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Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
Über mich: 
Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 728 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2024
Wieso? Weshalb? Warum?, Band 43 - Wir schützen die Tiere
Erne, Andrea

Wieso? Weshalb? Warum?, Band 43 - Wir schützen die Tiere


gut

Tier- und Naturschutz für die Kleinen, leider deutlich überladen

Meine Inhaltsangabe:
Das Buch befasst sich mit folgenden Themen:
• Warum sollen wir Tiere schützen?
• Warum gibt es weniger Insekten?
• Wie kann ich Tieren am Meer helfen?
• Was gefährdet Meerestiere?
• Wie geht es den Tieren in den Wäldern?
• Was brauchen Tiere, die bei uns leben?
• Wie hilft man wilden Tieren?
• Wie fühlen sich Tiere bei uns wohl?
• Was können wir noch für Tiere tun?
• Welchen Tieren wird es zu warm?
• Welche Tiere sind neu bei uns?
• Warum muss man manche Tiere besonders schützen?
Neben unzähligen farblichen Illustrationen und den für diese Reihe bekannten Klappen wird das Wissen durch anspruchsvolle Texte vermittelt.

Mein Eindruck:
Die Illustrationen sind wie von dieser Reihe nicht anders gewohnt grandios: bunt, detailliert, aussagekräftig und sehr schön. Und das Öffnen der Klappen lässt alles herrlich spannend werden und animiert die Kleinen zum aktiven Mitmachen und die Qualität lässt auch nichts zu wünschen übrig, so dass das Buch auch ungeübten Kinderhänden lange standhalten wird.
Ich dachte (denn das Cover lässt das auch vermuten), dass hier schon die ganz Kleinen Anleitung erhalten, wie wir, also jeder einzelne von uns, unsere Tierwelt schützen können. Doch irgendwie ist das dann doch eher ein Buch über Natur- und Umweltschutz, über Missstände, Zustände und menschliches Verhalten. Was an sich natürlich nichts Schlechtes ist, aber für ein Buch für die ganz Kleinen mit einem Umfang von nur 16 Seiten dann halt doch deutlich zu ambitioniert. Klar, dass da die Details auf der Strecke bleiben. Tipps bekommt man nur wenige und die sind sehr allgemein gehalten. Ich hätte es besser gefunden, wenn man sich nicht der ganzen Welt (heimische Gärten, Urwald, Arktis, Meere, Russland, Afrika, China,…) gewidmet, sondern sich auf unseren eigenen Lebensbereich (Haus, Hof, Gärten, Wälder, Tümpel, Küste) konzentriert hätte. Dafür dann mit konkreten Tipps, wie jedes Kind aktiv etwas für den Tierschutz tun kann. Hier steht eher die moralische Bewertung im Vordergrund, was ich ein Stückweit schade und für die Zielgruppe auch zu kompliziert finde. Hier wäre weniger m.M.n. mehr gewesen. 3/5 Sterne.

Bewertung vom 29.06.2024
Rory Shy, der schüchterne Detektiv
Schlick, Oliver

Rory Shy, der schüchterne Detektiv


ausgezeichnet

Ein ungleiches Duo löst den gemeinsamen ersten Fall

Meine Inhaltsangabe:
Matilda, 12, ist ein sehr selbstbewusstes, kluges Mädchen, das unentwegt plappert und größter Fan von Rory Shy, dem jungen und unsagbar schüchternen Detektiv mit riesiger Fangemeinde, der in derselben Stadt lebt und so manchen kuriosen Fall gelöst hat. Als Matilda eines Tages mit Cockerspaniel Doktor Herkenrath Gassi geht, befreit sie Rory Shy aus einer peinlichen Lage: er ist mit seiner Zunge an einem Auto festgefroren. Sie schafft es, ihn zu überreden, ihr quasi als Dankeschön für die Rettung eine Praktikantenstelle in seiner Kanzlei anzubieten. Bereits am nächsten Tag werden die beiden zu einem Fall gerufen: im Anwesen der Milliardenerbin Charlotte Sprudel wurde eine Perle gestohlen, die Erbin ist die Hauptverdächtige und Rory soll ihre Unschuld beweisen. Das tut er mehr als gerne, ist er doch in die ebenfalls sehr scheue junge Dame verliebt (was er ihr natürlich nie sagen würde). Die Ermittlungen laufen zunächst ins Leere, doch Rory und Matilda geben nicht auf, suchen und befragen weiter. Wobei eher Matilda befragt, weil Rory, ihr wisst schon, zu schüchtern. Schaffen sie es, Charlotte zu entlasten? Lest selbst, es lohnt sich!

