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Lu
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Hamburg

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Insgesamt 220 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2024
Hjorth, Vigdis

Ein falsches Wort


ausgezeichnet

Der Roman "Ein falsches Wort" wirft einen tiefen Blick in die zerrütteten Beziehungen innerhalb einer Familie. Die Protagonistin Bergljot hat seit 23 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie und hat stattdessen eine unterstützende Wahlfamilie um sich herum aufgebaut. Als Konflikte um das Erbe ihrer Eltern entstehen und ihr Vater stirbt, werden alte Wunden aufgerissen, und Bergljots Familie sucht wieder Kontakt. Doch die Gründe für ihren Bruch werden nicht anerkannt, was zu einer komplexen und emotionalen Auseinandersetzung führt.

Der Plot des Romans ist nicht handlungsgetrieben, sondern konzentriert sich auf Bergljots innere Reflexionen, die anfangs einen gewissen Kreislauf zu bilden scheinen und oft beklemmend sind. Dennoch zog mich die Geschichte in ihren Bann, als die Gründe für Bergljots Distanz zur Familie deutlicher wurden. Gefallen haben mir auch die Verweise auf Freud, Jung und verschiedene Schriftsteller:innen, die die Erzählung bereichern und zum Nachdenken anregen.

Die Autorin schafft es in diesem Roman, komplexe emotionale Dynamiken aufzuzeigen und den Leser dazu zu bringen, über die Bedeutung von Familie und persönlicher Identität nachzudenken. Auch wenn nicht in allen Familien traumatische Ereignisse der Ausgangspunkt für Trauer, Wut und Enttäuschung sind, bin ich sicher, dass fast alle Leser:innen Teile ihrer eigenen Familiengeschichte in Bergljots Gedanken wiederfinden werden. Dies war sicher nicht der letzte Roman, den ich von der Autorin gelesen habe!

Bewertung vom 02.04.2024
Carati, Alessandra

Und dann sind wir gerettet


ausgezeichnet

Der Roman "Und dann sind wir gerettet" erzählt die Geschichte von Aida und ihrer Familie, die vor dem Jugoslawienkrieg nach Italien fliehen müssen. Das Trauma von Krieg und Flucht prägt das Leben von Aida nachhaltig. Besonders bedrückend ist der Zustand ihrer Mutter, den die junge Aida kaum begreifen kann. Die Autorin zeigt einfühlsam, wie Aida in Italien schon bald zwischen zwei Welten lebt.
Aidas Familie findet Hilfe und die enge Beziehung zu Emilia, obwohl von ambivalenten Motiven geprägt, spielt eine zentrale Rolle in ihrer Integration in die italienische Gesellschaft. Die Entscheidung zwischen zwei Heimaten und Identitäten wird für Aida immer drängender. Die Vernachlässigung der Schule durch geflüchtete Jugendliche aus Hoffnung auf Rückkehr in ihre Heimatländer wird ebenso wie Aidas persönlicher Kampf mit den eigenen Bedürfnissen und Verantwortlichkeiten authentisch dargestellt.

Die realistische Darstellung der Hilflosigkeit der Familie und die Unterstützung von außen, die das Innenleben der Familie nicht verstehen und dementsprechend nicht helfen kann, zeigen eindringlich die Einsamkeit im Umgang mit solchen Herausforderungen auf. Dazu trägt außerdem die poetische und einfühlsame Sprache der Autorin bei, welche die Auswirkungen des Krieges auf individueller Ebene greifbar macht, ohne explizit zu erklären.

Insgesamt überzeugt "Und dann sind wir gerettet" durch seine einfühlsame Darstellung der Flucht, der schwierigen Integration in einer fremden Gesellschaft und des familiären Dramas. Die poetische Sprache und die detaillierten Charakterstudien machen den Roman zu einem berührenden Leseerlebnis, das die Leser:innen auf eine emotionale Reise mitnimmt. Dabei schafft es die Autorin, die Schwere des Themas immer wieder auch mit einer gewissen Leichtigkeit zu erzählen, ohne dabei die tiefgreifenden Auswirkungen des Krieges zu vernachlässigen.

