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Kiki2705

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Insgesamt 191 Bewertungen
Bewertung vom 25.08.2022
Lambert, Ariana

Lügentod - Wenn die Wahrheit stirbt: Thriller


weniger gut

„Lügentod – Wenn die Wahrheit stirbt“ ist ein Thriller aus der Feder von Ariana Lambert.
Hugo kehrt nach 11 Jahren in seinen Heimatort Karlsdorf zurück, da sein Jugendfreund beerdigt werden soll. Dort trifft er nicht nur auf seine Jugendliebe Becca, sondern muss sich auch einer Vergangenheit stellen, die er mit seinem Weggang nach New York verdrängen und vergessen wollte.
Doch seine Schuld kann man nicht einfach vergessen.
Das Cover des Buches ist sehr schön gestaltet – sehr düster und geheimnisvoll. So hat man direkt Lust auf einen spannenden Thriller.
Der Schreibstil von Ariana Lambert ist leicht verständlich und flüssig zu lesen, sodass man ziemlich schnell durch die Seiten fliegt. Die kurz gestalteten Kapitel sind ebenfalls sehr angenehm. Als Thriller würde ich das Buch jedoch nicht bezeichnen, da sich die Spannung für mich nicht aufbauen konnte und somit auch der Gänsehauteffekt gefehlt hat.
Man startet in der heutigen Zeit in die Geschichte, in der Hugo in seine Heimat zurückkehrt, doch schnell wird auf die Vergangenheit zurückgeblickt. Man erfährt als Leser, was vor 11 Jahren passiert ist.
Die vier Jugendlichen, die hauptsächlich an den Handlungen beteiligt sind, wollen mithilfe eines Youtube-Kanals Morde aufklären, die sich in letzter Zeit in ihrem Heimatort häufen. Doch schnell kommen Beschuldigungen auf, die jeglicher Grundlage entbehren und Konsequenzen nach sich ziehen, mit denen keiner der vier gerechnet hat.
Leider waren für mich die Dialoge und Handlungen sehr konstruiert und wenig authentisch. Sehr oft fielen Wörter wie Scheiße, Verdammt usw., sodass ich hier eher den Eindruck hatte, dass völlig unreife Teenager handeln, als reife Jugendliche, die sich ihrer Taten bewusst sind.
Die Zusammenarbeit mit der Polizei, die hier suggeriert wurde, war für mich ebenfalls sehr unglaubwürdig. Welcher Polizeikommissar würde sich auf so ein Social-Media-Experiment mit vier Halbstarken einlassen?! Noch dazu bei den heutigen Datenschutzbestimmungen?
Die einzelnen Charaktere der Jugendlichen konnten bei mir leider keine Emotionen wecken. Man erfährt die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Becca und Hugo, doch tiefergehende Gefühlsregungen wurden bei mir trotz vorhandenem Potential nicht geweckt.
Die als überraschend angedachten Wendungen waren für mich teilweise vorhersehbar und das Ende leider zu plump. Das hat mir nicht gefallen und ich hätte es mir anders gewünscht.
Alles in allem war es für mich ein kurzes Buch für zwischendurch, welches mir aber wohl leider nicht in Erinnerung bleiben wird. Vom Klappentext her hatte ich mir mehr erhofft.

