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Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2017
Wir können alles sein, Baby
Engelmann, Julia

Wir können alles sein, Baby


sehr gut

Gedichte und ich, passt das? Es war mal wieder Zeit, was Neues zu probieren. Eigentlich versuche ich, um Gedichte oder ähnliches einen großen Bogen zu machen.

Ich hatte zuerst das Hörbuch, welches von der Autorin eingesprochen wurde. Es war zwar gut, aber zu der damaligen Zeit hatte ich einfach zu viel Stress. Es konnte, auch wenn es gut vorgetragen wird (ein Kompliment von mir), nicht die Wirkung bei mir erzielen, die ich mir gewünscht habe. Dies bedeutete dann, dass ich das Buch dann doch noch ein paar Wochen nach hinten gereicht habe. Also zu einem Zeitpunkt, wo ich es einfach genießen konnte. Oder es einfach auf mich wirken konnte.

Es gab einige Texte, die dann wo ich endlich ein wenig zur Ruhe gekommen bin, auf mich gewirkt haben.

Manchmal habe ich mir auch die Texte zwei oder mehrmals zu Gemüte geführt. Und das komische war, dass ich jedes Mal zu einem anderen Entschluss oder Fazit gekommen bin. Es war dann aber auch egal, ob ich die CD gehört habe, oder ob es das Buch war, das Ergebnis war immer wieder anders.

Aber immer wieder war es für mich eine Aufforderung, etwas zu verändern oder sich selbst zu verändern und in Bewegung zu bleiben.

Mein eigenes Fazit zu diesem Buch ist einfach, dass es sich gelohnt hat das Buch einfach noch einmal in die Hand zu nehmen, wo der Stress langsam von mir abgefallen ist.

Wer Hörbücher mag, ist sicherlich auch mit dem Hörbuch sehr gut beraten, aber ich bleibe lieber bei dem gedruckten Buch, da es auch schön ist, die kleinen Zeichnungen von Frau Engelmann zu sehen, die einfach gehalten sind, aber dennoch ihre Wirkung nicht verfehlen.

Dafür ist bei dem Hörbuch die angenehme Stimme von Frau Engelmann sehr präsent. Alles hat wie immer Vor- und Nachteile und jeder sollte das Medium seiner Wahl aussuchen. Aber es sollte auch so sein, dass man vielleicht, wenn es die Möglichkeit, gibt einfach einmal reinlesen oder reinhören und dann vielleicht seine eigene Entscheidung treffen und vielleicht so wie ich einmal etwas neues ausprobiert. Es kann nie schaden, einfach mal etwas zu probieren und zu wagen.

Bewertung vom 06.12.2017
Bernsteinjahre
Freund, Martin

Bernsteinjahre


ausgezeichnet

Kurzgeschichten und ich, dies sind so zwei Dinge, die nicht immer zusammenpassen. Es kann nämlich sein, dass diese mich psychisch mehr angreifen als mir lieb ist.

So auch diesmal. Ich hatte die Kurzgeschichten schon einmal immer so zwischendurch gelesen, aber irgendwie haben diese Geschichten damals nicht so wirklich ihr Potenzial bei mir entfalten können.

Da bewahrheitet sich einfach die Formel, nicht jedes Buch kann zu jedem Zeitpunkt erschlossen werden. Dies lag vielleicht auch daran, dass ich bei den beschriebenen Augen und Personen immer wieder an meine Exfreundinnen gedacht habe. Welche ich auch schon beerdigt habe, oder sonst wie in Positiver Erinnerung sind. Ja wirklich, ich kann meinen Exfreundinnen allen etwas Positives abgewinnen und dies ist egal bei welcher.

Bei mir sind Augen auch immer sehr wichtig, aber nie die Augenfarbe, sondern sie müssen das gewisse Etwas haben. Ein Strahlen, ein Funkeln, einfach das gewisse Etwas. Bei diesem Autor war es immer die Bernsteinfarbe, in der er sich verloren hat. Und ich sage, da muss ein gewisses Etwas in den Augen sein, denn die Augen sind der Spiegel der Seele.

