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brenda_wolf
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Oberfranken

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Insgesamt 199 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2020
Rawlings, David

Der Gepäckträger


ausgezeichnet

Leichter leben

Inhalt:

Drei Menschen nehmen denselben Flug – und den falschen Koffer vom Gepäckband!
Der dreifachen Mutter Gillian Short graut es vor dem Besuch bei ihrer perfekten Schwester Becky.
Dem ehrgeizigen Geschäftsmann David Byrne droht den Verlust seines Jobs – und seiner Frau.
Der talentierte Michael Downer erhofft sich ein Sportstipendium, obwohl er eigentlich von einem Leben als Künstler träumt.
Drei verwechselte Koffer, die vollgepackter sind, als ihre Besitzer glauben. Drei Menschen, die vor großen Herausforderungen stehen. Und ein junger Mann vom Gepäckdienst, der schon auf sie wartet…

Meine Meinung:

Warten am Gepäckband voller Spannung auf den Koffer. Diese Situation haben wir alle schon erlebt. Es geht um drei Koffer, die im Eifer des Gefechts vertauscht werden. Da ist der Koffer von Gilian, die eigentlich gar nicht zur Hochzeit ihrer Nichte möchte, sie hat ein Problem mit ihrer Schwester. Der zweite Koffer gehört einem jungen Mann, Michael, er wird von seinem Vater in eine Richtung gedrängt, die nicht seine ist. Er ist zwar sportlich, aber seine Leidenschaft gehört der Kunst. Und dann ist da noch David, der sich von seiner Frau getrennt hat, da er ihr nicht verzeihen kann und dem jetzt beruflich alle Felle davon zu schwimmen drohen.

Das Buch führt den Leser vor Augen, dass wohl jeder von uns emotionale Lasten mit uns herumschleppt. Wie sagt man doch so schön: Jeder trägt sein Päckchen. In dem Buch geht es um Neid, Minderwertigkeitsgefühle, Unversöhnlichkeit, Wut, Angst, falschem Ehrgeiz. David Rawlings Roman stößt den Gedanken an: Welchen Koffer trage eigentlich ich? Eine gute Frage. Für ein leichtes Leben ist es notwendig, seine Koffer loszulassen, Lasten abzuwerfen. Tatsächlich werden die eigenen Gedanken oft zu einer schweren Last. Es macht Sinn, seinen Gedanken zu überprüfen, denn unser Denken und Fühlen beeinflusst unsere Wahrnehmung. Und ganz wichtig: Mit der Vergangenheit abschließen, sonst drückt uns der Lebensrucksack eines Tages zu Boden.

Mich hat das Buch beeindruckt und zum Nachdenken meiner eigenen Situation angeregt. Dieses Innehalten und Bilanzziehen ist unglaublich wichtig. Ich kann das Buch aus vollstem Herzen empfehlen.

Bewertung vom 20.06.2020
Jürgens, Sabine

Haben wir noch alle Tassen im Schrank?


ausgezeichnet

Stöpsel ziehen

Meine Meinung:

„Haben wir noch alle Tassen im Schrank“, ein provokanter Titel. Auch die einzelnen Kapitel tragen recht witzige Überschriften. Die Autorin Sabine Jürgens, Heilpraktikerin für Psychotherapie mit den Schwerpunkten Verhaltenstherapie, Coaching und Resilienz, erklärt uns zum Teil sehr unterhaltsam wie wir ticken.

Es fängt gleich so an:
Der Besucher einer geschlossenen Anstalt fragt den Direktor, nach welchen Kriterien entschieden wird, ob ein Patient aufgenommen wird?
Direktor: »Wir füllen eine Badewanne, geben dem Patienten einen Teelöffel, eine Tasse und einen Eimer und bitten ihn, die Badewanne zu leeren?«
Besucher: »Verstehe, ein normaler Mensch würde den Eimer nehmen, richtig?«
Direktor: »Nein, ein normaler Mensch würde den Stöpsel ziehen?«
Hätten Sie den Stöpsel gezogen?

Die Autorin unternimmt mit dem Leser zuerst einen kleinen Exkurs in die Vergangenheit, lässt die großen Denker und Ärzte wie Freud, Platon und Co, zu Wort kommen.

