Benutzer
Benutzername: 
Hightower667
Wohnort: 
Enger

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2023
Leonard, Susanna

Die Radfahrerin


gut

Die Vorfreude auf den Roman war groß! Die fast vergessene Geschichte von Anna Kopchovsky genannt Annie Londonderry, die als erste Frau Ende des 19. Jahrhunderts versucht hatte, alleine mit einem Fahrrad die Welt zu umrunden.

Annie kommt aus ärmlichen Verhältnissen, hat Familie und Kinder und hält sich mit dem Verkauf von Werbeanzeigen über Wasser. Sie fühlt sich gefangen in einem Leben, dass sie sich so nicht gewünscht hat. Durch Zufall hört sie von einer Wette zweier wohlhabender Geschäftsmänner, die behaupten eine Frau könne es niemals ohne fremde Hilfe mit dem Fahrrad um die Welt schaffen.
Annie bewirbt sich und wird ausgewählt. Mit höchst fragwürdigen zusätzlichen Auflagen darf sie das Abenteuer ihres Lebens beginnen.

Wer sich jetzt aber auf Reiseabenteuer im Stil von Jules Verne „In 80 Tagen um die Welt“ eingestellt hat, der wird doch eine Enttäuschung erleben. Schon der Start der Fahrt in Amerika verläuft zäh. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis die Protagonistin mal ein wenig Strecke macht und die Geschichte Fahrt aufnimmt.
Die Episode in Europa ist dann auch das Highlight vom Buch. Die Zeit in Paris ist sehr schön geschildert und man hat beim Lesen regelrecht das Gefühl Annie sei in einem neuen Leben angekommen, welches sie ihr altes Leben fast vergessen lässt. Ihre 15 Minuten Ruhm.

Zu Annie habe ich eine ambivalente Beziehung entwickelt. Einerseits bewundere ich ihren Mut fast spontan aus alten starren Regeln und Normen auszubrechen, die es zu jener Zeit noch viel strikter gab. Egal zu welchem Preis. Andererseits wirkt sie durch ihre manipulative und es nicht immer mit der Wahrheit genau nehmenden Art unsympathisch.

Gerne hätte ich noch mehr über den eigentlichen Reiseverlauf erfahren. So bleiben viele Etappen im Dunkeln, vielleicht auch weil es keine gesicherten Informationen über diese Abschnitte gibt.

Das Buchcover hat mir gut gefallen. Fahrrad fahren war zu Annies Zeiten noch ganz anders als man es heute kennt. Dies ist auf dem Cover gut nachvollziehbar.

Fazit: Mit „Die Radfahrerin“ ist Susanna Leonard ein durchaus interessantes Buch gelungen. Hier und da hätte ich gerne mehr über die eigentliche Reise gelesen, aber der Fokus liegt hier eindeutig auf dem Charakter Annie mit ihrer Entwicklung von einer verarmten Ehefrau und Mutter, die es schafft dich von allen Ketten ihres alten Lebens zu lösen und das macht, worauf sie Lust hat. Leider wird man die Figur Annie Londonderry nach Lesen des Buches nicht im Gedächtnis behalten.

Bewertung vom 11.04.2023
El-Bahay, Akram

Der Schatten der Nachtfee / Fabula Bd.2


ausgezeichnet

Endlich geht es weiter!

Autor Akram El-Bahay legt nach. Nachdem voriges Jahr bereits der tolle erste Teil seiner Fabula-Reihe veröffentlicht wurde, folgt nun die Fortsetzung mit dem Titel „Der Schatten der Nachtfee“.

Man muss den Vorgänger eigentlich gar nicht gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können. Für das vollständige Leseerlebnis bietet sich die Lektüre des Vorgängers natürlich zwingend an.

Wenn man bereits den ersten Teil gelesen hat fühlt man sich zu Beginn des neuen Abenteuers sofort heimisch. Der Leser:in trifft auf viele Charaktere, die einem ans Herz gewachsen sind und regelrecht lieb gewonnen hat. Man freut sich auf die neuen Abenteuer mit ihnen.

Im Mittelpunkt stehen, wie schon bei Teil eins die Zwillinge Will und Charlotte. Seit sie New York vor dunklen Mächten gerettet haben, ist etwas Zeit vergangen. Charlotte wächst in ihre neugewonnene Rolle als Fee hinein, während Will seine Fähigkeiten als Erzähler weiter vertieft. Dieses Mal hat es die Dunkelheit direkt auf Fabula abgesehen. Nur zusammen mit den Bewohnern Fabulas haben die beiden eine Chance den Kampf zu zu gewinnen.