Es geht in dem Buch immer wieder um das Ideal von Augen, aber auch um Liebe, das Vertrauen zum anderen und den kleinen Teufel, der in uns wohnt, aber auch um Verlust, nicht nur der geliebten Freundin, sondern allgemein um Dinge, die man verlieren kann, um Dinge die in einem zerbrochen sind. Dies zeigt sich am Beispiel des zurückkehrenden Kriegsgefangenen, der auf den Hof der Kindheit zurückkommt und dort ist alles anders geworden, da er der einzige ist, der zurückgekehrt ist.

Es geht aber auch um Rache. Menschen, die im 2. Weltkrieg ihre Familie verloren haben und sich wiederum an denen, die dies verbrochen haben, rächen wollen. Martin Freund zeigt aber immer wieder auf, dass dies alles nicht immer so einfach und klar ist. Alles hat immer zwei Seiten und man muss beide Seiten der Medaille betrachten.

Komme ich nun zum Ende und meinem Fazit, denn ansonsten verliere ich mich in den sechs Geschichten und schreibe noch stundenlang. Ja, die Geschichten haben in mir einiges angerührt, was vielleicht nicht unbedingt so ungefiltert ans Tageslicht kommen sollte. Aber genau dafür sind nun mal Kurzgeschichten auch da. Allerdings muss ich sagen, dass die sechs Geschichten eigentlich irgendwie zusammengehören, auch wenn es Kurzgeschichten sind und lose in den Jahreszahlen hängen. Trotzdem gehören sie zu den geschichtlichen Ereignissen, welche der Autor jedes Mal vor den Kurzgeschichten nennt. Alles in allem ist es ein Buch, das sich zu lesen lohnt und noch viel mehr lohnt es sich, über diese Geschichten nachzudenken. Ich bin mir sicher, jeder findet sich in mindestens einer der Geschichten irgendwie wieder.

Bewertung vom 30.11.2017
Eulenkopf / Kommissar Worstedt Bd.1
Weller, Charly

Eulenkopf / Kommissar Worstedt Bd.1


gut

Gut, in diesem besonderen Fall, war ich mal langsamer wie ein Paar meiner Kollegen und Freunde - ich gebe es ja gerne zu. Aber dies liegt vielleicht auch an meinem Arbeitsumfeld.

Man hört ja vieles über Charly Weller, wenn man in Gießen wohnt. Nun war es also auch für mich endlich soweit, dass ich dieses Buch über den Eulenkopf in Gießen gelesen habe.

Die ersten beiden Kapitel habe ich erstmal nicht so richtig verstanden, da ich nicht damit gerechnet habe, dass es immer von der Person berichtet wird, die im Kapitel oben genannt wurde. War aber diese Hürde erst einmal genommen, dann ging es bei mir im Kopf ab wie eine Achterbahn. Roman Worstedt wird mir diesen Vergleich hoffentlich verzeihen, denn er mag keine Achterbahnen.

Aber es ist einfach schön, in einem Krimi von Orten zu lesen, welche man auch wirklich kennt. Und man kann sich auch richtig gut reinversetzen, da man die Sprache, die in diesem Buch verwendet wird, auch gut versteht. Wenn man längere Zeit in Gießen wohnt, gehen einige Worte automatisch irgendwann in den Sprachgebrauch oder ins „Pucke“ über.

Es sind immer wieder kleine, wie soll ich sagen „Punkte“ dabei, die einem als Gießener sofort auffallen- warum dies nun so ist. Mag es nun die Beschreibung eines Oberleutnants des DDR Geheimdienstes gewesen sein, der bemängelt, dass im Club Orchidee in Heuchelheim die Ausgaben sehr hoch sind, was vielleicht an der Art des Clubs gelegen haben könnte. Weitere Ausführungen darüber verkneife ich mir nun.

Aber auch sonst hat dieses Krimi – Debüt von Charly Weller viel zu bieten. Es gewährt einige an Einblicken in die menschliche Seele, da man durch den eingangs erwähnten Kniff einen tiefen Einblick bekommt, was die verschiedenen Personen denn so denken, oder wie die Außenwirkung von Roman Worstedt und Regina Maritz auf die anderen Personen im Krimi ist.

Der Krimi ist intelligent geschrieben und ich denke auch für Menschen gut geeignet, die nicht aus Gießen und Umgebung kommen. Er greift einige wichtige Themen auf, z.B. den pädokriminellen Schiedsrichter, oder den Verlust von regionalen Dialekten kann man sicherlich auch dazu aufführen.

