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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2019
Gruber, Simone

Fips will keine Schildkröte mehr sein


ausgezeichnet

Schildkröte Fips ist furchtbar unzufrieden mit ihrem Leben. Mit ihrem Panzer kann sie nur faul in der Sonne liegen und hat darüber hinaus schwer an ihm zu tragen. Wie gerne würde sie mit jemandem tauschen.
Als der Hase ihren Weg kreuzt, geht dieser auf ihren Wunsch ein, denn gleichermaßen, wie Fips gerne beweglich und schnell wäre, träumt der Hase von einem harten Panzer als Schutz.
Doch als der Fuchs Jagd auf Fips macht, bereut sie ihren Tausch und wechselt bald ein zweites Mal ihr Kleid. Ob Fips mit dem nächsten Tausch auf Dauer glücklich wird?

Die Geschichte von Fips ist sehr lustig, die Illustrationen sind niedlich und farbenfroh und neben den Tieren, die im Wechsel ihr natürliches Kleid tauschen und so von der Schildkröte oder einer Krallenkröte hin zum Fellpapagei oder Flügelfuchs wechseln, gibt es auf jeder Seite noch viele andere Tiere und weitere liebevolle Details zu entdecken. Besonders viel Spaß hatte ich mit der kleinen Biene, die auf jeder Seite in einem anderen Kostüm unterwegs war.
Auf den ersten Blick ziehen einen die Hauptfiguren in ihren Bann mit ihren zahlreichen “Kostüm”-Wechseln, aber ein zweiter – oder auch dritter – Blick lohnt sich in jedem Fall, um die Rahmenhandlungen und Nebenfiguren zu entdecken, die die eigentliche Geschichte untermalen.
Darüber hinaus erzählt Simone Gruber mit der Geschichte von Fips aber vor allem eine Geschichte darüber, dass jeder stolz auf sich sein kann und jeder andere Stärken (und Schwächen) besitzt.
Es ist eine ganz wundervolle Erzählung für Kinder, um ihnen zu zeigen und zu erklären, dass es gut ist, zu sein wie man ist, und dass man sich von niemanden verbiegen lassen oder sich für irgendetwas schämen oder anderen Dingen neiden sollte. Jeder ist einzigartig und besonders und toll!

Wie ich es bereits von anderen Büchern aus dem Verlag kenne, haben sich die Macher auch hier neben der eigentlichen Geschichte wieder besondere Extras einfallen lassen.
Zum einen gibt es auf der vorderen Vorsatzseite viel Wissenswertes über Schildkröten zu entdecken. Wusstet ihr schon, dass es Schildkröten gibt, die 300kg schwer werden können?
Das Gimmick auf der hinteren Vorsatzseite toppt in meinen Augen aber alles, was der Verlag bisher an Extras in seinen Büchern gebracht hat:
Hier ist ein Bastelbogen mit Fips als Anziehfigur enthalten – ich liebe ihn 3 Neben den auf dem Bogen enthaltenen Kostümen für Fips, sind weitere auf der Webseite des Verlags als Download verfügbar. Wetten, dass sich nun viele Eltern dieses Buch nicht nur für ihre Kinder, sondern auch für sich selbst zulegen müssen ;)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2019
Dunlap, Shannon

we will fall


ausgezeichnet

Mit “we will fall” hat Shannon Dunlap eine freie Adaption des Klassikers Tristan und Isolde geschrieben. Im Gegensatz zu dem Original ist die Neuinterpretation viel leichter zu lesen und erreicht durch die Verarbeitung von aktuellen Themen und einem jugendlichen Paar Leser, die womöglich nie zu dem zu Grunde liegenden Klassiker gegriffen hätten.

'Ein Schachspiel zu gewinnen ist leicht. In der Liebe zu gewinnen scheint die größere Herausforderung zu sein.' (S.110)

Izzy muss mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder von Manhattan nach Brooklyn umziehen. Die Umstellung fällt ihr sehr schwer und sie hat Sorgen dort keine Freunde zu finden. Brooklyn ist im Vergleich zu Manhattan eine völlig andere Welt.

