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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 951 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2024
Croitoru, Joseph

Die Hamas (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Es gibt wohl kaum einen Konflikt, der so kontrovers diskutiert wird. Die Rede ist von Israel und seinen Nachbarn. Dabei haben nur wenige Menschen das Bedürfnis, sich umfassend und neutral zu informieren. Umso wichtiger ist für mich, dass ich gute Bücher lese und so versuche, mir selbst ein Bild zu machen.

Welche Menschen verbergen sich hinter der „Hamas“? Wann wurde sie gegründet und warum greifen diese Männer immer wieder den Staat Israel an? Was steckt hinter den Hass? Diese Fragen trieben mich bereits etliche Jahre um und das Buch „Die Hamas“ gab mir Aufklärung. Es ist ein Sachbuch, das ohne viele Fremdwörter und in solider Sprache geschrieben wurde. Es ließ sich also sehr gut lesen.

Der Autor verstand es, keine der beiden Seiten als schlecht oder gut zu bezeichnen. Völlig neutral und faktenreich ist das Sachbuch geschrieben. Ein Muss für alle, die sich unparteiisch über die Hintergründe des langjährigen Konflikts informieren möchten.

Bewertung vom 02.05.2024
Hartmann, Lukas

Martha und die Ihren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Nydeggers sind arm. Und seit der Vater nicht mehr arbeiten kann, reicht es nicht einmal, um satt zu werden. Dann stirbt der Vater und die Kinder müssen weg von Zuhause. Martha, die Kleinste und Zarteste, kommt zu einer Bauernfamilie. Als „Verdingkind“. Sie denkt: „Ja, verdingt. Wir sind zu Dingen geworden.“ Anfangs muss sie sich um den behinderten Sohn der Familie kümmern. Nie hört sie ein Lob und weiß, dass sie nur durch Mehrarbeit und Missachtung der eigenen Wünsche, zum wertvollen Mitglied der Gesellschaft wird.

Obwohl Martha intelligent und fleißig ist, sie darf keine höhere Schule besuchen. Auch andere Ziele, die ihr ein leichteres Leben brächten, werden ihr verwehrt. All die schlechten Erlebnisse und Schicksalsschläge vermittelt sie ihren beiden Söhnen. Das Buch erinnert mich an etliche Werke, die alle mit dem Thema Erziehung und indirekten Traumata zu tun haben. „Martha und die Ihren“ ist ein Highlight.

Ein Buch, das mich berührte und mitnahm auf eine Reise in die Vergangenheit. Zu den Verdingkindern und ihren Nachkommen. Bis heute ertragen sie die Folgen der Erlebnisse ihrer Vorfahren. Es wundert daher nicht, dass auch sie unter mangelndem Selbstbewusstsein leiden. Das kompensieren sie dann zuweilen mit Strenge gegenüber Untergebenen oder ihrem eigenen Nachwuchs. Es ist ein Teufelskreis.

Die Sprache ist schlicht, also perfekt zum Thema passend und anschaulich. Der Autor beschrieb die Geschichte seiner Großmutter. Auch sie war hart gegen sich selbst und duldete keine Schwäche. Das Cover ist, wie bei allen Büchern aus dem Verlag Diogenes, perfekt gewählt. Es stammt aus dem Jahr 1913 und wurde von Leo Pütz gemalt. Es trägt den Namen „Wintersonne“. Einen Sternenregen sowie die klare Empfehlung gibt es von mir für diesen eindrucksvollen Blick in die Vergangenheit.

Bewertung vom 22.04.2024
Dursthoff, Lutz

Nachruf aufs Paradies (eBook, ePUB)


sehr gut

Immer wieder gibt es selbsternannte „Experten“, die sich zu Russland und damit auch Putin äußern. Keiner ist aber glaubwürdiger als jemand, der so sehr mit dem Geschehen verbunden ist, wie das Ehepaar Dursthoff. In „Nachruf aufs Paradies“ schildert Lutz Dursthoff seine Eindrücke und Erlebnisse von und in diesem Land.

