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Petra Sch.
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Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 571 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2023
Born, Leo

Schwarzer Schmerz / Mara Billinsky Bd.7


sehr gut

In ihrem 7. Fall ermittelt die Krähe in der Frankfurter Immobilienbranche

Mara Billinsky, "die Krähe", ermittelt in ihrem 7. Fall in der Frankfurter Immobilienszene. Einige Mitarbeiter von Atlantique sind unter mysteriösen und grausamen Umständen ums Leben gekommen. Wer bringt die Immobilienmakler um und warum?

Jan Rosen ist Mara wieder eine große Hilfe; wobei diesmal nicht so ganz. Er war ja in dem Beruf noch nie so wirklich glücklich. Schade, denn ich mag ihn sehr gern und finde, ohne ihn wäre Mara längst nicht so gut. Die beiden sind halt ein Dream-Team :)
Diesmal ist Klimmt wieder zurück und somit kann Mara wieder das tun, was sie am besten kann: ermitteln.
Doch dabei kommt ihr jemand in den Weg, wobei sich herausstellt, dass dies ein Kommissar aus Schweden ist, der mit seiner französischen Kollegin gemeinsam einen Geschäftsmann in Frankfurt jagt. Mara soll die beiden unterstützen und es ergibt sich eine spannende berufliche Entwicklung für Mara. Leider bin ich mit diesen beiden neuen Charakteren nicht so ganz warm geworden.

Ich mochte wieder Maras unkonventionellen Stil, auch wenn sie seit Band 1 schon viel ruhiger geworden ist - sich in brenzlige und gefährliche Situationen bringen kann sie jedoch immer noch ;)
Der Fall ist natürlich wieder in sich geschlossen und somit kann dieses Buch eigenständig gelesen werden; für die Entwicklung der Charaktere empfiehlt es sich jedoch, die vorigen Bände gelesen zu haben.
Leo Born versteht es, Spannung aufzubauen und diese mit kleinen Cliffhangern an den Kapitelenden zu halten.
Auch die Verstrickungen, Verwicklungen und wie sich das ganze auflöst, ist sehr gut gelungen.
Die Auflösung war einerseits schon überraschend; hat sich für mich jedoch schon etwas abgezeichnet, nachdem ich alle anderen potentiellen Täter ausschließen konnte.


Fazit:
Wieder ein solider 7. Fall für die Krähe, die diesmal in der Immobranche ermitteln muss.

Bewertung vom 19.09.2023
Nikolay, Mona

Hochmut kommt vor dem Farn


ausgezeichnet

auch der 3. Teil um die beiden Schrebergartler Manne und Caro ist wieder genial

4,5 Sterne

In der Kleingartenanlage "Harmonie" in Berlin wird im anschließenden Birkenwäldchen eine Leiche gefunden: brutal zugerichtet und öffentlich postiert.
Es stellt sich heraus, dass es nicht irgendwer ist, sondern die bekannte Politikerin Hanneke Klein, die noch dazu für das nahe Ende der Kleingartensiedlung verantwortlich ist, denn an deren Stelle soll ein Australischer Investor eine Fabrik für Indoor Gardening errichten.
Klar, dass der Verdacht auf die Bewohner der Kleingartenanlage fällt, es passt ja auch alles zusammen: die meisten haben einen Hass auf die Politikerin, sie wird tot neben der Anlage gefunden, und die Hacke der zweiten Vorsitzenden ist eines der Tatwerkzeuge.
Zum Glück werden Caro von Ribbek und Manne Novak, die ja nun eine Detektei betreiben, zu den Ermittlungen hinzugezogen, weil sie tiefer in die Seele der Kleingartler blicken können, bzw. die zurückhaltenden Gartenmenschen nur mit diesen beiden offener sprechen. Denn Schrebergärtner sind ja ein eigenes Volk ;)

Man ist sofort wieder mitten drin in der Kleingartenanlage, trifft alte Bekannte, allen voran natürlich Caro, Manne und deren Familien, Schmittchen aus dem benachbarten Kleingartenverein und die Polizisten Carsten Blume und Jan Lohmeyer, der diesmal aufgrund seiner Krankheit zum Glück kaum Auftritte hat, denn dieser ist ein typisch klischeehafter, scheuklappenbesetzter Beamter. Blume hingegen ist vif und eifrig und ermittelt offen in alle Richtungen. Diesen Beamten trifft man gerne!
Caro ist wie immer taff und voller Tatendrang, während Manne es eher ruhig angehen lassen will. Außerdem wird sein Sohn bald eine indische Hochzeit in England feiern, da kann er unmöglich zuvor noch einen Mord aufklären ;)
Doch wie immer sind die beiden ein spitzen Team, und wie nicht anders zu erwarten, können sie alle rechtzeitig zur Hochzeit :D