Das Buch ist geprägt von Methaphern, die auf dem königlichen Spiel Schach basieren.
Shannon Dunlap weist ihren drei Ich-Erzählern Schachfiguren zu. Izzy ist die Queen/Königin, Tristan der Knight/Springer und Brianna der Rook/Turm.
Schwarz und Weiß der gegnerischen Figuren lassen sich gleichsetzen mit arm und reich, Manhattan und Brooklyn, priveligierten Weißen und Rassenkonflikten. Auch wenn diese Themen nicht so stark im Fokus stehen wie beispielsweise in den Romanen von Angie Thomas, spielen sie dennoch eine wichtige Rolle, denn ohne diese Unterschiede hätte die Liebe zwischen Tristan und Izzy unter einem besseren Stern gestanden.
Tatsächlich spielen sich gerade am Ende des Buches Szenen ab, bei denen man als Leser das Gefühl hat, dass zum gleichen Zeitpunkt wenige Straßen weiter die Figuren von Angie Thomas’ Romanen ihre Geschichte erleben.

'Ich muss jedoch zugeben, dass es Momente gibt, und ich denke, ihr wisst, was ich meine, in denen die Zeit quasi in sich zusammenfällt und man für einen kurzen Blick erkennt, dass jemand oder etwas Teil der eigenen Zukunft sein wird, egal ob im Guten oder im Bösen.' (S.64)

In einem Park in Brooklyn trifft Izzy auf Tristan, der durch das Spielen von Schachpartien für seinen Cousin Marcus Geld verdient, der so etwas wie der King seines Blocks ist.
Izzy und Tristan verlieben sich auf den ersten Blick, doch Marcus, in den Brianna heimlich verliebt ist, hat sich in den Kopf gesetzt, dass Izzy seine Freundin werden soll. Für mich war zwar die Situation des Verliebens auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar, wahrscheinlich fehlt mir dafür der Sinn für Romantik, trotzdem konnte ich mich dem Zusammenspiel der Figuren nicht entziehen.
Ich hatte immer im Hinterkopf, dass die Geschichte auf klassischen Motiven beruht, und dass sie in einem tragischen Ende gipfeln wird. So konnte ich mich beim Lesen nie von dem Gedanken befreien, dass irgendwann eine Wendung eintreten muss, die die heimliche Liebe von Tristan und Izzy zerstört.
Doch selbst mit diesem permanenten Gedanken beim Lesen hat mich die Autorin mit dem Schluss ihrer Geschichte eiskalt erwischt. Das Ende hat mich emotional stärker getroffen, als ich es mir hätte ausmalen können.

“Triiis-tahn. Liebe endet immer mit Leiden. Das weißt du, oder?” (S.190)

Das Buch ist sicherlich nichts für Leser, die nach spannungsgeladener Handlung zur Unterhaltung suchen, die Geschichte lebt viel mehr von Gefühlen, einer düsteren Melancholie und der hervorragend konzipierten methaphorischen Ebene.
Die Figuren sind sehr interessant angelegt und vielschichtig ausgearbeitet. Man findet weniger Sympathieträger oder Personen, mit denen man sich identifizieren möchte, aber allesamt ziehen sie einen mit ihrer zur Schau gestellten Gefühlswelt in einen regelrechten Bann, dem man sich unmöglich entziehen kann.