Frau Dursthoff stammt aus Russland. Für sie war es also selbstverständlich, die Fäden in ihre Heimat nie zu kappen. Eine renovierte Datscha sollte dabei helfen. Und das tut sie bis heute. Lutz Dursthoff schildert recht humorvoll, wie sie von Einheimischen empfangen wurden. Es entstanden Freundschaften, die bis heute nichts entzweien konnte.

Mein Vater las häufig und gerne über Russland. So oft nahm er sich vor, in dieses Land zu reisen. Viele Bücher gab es schon vor Jahren dazu und auch ich war fasziniert von den Weiten und Gegensätzen dieses Riesenreiches. Herr Dursthoff weckte diese Faszination erneut. Auch wenn mir der Einmarsch in die Ukraine so gar nicht gefiel. Nur wenige Menschen dort sind mit ihrem Präsidenten einverstanden. Jedoch wird beim Lesen klar, dass sie fast keine andere Wahl haben, als ihm zu folgen.

Das Buch fesselte mich und viele Bilder entstanden in meinem Kopf. Ich gebe eine klare Leseempfehlung und das nicht nur für jene, die Russland lieben.

Bewertung vom 19.04.2024
Wegberg, Jordan T. A.

Euch möcht ich alles geben (eBook, ePUB)


sehr gut

Nein, das kann nicht sein. Ludger schaut ungläubig auf sein Gegenüber. Dieser Uwe wagt es, ihm ins Gesicht zu lachen? Ihm zu sagen, dass er nicht teilnehmen kann? Am Ausflug der Anglerfreunde? Doch, auch Hans-Peter bestätigt es. Alle nahmen an, dass Ludger gar nicht mitfahren will. Es wurde kein Platz auf dem Hochseekutter und kein Zimmer im Hotel für ihn gebucht. Okay, Ludger düst nach Hause, bucht selbst und setzt sich in sein Auto. Wäre doch gelacht, wenn er sich von der Reise abhalten ließe. Ein fataler Fehler…

Es ist zwar der dritte Band um Ermittler Joris Eichendorf, für mich war es aber der erste. Bis auf einige persönliche Episoden, werden nur Fakten zum Fall erzählt. „Euch möcht ich alles geben“ kann also sehr gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Der Krimi kommt mit etlichen Verdächtigen daher und auch die Wendungen waren für mich überraschend. Die Auflösung kommt erst ganz zum Schluss und erstaunte mich ebenfalls. Eine leichte Lektüre, die sehr gut zu lesen war. Die Spannung hält sich dauerhaft, wobei es für meinen Geschmack dann doch zu viele Längen gab.

Bewertung vom 15.04.2024
Lindberg, Karin

Böhmische Hoffnung


sehr gut

Nachdem sie erfolgreich ihren Abschluss schaffte, nämlich die Hochschulreife erlangte, wird Alma auf Reisen geschickt. Dass sie die Welt kennenlernt ist nicht der einzige Grund. Sie soll endlich einen Mann finden, den sie als Bräutigam akzeptieren kann. Doch Alma hat absolut kein Interesse am Heiraten oder gar Mutter zu sein. Sie möchte Maschinenbau studieren, in der Firma des Vaters mitarbeiten. In damaliger Zeit unmöglich. Alleine diesen Wunsch zu äußern, das glich einem unverzeihlichen Fehlgriff.

In Böhmen gab es 1937 etliche Deutschsprachige Einwohner, die es nicht leicht hatten. Die Zeiten waren schwierig, Geld fehlte den Fabrikanten und einige mussten sogar die Werke schließen. Ihre Mitarbeiter wurden arbeitslos. Hilfe vom Staat gab es nicht oder nur mangelhaft. Das Zusammenleben der Einwohner wurde von Misstrauen und Neid geprägt. Und auch der sich immer mehr ausbreitende Hass gegen Juden brachte Unfrieden.

Leichte Lektüre für den Sommertag am Strand oder eine gemütliche Leserunde nach Feierabend. So empfinde ich das Buch „Böhmische Hoffnung – Die Lemberg Saga“ Band 1. Für mich ist es keine Frage, dass ich auch den zweiten Band der Dilogie lesen werde. Schließlich möchte ich wissen, ob sich die Träume Almas verwirklichen und welche Geheimnisse ihre Eltern mit sich herumtragen.