Das Buch wurde zudem durch die Europäische Union gefördert - was für eine gute Erinnerung, wählen zu gehen, damit solche Projekte bestehen bleiben und für Verständigung unter den Menschen sorgen können.

Bewertung vom 31.03.2024
Seck, Yandé

Weiße Wolken


weniger gut

Leider hat mich dieser Roman nicht überzeugen können. Zu oft wird für mich das Erzählprinzip „show, don‘t tell“ verletzt. Sicher, anfangs ist es ganz amüsant, den sozialen Stand der älteren Schwester Dieo an ihrem gelben Fjällräven-Rucksack ablesen zu können, während ihre jüngere Schwester Zazie mit Signalwörtern postkolonialer Theorie um sich wirft und auf social media nachschaut, wie sie sich möglichst antifaschistisch schick machen kann. Allerdings wirken viele Beschreibungen, z.B. regelmäßig von Männern mit Apple Watches, dadurch unauthentisch und oberflächlich, auch wenn dadurch die oberflächliche Welt kritisiert werden soll. Ähnlich ging mir das mit einigen Dialogen: Warum erzählt Zazie vorweg, dass sie in letzter Zeit über transgenerative Traumata nachgedacht hat anstatt dieses einfach nach und nach deutlich werden zu lassen?

Ich hatte oft das Gefühl, dass einerseits viel Vorwissen über postkoloniale Theorie und auch Fremdsprachen wie Französisch vorausgesetzt wurde (interessanterweise wurde aber Wolof als Sprache nicht unübersetzt zitiert, was ich dann gut gefunden hätte), andererseits zu viel erklärt wurde, was auch so deutlich geworden wäre oder wo eine Leerstelle vielleicht auch interessant gewesen wäre. Ich denke, mir hätte ein Sachbuch der Autorin besser gefallen.

Bewertung vom 30.03.2024
Granados, Marlowe

Happy Hour


sehr gut

"Happy Hour" von Marlowe Granados ist ein Roman, der sich ideal für Leser:innen eignet, die auf der Suche nach einem leichten, aber dennoch fesselnden Leseerlebnis sind. Die Handlung folgt den Abenteuern von Isa und Gala, zwei 21-jährigen Freundinnen, die sich durch einen heißen Sommer in New York kämpfen, wobei nur wenige Dollar ihr Budget bestimmen. Tagsüber verkaufen sie Kleidung an einem Marktstand, während sie nachts versuchen, sich in die sozialen Kreise der Stadt zu schleichen, wo sie mit Künstlern, Sozialiten und anderen Menschen des schönen Scheins verkehren.

Besonders hervorzuheben ist die Hauptfigur Isa, deren scharfe und charmante Stimme den Leser durch das Buch führt. Ihre Beobachtungen über hedonistische, privilegierte Menschen sind treffend. Auch die Amtosphäre es sommerlichen New Yorks fand ich gut beschrieben. "Happy Hour" ist definitiv ein Buch für alle, die sich von der Leichtigkeit der Handlung mitreißen lassen möchten. Der Fokus auf junge, sorglose Zwanzigjährige, die ihre Jugend in vollen Zügen genießen, bietet aber auch einen subtil satirischen Blick auf jene, die nur der nächsten Happy Hour hinterherjagen.

Bewertung vom 30.03.2024
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

In "Issa" taucht man ein in eine Welt voller weiblicher Resilienz, die sich über Generationen hinweg gegen Traumata behauptet. Der Autorin Mirrianne Mahn gelingt es, die Erfahrungen von Alltagsrassismus, mit denen die deutsche Protagonistin und Erzählerin Issa konfrontiert wird, geschickt mit den Erlebnissen ihrer kamerunischen Ahninnen im kolonialen Kontext zu verknüpfen. Diese Verflechtung führt zu einer tiefgreifenden Betrachtung von Trauma und Identität, die mich gleichermaßen erschüttert und zum Nachdenken angeregt hat. Issa selbst schafft es trotz ihrer belastenden Erfahrungen immer wieder, ihre eigene Geschichte mit pointierten Kommentaren unterhaltsam zu begleiten. Persönlich war es für mich besonders erfreulich, Elemente wie etwa das Verhalten des kamerunischen Taxifahrers aus meinen eigenen Erfahrungen in Kamerun wiederzuerkennen.