Bewertung vom 23.08.2022
Gorcheva-Newberry, Kristina

Das Leben vor uns


sehr gut

„Das Leben vor uns“ ist der Debütroman von Kristina Gorcheva-Newberry, ins Deutsche übersetzt von Claudia Wenner.
Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um 2 junge Mädchen, die in den letzten Jahren der Sowjetunion in Moskau aufgewachsen sind. Der Staat steht vor dem Zerfall, die Inflation nimmt immer mehr an Fahrt auf, Unsicherheit und Aufbruchstimmung sowie eine Gesellschaft in aufgewühlten Zeiten stehen im Mittelpunkt.
Der Roman ist untergliedert in 2 Teile.
Wir erleben die Geschehnisse aus der Sicht von Anja, die als junges Mädchen in der Sowjetunion in einem wohl behüteten, aber ärmlichen Elternhaus aufwächst. Anja ist eine sehr sympathische Protagonistin, die eine tiefe Freundschaft mit Milka verbindet.
Milka war mir leider von Beginn an eher fremd. Ihre derbe und teils sehr sexistische Ausdrucksweise hat mich immer wieder abgestoßen, auch wenn diese im Kontext des Geschehens sicherlich passte. Sie stammt aus einem zerrütteten Elternhaus und hat es alles andere als leicht im Leben.
Die Jugendlichen erleben ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe, dem Alkohol, Freundschaften usw. alles vor dem Hintergrund der damaligen Politik. Für mich war das Lesen des Romans sehr bedrückend. Die Stimmung, die vermittelt wurde, zeigte die damalige Situation der Menschen – die fehlende Freiheit, das „Eingesperrtsein“ im eigenen Land, aber auch die Sehnsucht nach mehr, nach Aufbruch in eine neue, freiere Welt!
Gleichzeitig fand ich den Zusammenhalt in der Familie sehr liebenswert. Die gesamte Familie kümmerte sich zum Beispiel rührselig um die Großmutter, die im Krieg schlimmes erlebt hat und die in Würde altern sollte.
Interessant fand ich die unterschiedlichen Sichtweisen der Charaktere auf die Politik, die in Form von Diskussionen durchaus ausgetragen werden durften. So konnte man sich als Leser auch selber eine Meinung bilden und erleben, dass nicht alle Menschen in der damaligen Sowjetunion gleich dachten.
Die Geschehnisse spitzen sich zu einer unerwarteten Wendung hin zu, sodass wir in Teil 2 nach vielen Jahren mit einer veränderten erwachsenen Anja, die in die USA ausgewandert ist, in das nun auch veränderte Russland zurückkehren.
Ich selber habe mich mit der Geschichte der Sowjetunion vorher nicht befasst, sodass die historischen Fakten und Hintergründe für mich neu und sehr interessant waren.
Auch vor dem Hintergrund der heutigen Geschehnisse erhält dieser Roman an zusätzlicher Aktualität und öffnet einem die Augen für die Sichtweise vieler Russen auf das geopolitische Weltgeschehen.
Dieser Roman ist ein gelungenes Debüt, welches historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte gekonnt verknüpft. Mir war der Roman an manchen Stellen zu bedrückend, aber er bleibt mir auf jeden Fall in Erinnerung!

Bewertung vom 23.08.2022
Esser, Frank

Wir schweigen bis ins Grab


ausgezeichnet

„Wir schweigen bis ins Grab“ ist der Auftakt der Jana-Brinkhorst-Krimi-Reihe von Frank Esser. Es handelt sich hierbei um eine Neuauflage des Krimis, der ursprünglich unter dem Titel „Sühnepakt“ erschienen ist. Der Fall ist in sich abgeschlossen.
Der Staranwalt Julius Wellenbrink kommt bei einem Autounfall ums Leben, doch der Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst ist schnell klar, dass es sich hierbei um Mord handelt. Nur kurze Zeit später wird der erfolgreiche Immobilienmakler Patrick Sanddorn, ein Schulfreund des ersten Opfers, brutal ermordet. Handelt es sich um einen bloßen Zufall?
Bei den Mordermittlungen stoßen die Ermittler auf einen Jahrzehnte zurückliegenden Vermisstenfall. Stehen die Morde mit diesem im Zusammenhang?
Der Schreibstil von Frank Esser ist von Beginn an fesselnd.
Bereits der Einstieg ins Buch erzeugt Spannung, welche bis zum Schluss nicht mehr abflaut. Die Mordermittlung kann man Stück für Stück begleiten.
Jana Brinkhorst und ihr Team sind dabei sehr sympathisch und authentisch. Das Zusammenspiel und der gegenseitige Gedankenaustausch haben mir sehr gefallen.
Immer wieder stellt man neue Vermutungen auf, die man gleich wieder verwerfen muss. So kann man bis zum Schluss miträtseln, wer der Täter sein könnte.
Durch den Perspektivwechsel zum Täter hat man auch in dessen Gedankenwelt einen kleinen Einblick.
Sehr gelungen ist am Ende die Auflösung. Die Fäden der Geschichte laufen lückenlos zusammen und dem Autor ist somit ein wirklich unterhaltsamer Reihen-Auftakt gelungen.
Von mir gibt es hierfür eine klare Leseempfehlung und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 22.08.2022
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

