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Sabine
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Bewertungen

Insgesamt 411 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2014
Morley, Christopher

Das Haus der vergessenen Bücher


sehr gut

Ein tolles Buch und eine klare Leseempfehlung von mir! Mich hat das Cover angesprochen und der Klappentext neugierig gemacht - auch wenn er nicht viel von der Geschichte preisgibt – und ich wurde wahrlich nicht enttäuscht. Ich könnte nicht sagen, welchem Genre ich das Buch zuordnen würde – ist es eine Hommage an alle Bibliomanen, ein Geisterbuch, in dem Bücher auf mysteriöse Weise verschwinden oder ein Krimi, der in einem Antiquariat spielt? Von allem hat dieses kleine Büchlein etwas und es ist einfach toll umgesetzt. Ich bin froh, dass das bereits im Jahr 1919 erstmalig erschienene Buch nun erneut aufgelegt wurde, denn an Aktualität hat es keineswegs verloren.
Der Einstieg in die Geschichte ist eher gemächlich, denn zunächst lernt man das Antiquariat und seinen Besitzer Roger Mufflin kennen. Die gewählten Worte, die Beschreibungen und vor allem auch der Wortwitz lassen vor meinem Auge direkt Bilder des zwar unaufgeräumten und vielleicht auch etwas schmuddeligen, aber sehr atmosphärischen Antiquariats entstehen – und nicht nur das: Ich konnte fast den Pfeifentabak riechen und die Glocke zum Antiquariat hören, so eindrücklich waren die Beschreibungen. Mr. Mufflin ist ein mir durch und durch sympathischer Mann, der sich für die Lesekultur einsetzt, in dem er versucht, das jeweils passende Buch für jeden einzelnen Leser zu finden. Ihn konnte ich gar nicht anders als sofort ins Herz schließen mit seiner freundlichen und leidenschaftlichen Art, die bezaubert und einfach ein gutes Gefühl beim Lesen macht. Aber auch die anderen Charaktere sind sehr gut gelungen – die liebenswerte Ehefrau von Mr. Mufflin, die ihr Herz am rechten Fleck trägt, Titania, das charmante Lehrmädchen, das frischen Wind in den Buchladen bringt und natürlich auch Aubrey Gilbert, der „Werbemann“, der zwar manches Mal etwas tollpatschig wirkt, sich aber für die Sache einsetzt und einfach nicht locker lässt. Zum Glück – denn so gemächlich der Einstieg in das Buch ist, umso spannender wird es in der zweiten Hälfte, in der sich die Geschichte zu einem Krimi entwickelt und richtig Fahrt aufnimmt. Es wird überfallen, spioniert, verfolgt und schließlich auch aufgeklärt.
Ich habe die Lektüre dieses Buches sehr genossen – es ist klug und charmant, leidenschaftlich und bezaubernd. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, auch wenn man sich bei den verschiedenen Diskussionen um Bücher und Zitate doch konzentrieren muss und nicht einfach über die Seiten hinweg fliegen kann. Christopher Morley hat einen sehr wortgewaltigen Schreibstil, der mich bezaubert und eingenommen hat, mich aber auch durch Wortwitz und Situationskomik oft hat schmunzeln lassen.
Sicher werde ich dieses Buch ein zweites Mal lesen, denn bestimmt werde ich beim zweiten Lesen wieder Neues entdecken. Auf jeden Fall erhält dieses Büchlein eine Leseempfehlung – vor allem, aber nicht nur für Bibliophile und echte Leseratten!

