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Murksy

Bewertungen

Insgesamt 183 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2017
Henderson, J. Paul

Der Vater, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Als Lyle stirbt, ist die Anzahl der Trauergäste überschaubar. Die mehr oder minder chaotische Trauerfeier gerät nur knapp nicht zur Katastrophe. Dass sich nicht alle Verwandten grün sind zeigt sich zur Gänze, als Greg (einer der Söhne ) aus Amerika ankommt. Eigentlich will er nur das Haus verkaufen. Doch es kommt alles ganz anders. Denn ausgerechnet der tote Vater erscheint eines Abends und bittet seinen Sohn um Hilfe...
Was nach schräger Geisterkomödie klingt, ist letztendlich eine rührende Familiengeschichte, die den Leser auf eine Achterbahnfahrt schickt. Slapstickhafter Humor wechselt sich mit tiefgründiger Seelenreinigung ab. Köstlicher britischer Witz gepaart mit herzlicher Menschlichkeit. Das Buch hat mich zum Weinen gebracht. Oft durch Lachen, aber auch durch Rührung. Wunderbar erzählt, clever und menschlich. Ein Buch zum Verlieben.

Bewertung vom 03.09.2017
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


ausgezeichnet

Der Abenteuerroman spielt in der Zeit der Franco-Diktatur. Großmächtige Herrscher glauben immer noch daran, die Welt nach ihren Vorstellungen ändern zu können. Ihnen sind treu ergeben ihre Handlanger, die dem Wahnsinn in ergebener Ergriffenheit folgen. Und dann gibt es noch die Mitläufer und Opportunisten, die sich der jeweiligen politischen Strömung anpassen und daraus Gewinn ziehen. Weder politische Überzeugung noch Moral treiben diese Menschen, sondern der pure Überlebenswille, egal was es kostet und wer darunter leidet. Falco ist einer dieser Gewinnler. Mal auf der einen, mal auf der anderen Seite verdient er an den Folgen des Krieges. Momentan ist er für den Geheimdienst, bzw. einer der Dienste tätig. Seine Aufträge sind heikel und für Gegner des Regimes immer tödlich. Falco stellt keine Fragen, zumindest keine nach Sinn oder Menschlichkeit. Eines Tages bekommt er einen neuen Auftrag. Doch dieser scheint über das normale Maß hinauszugehen. Sogar Unterstützung der deutschen Marine wird dabei sein. Falco bekommt eine bunte Truppe zur Befreiung eines Gefangenen aus einem Gefängnis zur Seite gestellt. Falco, der in Bezug auf Frauen eher ein sehr lockeres Verhältnis hat, wird ausgerechnet durch eine Frau vor eine Gewissensfrage gestellt. Der Auftrag erweist sich als Todesfalle. Wird Falco die gefährliche Mission überstehen?
Liebe, Verrat, politische Intrigen und Brutalität. Der abenteuerliche Roman hat alles, was gute Unterhaltung zu bieten hat. Doch neben der spannenden Geschichte bietet der gut geschriebene Roman auch einen Blick in die damalige Gesellschaft. Um zu überleben, geht man über Leichen. Moral und Gewissen stehen hinten an. Falco wird wunderbar gut beschrieben als ein Mann, der zwar nicht komplett vom Saulus zum Paulus wird, aber zumindest die Umstände hinterfragt und für kurze Momente so etwas wie ein Gewissen zeigt. Der Roman ist authentisch geschrieben, zeigt die Unerbittlichkeit des Krieges und reißt den sogenannten Überzeugungstätern die Maske vom Gesicht.

