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Lena
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Köln

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Insgesamt 142 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2023
Cullen, Lynn

Die Formel der Hoffnung


sehr gut

Dr. Dorothy Horstmann wird nur durch einen glücklichen Zufall 1940 im Vanderbilt-Hospital als Ärztin eingestellt, da der Chefarzt dachte, dass es sich bei ihr um einen männlichen Bewerber handelt. Als Frau und mit einer stolzen Körpergröße von 1,85 m fällt Dorothy auf und wird unter männlichen Kollegen häufig nicht ernst genommen. Immer wieder muss sie Rückschläge einstecken und wird bei ihren Forschungen gehemmt, hat sich aber zum Ziel gesetzt, das Polio-Virus zu verstehen, die Krankheit einzudämmen und unzählige Kinder und Erwachsene vor dem sicheren Tod zu retten. Einzelne Weggefährten wie der Mediziner und Virologe Dr. Albert Sabin unterstützen ihre Annahmen und tragen über viele Jahre hinweg zur Entwicklung des Polio-Impfstoffes bei. Unerschrocken und mit Leidenschaft für ihre Berufung geht Dr. Dorothy Horstmann einen beschwerlichen Weg, setzt ihre eigene Gesundheit aufs Spiel und stellt ihr privates Glück zurück.

"Die Formel der Hoffnung" beschreibt die langwierige Entwicklung des Polioimpfstoffes und rückt dabei die Pionierin in der Forschung, Dr. Dorothy Horstmann, in den Jahren 1940 bis 1963 in den Fokus. Die historischen Fakten um die medizinische Wirklichkeit wird dabei mit einer fiktiven, persönlichen Geschichte um die junge Frau und Ärztin verwoben.
Trotz des medizinischen und wissenschaftlichen Hintergrunds ist die Geschichte leicht verständlich dargestellt. Dennoch wird deutlich, wie beschwerlich es war, einen sicheren Impfstoff zu entwickeln. Die Komplexität des Virus, die Konkurrenz unter den Wissenschaftlern und nicht zuletzt der schwere Stand, den die Frauen in der Männerdomäne hatten, standen einer schnellen Lösung zur Rettung zahlreicher Menschenleben im Wege.

Die Geschichte zur Entwicklung des Impfstoffes ist spannend, durch die zahlreichen Opfer und die drastischen Methoden bei den Versuchen an Tieren, wehrlosen, behinderten Kindern, Strafgefangenen und Selbstversuchen der Wissenschaftler auch sehr eindringlich geschildert. Die persönliche Geschichte von Dorothy, die bei ihrer Theorie zum Nachweis des Virus im Blut lange keine Unterstützung bekam, sogar belächelt wurde und in ihrer Forschung behindert wurde, sich verliebte, aber den Kampf gegen das Virus immer an die erste Stelle setzte, gibt der sachlichen Geschichte die notwendigen Emotionen für einen bewegenden Roman.

Durch die Perspektivenwechsel gibt es nicht nur Einblicke in Dorothys Leben, sondern auch in die anderer Frauen, die ihre Wege kreuzen und ebenso wie sie unter den herrschenden Rollenbildern und unverschämten Chauvinisten zu leiden hatten.
Auch wenn die persönliche Geschichte frei erfunden ist, mutet der Roman sehr authentisch an und zeugt von einer intensiven Recherche und Einfühlungsvermögen für die Situation der (weiblichen) Forscher.
Die Übersetzung mag bei englischen Redewendungen nicht immer so gelungen sein, insbesondere wenn männliche Wissenschaftler über einen langen Abschnitt dauerhaft mit "Böcke" übersetzt werden.

Bewertung vom 21.02.2023
Cousens, Sophie

Alles beginnt mit dir und mir


sehr gut

Laura Le Quesne reist als Journalistin für das Online-Magazin Love Life nach Jersey um einen Artikel über die romantische Liebesgeschichte ihrer Eltern zu schreiben. Am Flughafen angekommen, erwischt sie den falschen Koffer und entdeckt in dem unbekannten Inhaber J. den Mann ihrer Träume, denn der Koffer enthält nicht nur ihr Lieblingsbuch und die Klaviernoten ihrer Lieblingsband, sondern auch noch das Parfum ihrer Mutter, das er offenbar seiner Mutter schenken möchte. 
Lauras Eltern hatten sich im Sommer 1991 durch das Zusammenfügen zweier Münzhälften auf auf der Kanalinsel kennengelernt. Lauras Vater ist schon früh verstorben und auch ihre Mutter lebt seit zwei Jahren nicht mehr, weshalb sie nur anhand von Fotos auf den Spuren ihrer Liebesgeschichte wandeln kann. 
Während Laura den falschen Trolley im Schlepptau hat und an der Seite des brummigen Taxifahrers Ted hartnäckig nach Mister Right sucht, findet sie Details aus den Leben ihrer Eltern heraus, die deren Liebesgeschichte in einem ganz anderen Licht dastehen lässt. 
 
Laura ist eine 29-jährige Frau, die sich als Single und nach dem Tod ihrer Mutter allein fühlt. Sie stürzt sich in die Arbeit, wobei der Druck abliefern zu müssen, groß ist. Als hoffnungslose Romantikerin überzeugt sie ihre Chefin davon, über die Liebesgeschichte ihrer Eltern zu schreiben und reist an den Ort, wo sie sich vor dreißig Jahren kennenlernten und trifft dort auf ihre vom Schicksal bestimmte Liebe. Für Laura, die an eine höhere Macht glaubt, muss es der geheimnisvolle Koffermann sein.

Je mehr man über Laura und ihre Mutter erfährt, desto authentischer erscheint ihr Charakter, der eingangs etwas naiv und träumerisch erscheinen mag. Dabei verhält sie bei der Ankunft auf Jersey tollpatschig, was zu manch alberner Szene führt, die selbst für eine romantische Komödie peinlich berührt.

Die Geschichte ist lebendig geschildert, Briefe ihrer Eltern und Ausschnitte aus dem Buch "Tiger Woman" sorgen zwischen den Kapiteln für Abwechslung. Die Entwicklung ist in Teilen vorhersehbar, Lauras Aufenthalt auf Jersey aber dennoch durch ihren Kontakt zu den Einheimischen nicht langweilig.
Die Insel Jersey wird so anschaulich beschrieben, dass man Land und Leute bildhaft vor Augen hat.

Zudem kann man tief in Lauras Gedanken eintauchen, nicht nur ihre eigene Familiengeschichte neu schreiben muss, sondern auch irritiert über ihre Gefühle ist, als sie plötzlich zwischen zwei Männern steht und es gerade nicht Mr. Right ist, der alle Kriterien erfüllt, ihr Herz nicht in Wallung bringt.

Die Geschichte ist grundsätzlich humorvoll, hat jedoch viele unerwartet ernste Töne, die "Alles beginnt mit dir und mir" Tiefe verleihen. Neben dem Suchen und Finden der Liebe handelt der Roman von Trauer und Abschied nehmen, von Familie und der Frage nach der eigenen Identität. Es eine unterhaltsame und warmherzige Geschichte über die Suche nach Glück vor einer malerischen Kulisse.

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