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Büchermaulwurf
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Dreieich

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Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2018
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


ausgezeichnet

Die Journalistin Jo Blacklock darf für ihr Reisemagazin an der Jungfernfahrt des exklusiven Luxuskreuzfahrtschiffs „Aurora Borealis“ zu den norwegischen Fjorden teilnehmen. Doch in ihrer ersten Nacht auf See erwacht sie von einem plötzlichen Geräusch aus der Nachbarkabine. Sie hört wie etwas Schweres über Bord geworfen wird und glaubt von ihrem Balkon einen menschlichen Körper im Wasser versinken zu sehen. Auf dem Nachbarbalkon entdeckt sie eine Blutspur. Am Vortag hatte sie sich noch von einer Frau in dieser Kabine Wimperntusche geliehen. Sie alarmiert sofort die Crew, muss aber feststellen, dass die Nachbarkabine unbewohnt und leer ist. Alle Hinweise auf eine Bewohnerin sowie das Blut sind verschwunden. Die Kabine war nie belegt und weder ein Crewmitglied, noch ein Passagier fehlen. Die Frau, mit der Lo noch am Vortag gesprochen hat, scheint nicht zu existieren. Da niemand ihr Glauben schenkt, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln.

Da das Buch sehr stark beworben wurde, hatte ich hohe Erwartungen und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht! Die Handlung fesselte mich von der ersten Seite an und der Spannungsbogen stieg stetig, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Auch das Ende wartete nochmal mit einer Überraschung auf und für mich gab es keine offenen Fragen.
Das Buch ist nach Angabe der Autorin eine Hommage an Agatha Christie und das stimmt auch. Das luxuriöse Setting, die wenigen Figuren/Charaktere und die Tatsache, dass auf einem Schiff keinen Flucht möglich ist, lassen wirklich an die berühmten Romane von Christie denken.
Der Leser erfährt alles über die Ich-Erzählerin Lo, und hat so direkt an ihren Gedanken und Gefühlen Anteil. So konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre zunehmende Angst und Verzweiflung nachempfinden. Ich ging zusammen mit ihr auf dem Schiff auf Spurensuche und konnte so die bedrohliche und klaustrophobische Atmosphäre hautnah nachempfinden. Wie in einem klassischen Krimi konnte ich mitraten, wer als Verdächtiger in Frage kommt. Die Auflösung des ganzen war eine große Überraschung, die ich so nicht vorhergesehen hatte.
Mit „Woman in Cain 10“ ist Ruth Ware ein perfekter Psychothriller gelungen, der ein echter Pageturner ist. Er besticht durch das luxuriöse Setting, die stetig steigende Spannung und die unvorhersehbaren Wendungen. Ich gebe daher eine unbedingte Leseempfehlung und vergebe verdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 23.10.2017
Jensen, Jens Henrik

Das erste Opfer / Oxen Bd.1


ausgezeichnet

Oxen - Spannender und vielversprechender Auftakt

Oxen "Das erste Opfer" ist der erste mitreißende Band einer dänischen Thriller-Trilogie des Autors Jens Henrik Jensen.

Im Mittelpunkt steht der Ex-Elitesoldat Niels Oxen. Einst der höchst dekorierte Soldat Dänemarks, ist er heute durch seine Kriegseinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan schwer traumatisierte und leidet unter PTBS. Deshalb hat er sich in die dänischen Wälder zurückgezogen um seinen Dämonen zu entkommen. Als er zum Hauptverdächtigen im Mordfall des einflussreichen Exbotschafters Corfitzen wird, ist er gezwungen die Einsamkeit aufzugeben, um seine Unschuld zu beweisen. So gerät er in die Fänge des dänischen Geheimdienstes und soll gemeinsam mit der toughen Geheimdienstmitarbeiterin Margarethe Franck ermitteln und die wahren Täter aufspüren. Dabei decken sie dunkle Machenschaften auf, die bis in die höchsten Kreise der dänischen Gesellschaft reichen.

Mit dem ersten Band "Das erste Opfer" ist dem Autor ein furioser Auftakt zur Trilogie um den Ex-Elitesoldaten Niels Oxen gelungen. Der fesselnde Schreibstil und die wechselnde Erzählperspektive, der ich immer sehr gut folgen konnte, haben sehr zur stetig steigenden Spannung beigetragen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Alle Handlungsstränge wurden am Ende schlüssig zusammengefügt.