Bewertung vom 01.09.2017
Whitehead, Colson

Underground Railroad


sehr gut

Cora ist eine Sklavin, wie ihre Großmutter und Mutter zuvor. Mabel, ihre Mutter hat den Schritt gewagt und ist geflohen, ließ ihr Kind in der harten Welt der Sklavenplantage zurück. Cora hasst dafür ihre Mutter, wird aber dadurch auch hart genug, um die Gewalt und Ungerechtigkeit der Sklaverei zu ertragen. Missgunst der anderen Sklaven und Willkür der weißen Herren sind das tägliche Brot. Wer nicht spurt, wird bestraft. Wer keine Fürsprecher hat, wird unterdrückt. Flucht scheint ein tödliches Unterfangen zu sein. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer...die underground railroad. Ein komplexes Fluchtsystem aufgebaut von Gegnern der Sklaverei. Das weitreichende Netz sit für Cora der letzte Strohhalm. Als sie endlich einen Begleiter findet, macht sie sich auf den Weg. Helfer unterwegs bringen Cora scheinbar außer Reichweite der Gefangenschaft. Doch ein Sklavenjäger, der die scheinbar erfolgreiche Flucht Mabels nie verziehen hat, macht sich auf die brutale Jagd nach den Entflohenen.
Whitehead beschreibt in seinem historischen Sklavenroman die ganze Härte des Sklavenalltags. Brutale Szenen werden so trocken eingeflochten, dass der Leser die Alltäglichkeit dieser Vorfälle, mit jeder Schilderung zu spüren bekommt. Das ist teilweise beklemmend, aber notwendig, um die Verhältnisse zu verstehen. Der Autor legt seinen Schwerpunkt auf einzelne Personen, so wird der Sklavenjäger in seiner verqueren Mischung aus Berufsethos und Fanatismus als Beispiel der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben der Schwarzen dargestellt. Ein Leben wird aufgerechnet zum Aufwand einer Jagd. Doch auch der Hass und Neid der Sklaven untereinander wird thematisiert. Das Böse herrscht in allen Schichten, Verrat wird dort begangen, wo er dem eigenen Überleben hilft. Sogar der Rassismus untereinander wird offenbart. Das Fluchtsystem, in Wahrheit ein komplexes System von Helfern, mutiert in dem Roman zu einer realen Untergrundbahn und einem verzweigten Netz aus Tunneln. Das ist ein raffinierter Twist, der allerdings nur oberflächlich angerissen wird. Da das System nicht ausreichend genau beschrieben ist, stellt sich die Frage, warum dieser Kunstgriff genutzt wurde. Meiner Ansicht nach eine Veränderung der Geschichte, die nicht notwendig war. Interessanter wäre es gewesen, das tatsächliche Fluchtsystem zu thematisieren.
Die Sprünge und teilweise stark verkürzte Abhandlung der Abläufe verlangen einen aufmerksamen Leser, der dann aber mit einer authentischen Studie des Sklavenlebens und seiner Protagonisten belohnt wird. In einer Zeit, die geprägt ist von Protektionismus, Ausländerfeindlichkeit und politischen Führern, die von Mauern und dichten Grenzen träumen, ist dieses Buch ein erhobener Finger, der darauf zeigt, was bedroht wird: die Freiheit jedes Menschen, sein Leben zu leben. Es muss nicht die Hautfarbe sein, die einen zum Sklaven macht. Unterdrückung, Neid oder Vorverurteilungen aufgrund religiöser Ansichten oder der Art sein Leben zu leben, reichen aus, um auch in der sogenannten aufgeklärten, modernen Welt ein modernes Sklaventum zu errichten. Mögen uns Bücher wie dieses vor diesen Fehlern bewahren.

Bewertung vom 18.08.2017
Jerger, Ilona

Und Marx stand still in Darwins Garten


ausgezeichnet

Charles Darwin und Karl Marx lebten beide in London, trotzdem fand dieses fiktive Treffen nie statt. Trotzdem geling es der Autorin in wunderbarer Weise die Möglichkeit zum Leben zu erwecken. Der gemeinsame Hausarzt (ebenfalls fiktiv) ist von beiden Männern fasziniert. Selber ungläubig, erfreut er sich an den Forschungen des einen und an den Ausführungen des anderen. Die großen Männer sind in die Jahre gekommen, sind immer noch voller Tatendrang, wenn auch so langsam ein Ende des Schaffens in Sicht kommt. Herrlich, wie die Autorin den Fanatismus in Bezug auf die Studien Darwins darstellt. Akribisch beschäftigt sich der Forscher mit den kleinsten Lebewesen und erkennt immer mehr die Präzision der Evolution. Ein Punkt, den wiederum die Kirche als göttliche Allmacht darstellt. Und sogar Darwin hadert mit seinem Unglauben. Im Gegensatz zu Marx, der sogar beim späteren Trauergottesdienst für Darwin seinem Unmut freien Lauf lässt. Diese im Tiefsten gegensätzliche Herangehensweise an die Gott-Frage führt im Roman auch dazu, dass das legendäre Treffen, welches eher zufällig bei einem Dinner stattfindet, in einem Fiasko endet. Die Stimmung geht gegen Null. Unterschiedlichste Glaubenswege treffen aufeinander. Was bleibt, ist die gegenseitige Bewunderung und der Respekt vor den Leistungen des Gegenübers.
Im Buch gelingt es der Autorin vortrefflich, die Fiktion zum Leben zu erwecken. So lebhaft und authentisch sind die Figuren und Szenen beschrieben, dass man als Leser glauben mag, dass es genauso hätte sein können. Zwei großartige Männer auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, gleichzeitig bewundert und verachtet, finden aber letztendlich auch nicht die Antwort auf die große Frage. Und der Leser darf mit den Eigenheiten der Protagonisten schmunzeln und findet jede Menge Diskussionsstoff für die eine oder andere Tasse Tee. Ein großartiger, liebvoller Roman.