Die Geschichte von insgesamt fünf Frauen in fünf Generationen überbrückt geschickt die Zeit und den Raum, um die Auswirkungen insbesondere der deutschen kolonialen Herrschaft und den Kampf um Selbstbestimmung zu illustrieren. Dass koloniale Traumata fortwirken, habe ich selbst schon in Kamerun beobachten können, allerdings habe ich noch nie so differenziert wie anhand dieses Romans darüber nachgedacht. Auch die Formen der deutschen Kolonialherrschaft sind mir hier noch einmal plastischer deutlich geworden. Zusätzlich sind die Geschichten auch einfach spannend erzählt.

Insgesamt ist "Issa" ein eindringlicher Roman, der emotional mitnimmt. Mirrianne Mahn gelingt es, mit ihrer einfühlsamen und gleichzeitig scharfsinnigen Erzählweise eine Geschichte zu kreieren, die lange nachhallt und zum Weiterdenken anregt.

Bewertung vom 28.03.2024
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

"Kantika" ist eine fesselnde und poetische Erzählung über Identität und Exil einer sephardischen Jüdin. Rebecca, die Protagonistin, die in der Oberschicht von Konstantinopel privilegiert aufwächst, erlebt in "Kantika" eine bewegende Flucht auf der Suche nach Sicherheit und Glück durch Europa und Amerika. Als Europa in den 1920er-Jahren gefährlich für Juden wird, beginnt Rebeccas Migrationsgeschichte von Barcelona über Havanna bis nach New York. Sie erlebt dabei immer wieder Schicksalsschläge, die ihre Widerstandskraft auf die Probe stellen. Als Witwe und alleinerziehende Mutter muss sie schließlich ihre Eltern zurücklassen, um ihren Kindern eine Zukunft zu ermöglichen. Trotz aller Widrigkeiten versucht sie an allen neuen Orten, ihre Situation zu verbessern, sodass die Lektüre immer positiv und hoffnungsvoll ist.

Besonders beeindruckend finde ich die Tatsache, dass dies die Familiengeschichte der Autorin ist. Elizabeth Graver hat es geschafft, einen roten Faden in ihrer verwickelten Familiengeschichte zu finden und eine poetische Stimme zu entwickeln, die die Leser:innen durch die Geschichte trägt. Durch die einfühlsame Darstellung ihrer Großmutter schafft Graver eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die mich als Leser tief berührt hat. "Kantika" ist für mich aber auch deshalb eine besondere Lektüre, da ich zuvor noch keinen Roman oder ein Sachbuch zur Geschichte sephardischer Juden gelesen habe. Bringt der Mare-Verlag eigentlich auch mal Bücher heraus, die nicht hervorragend sind? Ich glaube nicht!

Bewertung vom 28.03.2024
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Der Roman "James", der Mark Twains Geschichte von Huckleberry Finn aus der Perspektive des Sklaven Jim erzählt, hat mich von Anfang an fasziniert. Trotz des in der deutschen Übersetzung artifiziellen Slangs, der zunächst befremdlich auf mich wirkte, konnte ich mich schnell in die Erzählung vertiefen und wurde angenehm überrascht, wie flüssig und gerne ich weiterlas. Sowohl auf der Ebene der Abenteuergeschichten als auch auf der Ebene der Reflexion über die Bedeutung von race, Sprache und Freiheit hat mich der Roman von Beginn an gepackt.