Der Fall selbst war wirklich toll ausgearbeitet; man bekommt immer wieder kleine Hinweise geliefert; man verfolgt die aufwändige Spurensuche von Manne und Caro, ist überrascht ob der Dinge, die sich dabei entfalten und wie sie ein Puzzlesteinchen ans andere legen und somit zur Auflösung gelangen, die ebenso überraschend wie nachvollziehbar ist.
Und wieder muss ich den humorvollen Schreibstil dieser Krimireihe, bei dem man sich richtig wohlfühlt, betonen, weil mir dieser richtig gut gefällt und ich mich sehr auf eine Fortsetzung freuen würde!

Schön finde ich, dass es in der vorderen Buchklappe einen Plan des Kleingartenvereins 'Harmonie' sowie dem anschließenden Birkenwäldchen gibt, so kann man die Wege von Caro und Manne super nachvollziehen.


Fazit:
Gelungener 3. Band der Berliner Schrebergarten-Reihe mit zwei sympathischen Privatermittlern, ganz viel Wohlfühlatmosphäre und Humor, und einem komplexen Fall.

Bewertung vom 10.09.2023
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


sehr gut

spannender 2. Teil der Island-Krimi-Reihe

Elma ermittelt in ihrem zweiten Fall anlässlich des Mordes an Marianna, die vor 7 Monaten spurlos verschwunden ist.
Aufgrund ihrer Psyche gingen damals alle von Selbstmord aus. Bis sie eines Tages in einem Lavafeld gefunden wird - mit eindeutigen Beweisen von Gewalteinwirkung.

Die schwierige und eher lieblose Beziehung zwischen der alleinerziehenden Marianna und ihrer 15-jährigen Tochter Hekla sowie zwischen Hekla und ihrer Pflegefamilie waren authentisch und emotional dargestellt. Man fragt sich, ebenso wie Elma, warum die Behörden die Unterbringungen der Kinder nicht zu deren Gunsten entscheiden.
Im Handlungsstrang der Gegenwart verfolgt man Elmas Nachforschungen hautnah. Die ermüdende und manchmal frustrierende Ermittlungsarbeit ist sehr glaubwürdig dargestellt. Mir gefiel Elmas Hartnäckigkeit, den Tod der jungen Mutter aufzuklären, da es einige Ungereimtheiten gibt.
Im zweiten Handlungsstrang liest man über eine Mutter, die sehr jung eine Tochter bekommen hat, aber zu dieser keine Beziehung aufbauen kann und eher gleichgültig mit dieser interagiert. Man verfolgt das Leben der beiden ab der Geburt bis zu deren 13. Lebensjahr.
Beim Lesen stellt man immer wieder Überlegungen an, wie diese beiden Erzählstränge wohl zusammenhängen.

Ich war total gefangen in der isländischen Kälte; diesmal gefiel mir die Atmosphäre viel besser; es war zwar auch typisch nordisch-düster, aber nicht ganz so deprimierend wie beim Vorgänger.
Toll waren wieder die detaillierten Beschreibungen der Landschaft, sodass man alles vor Augen hat. Nützlich sind hier auch die Karten von Island bzw. der Gegend der Handlungen im vorderen und hinteren Buchdeckel.
Der Fall ist wieder in sich geschlossen; und die privaten Entwicklungen von Elma und ihrem Kollegen Saevar sind aufgrund geschickt eingearbeiteter Infos gut nachzuvollziehen.
Der Fall ist spannend und komplex; und die Auflösung konnte ich erst nach 2/3 erkennen. Schade fand ich nur, dass die komplette Auflösung nur den Lesern bekannt ist.
Es gibt auch ein hilfreiches Personenregister, leider ist es am Ende des Buches und ich habe es erst nach dem Lesen gesehen. So etwas finde ich, gehört immer an den Anfang eines Buches.


Fazit:
Ein spannender zweiter Teil der Island-Krimi-Reihe mit einer hartnäckigen Ermittlerin, schöner Landschaft und einem komplexen Fall.

