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sabisteb
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Freiburg

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Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 22.09.2012

Jane Eyre - Die Waise von Lowood


ausgezeichnet

Kann man in 90 Minuten Jane Eyre zufriedenstellend verfilmen? Anscheinend geht das tatsächlich, ich bin wirklich positiv überrascht. Aldous Huxley (ja, der mit "brave new world") hat das Drehbuch zu diesem Spielfilm des Regisseurs Robert Stevenson (nein nicht der Autor von Schatzinsel, das war schon tot) aus dem Jahre 1944 geschrieben und sich dafür entschieden eher die Gruselschiene zu fahren, was ihm sehr gut gelungen ist und mir eher gefallen hat (ich steh ja nicht so auf pathetische Liebesgeschichten). Da der Film schwarz-weiß ist, ist er durchweg wunderbar düster mit viel, viel Nebel (der die teils doch auffälligen Kulissen ein wenig weichzeichnet) und was mit das erste Mal auffiel, hier tragen die Protagonisten abends stilecht die Kerzen und Leuchter mit sich herum und der Lichtkreis wandert mit ihnen, während der Rest des Zimmers in Zwielicht versinkt, sehr atmosphärisch, etwas, was modernen Verfilmungen tatsächlich fehlt.
Informationen, die nicht ausgespielt werden, sei es, dass es sich um innere Betrachtungen handelt oder um Szenen, die einfach übersprungen werden, werden durch Einblendungen der Textpassagen und der Stimme Jane Eyres als Erzählerin ergänzt. Jane ist in diesem jedoch leider viel zu hübsch mit Joan Fontaine besetzt, damals hatte man wohl noch nicht so den Mut zur Durchschnittlichkeit oder Unattraktivität von Jane, während Orson Welles gelungen einen bulligen (Typ britische Bulldogge), nicht wirklich anziehenden Edward Rochester gibt. Margaret O’Brien ist eine wunderbar knuddelige, supersüße Adele Varens, die man sofort ins Herz schließt.
Was ist nun also weggefallen, um die Geschichte doch erstaunlich zufriedenstellend in 90 Minuten unterzubringen? Natürlich ist ein Großteil von Janes Kindheit der Kürzung zum Opfer gefallen. Die Geschichte beginnt hier erst mit ihrer ersten Begegnung mit Pastor Brockelhurst (sehr passend mit Henry Daniell besetzt, der meinem gedanklichen Brockelhurst sehr nahe kommt). Danach geht‘s sofort ab nach Lowood, wo man sich auf ein Medley der Highlights beschränkt, die Bloßstellung, weil sie ein angeblich lügendes Kind ist, danach ein wenig Freundschaft mit Helen Burns (gespielt von … Elizabeth Taylor! Ja, die konnte auch lieb und süß sein, zumindest als Kind), die zwar mit Helens Tod endet, hier aber wegen Lungenentzündung durch Bestrafung im Regen. Die Thornfield Episode bleibt fast vollständig mit kaum Kürzungen erhalten, dafür geht Janes Flucht zu ihrer sterbenden Tante Reed, hier fiel also die Geschichte um ihre Cousinen und ihren Cousin mit dem dazugehörigen Erbe flach (die ich auch im Buch eher vorhersehbar und langweilig fand). Ein Brief und die Vision dass Edward sie braucht, bringt Jane zurück nach Thornfield, in dessen Ruinen (oder wohl eher einem Pförtnerhaus?) Edward, Adele und Mrs. Fairfax nun leben. Eine runde Sache und diese Version gefällt mir fast besser als diese elend dahingezogene Fluchtepisode im Buch.

Fazit: Eine stark gekürzte, aber dennoch wirklich gelungene Gruselvariante von Jane Eyre.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2012

Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler


gut

Adolf Hitlers Ego hat unter dem auf ihn verübten Bombenattentat stark gelitten. Er ist von Ängsten gequält, macht ins Bett und voller Unsicherheiten. Leider steht eine große Rede am Neujahrstag an. Ein Coach muss her. Leider ist der beste Rhetorikcoach, Prof. Adolf Grünbaum, ein Jude. Nachdem er das Vertrauen des Führers gewonnen hat, beginnt er Ansprüche zu stellen und seine Position auszunutzen.