In „Findelmädchen – Aufbruch ins Glück“ von Lilly Bernstein tauchen wir ein ins Köln der 50er Jahre.
Helga und ihr Bruder Jürgen haben in den Wirren der Nachkriegszeit beide Eltern verloren – die Mutter mutmaßlich verstorben, der Vater nie aus dem Krieg heimgekehrt – und sind nach Jahren in den Trümmern Deutschlands bei liebevollen Zieheltern in Frankreich aufgewachsen. Eine Erinnerung an ihre frühere Kindheit haben beide nicht.
Plötzlich taucht ihr Vater aus der russischen Kriegsgefangenschaft wieder auf und holt die beiden in die Heimat nach Köln zurück.
Zu Beginn ist sowohl bei Jürgen als auch bei Helga die Freude groß, doch schon bald muss vor allem Helga erkennen, dass ihr großer Traum, aufs Gymnasium zu gehen und später Lesen und Schreiben zu studieren, in weite Ferne gerückt ist. Stattdessen schickt ihr Vater sie auf eine Haushaltungsschule, wo sie lernen soll, später eine gute Ehefrau zu sein. Im Zuge eines Praktikums im Waisenhaus muss sie die grausame Behandlung der Kinder durch die Nonnen miterleben und versucht ihr Möglichstes, um den Kindern das Leben zu erleichtern.

Der Schreibstil von Lilly Bernstein ist bildhaft, hochemotional und fesselnd.
Man erfährt die Geschichte aus der Sicht von Helga. Sie wird mit all ihren Gefühlen und Unsicherheiten so gut beschrieben, dass man sie förmlich vor Augen hat und mit ihr mitfiebert.
Auch die anderen Charaktere sind sehr lebendig und authentisch beschrieben. So habe ich von Beginn an eine große Sympathie für Fanny verspürt, die ihren Traum von einer eigenen Milchbar im Haus erfüllen will. Helgas Bruder Jürgen fasst Fuß in Köln, findet Arbeit und auch seine erste Liebe. Aber auch fiese Charaktere wie Tante Meta dürfen in einer gelungenen Geschichte nicht fehlen.
Als zweiter Handlungsstrang sind sehr geschickt Tagebucheinträge der Mutter von 1945 eingefügt, aus denen der Leser Stück für Stück in die Vergangenheit der Kinder blicken kann und so erfährt, was in den Wochen nach Kriegsende tatsächlich passiert ist.
Die Zeit der 50er Jahre, vor allem auch die Stellung der Frau und deren Abhängigkeit von der Männerwelt, werden gut eingefangen. Auch die Folgen des Krieges, die immer noch überall spürbar sind und gleichzeitig der Versuch der Menschen, das Grauen und auch die eigenen Taten unter den Teppich zu kehren, bleiben nicht unerwähnt. Es wird deutlich, dass die Aufarbeitung der Naziherrschaft nicht sofort und allumfassend angegangen wurde.
Auch die Situation der Flüchtlinge aus den von den Nazis zurückeroberten Gebieten findet im Roman Anklang.
Die Geschichte und Erfahrungen von Helga sind teilweise sehr traurig und vor allem die Situationen, die man als Leser im Waisenhaus erfährt, sehr erschreckend, sodass mir der Mund offen stehen blieb und ich auch Tränen in den Augen hatte. Wenn man am Ende des Buches auch noch erfährt, dass die geschilderten Situationen auf Erfahrungen von damaligen Heimkindern beruhen, ist es umso bedrückender.
Sehr schön finde ich hingegen, dass der Autorin gelungen ist, ab und an einen Bezug zum Vorgängerroman „Trümmermädchen“ zu setzen, den man zwar nicht gelesen haben muss, welcher aber nun definitiv auf meiner Wunschliste steht.
Dieses Buch hat in mir während des Lesens eine ganze Palette von Gefühlen ausgelöst – von Fröhlichkeit und Freude bis zu Trauer und Entsetzen war alles dabei. Es war ein Roman, der mich von der ersten Seite an gefesselt und wunderbar unterhalten hat und der in mir noch eine ganze Weile nachklingen wird.
Dafür gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.07.2022
Adams, Marie

Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2


ausgezeichnet

„Das Haus der Hebammen – Carolas Chance“ ist Band 2 der Trilogie über das 1. Geburtshaus in Köln aus der Feder von Maria Adams.
Ich bin in diese Trilogie erst mit Band 2 eingestiegen, was jedoch kein Problem darstellt. Die Geschichte kann vollkommen unabhängig gelesen werden. Es ist natürlich von Vorteil, wenn man Band 1 kennt, da man die Protagonisten und ihre Hintergründe so bereits besser versteht.
In Band 2 ist das Geburtshaus bereits als „Haus der guten Hoffnung“ in Köln etabliert und die 3 Hebammen Susanne, Carola, Ella und der Neuzugang Annette haben alle Hände voll zu tun.
Sie begleiten die Schwangeren gefühlvoll durch die Zeit der Schwangerschaft, durch Hochs und Tiefs, durch die Geburten, die so unterschiedlich sind wie die Schwangeren selber und versuchen gleichzeitig, ihr eigenes Leben trotz Rufbereitschaft und hoher Arbeitsbelastung nicht aus den Augen zu verlieren.
Obwohl der Untertitel suggeriert, dass es hauptsächlich um Carola geht, erfährt der Leser aus der Perspektive aller drei Gründerhebammen den Lauf der Geschichte und deren Entwicklung.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm flüssig zu lesen und ließ mich nur so durch die Seiten fliegen.
Die 3 Hebammen sind mir alle sofort sympathisch geworden.
Am meisten verbunden gefühlt habe ich mich allerdings mit Carola, die mit ihren 3 Kindern und einem Vollzeitjob versucht alles bestmöglich unter einen Hut zu bekommen und dabei an ihre Grenzen stößt.
Besonders bewegend finde ich die Situation von Susanne, die trotz Kinderwunsch einfach nicht schwanger wird und dadurch auch mit ihrem liebevollen Ehemann Antonius einige Hürden überwinden muss.
Die jüngste – Ella – ist noch ungebunden und frei und möchte diese Freiheit auch noch nicht so schnell verlieren.
Als Kind der 90er Jahre habe ich mich mit diesem Buch förmlich in die Zeit zurückgeworfen gefühlt – ob damals geliebte Bücher, Ohrwürmer oder Talkshow-Ikonen. Man erkennt so vieles wieder und kann beim Lesen gar nicht glauben, dass es doch schon so lange zurückliegt. Dieses Flair einzufangen, ist besonders gut gelungen.
Auf der anderen Seite spricht Marie Adams in diesem Buch zahlreiche wichtige Themen an, die auch heute noch aktuell sind: Gleichberechtigung von Mann und Frau, auch wenn Kinder die Paarbeziehung verändern; Überlastung und psychische Gesundheit; medizinische Fortschritte usw.
Teilweise waren es mir zu viele Themen, die ich gar nicht alle auf einmal verarbeiten konnte. Jedoch merkt man dadurch auch, wie viele Dinge gerade auch rund um Geburt und Partnerschaft unausgesprochen bleiben und erst dadurch zum Problem erwachsen.
Besonders gefallen hat mir, dass in diesem Buch endlich mal Geburten nicht nur als Horrorszenario dargestellt werden, sondern die Stärke der Frau und der besondere Moment zur Geltung kommen. Natürlich ist das nicht bei jeder Geburt der Fall, aber dieser einzigartige und bewegende Moment sollte für jede Frau und auch den Partner in positiver Erinnerung bleiben. Da scheint mir der Gang ins Geburtshaus nach dem Lesen dieser Lektüre genau der richtige.

Fazit:
Ein sehr angenehm zu lesender Roman mit einer wichtigen Botschaft. Die Arbeit der Hebammen ist extrem wichtig und sollte viel mehr gewürdigt werden in der heutigen Zeit! Ich freue mich schon auf Band 3 der Reihe!