Mein Fazit
Charmant, leidenschaftlich und bezaubernd – müsste ich das Buch mit drei Worten beschreiben, würde ich diese Adjektive wählen. Eine tolle Mischung aus einer Hommage an die Bücherwelt und einem spannenden Krimi, liebenswerte, gut ausgearbeitete Charaktere und ein wortgewaltiger, aber auch humorvoller Schreibstil machen dieses Buch zu etwas besonderem. Ich werde es bestimmt ein zweites Mal lesen und kann es allen Bibliophilen wirklich ans Herz legen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2014
Richell, Hannah

Das Jahr der Schatten


ausgezeichnet

Ein tolles Buch, das mich von der ersten Seite an gefesselt und gepackt hat. Ich mag ja Bücher, die auf mehreren Zeitebenen spielen, dieses hier ist dennoch ein wenig anders, da die Geschichte der Vergangenheit in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts spielt und damit doch noch recht aktuell ist. Aber genau das war für mich mal anders und neu – und ich war begeistert!
In der Gegenwart ist Lila die Protagonistin, die nach dem Tod ihrer gerade mal fünf Tage alten Tochter und dem überraschenden Tod des Vaters in eine schwere Lebenskrise rutscht. Um wieder zu sich zu finden, zieht sie sich in ein abgelegenes Cottage zurück, das sie gerade von einer unbekannten Person geerbt hat. Dort findet Lila einen geheimnisvollen Brief, der ihr keine Ruhe lässt, und sie fragt sich, was es mit dem Cottage eigentlich auf sich hat.
In den 80er Jahren entdecken fünf Studenten ein einsames Haus am See – fernab jeglicher Zivilisation. Sie beschließen, hier als Aussteiger zu leben, nur von dem, was das Land ihnen bietet – doch es läuft nicht alles reibungslos und als eine sechste Person zu der Gruppe stößt, lassen die Probleme nicht lange auf sich warten.
In beiden Handlungssträngen habe ich mich sehr wohl gefühlt und ich könnte gar nicht sagen, welcher mir lieber gewesen ist. Die Geschichten sind sehr verschieden und jede hat einen ganz eigenen Reiz, der mich in das Buch hineingezogen hat, so dass ich es gar nicht aus der Hand legen wollte. Zwar habe ich geahnt, wie die Geschichten miteinander verwoben sind, doch hat das der Spannung keinen Abbruch getan, sondern durch mehrere falsche Fährten und unerwartete Wendungen wurde diese sogar noch gesteigert.
Die Figuren sind wirklich gut herausgearbeitet. Gefallen hat mir vor allem, dass sie nicht nur gut und böse sind, sondern Ecken und Kanten haben – so wie Menschen aus dem wahren Leben. Lila in der Gegenwart zum Beispiel ist mir sehr an Herz gewachsen. Ihre Trauer um die kurz nach der Geburt verstorbene Tochter ist fast zum Greifen nah, ihren Schmerz kann man beim Lesen spüren. Und auch wenn ich in manchen Situationen anders gehandelt hätte, war mir Lilas Verhalten doch meist verständlich und schlüssig. Die fünf Studenten, die sich als Aussteiger versuchen und sich in einem kleinen Haus an einem verlassenen See selbst versorgen, sind ebenfalls sehr gut gezeichnet. Dass es zwischen den zwei Frauen und drei Männern auch mal Meinungsverschiedenheiten gibt und es mal knallt, ist klar. Interessant fand ich aber vor allem die Entwicklung der Einzelnen und auch ihrer Beziehungen untereinander während dieser „Aussteigerzeit“. Es sind dabei weniger Beschreibungen, sondern eher die Handlungen der Einzelnen, die das Ganze sehr lebendig machen und mir das Gefühl gegeben haben, mit den anderen am Haus zu leben, eine von ihnen zu sein.
Überhaupt ist der Schreibstil sehr angenehm zu lesen – lebendig und fesselnd. Zwar tauchen auch Beschreibungen auf, vor allem der wundervollen Landschaften, diese nehmen aber nie überhand, sondern sind genau so, dass ich alles genau vor Augen hatte und mir auch noch meine eigenen Gedanken zu machen konnte. Das Buch ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, die zwischen den verschiedenen Zeitebenen wechseln und eine angenehme Länge haben. Durch Überschriften, die sagen, um wen es gerade geht und in welchem Jahr man sich befindet, kann man hier aber gar nicht durcheinander kommen.
Das Ende hat mich dann noch mal richtig überrascht. Natürlich habe ich beim Lesen mit gerätselt und mir meine eigenen Gedanken gemacht, wie nun genau die beiden Erzählstränge verbunden sind, im letzten Drittel gibt es dann aber noch einige unerwartete Wendungen, die die Spannung nochmal erhöht haben und mich wirklich überraschen konnten. Ich fand das Ende gelungen, und es hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 20.09.2014
Michéle, Rebecca