Also alles in allem mal ein Krimi, der in meiner Heimatstadt spielt und den man auch ohne größere Probleme jemandem schenken kann, der einfach einmal einen lustigen aber auch interessanten Krimi für zwischendurch lesen möchte. Und ich hoffe sehr, dass da noch mehr kommt. Denn Worstedt und Maritz sind sicherlich noch ein paar Krimis wert und die Gegend von Mittelhessen hat einige schöne Ecken wo man einen Krimi spielen lassen kann.

Bewertung vom 22.11.2017
Mörderhotel
Hohlbein, Wolfgang

Mörderhotel


sehr gut

Tja, da waren sie wieder meine Probleme. Ich habe nun etliche Jahre einen großen Bogen um Wolfgang Hohlbein gemacht, da er mir schon zu viele Romane im Jahr veröffentlicht hat.

Aber zur Buchmesse wurde er mir angeboten. Und was soll ich sagen? Das schreibe ich euch zum Schluss.

Ich habe also dieses Buch in die Hand genommen und musste dann feststellen, dass dieser Roman von Anfang an zu fesseln weiß! Herr Hohlbein schafft es direkt, einen in eine Zeit des Umbruches nach Chicago zu entführen.

Er beschreibt die Stadt Chicago um 1893. Mag es nun die Hochbahn sein, die in dieser Zeit auch für die Weltausstellung gebaut worden ist, oder auch die Armut der Stadt außerhalb der Weltausstellung, alles ist sehr plastisch dargestellt. Man kann an manchen Punkten den Dreck und die Armut der Stadt richtig fühlen und schmecken, was er aber nicht durch ellenlange Beschreibungen macht, sondern immer nur kurz aber genau anreißt.

Es werden häufig Rückblenden eingebaut, die Mudgett in seiner Kindheit oder während des Studiums beschreiben. Man kann so auch den Menschen Herman Webster Mudgett besser kennenlernen und wann es mit seiner, ich nenne es mal „Passion“, angefangen hat.

Wenn der Tod eines Menschen beschrieben wird, bricht der Autor immer wieder kurz vor dem Ende ab, was meine Fantasie immer weiter befeuert hat und das was ich mir dann ausgemalt habe, war wirklich erschreckend und ging durch diesen Kniff mir persönlich einfach unter die Haut.

Auch unter die Haut gehen die Säurebäder, die immer wieder vorkommen, wo beschrieben wird wie sich alles langsam von den Knochen ablöst. Faktisch nüchtern, aber nichts für schwache Nerven.

Der Anfang vom Ende ist in diesem Buch, wo Arlis ihre Schwester sucht und auf Holmes stößt.

Alles was ich nun schreiben würde, würde auch die weitere Geschichte dieses Buches angreifen und ich würde verraten, wie es ausgeht.

Wolfgang Hohlbein hat mich mit diesem Buch absolut begeistert, die Mischung aus Horror, Thriller, Psychodrama und Geschichtsunterricht, kann einen einfach nur begeistern. Es hat immer wieder eine Mischung aus Tempo und kurzen Ruhephasen, wo man auch mal wieder das Buch aus der Hand nehmen kann. Und man feststellt, dass schon wieder ein paar Stunden vorbei sind, und man doch noch was Trinken oder essen wollte.

Alles in allem ist es ein Roman, den man lesen sollte, wenn man auf Horror oder Thriller steht, aber nicht unbedingt, wenn man selbst ein wenig zart besaitet ist und dann vielleicht Probleme mit dem Einschlafen bekommt, wenn einem mal wieder die Phantasie durchgeht, denn diese wird in bester Hitchcock-Manier angeregt.

Schade ist es teilweise, dass sich Herr Hohlbein nicht komplett an die historischen Fakten gehalten hat, aber vielleicht ist es auch genau so richtig. Genau weiß ich es nicht und man sollte vielleicht einfach einmal die Mühe machen, über Herman Webster Mudgett oder H.H. Holms zu recherchieren. Ich wünsche euch auf alle Fälle viel Vergnügen beim Lesen des über 840 Seiten langen Romans.