Action und Humor geben sich hier die Klinke in die Hand. Immer passiert irgendwas Unvorhersehbares und unsere Helden müssen ständig neuen Gefahren ins Auge blicken. Manchmal ist der Gegner bekannter als man denkt.

Fazit: Fabula begeistert auch im zweiten Buch auf ganzer Linie. Fantasiebegeisterte Kinder ab zehn Jahren, aber auch jung gebliebene Erwachsene werden ihre helle Freude mit dem Buch haben. Ich hoffe Fabula wird uns noch eine ganze Weile begleiten. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.04.2023
Madsen, Jenny Lund

30 Tage Dunkelheit


ausgezeichnet

Spannendes Debüt

Kriminalromane aus Skandinavien sind ja nach wie vor sehr beliebt bei den Leser:innen. Im Gegensatz zu den amerikanischen Krimis geht es hier zumeist etwas gemächlicher und gewaltarmer zu.
Aber auch bei den skandinavischen Vertretern ähneln sich die Geschichten immer häufiger und es wird zunehmend schwieriger einen halbwegs interessanten Plot zu konstruieren.
Auch bei Jenny Lund Madsens Buchpremiere „30 Tage Dunkelheit“ gibt es alles, was einen nordischen Krimi auszeichnet: Dunkelheit, Schnee und ein mysteriöses kleines Dorf! Nur mit dem kleinen Unterschied, dass die Ausgangslage nicht in der Vergangenheit liegt, sondern ganz aktuell im hier und jetzt.

Die dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix reist nach Island, um dort Inspiration für einen Kriminalroman zu finden. Der Grund dafür ist einer der originellsten, den ich in den letzten Jahren gelesen habe. Hier hat die Autorin eine echt tolle Idee gehabt, die einfach unverbraucht rüberkommt. Viel mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht verraten, da es sich lohnt jede Seite zu lesen und zu genießen!

Jenny Lund Madsen hat einen tollen Schreibstil, dem man als Leser:in gerne folgt. Positiv hervorheben möchte ich auch noch das sofort ins Auge fallende Buchcover, welches zugleich geheimnisvoll als auch wunderschön ist.

Fazit: Nicht umsonst wurde das Buch zum besten dänischen Kriminalroman 2021 gewählt. Hier stimmt einfach alles. Jede Seite ist ein Genuss und unterhält bestens. Ich würde mich freuen, wenn es weitere Bücher mit der streitbaren Schriftstellerin geben würde! Für Krimifans ein Muss!

Bewertung vom 01.04.2023
Hope, Anna

Der weiße Fels


gut

Schwieriger Zugang!

Als ich zum ersten Mal das Buchcover gesehen habe, war ich sehr angetan davon. Das Bild mit dem Felsen besitzt eine Ausstrahlung und auch eine Anziehungskraft, die mich an das Fernweh erinnert hat, welches Menschen manchmal überkommt. Sehr kraftvoll.

Vier Geschichten erzählt die Autorin Anna Hope in ihrem neuen Roman „Der weiße Fels“. Vier Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Vier Geschichten von Menschen die verbunden sind durch einen Felsen vor der Küste Mexikos. Dabei sind die Geschichten mal mehr, mal weniger spannend erzählt. Am spannendsten und abwechslungsreichsten sind dann die Erzählungen, die am weitesten in die Vergangenheit gehen. So richtig Interesse an den Charakteren kommt aber nicht auf. Da hilft auch nicht der wunderbare Schreibstil der Autorin, die wirklich bildhaft erzählt und ein richtiges Kopfkino entstehen lässt.

Der Fels strahlt etwas mystisches und geheimnisvolles aus, was eine ganz besondere Anziehung auf die Figuren im Buch hat. Es geht um Beginn und Ende, Erlösung und Verdammnis. Dies hat teilweise schon etwas zwanghaftes. Einem richtigen Ziel folgen die einzelnen Episoden nämlich nicht.
Ich persönlich habe jedenfalls keinen richtigen Zugang zum Inhalt des Romans bekommen, was ich sehr bedauerlich finde, da die Ausgangssituation des Buches so faszinierend ist. Da ist mir leider wieder zu viel Kunst und zu wenig Herz im Spiel. Das Ganze bleibt irgendwie farblos und steril.

Fazit: Ein Buch wie ein Rausch, aber leider auch mit Kopfschmerzen am nächsten Tag. Ohne Frage toll geschrieben, aber die Geschichten wirken farblos und bleiben nicht im Gedächtnis haften. Meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Schlecht ist das Buch aber beileibe nicht!