Dann wird es hochspannend. Psychische Beschwerden lassen sich ja nicht so leicht feststellen wie eine Erkältung. Psyche röntgen – ja, das wär’s! Einfach mal kurz reinschauen, und zack, Diagnose.

Sabine Jürgens weist daraufhin, wie enorm wichtig unsere Gedanken für unser Wohlbefinden sind. Schon Aristoteles vertrat die Meinung: „Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit.“ Gedanken machen was mit uns und unserer Stimmung. Entscheidend ist, WAS und WIE wir denken, z.B. wenn wir morgens schon beim Aufwachen denken: „Was für ein Sch…tag!“ löst das jede Menge miese Gefühle aus und der Tag ist jetzt schon im Eimer. Oder wir ziehen uns mit Gedanken runter: „Oh nein, bin ich doof ..“ „Alles Kacke.“

Jemand, der immer nur negative Gedanken hat, grübelt und pessimistisch vor sich hindenkt, kann keine gute Laune entwickeln. Die Autorin empfiehlt, das Denken auf Lösungen und nicht auf Probleme zu richten. Sabine Jürgens hat hierzu ein spannendes Experiment durchgezogen. Sie hat einen Tag lang auf ihre Gedanken geachtet. Krass war die Erkenntnis, wie oft sie das Verhalten anderer in Gedanken ver- und auch negativ beurteilte.

Auch damit schaden wir uns selbst, denn dadurch produzieren wir nur eine miese Stimmung. Wichtig ist es, dass wir uns mit Dingen beschäftigen, mit denen wir alles um uns herum vergessen, unter Umständen sogar unsere Schmerzen. Ja, das geht,

Die Autorin rät dem Leser Gedankenhygiene zu betreiben, wenn die Gedanken überwiegend negativ, traurig und trüb sind. Denn jeder von uns, kann sein Denken beeinflussen. Unseren Gedanken Richtung geben. Glaubenssätze überprüfen.

Fazit: Gut lesbarer Ratgeber, kurzweilig geschrieben. Frau Jürgens beschreibt sehr anschaulich psychologischen Aspekte ohne dabei zu theoretisch oder langweilig zu werden. Der Leser erfährt, wie er mit einfachen Schritten seine Psyche beeinflussen kann.

Bewertung vom 07.06.2020
Achleitner, Hubert

flüchtig


ausgezeichnet

Wie viel Erfüllung vertragen wir?
Inhalt:
Maria ist verschwunden. Seit Monaten hat Herwig, mit dem sie seit fast dreißig Jahren verheiratet ist, nichts von ihr gehört. Dass sie ihren Job gekündigt und seinen Volvo mitgenommen hat, lässt zumindest hoffen, dass sie noch am Leben ist. Doch was ist passiert, mit ihrer Ehe, ihrer Liebe, ihrem gemeinsamen Leben? Hubert Achleitner schickt seine Protagonisten auf eine abenteuerliche Reise, die sie von den österreichischen Bergen quer durch Europa bis nach Griechenland führt. Und die für beide doch in erster Linie eine hochemotionale Reise in ihr Inneres bedeutet. Ein weiser und sehr musikalischer Roman über Liebe und Sehnsucht, das Schicksal und das flüchtige Glück … „Flüchtig wie die angezupften Töne der Bouzouki waren die Begegnungen mit diesen Menschen. Dennoch hinterließ jeder von ihnen eine Melodie in meinem Herzen, die weiterschwingt.“