Ein tödlicher Schatz / Mabel Clarence Bd.4


sehr gut

Dies ist der vierte Band der Krimi-Reihe um Mabel Clarence, eine ältere Dame, die im Stil von Jane Marple im beschaulichen Cornwall bei Mordfällen ermittelt. Die einzelnen Bände sind in sich abgeschlossen, so dass man sie unabhängig voneinander lesen kann. Wichtige Dinge, die nur der Leser der ersten Bücher weiß, werden aber erläutert, so dass man keine Sorge haben muss, etwas nicht zu verstehen oder nicht einordnen zu können. Wenn man sich aber auch für die persönliche Entwicklung von Mabel Clarence interessiert, empfehle ich schon, sich an die richtige Reihenfolge zu halten.
Doch nun zum Buch. Auch dieser Fall hat mir wieder gefallen, mich nach Cornwall entführt und mir unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich mag Mabel Clarence einfach, die neugierige und sehr patente Mitsechzigerin, die Mordfälle anzuziehen scheint. Und es natürlich nicht sein lassen kann, ihre Nase mit in die Ermittlungen zu stecken. Diesmal geht es um einen eingemauerten Toten, der bei Aufräumarbeiten nach einem schweren Sturm in Mabels Herrenhaus Higher Barton gefunden wird. Zuerst dachten alle, es ist die unter mysteriösen Umständen verschwundene Evelyn, die einer Legende nach noch im Haus als Geist umherschwirren soll. Doch es handelt sich bei dem Toten um einen Mann, der schon vor 10 Jahren gestorben ist.
Obwohl Mabel versprochen hat, sich nicht von ihrer Neugierde treiben zu lassen und diesmal das Ermitteln dem brummigen Chefinspector Warden zu überlassen, stößt sie auf merkwürdige Entdeckungen und geht diesen natürlich nach – bis sie selber in große Gefahr gerät.
Auch dieses Mal habe ich Mabel Clarence gerne begleitet, außerdem ist es schön, alte Bekannte wie den wortkargen, aber durchaus liebenswerten Tierarzt Victor oder auch die Cousine Abigail wiederzutreffen. Dadurch, dass ich die Personen aus den vorherigen Bänden schon kannte, hat sich das Bild, das ich von ihnen hatte, jetzt bestätigt und verstärkt. Aber auch für Leser, die erst jetzt in die Reihe einsteigen, sind die Figuren gut ausgearbeitet, so dass man rasch ihre Eigenheiten und Charakterzüge kennenlernt. Für mich sind gerade Mabel und Victor mit ihren Ecken und Kanten sehr lebendig und authentisch – ich habe beide Figuren richtig ins Herz geschlossen.
Das Buch hat mich nach Cornwall entführt und mich in die ganz eigene Atmosphäre der Landschaft eintauchen lassen. Obwohl sich Mabel zunächst mit ihren eigenen Ermittlungen zurückhält, ist es zu keinem Zeitpunkt langweilig, immer wieder legt die Autorin neue Fährten, neue Aspekte rücken die Tat in ein anderes Licht, so dass ich als Leser nicht geahnt habe, wer nun tatsächlich der Mörder ist.
Der Schreibstil von Rebecca Michéle ist gewohnt leicht zu lesen, angenehm und sehr lebendig. Ich hatte sowohl die einzelnen Szenerien als auch die verschiedenen Menschen stets vor Augen. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und gefesselt, so dass ich es in einem Rutsch ausgelesen habe. Für eingefleischte Thriller-Leser ist dieses Buch vielleicht ein bisschen seicht, mir aber hat es sehr gut gefallen und ich hoffe, dass Mabel Clarence noch bei weiteren Fällen ermitteln wird.

