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clematis

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Insgesamt 272 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2024
Lehmann, Anja

Wie Blätter im Sturm


sehr gut

Reise ins Dritte Reich

Alina, Viktor, Frank, Claire und Katharina haben eines gemeinsam: sie erleben als junge Erwachsene die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Wir erleben eine entschlossene Agentin, eine angehende Lehrerin, die Flüchtlinge unterstützt, eine französische Wirtstochter, die deutsche Wehrmänner bewirten muss und wagemutige Soldaten, von denen es brutale Schlächter ebenso gibt wie jene, die auch im Feind etwas Gutes wahrnehmen und schon bald an der Sinnhaftigkeit des Blutvergießens zweifeln.

In zwölf größere Abschnitte gegliedert, spielt dieser bewegende Roman in den Jahren 1939 bis 1943, umrahmt von einem unglaublich brutalen Prolog und einem stimmigen Epilog und nimmt den Leser mit auf eine schreckliche Reise ins Dritte Reich. Schonungslos und offen beschreibt Anja Lehmann auch grausame Szenen, die sich nicht nur an der Front selbst abspielen. Zwischendurch gibt es allerdings auch warmherzige und hoffnungsvolle Episoden, welche ebenfalls durchaus glaubwürdig verfasst sind und dem Leser kurze Verschnaufpausen gönnen. Unterschiedlichste Blickwinkel werden beleuchtet, detailliert gezeichnete Charaktere in ihrer Entwicklung begleitet. Kurzweilig wechseln immer wieder die Schauplätze, an denen einander die einzelnen Figuren begegnen und deren eigene Geschichte geschickt mit jener der anderen Protagonisten verknüpft wird. Leider hemmen ein recht schwaches Lektorat und Korrektorat häufig den Lesefluss, der durch die einnehmende Handlung selbst durchaus gegeben wäre. Nichtsdestotrotz ist die Atmosphäre dieser schrecklichen Zeit bestens eingefangen und trägt dazu bei, diese Gräueltaten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Ein spannender, emotionaler Roman, den ich trotz der erwähnten Mängel weiterempfehle.

Bewertung vom 24.11.2024
Walsh, Tríona

Nachtwald


gut

Hochzeit im Herrenhaus

In einem etwas heruntergekommenen Herrenhaus im Westen Irlands, inmitten eines ungezähmt wuchernden Waldes, feiern zwei Paare ihren Hochzeitstag: Claire und George, Freya und Hudson. Mit dabei sind noch Claires erwachsene Kinder Lizzie und Liam sowie die Köchin Mia. Und obwohl das riesige Haus so abgeschieden liegt, dass man es nur zu Fuß erreichen kann, taucht alsbald ein ungebetener Gast auf.

Hervorragende Zutaten für einen gelungenen Thriller, der sich auch durchaus stimmig und unheimlich anlässt: ein einsamer Ort, ein kleiner Kreis an Personen, eine düstere Stimmung. Sofort nehmen Triona Walshs flotter Schreibstil und ihre bildhaften Darstellungen der Handlung den Leser gefangen. Die Neugierde wird rasch geweckt, was sich hier noch zutragen wird, unheimliche Geräusche und Schatten im Wald führen nicht nur bei den Frauen in der Runde zu angespannten Nerven. Obwohl die Zahl der Figuren niedrig gehalten wird, fehlt ihnen – für meinen Geschmack – ein klares und kantiges Profil, irgendwann beginnt sich dann auch die Handlung etwas in die Länge zu ziehen und den Anstrich eines aufregenden Thrillers zu verlieren. Immerhin aber lenkt die Autorin geschickt den Blick des Lesers auf unterschiedliche mögliche Tatmotive, man weiß sehr lange nicht, wer welches Geheimnis hütet und wer versucht hat, den Fremden wieder loszuwerden.

Fazit: eine spannende Ausgangssituation, die viele Wendungen zulässt, sich allerdings zuweilen in Langatmigkeit verliert anstatt die Gänsehaut noch weiter zu steigern. 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.11.2024
Berg, Susanne von

Die Jahre des Aufbruchs / Die Zeit der Frauen Bd.3


gut

Das Automobil

Milchzentrifuge, Waschmaschine, allerlei Gerät aus dem Hause Thiele erleichtert schon das Leben, nun wollen sich Carl Thiele und Rudolf Zenker an die Entwicklung eines Automobils heranwagen. Währenddessen gibt es in Berlin bereits einen Streik von Arbeiterinnen des Hotel Adlon, denn die Frauen fürchten, von den Maschinen ersetzt zu werden. Ob Katharina schlichtend eingreifen kann?