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich mit Spannung erwartet. Der Autor ist ja bekannt als Hubert von Goisern. Ich bin kein Volksmusik-Fan, aber seine Musik liebe ich, und so habe ich mir auch Konzertkarten für seine diesjährige Tournee erstanden, dessen Termin leider wegen „Corona“ verlegt wurde und so muss ich mich noch bis Nov. 2021 gedulden.
Okay, ich war extrem neugierig, wie sich von Goisern als Autor machen würde. Und … was soll ich sagen: Ich bin total begeistert über seinen wortgewaltigen Schreibstil. Das gibt es Sätze, die anmuten wie die Tonfolgen einer Melodie, die einmal leicht und luftig wie der Flügelschlag eines Schmetterlings daherkommen, dann wieder gewaltig, wie der Donnerschlag einer Konzertpauke. Achleitner versteht es zu verzaubern. Er nimmt den Leser mit auf philosophische Gedankenexkurse.
Aber nun zu Maria, die ihren Ehemann nach 30 Ehejahren scheinbar grundlos verlässt. Wer ist diese Frau? Ein Winterkind, mit animalischem Pragmatismus, der das Reden nicht liegt, die das praktische Handeln vorzieht. Die Frage musste nicht lauten: „Warum jetzt“, sondern „Warum erst jetzt“. Kann ich Maria verstehen? Oja, ich bewundere ihren Mut, ihrem Leben eine Wende zu geben, ohne ein Wort die Zelte abzubrechen. Aber ich spüre auch ihre Trauer. Da ist so viel an Gemeinsamkeit, die sich nicht einfach absteifen lässt. Und ist Eifersucht nicht auch ein Beweis für Liebe?
Herwig und Maria, haben vor über 30 Jahren den Bund fürs Leben geschlossen. Wig war vom ersten Augenblick an von Maria verzaubert. Doch was geschieht mit der Liebe, wenn sie in die Jahre kommt?
Marias Reise führt uns in eine bunte Hippiewelt. Da ist das Regenbogentreffen, dass sie mit der Anhalterin Lisa besucht. Wir treffen Nonkonformisten und Freigeistern. „Der Weg zu den Sternen führt über raue Pfade.“ Wir reisen mit Maria und Lisa nach Griechenland, und lesen vom Heiligen Berg und von der autonomen Mönchsrepublik, die nur über den Seeweg zu erreichen ist und deren Zutritt Frauen verwehrt ist.
Musik zieht sich durch das gesamte Buch. Maria begegnet immer wieder Musik, passend zu ihrer Stimmung, da ist Leonard Cohen, Jimi Hendrix, John Lennon. Der Bouzouki-Spieler liebkost sein Instrument. Und Maria wacht morgens mit Musik im Kopf auf. Wir lesen vom Rhythmus der Meereswellen und vom Gesang der Vögel. Und auch Herwig ist Musiklehrer. Musik, so schön und doch so flüchtig. Flüchtig wie die Liebe, wie das Leben?
Ein Zitat, dass ich sehr mochte, ist mir auf Seite 134 begegnet:
„Doch wie viel Erfüllung vertragen wir? Was passiert, wenn wir übergehen vor Glück? Musste es nicht auch unerfüllte Tage geben? War eine schattenlose Welt nicht genauso schlimm wie eine ohne Licht? Braucht unser Leben nicht beides? Ist es nicht unsere Bestimmung, um das Licht zu tanzen wie die Erde um die Sonne? Und ihm immer wieder den Rücken zuzuwenden?“

Das Ende hat fand ich besonders gelungen. Für mich ein grandioser Debütroman. Also Daumen hoch.
Fazit: Unbedingt lesen.

Bewertung vom 17.05.2020
Stephan, Cora

Margos Töchter


sehr gut

Streifzug durch unsere jüngste Vergangenheit
Inhalt:
Jeder Mensch hat eine Mutter. Jana Seliger hatte zwei.
Cora Stephan erzählt die Geschichte zweier außergewöhnlicher Frauen und eines geteilten Landes über vier Jahrzehnte. Ein großer Roman über die Suche nach dem Glück in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche und die Frage, was man opfern muss, um es zu finden. Leonore Seliger wächst in den 1960er-Jahren in der norddeutschen Provinz auf. Sie ist eine Außenseiterin, unangepasst, rebellisch. Trost findet sie bei Clara, einer Brieffreundin aus der DDR, die sie in einem Pioniercamp der DDR getroffen hat. In einem verrauchten Jugendclub in Osnabrück lernt Leonore die Musik der Beatles kennen, nach dem Abitur in England die freie Liebe. Während sie im Deutschen Herbst in Frankfurt studiert und durch eine verhängnisvolle Affäre ins Visier der Polizei gerät, bereitet sich Clara in Ostberlin auf eine große Aufgabe vor. Im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit soll sie in den Westen gehen, um dort für die Genossen die Augen aufzuhalten. Kurz bevor sie die DDR verlässt, bekommt sie eine Tochter und ist gezwungen, eine nahezu unmögliche Entscheidung zu treffen. Das Schicksal führt Leonore und Clara wieder zusammen. Die beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet ein Geheimnis. Jahrzehnte später kommt eine junge Frau diesem Geheimnis auf die Spur und begibt sich auf eine aufwühlende Reise in die Vergangenheit.