Mein Fazit
Der vierte Fall für Mabel Clarence, eine sympathische Rentnerin, die im Stil von Miss Marple bei einem mysteriösen Mordfall ermittelt. Ich habe diesen Krimi gerne gelesen – sympathische Charaktere, ein Mordfall vor der traumhaften Kulisse Cornwalls und der lebendige Schreibstil haben mich dieses Buch rasch zu Ende lesen lassen und mir unterhaltsame Lesestunden geschenkt.

Bewertung vom 08.09.2014
Harmon, Amy

Vor uns das Leben


sehr gut

Zum Inhalt
Fern, Ambrose und Bailey – drei Jugendliche einer Kleinstadt in den USA, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Fern fühlt sich hässlich und ist - seit sie denken kann - in den gutaussehenden Ambrose verliebt. Doch er hat sie bislang kaum bemerkt. Ambrose ist der Star der Schule, nicht nur, weil er unverschämt gut aussieht, sondern weil er zudem ein erfolgreicher Ringer ist. Probleme scheint er nicht zu kennen, nichts in seinem Leben scheint schief zu laufen. Ganz anders bei Bailey, der eine zum Tode führende Muskelerkrankung hat, und trotz des Todes vor Augen Lebenslust und Optimismus versprüht. Doch dann kommt alles ganz anders, und nichts ist mehr, wie es mal schien.

Meine Meinung
Ein wirklich schönes Buch, das berührt und das mich hat lachen, aber auch weinen lassen. Schon das Cover hat mich mit seinen Grün- und Olivtönen und der einfachen, aber einprägsamen Art sehr angesprochen, der Klappentext versprach zudem eine ungewöhnliche Geschichte um drei Freunde.
Es werden verschiedene Themen im Buch angesprochen, dennoch ist die Botschaft des Buches klar und in eine wunderschöne Geschichte verpackt. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Vertrauen und Verlust, um die Wahrheit und die Schönheit. Und das es eben nicht nur eine äußere, sondern vor allem auch eine innere Schönheit gibt. Aber auch der Irakkrieg und 09/11 spielen eine Rolle, wobei beide Themen wirklich nur am Rande auftauchen, aber wichtig sind, um Entscheidungen und Gefühle zu verstehen und nachvollziehen zu können.
Fern ist ein sympathisches Mädel, auch wenn sie im Buch nur wenig Entwicklung zeigt und von Anfang an niedlich und süß auf mich gewirkt hat. Oft hatte ich das Gefühl, sie in den Arm nehmen und beschützen zu müssen, dann wieder wirkt sie sehr selbstbewusst und stark. Ich habe sie gemocht, vor allem, weil sie sich für ihre Freunde einsetzt und für sie da ist. Noch viel lieber mochte ich aber Bailey, ihren Cousin, den ich für seinen Optimismus und seine Art, Dinge zu sehen und anzugehen, sehr geschätzt habe. Trotz seiner Muskelerkrankung, durch die er nach und nach immer mehr die Kontrolle seiner Muskeln verliert und schließlich im Rollstuhl landet, gibt er nicht auf, hat stets ein aufbauendes Wort auf den Lippen, sprüht geradezu vor Optimismus und kann trotz seiner schlimmem Erkrankung noch über sich lachen. Dann wieder schlägt er auch leise Töne an, die mich haben innehalten lassen und nachdenklich gemacht haben. Hut ab – Bailey hat mir wirklich gefallen. Auch Ambrose war mir sympathisch, auch wenn ich ihn in manchen Dingen etwas stereotyp geraten fand. Er macht in der Geschichte eine beachtliche Entwicklung durch und wird zu einem liebenswerten und starken Charakter.
Das Buch lässt sich sehr angenehm lesen und hat einen sehr schmeichelnden, manchmal auch poetischen Schreibstil, der aber gut lesbar bleibt und sich nicht in Nebensächlichkeiten verliert. Die 37 Kapitel haben eine angenehme Länge und die Geschichte fesselt, so dass ich das Buch rasch beendet habe und mit gutem Gewissen empfehlen kann.