Ein Aspekt, der dazu beitrug, war die Schnelligkeit, mit der der Roman voranschreitet. Die Episoden, die sich am Original von Mark Twain orientieren, lösen sich relativ schnell auf, sodass immer wieder neue Spannungsmomente entstehen. Dabei zeigt sich auch die Intelligenz der Hauptfigur Jim, der in verschiedenen Situationen Lösungen findet. Zusätzlich fand ich die Auseinandersetzung des Romans mit Sprache in all ihren Facetten besonders fesselnd, vor allem die Darstellung von Jims weiter sprachlicher Welt und die Betonung des Lesens als subversivem Akt im Kontrast zu der zu Beginn begrenzten Sichtweise von Huck.

Im Verlauf des Romans wurde nicht nur die Handlung intensiver, sondern auch die Kommentierung aktueller gesellschaftlicher Diskurse differenzierter. Die Machtdynamik zwischen den Figuren wird deutlicher, ebenso wie die verschiedenen Strategien, mit der Situation als Sklave umzugehen. Besonders bewegend fand ich die Darstellung von Jims Überlebenswillen, ungebrochen bleibt. Auch die Beziehungen zwischen den verschiedenen Charakteren und die komplexen Dilemmata, die sich daraus ergeben, tragen zur Tiefe der Erzählung bei. So konnte mich der Roman durch seine Spannung, emotionale Intensität und überzeugende sprachliche Darstellung vollständig fesseln und begeistern.

Bewertung vom 25.03.2024
Green, Hank

The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding


sehr gut

"The April Story" von Hank Green ist ein fesselnder Jugendroman, der die heutige Welt der sozialen Medien und des Ruhms in all ihren Facetten einfängt. Die Geschichte dreht sich um April, eine gewöhnliche Jugendliche, die über Nacht zur weltweiten Berühmtheit wird, als sie ein Video von einer mysteriösen Skulptur auf YouTube hochlädt. Dies führt dazu, dass sie nicht nur das Geheimnis hinter den fremden - außerirdischen? - Statuen zu lüften versucht, sondern auch mit den unerwarteten Konsequenzen ihres plötzlichen Ruhms konfrontiert wird. Die Geschichte wirft damit wichtige Fragen auf über die Auswirkungen von Viralität, sozialen Medien und Popularität auf das individuelle Selbst und die Gesellschaft als Ganzes. April ist dabei eine sympathische Protagonistin, mit der sich sicher viele junge Leserinnen und Leser identifizieren können.

Der Erzählstil von Hank Green, dem Bruder des berühmten Autors John Green, ist packend und dynamisch, wodurch die Leserinnen und Leser von Anfang an in die Geschichte hineingezogen werden. Die Verwendung von Social-Media-Plattformen und modernen Kommunikationsmitteln verleiht dem Roman eine zeitgemäße Note, auch wenn einige Elemente, wie Facebook Live, mittlerweile etwas veraltet wirken. Dazu muss man wissen, dass der Roman bereits vor fünf Jahren erstmals erschienen ist.

Insgesamt ist "The April Story" ein Jugendroman, der auch Erwachsene nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken über die heutige Gesellschaft und ihre Obsession mit Berühmtheit und Gefolgschaft auf Social Media anregt. Obwohl ich normalerweise kein Fantasy lese, ist der Roman insgesamt so realistisch angelegt, dass ich die vorkommenden Science Fiction-Elemente interessant und spannend fand. Zusätzlich ist wichtig zu wissen, dass die Geschichte mit diesem Band noch nicht abgeschlossen ist, der zweite Band allerdings noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde.

Bewertung vom 25.03.2024
Rabess, Cecilia

Alles gut


ausgezeichnet

Der Eichborn-Verlag scheint für mich in letzter Zeit ein Garant für unglaublich gut geschriebene, intelligente und dabei noch ausgezeichnet unterhaltende Literatur zu sein. Dies hier ist ein weiterer Roman, der zwar als Romcom und Coming-of-age-Roman daher kommt, aber dabei authentisch und durchdacht gesellschaftskritische Themen behandelt. Dies zeigen schon die Zitate vorweg aus "Clueless" und von Toni Morrison - kann ein Roman eigentlich besser beginnen?

