Benutzer
Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 583 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2023
Cambridge, Colleen

Der Cocktailmörderclub / Phyllida Bright Bd.2


sehr gut

Agatha Christie's Haushälterin ermittelt in ihrem 2. Fall

Phyllida Bright, die Haushälterin von Agatha Christie, ermittelt in "Der Cocktailmörderclub" in ihrem 2. Fall. Ich habe den ersten Band zwar noch nicht gelesen, das war aber absolut kein Problem, denn dieser Fall ist in sich geschlossen und Details aus dem 1. Band werden immer wieder mit einigen Worten erwähnt.
Sämtliche handelnden Personen, v.a. die des (tatsächlichen) Detection Clubs, dem vier herausragende Krimiautorinnen und -autoren angehört haben, und des (fiktiven) Listleigher Mordclubs, sind zu Beginn ausführlich in einem hilfreichen Personenverzeichnis angeführt.

Der Beginn der Geschichte war super spannend, da Phyllida zufällig ein Gespräch hört, bei dem es darum geht, jemanden mit Gift loszuwerden. Doch dann wurde es etwas langatmig, weil alle vorkommenden Personen detailliert vorgestellt werden und es gefühlt nichts passiert.
Es sind wirklich sehr viele Charaktere, sodass ich immer wieder mit den Namen in Durcheinander gekommen bin, obwohl ich mir das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches genau durchgelesen habe.

Doch dann, mit dem Mord am Pfarrer durch einen vergifteten (!) Cocktail am Mordbasar (ein Krimifestival, bei dem zugunsten des Kinderheims Geld gesammelt werden soll, und wo die berühmten Autoren des Detection Clubs Bücher signieren und aus den Einreichungen der Krimiautor/innen ein Gewinner gekürt wird), der sich als versuchter und misslungener Mord am Anwalt und Hobbyschriftsteller Alastair Whittlesby herausstellt (oder auch nicht?), beginnt endlich die Spannung. Ab dann rätselt man mit Phyllida gemeinsam mit, denn es gibt ständig neue Hinweise, Verdächtige, Motive und auch Tote; es gibt so viele Verwirrungen und Puzzleteilchen - man wechselt also in seinem Glauben an Täter und Motiv ständig hin und her, und ist dann doch über die komplette Auflösung überrascht.

Der Schreibstil ist einfach wunderbar und gemütlich, man hat das Gefühl, in der damaligen Zeit zu sein. Auch weil viele Details anschaulich beschrieben sind, zB die damalige Mode oder soziale Gepflogenheiten, wie man gesprochen und sich verhalten hat usw.
Auch gibt es viele Querverweise auf die Bücher von Agatha Christie - auch diese Geschichte selbst sowie der Showdown ähnelt ihren Krimis, was mir natürlich besonders gut gefallen hat.
Phyllida selbst ist total sympathisch, tatkräftig, und mit den Bediensteten der anderen Häuser bestens vernetzt.
Den Chauffeur der Christies, Bradford, kann sie nicht leiden (die Geplänkel zwischen den beiden sind einfach herrlich!) - und dessen kleinen Welpen Myrtle schon gar nicht (sie ist nämlich ein Katzenmensch).

Leider gibt es einige Dinge, die unlogisch bzw. unnötig waren, worüber ich mich teilweise schon geärgert habe, was auch den einen Stern Punkteabzug begründet.
Auch gefiel mir nicht, dass wir als Leser nicht ebenso wie Phyllida ALLE Erkenntnisse erfahren haben.
Und dass die Polizei als sehr dümmlich dargestellt wird - hat die Polizei eigentlich IRGENDWAS ermittelt??

Der Showdown ist typisch in Agatha Christie-Manier, indem Phyllida alle Details und Tatsachen aufzählt, und so den Täter entlarvt.
Die Interaktion zwischen Phyllida und Bradford war wundervoll und hat mir sehr gut gefallen. Ich bin schon gespannt, wie sich die Beziehung zwischen den beiden weiter entwickelt und ob sie den nächsten Fall auch wieder gemeinsam lösen werden.
Die Geschichte, die wundervolle Schreibweise, das Ermitteln von Phyllida, bei dem man direkt dabei ist und das humorvolle Geplänkel zwischen ihr und Bradford (und seinem Welpen Myrtle ;) waren wundervoll zu lesen!


