Benutzer
Benutzername: 
Murksy

Bewertungen

Insgesamt 186 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2017
Fox, Candice

Crimson Lake


ausgezeichnet

Kenner der Hades-Trilogie konnten es wahrscheinlich kaum abwarten. Endlich ist sie eröffnet: die neue Krimi-Reihe von Candice Fox. Und was soll ich sagen? Das ist noch besser geschrieben, als die Vorgängerreihe. Geschickt verknüpft die Autorin gleich drei Kriminalfälle ohne sich damit zu viel zu zutrauen. Alle Fälle sind spannend, schlüssig und dieses Mal dominiert der Krimi, das heißt es gibt keine wirklich brutalen Szenen, Effekthascherei hat dieses Buch nicht nötig. Wieder lässt Fox angeknackste Charaktere auf die Verbrecher los. Da ist der Ex-Cop, der einer Vergewaltigung beschuldigt nun einer der meist gehassten Männer des Landes ist. Er sucht Unterschlupf im Norden des Landes, in einer Region, die für ihre gefährlichen Krokodile bekannt ist. Ein Anwalt vermittelt ihn an eine Privatermittlerin, die tatsächlich eine verurteilte Mörderin ist. Dieses ungewöhnliche Duo muss sich erst einmal finden. Der Cop kommt mit der unkonventionellen Art der Frau zunächst schwer zurecht. Doch so nach und nach ergänzen sich die Zwei bei einem Fall eines verschwundenen Mannes, dessen Ehering in einem Krokodil gefunden wurde. Die geschickt entwickelte Geschichte, einige raffinierte Wendungen und ein trockener Humor runden den Krimi ab, der seinen Namen wirklich verdient. Das Buch wird quasi verschlungen, und man kann die Fortsetzung kaum erwarten. Hochklassige Unterhaltung einer Autorin, die schon in jungen Jahren ein unglaubliches Niveau erreicht hat.

Bewertung vom 03.10.2017
Kagge, Erling

Stille


gut

Ob das Buch ein Wegweiser oder eine Anleitung zum inneren Frieden ist, muss jeder Leser selbst entscheiden. Ich für meinen Teil bin nicht so ganz mit dem Buch ins Reine gekommen. Der Abenteurer und Verlagsgründer Kagge schreibt in diesem sehr kurzen, von einigen Fotos umrahmten Bild von seinen Erfahrungen auf seinen Expeditionen oder Gesprächen mit Größen wie Elon Musk. Ob diese Erwähnung dazu dient, dem inneren Ego zu schmeicheln, muss der Autor selbst beantworten. Mich hat es zumindest nicht wirklich weiter gebracht. Die zusammenhangslose Aufzählung soll, wie in unzähligen Ratgebern zuvor, dem Leser die Wichtigkeit der Stille näherbringen. Auch hier darf man geteilter Meinung sein. Sogar im Mutterleib ist ein Kind nie in Stille, ganz im Gegenteil. Und Experimente mit absoluter Schalldichte (wie auch im Buch beschrieben) halten die Probanden nicht wirklich lange aus. Brauchen wir also wirklich Stille, um inneren Frieden zu finden oder das ultimative Glück zu erfahren? Ich weiß es nicht. Ein kleines Kind wird zum Beispiel vom Atem der Eltern beruhigt, wenn es mit ihnen zusammen im Bett liegt. Macht uns Stille nicht eher nervös oder erzeugt ein Gefühl der Einsamkeit? Denke ich an meine geliebten Spaziergänge im Wald, möchte ich kein Knacken im Unterholz, kein Pfeifen eines Vogels oder das sanfte Plätschern eines Baches missen. Das Buch hat vieles von dem wiederholt, was ich schon kannte. Die kurzweilige Lektüre der knappen 130 Seiten hat mich für ebenso kurze Zeit entspannt und mir zumindest mal wieder Anregung gegeben, in die Natur zu gehen und das zu genießen, was diese uns bietet. Und zum Glück ist das keine absolute Stille.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2017
Ani, Friedrich

Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2


weniger gut

Nachdem ein Junge mehrere Tage verschwunden war, wird seine Leiche gefunden. Alles deutet auf Mord hin. Ein ehemaliger Polizist hat es sich zur Aufgabe gemacht, die traurige Nachricht den Hinterbliebenen zu überbringen. Dass er dann auch noch in dem Fall ermittelt, ist die erste Ungereimtheit des Buches. Ist das bei der Polizei üblich und möglich? Nun ja. Auf jeden Fall wird nach und nach ein Netz aus verstörten Familien und verkrachten Existenzen gewoben. Alte Sünden, Hass und Verzweiflung bestimmen die Geschichte. Teilweise nervt das Buch durch die geistigen Monologe der Charaktere, die dann in einer gequält aufgesetzten Proletariersprache die Abgründe ihres Lebens
erläutern. Auch die Auflösung des Falles wirkt gezwungen. Spannung kommt so nicht auf, man wartet nur auf die nächste menschliche Katastrophe. Das Ganze bleibt eher deprimierend als überzeugend. Für mich leider kein lohnender Lesegenuss.

Bewertung vom 14.09.2017
Henderson, J. Paul

Der Vater, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Als Lyle stirbt, ist die Anzahl der Trauergäste überschaubar. Die mehr oder minder chaotische Trauerfeier gerät nur knapp nicht zur Katastrophe. Dass sich nicht alle Verwandten grün sind zeigt sich zur Gänze, als Greg (einer der Söhne ) aus Amerika ankommt. Eigentlich will er nur das Haus verkaufen. Doch es kommt alles ganz anders. Denn ausgerechnet der tote Vater erscheint eines Abends und bittet seinen Sohn um Hilfe...
Was nach schräger Geisterkomödie klingt, ist letztendlich eine rührende Familiengeschichte, die den Leser auf eine Achterbahnfahrt schickt. Slapstickhafter Humor wechselt sich mit tiefgründiger Seelenreinigung ab. Köstlicher britischer Witz gepaart mit herzlicher Menschlichkeit. Das Buch hat mich zum Weinen gebracht. Oft durch Lachen, aber auch durch Rührung. Wunderbar erzählt, clever und menschlich. Ein Buch zum Verlieben.

Bewertung vom 03.09.2017
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


ausgezeichnet

Der Abenteuerroman spielt in der Zeit der Franco-Diktatur. Großmächtige Herrscher glauben immer noch daran, die Welt nach ihren Vorstellungen ändern zu können. Ihnen sind treu ergeben ihre Handlanger, die dem Wahnsinn in ergebener Ergriffenheit folgen. Und dann gibt es noch die Mitläufer und Opportunisten, die sich der jeweiligen politischen Strömung anpassen und daraus Gewinn ziehen. Weder politische Überzeugung noch Moral treiben diese Menschen, sondern der pure Überlebenswille, egal was es kostet und wer darunter leidet. Falco ist einer dieser Gewinnler. Mal auf der einen, mal auf der anderen Seite verdient er an den Folgen des Krieges. Momentan ist er für den Geheimdienst, bzw. einer der Dienste tätig. Seine Aufträge sind heikel und für Gegner des Regimes immer tödlich. Falco stellt keine Fragen, zumindest keine nach Sinn oder Menschlichkeit. Eines Tages bekommt er einen neuen Auftrag. Doch dieser scheint über das normale Maß hinauszugehen. Sogar Unterstützung der deutschen Marine wird dabei sein. Falco bekommt eine bunte Truppe zur Befreiung eines Gefangenen aus einem Gefängnis zur Seite gestellt. Falco, der in Bezug auf Frauen eher ein sehr lockeres Verhältnis hat, wird ausgerechnet durch eine Frau vor eine Gewissensfrage gestellt. Der Auftrag erweist sich als Todesfalle. Wird Falco die gefährliche Mission überstehen?
Liebe, Verrat, politische Intrigen und Brutalität. Der abenteuerliche Roman hat alles, was gute Unterhaltung zu bieten hat. Doch neben der spannenden Geschichte bietet der gut geschriebene Roman auch einen Blick in die damalige Gesellschaft. Um zu überleben, geht man über Leichen. Moral und Gewissen stehen hinten an. Falco wird wunderbar gut beschrieben als ein Mann, der zwar nicht komplett vom Saulus zum Paulus wird, aber zumindest die Umstände hinterfragt und für kurze Momente so etwas wie ein Gewissen zeigt. Der Roman ist authentisch geschrieben, zeigt die Unerbittlichkeit des Krieges und reißt den sogenannten Überzeugungstätern die Maske vom Gesicht.