Mein Eindruck:
Ich habe viel gelacht! Das gleich mal vorweg. Das Buch ist einfach köstlich. Ich liebe Matilda. Ich liebe Rory. Und auch Doktor Herkenrath, ist klar. Der Schreibstil ist pfiffig, locker, bildhaft und erinnert mich ein bisschen an alte englische Krimis, was mir sehr gut gefällt. Dieses ungleiche Paar, nicht nur vom Alter, sondern auch vom Temperament macht einfach Spaß und ihr Miteinander hat mich oft kichern lassen. Wobei ich vor allem Matilda, mit ihrer großen Klappe, einfach total erfrischend finde. Salopp, klug, herrlich witzig, spannend und einfach mordsmäßig unterhaltsam geht es hier zu. Dabei läuft Dank des bildhaften Schreibstils permanent Kopfkino, was noch mehr dazu beiträgt, sich in die Geschichte richtiggehend reinversetzen zu können. Nebenbei bekommt mal einer was auf die Nase, dass es blutet, das war aber auch schon alles an Gewalt. Hier überwiegt deutlich das Miteinander, der Humor und das Miträtseln. Große Klasse und es jetzt schon klar, dass ich die mittlerweile bereits erschienenen weiteren 5 Bände auf jeden Fall haben muss. 5/5 Sterne und eine große Empfehlung für alle kleinen Detektivfreunde, die es gerne witzig und lebhaft mögen.

Bewertung vom 28.06.2024
The Pussycat Poisoner
Hancke, Martina

The Pussycat Poisoner


ausgezeichnet

Sherlock Holmes auf vier Pfoten. Tierisch witziger CosyCrime mit viel englischem Charme

Meine Inhaltsangabe:
Kater Sherlock lebt mit seiner Menschenfamilie sowie einer Maus und einer Spinne recht ruhig in einem ländlichen Londoner Vorort. Mit der Ruhe ist es bald vorbei, als seine Menschen aus dem Tierheim die französische Bulldogge Dog Watson mit nach Hause bringen, verfressen, nervig, mit riesigen Fledermausohren. Sherlock ist not amused. Doch als ein übler Katzenvergifter im Ort bereits 2 Katzen auf dem Gewissen hat und nun auch noch Sherlocks Bruder Mycroft fast daran stirbt, entpuppt sich Dog Watson als ausgezeichneter Partner im Kampf gegen das Verbrechen. Und so machen sich die beiden auf die gefährliche Suche, befragen die Tiere der Gegend, stellen Vermutungen an und verwerfen diese wieder. Als Kater Sherlock in höchste Gefahr gerät zeigt sich, wie wichtig gute Freunde sind.

Mein Eindruck:
Tiere, die miteinander sprechen und menschliche Fälle lösen klingt erst mal nach ziemlichem Quatsch und Kinderkram. Aber weit gefehlt, wenn es um Kater Sherlock und Dog Watson geht. Ja, die Tiere sprechen miteinander, sogar eine Haselmaus und eine Spinne sind mit im Team und doch kommt es nicht kindisch rüber, weil alle diese Tiere noch richtige Tiere sein dürfen. Und sie können ja auch nur untereinander und nicht mit den Menschen sprechen. Die Autorin hat neben einem spannenden Kriminalfall vor allem ganz viel Humor in die Story gepackt und ich musste so oft lachen. Der Humor ist trocken und englisch und damit genau mein Ding. Die Dialoge sind zu köstlich, jede der vorkommenden Figuren ist bildhaft und detailliert beschrieben, bis hin zum südländischen Akzent des Mäuserichs Luis, der mich wirklich oft zum Lachen gebracht hat. Der Giftmordfall selbst lädt zum Miträtseln ein und ich wurde mehrfach auf die falsche Fährte gelockt. Die Beschreibungen von Figuren und Setting sind herrlich bildhaft, so dass ich das Gelesene wie einen Film vor mir sah. Der lebendige, lockere Schreibstil lies mich durch die Seiten fliegen und ich wollte einfach immer weiterlesen um zu wissen, was noch so alles passiert. Liebenswerte, skurrile Figuren, ein spannender Kriminalfall und eine Riesenportion herrlich trockenen Humors. Das sind die Zutaten zu diesem Buch und das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, die ich auf jeden Fall auch lesen werde. Ganz toll, furchtbar witzig, kurzweilig und unterhaltsam. Daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 27.06.2024
Hat irgendjemand Oscar gesehen?
Connor, Leslie

Hat irgendjemand Oscar gesehen?


ausgezeichnet

Eine ganz besondere Freundschaft. Humorvoll, liebenswert, herzerwärmend!