Fazit:
Wunderbar unterhaltsamer historischer Cosy Crime mit der Haushälterin von Agatha Christie! Ich freue mich schon auf den nächsten Fall, den Phyllida hoffentlich wieder gemeinsam mit Bradford lösen wird! :D

Bewertung vom 06.11.2023
Fischer, Elena

Paradise Garden


sehr gut

berührendes Drama über eine Mutter-Tochter-Beziehung mit einigen Längen

3,5 Sterne

Die 14jährige Billie, die eigentlich Erzsébet heißt, plant DEN Sommer mit ihrer Mutter: aufgrund eines Gewinns haben sie zum ersten Mal Geld, um auf Urlaub zu fahren.
Doch dann kommt Billies Großmutter aus Ungarn, die sie nicht kennt. Weil sie angeblich sterbenskrank ist. Und Billies Mutter sie dahaben will, auch wenn sie sie nicht mag und deshalb schon mit 14 von zuhause abgehauen ist. Der Urlaub fällt somit ins Wasser.
Und dann passiert das Allerschlimmste, was einem Kind passieren kann: es gibt einen Streit, einen Unfall, und Billie verliert ihre Mutter.

Billies Welt wird eindrücklich dargestellt: die Liebe zu ihrer Mutter Marika, die alleinerziehend ist und mit viel Phantasie Billies Leben bunt macht und somit das fehlende Geld ausgleicht. Kein Wunder, dass sich beide riesig freuen, bei einem Preisausschreiben gewonnen zu haben, um endlich wirklich in Urlaub fahren zu können - und nicht wie bisher nur die Liegestühle auf den Laubengang ihrer Hochhauswohnung zu stellen.
Und was sich ihre Mutter alles einfallen hat lassen, um mit dem bisschen Geld durchzukommen, trotz zweier Jobs. Es war sooo traurig, dass die beiden am Monatsende nur mehr Nudeln mit Ketchup gegessen haben.

Die Charaktere sind detailliert dargestellt, auch die Nachbarn Luna und Ahmed, deren Freundschaft die große Herzenswärme und Hilfsbereitschaft auszeichnet.
Und besonders die ungarische Großmutter, die an allem etwas auszusetzen hat.
Allerdings kann ich das Verhalten von Billies Mutter soo oft nicht nachvollziehen. Warum verschweigt man seinem Kind wichtige Dinge? Ja, auch wenn es einem wehtut, daran zu denken, aber ein Kind hat die Wahrheit verdient.
Noch dazu, wo der Leser im Lauf der Geschichte Einiges erfährt, fragt man sich , warum Marika nichts über ihr Leben an der Nordsee erzählt hat? Auch den Grund für ihr Verschwinden von dort bzw. das Schweigen kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Als dann Billies Mutter stirbt, und auch der Grund dafür, ist einfach nur sooo traurig, man fühlt mit Billie soo sehr mit. Sie trauert so sehr, dass ihr sogar die Haare ausfallen.
Dass sie von ihrer Großmutter weg will, kann man total nachvollziehen, und selbstverständlich auch, dass sie sich auf die Suche nach ihrem Vater macht, von dem sie ja überhaupt nichts weiß.
Allerdings war es sehr absurd, dass ein Teenager mit einem alten Nissan allein quer durch Deutschland fährt, ohne aufzufallen. Und wer kann mit 14 schon so gut Auto fahren, um keinen Unfall zu bauen? Das fand ich sehr unglaubwürdig. Ebenso, dass der Jäger, der sie 'erwischt' hat, einfach weiterfahren lässt...

Im Mittelteil war die Geschichte etwas zäh, doch als Billie endlich an der Nordsee ankommt und glaubt, ihren Vater zu finden, wird es wieder fesselnd. Man fiebert wieder total mit.
Und das halboffene, schöne Ende hat einen mit der Traurigkeit der ersten Hälfte versöhnt.
Dafür, dass es auf der Longlist für den Buchpreis war, hatte ich mir doch etwas mehr Tiefgang erwartet.