Bewertung vom 29.07.2022
Kaufman, Susan

NEW YORK - Wie es keiner kennt


sehr gut

Wenn man an New York City denkt, fallen einem sofort Bilder von hohen Wolkenkratzern, blinkenden Lichtern und der Trubel vieler geschäftiger Menschen ein, doch mit dem Bildband von Susan Kaufmann wird man in ein ganz anderes, ein ganz persönliches New York entführt.
Das Format ist kleiner als ich vermutet hatte mit seinen 17,5 cm x 23,5 cm, passt dadurch aber umso besser ins Bücherregal.
Durch eine kleine Einführung wird klar, aus welchen Beweggründen Susan Kaufmann diesen Bildband erschaffen hat. Dieser persönliche Einblick in die Hintergründe zur Entstehung lässt einen die Bilder nochmal ganz anders betrachten.
Der Bildband ist untergliedert nach den Stadtteilen, die Susan Kaufmann als ihre Lieblingsorte regelmäßig besucht. Zu jedem Kapitel erfolgt vorab eine kleine Information mit interessanten Informationen und zum Abschluss jeweils eine kleine Übersichtskarte ihrer Lieblingsorte im Stadtteil.
Jedes Bild ist so beschriftet, dass man die Orte bei einem Besuch in New York auch selber wiederfinden kann.
Beim Durchblättern des Bildbandes fällt besonders die hohe Qualität der Fotos, die Fröhlichkeit der Farben und die Abwechslung in der Architektur der Gebäude auf.
Würde man nicht wissen, dass es ein Bildband von New York ist, könnten sich die zahlreichen Hauseingänge, Treppen oder Cafés sicher auch in vielen anderen Städten befinden.
Besonders gefallen hat mir das Einfangen der verschiedenen Jahreszeiten und Wetterlagen und den damit verbundenen Schönheiten der Natur und Umgebung.
Ein Großteil der Bilder sind Häuser, Hauseingänge, Treppen etc. Hier wäre vielleicht ein bisschen mehr Abwechslung schön gewesen. Die Architektur ist zwar beeindruckend, aber man sieht sich leider irgendwann satt.
Jedoch macht Susan Kaufmann ganz klar, dass es ihre persönlichen Lieblingsorte sind, die hier als Bilder verewigt sind.
Jeder ist dazu angehalten, sich selbst ein Bild dieser schönen Stadt abseits von Wolkenkratzern und Trubel zu machen und seine eigenen Lieblingsorte zu finden.
Für mich war es eine Bestätigung, dass ich New York mit all seinen Facetten gern einmal besuchen möchte, aber auch dafür, durch meine eigene Stadt mal etwas aufmerksamer zu gehen und charmante Orte zu entdecken.

Bewertung vom 22.07.2022
Troi, Heidi

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.