Bewertung vom 17.11.2017
Mädchen für alles
Roche, Charlotte

Mädchen für alles


weniger gut

Mädchen für alles, ich muss gestehen bei diesem Roman hatte ich am Anfang so meine Probleme.

Charlotte Roche hat doch eine relativ grobe Art Dinge zu beschreiben. Auch was das zwischenmenschliche betrifft. Egal ob dies nun Christines eigene Familie ist oder ob es nun ihr Mann oder sogar Ihr Kind ist, alles - so kommt es einem vor - ist ihr zuviel.

Sie ist einfach mit allem überfordert. Sie möchte liebend gerne ihre Serien sehen oder einfach nur im Bett liegen. Doch dann kommt Marie ins Haus. Marie soll Christine im Haushalt unterstützen. Marie steckt Christine auch ein wenig mit Ihrer Lebensfreude an, es macht auf einmal Spaß morgens wieder aufzustehen und sich schön zu machen oder zu kochen etc.

Man könnte fast meinen, Christine hat sich in Marie ein wenig verliebt. Und irgendwie gewinnt dadurch das Buch auch an Fahrt.

Wie gesagt, ich hatte am Anfang ein wenig Probleme mit diesem Buch, mit dem Schreibstil von Charlotte Roche. Aber je mehr man sich mit diesem Buch befasst, desto mehr denkt man über dieses Buch auch nach. Es war für mich nicht unbedingt ein Roman, den ich schnell lesen konnte, aber es ist ein Roman, der einem auf eine unbestimmte, nicht zu beschreibende Art und Weise, auch noch Tage später beschäftigt. Das liegt vielleicht auch einfach daran, dass man Christine immer besser versteht, warum sie so über ihre Ehe denkt, oder auch über ihr Kind und ihre Eltern.

Für mich war dieser Roman nach den ersten 50 Seiten, ein Roman, der mich auf der einen Seite abgestoßen hat, aber auch in einer besonderen Art und Weise angezogen hat. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass jeder von uns einen Teil Christine in sich hat, mit ihren Ängsten und Nöten.

Wahrscheinlich auch deswegen habe ich mir mit dem Schreiben der Rezension noch ein wenig Zeit gelassen. Dieses Buch wirkt durch das Ende noch ein wenig nach und ich finde gerade so etwas ist es doch, was einen Roman dann doch noch interessant macht, wenn man sich dabei erwischt über bestimmte Dinge doch noch ein wenig nachzudenken.

Vielleicht sollte man einfach mal in die Stadt gehen und ein wenig in diesem Buch blättern und lesen. Aber macht es nicht so wie manche Menschen und lest erst das Ende, sondern lasst euch von Frau Roche führen, um das Ende einfach besser verstehen zu können.

Bewertung vom 13.11.2017
Hendlmord / Starnberger-See-Krimi Bd.1
Ding, Ida

Hendlmord / Starnberger-See-Krimi Bd.1


sehr gut

Tja, irgendwie ist es mittlerweile ja schon fast Tradition, dass ich immer mal wieder den ersten Roman erst nach dem zweiten oder dritten Band einer Serie bekomme - und ich dann doch noch ein wenig mehr über die Zusammenhänge von einem Buch erfahre.

Vor ein paar Wochen hatte ich ja Ida Ding schon einmal rezensiert, damals mit der Jungfernfahrt. Nun habe ich den ersten Band von Ida Ding in der Hand mit dem Hendlmord, der in dem Roman Jungfernfahrt oft erwähnt wird.

Ich wäre im Nachhinein sehr glücklich gewesen, wenn ich die Reihenfolge eingehalten hätte. Man lernt sehr viel über die Familie Halbritter, also wie Emil seine Amrei kennenlernt. Oder über die Seniorengruppe „Gemeinsam Dabeisein“ oder über das Verhältnis vom Polizisten Jäger und unserem leicht verpeilten Muck. Oder wie Muck Halbritter seine Sophie kennengelernt hat.

Man lernt auch immer mit einem leichten Augenzwinkern die Gemeinde Pöcking am Starnberger-See kennen so wie sie Ida Ding sieht.

Wie gesagt, alles mit einem leichten Augenzwinkern, man sollte nicht immer alles so ernst nehmen.

