch weitere Krimis mit Kommissar Bull geben wird.

Dieser Krimi ist ein „Muss“ für alle Krimileser, die skandinavische Krimis mit Tiefgang mögen. Von mir gibt es deswegen 5 verdiente Sterne dafür.