Bewertung vom 21.03.2023
Fesler, Mario

Völlig übergeschnAPPt! / SWITCH YOU. Völlig übergeschnAPPt! Bd.1


gut

Lustige Körpertauschgeschichte

Geschichten mit dem Thema Körpertausch gibt es ja viele. Meistens tauschen dabei zwei Personen ihren Körper und erleben im jeweils anderen Körper turbulente Abenteuer.
Hier ist die Ausgangslage aber eine andere. Fred kann durch eine App auf seinem neuen Handy in den Körper seines älteren Bruders wechseln. Während er in also im Körper seines Bruders ist steht für ihn selber die Zeit still.

Durch diese Technik erfährt Fred, dass sein Bruder in Schwierigkeiten stecken könnte. Mit Hilfe seiner schlauen besten Freundin Svetlana versucht er seinem Bruder zu helfen und dem Geheimnis der App auf dem Telefon auf die Spur zu kommen.

Eine richtig kurzweiliges und und sehr lustiges Buch ist Mario Fesler mit „Switch you“ gelungen. Während man früher allerlei Objekte zum Tauschen eines Körpers brauchte, ist hier nur noch eine App vonnöten. So haben sich auch hier die Zeiten geändert. Junge Leser werden definitiv begeistert sein von Freds Abenteuern. Auch die „wissenschaftlichen Anmerkungen“ von Svetlana sorgen für heitere Stimmung. Die Bilder von Nikolai Renger werten die Geschichte noch weiter auf. Zudem sind weitere Abenteuer in Planung. Ich hoffe, dass bei weiteren Episoden mehr auf die Hintergründe der Switch-App eingegangen wird. Dies könnte sehr spannend werden.

Fazit: Frische Ausrichtung einer klassischen Geschichte. Junge Leser und junggebliebene Erwachsene werden bei dem Buch auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 14.03.2023
Stich, Daniela

Das erbarmungslos ehrliche Tagebuch der Rebella Rosin


ausgezeichnet

Herrlicher Tagebuchspaß mit Botschaft

Als erstes fällt dem Leser:in das phantastisch gestaltete Buchcover ins Auge. An diesem wunderschön gezeichneten Einband voller Farben kann man sich einfach nicht sattsehen. So bekommt man schon vor dem Lesen gute Laune.

In der Geschichte geht es um die junge Rebella Rosin, die unfreiwillig ihre Ferien bei ihrer Oma an der Nordsee verbringen muss. Sie soll sich zusammen mit ihr um die vernachlässigte Algenfarm kümmern, da ihre Oma die Bewirtschaftung aufgrund anderer wichtiger Tätigkeiten zeitlich nicht mehr schafft.
Von diesem Zeitpunkt an erlebt Rebella die Ferien ihres Lebens. Sie erlebt ständig neue Abenteuer, lernt neue Freunde kennen und muss sogar noch einen Diebstahl aufklären.

Daniela Stich ist mit „Das erbarmungslos ehrliche Tagebuch der Rebella Rosin“ ein wirklich lustiges und unterhaltsames Buch gelungen. Gerade die Wahl des Ich-Erzählers erweist sich als Volltreffer, da Rebella schonungslos ehrlich ihre Gedanken, Träume und Wünsche in ihr Tagebuch einträgt. Das Meckern und Schimpfen ist zwar manchmal ein wenig zu viel des Guten, aber wahrscheinlich ticken pubertierende Teenager so. Die Zielgruppe des Buches wird sich im Verhalten von Rebella aber bestimmt irgendwo wiederfinden.

Neben der eigentlichen Geschichte spricht das Buch noch Themen wie Meeresverschmutzung und Artenschutz an.
Am Ende des Buches gibt es dann auch noch nützliche Tipps zur Vermeidung von Müll und insbesondere Plastik, sowie kleine Rätsel über die Inhalte des Buches. Eine sehr lobenswerte Sache, die hoffentlich auch in anderen Büchern ihre Fortsetzung findet.

Der absolute Höhepunkt im Buch sind aber die Illustrationen von Laura Rosendorfer. Selten haben in der jüngeren Vergangenheit so liebevolle, lustige und die Geschichte begleitende Zeichnungen Einzug in ein Druckwerk erhalten. Dadurch macht das Lesen gleich doppelt Spaß.