Izzys und Tristans Geschichte ist es wert alles Leiden zu ertragen, welches Liebe nach sich zieht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2019
Parr, Maria

Manchmal kommt Glück in Gummistiefeln


ausgezeichnet

Nach zwölf Jahren ist die Autorin Maria Parr zu den Helden ihres Debütromans "Waffelherzen an der Angel" zurückgekehrt. Trille und Lena sind etwas älter geworden, wodurch ihr Alltag nun von anderen Problemen und Sorgen bestimmt wird.
Wo in "Waffelherzen an der Angel" ein Streich den nächsten jagte und die durchaus vorhandenen Alltagsprobleme und ernsten Töne dadurch mehr im Hintergrund abliefen, ist neben dem immer noch vorhandenen Spaß der Grundton ungleich ernster geworden.
Trille und Lena bewegen sich auf die Schwelle zum Erwachsenwerden zu. Sie kommen in ein Alter, in dem man sich langsam Gedanken darüber macht, was man später lernen und arbeiten will, man entwickelt eine eigene Meinung und stellt sich damit gegebenenfalls gegen die der Erwachsenen, und das Interesse am anderen Geschlecht entwickelt sich über reine Freundschaften hinaus, womit die Freundschaft zwischen Trille und Lena in "Manchmal kommt Glück in Gummistiefeln" auf den Prüfstand gestellt wird.

Lange war Lena das einzige Mädchen in ihrem Alter in Knert-Mathilde, doch als Birgitte aus den Niederlanden auf der Bildfläche erscheint, ändert sich das zu Lenas Missfallen, denn ihr Freund Trille zeigt deutliches Interesse an dem Mädchen mit dem blonden Lockenschopf, das so ganz anderes ist als die wilde Lena.
Neben dem ersten Verliebtsein spielen auch die anderen Beziehungen in der Geschichte wieder eine große Rolle. In der ersten Geschichte rund um Trille und Lena hat Trille seine Oma Tante verloren, die neue Geschichte beschäftigt sich intensiv mit Trilles Großvater. Lenas Mutter ist mittlerweile verheiratet, wodurch Lena nun fast so etwas wie eine richtige Familie hat, nur eine Bruder oder eine Schwester fehlt immer noch zu ihrem Glück.
Für "Wiederholungstäter", die nach "Waffelherzen an der Angel" zurück nach Knert-Mathilde kehren, ist es schön und interessant zu erfahren, wie sich die Figuren seit ihren ersten Abenteuern weiterentwickelt haben, aber auch ohne diese Vorkenntnisse kann man "Manchmal kommt Glück in Gummistiefeln" lesen und lieben.

Im Gegensatz zum ersten Buch ist die neue Geschichte von Trille und Lena fabrig illustriert. Besonders gut haben mir die Figuren auf den Vorsatzseiten gefallen. Hier sind sowohl Trilles als auch Lenas Familie aufgeführt, sowie Birgitte mit ihrem Hund.
Für Kinder, die gerade so in das empfohlene Lesealter hineinfallen, sind die Illustrationen passend. Allerdings könnte es durchaus sein, dass man durch die Aufmachung die Leserschaft unnötig beschneidet. Denn meiner Meinung nach ist das Lesealter nach oben offen. Die Probleme und Sorgen, die hier Trilles und Lenas Leben dominieren, begleiten Kinder und Jugendliche viele Jahre auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden. Ich wage sogar zu behaupten, dass das Buch noch für viele Erwachsene interessant zu lesen ist.

Maria Parr ist wiederholt eine wunderbare Freundschafts- und Familiengeschichte gelungen. Leider ist aktuell kein weiterer Ausflug nach Knert-Mathilde geplant, aber wer weiß...?!
Wer nicht genug bekommen kann von Maria Parrs zauberhaftem Talent Geschichten zu erzählen, kann noch zu "Sommersprossen auf den Knien" greifen, was keine Verbindung zu den anderen beiden Romanen Parrs aufweist. Weitere Bücher hat diese begnadete Autorin, die ich gerne in einem Atemzug mit Astrid Lindgren nenne, leider noch nicht veröffentlicht.
Für mich haben Maria Parrs Geschichten das Potential moderne Klassiker zu werden. Ein Beweis dafür ist sicherlich, dass ihre drei bislang erschienenen Bücher alle noch lieferbar sind, trotz der bereits länger zurückliegenden Erstveröffentlichung.