Gut gefallen hat mir der außergewöhnliche Charakter der Hauptperson Niels Oxen. Der hochdekorierte Ex-Soldat leidet unter PTBS, einer posttraumatischen Belastungsstörung, hervorgerufen durch seine Kriegserlebnisse. Deshalb hat er sich in die Einsamkeit der Wälder zurückgezogen. Die Figur ist mir mit ihren Problemen, aber auch dem unbedingten Überlebenswillen sehr ans Herz gewachsen. Ebenso wie die Figur der Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck, die auch ihr Päckchen zu tragen hat, hat sie doch durch einen Unfall ein Bein verloren. Beide stehen sich anfangs sehr misstrauisch gegenüber, fassen aber im Verlauf der Ermittlungen immer mehr Vertrauen zueinander. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Personen weiterentwickeln.

Alles in allem ist "Das erste Opfer" ein sehr gelungener und spannender Auftakt zur Oxen-Trilogie, die durch einen außergewöhnlichen Helden besticht. Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Bände, die ich auf jeden Fall lesen werde! Gerne vergebe ich hierfür 5 Sterne.

Bewertung vom 22.10.2017
Borge, Øistein

Kreuzschnitt / Bogart Bull Bd.1


ausgezeichnet

Das Krimidebüt „Kreuzschnitt“ von Øistein Borge ist einer der besten Krimis, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Geschickt verbindet der Autor hier einen brutalen Mord in der Gegenwart mit einem grausamen Verbrechen in der Vergangenheit.

Kommissar Bogart Bull ist immer noch mitgenommen von dem tragischen Unfalltod seiner Frau und Tochter. Nach einem Alkoholentzug endlich wieder im Dienst, wird er von seiner Chefin zu Europol versetzt und soll in Südfrankreich zusammen mit der französischen Polizei in dem mysteriösen Mordfall an dem norwegischen Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh ermitteln. Der einzige Anhaltspunkt ist ein vom Tatort verschwundenes Gemälde von Edvard Munch, das einen Dämon zeigt. Bald führen die Ermittlungen Bull zu einem grausamen Verbrechen, welches vor langer Zeit während des 2. Weltkriegs begangen wurde und das bis in die Gegenwart nachwirkt.

Mit der Figur des Bogart Bull hat Borge einen sehr interessanten und authentischen Ermittler geschaffen. Der Unfalltod seiner Familie wirft ihn total aus der Bahn und er stürzt ab und verfällt dem Alkohol. Nach einem Entzug versucht er gerade wieder sich in sein Leben zurückzukämpfen und in seinem Job wieder Fuß zu fassen. All dies macht die Figur sehr authentisch und auch sympathisch. Ich konnte sehr gut mit ihm mitfühlen. Die anderen Charaktere sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet und wirkten ebenfalls sehr glaubwürdig. Besonders sympathisch war mir auch der französische Kommissar Moulin, mit dem Bull sehr vertrauensvoll zusammenarbeitet und der am Ende fast wie ein Freund für ihn wird.

Im Buch gibt es zwei Erzählstränge. Einmal die Ermittlungen in der Gegenwart im Jahr 2014 und dann die Geschehnisse in der Vergangenheit, beginnend im Jahr 1906 und endend im Jahr 1943. Durch den Wechsel zwischen Gegenwart und den Rückblicken in die Vergangenheit bleibt die Geschichte bis zum Schluss spannend und voller Wendungen. Zunächst weiß man noch nicht, wie beide Ebenen zusammenhängen, erst im letzten Drittel des Buches fügt sich alles zusammen und die verschiedenen Puzzleteile rutschen an die passende Stelle. Die Auflösung am Ende war glaubwürdig und hat mich total überrascht.

Der Schreibstil war sehr angenehm und flüssig zu lesen und ich konnte der Handlung, obwohl sie sehr komplex war, sehr gut folgen. Es blieb auch immer spannend, so daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Sehr gut gefallen hat mir auch der historische Aspekt. So habe ich nebenbei auch noch etwas über die französische Résistance im 2. Weltkrieg und bzgl. der Malerei etwas über Edvard Munch und den Fauvismus erfahren.

Dem Kommentar der Zeitung Aftenposten („Ein komplexes, spannendes Debüt“) kann ich mich voll und ganz anschließen.
„Kreuzschnitt“ ist ein überaus spannender und abwechslungsreicher Krimi mit einem äußerst sympathischen Kommissar und einer tiefgründigen komplexen Handlung.
Ich hoffe wirklich sehr, dass es noch weitere Krimis mit Kommissar Bull geben wird.

Dieser Krimi ist ein „Muss“ für alle Krimileser, die skandinavische Krimis mit Tiefgang mögen. Von mir gibt es deswegen 5 verdiente Sterne dafür.