Bewertung vom 03.09.2023
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


ausgezeichnet

Alma Täubers 3. Fall während des internationalen Schachturniers in Baden-Baden

4,5 Sterne

Baden-Baden, 1925: Das internationale Schachturnier zieht viel Touristen an. Auch Alma Täuber, Fräulein vom Amt, und ihre Freundin Emmi Wolke sind fasziniert von dem Spiel.
Doch dann wird die Cousine von Almas Arbeitskollegin tot in der Wäschetrommel der Wäscherei, in der sie gearbeitet hat, gefunden. Die Polizei geht von Selbstmord oder einem Unfall aus, doch Alma ist sich sicher: es war Mord!

Es war sehr schön, wieder im historischen Baden-Baden sein zu dürfen und viele alte Bekannte zu treffen.
Emmi ist nun Filialleiterin eines Blumenladens, und Almas Freund Ludwig Schiller, Kriminalkommissar, findet Almas Gedanken gut, eine Detektei zu eröffnen. Denn die Arbeitsplätze der Fräulein vom Amt sind aufgrund der aufkommenden Selbstwählapparate bedroht.
Und Almas Geist ist flink und ihre Kombinationsgabe perfekt. Das merkt man auch bei ihrem neuesten Fall, den sie für die Polizei löst. Diese wird hier träge und faul dargestellt, denn keiner will ermitteln, wenn es doch offensichtlich Selbstmord oder ein Unfall war.
Sie ist auch sehr empathisch, denn sie ist sofort einverstanden zu ermitteln, als ihre Kollegin ihr von dem schrecklichen Tod ihrer Cousine berichtet hat.
Alma gerät bei ihren Ermittlungen in zwielichtige Kreise und es wird sogar wieder einmal gefährlich für sie!
Die Auflösung des Falls war überraschend, aber authentisch.

Besonders gut hat mir gefallen, dass historische Geschehnisse in der Geschichte verwoben sind; so eben das Schachturnier und das leider immer größere Aufstreben der NSDAP. Auch die Stellung der Frauen bzgl. Arbeit und Heirat ist immer noch ein Thema; Alma will ihre Freiheit nicht verlieren - sie liebt ihre Arbeit und mit einer Heirat darf sie diese nicht mehr ausüben. Allerdings liebt sie auch Ludwig sehr, und man spürt richtig ihre innere Zerrissenheit.


Fazit:
Ein gelungener dritter Teil des Fräulein vom Amt. Alma ist sympathisch und taff, Emmi überzeugt durch ihren Charme, der Fall ist spannend und die historischen Details sind interessant verwebt.

Bewertung vom 22.08.2023
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


sehr gut

der Serienmörder auf dem Campingplatz

3,5 Sterne

In Deutschland geht ein Serienmörder um, der von der Presse "der Camper" genannt wird, da er nur Opfer auf Campingplätzen tötet.
Bis er eines Tages von einem Zeugen gesehen wird und daraufhin ein Phantombild erstellt wird.
Die forensische Psychologin Evelyn Jancke glaubt, darin ihren vor 2 Jahren in Frankreich samt Frau verschwundenen Bruder Fabian zu erkennen.
Gemeinsam mit ihrem Exfreund, dem Polizisten Gerhard Tillmann, macht sie sich auf die Suche nach dem Täter, respektive Fabian.

Ein flüssiger Schreibstil, kurze Kapitel und immer wieder Blenden zum Täter in Kursivschrift, bei denen man sein Handeln und sein Denke erfährt, lassen einen nur so durch das Buch fliegen.
Evelyn erscheint anfangs total sympathisch und auch taff, doch im Laufe der Geschichte merkt man, dass sie alles andere als das ist. Wobei man oft nicht weiß: ist es wahr oder denkt sie sich das aus? Jedenfalls agiert sie absolut unprofessionell, sie lässt sich durch die Sache mit ihrem Bruder extrem ablenken und kann nicht mehr professionell agieren.
Außerdem wird Evelyns Verhalten mit der Zeit immer nerviger, denn sie will unbedingt vermeiden, dass Tillmann die Polizei informiert, sollte sie Erkenntnisse bekommen, wie Fabian (wenn er es denn ist) zu finden wäre. Klar, er ist ihr Bruder, aber sie sagt doch selbst, WENN er es ist, gehört er hinter Gitter. Warum also sträubt sie sich so dagegen, dass er von der Polizei gefunden wird? Ihre Ausflüchte und Heimlichkeiten und ihr gesamtes Verhalten ging mir mit der Zeit immer mehr auf die Nerven. Der mögliche psychische Absturz von Evelyn war leider nicht gut dargestellt, es wirkte so gewollt.