PS. Gestört haben mich die deutsch/englischen Namen der Islandpferde. Islandpferde bekommen nämlich immer isländische Namen.


Fazit:
Ein berührendes Drama über eine Mutter-Tochter-Beziehung mit einigen Längen im Mittelteil, einer unglaubwürdigen Autofahrt quer durch Deutschland, aber einem Ende, das versöhnt.

Bewertung vom 01.11.2023
Reider, Katja

Kater Chaos - Au Backe, ein Hamster!


ausgezeichnet

herzallerliebst!

Kater Pommes lebt glücklich und zufrieden mit seinem Rudel; das sind Jonah, seine Schwester Pauline, und Mama und Papa (der Einfachheit halber nennt er sie auch so).
Bis eines Tages ein Hamster einzieht, den sich Pauline sooo sehr gewünscht hat: Hamstermädchen Mimi.

Typische Alltagsgeschichten von Familien werden humorvoll dargestellt; auch der große Wunsch nach einem Haustier und dessen Umsetzung. Und dass es wichtig ist, sich um ein Haustier auch gut zu kümmern und es artgerecht zu halten.
Witzig ist, dass Pauline auf Gleichberechtigung pocht und dass der Hamster deshalb ein Mädchen sein muss. Weil Pommes ja schon ein Kater ist.

Besonders lustig ist natürlich, dass alles aus Sicht von Kater Pommes, den seine Rudelmitglieder auch Kater Chaos nennen, erzählt wird. Es ist einfach total niedlich! Pommes ist natürlich das Oberhaupt und der Wichtigste in der Familie, und alles muss sich um sein Wohl drehen (tja, typisch Katze halt *lach*)
Und als dann so ein kleiner Zwerg kommt und droht, ihm die Schau zu stehlen, ist er natürlich gar nicht erfreut.
Aber er merkt, dass seine Angst und Vorurteile gegenüber dem kleinen Hamster - der ein HERR Mimi ist, aber das muss man Pauline ja nicht verraten ;) - völlig unbegründet sind. Und dass er ihn dann doch mag. So irgendwie ein bisschen halt. ;)

Die wichtigen Themen in dem Buch sind natürlich Familie, Zusammenhalt, Freundschaft und ein höflicher Umgang miteinander; aber auch Veränderungen und wie man damit umgeht. Und dass man seine Scheuklappen ablegen und nicht nach dem Äußeren gehen soll.
Die Umsetzung ist sehr gut gelöst, die Kinder streiten auch mal, versöhnen sich aber wieder - ebenso wie die Eltern.
Man kann sich als junger Leser gut in die Kinder hineinversetzen bzw. sich mit ihnen identifizieren.

Die Geschichte ist kindgerecht und leicht verständlich geschrieben, die Kapitel haben eine gute Länge, deshalb ist es nicht nur zum Vor-, sondern auch zum Selberlesen geeignet. Viele wundervolle, färbige Illustrationen untermalen das Gelesene.


Fazit:
Eine herzallerliebste, humorvolle Geschichte über einen Familienalltag; erzählt von Kater Pommes! Nicht nur für Katzen- (oder Hamster-)Fans geeignet! :D

Bewertung vom 25.10.2023
Brezina, Thomas

Tritt ein, wenn du dich traust! (Tritt ein!, Bd. 1)


sehr gut

ein magisches Wende-Abenteuer

Bente ist neu an der Schule und wäre am liebsten unsichtbar; er glaubt, dass ihn keiner mag, weil er uncool ist.
Schlimmer wird es noch, als plötzlich immer wieder eine gestreifte Tür auftaucht, die nur er sehen kann, und wo dahinter immer etwas passiert, das ihn dann in eine peinliche Situation bringt, zB als er nass wieder herauskommt. MEGA PEINLICH!!
Und dann ist da auch noch dieses Riesenmeerschweinchen hinter der Tür...