Bewertung vom 15.04.2024
Popp, Susanne

Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Mitten in der Nacht hämmert es laut an die Tür des Pfarrers. Ein Bote steht davor und bittet ihn, ihm zu folgen. Sie eilen zur Kräuterfrau wo eine Sterbende auf den Geistlichen wartet. Sie möchte die Beichte ablegen. Nie zuvor sah der Mann in ein solch schönes Antlitz.

Im Jahr 1817 sieht es an den Ufern des Rheins noch völlig anders aus als heute. In Bacharach arbeitet die junge Waise Julie in einem der wenigen Wirtshäuser längs des Flusses. Sie schuftet hart und kann sich nicht über Lob oder Anerkennung ihrer Herren freuen. Nur der Sohn des Hauses ist ihr gut gesonnen. Als sich dann der Pfarrer über sie beschwert, muss sie schweren Herzens den Ort verlassen.

Es heißt nicht ohne Grund, dass der „Vater“ Rhein sagenumwoben ist. Am mittleren Abschnitt, wo auch Bacharach liegt, gibt es etliche Burgen, die für Legenden herhalten mussten. Die Autorin hat einige Schriften zum Thema in ihrem Buch „Loreley-Die Frau am Fluss“ verarbeitet. Auch zeigt sie eindrücklich, wie hart die Zeiten damals für das einfache Volk waren. Ebenfalls die Verlegung des Flussbettes mit all ihren Schwierigkeiten, klingt hier an. Welche Auswirkungen dieses Eingreifen in die Natur hat, merken wir bis heute und ein Umdenken findet statt.

Neben den historischen Begebenheiten gibt es eine Heirat, die nicht von allen Beobachtern gerne gesehen wird. Auch wenn mir das Buch gut gefiel, gerne hätte ich mehr über die Loreley erfahren.

Bewertung vom 15.04.2024
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Jedes Mal, wenn sich eine Panikattacke ihren Weg ins Unterbewusstsein bahnte, sagte die Krankenschwester zu ihm „Ganz ruhig, atme mit den Wellen“. Als ihr Schiff Anitra angegriffen und zum Kentern gebracht wurde, befanden sich auch Konrad und sein Bruder Sverre im Kugelfeuer. Konrad konnte sich retten und strandete nach 18 Tagen auf hoher See an einem Strand Indonesiens. Hier wurde Konrad liebevoll umsorgt und gepflegt.

Das Buch „Als Großmutter im Regen tanzte“ gefiel mir sehr gut und ich freute mich auf
„Und Großvater atmete mit den Wellen“. Der Roman beschreibt die Ereignisse des Krieges im fernen Indonesien und lässt sich ohne Kenntnis des ersten Romans mühelos lesen. Konrad gerät in Gefangenschaft und muss etliche Schikanen hinnehmen. Obwohl er sich in eine hier lebende Krankenschwester verliebt, sehnt er sich nach seiner Heimat Norwegen.

Es ist nicht nur diese anschauliche Sprache, die mich so sehr fesselte. Auch dass die Autorin viele Fakten damaliger Zeit einfließen ließ, machen das Buch so wertvoll. Immer wieder gibt es Ereignisse, die so nicht bekannt aber wichtig sind. Nur auf diese Weise wird die Historie Deutschlands und Europas verständlicher.

Bewertung vom 11.04.2024
Bogdahn, Martina

Mühlensommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Maria freut sich aufs Wochenende. Sie und ihre beiden Töchter sind eingeladen. Von Freundin Bea und ihrem Mann. Die haben eine Hütte in den Bergen. Ruhe und Entspannung, das wünscht sich Maria so sehr. Ihr Job ist anstrengend und die beiden Mädchen erwarten, dass sie sich nach Feierabend ganz deren Sorgen und Problemen widmet.



Endlich ist es soweit. Der Gang zum Haus ist zwar anstrengend, aber die gute Laune überwiegt. Die Freude währt aber nur kurz. Bereits vor dem Erreichen des Zieles macht ein Anruf von Marias Mutter einen Strich durch die Rechnung. Der Vater hatte einen Unfall und die Arbeit auf dem Bauernhof muss erledigt werden. Bruder Thomas ist im Urlaub, also fährt Maria nach kurzem Zögern zur Mutter.