Bei Tillmann merkt man, dass er immer noch etwas für Evelyn empfindet, er will ihr nur helfen, doch auch sein sehr beschützendes Verhalten ist teilweise fragwürdig.
Und dann ist da noch der Zeuge Jasper Kriebich, der Zivilcourage gezeigt und ein mögliches Opfer vor dem Angreifer beschützt hat, der verdächtig oft die Nähe zu Evelyn sucht, sie sogar belästig, immer wieder anruft etc. Was sind seine Beweggründe dafür? Hat er sich wirklich nur in Evelyn verguckt oder steckt mehr dahinter?

Zwei weitere Charaktere waren mMn komplett überflüssig: der Anruf des angeblichen Freundes von Evelyns Bruder, von dem sie aber noch nie etwas gehört hat, ebenso wie Evelyns Patient Nils Kleinbauer, bei dem man sich anfangs fragt, was er mit der Geschichte zu tun hat, sollen wohl der Ablenkung und der Betonung von Evelyns geistigem Absturz dienen, waren für meinen Geschmack aber komplett überflüssig und ohne Mehrwert für die Geschichte.
Auch der Showdown war viel zu plötzlich und schon wieder vorbei; und die Auflösung, wer der Täter ist, sowie die Aufklärung um das Schicksal von Fabian und dessen Frau irgendwie zu schnell abgehandelt.


Fazit:
Lässt nach einem unfassbar guten Beginn leider nach; Evelyn ging mir mit ihrem unprofessionellen Verhalten mehr und mehr auf die Nerven und der Schluss war zu abrupt; trotzdem ist man von der fesselnden Schreibweise, den kurzen Kapiteln und den Blenden zum Täter gut unterhalten.

Bewertung vom 18.08.2023
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


sehr gut

eine Hommage an die Familie, explizit die Großeltern

3,5 Sterne

In seinem ersten Roman verarbeitet Max Richard Leßmann augenscheinlich seine Jugend, eigentlich die Beziehung zu seiner Familie; im besonderen zu seinen Großeltern.

Max besucht ein allerletztes Mal für drei Tage seine Großeltern väterlicherseits auf Sylt. Bisher fuhren sie immer mit dem Campingwagen dorthin, diesmal haben sie eine Ferienwohnung in der Anlage "Sylter Welle" gemietet.
Der Urlaub ist einerseits wie immer, andererseits ganz anders. Schon allein, dass der Urlaub diesmal nicht am Campingplatz stattfindet. Und dann verhält sich sein Oppa auch noch anders, er ist vergesslich...

Dieser Liebesroman an die Großeltern bzw. die Insel Sylt liest sich eingängig; obwohl es das Erzählen einer Lebensgeschichte ist, ist es doch auch spannend. Denn diese Familie ist anders als andere. Ganz vorne die Matriarchin Oma Lore, der Opa Ludwig hörig ist (jetzt im Alter, früher war es wohl nicht ganz so.)
Die Erzählung der Ereignisse dieser drei Tage wird immer wieder unterbrochen durch Rückblenden in die Familienvergangenheit. Die Familienbeziehungen werden ausführlich beschrieben, v.a. sämtliche Onkel und Cousins werden aufgezählt. Nur, dass der Protagonist auch eine Schwester hat, erfährt man erst auf Seite 159 (von nur 221). Außer, diese wird davor schon so nebensächlich erwähnt, dass es mir gar nicht aufgefallen ist.