gut

In „Marterlmord“ aus der Feder von Heidi Troi wird der Carabinieri Pietro Carminati in ein kleines 300-Seelen-Dorf in einem engen Tal in Südtirol versetzt. Nachdem 40 Jahre lang Ruhe war, wird gleich am Tag seiner Ankunft ein Toter ertrunken im Bach gefunden. Nachdem man beim ersten Todesfall noch von einem Unfall ausgehen könnte, wird am nächsten Tag ein brutal zugerichtetes Opfer aufgeknüpft an einem Marterl gefunden. Und die Mordserie reißt nicht ab. Die Suche nach dem Mörder und dessen Motiv beginnt, doch der neue Carabinieri trifft bei der Dorfgemeinschaft auf eine Wand des Schweigens.
Das Cover des Buches ist mit seiner schaurig-düsteren Stimmung richtig passend für die Geschichte. Man sieht auch gleich das Marterl – ein Wegkreuz mit einem Heiligenbild oder entsprechender Inschrift, welches dem Buch den Namen gibt und dessen Bezeichnung mir bis zum Lesen der Lektüre völlig unbekannt war.
Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen. Teilweise waren für mich die vielen verschiedenen Namen schwierig, haben aber gleichzeitig die Eigenheiten des Dorfes gut rübergebracht. Auch der Sprachmix aus Deutsch und Italienisch, der für diesen Landstreifen wohl typisch ist, wurde deutlich. Durch ein kleines Glossar am Ende des Buches hat man die Möglichkeit, einige fremde Begrifflichkeiten nachzuschlagen.
Die Atmosphäre im Dorf, die Verstocktheit und Gefühlskälte der Dorfbewohner ist förmlich spürbar. Man kann die Verzweiflung und Wut des Carabiniere darüber nachvollziehen, dass keiner mit ihm redet und ihm lediglich mit Ein-Wort-Sätzen oder einem bloßen Schulterzucken geantwortet wird. Gleichzeitig merkt man als Leser, dass die Dorfbewohner etwas wissen und jemanden decken oder selber Angst haben?!
Leider kann man nicht richtig miträtseln, da es für meinen Geschmack viel zu wenig Anhaltspunkte dafür gibt und vieles an der Oberfläche bleibt. Auch der Carabiniere Pietro bleibt blass.
Völlig überflüssig für die Story empfand ich außerdem die Liebesangelegenheiten von Pietro. Es hätte dem Krimi nicht geschadet, wenn diese einfach weggelassen worden wären.
An manchen Stellen kommen einzelne Gegebenheiten, wo man denkt, da passiert jetzt was Schlimmes, welche jedoch ohne weiteres Aufsehen aufgelöst werden und damit die Spannung wieder abebbt.
Man hat das Gefühl, dass die Morde vor sich hinplätschern und die Spannung im Laufe der Handlung leicht verloren geht.
Das Ende ist dafür umso überraschender und nochmal ein richtiges Highlight im Buch.
Für mich kam es völlig unerwartet und ich hätte mit diesem Ausgang so nicht gerechnet.
Fazit:
Dieses Buch war für mich ein Krimi mit besonderer Atmosphäre, der jedoch noch Luft nach oben hat und somit 3 Sterne von mir bekommt.

Bewertung vom 19.07.2022
Bomann, Corina

Leuchtfeuer / Waldfriede-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Mit „Leuchtfeuer“ erschien bereits Band 2 der Saga um die Schwestern vom Waldfriede aus der Feder von Corina Bomann.
Die Geschichte verläuft nunmehr in den Jahren 1930 -1933, in denen in Deutschland der Nationalsozialismus mehr und mehr in den Vordergrund rückt und Adolf Hitler die Machtübernahme in Angriff nimmt.
Lilly, die im Alter von 15 Jahren von zu Hause wegläuft, findet nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester eine Anstellung im Waldfriede und wird auf der kinderchirurgischen Abteilung Herrn Dr. Kirsch zugeteilt, der die schwere Erkrankung Knochentuberkulose erfolgreich behandelt.
Nach und nach kommen sich die beiden näher, doch Dr. Kirsch ist Jude und auch Lilly hat ein Geheimnis, welches der aufkeimenden Liebe im Weg stehen könnte. Werden die beiden zueinander finden und trotz der schweren Zeiten eine Chance haben?
Der Autorin gelingt es durch ihren flüssig-leichten Schreibstil einen Roman zu erschaffen, den man innerhalb kurzer Zeit verschlingt und dessen Spannung bis zuletzt aufrecht erhalten bleibt.
Die Einteilung in 3 Abschnitte beginnt jeweils mit einem Einblick in die tatsächlichen Chroniken der Klinik Waldfriede. Die Kapitellängen sind angenehm.
Das Cover hat einen Wiedererkennungswert zum Band 1 und durch das Wiedersehen mit liebgewonnenen Protagonisten fühlte ich mich auch sofort wieder heimisch im Waldfriede.
Im Mittelpunkt steht die junge Krankenschwester Lilly, die sich allein durchs Leben kämpft und dabei sehr liebevoll mit ihren kleinen Patienten umgeht. Sie war mir von Anfang an sympathisch.
Aber auch Hanna und Dr. Conradi spielen wieder eine große Rolle, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Erneut gelingt es der Autorin, die deutsche Geschichte der damaligen Zeit geschickt in die Handlung einzubauen. Die Finanzkrise hat wirtschaftliche Auswirkungen auf das Krankenhaus und auch die zunehmende Stimmungsänderung innerhalb der Gesellschaft wird immer deutlicher spürbar. Doch auch wenn einem die Situation immer bewusst ist, werden die Protagonisten und deren Einzelschicksale dadurch nicht in den Hintergrund gedrängt.
Wie bereits in Band 1 habe ich bei einigen Informationen auch nachgelesen und so mein verschüttetes Geschichtswissen auffrischen können.
Diese Geschichte hat mich emotional teilweise sehr aufgewühlt. Nicht nur die Krankengeschichten der Kinder und deren Behandlungsmethoden, sondern im späteren Verlauf auch der immer intensiver werdende Einfluss der SA und deren Schergen lässt einen nicht kalt.
Doch neben allem Leid gab es auch immer wieder freudige Momente.
Fazit:
Corina Bormann ist mit „Leuchtfeuer“ eine tolle Fortsetzung gelungen, die in meinen Augen sogar noch ein Stück besser ist als Band 1. Ich kann es kaum erwarten, Band 3 in den Händen zu halten und wieder ins Waldfriede zurückzukehren.