Einige Zeit ist vergangen, seit Katharina den elterlichen Bauernhof verlassen hat und in Gütersloh mit ihrem Mann Carl an der Modernisierung bestehender Geräte und an Neuerungen arbeitet. Zur Unterstützung mit Sohn Carl junior wird schließlich die junge Amelie als Kindermädchen eingestellt. Katharina sprüht vor Ideen und ist in vielen Dingen ihrer Zeit voraus, mit ihren oft unkonventionellen Entscheidungen kann sie aber stets punkten.

Leicht und entspannt fließen Susanne von Bergs Zeilen dahin, ebenso mühelos scheinen die Figuren im Roman mit jeder sich abzeichnenden Schwierigkeit umzugehen. Vielleicht schwingt da doch zu viel Euphorie mit, denn da und dort fühlt man sich eher wie in einem illusorischen Märchen denn in der harten Realität. Wie bereits im ersten Teil der Reihe bei Carl und Katharina fühlt sich für mich auch hier zwischen Franz und Amelie die Entwicklung etwas überstürzt an. Nichtsdestotrotz wird das Bild der damaligen Zeit gut widergespiegelt und herrscht im Roman eine sehr angenehme Atmosphäre vor, welche für gemütliche Lesestunden sorgt.

Da und dort scheint die Brille etwas zu rosa zu sein, mit den überaus sympathischen Charakteren bietet aber auch Band 3 gute Unterhaltung.

Bewertung vom 22.11.2024
Lindberg, Karin

Schneeglitzernd verliebt


ausgezeichnet

Glühwein im Strandkorb

Weihnachten steht vor der Tür und Svantje kehrt von einer kleinen Geschäftsausreise auf die Nordseeinsel Nortrum zurück. Leider nicht besonders erfolgreich, die Wintermonate ohne Touristen werden wohl schwer werden für sie und ihr zauberhaftes Cafe, in dem sie auch hübsche Dekoartikel vertreibt. Ganz in Gedanken über ihr Leben als Alleinerziehende mit Sohn Linus versunken, lenkt sie ihren alten Caddy Richtung Zuhause, als sie auch schon in einen Straßengraben schlittert. Und da taucht plötzlich, wie gerufen, ein freundlicher, aber eher wortkarger Helfer auf, ein Mann mittleren Alters, der ihr schon auf der rauen Fährüberfahrt aufgefallen ist.

Liebevoll beschreibt Karin Lindberg die winterliche Insellandschaft und setzt sympathische Personen drauf, die – wie im echten Leben – mit allerlei Problemen zu kämpfen haben. Svantje sehnt sich nach einer Schulter, an die sie sich lehnen kann, denn auch nach einigen Jahren auf Nortrum ist sie zwar nicht unbeliebt, aber dennoch eine „Zugezogene“. Lediglich mit Wiebke verbindet sie eine tiefe Freundschaft und natürlich zu deren Oma Griet und dem Kindsvater Thore. Wer „Nordisch verliebt“ bereits gelesen hat, weiß, von wem die Rede ist, aber auch Neueinsteiger finden sich schnell zurecht auf der kleinen Insel.

Ein wenig Weihnachtsstimmung, ein leichter Trauernebel rund um einen Schwerkranken, die Last von früheren Verletzungen und leuchtende Kinderaugen, eine ganze Menge Gepäck schleppt der Weihnachtsmann da herbei, um diese wunderbare, glitzernde Geschichte zusammenzustellen und den Leser mitzunehmen in diese winterkalte Welt, in der der Glühwein im Strandkorb nicht fehlen darf. Karin Lindberg versteht es geschickt, ein paar tiefergehende Themen auf locker-leichte Art zu verpacken, sodass trotzdem das Gefühl von Sehnsucht und Geborgenheit überwiegt und man sich selber fallen lassen kann, um ganz in seinen Gedanken über Wiebke und Nils aufzugehen.