Die Geschichte ist in einem einfachen, leicht verständlichen Stil geschrieben und sehr humorig, v.a. auch die Namen aller Personen und die Reim-Varianten zu Bentes Namen und was eben so alles Kurioses passiert.
Die Idee, das Buch immer auf den Kopf drehen zu müssen, wenn Bente in die bunte Tür eintritt, ist ja echt mal neu und total witzig!! Es macht großen Spaß, das Buch hin und her zu drehen! :D

Aber diese mysteriöse Tür... was es damit wohl auf sich hat? Bente denkt, dass die Tür und deren (wechselnder) Inhalt (und das Meerschweinchen) etwas böses wollen, er fürchtet sich jedes mal und rennt immer davon. Tja, und so kommt er von einem Schlamassel ins nächste...

Man kann sich gut in Bente hineinfühlen, die Teenager-Probleme und alles, was damit zusammenhängt, Ängste, Schamgefühle, Unwohlsein, sind eindrücklich dargestellt.
Sehr schön ist die Freundschaft, die sich zwischen Bente und Leonie (die übrigens alles einstrickt-was für eine schräge Idee) entwickelt und dass Bente feststellt, dass er gut ist, genau so, wie er ist.

Die Geschichte ist magisch, witzig, skurril - und der enthaltene Krimi bringt auch Spannung.
Toll finde ich den Comic-Stil, der auch unterschiedliche Schriftarten und -größen enthält sowie Sprechblasen usw. So bleibt man - auch als Lesemuffel - am Ball und verliert nicht das Interesse (natürlich besonders auch durch das Drehen des Buches).
Die Illustrationen sind detailreich und untermalen das Gelesene.

Auch der Bildungsauftrag wird erfüllt: Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit forcieren und auf die Gefahren von zu viel Handy-Konsum aufmerksam zu machen.
Und das Thema Mobbing ist leider ein alltägliches Drama für viele Kinder, daher finde ich es gut, dass es hier angesprochen wird.


Fazit:
Schräg-humoriges Wende-Abenteuer um Bente und eine magische Tür in einem unterhaltsamen Comic-Stil.

Bewertung vom 18.10.2023
Parvela, Timo

Der Pakt / Schatten Bd.1


sehr gut

Würdest du deinen Schatten eintauschen?

Sara, die beste Freundin des 13-jährigen Petes, ist sterbenskrank. Aber niemand weiß, was sie genau hat.
Deshalb schleicht sich Pete ins Einkaufszentrum und flüstert dem dortigen Weihnachtsmann, was sein größter Weihnachtswunsch ist: dass seine Freundin wieder gesund wird.
Doch in der Nacht kommt ein seltsamer, schauriger Wichtel zu ihm und bietet ihm einen Tausch an: die Erfüllung seines Weihnachtswunschs gegen seinen Schatten.
Das geht klar, denkt sich Pete, wer braucht schon einen Schatten; wofür ist der eigentlich gut?

In einer schaurig-düsteren Erzählweise und finster-gruseligen Atmosphäre des kalten Nordens erfährt der Leser, dass es eben doch nicht egal ist, ob man einen Schatten hat oder nicht.
Pete bemerkt, dass viele Menschen keinen Schatten mehr haben; auch sein Lehrer und sogar sein Vater. Doch Pete hat - im Gegensatz zu fast allen anderen - ein seltsames, hässliches Glöckchen zu Weihnachten bekommen, das eine wichtige Funktion hat. Diesen Teil fand ich besonders bedrückend; darüber nachzudenken, wofür Menschen gedankenlos ihren Schatten eintauschen, was das mit ihnen bewirkt; und was der Unterschied zu Petes Wunsch und dessen Folgen ist.
Auch der Grund für den Verlust der Schatten sowie Saras Schicksal überrascht.

In zwei Erzählsträngen liest man über Pete und wie er gemeinsam mit Sara versuchen will, die Schatten wieder zurückzubekommen; sowie in der anderen Welt über Uudit und ihren Kampf gegen die dunklen Mächte. Die Auflösung, wer das Böse ist, ist mMn sehr gut gelungen; jedoch ist man nun umso neugieriger darauf, wie es weitergeht und wie Pete und Sara sowie Uudit den Kampf gegen das Böse im nächsten Band aufnehmen werden.