Max' Großeltern sind typisch in ihrer Generation: sparsam bis zur Askese, engstirnig, mit Scheuklappen behaftet, homophob. Oma Lore hat keinerlei Mitgefühl. Und wehe, man denkt etwas anders oder gibt Widerworte. Max traut sich nichtmal zu erwähnen, dass er Würstchen nicht ausstehen kann, dass er sogar kotzen muss davon. Das sagt ja schon alles. Und davon gibt es noch viel mehr. Trotzdem liebt er seine Großeltern über alles, denn Blut ist nun mal dicker als Wasser. Tja, jeder wie er glaubt... Als Max' Mutter versucht, sich dagegen aufzulehnen, wird sie von Oma Lore fertiggemacht.
Ich finde nicht okay, dass eine Person die ganze Familie terrorisiert und sich niemand dagegen aufzulehnen traut. Und wichtige Dinge (zB Opa Ludwigs Erkrankung) werden verschwiegen und unter den Teppich gekehrt.
Sogar Max selbst gibt auf Nachfrage zu, dass er nur ein einziges seiner Familienmitglieder leiden würde, wäre er nicht mit ihnen verwandt - das sagt ja schon alles.

Das Fazit dieses Romans: Ja, man wird älter, und ja, dabei verändert sich alles. Die Menschen, die man liebt; die Gegenden, die man liebt; und es ist ein Kommen und vor allem ein Gehen.
Und eine Familie darf sich nicht von einer Person unterdrücken lassen.


Fazit:
Nach dem tollen Anfang einer launisch-unterhaltsam klingenden Familiengeschichte mochte ich Max' Großeltern, v.a. seine Oma Lore immer weniger leiden.

Bewertung vom 18.08.2023
Ludwig, Stephan

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller


ausgezeichnet

Wenn aus einer Leiche immer mehr werden...

4,5 Sterne

Norbert Heinlein ist ein freundlicher, älterer Mann, alleinstehend, der das seit Jahrzehnten im Familienbesitz befindliche Delikatessengeschäft führt. Nebenbei pflegt er auch noch seinen langsam dement werdenden Vater.
Dabei behilflich (sowohl im Geschäft, als auch bei der Pflege) ist ihm Marvin, der wohl autistische Züge hat, und den er fast als Sohn ansieht. Und deshalb tut er alles, um Marvin zu schützen.
Norbert Heinlein legt sehr viel Wert auf Tradition und vor allem Qualität, und die hat halt nun mal seinen Preis. Deshalb hat er nur mehr wenige Kunden, und eigentlich auch nur mehr eine alte Stammkundin, die jeden Tag zu ihm essen kommt. Die Kunden behandelt er äußerst zuvorkommend.
Seine Pasteten macht er jeden Morgen frisch, und jeden Tag gibt es eine andere Pastete, wobei er alte Rezepte neu interpretiert.

Die örtlichen Gegebenheiten sind anschaulich beschrieben, v.a. wie alles verfällt. Der Pension von Heinleins gutem Freund Keferberg droht auch die Gefahr der Schließung, da er kaum noch Gäste hat. Auch dass Qualität (und der dementsprechende Preis) nicht mehr wertgeschätzt wird, kommt eindrücklich rüber - die Leute wollen einfach immer mehr; die Welt ist zu schnelllebig.
Besonders gut hat mir das Verhalten von Norbert Heinlein gefallen, seine ungewollte Witzigkeit. Und natürlich der hervorragende schwarze Humor.
Wie unbeabsichtigt aus einer Leiche immer mehr geworden sind, die sich im Kühlraum im Keller stapeln, war urkomisch. Weil er doch sein Geschäft, aber v.a. Marvin beschützen will. Muss! Teilweise war es aber auch grotesk und überzogen, aber zu jeder Zeit sehr unterhaltsam.
Das Verhalten von Herrn Heinlein zum Schluss hat mich richtig überrascht; so etwas hätte ich ihm dann doch nicht zugetraut, obwohl er ja eine Entwicklung durchgemacht hat, die ihn immer abgebrühter hat werden lassen.

Toll und hilfreich ist die Karte im vorderen Buchdeckel, auf dem die Kreuzung, auf der "Heinlein's Delicatessen- und Spirituosengeschäft" sowie alle Gebäude rundherum eingezeichnet sind.


Fazit:
Ein wunderbar unterhaltsamer Cosy Crime mit einem sympathisch-schrulligen Protagonisten und jeder Menge schwarzem Humor.

Bewertung vom 15.08.2023
Gamble, Luke

Die Gesellschaft der geheimen Tiere Bd.1


sehr gut

eine phantasievolle und spannende Geschichte über magische, geheime Lebewesen

Die 11jährige Edith wird vor den Sommerferien nicht von ihren Eltern vom Internat abgeholt, da diese verschollen sind.
Daher muss sie zu ihrem Onkel, der Tierarzt ist und ganz versteckt im Wald lebt, von dem sie jedoch noch nie etwas gehört hat.
Bald merkt sie auch, warum das so ist. Denn er ist kein normaler Tierarzt, sondern er behandelt auch außergewöhnliche magische Tiere, von denen niemand etwas wissen darf.
Schon gar nicht das Syndikat, das sich auf die Jagd dieser außergewöhnlichen Tiere spezialisiert hat.