Bewertung vom 01.09.2017
Whitehead, Colson

Underground Railroad


sehr gut

Cora ist eine Sklavin, wie ihre Großmutter und Mutter zuvor. Mabel, ihre Mutter hat den Schritt gewagt und ist geflohen, ließ ihr Kind in der harten Welt der Sklavenplantage zurück. Cora hasst dafür ihre Mutter, wird aber dadurch auch hart genug, um die Gewalt und Ungerechtigkeit der Sklaverei zu ertragen. Missgunst der anderen Sklaven und Willkür der weißen Herren sind das tägliche Brot. Wer nicht spurt, wird bestraft. Wer keine Fürsprecher hat, wird unterdrückt. Flucht scheint ein tödliches Unterfangen zu sein. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer...die underground railroad. Ein komplexes Fluchtsystem aufgebaut von Gegnern der Sklaverei. Das weitreichende Netz sit für Cora der letzte Strohhalm. Als sie endlich einen Begleiter findet, macht sie sich auf den Weg. Helfer unterwegs bringen Cora scheinbar außer Reichweite der Gefangenschaft. Doch ein Sklavenjäger, der die scheinbar erfolgreiche Flucht Mabels nie verziehen hat, macht sich auf die brutale Jagd nach den Entflohenen.
Whitehead beschreibt in seinem historischen Sklavenroman die ganze Härte des Sklavenalltags. Brutale Szenen werden so trocken eingeflochten, dass der Leser die Alltäglichkeit dieser Vorfälle, mit jeder Schilderung zu spüren bekommt. Das ist teilweise beklemmend, aber notwendig, um die Verhältnisse zu verstehen. Der Autor legt seinen Schwerpunkt auf einzelne Personen, so wird der Sklavenjäger in seiner verqueren Mischung aus Berufsethos und Fanatismus als Beispiel der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben der Schwarzen dargestellt. Ein Leben wird aufgerechnet zum Aufwand einer Jagd. Doch auch der Hass und Neid der Sklaven untereinander wird thematisiert. Das Böse herrscht in allen Schichten, Verrat wird dort begangen, wo er dem eigenen Überleben hilft. Sogar der Rassismus untereinander wird offenbart. Das Fluchtsystem, in Wahrheit ein komplexes System von Helfern, mutiert in dem Roman zu einer realen Untergrundbahn und einem verzweigten Netz aus Tunneln. Das ist ein raffinierter Twist, der allerdings nur oberflächlich angerissen wird. Da das System nicht ausreichend genau beschrieben ist, stellt sich die Frage, warum dieser Kunstgriff genutzt wurde. Meiner Ansicht nach eine Veränderung der Geschichte, die nicht notwendig war. Interessanter wäre es gewesen, das tatsächliche Fluchtsystem zu thematisieren.
Die Sprünge und teilweise stark verkürzte Abhandlung der Abläufe verlangen einen aufmerksamen Leser, der dann aber mit einer authentischen Studie des Sklavenlebens und seiner Protagonisten belohnt wird. In einer Zeit, die geprägt ist von Protektionismus, Ausländerfeindlichkeit und politischen Führern, die von Mauern und dichten Grenzen träumen, ist dieses Buch ein erhobener Finger, der darauf zeigt, was bedroht wird: die Freiheit jedes Menschen, sein Leben zu leben. Es muss nicht die Hautfarbe sein, die einen zum Sklaven macht. Unterdrückung, Neid oder Vorverurteilungen aufgrund religiöser Ansichten oder der Art sein Leben zu leben, reichen aus, um auch in der sogenannten aufgeklärten, modernen Welt ein modernes Sklaventum zu errichten. Mögen uns Bücher wie dieses vor diesen Fehlern bewahren.