Die Kapitel haben eine gute Länge, sodass man zum Weiterlesen motiviert wird.
Manche Stellen fand ich dann doch etwas zu gruselig für junge Leser/innen ab 10 Jahren; auch was die Zeichnungen betrifft.
Die Illustrationen gefallen mir jedoch sehr gut. Sie sind dunkel und düster; das passt perfekt zur Geschichte.


Fazit:
Auftakt der düster-magischen, nordischen Märchen-Trilogie zur Weihnachtszeit, das zum Nachdenken anregt und das sowohl junge wie auch 'alte' Leser in seinen Bann zieht. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 17.10.2023
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1


sehr gut

Auftakt der Reihe über einen Klein-Gauner und seine illustre Truppe

Monsieur Guillaume Lipaire, der als gardien (Schlüsselmeister einer Eigentümergemeinschaft, Wächter zahlreicher Ferienhäuser und Wohnungen) in Port Grimaud an der wunderschönen Côte d’Azur tätig ist, hat sein ganzes Geld verloren und versucht sich nun, sich mit Charme und kleinen Gaunereien über Wasser zu halten. Übrigens ist sein richtiger Name Wilhelm Liebherr und er kommt aus Deutschland; selbst sieht er sich aber als Franzose. Doch die Einheimischen von Port Grimaud, das vom Architekten Gilbert Roudeau geplant und gebaut wurde, entlarven ihn aufgrund seiner Pedanterie sofort als Deutschen ;)
Seinem jugendlichen Schützling, Karim Petitbon, schanzt er immer wieder kleine Jobs zu, indem er ihm die Reinigungsarbeiten an den von ihn überwachten Häusern überträgt. Dieses Putzen ist jedoch nur deshalb notwendig, weil Lipaire die Häuser der Reichen, die ja sowieso die meiste Zeit leer stehen, unter der Hand an Touristen vermietet.

So haben die beiden eines Tages Stress, da sich die Familie Vicomte kurzfristig angesagt hat, und das Anwesen noch auf Vordermann gebracht werden muss - und dabei finden sie einen Toten im Haus, den es nun zu entsorgen gilt.
Das muss natürlich alles geheim vonstatten gehen - doch wie erwartet stellen sich die beiden etwas dümmlich dabei an, sodass am Ende insgesamt 6 Personen von dieser Aktion wissen. Gemeinsam wollen sie den großen Familienschatz finden und somit Geld aus den Vicomtes pressen, die, angeführt von Marie Yolante, wegen eines Geschäfts mit eben jenem Toten angereist sind.

Jeder Charakter der "Unverbesserlichen", wie sie sich selbst nennen, hat eine andere hilfreiche Eigenschaft für den großen Coup: Lipaire ist der der Kopf und Planer der ganzen Sache; Petitbon ist Fahrer des Taxibootes, und ein Boot wird oft gebraucht); dann sind noch der Belgier Paul Quenot dabei, der immer im Tarnfleckenanzug herumläuft, kräftig ist und Militärerfahrung hat; die etwas übergewichtige Delphine Berté, die einen Handyshop betreibt und alle Handys knacken kann; Jacqueline Venturino, die Tochter des Bürgermeisters, die sich sehr gut in der Geschichte des Ortes auskennt, was für die Jagd nach den Symbole durch den Ort natürlich äußerst hilfreich ist; und die 84-jährige Lizzy Schindler mit ihrem Hund Louis Quatorze, eine Lebefrau aus den 70ern, die den Architekten noch von damals kennt und somit natürlich auch hilfreiche Tipps geben kann.
Und dann ist da noch der klischeehafte einfältige commissaire Marcel, von dem ich mir eigentlich eine größere (tragendere) Rolle erwartete hätte. Irgendwie geht er unter; wenn er keinen Part gehabt hätte, wäre es quasi auch egal gewesen.