Reihen-Info:
Waffelherzen an der Angel
Manchmal kommt Glück in Gummistiefeln

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2019
Lindemann, Johanna

Die schönste Laterne der Welt


ausgezeichnet

Der Laternenumzug steht für Anton in diesem Jahr unter keinem guten Stern.
Zuerst kommt sein Papa zu spät zum gemeinsamen Basteltag im Kindergarten, so dass Anton seine Laterne alleine basteln muss. Dann klebt er sie versehentlich am Tisch fest, schneidet ungewollt Löcher hinein und als sein Papa ihn endlich abholt, klemmt die Laterne zu allem Übel auch noch in der Autotür ein.
Schlussendlich läuft Anton mit einem Beulenmonsterfanten beim Umzug mit. Dennoch hat er dabei seinen Spaß. Als jedoch ein anderes Kind beim Umzug stolpert und Anton so unglücklich anrempelt, dass dieser seine Laterne in eine Pfütze fallen lässt, scheint der Umzug für ihn dieses Jahr endgültig gelaufen zu sein…

“Die schönste Laterne der Welt” greift den ursprünglichen Gedanken des Namenstag des Heiligen Martin auf, der vielen heutzutage vielleicht gar nicht mehr intensiv im Bewusstsein ist, da einige Traditionen nicht mehr so intensiv gelebt werden, wie das früher der Fall war.
So ist in meiner Kindheit beim Martinsumzug tatsächlich noch der Heilige Martin auf seinem Pferd mit durchs Ort gezogen und am Ende hat er seinen Mantel geteilt, bevor an alle mitlaufenden Kinder süße Teilchen in Form von Martinsgänsen verteilt wurden. Teilweise wurde der Ablauf in den letzten Jahren aus Sicherheitsgründen geändert, aber wenigstens ist das Laternenbasteln auch heute noch in den meisten Kindergärten und Grundschulen üblich.
Leider ist es für Eltern nicht immer mit ihrer Arbeitszeit zu vereinbaren an allen Veranstaltungen ihrer Kinder teilzunehmen. So ergeht es auch Antons Papa in diesem Buch, der augenscheinlich alleinerziehend ist.
Mir hat es besonders gut gefallen, dass sich sowohl Kinder als auch Erwachsene mit den Figuren in diesem Buch identifizieren können. Die Realität wird gut abgebildet, obwohl die Geschichte noch einen besonderen magischen Moment bereit hält…

Am Ende erlebt Anton doch noch einen ganz besonderen Laternenumzug, denn er trifft auf einen Martin, der das Wenige, was er hat, mit Anton teilt und daraus die schönste Laterne der Welt bastelt… Und wer weiß, vielleicht war es sogar der Heilige Martin?!

Neben der Aussage der Geschichte, die einfach bezaubernd ist, überzeugen auch die Illustrationen von Stephan Pricken auf ganzer Linie.
Farblich ist das Konzept voll auf den Laternenumzug ausgerichtet. Bereits die Covergestaltung gibt einen ersten Eindruck davon, was einem im Inneren des Buches erwartet. Der Hintergrund ist in einem nächtlichen Blau gehalten, die Laternen setzen sich davon in warmen und leuchtenden Farbtönen ab. Als besonderer Eyecatcher sind Anton und sein Beulenmonsterfant mit Spotlack hervorgehoben. Die Vorsatzseiten sind sehr dunkel in blau und schwarz gehalten, nur die Laternen leuchten aus dieser Nachtszene hervor.