Meine Meinung:
Cora Stephan erzählt in ihrem Roman “Margos Töchter“ die spannende Geschichte zweier Frauen in turbulenten politischen Zeiten, vom Beginn des Kalten Kriegs bis in die Zeit der Wiedervereinigung. Es ist der Folgeroman zu „Ab heute heiße ich Margo.“ Ich bin auch ohne diesen Roman zu kennen gut in die Geschichte reingekommen. Aber natürlich wäre es vom Verständnis her hilfreich gewesen, diesen Roman vorher gelesen zu haben.

Der Roman lebt von seinen starken Frauen. Da ist Leonore, genannt Leo, die in der BRD aufwächst, eine typische Studentin der 60iger, die sogar ins Fadenkreuz der RAF-Fahndung gerät. Und da ist Clara, ihre Brieffreundin hinter dem Eisernen Vorhang, eine regimetreue Genossin. Leo merkt nicht, wie sie von Clara ausgeforscht wird. Clara will alles wissen, über die Firma, in der ihre Mutter als Geschäftsführerin erfolgreich agiert. Und schließlich ist da noch Jana, die erfährt, dass es da eine Akte im Ministerium für Staatsicherheit gibt. Auch sie ist eine faszinierende Frauenfigur.

Der Schreibstil ist gut lesbar, wenn auch streckenweise langatmig. Der Leser muss sich Zeit nehmen, für dieses Buch. Es lässt sich nicht in einem Zug hintereinander weg lesen. Es ist ein Streifzug durch unsere jüngste Vergangenheit, die Zeit der jungen BRD, dem DDR-Regime, den Studentenunruhen, der RAF, der Stasi bis in die heutige Zeit. Die Geschichte umspannt die Jahre 1964 bis 2012.

„Margos Töchter“ ist mehr als eine Familiengeschichte. Für alle an der jüngsten deutschen Geschichte Interessierten absolut empfehlenswert. Cora Stephan lässt Geschichte lebendig werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2020
Hagemeyer, Pablo

'Gestatten, ich bin ein Arschloch'


ausgezeichnet

Bist du ein Narzisst?

Meine Meinung:
Ein aufschlussreicher Leitfaden im Umgang mit Narzissten. Der Autor, Dr. med. Pablo Hagemeyer ist Psychiater und Psychotherapeut und selbst bekennender Narzisst. Er gewährt er dem Leser authentischen Einblick in das Denken dieser Spezies. Seine Ausführungen sind zum Teil humorvoll, was die Lesbarkeit dieses ernsten Themas sehr erleichtert.
Im Klappentext befindet sich ein Selbst-Check. Wieviel Narzissmus steckt in dir? Mein Testergebnis ist negativ, da ich 8 von 9 Aussagen verneinen konnte. Dennoch bin ich der Meinung, ein kleiner Narzisst steckt in jeden von uns. Aber wo ist tatsächlich die Grenze zu ziehen? Ab wann beginnt, das Ganze zu kippen und krankhaft zu werden? Denn ohne eine Prise Narzissmus hätten wir kein Selbstvertrauen, fehlte uns die Willensstärke und wir könnten uns nicht weiterentwickeln. Ein gesunder Narzissmus ist der Treibstoff in unser aller Leben. Und genau dieser Aspekt macht das Buch von Dr. med. Pablo Hagemeyer für den Leser so ungeheuer spannend. Es gilt: Die richtige Dosis macht‘s. Ach ja, und wie darf man den Selfie-Wahn der heutigen Zeit bewerten? Steckt da nicht auch ein Quäntchen Selbstverliebtheit/Narzissmus dahinter?
Was ich aus dem Buch herausgelesen habe, ist, dass Menschen mit einer narzisstische Persönlichkeitsstörung schwer erträglich sind. Sie sind arrogant, egoistisch und überheblich. Sie hungern nach Anerkennung, ihr Selbstbild ist überhöht, sie fühlen sich anderen Menschen überlegen, und sie setzen ihre scheinbaren Vorrechte ohne Skrupel durch. Ihren Mitmenschen gegenüber zeigen sie kaum Empathie. Aber… sie besitzen auch Charme und können Menschen für sich gewinnen. Und gerade das macht es schwierig, Narzissten nicht auf den Leim zu gehen. Narzissten sind Blender, dass sollte man nie vergessen. Der Autor veranschaulicht dies durch das Beispielpaar Tom und Tina.
Ich habe für mich einiges aus Dr. med. Pablo Hagemeyers Buch gelernt. Den Abschnitt mit dem anerkennenden Blick, der ausreicht, unsere Sehnsucht zu stillen, fand ich besonders faszinierend. Wir alle brauchen diesen anerkennenden Blick, für das, was wirklich war, nicht für das, was ich sein sollte, er ist Seelennahrung.