Bewertung vom 18.08.2017
Kallentoft, Mons;Lutteman, Markus

Die Fährte des Wolfes / Zack Herry Bd.1


ausgezeichnet

Zack ist ein Polizist. Diesen Beruf hat er sich nach dem Tod seiner Mutter zum Ziel gesetzt und damit den Wunsch, den Mord aufzuklären. Der nie überwundene Tod der Mutter ist auch der Grund für den Lebensstil des Mannes, immer am Abgrund, ohne Kompromisse. Tagsüber Polizist in einer Spezialeinheit, nachts Partylöwe, Drogensüchtiger und Sexbesessener. Trotzdem macht er seinen Job gut, wenn auch etwas zu eigenständig, wie im Laufe des Falles deutlich wird. Es geht um den brutalen Mord an asiatischen Frauen. Scheinbar ist ein Frauenhasser am Werk, zumindest ergeben das die Recherchen im Internet. Aber auch eine ultra-brutale, türkische Verbrecherorganisation scheint sich in Schweden ein Standbein verschaffen zu wollen. Sogar der Einsatz von Wölfen als Foltermittel scheint die Männer nicht zu schocken. Zack und das Team verfolgen mehrere Spuren und es kommt zu weiteren Toten. Der Polizei läuft die Zeit davon, wollen sie weitere Morde verhindern..
Hochspannend, actionreich und hart kommt der Roman der beiden Autoren daher. In guter skandinavischer Tradition treiben sie den Adrenalinpegel raffiniert in die Höhe. Dem Leser wird dabei das Kopfkino überlassen, allzu brutale Szenen werden nicht dargestellt, sondern nur als grausiges Ergebnis präsentiert. Zack, der kampfsportversierte Antiheld, gewinnt die Sympathien des Lesers trotz seiner ausschweifenden Eskapaden und seiner Freundschaft zu einem Kriminellen. Mit kurzen Worten: ein Spitzenthriller, der sich rasant liest und keine Längen hat.

Bewertung vom 01.08.2017
Carver, Tania

Du sollst nicht leben / Marina Esposito Bd.6


weniger gut

Das Buch beginnt mit einer perversen Szene. Ein Mann, der sich im späteren Verlauf der Geschichte "Der Rechtsprecher" nennt, zwingt einen Gefesselten zu einer unfassbaren Entscheidung. Entweder stirbt er oder seine Freundin mit ihrem Säugling. Der Mann entscheidet sich für sein Leben, die Frau und das Kind werden mit einer Armbrust getötet. Leider ist mit diesem Auftakt auch der Rest des weiteren Buches vorherbestimmt. Brutale Vergeltungsaktionen eines Psychopathen, der angeblich im Namen der Gerechtigkeit die bestraft, die vom Gesetz verschont bleiben. Um sein eigenes Ego zu stärken nimmt er Verbindung mit der Polizei auf. Natürlich mit unserem Ermittler Brennan. Dieser soll seine Taten rechtfertigen. Parallel dazu wird die Frau von Brennan in ihrer Funktion als Psychologin in einen weiteren brutalen Fall verwickelt. Eine Frau kopiert eine verstorbene Täterin und sorgt für eine zweite Blutspur. Hängen diese Fälle zusammen? Und wer muss noch sterben, bevor die Blutgier des Lesers gestoppt ist?
Das Problem mit diesem Thriller ist, dass die Autorin Massenware für das große Publikum produziert. Da kommt es nicht auf Logik oder gute Sätze an. Warum wird eine Gefangene leichtsinnig von einer Person transportiert? Wie geling ihr die Flucht aus einem brennenden Fahrzeug? Warum teilt die Psychologin nicht sofort die dramatischen Ereignisse dem Polizisten mit? Das Buch strotzt vor Plattitüden und Versatzstücken. Wie oft hat man schon von einem Rächer gelesen, der mit der Polizei Kontakt aufnimmt und sich für überschlau hält? Gähn. Richtig spannend wird das nicht. Natürlich bangt man mit den Hauptpersonen und ist über die Brutalität des Täters schockiert. Aber zu einem erstklassigen Thriller fehlt dem Buch Raffinesse, Logik und ein galubhafter, spannender plot. So bleibt wie gesagt nur Massenware für den schnellen Leser, was auch die Verkaufszahlen dieser Bücher erklärt.