Politische Satire ist ein probates Mittel, unangenehme Themen der Geschichte auf humorvolle Weise aufzubereiten, und ihnen so einen Teil des Schreckens zu nehmen, und sie wieder auf einer etwas entspannteren Ebene zum Gesprächsthema zu machen. Die Deutschen haben immer noch ein sehr verkrampftes Verhältnis zu dieser Zeit, obwohl sich schon Zeitgenossen wie Charlie Chaplin über Hitler lustig machten und er sich bestens für Karikaturen eignet. So ist auch dieser Film zum großen Teil dem Slapstick Genre zuzuordnen, denn für eine ernsthaftere humoristische Auseinandersetzung ist die Zeit wohl immer noch nicht gekommen. Auch in diesem Film wird leider auf sehr, sehr platte Witze zurückgegriffen. Hitler als Bettnässer, ein armes, geprügeltes, ungeliebtes Kind, nun auch noch impotent. Der Rhetorikcoach, ein Jude heißt zufällig auch Adolf. Platt, platter, am plattesten. Jeder Witz aus der tiefsten Tiefe des Slapstick Klamauk kommt zum Zuge. Wer auf diese Art von Humor steht, wird auf seine Kosten kommen. Dennoch sollte man darauf achten zumindest halbwegs historisch korrekt zu bleiben und nicht moderne Anglizismen in die Dialoge einfügen, wie "Der frühe Vogel fängt den Wurm". Damals hieß das noch immer korrekt Deutsch "Wer zuerst kommt, malt zuerst". Positiv überrascht hat wirklich nur Helge Schneider, den man kaum wiedererkennt und der tatsächlich ein überraschend überzeugender Schauspieler ist. Auch, dass er den Mut hatte, diese Rolle zu spielen, ist ihm hoch anzurechnen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2012

Underworld 3: Aufstand der Lykaner


gut

Lucian, ist der erste der Lykaner. Ein Werwolf, der Gefühle hat, denken kann und menschlich ist, anders als die "normalen", tierischen Werwölfe. Er kann die Verwandlung in seine Wolfsform kontrollieren. Viktor, einer der drei Vampirchefs, nimmt Lucian in seinen Konvent auf, lässt ihn unter Vampiren aufwachsen, dennoch ist er ein Gefangener und wird auch so behandelt, denn Viktor will mit Lucien eine neue Rasse von Sklaven für die Vampire erschaffen, denn die Werwölfe sind zu schwer zu kontrollieren und greifen menschliche Siedlungen an. Was Viktor jedoch definitiv nicht wollte, ist diese neue Lykanerrasse mit seiner Tochter Sonja zu gründen, die sich in Lucien verliebt. Diese Vermischung der Blutlinien ist verboten und wird mit dem Tode bestraft.

"Aufstand der Lykaner" ist die Vorgeschichte zu Underworld und Underworld Revolution. Obwohl die Geschichte somit prinzipiell in sich abgeschlossen ist und eine eigene Geschichte erzählt wird, setzt man doch die Kenntnis der beiden anderen Filme voraus und führt weder in die Mythologie ein noch werden die Handelnden Personen ordentlich vorgestellt. Die Werwölfe wirken wie in klobige Kostüme gesteckt und irgendwie zu unecht. Die Atmosphäre ist zwar düster und schön gothic, die Handlung jedoch ziemlich mager. Mehr Mythologie, mehr Erklärungen wie es zur Entstehung der Lykaner gekommen ist, warum ist Lucien anders, das wäre wünschenswert gewesen. Man erfährt zwar, warum Viktor Selene letztendlich am Leben ließ, denn sie sieht seiner Tochter (können Vampire sich normal Fortpflanzen oder wurde sie erst später zum Vampir? DAS hätte man mal klären sollen), Sonja tatsächlich sehr ähnlich.

Fazit: Kann man sehen, muss man nicht. Einen richtigen dritten Teil gibt es seit diesem Jahr "Underworld Awakening", diesen auch wieder mit Kate Beckinsale.

Bewertung vom 16.09.2012
Sayers, Dorothy L.

Die geheimnisvolle Entführung, 1 Audio-CD


gut

Der Ethnologieprofessor Langley trifft bei einem seiner Forschungsaufenthalte in einem einsamen Gebiet der Pyrenäen auf einen alten Bekannten, den amerikanischen Arzt Wetherall. Langley und Wetherall kennen sich von früher, und Langley war eine Zeitlang in Wetheralls Frau Alice verliebt. In den Jahren, in denen Langley Alice nicht gesehen hat, ist mit der einst intelligenten, schönen, jungen Frau eine erschreckende Veränderung vor sich gegangen: sie wurde zu einer dementen, geistig verwirrten Pflegebedürftigen. Ihr Ehemann hält ihren Zustand für unheilbar, die Bedienstete jedoch für einen Fluch. Langley macht auf der Rückreise durch Zufall die Bekanntschaft von Lord Peter und schüttet diesem sein Herz aus. Lord Peter Wimsey wittert (natürlich) ein Verbrechen.