Was man aber ernst nehmen sollte, ist die Problematik, die die Autorin thematisiert - die Gefahren des Drogenkonsums. Im Übrigen wird nicht nur der Hendlmann umgebracht. Nein! Die Hühner von Muck Halbritter sterben in ein und derselben Nacht, so dass man sich immer wieder fragt, ob vielleicht beides von ein und demselben Täter verursacht wurde.

Mein Fazit bei diesem Buch ist einfach. Man kann das alles nicht nur gemütlich im Sommer lesen (dies war bei der Jungfernfahrt der Fall), sondern es geht auch einfach gemütlich bei erheblich kälteren Temperaturen und Tee im Herbst.

Ida Ding kann einen einfach gut unterhalten. Man kann bei vielen Dingen einfach nur grinsen oder lachen, oder ein wenig die Stirn runzeln. Was ich sehr sympathisch bei den Romanen von Frau Ding finde, sind immer wieder die kleinen Zeichnungen am Rande, die einfach alles ein wenig auflockern. Was alles zu einer lockeren und gelösten Atmosphäre beim Lesen beiträgt.

Bewertung vom 10.11.2017
Was heißt hier Respekt?!
Reichart, Elke

Was heißt hier Respekt?!


ausgezeichnet

Tja was ist Respekt? Dies ist ja schon eine sehr wichtige Frage, die man sich eigentlich oft stellt. Viele von uns verwechseln das Wort Respekt mit Tolerieren.

Respekt ist ein wichtiges, aber auch schwieriges, Thema in unserer heutigen Gesellschaft. Frau Reichart schafft es dieses wirklich nicht einfache Thema in einem gut zu lesenden Buch unterzubringen.

Es sind knapp 190 Seiten, auf denen sie verschiedene Menschen interviewt, die ihr Verständnis von Respekt darlegen.

Sie lässt Psychologen zu Wort kommen, die einem das Wort Respekt näher bringen. Interessant war sicherlich das Gespräch mit Philipp Lahm, welches man vielleicht als Aufhänger sehen könnte, da er als Weltmeister und Kapitän der Bayern aus München eine wichtige Persönlichkeit ist.

Bewegender aber fand ich die Geschichte der Migrantin aus Armenien, die in Dachau lebt und mittlerweile Schulklassen durch die dortige KZ-Gedenkstätte führt. Es zeigt einen in der momentanen Zeit und Situation einen besonderen Blick auf den respektvollen Umgang miteinander. Sie sagt auch, dass man sich als Flüchtling den Respekt verdienen muss, und dass es einfach wichtig ist, die Sprache des Landes zu kennen. Der Respekt komme irgendwann von selbst, wenn man versucht sich zu integrieren.

Als kleiner Musikfan fand ich die Erklärung von Respekt im Hip-Hop und Rap auch wichtig. Ich denke, viele deutsche Musiker sollten es sich vielleicht einfach einmal durchlesen, dass Rap nicht unbedingt etwas damit zu tun hat, dass man den anderen komplett nieder macht, sondern das man immer noch Respekt vor dem anderen hat.

Wichtig fand ich auch den Bezug des Respekts innerhalb der Religionen – sprich, dass man sich auch dort den Respekt verdienen muss, und man auch ruhig zu seiner Religion stehen sollte. Was besonders für uns Christen wichtig sein sollte, da wir uns gelegentlich doch ein wenig kleiner machen als wir eigentlich sind, und dies merkt auch der Islam.

Ein sehr wichtiges Thema, welches ich ein wenig zu kurz gekommen sehe, ist das Thema des Selbstrespektes. Wenn ich mir selbst keinen Respekt entgegenbringe, wie soll ich denn dann anderen Respekt entgegenbringen, oder auch erwarten können respektiert zu werden.

Es ist für mich eines der wichtigsten Bücher der letzten Monate, da es einem selbst sehr oft den Spiegel vor das Gesicht hält. Es zeigt immer wieder, wie man miteinander umgehen sollte, dass Tolerieren nicht ausreicht, sondern dass es wichtig ist respektvoll miteinander umzugehen - egal in welcher Situation.

Und dass man vielleicht mal damit anfangen sollte, Respekt für sich selbst zu empfinden und man sich selbst akzeptiert, dann kommt alles andere (fast) von alleine.