Meine Inhaltsangabe:
Aurora ist ein lautes, impulsives Mädchen, das aufgrund ihrer Neurodiversität nicht wirklich aus ihrer Haut kann und daher bei ihren Mitschülern nicht so wirklich ankommt. Als eines Tages der gleichaltrige Oscar in der Nachbarschaft einzieht, entsteht zwischen den beiden nahezu sofort eine tiefe Freundschaft. Oscar ist autistisch, spricht nicht und liebt nichts so sehr wie alles, was oben ist (Vögel, Sonne, Wolken). Während Oscar für alle einfach nur der stumme, seltsame Junge ist, lernt Aurora, in ihm und seiner sehr reduzierten Gestik zu lesen, wie in einem Buch. Als Oscar eines Tages vor Schulbeginn spurlos verschwindet, macht sich Aurora Vorwürfe, weil sie nicht richtig auf ihn geachtet hat. Sie leidet sehr darunter und will nichts auf der Welt mehr, als Oscar, ihren allerbesten Freund, wieder zu finden. Eine große Suchaktion beginnt, an der nahezu der gesamte Ort teilnimmt. Denn jeder kennt Oscar irgendwie, hat ihn schon mal gesehen und in dem stummen, seltsamen Jungen etwas erkannt, dass tief berührt.

»Ich glaube, er hat dich gewählt, Aurora. Du bist Oscars besonderer Mensch.« Ich lächelte. »Ja. Das bin ich.« (Seite 31)

Mein Eindruck:
Hier treffen Neurodiversität (Aurora) und Autismus (Oscar) auf eine sehr berührende, humorvolle und liebenswerte Art und Weise aufeinander. Die Autorin lässt – in einer zugegebenermaßen eher heilen Welt, aber die soll es ja auch geben im echten Leben – diese beiden Kinder aufeinandertreffen und zeichnet eine ganz außergewöhnliche, tiefe Freundschaft, die einem ans Herz geht. Ich liebe Aurora, die oft zu laut und zappelig ist, die mit ihren Gefühlen und Meinungen immer direkt herausplatzt, die vor Lebendigkeit geradezu sprüht und die gleichzeitig kindlich, weise und warmherzig ist. Ich liebe Oscar, den in sich gekehrten, stummen Jungen in Khakishorts und Karohemden, der gerne wie ein Vogel zwitschert und mit den Händen flattert und der alles genau beobachtet. Beide zusammen sind unschlagbar bezaubernd und tief beeindruckend. Aber auch alle anderen Figuren sind liebenswert und besonders. Erzählt wird die Geschichte je nach Kapitel von den Figuren selbst. Die meisten sind von Aurora erzählt in ihrer typischen quirligen, lebhaften Art. Dann gibt es einige wenige kurze, in sich gekehrte Kapitel aus der Sicht von Oscar und wieder andere, die von der Softballtrainerin Jewell, von der Trödelmarktfrau Maxine, dem Farmer Carney, Künstlerin Ezelda oder von Oscars Schulbegleiter/Lehrer Topher erzählt werden. Und jedes einzelne zeigt mir einen weiteren Blick auf die Situation, auf den Fortgang der Geschichte oder gibt mir einen Rückblick, der alles noch intensiver macht. Ich musste oft lachen und schmunzeln, aber auch mehr als einmal an einem dicken Kloß im Hals schwer schlucken oder auch ein Tränchen verdrücken. Eine außergewöhnlich intensive Geschichte über eine außergewöhnlich intensive Freundschaft. Und über Vorurteile, Toleranz, Familie, Mut, Anderssein, Zusammenhalt, Loyalität und Liebe. Großes Kino, 5/5 Sterne.