Gut erklärt hat der Autor auch den Unterschied zwischen Emotionen und Gefühle. Heftige Emotionen befallen einen plötzlich und sind kaum zu kontrollieren. Anders ist es mit den Gefühlen, sie sind in der Regel gut kontrollierbar. Unsere Seelenlöcher stopfen wir mit Gegenständen, zum Beispiel auch durch Kleiderkauf.

Schockiert hat mich, dass Narzissten Menschen bewusst manipulieren mit der sogenannte Gaslicht-Strategie. Der Begriff „Gaslicht“ stammt aus einem alten gleichnamigen Film, in dem ein Ehemann versucht, seine Frau in den Wahnsinn zu treiben, um an ihr Geld zu kommen. Menschen die Gaslicht betreiben, lügen schamlos, zermürben und ermüden den Anderen, streuen Misstrauen und Gerüchte, machen den Anderen zur Marionette.

Das Buch liest sich leicht und wie oben schon erwähnt sehr spannend. An einer Stelle schreibt der Autor: „Ohne Empathie ist einem ein Mensch völlig egal. Wenn sich diese Haltung weiter durchsetzt, dann sind wir als Gesellschaft gescheitert.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Übrigens, Narzissten tummeln sich vor allem an den Schaltknöpfen der Macht.

Fazit: Ein aufschlussreiches Sachbuch.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2020
Healey, Jane

Die stummen Wächter von Lockwood Manor


weniger gut

Spannung blitzt nur kurzzeitig auf

Meine Meinung:
Ich ging mit großen Erwartungen an diesen Debütroman heran, hatte mir eine Geschichte in der Art von Daphne du Mauriers „Rebecca“ erhofft. Das Setting, mit dem ausladenden Herrenhaus von Lockwood Manor, erschien mir geradezu optimal. Und das angedeutete Geheimnis hatte mein Interesse geweckt. Leider stockte die Handlung zu oft, verlor sich in langweiligen Details. Die Spannung ging dabei verloren. Die Hauptprotagonistin Hetty empfand ich als langweilig, obwohl sie in manchen Dingen tatsächlich sehr modern agierte. Die Tochter des Hauses, die labile Lucy und ihre vom Wahnsinn ergriffene Mutter übten schon eher Faszination auf mich aus. Unsympathisch hingegen empfand ich Lucys Vater, dem Herren von Lockwood Manor.

Der Schreibstil selbst ist leicht und flüssig lesbar, jedoch versteht es die Autorin nicht, einen Spannungsbogen aufzubauen und auch zu halten. Nur kurzzeitig blitzt Spannung auf und ist im nächsten Moment auch schon wieder weg. Und das ist letztlich zu wenig, um den Leser zu fesseln.

Obwohl der Schluss noch eine Überraschung parat hielt, konnte mich „Die stummen Wächter von Lockwood Manor“ nicht überzeugen.

Fazit: Mich hat „Die stummen Wächter von Lockwood Manor“ leider überhaupt nicht erreicht.