Es ist auch einer meiner Grundsätze jeden Menschen, egal welchen Alters Religion usw. so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Und ich denke, dann kommen wir vielleicht alle einen Schritt weiter. Denn jeder von uns will mit Respekt behandelt werden.

Bewertung vom 06.11.2017
Rosel von Melaten
Heidelbach, Nikolaus

Rosel von Melaten


gut

Rosel von Melaten, schwierig schwierig. Ich laufe nun schon seitdem ich dieses Kinderbuch gelesen habe rum und überlege, welche Empfehlung ich bei diesem Buch eigentlich ausspreche.

Ist es ein Buch für Kinder wegen der Zeichnungen oder doch eher für Teenager also im Alter von 10 - 12 Jahren.

Dieses Buch ist einfach schwierig. Es ist gespickt mit schönen Zeichnungen zu einem sehr schwierigen Thema, nämlich dem Tod, aber es ist auch eigentlich eine sehr schöne Liebesgeschichte.

Gut, wer mich kennt, der weiß auch, dass ich jahrelang 8 -12 Jährigen bei den Pfadfindern Gruselgeschichten erzählt habe. Und auch die waren sicherlich nicht ohne, aber was macht man nicht alles am Lagerfeuer - Und es hat allen immer sehr gut gefallen.

Irgendwie denke ich, dass es mit Rosel von Melaten ähnlich aussieht. Man ist zum einen geschockt, aber es gefällt auch Kindern weil es etwas weit ab ist von dem was man sonst erzählt oder gezeigt bekommt.

Ich denke, dass dieses Buch besonders dann geeignet ist, wenn man gerade einen Todesfall in der Familie hatte, denn es zeigt einem Kind doch auf kindliche Art, dass alles nicht so schlimm ist und dass es vielleicht ein Leben nach dem Tod gibt.

Aber man sollte sich nach dem Vorlesen Zeit nehmen, um mit dem Kind darüber zu reden. Und es vielleicht das erste Mal an einem Nachmittag vorlesen, um dem Kind Zeit zu geben, um das alles zu verarbeiten. Es ist eher keine Gute-Nacht-Geschichte.

Aber durch die Liebesgeschichte, die sich zwischen Rosel und Georg abspielt, ist es auch sehr anrührend und schön zu lesen.

Also, ich würde sagen, erst selber lesen und dann entscheiden und vielleicht seine eigene Geschichte entwickeln mit den Bildern von Nikolaus Heidelbach.

Ich würde mich auf alle Fälle freuen, mehr von diesem Autor zu lesen und zu genießen.

Bewertung vom 03.11.2017
Oh... diese Philosophen
Heine, Helme

Oh... diese Philosophen


sehr gut

Philosophen und ich - passt das bzw. welche kenne ich eigentlich? Einige kenne ich dann doch, dies habe ich dann schnell beim Lesen festgestellt. Aber irgendwie kenne ich sie dann doch nicht so richtig, also bin ich total unvorbereitet in dieses Buch eingestiegen.

Das erste was mir bei diesem Buch aufgefallen ist, waren die Zeichnungen von Helme Heine, die dieses Buch immer wieder auflockern.

Auch schön ist die Aufteilung in Antike, das Katholische Zeitalter und die Neuzeit. Auch wird erklärt, was das besondere an der Philosophie des jeweiligen Zeitalters ist und dies immer wieder sehr sehr erheiternd, aber auch informativ.

Über die einzelnen Philosophen gibt es immer ein Bild, welches den betreffenden Philosophen beschreibt, aber auch irgendwie lustig anzusehen ist.

Des Weiteren gibt es immer wieder eine Beschreibung des Philosophen, zwischen eine und drei Seiten lang, wo einem schnell das wichtigste über den betreffenden Menschen erzählt wird.

Alles in allem ist es ein schönes Geschenkbuch für Menschen, die Helme Heine mögen, und zwar nicht nur die Freunde Bücher aus Mullewapp, sondern auch die anderen Bücher des Autoren.

Aber auch für Menschen, die einfach mal schnell etwas über Philosophen erfahren möchten. Man stellt dann doch sehr schnell fest, und dies sagt ja auch Helme Heine immer wieder, dass man die Werke der Philosophen in den wenigsten Fällen auch selbst gelesen hat, man denke nur an die drei Bücher des Kapitals von Marx, um nur ein Beispiel genannt zu haben.