Bewertung vom 26.06.2024
KoboldKroniken. Dein Comic-Zeichenbuch
Bleckmann, Daniel

KoboldKroniken. Dein Comic-Zeichenbuch


ausgezeichnet

Koboldkoole Komics zeichnen? Aber klar doch! Damit gelingt es sicher

Meine Inhaltsangabe:
Dario hat Murks gebaut und aus Versehen mit Zaubertinte ein Monster nach Kwertz geschickt, das dort jetzt sein Unwesen treibt. Er braucht dringend die Hilfe vom Leser, um das Monster zeichnenderweise unschädlich zu machen. Um das zu erreichen, gibt es einige Zeichenaufgaben zu bestehen, die den Leser dann auf die eigentliche Heldentat vorbereiten.

Mein Eindruck:
Ganz große Klasse, wie Bleckmann und Hussong es schaffen, die jungen Leser Schritt für Schritt zum Zeichnen und gleichermaßen zum Lesen zu animieren! Es gibt Möglichkeiten, frei Hand Dinge zu zeichnen, wobei die Kreativität herrlich herausgekitzelt wird. Aber man kann auch mit Schritt für Schritt-Anleitungen lernen, Rumpel, den Ümpf, einen Kardisten und das Monster zu malen. Das hat mir extrem viel Spaß gemacht und das Ergebnis kann sich echt sehen lassen, wie ich finde.

Spielerisch und nicht überfordernd ist hier das Motto, denn schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und schließlich soll der Spaß im Vordergrund stehen. Es gibt sogar einen kleinen Comic-Crashkurs, in dem der interessierte Zeichenschüler einige Grundlagen kennenlernt und auch Fachausdrücke erklärt bekommt. Das alles auf die für diese Buchreihe so typische, sehr kreative und superlustige Art und Weise. Arbeitet man das Buch durch, hat man nicht nur einen kleinen Zeichenkurs hinter sich gebracht und bestenfalls eine ordentliche Portion Kreativität aus sich herausgekitzelt, sondern ist gleichzeitig noch ein bisschen tiefer in das KoboldKroniken-Universum eingetaucht. Mir hat das Durcharbeiten des Buches auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht, ich war ein paar Stündchen kreativ unterwegs und konnte am Ende mit einem Stück Stolz auf meine Ergebnisse schauen. Ein Buch, das fördert und fordert ohne zu überfordern, das Wissen vermittelt und einfach jede Menge Spaß macht. Knorke 5/5 Sterne.

Bewertung vom 19.06.2024
Hetero-Haxe
Krauser, Uwe

Hetero-Haxe


ausgezeichnet

Eine Kochmödie, wie sie im Buch steht: Kochbuch und Komödie in einem

Meine Inhaltsangabe:
Neben 20 Rezepten findet man in diesem Kochbuch der etwas anderen Art vor allem Geschichten über das aus Spanien zurückkehrende Auswanderer-Ehepaar Uwe und Oliver und ihre Erlebnisse mit ihrem neuen Projekt, dem Hotel Montarasuites in Bodenmais. Die Rezepte werden mit je einem Bild, sowie den Zutaten und der Zubereitung vorgestellt. Zubereitungsdauer und Nährwertangaben fehlen, dafür ist angegeben, für wie viele Personen das Rezept ist. Die Rezepte selbst sind bodenständig, einfach, gut erklärt.

Mein Eindruck:
Nachdem ich von Tunten-Toast schon so begeistert war, konnte mich jetzt auch die Hetero-Haxe vollauf überzeugen! Überzeugen im Sinne von: selten so gelacht! Ja, es ist ein Kochbuch und ja, es gibt ja auch 20 Rezepte. Doch im Vordergrund stehen hier eindeutig die Anekdoten, in denen der Autor aus dem teils fiktiven, teils realen Nähkästchen plaudert. Bereits beim Vorwort war mir klar: das ist wieder was fürs Bauchmuskeltraining! Was auch gut ist, da die Rezepte allesamt nicht gerade der schlanken Linie zuträglich sind und das auch gar nicht wollen. Hier geht es um Genuss im weiteren Sinn. Nicht nur darum, den Kochvorgang zu zelebrieren und danach das leckere Essen zu genießen, sondern vor allem, sich in den wirklich witzigen Geschichten zu verlieren, etwas über die Bodenmaiser Einwohner zu erfahren und vor allem, sich köstlich zu amüsieren (wie doppeldeutig) und einfach einen Mordsspaß bei der Lektüre dieses sehr persönlichen und brüllend komischen Buches zu haben. Komisch vor allem für Menschen, die zum Lachen nicht in den Keller gehen, die offen sind für Queerness und die auch bei dem manchmal frivolen, frechen Humor nicht in anfangen zu hyperventilieren. Zwischen all den politisch unkorrekten, derben und super lustigen, nicht immer bierernst zu nehmenden Storys blitzt aber eins immer ganz deutlich durch: die Liebe und Leidenschaft des Autors für seine neue Heimat Bodenmais, für die Menschen darin, für sein Hotel, seinen Mann und nicht zu vergessen für seine Haustiere. Und das macht es einfach enorm liebens- und lesenswert. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 17.06.2024
Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1
Wilke, Malou

Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1


sehr gut

Kolonialisierung Georgias aus dem Blickwinkel einer jungen Preußin

Meine Inhaltsangabe:
Die junge Nellie, schwanger nach einer Vergewaltigung, wird von ihrem Vater verstoßen. Über Umwege erfährt sie von James Oglethorpe, einem Visionär, der mit Auswanderern in den USA die Kolonie Georgia besiedeln will und schließt sich ihm an. Auf der entbehrungsreichen Überfahrt befallen Nellie Zweifel, ob das der richte Weg ist. In Savannah angekommen erlebt sie viele Höhen und Tiefen, hilft mit beim Aufbau der Kolonie, gewinnt neue Freunde, eine neue Familie und hat erneut große Verluste zu betrauern. Das Leben in dem unbekannten, wilden Land ist anstrengend und ungewohnt, aber gleichzeitig aufregend und ermutigend. Nellies Herz schlägt für die vielen Waisenkinder, deren Eltern die Reise nach Savannah nicht überlebten oder vor Ort vom Fieber dahingerafft wurden. Tatkräftig bringt sie sich in die Gemeinde ein und findet langsam ihren Weg.

Mein Eindruck:
Savannah ist eine um eine wahre Begebenheit herumgewobene Geschichte mit Nellie als Mittelpunkt. Die gefährliche Zeit auf ihrer Reise zu Fuß von Preußen Richtung deutscher Küste zu ihren entfernten Verwandten, ihrem vorübergehenden Leben dort als schwangere, alleinstehende Frau bzw. junge Mutter und später dann der Aufbruch nach Savannah haben mich mitfiebern lassen. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und so war ich ganz dabei und konnte mich gut in Nellie und ihre Gefühle hineinversetzen. Die Zeit in Savannah glänzte für mich durch die vielen schönen Schilderungen der Landschaft, der Flora und Fauna (das Cover passt daher perfekt und gefällt mir ausgesprochen gut). Neben vielen Schicksalsschlägen, viel Pionierarbeit und einer Menge Freude und Leid dicht beieinander, kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Vielleicht hätte ich mir zwischendurch weniger Herzschmerzszenen gewünscht, dafür mehr von der Aufbauarbeit der Pioniere, dem Bauen der Infrastruktur, der Landwirtschaft, den Handelszweigen etc. Also mehr Fakten und weniger Weichgespültes. Und vielleicht ist Nellie auch ein kleines bisschen zu heroisch und leuchtend gezeichnet. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich war gefesselt von Savannah, von dem historischen Hintergrund und fühlte mich durchweg sehr gut unterhalten. So sehr, dass ich mich jetzt schon auf Band 2 freue. Da recht viele Personen vorkommen, fand ich die Stammbäume der Familien Bernstein, Schlesier und Elmauthaler vorne in der Buchklappe sehr hilfreich.
Von mir eigentlich 4,5 Sterne, da ich halbe Sterne ungern vergebe, werden es letztlich sehr gute 4 und eine Empfehlung an alle, deren Herz für historische Romane mit persönlichem Frauenschicksal mögen.