Die Geschichte ist im Stil alter Louis de Funès-Filme gehalten und komplett anders als die beliebte Kluftinger-Reihe des Autorenduos (aber dann irgendwie doch nicht ;D); alles ist chaotisch, eine Katastrophe jagt die nächste; die Personen sind teilweise dümmlich; viele Zufälle spielen die Gruppe in den Vorteil; und das alles ist natürlich sehr humorvoll, wenn auch teilweise sehr überzogen - aber zu jeder Zeit äußerst unterhaltsam.
Am Ende des Buches gibt es ein hilfreiches Glossar mit allen vorgekommenen französischen Wörtern/Redewendungen (die im Text kursiv gedruckt sind).


Fazit:
Auftakt der Reihe um einen Klein-Ganoven und seine illustre Truppe, die DEN großen Coup landen wollen, im etwas überzogen-humorigen Louis de Funès-Stil.

Bewertung vom 17.10.2023
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Auch Teil 3 der Totengräber-Reihe kann wieder überzeugen!

4,5 Sterne

Wien, 1895: Séancen werden immer beliebter; und nach einer solchen bei der berühmten Operndiva Maria Vanotti wird ein Teilnehmer unter mysteriösen Umständen tot in der Stephansgruft aufgefunden. Und zwar ist der Tote der Spiritismus-Gegner Dr. Theodor Liechtenstein. Als auf der Tatortfotografie von Julia Wolf der Geist des Alchemisten Karl Freiherr von Reichenbach, der beschworen werden sollte, zu sehen ist, ist die Panik in der Wiener Bevölkerung groß, denn alle glauben an die Rache des Geistes. Bis auf Inspektor Leopold von Herzfeldt, der sich gemeinsam mit Julia auf die Suche nach einer rationalen Erklärung und einem menschlichen Täter macht.

Und der Totengräber Augustin Rothmayer und seine Adoptivtochter Anna haben es derweil mit verschwundenen Kindern aus einem Waisenhaus im 5. Bezirk zu tun. Die Kinder sprechen von einem "Nachtkrapp", der sich die schlimmen Buben holt. Und Anna lässt sich dann selbst zu Recherchezwecken ins Kinderheim sperren.

Auch der dritte Teil der Totengräber-Reihe behandelt ein mystisches Phänomen, das dann jedoch natürlich auf logische Weise aufgeklärt werden kann. Diesmal geht es um Geistererscheinungen und Séancen.
Der Fall bzw. die Fälle sind wieder sehr komplex und man ist von der Auflösung überrascht. Wobei ich zuerst über den Täter nicht so wirklich glücklich war, weil es mir anfangs unlogisch erschien - doch dann haben sich alle Fäden aufgelöst und alles bestens aufgeklärt.

An dieser Reihe gefällt mir besonders gut, dass so viele historische Ereignisse und Tatsachen in der Geschichte verwoben sind (zB der Antisemitismus der damaligen Zeit, die technischen Errungenschaften von Elektrizität und Automobilen, das Verhalten der Gesellschaft - dass Séancen groß in Mode waren und zB Kaiserin Sisi auch daran teilgenommen hat bzw. Kronprinz Rudolf sogar einen Schwindler auffliegen hat lassen usw.); und dass eben auch tatsächliche Persönlichkeiten aus dieser Zeit einen Platz im Roman finden. So hat hier der bekannte Schriftsteller und Erfinder des berühmten Sherlock Holmes eine große Rolle und trägt zur Aufklärung des Falls bei: Arthur Conan Doyle.
Auch über das Schloss(hotel )am Cobenzl habe ich viel Interessantes erfahren; darüber wusste ich bisher noch gar nichts.
Man lernt wirklich viel über das historische Wien. - Dabei hilft auch ein Stadtplan des damaligen Wiens in der vorderen Buchklappe, auf dem ich immer wieder die Wege und Örtlichkeiten verfolgt habe, auf denen sich die Protagonisten bewegt haben - und habe gleichzeitig mit dem aktuellen Wien verglichen. (Zum Beispiel hieß die Reichsbrücke damals Kronprinz-Rudolf-Brücke).