Es ist ein Buch voller Wissen, aber man vergisst das Lachen oder Schmunzeln nicht. Dieses Buch ist kurz und beschränkt sich auf kurze und wichtige Angaben über den Philosophen und macht einfach Lust auf mehr.

Bewertung vom 24.10.2017
Die steinerne Schlange
Lorentz, Iny

Die steinerne Schlange


gut

Iny Lorentz ist eine Größe im Bereich der historischen Romane. Doch wer jetzt ein Szenario im Mittelalter erwartet wird überrascht.

„Die steinerne Schlange“ spielt im germanischen Teil des römischen Reichs zur Zeit des Imperators Marcus Aurelius Severus Antoninus, genannt Caracalla. Er regierte in der Zeit von 211 bis 217. Im Jahr 213 n. Chr. unternahm er einen Feldzug gegen die Germanen, genauer gegen den Stamm der Alamannen, wie er später genannt wird. Soweit der historische Hintergrund in aller Kürze.

Am Limes wurde Handel getrieben zwischen Römern und Germanen. Die Lebensweise muss auf beiden Seiten sehr unterschiedlich gewesen sein, was auch archäologische Funde belegen. Die Beschreibungen von Iny Lorentz sind sehr bildlich und beim Lesen bildet sich ein richtiges Panoramabild vor dem inneren Auge. Gut, bei genauer Betrachtung finden sich Elemente eines kleinen gallischen und auch schottischen Dorfs in meinem Phantasiebild. Man kann sich nun mal dem nicht entziehen, was man früher gelesen und gesehen hat.

Wir befinden uns im Hinterland des rätischen Limes, der steinernen Schlage. Gerhild ist als Tochter des verstorbenen und Schwester des aktuellen Häuptlings ihres Stammes der Sueben nicht gerade das klassische Heimchen am Herd. Ganz im Gegenteil, sie weiß ganz genau was sie kann und was sie will. Dies bedeutet allerdings auch, dass sie mit sich selbst oft hadert. Auf der einen Seite steht das Rollenbild, dass sie unter die Befehle ihres Bruders ordnet, auf der anderen Seite ist da ihr Drang nach Freiheit und Gerechtigkeit. Dies wird auch dadurch unterstützt, dass ihr Vater sie schon früh mit auf die Jagd nahm und zur Selbständigkeit erzogen hat. Dieser innere Zwiespalt ist vielen Hauptfiguren von Iny Lorentz gemein. Besonders schön spiegelt er sich hier aber auch in der Glaubenswelt der Germanen wieder. Auf der einen Seite beschäftigten sich die Frauen auch damals vornehmlich mit der Haushaltsführung, Männer kämpften und zogen nach Tod in der Schlacht in Walhalla ein. Was geschah eigentlich mit den Frauen, nach dem Tod? Auf der anderen Seite gab es aber auch die Schildmaiden Wotans, und auch Kriegerinnen, die in Sagas erwähnt werden. Es klingt fast schon modern. Wer stark genug war konnte sich durchsetzen – und Gerhild tut dies.

Der Roman ist ausgesprochen spannend. Er hat mich so gefesselt, dass ich erst bei Einbruch der Dunkelheit gemerkt habe, dass ich praktisch den ganzen Tag im Germania Magna des 3. Jahrhunderts geweilt habe. Besonders die Landkarte ist sehr hilfreich bei der Orientierung, da ich die alten römischen Namen unserer heutigen Städte nicht alle kannte.

Zu viel möchte ich nicht verraten. Ein wenig Liebe gibt es auch in dieser kriegerischen Zeit, und die Darstellung des Lebens der Germanen und die Entwicklung der Geschichte hat mich fasziniert. Kurz gesagt, ich könnte mir vorstellen, dass vieles so gewesen sein könnte. Gerhild und ihr Stamm sind der Phantasie Iny Lorentz’ entsprungen – aber wer weiß, ob es solch eine starke Frau nicht vielleicht tatsächlich gegeben hat. Die Geschichte schreibt immer der Sieger, und die Römer haben selten ein gutes Haar an den Barbaren gelassen, diese wiederum schrieben nicht viel, daher freut es mich besonders, dass die „Steinerne Schlange“ hier einen Platz gefunden hat.