Der empfindsame Schreibstil Lindbergs, ihre zarte Zeichnung von entstehender Zuneigung und Liebe, die wunderbare Kulisse am Meer, die hübsche weihnachtliche Dekoration durch Svantjes Hand, welche man stimmungsvoll vor Augen hat – ich kann nur schwer Abschied nehmen von diesem schönen Buch. Wer also Lust hat auf kuschelige Unterhaltung – Schneeglitzernd verliebt lesen und als Geschenk unter den Christbaum legen für einen lieben Menschen.

Bewertung vom 21.11.2024
Maiwald, Stefan

Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden


ausgezeichnet

1947 - 1949

Der Krieg ist seit zwei Jahren zu Ende, die bayerische Porzellanstadt Selb wird wieder aufgebaut. Wichtige Arbeitgeber sind die Papierfabrik Karl Metsch und die Porzellanmanufaktur Ludwig Thalmeyer, beide jedoch benötigen wertvolles Kaolin, wodurch sich unüberbrückbare Differenzen ergeben. Zudem steht mit Marie Thalmeyer nach dem Tod ihres Vaters eine Frau dem mächtigen Bürgermeister Metsch gegenüber.

Sachlich im Ton, gründlich in der Recherche, so präsentiert sich dieser wunderbare Reihenauftakt rund um Marie und Sophie Thalmeyer den Lesern. Zwei Schwestern, recht unterschiedlich im Gemüt, halten zusammen, wenn es um die Firma geht und kämpfen, jede auf ihre Art und Weise, ums Überleben des Porzellanwerkes. Mit viel Detailreichtum erzählt Stefan Maiwald nicht nur die Geschichte der Porzellanmanufaktur und der Thalmeyer-Nachkommen (neben Marie und Sophie gibt es auch noch einen in Russland verschollenen Bruder, Joachim) ab dem Kriegsende, sondern platziert an den passenden Stellen Anekdoten von früher, um so das aktuelle Geschehen zu erklären und zu untermauern. Dadurch ergeben sich viele spannende Nebenschauplätze, welche die chronologische Handlung immer wieder durchbrechen, den roten Faden aber nicht überlagern.

Mit seinem eloquenten Schreibstil lädt Maiwald ein zu einer faszinierenden Zeitreise und beschreibt auch berührende Szenen ohne jegliche Gefühlsduselei. Schwierige Momente sind zu überwinden, die Neugier auf die kommenden Jahre ist geweckt.

Ein überaus interessantes Buch mit vielen historisch belegten Einzelheiten – ich habe es wie im Flug gelesen und empfehle es sehr gerne weiter!

Bewertung vom 20.11.2024
Bast, Eva-Maria

Antoinette und das Funkeln der Edelsteine / Der Schmuckpalast Bd.1


sehr gut

Träume

Paris, 1834: Antoinette Guermonprez ist zwölf und soll ab jetzt der Mutter am Marktstand mit Obst und Gemüse helfen anstatt weiter in die Schule zu gehen, Louis-François Cartier beginnt zur selben Zeit eine Lehre als Goldschmied. Als die jungen Leute einander über den Weg laufen, beginnt eine illustre Zeit an Träumen, welche sie Jahre später mit einem eigenen Juweliergeschäft in die Tat umsetzen. Der Grundstein für die Kollektion Cartier ist gelegt.

Mit dem eindrucksvollen Raub der Kronjuwelen im Jahre 1792 (während der Französischen Revolution) beginnt dieser hübsche Roman um die Anfänge der Schmuckdynastie Cartier. Dann geht es chronologisch voran mit größeren Abschnitten, denen übersichtlicherweise stets Jahreszahlen zugeordnet werden. Romantische Stimmung und schwierige Zeiten stehen Antoinette und Louis-François abwechselnd bevor. Detailliert geht Eva-Maria Bast auf die gesellschaftspolitische Situation in Paris ein, fast zu oft geht es um geschichtliche Fakten, welche den Unterhaltungsroman zuweilen in den Hintergrund drängen. Einige Szenen bieten wiederum Weisheiten wie in einem Ratgeber zum Sinn des Lebens. Aber auch andere Themen, rund um die Goldschmiedekunst und kostbare Edelsteine, werden eindrucksvoll beleuchtet, sodass man beim Lesen bald das Gefühl hat, den beiden Hauptfiguren direkt über die Schulter zu schauen. Eine moderne Frau an der Seite eines zielstrebigen Handwerkers und Geschäftsmannes – so geht es steil bergauf zum Erfolg.

Ein Buch mit vielen historisch belegten Fakten, welche durch die Liebes- und Lebensgeschichte Antoinettes und Louis-François‘ zusammengehalten werden.