Auch die Entwicklung der Charaktere schreitet voran; wobei ich mir von Leo und Julia mehr erhofft habe; ich bin schon sehr neugierig, wie es mit den beiden weitergeht.
Natürlich gibt es wieder Wortwitz und jede Menge Wiener Ausdrücke, die in einem Glossar am Ende erklärt werden.

Wenn man die örtlichen Gegebenheiten kennt, macht das Lesen noch mehr Spaß!
So hatte ich genau die Knochenberge in den Katakomben unter dem Stephansdom vor Augen, da ich vor einigen Jahren eine Führung mitgemacht habe; ebenso wie den Zentralfriedhof - der übrigens ebenfalls einen Besuch wert ist!


Fazit:
Wieder ein packender und komplexer Kriminalfall im historischen Wien für Inspektor Leopold von Herzfeldt und den Totengräber Augustin Rothmayer. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band!

Bewertung vom 09.10.2023
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


sehr gut

die berührende Geschichte der Babyklappe

Berlin, August 1947: Henni Bartholdy wächst in armen Verhältnissen auf, und nach dem Krieg hält ihre Mutter sie und den kleinen Bruder durch Putzen über Wasser.
Bis Henni eines Tages für ihre kranke Mutter einspringen muss und bei der wohlhabenden Ärztefamilie von Rothenburg putzt, wo sie den Sohn des Hauses kennenlernt.
Henni ist anfangs von dem Schnösel nicht begeistert, doch Ed kann sie durch seine leicht chaotische, lebenslustige Art und seine Einstellung, Medizin für alle Gesellschaftsschichten verfügbar zu machen, nicht nur für die Reichen, von sich überzeugen.

Mit viel Emotion fiebert man in allen Belangen mit Henni mit, es ist einfach so gefühlvoll geschrieben. Und besonders als Frau kann man alles so gut nachvollziehen.
Wie Henni ums Überleben kämpft; sich aber nichts schenken lassen will; und sich dann so sehr um die ungewollten Kinder Berlins sorgt, dass sie unbedingt Hebamme werden will und mit starkem Willen diesen Wunsch umsetzen kann. Und wie sie schließlich die Idee für den Vorgänger der Babyklappe hat.
Bei dem besonders schlimmen Schicksalsschlag Hennis kommen einem die Tränen; doch später konnte ich nicht nachvollziehen, warum Henni und v.a. Ed nicht wütend auf seine Eltern waren. Ich wäre es gewesen. Sehr sogar.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen; über Henni erfährt man von August 1947 bis Juni 1956; aus Sicht von Liv liest man im September 2000. Die Erzählungen wechseln sich immer wieder ab, wobei man Hennis Geschichte chronologisch verfolgt.

Liv ist eine Journalistin aus Dänemark, die über die erste offizielle Babyklappe Berlins im Krankenhaus Waldfriede berichtet, die von Dr. Eduard von Rothenburg eröffnet wird. Unfassbar, dass im Jahr 2000 diese Babyklappe zwar straffrei, aber immer noch nicht legal ist. Dabei ist diese doch damals wie heute oft die einzige Möglichkeit, um das Töten von Neugeborenen zu verhindern.
Auch Livs Geschichte ist sehr bewegend; sie hatte nämlich vor einigen Jahren ein berührendes Interview mit der Hebamme Henni Bartholdy, das beiden so zu Herzen ging, dass sie abbrechen mussten. Das Thema Babyklappe und Kindsweglegung geht Liv nämlich aus einem speziellen Grund besonders nahe.
Sehr warmherzig erzählt Marie Sand vom Leben der beiden Frauen, das sich dann doch anders verwebt, als man anfänglich glaubte.
Das Buch ist auch ein geschichtlich wichtiges Thema über die Selbstbestimmung und Rechte von Frauen.


Fazit:
Ein wichtiges Thema, verpackt in eine gefühlvolle Geschichte über eine junge Hebamme, verflochten mit der berührenden Erzählung über die Erfindung der Babyklappe.