Bewertung vom 28.07.2017
Heuchert, Sven

Dunkels Gesetz


ausgezeichnet

Nicht in den amerikanischen Hinterwäldern oder Sümpfen, auch nicht in einer abgelegenen Region weit im Osten, sondern ausgerechnet im Rheinland endet alle Hoffnung und regiert die Trostlosigkeit. Arbeitslosigkeit und Armut treibt die Menschen dort zu einem Leben jenseits des Gesetzes. Ein schmieriger Tankstellenwärter, der seine Freundin und deren Tochter unterdrückt, will das große Geld. Also versucht er im Drogenmilieu Fuss zu fassen. Doch damit begibt er sich auf gefährliches Terrain. Sein neuer Partner geht über Leichen und sieht in dem neuen Mann nur einen weiteren Spielball in seiner eigenen brutalen Welt. Der Tod eines Jungen ruft einen Ex-Söldner auf den Plan. Genauso desillusioniert und kaputt wie die Menschen, die er trifft, trägt er noch mehr Gewalt in die Gegend und löst eine Kettenreaktion aus, die ihrem unausweichlichen Ende zusteuert...
Trostlos, hart und ohne Humor wird hier eine düstere Welt beschrieben, die man so gerne ignoriert. Dass es aber solche Schicksale und solche Lebensläufe auch im wohlhabenden Deutschland gibt, will man nicht gerne wahrhaben. Der Autor beschreibt sehr authentisch eine Gesellschaft am Rande der zivilisierten Welt. Es herrscht der Stärke oder zumindest der, der am skrupellosesten seinen Willen durchsetzt. Gefangen in ihren Zwängen träumen die Menschen von der großen Zukunft, vegetieren aber nur hilflos ihrem bitteren Ende entgegen. Ein Buch, dass in seiner kalten Stringenz an so manchen amerikanischen Roman erinnert, der sich auch mit den Verlorenen beschäftigt. Dass dieses Skript auch in unsere Gesellschaft passt, beweist der Autor mit Gespür und Authentizität. Ein kleiner, feiner und schmutziger Abgesang an die Glücksritter des Niedergangs.

Bewertung vom 16.07.2017
Leky, Mariana

Was man von hier aus sehen kann


ausgezeichnet

Heben Sie sich schon einmal näher mit dem Okapi beschäftigt? Oder sind gehen Sie im Zoo nur halbherzig schauend an dem Tier vorbei? Schade. Spätestens nach der Lektüre dieses wunderbaren Buches werden Sie einen genaueren Blick auf dieses wahrhaft merkwürdige Tier werfen..versprochen.
Selma träumt, wie jeder Mensch. Doch wenn die ältere Frau von einem Okapi träumt, ändert das in der kleinen Gemeinde den Lauf der Dinge. Denn innerhalb von 24 Stunden wird jemand sterben. Nun, zum Trost sei erwähnt, dass Selma sehr selten von diesem abwegigen Tier träumt. Aber als es wieder so weit ist, verbreitet sich die schlechte Nachricht schneller als das Licht unter den Menschen. Letzte Worte werden verfasst, man denkt über sein Leben nach, schreibt noch einmal einen Brief und will radikal sein Leben ändern. All das bewirkt die unklare Botschaft vom Tode bei den Menschen. Bis auf wenige Ausnahmen hofft jeder, nicht der oder die Auserwählte zu sein. Und so spinnen sich um diesen merkwürdigen Traum all die Fäden, die dieses Buch beleben und so herzlich machen. Verheimlichte Liebe, Rachegelüste oder verborgene Träume werden in diesen 24 Stunden zum Leben erweckt. Doch der Tod kennt zum Einen keine Uhrzeit, zum Anderen ist er launisch. So trifft es diesmal eine Person, die niemand auf der Rechnung hatte. Und genauso wie die Ankündigung des Todes bewirkt auch der Tod selbst viele Veränderungen. Menschen werden gläubig, andere verzeihen einander. Doch so schlimm und tragisch jeder Verlust ist, die Zeit läuft weiter und die Erde dreht sich immerzu...
Voller Wortwitz und herrlichen Satzkonstruktionen nimmt das Buch einen auf eine Reise in die Erfahrungszone, die man allzu gerne verdrängt: Tod und Verlust. Doch ohne sentimental oder kitschig zu werden, sondern feinfühlig mit viel Humor, gibt das Buch Hoffnung. In jedem Ende steckt auch ein Anfang, Menschen finden zueinander, besinnen sich auf den Kern des Lebens und der Liebe. Den einen ereilt der Tod zu früh, manch anderer (im Buch herrlich symbolisch Alaska, ein riesiger Hund) scheint nie zu sterben. Es gibt keine Garantie. Das einzige was bleib, ist zu leben, all die Freuden zu erleben, die diese Welt zu bieten hat. Das Leben ist zu kurz und wertvoll, um es mit Hass und Frust zu verbringen. Nehmt euch Mut, gesteht euch eure Liebe und atmet jeden Atemzug mit Inbrunst. Danke für dieses wundervolle Buch!