In dem Roman geht es um Jess, die einen Job als Analystin bei Goldman Sachs in New York ergattert. Doch ihr Traumjob wird schnell von der unangenehmen Wiederbegegnung mit Josh getrübt, der sie schon während ihres Studiums mit seinen konservativen Ansichten irritiert hat. Doch überraschenderweise entwickelt sich Josh bald zu ihrem engsten Verbündeten im Büro – und Jess kann als einzige Frau und einzige Schwarze dort jeden Verbündeten gut gebrauchen. Daraus entwickelt sich bald noch mehr, auch wenn Joshs und Jess‘ unterschiedliche Erfahrungswelten immer wieder zwischen ihnen stehen. So fragt sich Jess immer wieder, ob sie jemanden lieben kann, der nicht anerkennt, dass Rassismus Chancengleichheit entgegensteht - und der möglicherweise sogar zum Trump-Wähler werden wird?

Während Jess und Josh sich zwischen Liebe und Grabenkämpfen hin- und hergerissen fühlen, fühlte ich mich bestens unterhalten, insbesondere weil der Roman zwischendurch immer wieder richtig spannend wird, um dann wieder nachdenklich zu machen. Die Figuren in "Alles gut" sind authentisch ausgearbeitet und realistisch dargestellt. Jess‘ und Joshs Beziehung ist komplex und facettenreich, voller Höhen und Tiefen. Dabei behandelt der Roman Themen wie Rassismus, Sexismus und Vorurteile auf eine ehrliche Weise und legt immer wieder den Finger in die Wunde, die eigenen Ansichten gründlich zu prüfen. Trotzdem schafft es die Autorin, diese ernsten Themen mit einer Leichtigkeit zu präsentieren, die gut unterhält und mich zum Lachen und zum Weinen gebracht hat.

Insgesamt ist "Alles gut" eine intelligente Romcom, die für offene Gespräche auch bei völlig gegensätzlichen Ansichten wirbt. Ich kann diesen Roman jedem empfehlen, der auf der Suche nach einer unterhaltsamen und gleichzeitig anspruchsvollen Lektüre ist.

Bewertung vom 24.03.2024
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Diane Olivers Kurzgeschichtenband "Nachbarn" ist eine Sammlung von Geschichten, die nicht nur die sozialen Umstände ihrer Zeit einfangen, sondern auch zeitlose Fragen über Identität und Vorurteile aufwerfen. Mit einem einfühlsamen und empathischen Schreibstil zeigt Oliver die Welt verschiedener Charaktere, vor allem Frauen, die mit den Herausforderungen und Konflikten der amerikanischen Gesellschaft der 50er und 60er Jahre konfrontiert sind. Die Autorin zeigt eine bemerkenswerte Vielfalt an Perspektiven und schafft es dabei, die komplexen Dynamiken zwischen Rasse, Klasse und Geschlecht zu erkunden.

Jede Geschichte in "Nachbarn" zeichnet sich durch genaue und einfühlsame Beobachtungen aus, die Empathie für unterschiedlichste Situationen ermöglichen. Von der Entscheidung einer Familie, ihren Sohn auf eine weiße Schule zu schicken, bis hin zu einem Paar, das durch rassistische Übergriffe zur Flucht in den Wald getrieben wird, werden die Leserinnen und Leser mit einer Bandbreite von menschlichen Erfahrungen konfrontiert.

Besonders bemerkenswert ist, dass diese Sammlung von Geschichten von einer Autorin stammt, die erst Anfang 20 war. Diane Oliver zeigt eine reife Herangehensweise an ihre Themen, die weit über ihr Alter hinausgeht. "Nachbarn" ist nicht nur eine eindringliche Darstellung der amerikanischen Geschichte, sondern gewährt Einblicke in die menschliche Natur und unsere Beziehungen zueinander.