Bewertung vom 18.08.2017
Jerger, Ilona

Und Marx stand still in Darwins Garten


ausgezeichnet

Charles Darwin und Karl Marx lebten beide in London, trotzdem fand dieses fiktive Treffen nie statt. Trotzdem geling es der Autorin in wunderbarer Weise die Möglichkeit zum Leben zu erwecken. Der gemeinsame Hausarzt (ebenfalls fiktiv) ist von beiden Männern fasziniert. Selber ungläubig, erfreut er sich an den Forschungen des einen und an den Ausführungen des anderen. Die großen Männer sind in die Jahre gekommen, sind immer noch voller Tatendrang, wenn auch so langsam ein Ende des Schaffens in Sicht kommt. Herrlich, wie die Autorin den Fanatismus in Bezug auf die Studien Darwins darstellt. Akribisch beschäftigt sich der Forscher mit den kleinsten Lebewesen und erkennt immer mehr die Präzision der Evolution. Ein Punkt, den wiederum die Kirche als göttliche Allmacht darstellt. Und sogar Darwin hadert mit seinem Unglauben. Im Gegensatz zu Marx, der sogar beim späteren Trauergottesdienst für Darwin seinem Unmut freien Lauf lässt. Diese im Tiefsten gegensätzliche Herangehensweise an die Gott-Frage führt im Roman auch dazu, dass das legendäre Treffen, welches eher zufällig bei einem Dinner stattfindet, in einem Fiasko endet. Die Stimmung geht gegen Null. Unterschiedlichste Glaubenswege treffen aufeinander. Was bleibt, ist die gegenseitige Bewunderung und der Respekt vor den Leistungen des Gegenübers.
Im Buch gelingt es der Autorin vortrefflich, die Fiktion zum Leben zu erwecken. So lebhaft und authentisch sind die Figuren und Szenen beschrieben, dass man als Leser glauben mag, dass es genauso hätte sein können. Zwei großartige Männer auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, gleichzeitig bewundert und verachtet, finden aber letztendlich auch nicht die Antwort auf die große Frage. Und der Leser darf mit den Eigenheiten der Protagonisten schmunzeln und findet jede Menge Diskussionsstoff für die eine oder andere Tasse Tee. Ein großartiger, liebvoller Roman.

Bewertung vom 18.08.2017
Kallentoft, Mons;Lutteman, Markus

Die Fährte des Wolfes / Zack Herry Bd.1


ausgezeichnet

Zack ist ein Polizist. Diesen Beruf hat er sich nach dem Tod seiner Mutter zum Ziel gesetzt und damit den Wunsch, den Mord aufzuklären. Der nie überwundene Tod der Mutter ist auch der Grund für den Lebensstil des Mannes, immer am Abgrund, ohne Kompromisse. Tagsüber Polizist in einer Spezialeinheit, nachts Partylöwe, Drogensüchtiger und Sexbesessener. Trotzdem macht er seinen Job gut, wenn auch etwas zu eigenständig, wie im Laufe des Falles deutlich wird. Es geht um den brutalen Mord an asiatischen Frauen. Scheinbar ist ein Frauenhasser am Werk, zumindest ergeben das die Recherchen im Internet. Aber auch eine ultra-brutale, türkische Verbrecherorganisation scheint sich in Schweden ein Standbein verschaffen zu wollen. Sogar der Einsatz von Wölfen als Foltermittel scheint die Männer nicht zu schocken. Zack und das Team verfolgen mehrere Spuren und es kommt zu weiteren Toten. Der Polizei läuft die Zeit davon, wollen sie weitere Morde verhindern..
Hochspannend, actionreich und hart kommt der Roman der beiden Autoren daher. In guter skandinavischer Tradition treiben sie den Adrenalinpegel raffiniert in die Höhe. Dem Leser wird dabei das Kopfkino überlassen, allzu brutale Szenen werden nicht dargestellt, sondern nur als grausiges Ergebnis präsentiert. Zack, der kampfsportversierte Antiheld, gewinnt die Sympathien des Lesers trotz seiner ausschweifenden Eskapaden und seiner Freundschaft zu einem Kriminellen. Mit kurzen Worten: ein Spitzenthriller, der sich rasant liest und keine Längen hat.