Edie ist ein sympathisches, taffes Mädchen, mit dem man zu Beginn total Mitleid hat. Ihre Eltern holen sie nicht ab, da sie verschollen sind. Dann wird sie zum Onkel abgeschoben (von dem sie im Übrigen noch nie was gehört hat), und dieser will sie loswerden.
Erst, als er merkt, dass sie eine magische Fähigkeit hat, nämlich mit Tieren telepathisch kommunizieren zu können, nimmt er sie wahr. Und nimmt sie mit zu den Yetis, wo die beiden einem kranken Yeti-Kind helfen sollen.
Wie Edie ihre Gabe bemerkt, war berührend dargestellt. Dass sie feststellt, dass ihre Kopfschmerzen und die Geräusche eigentlich Tierstimmen in ihrem Kopf sind, war einfach wundervoll. Und süß war, wie ihr der Hund Arnold dabei geholfen hat.

Die magischen Tiere sind natürlich phantastisch, allen voran die Pegasi mit dem König, die Yetis und auch alle anderen, die erwähnt wurden und auf die ich mich schon in den nächsten Bänden freue.
Das Buch vermittelt viele schöne Werte, wie Hilfsbereitschaft, als Edie ihre Gabe einsetzt, um kranken Tieren zu helfen; Zusammenhalt, Mut, Freundlichkeit und natürlich Freundschaft, denn viele Tieren auf Edies abenteuerlicher Reise werden ihre Freunde.

Dass es in Kinderbüchern Bösewichte gibt, ist ja fast schon obligatorisch; überhaupt wenn es so phantastische Wesen sind wie hier, war klar, dass das Syndikat diese Tiere jagen und verkaufen will.
Doch den Showdown am Schluss fand ich viel zu brutal, da hätte etwas weniger auch gereicht.

Der Plan vom Waldhaus und dem Grundstück des Onkels im vorderen sowie der Plan der Reise von Edie und ihrem Onkel bzw. dem Syndikat zu den Yetis im hinteren Buchdeckel ist sehr hilfreich, so hat man die Gegebenheiten vor Augen bzw. kann die Reiserouten nachvollziehen.


Fazit:
Eine phantasievolle und spannende Geschichte über ein taffes Mädchen, das telepathisch mit Tieren reden kann, und das mit ihrem Onkel magische, geheime Lebewesen beschützt und sich aufmacht, einem kranken Yeti zu helfen. Leider war mir der Showdown für ein Kinderbuch zu brutal.

Bewertung vom 15.08.2023
Wolf, Klaus-Peter

Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1 (MP3-CD)


gut

Auftakt der Krimireihe über einen mordenden Arzt und dessen Lebensgefährtin

Leider kannte ich bisher noch kein Buch von Klaus-Peter Wolf, das wäre wohl besser gewesen, denn der Protagonist dieser Reihe ist derselbe wie von einer anderen Reihe des Autors. Es kommen daher auch viele andere Personen aus seinen Reihen vor, wobei einem oft die Hintergrundinfos und die Kenntnis über die Beziehungen der Personen untereinander fehlt.

Ich finde es total witzig, dass der Serienmörder Bernhard Sommerfeldt, der nun als Ernest Simmel eine Klinik an der Nordsee leitet, weiterhin alle Bösewichte eliminiert, die die von ihm gegebene zweite Chance nicht nutzen und weiterhin kriminelle Dinge treiben (zB Drogen an Schulen verkaufen, woraufhin sogar ein Schüler gestorben ist).
Doch jemandem gefällt das ganz und gar nicht, weshalb die Hochzeitsplanungen von Sommerfeldts Verlobter Frauke erstmal ruhen müssen.

Die Geschichte ist teilweise schräg, bizarr, etwas überzogen, und hat aber auch richtig guten Humor.
Leider gab es für mich immer wieder einige Längen, da einfach zu viel Drumherum war, und der Fall dann total in den Hintergrund geriet.
Der Cliffhanger hat mich dann aber doch neugierig auf den nächsten Band gemacht!