Mühlensommer wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Maria schreibt von ihrer Kindheit auf dem Hof. Die Erzählungen wechseln zwischen unbeschwerter Freude und Scham. Scham darüber, dass sie das Kind eines Bauern war und von ihren Mitschülern gehänselt wurde. Berichte über die Gegenwart decken auf, welche Verletzungen durch Familienmitglieder viele Jahre verborgen lagen.



Ein humorvoll geschriebenes Buch, das aber auch zum Nachdenken anregt. Ausführlich wird die Hopfenernte beschrieben und ebenso der Umgang mit Mutterschweinen. Dass es immer wieder neue Wege in der Landwirtschaft gibt, darüber klärt das Buch ebenfalls auf. Hat mir gut gefallen.

Bewertung vom 10.04.2024
Koelle, Patricia

Der Klang des Windes / Sehnsuchtswald-Reihe Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Endlich ist er da. Der vierte und letzte Band der „Sehnsuchtswaldreihe“. Dieses Mal ist es
Anna-Lisa, die mit (oder gegen?) die Schatten der Vergangenheit kämpft. Schon als kleines Mädchen hatte sie den Wunsche, Malerin zu werden. So wie ihr Vorbild Henny. Fast wäre sie an ihren viel zu hoch gesteckten Zielen verzweifelt. Wie gut, dass sie einen Fotografen kennenlernt, der sie im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand nimmt. Endlich weiß sie, wo ihre Stärken liegen.

Ja, die vier Bücher sind alle nach gleichem Schema aufgebaut. Und trotzdem, dieses Hinwenden zur unberührten Natur, machen jeden Band zu einem besonderen Ausflug ans Meer. Die Autorin schreibt im Anhang von „Der Klang des Windes“, dass sie keine Lesungen ausrichtet und gibt die Begründung dafür. Und das wiederum macht ihre Bücher so wertvoll. Ihre blumige Sprache und das Lenken der Aufmerksamkeit auf kleinste Dinge in der Natur zum Beispiel.

Nicht nur die Flora des Darß ist Teil der Erzählung. Auch der Umgang dieser mir zwischenzeitlich lieb gewordenen Akteure ist berührend. Nein, es gibt keine „schmalzige“ Lovestory. Realistisch und lebensnah, so empfinde ich alle Ereignisse auch in diesem letzten Band. Gerne würde ich noch mehr über die Menschen erfahren. Der Hinweis auf eine neue Reihe gibt mir die Hoffnung, dass ich einige Personen aus dem „Sehnsuchtswald“ dort wieder treffe. Schön wäre es.

Bewertung vom 05.04.2024
Löw, Andrea

Deportiert (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Andrea Löw ist Historikerin und mit „Deportiert“ schrieb sie ein Sachbuch, das so überaus wichtig ist. Viele Quellen in mündlicher und schriftlicher Form waren die Grundlage. Es ist der Lauf der Zeit, dass es immer weniger Überlebende der Shoa gibt. Dabei sind nur sie in der Lage, dass sie uns, den nachfolgenden Generationen, ihr Schicksal glaubhaft zu übermitteln.

Es waren nicht die Fakten, die mich beim Lesen so sehr erschütterten. Vielmehr waren es die Worte der Betroffenen. Sobald man sie als Juden erkannte und im Pass kennzeichnete, kamen sie zu einer Gruppe, die in den Osten des „Reiches“ deportiert wurden. Viele starben unterwegs. Nicht wenige wurden von Nachbarn oder vermeintlichen Freunden in dieses Elend gebracht. Also verraten.

Frau Löw schreibt sehr einfühlend und lebendig. Sie gibt den Überlebenden eine Stimme, die nie verstummen darf. Das Buch sollte in Schulen durchgesprochen und der Inhalt verbreitet werden. Nur so kann das, was die Autorin bezwecken wollte, auch erfolgreich sein. Obwohl es als Sachbuch benannt ist, es lässt sich ohne Schwierigkeiten lesen, da die Sprache ansprechend und gut verständlich ist.