Mein Fazit
Ein berührendes Buch, das mich zum Lachen, aber auch zum Weinen gebracht hat. Die Geschichte dreier Freunde, denen das Leben begegnet, mit all seinen Sonnen-, aber auch Schattenseiten. Und die dennoch die Lust zu leben nicht verlieren. Ein wirklich schönes Buch, dem ich gerne 4 Sterne vergebe.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2014
Marley, Robert C.

Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten / Inspector Swanson Bd.1


sehr gut

Ein kurzweiliger und humorvoller Krimi, der mir schöne Lesestunden beschert hat und mich in seiner Machart überraschen konnte.
Schon das in angenehmen Blautönen gehaltene Cover hat mich angesprochen, der Klappentext hat mich dann überzeugt, dieses Buch zu lesen - und ich habe es nicht bereut.
Die Geschichte spielt in London im Jahre 1893, und ich habe mich durch die Beschreibungen und die Art und Weise der Ermittlungen wirklich in diese Zeit versetzt gefühlt. Im Milieu der Goldschmiede ereignen sich ziemlich brutale und bestialische Morde, und ich habe bei den Ermittlungen mit geraten und bei der Aufklärung mit gerätselt - bin aber leider auch – ähnlich wie Inspector Swanson und sein Kollege Phelps - auf falsche Fährten gelangt. Bei den Ermittlungen tauchen einige namhafte Gestalten auf, wie zum Beispiel Oscar Wilde oder Sir Conan Doyle, die nicht nur zur Aufklärung beigetragen, sondern dem Buch auch einen ganz eigenen Charme gegeben haben. Auch kleine Abstecher zum Beispiel in die Entwicklung der Analysen von Fingerabdrücken haben der Geschichte etwas Besonderes gegeben.
Leider nur waren mir die Ermittlungen etwas zu schleppend, zeitweise dümpeln sie einfach nur so vor sich hin. Dadurch kommt in dem Buch auch keine richtige Spannung auf, diese bleibt leider unter der Oberfläche versteckt, auch wenn ich natürlich wissen wollte, wer nun eigentlich der Täter ist und ich schon deshalb den Krimi rasch ausgelesen habe.
Das Buch liest sich angenehm und flüssig, die Sprache ist für einen historischen Roman eher modern, dennoch fühlte ich mich durch die Beschreibungen der Orte und die Art der Menschen in das historische London versetzt. Der Stil ist oft humorvoll, wobei dieser eher zwischen den Zeilen durchblitzt, mich aber das eine oder andere Mal schmunzeln ließ.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet, auch wenn mit gerade Inspector Swanson leider etwas fremd geblieben ist. Über ihn und auch sein Privatleben hätte ich gerne mehr erfahren, doch im Mittelpunkt des Romans standen einfach nicht die Charaktere, sondern die Morde im historischen London.
Das Ende hat mich überrascht und damit hatte ich so nicht gerechnet, auch wenn es in sich schlüssig ist und alles einen Sinn ergibt. Aber ich war halt einfach auf falsche Fährten gelockt worden.
Den Epilog fand ich sehr interessant und aufschlussreich, auch wenn man danach erahnen kann, dass es leider keinen weiteren Fall mit Inspector Swanson geben wird – schade, ich hätte ihn gerne noch besser kennengelernt!

Mein Fazit
Ein kurzweiliger und humorvoller Krimi, der im historischen London im Jahre 1893 spielt. Es ist zwar kein Buch, das mir lange im Gedächtnis bleiben wird, dennoch habe ich die Lektüre genossen, fühlt mich in eine andere Zeit versetzt und hatte schöne Lesestunden. Daher gibt es von meiner Seite knappe 4 Sterne.