Bewertung vom 01.08.2017
Carver, Tania

Du sollst nicht leben / Marina Esposito Bd.6


weniger gut

Das Buch beginnt mit einer perversen Szene. Ein Mann, der sich im späteren Verlauf der Geschichte "Der Rechtsprecher" nennt, zwingt einen Gefesselten zu einer unfassbaren Entscheidung. Entweder stirbt er oder seine Freundin mit ihrem Säugling. Der Mann entscheidet sich für sein Leben, die Frau und das Kind werden mit einer Armbrust getötet. Leider ist mit diesem Auftakt auch der Rest des weiteren Buches vorherbestimmt. Brutale Vergeltungsaktionen eines Psychopathen, der angeblich im Namen der Gerechtigkeit die bestraft, die vom Gesetz verschont bleiben. Um sein eigenes Ego zu stärken nimmt er Verbindung mit der Polizei auf. Natürlich mit unserem Ermittler Brennan. Dieser soll seine Taten rechtfertigen. Parallel dazu wird die Frau von Brennan in ihrer Funktion als Psychologin in einen weiteren brutalen Fall verwickelt. Eine Frau kopiert eine verstorbene Täterin und sorgt für eine zweite Blutspur. Hängen diese Fälle zusammen? Und wer muss noch sterben, bevor die Blutgier des Lesers gestoppt ist?
Das Problem mit diesem Thriller ist, dass die Autorin Massenware für das große Publikum produziert. Da kommt es nicht auf Logik oder gute Sätze an. Warum wird eine Gefangene leichtsinnig von einer Person transportiert? Wie geling ihr die Flucht aus einem brennenden Fahrzeug? Warum teilt die Psychologin nicht sofort die dramatischen Ereignisse dem Polizisten mit? Das Buch strotzt vor Plattitüden und Versatzstücken. Wie oft hat man schon von einem Rächer gelesen, der mit der Polizei Kontakt aufnimmt und sich für überschlau hält? Gähn. Richtig spannend wird das nicht. Natürlich bangt man mit den Hauptpersonen und ist über die Brutalität des Täters schockiert. Aber zu einem erstklassigen Thriller fehlt dem Buch Raffinesse, Logik und ein galubhafter, spannender plot. So bleibt wie gesagt nur Massenware für den schnellen Leser, was auch die Verkaufszahlen dieser Bücher erklärt.

Bewertung vom 28.07.2017
Heuchert, Sven

Dunkels Gesetz


ausgezeichnet

Nicht in den amerikanischen Hinterwäldern oder Sümpfen, auch nicht in einer abgelegenen Region weit im Osten, sondern ausgerechnet im Rheinland endet alle Hoffnung und regiert die Trostlosigkeit. Arbeitslosigkeit und Armut treibt die Menschen dort zu einem Leben jenseits des Gesetzes. Ein schmieriger Tankstellenwärter, der seine Freundin und deren Tochter unterdrückt, will das große Geld. Also versucht er im Drogenmilieu Fuss zu fassen. Doch damit begibt er sich auf gefährliches Terrain. Sein neuer Partner geht über Leichen und sieht in dem neuen Mann nur einen weiteren Spielball in seiner eigenen brutalen Welt. Der Tod eines Jungen ruft einen Ex-Söldner auf den Plan. Genauso desillusioniert und kaputt wie die Menschen, die er trifft, trägt er noch mehr Gewalt in die Gegend und löst eine Kettenreaktion aus, die ihrem unausweichlichen Ende zusteuert...
Trostlos, hart und ohne Humor wird hier eine düstere Welt beschrieben, die man so gerne ignoriert. Dass es aber solche Schicksale und solche Lebensläufe auch im wohlhabenden Deutschland gibt, will man nicht gerne wahrhaben. Der Autor beschreibt sehr authentisch eine Gesellschaft am Rande der zivilisierten Welt. Es herrscht der Stärke oder zumindest der, der am skrupellosesten seinen Willen durchsetzt. Gefangen in ihren Zwängen träumen die Menschen von der großen Zukunft, vegetieren aber nur hilflos ihrem bitteren Ende entgegen. Ein Buch, dass in seiner kalten Stringenz an so manchen amerikanischen Roman erinnert, der sich auch mit den Verlorenen beschäftigt. Dass dieses Skript auch in unsere Gesellschaft passt, beweist der Autor mit Gespür und Authentizität. Ein kleiner, feiner und schmutziger Abgesang an die Glücksritter des Niedergangs.