Der Autor liest selbst; nachdem ich mich an dessen Stimme und Intonation gewöhnt hatte, fand ich gut, wie er den einzelnen Figuren Leben einhaucht.


Fazit:
Den schrägen Humor von Klaus-Peter Wolf muss man mögen; für mich war es zu viel Drumherum und zu wenig Fall. Auch wenn ich auf den Fortgang des Cliffhangers neugierig bin.

Bewertung vom 14.08.2023
Pickel, Juliane

Rattensommer


gut

aufwühlendes und emotional intensives Jugendbuch

3,5 Sterne

Die Sommerferien haben begonnen, es ist brütend heiß. Lou und Sonny, beste Freudinnen seit Kindertagen, verbringen die Zeit gemeinsam und erste Gefühle keimen.
Bis Hagen Bender, der "Mörder" von Sonnys Mutter, aus dem Gefängnis entlassen wird. Denn seitdem hat Sonny nur noch Rachegedanken.

Die Geschichte wird aus ich-Sicht von Lou erzählt, daher kann man sich tief in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen. Die Sätze sind einfach und kurz gehalten, Lou erzählt uns quasi ihre Erlebnisse. Auch die drückende Hitze des Sommers kann man richtig auf der Haut spüren.
Der Autorin gelingt es hervorragend, die Gefühle von Lou authentisch rüberzubringen, sodass man diese auch als Erwachsener nachvollziehen kann, besonders auch das Gefühlschaos, als sie merkt, dass sie plötzlich mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Sonny hat.
Dann ist da noch die Sache mit ihrer Schwester, die genau ein Jahr vor Lous Geburt tot zur Welt gekommen ist. Lou hat sogar deren Namen bekommen. Sie fühlt sich nur als Ersatz und hat das Gefühl, dass v.a. ihre Mutter den möglichen Charakter ihrer Schwester auf sie projiziert.
Und dann verlangt auch noch Sonny von ihr, gemeinsam an Hagen Bender Rache zu nehmen, wogegen sie sich aber verweigert, was Sonny gegen sie aufbringt und sie sich von ihr emotional entfernt, was Lou sehr zu schaffen macht. Und sie hat das Gefühl, dass sie Sonny seit dem Tod deren Mutter ständig retten muss, obwohl diese aber gar nicht gerettet werden will.

Ich finde, bei Sonny ist es der Autorin nicht ganz so gut gelungen, deren Gefühlswelt darzustellen. Anfangs schon, man fühlt richtig mit ihr mit, als plötzlich der Typ, der für den Tod ihrer Mutter verantwortlich ist und sie ihn deshalb nur "Mörder" nennt, nach nur 3 Jahren wieder aus dem Gefängnis entlassen wird. Sie ist immer noch in ihrer Trauer, ihr Leben ist zerstört, aber "der" darf schon wieder frei sein. Das kann sie verständlicherweise nicht akzeptieren und hegt Rachegedanken.
Aber WIE sie sich dann verhält - auch Lou gegenüber - das entgeht leider meinem Verständnis. Klar, sie ist schwer traumatisiert, aber ich kann ihr Verhalten trotzdem nicht wirklich nachvollziehen. (besonders was die Katze von Hagen Bender betrifft, wo sie doch immer so eine große Tierfreundin war.)

Sehr gut haben mir die beiden Szenen gefallen, wo Lous Mutter endlich merkt, dass Lou nicht der "Ersatz" ihrer verstorbenen Schwester ist, sondern ein ganz eigener, selbstbestimmter Mensch.
Und Lous Entwicklung, besonders am Schluss, als sie für sich endlich erkannt hat, dass sie ein eigenständiger Mensch ist und auch ohne Sonny zurechtkommt. Auch wenn sie gerne die "alte" Sonny und die starke Freundschaft von damals wieder zurückhätte.
Leider hat mir der Schluss das bisher gute, wenn auch emotional eher deprimierende, Buch etwas verleidet; die Schlussszene am See ist sehr brutal, und es bleiben auch etliche Fragen offen, was ich für ein Jugendbuch - besonders für ein intensives wie dieses - nicht gut finde.


Fazit:
Ein intensives, aufwühlendes und emotionales Jugendbuch über die Entwicklung zweier Freundinnen. Leider haben mir das Ende und die offen gebliebenen Fragen nicht gefallen.