“Die schönste Laterne der Welt” ist eine sehr schöne und warmherzige Geschichte über das Teilen, dem Grundgedanken des Festes zu Ehren des Heiligen Martin, die sehr treffend unsere heutige Zeit widerspiegelt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2019
Parvela, Timo;Sortland, Bjørn

Die Einladung / Kepler62 Bd.1


sehr gut

Die Brüder Ari und Joni wachsen in einer trostlosen Zukunft auf. Die Erde steht kurz vor der Zerstörung, die Ressourcen reichen kaum noch für die Weltbevölkerung aus.
In dieser trostlosen Lage macht ein spannendes Computerspiel namens Kepler62 die Runde. Zum einen die Möglichkeit der Realität zu entfliehen, zum anderen eine große Herausforderung, denn kein Spieler hat es bislang bis zum Ende spielen können, beim letzten Level ist noch jeder gescheitert.
Doch für Ari und Joni besteht keine Chance dieses Spiel jemals in die Hände zu bekommen, können sie sich doch kaum jeden Tag genug zu Essen leisten. Bis Joni seinen großen Bruder Ari eines Tages damit überrascht, dass er das Spiel von einer fremden Frau geschenkt bekommen hat. Von da ab geschehen seltsame Dinge…

Die mehrbändige Reihe verspricht ein großes Abenteuer zu werden. Hier halten moderne Medien und spannende Zukunftsvisionen Einzug in die Kinderliteratur und selbst Lesemuffel sollten von der stetig ansteigenden Spannung, der unkomplizierten Sprache und den großzügigen Illustrationen in den Bann gezogen werden. Allerdings endet der erste Band recht offen. Bevor das eigentliche Abenteuer richtig durchstartet, ist die Geschichte auch schon wieder zu Ende.
Der Ausblick am Ende von “Die Einladung” auf den zweiten Band “Der Countdown” scheint auf eine weitere Geschichte ähnlichen Aufbaus hinauszulaufen, nur nicht aus der Sicht von Ari und Joni, sondern aus der Sicht eines Mädchens namens Marie.
Ich gehe davon aus, dass man frühestens im dritten Band mit der Weltraummission rechnen kann, zumindest lässt der Untertitel “Die Reise” darauf schließen.

Auch wenn es sich bei “Kepler62” um eine Kinderromanreihe handelt und nicht etwa um Comics, so wird die Handlung doch sehr stark von den Illustrationen getragen.
Die Ausstattung ist sehr gelungen und hochwertig. Die Bilder aus der Feder Pasi Pitkänens bauen eine düstere Spannung auf.
Den Schreibstil finde ich stellenweise etwas abgehackt, als würden zwischen den einzelnen Kapiteln kurze Szenen oder zumindest einige Sätze fehlen. So reicht der Text qualitativ leider nicht ganz an die Illustrationen heran.

Für Lesemuffel und technikbegeisterte Kinder eine Entdeckung wert, allerdings könnte der Text für meinen Geschmack etwas ausgefeilter und komplexer ausgearbeitet sein.

Reihen-Info:
Die Einladung
Der Countdown
Die Reise

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2019
Heidelbach, Nikolaus

Alma und Oma im Museum


ausgezeichnet

Nikolaus Heidelbach zeigt in seinem Buch “Alma und Oma im Museum” auf, dass ein Museumsbesuch alles andere als langweilig sein muss und zieht gleichermaßen verschiedene Spezies von Museumsbesuchern durch den Kakao.

Almas Oma besucht mit ihrer Enkeltochter in das Wallraf-Richartz-Museum in Köln, bei dem es sich um eine klassische Gemäldegalerie handelt.
Für den Besuch haben sie sich das Stockwerk mit den Gemälden des 13. bis 16. Jahrhunderts vorgenommen, unter denen viele religiöse Meisterwerke vertreten sind.
Die Oma hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht, um Almas Aufmerksamkeit auf die Bilder zu lenken. Während Alma alleine mit einem Audioguide durch die Museumsräume läuft, tauscht sich die Oma über diesen mit ihrer Enkelin aus und versteckt sich zudem in neun der im Museum ausgestellten Bilder.
Ob Alma und der Leser die Oma überall aufspüren können?