Bewertung vom 03.09.2014
Jary, Micaela

Das Haus am Alsterufer


ausgezeichnet

Eins vorweg – man sollte nicht den Klappentext lesen, der verrät viel zu viel und gibt der Geschichte einen ganz anderen Schwerpunkt. Zum Glück hatte ich diesen Tipp auch bekommen und konnte unvoreingenommen die Lektüre genießen – und ich bin wirklich begeistert von dem Buch!
Es hat Spaß gemacht, die drei Schwestern Nele, Ellinor und Livi über einen Zeitraum von etwa 7 Jahren zu begleiten, ihre Entwicklung zu sehen und mit ihnen zu fiebern. Die Geschichte spielt vorwiegend in Hamburg, da Nele aber in München wohnt und im Laufe der Geschichte auch das Land verlässt, kriegt man auch Einblicke aus anderen Städten und Regionen.
Die Atmosphäre der Zeit rund um die Jahre 1911 bis 1918 hat die Autorin wirklich wunderbar eingefangen. Wie die Familie in Hamburg lebt, was für Dinge sie beschäftigen, über was geredet wird – viele Alltäglichkeiten werden beschrieben und geben damit Einblick in die damaligen Lebensumstände.
Die drei Schwestern können unterschiedlicher wirklich nicht sein. Während Ellinor eher ein ernsterer Typ ist und sich in der Frauenbewegung einsetzt, ist Nele eher der Kunst zugetan und hat in der Familie durchsetzen können, nach München zu gehen, um dort Kunst und Malerei zu studieren. Livi dagegen genießt das Leben und sie interessiert sich eher für Mode und aktuellen Klatsch als für Kultur oder Politik.
Nele habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sie ist aufgeschlossen und intelligent, hat ihre eigenen Vorstellungen, die sie auch durchzusetzen weiß. Niederlagen muss sie leider auch einstecken, doch weiß sie auch diese zu meistern und das Beste draus zu machen. Ich fand sie einfach nur liebenswert und habe mit in einigen Kapiteln richtig mit ihr gelitten. Livi dagegen ist zwar nicht unsympathisch, aber sehr naiv und mit ihrer kindlichen und einfältig Art oft sehr anstrengend. Ihr hätte ich manches Mal gerne den Hals umgedreht und die Augen geöffnet. Auch die anderen Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet, sie waren menschlich mit ihren Stärken und Schwächen und spiegeln zudem sehr gut die Menschen der damaligen Zeit wieder. Erwähnen möchte ich noch Konrad, den ich ebenfalls sehr geschätzt habe mit seiner verantwortungsvollen, aber auch liebevollen Art und der Eigenschaft, die eigene Person stets hinten an zu stellen.
Aber es geht in diesem Buch nicht nur um die „Herrschaften“, auch hinter die Kulissen darf man blicken. Die junge Klara erhält nämlich in dem Haus der Familie Dornhain eine Anstellung als Dienstmädchen, so dass man nicht nur ihren Alltag und die anderen Angestellten kennenlernt, sondern außerdem Klaras erste zarte Liebe zu dem jungen Gabriel miterlebt.
In dem Buch werden viele Themen angeschnitten – es geht um den ganz gewöhnlichen Alltag in einer höhergestellten Familie, um die Liebe, die Auswirkungen des Krieges auf die verschiedenen Bevölkerungsstrukturen, die Frauenbewegung und um die Kunst. Ich war von der ersten Seite an gefesselt und gefangen in der Geschichte. Dazu hat sicherlich auch der angenehme Schreibstil beigetragen, der einfach zu lesen war und die Seiten hat nur so dahinfliegen lassen. Zwar gibt es viele Beschreibungen, die ich aber in keinster Weise als langatmig empfunden habe, vielmehr haben sie dazu beigetragen, dass ich mir die Menschen, die Städte und die Umgebung gut vorstellen konnte. Aufgelockert wurde das ganze durch viele Dialoge oder auch Gedanken der Protagonisten. Alles in allem hat Micaela Jary die Atmosphäre der Zeit wirklich wunderbar einfangen können.
Es ist zwar kein Buch, das die ganze Zeit über spannend im klassischen Sinne ist, dennoch wollte ich immer wissen, wie es nun weitergeht, so dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Das Ende fand ich schlüssig, kam mir nur leider etwas zu abrupt. Dafür hat das abschließende Nachwort der Autorin bei mir auch die letzten Fragen klären können.