Bewertung vom 13.07.2022
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


ausgezeichnet

„Die Champagnerfürstin“ ist ein historischer Roman aus der Feder von Annette Fabiani, der Einblick in das Leben zweier starker Frauen des 19. Jahrhunderts gewährt.
Jeanne Pommery steht frisch verwitwet vor der Entscheidung, das junge Unternehmen ihres Mannes weiterzuführen oder sich ganz der Familie zu widmen. In dieser Situation sucht sie Rat bei der älteren Barbe-Nicole Clicquot, welche vorgemacht hat, wie eine junge Witwe erfolgreich ein Unternehmen leiten, dieses zu weltweitem Erfolg bringen und sich gegen die Männerwelt durchsetzen kann.
Das Cover des Buches ist der erste Blickfang. Es ist wunderschön und passend zur Lektüre gestaltet, sodass man kaum darüber hinwegsehen kann.
Der Schreibstil der Autorin hat sich flüssig und leicht lesen lassen.
Der Aufbau ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da man als Leser durch mehrere Rückblenden das Leben der Witwe Clicquot begleitet und erst im letzten Drittel des Buches in das Leben der Jeanne Pommery zurückkehrt.
Wer also anhand des Klappentextes den Schwerpunkt auf der Witwe Jeanne Pommery erwartet, wird enttäuscht sein, da sich der Hauptteil mit dem Leben der Witwe Clicquot beschäftigt. Dies hat mir die Lesefreude jedoch in keiner Weise genommen, da erst durch deren Erzählung Jeanne Pommery die richtige Entscheidung für ihr weiteres Leben treffen und ebenfalls eine erfolgreiche Unternehmerin werden konnte.
Durch die sehr gelungene Verknüpfung von Realität und Fiktion gelingt es, einen sehr eindringlichen Roman zu erschaffen. Beim Lesen wird einem erst bewusst, in welch schwierigen – von zahlreichen Kriegen durchsetzten – Zeiten diese beiden Frauen lebten und es durch ihre persönliche Stärke und ihr Durchsetzungsvermögen trotz aller Widrigkeiten geschafft haben, ihre Unternehmen durch die Krisen zu führen.
Durch die herzlichen Nebencharaktere, die auch ein wenig Liebe und Romantik mit in die Geschichte einfließen lassen, ist der Roman auch etwas fürs Herz.
Ganz nebenbei fließen zahlreiche Informationen zur Champagnerherstellung, dem Handel sowie den damit verbundenen Unsicherheiten wie Wetterlage, Schädlinge und nicht zuletzt die politische Situation in die Lektüre ein, ohne langweilig zu werden.

Fazit:
Für mich war dieser Roman eine wunderbare Kombination aus persönlicher Lebensgeschichte und anschaulichem Geschichtsunterricht.
Die Mischung aus Fiktion und Realität ist gelungen und hat mich vollkommen fasziniert. Das Leben der beiden Protagonistinnen ist beeindruckend.
Dieser Roman war der erste, den ich von Annette Fabiani gelesen habe und wird definitiv nicht der letzte gewesen sein!