“Alma und Oma im Museum” ist eine fantasievolle Geschichte über einen Museumsbesuch, der trotz der fantastischen Note all die typischen Dinge und Personen aufzeigt, die einem bei diesem Besuch begegnen können.
Da ist der Museumswärter, der die Besucher zum Einhalten der Regeln anhält, denn man soll im Museum keine Exponate berühren oder andere Besucher stören. Aber natürlich sind außer Alma und dem Wärter auch andere Personen in den Räumen unterwegs. Manche sind im Betrachten der Gemälde versunken, sei es allein oder im Austausch mit ihrer Begleitung, andere laufen achtlos daran vorbei, während weitere die Bilder nicht direkt betrachten, sondern alles mit ihren Smartphones fotografieren oder filmen.

Nach diesem besonderen Museumsbesuch ist zumindest bei Alma das Eis gegenüber Museen gebrochen und das Interesse an weiteren Ausflügen dieser Art geweckt. Auf jeden Fall, wenn ihre Oma dabei ist. Denn ein Museumsbesuch wird extrem aufgewertet, wenn man sich die Exponate nicht nur ansieht, sondern sich mit jemandem darüber austauschen kann, im besten Fall mit einer Person, die so bewandert ist wie Almas Oma, die immer eine Erklärung für Almas neugierige Fragen parat hat.

Nikolaus Heidelbachs Geschichte ist gar nicht so ernst und trocken, wie man sich einen Tag in einer klassischen Gemäldegalerie vorstellt. Ganz im Gegenteil strotzt sie vor Fantasie, neuen Sichtweisen und Anregungen, wie man einen Museumsbesuch interessanter und kindgerechter gestalten kann.
Darüber hinaus ist ihm durch die in den Gemälden versteckte Oma ein ganz außergewöhnliches Wimmel- und Suchbuch gelungen, welches auch Erwachsenen Spaß bereitet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2019
Torseter, Øyvind

Der siebente Bruder


ausgezeichnet

Nachdem ich “Hans sticht in See” voller Begeisterung ob Øyvind Torseters Stil und Ideenreichtum beendet hatte, musste ich unbedingt auch seine 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Märchen-Graphic-Novel “Der siebente Bruder” lesen.

“Der siebente Bruder” greift wiederum klassische Märchenmotive auf. Hierbei spielt insbesondere die Zahl sieben eine große Rolle in Märchen, so findet man dort beispielsweise die sieben Raben, die sieben Zwerge, Sieben auf einen Streich oder die sieben Geißlein.
Hans ist der jüngste von sieben Brüdern. Während seine sechs älteren Brüder in die Welt hinausziehen, um sich Prinzessinnen zu suchen, verbleibt er Zuhause beim Vater. Seine Brüder geraten jedoch samt ihren frisch gefreiten Gemahlinnen in die Gewalt eines furchtbaren Trolls, der alle in Stein verwandelt. Obwohl der Vater seinen jüngsten und letzten Sohn nicht ziehen lassen will, entlässt er ihn letzten Endes doch zur Rettung seiner Bruder in die weite Welt und ein großes Abenteuer beginnt.
Im weiteren Verlauf der Handlung sind weitere Märchen in Torseters Geschichte zu erkennen. Hans trifft im Haus des Trolls eine hübsche Prinzessin. Um den Troll zu besiegen und die Prinzessin zu befreien, muss Hans dessen Herz finden und zerquetschen. Der Troll erinnert an den Riesen aus “Hans und die Bohnenranke”, Hans trifft unter anderem aber auch auf einen bösen Wolf, wie man ihn aus vielen Märchen kennt, und errettet nicht nur die gefangene Prinzessin aus höchster Not. Der Troll ist schaurig anzusehen, und somit sind die Illustrationen sowie der Text nur bedingt für Kinder geeignet.
Bereits in “Hans sticht in See” hat es mir neben der eigentlichen Geschichte unheimlich viel Spaß gemacht die Seitenverweise auf andere literarische Werke zu entdecken, die Torseter in seinem Werk versteckt.
Die Geschichte beginnt wie ein klassisches Märchen, wechselt danach aber in einen comicartigen Stil. Torseters Bilder strotzen nur so vor lakonischem Humor und auch seine Texte sind skurril und witzig. Besonders Hans’ räudiges Pferd war ein Highlight für mich.
Mir hat hier insbesondere Torseters Spiel mit den Farben gefallen und wie er am Ende der Geschichte Figuren aus dem vorhergehenden Verlauf wieder aufgreift.
Torseters Werke sind eine wahre Schatztruhe. Ich werde mir dieses Buch unzählige Male ansehen können und immer wieder neue Details in den Bildern sowie Zitate auf andere Werke entdecken.