Bewertung vom 16.03.2020
Zobel, Franziska Viviane

Stell dir vor, die Zukunft wird wundervoll und du bist schuld daran


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Die Autorin und Illustratorin Franziska Viviane Zobel liegt mit „Stell dir vor, die Zukunft …“ einen kleinen, aber feinen Wegweiser zu einem bewussteren Lebensstil vor. Sie fordert uns auf anzufangen und umzudenken. Ausreden wie: Was kann denn ich schon bewirken, gelten nicht. Denn viele kleine Schritte können die Welt tatsächlich verändern und zu einem besseren Ort werden lassen. Ihr Ratgeber hält viele Tipps bereit, wie jeder Einzelne von uns seinen Alltag nachhaltiger gestalten kann. Wer das Büchlein zu Hand nimmt, wird feststellen, dass das absolut machbar ist. Es sind manchmal nur winzig kleine Veränderungen im Alltag nötig, die nicht mal weh tun. Wir sind alle gefordert, für eine bessere Zukunft aktiv zu werden.
Denn die Wissenschaftler sind sich einig, dass die Klimakrise von uns Menschen verursacht wird. Jeder Einzelner kann was dafür tun, dass sich sein eigener CO2-Fußabdruck verringert, sei es das Auto einfach mal stehen lassen, kurze Strecken laufen oder per Fahrrad von A nach B. Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Das ökologische Bewusstsein muss wachsen. Den Slogan „Jute statt Plastik“ gibt es schon über 40 Jahre. Damals wurden die Verfechter noch müde belächelt als Grüne Spinner. Heute ist das Thema aktueller denn je. Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll. Microplastik ist besonders gefährlich und findet sich sogar in Kosmetika. Hier wird empfohlen unbedingt die Liste der Inhaltstoffen zu lesen, und sobald die Silbe Poly- auftaucht, sollten sofort alle Alarmglocken schrillen.
Und was ist mit der Kleidung? Ja, auch hier bitte ökologisch. Wir sollten wirklich ein Bewusstsein entwickeln, wofür wir unser Geld ausgeben, uns fragen, woher diese Billigklamotten kommen und unter welchen Umständen sie entstanden. Warum nicht in Secondhandläden stöbern oder auf Tauschbörsen mal schauen, ob sich da nicht was Tolles findet.
Zu viele Lebensmittel landen auch in Privathaushalten auf dem Müll. Was für eine Verschwendung. Ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum ist noch lange kein Grund Essen zu entsorgen. Hier wird empfohlen sich auf Augen, Nase und Mund zu verlassen.
Die Autorin gliedert ihr Büchlein in verschiedene Abschnitte: ein neuer Tag, Unterwegs, arbeiten und lernen, Einkaufen, Haushalt, das Ende vom Tag. Zu jedem Abschnitt gibt es nützliche Tipps und Hinweise. Im Anhang finden sich Produktempfehlungen zu Nahrungsmitteln, Kosmetika, Putzmitteln, Mode,usw. Auch eine Liste mit Quellenangaben, wo der Leser sich weiter über bestimmte Themen informieren kann.
Besonders ansprechend fand ich die Blätter zwischen den einzelnen Kapiteln. Sie sind wunderschön gestaltet, mit jeweils einem inspirierenden Spruch.
Fazit: Ein wichtiges Buch! Viele kleine Dinge können Großes bewirken. Lasst uns anfangen!

Bewertung vom 14.03.2020
Jordan, Philipp

#Fatboysrun


sehr gut

Das MEHR als Programm
Inhalt:
Philipp Jordan ist Läufer. Aber das Laufen ist für ihn nicht nur irgendein Sport. Unterwegs beim Joggen kann er sich finden und loslassen. Vor allem aber führt es ihn an seine Grenzen. Jordan tut nichts im Leben nur halb. Er ist süchtig nach mehr. Und im Laufen hat er endlich sein perfektes Mehr gefunden.
Angefangen hat Jordan aber ganz langsam: als „Fat Boy“ nach jahrelanger Sportabstinenz. Mit viel Witz und Ehrlichkeit erzählt er in seinem Buch „#Fatboysrun“ von seiner Persönlichkeitsentwicklung und seinen ersten Abenteuern in Laufschuhen, von Graffiti, Kunst und auch von Drogen. Die meisten seiner Storys sind mindestens genauso verrückt wie seine Leidenschaft für den Laufsport!
Vom Sprecher der bekannten Laufpodcasts „FatBoysRun“ und „Läuft bei mir“
Die außergewöhnliche Lebensgeschichte eines Läufers und Lebenskünstlers
How-to-Buch und Appetitmacher in einem: Motivation fürs Training und die eigenen Ziele im Leben
Humorvoll vom Autor illustriert mit Daumenkino und dem „Mehrmonster“
Geschichten über das Mehr im Laufen und im Leben