Bewertung vom 19.11.2024
Dolovai, Verena

Dorf ohne Franz


gut

Mittleres Mädchen

Als mittleres von drei Kindern und einziges Mädchen fehlt Maria von Anfang an die Liebe ihrer Eltern. Während der Vater den älteren Josef fördert, ist Nesthäkchen Franz der Liebling der Mutter. Maria indes muss stets fleißig zupacken am elterlichen Hof und auch später als Erwachsene alle Rollen als Ehefrau, Mutter, Hilfsarbeiterin und Altenpflegerin ausfüllen. Gibt es in einem österreichischen Dorf in den 1960ern tatsächlich keine andere Perspektive?

Titelbild und Klappentext laden ein auf spannende Erinnerungen der Ich-Erzählerin. Was den Leser dann tatsächlich erwartet, ist jedoch ein wenig ernüchternd. Maria sitzt in der Kirchenbank und sieht den Herrn am Kreuz an, hadert wohl mit ihrem Schicksal, fügt sich diesem aber im nächsten Moment klaglos, um wenig später eine Entscheidung zu treffen. Wie es dazu kommt, das erfährt man sogleich anhand einer monologähnlichen Schilderung der vergangenen Jahrzehnte. Maria berichtet über ihre Kindheit, das Gefühl, neben den Brüdern „übersehen“ worden zu sein, die List, sie vom Erbe auszuschließen mittels untergejubelter Verzichtserklärung, sodass sie wie selbstverständlich immer nur wie eine Magd für alle anderen zu funktionieren hat.

Verena Dolovais Erzählstil ist knapp und karg, spiegelt Marias Leben wohl sehr gut wider. Direkte Reden sind selten und in Kursivschrift nahtlos in den Text eingebettet, sodass sie sich unauffällig in den nüchternen Text einfügen anstelle für Lebendigkeit zu sorgen. Charaktere und ein enges Dorf als Schauplatz sind einerseits gut dargestellt, rufen aber beim Lesen keinerlei Gefühlsregung bei mir hervor. So bleibt mir Marias Tun über die gesamte Geschichte hin fremd und auch die Wende, welche die Handlung am Ende nimmt, gleicht einer Illusion und überzeugt mich nicht so recht.

Fazit: ein interessantes Thema, das auf besondere stilistische Weise aufgegriffen wird, aber für mich kaum Nähe zu den Geschehnissen zulässt. Drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 16.11.2024
Paulsen, Hanna

Föhrer Winter


ausgezeichnet

Nach vorne blicken

Die Zeit fliegt dahin, Julia muss sich endlich entscheiden, wo ihr Baby zur Welt kommen soll. Gleichzeitig renoviert Lebensgefährte Krischan das gemeinsam gekaufte Haus und ist ihr Sohn Liam unglücklich über die baldige Ankunft eines Geschwisterchens. Probleme mit der Ablehnung durch Krischans Eltern und den niederschmetternden Neuigkeiten zu Barnes Vergangenheit, Julias verstorbenem Ehemann, bringen Julia an ihre Grenzen.

Nahtlos reiht sich Band Vier in die Föhr-Serie ein und bringt noch einmal einiges an Schwierigkeiten mit sich. Aber es wären nicht Julia und Krischan, wenn sie sich diesen nicht stellen und zusammen nach Lösungen suchen würden. Zügige Renovierungsarbeiten, ein eifersüchtiges Kind, duftende Weihnachtskekse und der Brauch des Thamsens sind nur einige Themenbereiche, die für Unterhaltung und Kurzweil sorgen. Ein paar Schreckensmomente dürfen natürlich nicht fehlen, aber stets heißt es nach vorne zu blicken und sich endlich mit der Vergangenheit zu versöhnen. Nach einem stimmigen Weihnachtsfest beginnt das nächste Jahr und damit Zeit, um neue Pläne zu schmieden und in die Tat umzusetzen. [Thamsen: Am 21. Dezember verstecken Kinder und Jugendliche alles mit Rädern, das draußen zu finden ist – beispielsweise Fahrräder oder Kinderwagen – da nach germanischem Brauch zur Wintersonnenwende alles was drehbar ist oder Rad heißt, still stehen sollte.]