Die Symbiose aus Märchen und Comicstrip ist außergewöhnlich gut und macht süchtig. Über kurz oder lang wird auch Torseters Buch “Das Loch” bei mir einziehen und ich hoffe auf noch viele weitere besondere Werke von ihm in deutscher Übersetzung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2019
Heisch, Annette

Schnell und einfach zum Suppenglück


ausgezeichnet

“Schnell und einfach zum Suppenglück” kommt man auch mit frischen Zutaten. Zwar beschleunigen Instant- und Fertigprodukte wie körnige Brühen oder Gewürzmischungen die Zubereitung, aber wer auf Vorrat vorbeitet, kann auch auf selbstgemachte Brühen als Basis zugreifen und muss dennoch nicht lange in der Küche stehen.
So findet man neben den zahlreichen Rezepten für Suppen und Eintöpfe auch die Rezepte für Rinder-. Hühner- und Gemüsebrühe in diesem Buch.

Das Buch ist in folgende Rubriken unterteilt:
Klare Suppen mit Einlagen
Creige Suppen
Hauptgerichte aus dem Suppentopf
Internationale Suppen und Eintöpfe
Sonderseiten

Im Kapitel “Sonderseiten” findet man Rezepte für Klößchen, süße Suppen, Eintöpfe mit Bohnen und Suppen pikant und eiskalt.
Die süßen sowie kalten Suppen reizen mich für die Sommermonate. Hier habe ich einige Rezepte entdeckt, die ich vorher noch gar nicht kannte, ansonsten findet man ja gerade bei Suppen auch immer wieder “die üblichen Verdächtigen” in Kochbücher, und so fehlen auch hier Klassiker wie Kürbiscremesuppe, Chili con Carne oder Minestrone nicht.
Alle Rezepte sind mit einem Foto der fertigen Suppe aufgeführt, die Fotos sind sehr ansprechend und appetitanregend. Neben der Zutatenliste und einer Schritt-für-Schritt Zubereitungsfolge, enthalten die Rezepte auch eine Angabe über die Nährwerte pro Portion. Ergänzt wird das ausführliche und einfach erklärte Rezeot sehr häufig um “Das schmeckt dazu”, “Alternative” oder “Variante”, wo aufgezeigt wird, was man als Beilagen zur Suppe reichen kann oder durch welche Austauschzutaten sich die einzelnen Rezepte variieren lassen. Es gibt auch Tipps unter dem Titel “So geht’s noch schneller”, “Reste verwerten” oder “Clever vorbereiten”. In meinen Augen ist es wirklich ein anwenderfreundliches und sehr praktikables Kochbuch.

Im Anhang befindet sich nicht nur ein Rezept- und Sachregister nach Alphabet, sondern auch eine Einteilung der Suppen und Eintöpfe nach Zubereitungszeit, was dem Untertitel des Buches “In 30 Minuten zubereitet” alle Ehre macht. Ob man wirklich so schnell in der Zubereitung wie im Buch ausgeschrieben ist, sei dahingestellt. Dazu gehört sicher auch Erfahrung und eine gute Organisation beim Kochen, aber zumindest sind die im Buch enthaltenen Rezepte so konzipiert, dass man dafür trotz aller Raffinesse nicht stundenlang in der Küche stehen muss.

Eine tolle Rezeptsammlung für “Suppenkasper”, die sehr vielseitig daherkommt und neben Klassikern auch Überraschungen bereithält!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.