Meine Meinung:
Philipp Jordan hat in den Augen vieler Menschen einen Hang zum Extremen. Als ehemaliger Graffiti-Sprayer fühlte er sich von der Polizei verfolgt. Überraschenderweise wurde ihm nie der Prozess gemacht. Später rief er einen der erfolgreichsten Film-Podcasts ins Leben. Philipp Jordan ist süchtig, süchtig nach mehr. Er ist maßlos in allem was er anfängt, ob im Malen, im Essen oder in der Enthaltsamkeit. Auch im Konsum von Rauschmitteln, er lässt nichts aus. Ist in allem extrem. Entweder kompletter Verzicht oder ungezügelter Konsum. Schließlich entdeckt er im Laufen die Antwort auf alle seine Fragen. Und auch hier gibt es kein Halten. Das MEHR ist Programm. Er ruft eine Challange ins Leben. Laufen für einen guten Zweck. Sein Sohn Sam erkrankte an Kinderrheuma, damals 2 Jahre alt. Er sammelt Geld für eine Studie. Im Juni 2017 läuft er zwei Wochen lang 700 Kilometer von Utrecht bis nach Karlsruhe mit seinen Gepäckziehwägelchen um den Bauch geschnallt. „Der Weg ist das Ziel, aber vom Ziel aus betrachtet, ist der Weg am Schönsten.

Im Rückblick, fing seine sein krasser MEHR-Virus bereits in seiner Jugend mit dem Skateboarden an.

Warum aber ist er so extrem in allen Dingen? Liegt der Auslöser in seiner Krebserkrankung in der Jugend? Hodenkrebs, war eine furchtbare Diagnose. Ich nehme ihn nicht ganz ab, dass für ihn wenige Monate nach der OP schon alles vergessen war. Die Ursache seine Drogenkarriere sieht er selbst in seiner Krebserkrankung. Das High durch die Schmerzmittel könnte ihn dahingehend getriggert haben.

Philipp Jordan ist vielen bekannt aus seinem Podcast „FatBoysRun“ den er zusammen mit Michael Arend betreibt. Ein sehr abwechslungsreicher Podcast, interessant nicht nur für Läufer.

Das Buch ist locker geschrieben, liest sich leicht und flüssig und ist trotz mancher ernsten Themen immer unterhaltsam.

Fazit: Unbedingt Lesen.

Bewertung vom 13.03.2020
Goerz, Tommie

Meier


ausgezeichnet

Toller Oberfranken-Krimi

Meine Meinung:
„Es ist erschreckend, wie die Tage ineinanderfließen und jede Kontur verlieren, wenn man nichts vor sich hat als eine Wand.“ Meier, unschuldig wegen Mord zu 12 Jahren Haft verurteilt, wird nach 10 Jahren wegen guter Führung entlassen. Die Zeit im Knast hat ihn geprägt. Meier hatte Zeit zum Nachdenken über Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Meier ist intelligent und er lernt. Im Knast lernt man Vielerlei, dass man sonst nirgendwo lernt.
Das erworbene Wissen setzt er auch sofort konsequent ein. Er geht dabei sehr sorgfältig und überlegt vor. Meier ist ein sympathischer Protagonist. Deshalb drückte ich ihn von Anfang an die Daumen, dass er damit durchkommen wird. Ob und wie ihm das gelungen ist, verrate ich hier nicht.
Der Autor schreibt gut lesbar und flüssig, zum Teil auch humorvoll. Die Kapitel sind kurz und knackig. Die Spannung ist durchgehend vorhanden. Ich war wirklich gespannt, wie das Ende aussieht. Die Schauplätze sind authentisch skizziert. Ich wohne in der Gegend. Das Buch beschreibt die fränkische Seele. Und die Menschen in dem kleinen Dorf kommen mir zumindest bekannt vor. Zum Glück leben in unserem kleinen Dorf nur nette Nachbarn, aber ich kenne diesen Schlag Menschen aus anderen Orten.
Fazit: Ein Oberfranken-Krimi nach meinem Geschmack. Tommie Goertz „Meier“ hat mich begeistert.