Bewertung vom 16.06.2024
Zu Tode frisiert
Lion, Kiki

Zu Tode frisiert


sehr gut

Ein Frisör hats schwör! Außer Seniorin Leah Page hat ein Wörtchen mitzureden

Meine Inhaltsangabe:
Ohne dass jemand etwas mitbekommen hat, wird mitten in Millies Friseurladen ein Mann ermordet, erdrosselt mit dem Kabel der Haarschneidemaschine. Inspector Dowling verdächtigt mangels anderer (und wohl auch mangels Verstand) direkt mal die Friseurin selbst. Die fragt Leah Page um Hilfe, wozu die Hobbyermittlerin sich nicht zwei Mal bitten lässt und natürlich sind auch Betty und Ruth, Leahs Freundinnen, mit von der Partie. Nachdem sie erst einmal herausgefunden haben, wer der nicht in Old Alley Town ansässige Tote überhaupt ist, tut sich eine Spur nach der anderen auf und es stellt sich heraus, dass das Opfer ein echter stinkstiefeliger Geizkragen war, der mehr als nur ein paar Feinde hatte. Der Inspector lässt Leah notgedrungen (sie hat ihn in der Hand) mitermitteln. Die hat nebenbei noch Familienprobleme mit ihrer Tochter am Hals und steht zudem kurz vor der Aufklärung, wer denn nun ihr heimlicher Verehrter Booklover72 ist. Ganz schön viel Trubel für eine Frau in den Siebzigern. Zum Glück bringen ihre beiden Wellensittiche Mr. Welli und Peachy Leah zwischendurch immer wieder auf andere Gedanken.

Mein Eindruck:
Nachdem ich Band 2 super schnell weggelesen habe war klar, dass ich mir sofort und nahtlos Band 3 einverleiben werde. Schon allein, weil ich endlich wissen wollte, wer dieser mysteriöse Booklover72 ist (und so viel kann ich verraten: jetzt weiß ich es!). Mir gefällt, dass es immer dieselben Personen sind, die hier eine Rolle spielen, dass aber auch immer jemand neues dazu kommt. So wird es nicht langweilig und man lernt so nach und nach gefühlt ganz Old Alley Town kennen. Ich muss sagen, dass sich mittlerweile Betty, eine von Leahs Freundinnen, für mich als klarer Favorit herausgespielt hat. Ich mag ihre umwerfend direkte und staubtrockene Art sehr. Nicht warm werde ich hingegen mit Inspector Dowling, der für meinen Geschmack auch deutlich zu überspitzt dargestellt ist. Das ist mir deutlich to much und ich würde mir wünschen, dass er ein bisschen runterkommt. Er darf gerne eine Arschgeige bleiben, das bringt Pfeffer in das Ganze. Für mich kommt er aber immer mehr wie zwei Personen in einer rüber, weil er seine Art ständig ändert. Das finde ich ein Stück weit anstrengend und unglaubwürdig. Natürlich sind auch Peachy und Mr. Welli, Leahs entzückende Wellensittiche, mit von der Partie und sorgen für so manchen Lacher. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr ansprechend, ich rausche durch das Buch, fühle mich durchweg kurzweilig unterhalten und hatte am Ende direkt Lust auf Band 4 (der erscheint aber wohl erst nächstes Jahr). Fazit: Rundum gelungen und wirklich cosymäßig unterhaltsam. 4/5 Sterne.

Bewertung vom 15.06.2024
Tödlicher Smoothie
Lion, Kiki

Tödlicher Smoothie


sehr gut

Drei Seniorinnen, zwei Wellensittiche und ein Mord

Meine Inhaltsangabe:
The Beauty E, ein Internetsternchen mit vielen Fans, gibt sich in Old Alley Town die Ehre mit einem öffentlichen Auftritt. Der Ort ist ganz aus dem Häuschen. Jedoch nur, bis die junge Frau am nächsten Morgen tot aufgefunden wird, vergiftet durch einen mit Tollkirschen versetzten Smoothie. Während Inspector Dowling mal wieder die falsche Person verdächtigt, ist für Leah und ihre beiden Freundinnen Betty und Ruth klar: sie müssen die Ermittlungen übernehmen und den Fall lösen. Sie haben mehrere Verdächtige im Fadenkreuz, einer davon wird dann auch noch ermordet. Sie haben es also offensichtlich mit einem kaltblütigen Mörder zu tun. Doch wer ist es? Während Dowling völlig im Dunklen tappt, befinden sich die drei Seniorinnen schon längst auf der Zielgeraden und Leah gerät bald selbst in große Gefahr.