Bewertung vom 08.10.2023
Uderzo, Albert;Goscinny, René;Coulon, Yves

Idefix und die Unbeugsamen 04


sehr gut

Idefix und seine Freunde

Jeder kennt und liebt den süßen Idefix aus den Asterix-Comics. Nun hat er eine eigene Reihe bekommen.
Hier in seinem bereits 4. Abenteuer kämpft er gegen einen Löwen, kocht ein römisches Süppchen und bringt die Hinkelsteine wieder zurück.

Das Buch ist in 3 Kurzgeschichten aufgeteilt, in denen jeweils Idefix und seine Freunde Dertutnix und Turbine, teilweise mit Hilfe von Katze Sardine, Eule Weissnix und Taube Astmatix, im Städtchen Lutetia gegen die Römer Widerstand leisten und sich nicht deren Gesetzen beugen wollen (daher heißen sie auch "die Unbeugsamen").

Mit viel Witz und typischen Zeichnungen hat man Spaß am Kampf der Tiere gegen die Römer.
Humorvolle Dialoge und lustiges Verhalten, v.a. von Turbine und Weissnix, dessen Zaubertränke nie wirken, machen Spaß am Lesen!

Kritisieren kann man wohl nur die wirklich sehr kleine Schrift; da hätte das Buchformat und somit die Schriftgröße gerne etwas größer sein können.


Fazit:
Drei lustige Geschichten von Idefix und seinen Freunden im Kampf gegen die Römer.

Bewertung vom 08.10.2023
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


sehr gut

Teil 2 um die drei charmanten Hobbydetektivinnen mit britischem Flair, aber eine überzogene Auflösung

Auch der zweite Fall für Judith Potts, 78, und ihre Freundinnen und Mordclub-Kolleginnen Becks Starling (die Gattin des Pastors) und Suzie Harris (Hundesitterin und Radiomoderatorin des örtlichen Senders in Marlow) ist ein typischer Whodunnit in Agatha-Christie-Manier.
Es gibt einen toten Adeligen, Sir Peter Bailey, der auf der Feier am Tag vor seiner Hochzeit mit Jenny Page, seiner ehemaligen Krankenschwester, stirbt. Und zwar fällt in seinem Arbeitszimmer, das versperrt ist (Sir Peter hat den Schlüssel in seiner Hosentasche) ein schwerer Schrank auf ihn. Sir Peters Sohn Tristram bricht die Tür auf, doch es ist zu spät.

Judith Potts, die zur Feier eingeladen war, hat wie so oft den richtigen Riecher bzw. eine eingebende Idee, die dann zur Lösung des Falls führt. Teilweise fand ich ihre Eingebungen richtig toll, manchmal aber etwas an den Haaren herbeigezogen. So auch die Auflösung, was ich irgendwie schade fand.
Trotzdem wurde ich wieder soo gut unterhalten, ich mag die alte Dame, die an Miss Marple erinnert. Auch die etwas überzogene Auflösung hat an alte Agatha Christie Krimis erinnert; und auch die Menge an potentiellen Tätern, die alle einen Grund für den Wunsch nach Sir Peters Tod hatten, die im klassischen Ausschlussprinzip minimiert werden. Doch immer wieder werden neue Puzzlestückchen aufgedeckt und die Meinung der Detektivinnen ändert sich laufend.
Die Ermittlungsarbeit fand ich wieder sehr interessant und spannend. Die Polizistin Tanika Malik hätte den Fall ohne die Drei wohl nicht lösen können; schon gar nicht, wenn sie die Weisungen ihres (klischeehaften) mit Scheuklappen behafteten Vorgesetzten befolgt hätte.
Ich habe mich jedenfalls wieder sehr wohl in Marlow gefühlt und freue mich auf ein Wiedersehen mit den drei kauzigen Ladies.


Fazit:
Eine charmante, leicht humorvolle Schreibweise, bei der man sich einfach rundherum wohlfühlt, drei schrullige Hobbyermittlerinnen und britischer Landhaus-Charme lassen über die Schwächen in der Auflösung hinwegsehen.