Bewertung vom 30.06.2017
Nicoletti, Cara

Yummy Books!


sehr gut

Ältere Leser, bzw. Fernsehzuschauer erinnern sich vielleicht noch an "Es muss nicht immer Kaviar sein". Das Buch von Simmel ist ein Agententhriller, garniert mit leckeren Rezepten. Und natürlich kennen wir auch alle Filme und Bücher, in denen gekocht und gespeist wurde. Die Leber von Hannibal Lecter ist legendär oder die Mafiosi, die in Good Fellas darüber schwelgen, dass Knoblauch fein geschnitten werden muss. Herrlich. Genau in diese Kerbe springt auch dieses literarische Kochbuch. Die Autorin erinnert sich an Bücher, die sie durch das Leben begleitet haben (sortiert nach Entwicklungsschritten des Menschseins und -werdens), erzählt von ihren Erfahrungen und den passenden Rezepten aus ihren Lieblingsbüchern. Geniale Idee, die gut umgesetzt wird. Es ist somit für jede Altersgruppe und jeden Geschmack etwas dabei. Teilweise muss man vielleicht etwas mehr Mühe investieren, um die eine oder andere Zutat zu finden, aber es lohnt sich. Außer den Rezepten bieten natürlich auch die Bücher Inspiration, mal wieder etwas zu lesen. Oder vielleicht kennen Sie noch andere Bücher, die versteckte Leckereien zu bieten haben? Das Einzige, was mich zu minimalem Punktabzug bewegen könnte, ist der übertrieben dicke und steife Umschlag...Kleinigkeit am Rande

Bewertung vom 10.06.2017
Zentner, Alexi

Die Hummerkönige


ausgezeichnet

Die Kings leben auf einer Insel vor Maine. Ihr Leben richtet sich ganz nach dem Meer und den Hummern, von deren Fang die Familie lebt. Bekannt wurde die Familie und die Insel durch Brumfitt Kings, dessen Gemälde die geheimnisvolle Seite des Meeres perfekt in Szene gesetzt haben. Über die Jahrhunderte lebte die Familie in dr alten Tradition: der Mann fährt auf das Meer, die Frau erzieht die Kinder, wahlweise wieder zu Fischern oder Hausfrauen. Doch die Zeiten ändern sich. Cordelia, eine Tochter von Woody fährt mit ihrem Vater hinaus, will wie ihr Vorbild Hummer fischen. Die Mutter ist strikt dagegen, widersetzt sich aber dem Willen des Mannes nicht. Erst der tragische Tod des Bruders bringt Cordelia schließlich an ihr Ziel, sie wird Fischerin. Doch dies wird nicht der letzte tragische Schicksalsschlag der Familie bleiben, die versucht mit den modernen Zeiten, Konkurrenzdruck und Drogenhandel klar zu kommen. Idyllisch ist das Leben mit dem Meer nur in schlechten Romanen.
Und genau das ist dieses wundervoll erzählte Buch nicht. Tiefsinnig, mit tollem Gespür für Timing und Erzählkunst liefert der Autor eine großes Werk der amerikanischen Literatur ab. Spannend, mitreißend, dramatisch, herzergreifend und dabei immer authentisch und glaubhaft, besser kann man eine Familiensaga nicht anbieten. Ein unaufgeregter "pageturner", der den Leser sanft auf den Wogen mitnimmt, bevor die nächste stürmische Welle die Ruhe durchbricht und die dunkle Seite der Realität offenbart. Weltklasse!