Mein Eindruck:
Nahtlos geht es weiter mit dem kurzweiligen CosyCrime aus Old Alley Town in den Cotswolds. Voller Elan, mit Klugheit und einer gehörigen Portion Unverfrorenheit stellen die drei Freundinnen ihre Nachforschungen an. Dabei kann jede von Ihnen mit ihrer jeweiligen unverwechselbaren Art sich perfekt einbringen und sorgt für so manchen Schmunzler. Genauso wie Leahs beide Wellensittiche, Mr. Welli und Peachy. Die ermitteln zum Glück nicht mit (das wäre dann doch zu hanebüchen), sorgen aber für lustige Szenen und sind vor allem für die Witwe Leah ein Lichtblick in ihrem Leben. Die hat übrigens immer noch nicht herausgefunden, wer der charmante Booklover72 ist, mit dem sie sich seit längerem schreibt und ermittelt daher nicht nur im Mordfall, sondern auch in der Aufdeckung dieses Rätsels. Mir gefällt der Schreibstil sehr, da er richtig gut zu lesen ist. Kurzweilig, unterhaltsam, leicht, fröhlich, mitunter auch spannend und einfach gut zum selbst Miträtseln. Die Auflösung war dann wieder sehr passend und schlüssig. Die Figuren sind bildhaft beschrieben, jede mit ihren eigenen Macken und Eigenschaften, so dass man sich alle sehr gut vorstellen kann. Inspector Dowling ist weiterhin ein unglaublich ekliger Depp, bei dem aber zwischendurch auch kleine, nettere Momente aufblitzen. Vom Grundsatz her ist natürlich alles weit weg von der Realität, was mich aber gar nicht stört, weil es hier einfach passt. Ein CosyCrime, wie er sein sollte: leicht, lustig, unterhaltend, kurzweilig. Wer seriöse, ernste Kriminalfälle mit Hand und Fuß bevorzugt, soll einfach um CosyCrime einen Bogen machen. Mir gefällt´s, daher 4/5 Sterne.

Bewertung vom 14.06.2024
Die unerhörte Reise der Familie Lawson
Klune, T. J.

Die unerhörte Reise der Familie Lawson


ausgezeichnet

Unsagbar witzig, traurig, berührend, poetisch, frivol. Ein Herzensbuch!

Meine Inhaltsangabe:
Victor lebt mit seinem Vater und zwei Mitbewohnern in einem Baumhaus. Hört sich normal an, doch Vater ist ein Roboter und die Mitbewohner sind Maschinen (Schwester Grob, ein Gesundheitsroboter und Staubsaug-Roboter Rambo). Sie leben dort ihr zurückgezogenes Leben, immer auf der Hut, weil Menschen wie Victor gejagt und getötet werden. Es ist eine Welt der Maschinen. Eines Tages findet Victor den Androiden Tom und nimmt ihn bei sich auf. Dass er damit eine Lawine lostritt, die sein Leben für immer verändert, ahnt er nicht. Er zieht damit die Aufmerksamkeit der herrschenden Androiden auf sich, die ihn töten wollen. Um Victor zu schützen, opfert sein Vater Giovanni sich, wird in die Stadt verschleppt und soll dort umprogrammiert werden. Victor macht sich mit Tom, Schwester Grob und Rambo auf die Reise, um Giovanni zu retten.

Mein Eindruck:
Unglaublich, was Klune sich da wieder hat einfallen lassen. Wieder einmal schafft er es, dass mir die Zeilen des Buches direkt ins Herz wandern, sich dort einnisten und ich aus dieser Welt gar nicht mehr raus möchte. Die Charaktere sind so dermaßen liebenswert, vielschichtig, tiefgründig und urkomisch, dass man sie am liebsten sofort kennenlernen möchte. Schwester Grob hat mich so oft zum laut Lachen gebracht und wegen Rambo musste ich oft kichern. Victor, Tom und Giovanni haben mein Herz berührt, wie es in einem Buch selten der Fall ist. Nur ein einziger Mensch in dem Buch und doch fühlt es sich nicht so an, da die Story allzu menschlich ist. Mir sind die Maschinen und Roboter mehr ans Herz gewachsen, als so manche humanoide Figur in anderen Büchern. Das ist mein 3. Klune-Buch und bei allen hatte ich beim Lesen dieselben Gefühle und Empfindungen. Fast am Platzen vor Lachen, dann wieder ganz umwölkt vor lauter Traurigkeit, dann begeistert wegen des einfach nur wundervollen Schreibstils, der mir lebendige Bilder und Gefühle beschert, voller Mitleid und Liebe und mit einem Herzen, das mit all diesen Gefühlen klarkommen muss. Ein echtes Leseerlebnis, dass ich nicht missen möchte. Klug, witzig, sanft, melancholisch, fantasievoll, berührend. Ein Jahres-Highlight! 5/5 + Highlight-Sternchen. Ach ja: und dieses Cover wieder! Es ist wieder ganz außergewöhnlich und schön und hat einen Wiedererkennungswert. Ich liebs!