Dieses in sich abgeschlossene, ohne Kenntnis der anderen Fälle der Reihe, verständliche Hörspiel ist eine Koproduktion des MDR/SWR/SFB-ORB aus dem Jahr 2002 mit einer Laufzeit von 53 Min.
Dieser Fall ist einer von acht Fällen, die ab und an im Radio wiederholt werden.
1. Das Spukhaus in Merriman's End.
2. Die geheimnisvolle Entführung.
3. Der Zank um den Knochen.
4. Der Mann ohne Gesicht.
5. Das Bild im Spiegel.
6. In Ali Babas Höhle..
7. Die Weinprobe.
8. Der Pfirsichdieb.
Anders, als man es von einer Koproduktion erwarten würde, handelt es sich nicht um ein aufwändig inszeniertes Hörspiel, sondern um eine minimalistische Inszenierung, die eher unter vertonte Lesung, denn unter Hörspiel fällt. Anders, als in anderen Teilen dieser Reihe, fällt diesmal zumindest keiner der Sprecher der Nebenrollen unangenehm auf. Der Fall an sich ist jedoch eher zweifelhaft. Angeborener Trijodthyroninmangel hat andere Symptome und die erworbene Variante kann zu Depressionen führen aber zu keiner kompletten Demenz und den beschriebenen Veränderungen. Der Fall ist an den Haaren herbeigezogen und medizinisch unhaltbar, die Auflösung effektvoll aber unglaubwürdig.

Bewertung vom 16.09.2012

Jane Austen`S "Emma"


gut

Die einundzwanzigjährige Emma Woodhouse führt ein überbehütetes Leben. Als einzige noch im Hause lebende Tochter eines hypochondrischen Vaters, der immer noch darum trauert, dass seine andere Tochter das schwere Schicksal einer Ehe auf sich genommen hat, hat sie zu viel Zeit und zu wenig tägliche Sorgen und zudem kam sie aus ihrem Kaff auch noch nie heraus. Was liegt da näher, als sich ungebeten in das Leben anderer einzumischen. Ihr erstes Opfer ist Harriet Smith, ein gutmütiges, nicht sonderlich intelligentes siebzehnjähriges Mädchen aus dem nahegelegenen Pensionat, dem Emma erst mal eine gute Ehe ausredet und anschließend Flausen in den Kopf setzt.

Diese Verfilmung mit Kate Beckinsale als Emma Woodhouse erschien im selben Jahr, wie die Kinoversion mit Gwyneth Paltrow. Bei diesem Film jedoch handelt es sich um eine Fernsehproduktion der Independent Television (ITV) einem Zusammenschluss aus mehreren kommerziellen UK Fernsehsendern und ist leider streckenweise in der Umsetzung mit den RTL und SAT1 Eigenproduktionien gleichzusetzen.
Der Soundtrack ist marginal bis nicht vorhanden, stattdessen hallende Räume, knarrende Dielen, Szenen, die klingen, als wären sie in einem toten Raum Nachsynchronisiert worden. Die Kulissen wirken, wie in Museen gedreht, als wenn man einen Film über Friedrich den Großen in Sanssouci drehen würde und nur die Kordeln entfernen würde. Die Deko ist zu museal und wirkt leblos. Die Schauspieler wirken teilweise steif, teils arg affektiert, als würden sie auf einer Bühne stehen und keinen Film drehen, insgesamt wirkt die Umsetzung streckenweise wie die Spielszenen in historischen Reportagen.
Nach etwa der Hälfte der Laufzeit jedoch wird der Film jedoch ein wenig besser. Ja, Jane Fairfax kommt viel zu früh zurück, Mrs. Westons Schwangerschaft wurde gestrichen, es wurde vor allem am Anfang massiv gekürzt, Szenen werden in komplett andere Zusammenhänge verfrachtet (das Buchstabenspiel wurde hier z. Bsp. beim Ausflug auf Box Hill gespielt), gegen Ende gibt es neue Szenen, in denen Knightley mit seinem Gesinde feiert. Andererseits setzt dieser Film das Buch in anderer Hinsicht recht genau um. Viele der Verfilmungen sind besser als das Buch (das für mich leider zu Jane Austen langweiligeren Büchern gehört), dieser Film bringt die Langeweile, die ich beim Lesen empfand perfekt rüber. Er ist eine Aneinanderreihung von Kaffeekränzchen, Ausflügen und gemeinsamen Essen, genau wie das Buch und beschönigt nichts. Die „live“ Musikeinlagen hingegen sind ein echtes Highlight. Sie wirken echter, natürlicher, bodenständiger und glaubhafter als bei anderen Emma Verfilmungen.

Zu Recht eine der unbekannteren Emma Verfilmungen. ITV ist eben nicht BBC - Geh Vampire jagen Kate.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.