Schöne Bilder der winterlichen Nordseeinsel mit ein paar Schneeflocken, der festlich geschmückten Innenstadt von Wyk und einem funkelnden Silvesterfeuerwerk beenden nun diese liebevoll erzählte Geschichte rund um Julia und Krischan. Mir hat diese Reihe ansprechende Lesestunden beschert, weshalb ich gerne fünf Sterne vergebe.

Bewertung vom 16.11.2024
Paulsen, Hanna

Föhrer Herbst


ausgezeichnet

Altlasten



Julia und Krischan sind jetzt schon sein einigen Monaten ein Paar, obwohl es öfters auf Unverständnis stößt, dass die jung verwitwete Frau nun mit ihrem Schwager zusammen ist. Und auch sonst hält Föhr nicht nur sonnige Stunden bereit für die beiden Liebenden und Julias Sohn Liam, sondern bläst mitunter ein rauer Herbstwind durch die Gegend und wirbelt Altlasten auf, an denen man lieber nicht mehr gerührt hätte.

Schön fügt sich dieser Band in die herzliche Föhr-Reihe ein und lässt uns teilhaben an mannigfaltigen Schwierigkeiten, denen sich Julia und Krischan stellen müssen. Familienzwist und angedrohte Klagen, Geheimnisse aus der Vergangenheit und Verleumdungen sorgen für turbulente Zeiten und lassen den Leser mitbangen, wie die mittlerweile liebgewonnenen Figuren mit all dem umgehen.

Lebensnahe Charaktere tummeln sich vor einer traumhaften Kulisse, auch der Herbst hält schöne Tage bereit für Spaziergänge, Drachensteigenlassen am Strand oder den Besuch eines Jahrmarktes. Emotionale Szenen führen auf eine Achterbahn der Gefühle, aussteigen ist nicht immer möglich, verharren im selben Wagen aber auch nicht zielführend. Wann ist also der richtige Zeitpunkt für Entscheidungen und Veränderungen? Mit ihrer warmherzigen Ausdrucksweise bringt Hanna Paulsen diese Geschichte zu Papier und schafft es einmal mehr, ihre Leser zu verzaubern.

Eine sehr schöne Reihe, welche in den einzelnen Bänden unterschiedlichste Lebenssituationen präsentiert und viele Details aus dem echten Leben widerspiegelt. Ich empfehle diesen Band (möglichst nach den ersten beiden Teilen) sehr gerne weiter.

Bewertung vom 15.11.2024
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Mordhotel

Die Osterferien haben gerade begonnen, Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind bereitet eine Pressekonferenz vor, um ihre Pläne für ein in die Jahre gekommenes Hochgebirgshotel zu präsentieren. In strahlendem Glanz soll ein neuer Luxuspalast das verstaubte, brachliegende Haus ersetzen. Aber dazu soll es nicht mehr kommen, Wretlind wird - in einer zähen Blutlacke liegend - in ihrer Hotelsuite aufgefunden.

Wiederum ermitteln Hanna Ahlander und Daniel Lindskog auf Hochtouren, bilden Polizeiarbeit und Einblicke in deren Privatleben einen gelungenen und abwechslungsreichen Mix. Gegner des imposanten Neubaus, Beziehungen zu (bestechlichen?) Politikern, aber auch die arrogant wirkende Art Charlotte Wretlinds bieten vielfältige Spekulationen für ein mögliches Tatmotiv. Unterschiedliche Blickwinkel, rasche Szenenwechsel und kurze Momentaufnahmen von Personen, die scheinbar nichts mit dem Geschehen zu tun haben, sorgen für Abwechslung, langsam wird ein Erzählstrang aus der Vergangenheit an die aktuellen Ereignisse herangeführt. Mit all diesen geschickt eingesetzten Details hält Viveca Sten eine stete Spannung aufrecht und vermittelt mit persönlichen Belangen von Hanna, Daniel und Anton ein sehr lebendiges Bild der eifrigen Kriminalisten. Die anschauliche Kulisse des abgelegenen und verlassenen Hochgebirgshotels steigert am Ende die Dramatik noch einmal und erinnert an Hannas frühere mutige, aber doch auch leichtsinnige Entscheidungen. Ob das wirklich gut gehen kann?

Auch Band 3 der Polarkreis-Krimi-Reihe überzeugt durch einen interessanten Fall und lebensnahe Figuren, die man als Leser mittlerweile sehr gerne in die klirrende Kälte Åres begleitet. Ich spreche eine Leseempfehlung aus!