Fazit: Ein tolles Buch für jung und alt. Sehr phantasievoll und lustig geschrieben. Wer bis jetzt noch nichts mit Algen anfangen konnte wird es jetzt erlernen. Hoffentlich wird es eine Fortsetzung geben. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.03.2023
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

Von Veränderungen und Perspektiven

Birgit Birnbacher erzählt in ihrem Roman „Wovon wir leben“ von Julia, einer Krankenschwester, die sich nach einem Zwischenfall im Krankenhaus mit einer völlig neuen Lebenssituation auseinandersetzen muss. Sie kehrt in ihr Heimatdorf zurück und findet schnell heraus, dass sich viele Dinge seit ihrem Weggang verändert haben. Die Mutter hat nach vielen Jahren den Vater und den kranken Bruder (der aber in einer Einrichtung untergebracht ist) verlassen und sich nach Italien abgesetzt.

Während Julia einen Neuanfang in der Stadt plant, lernt sie Oskar kennen, einen Stadtmenschen, der sich aufgrund gesundheitlicher Probleme im Dorf erholt.

So könnte man die Geschichte kurz zusammenfassen, aber dies würde der Geschichte nicht gerecht werden. Hier geht es um viel mehr. Die nüchterne Erzählweise sorgt dafür, dass die hier präsentierte Wahrheit einen noch viel betroffener macht.

Wie soll man sein Leben denn leben? Von wem schauen wir uns ab, wie wir leben wollen? Von den Eltern?
Julias Eltern leben so, wie es viele wohl noch aus der eigenen Kindheit kennen. Der Mann arbeitet und die Frau macht den Rest. Selbstverständlich natürlich und ohne Widerworte. Ein Frauenbild wie aus dem letzten Jahrhundert. Nachdem der Vater verlassen wurde, fühlte er sich zudem auch noch als Opfer.
Dies ist wahrscheinlich auch der Grund warum Julia so eine Angst vor festen Bindungen hat.

Beim Lesen des Buches fühlte ich mich manchmal regelrecht ertappt in meinen Gedanken, da ich so ähnliche Situationen ebenfalls erlebt hatte. Richtig sprachlos hat mich aber das Ende zurückgelassen!

Viele Leser: innen werden sich in dem Roman stückweise wiederfinden. Kennen das Gefühl der Perspektivlosigkeit bei großen Veränderungen oder einschneidenden Erlebnissen.
Doch anstatt zu resignieren sollte man versuchen auszubrechen aus alten Wertvorstellungen und Mustern und anfangen so zu leben, wie man es gerne möchte.

Fazit: Ein tolles Buch mit einem wichtigen und aktuellen Thema, welches über die gesamte Lesezeit sehr gut unterhält und trotz seines eher kühlen Erzählstils fesselt. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.02.2023
Bülow, Johann von

Roxy


sehr gut

Die Vergänglichkeit von Freundschaft

Johann von Bülow kannte ich bis jetzt nur als Theater- und Filmschauspieler. Jetzt ist er unter die Autoren gegangen und hat mit „Roxy“ seinen ersten Roman geschrieben.

Immer wenn der Begriff Roxy fällt muss ich unweigerlich und sofort an die vor der eigenen Haustür gelegene Kultdiskothek gleichen Namens im hohen Norden Deutschlands denken. Was haben wir da an Zeit verbracht und Feste gefeiert. Wir waren jung, haben nur für den Tag gelebt und hielten uns für unsterblich. Genau wie die beiden Hauptcharaktere Marc und Roy im Roman.

Das „Roxy“ ist im Roman aber eher ein Nebenschauplatz. Primär geht es um Freundschaft und wie fragil diese sein kann, obwohl man sich schon über einen sehr langen Zeitraum kennt.
Marc und Roy lernen sich im Gymnasium kennen und verbringen von nun an jeden Tag miteinander. Dies schweißt zusammen! Jeder kennt den anderen genau.
Nach der Schule trennen sich die Lebenswege zwangsläufig, Jeder geht seinen Weg und jeder versucht auf seine Weise glücklich zu werden. Dies stellt die Freundschaft der zwei sehr unterschiedlichen Charaktere auf die Probe.

Beim Lesen des Romans musste ich auch an meine eigene Jugend und das Erwachsen werden denken. Dort gab es ganz ähnliche Situationen wie im Roman beschrieben. Macht nicht jede:r Heranwachsende vergleichbare Erfahrungen in Sachen Liebe, Leben und Bekanntschaft? Wann kommt der Punkt an dem man nicht immer nur nach vorne schaut? Ab wann fängt man an zurückzublicken?
Doch meist wenn der Verlust ins Leben tritt. Der Verlust einer Liebe, eines Menschen.

Fazit: Johann von Bülow ist ein toller Debütroman gelungen mit dem sich ein Großteil der Leser:innen sicher identifizieren können. Der Erzählstil ist eher nüchtern gehalten und das Tempo ist gemäßigt. Trotzdem macht es Spaß sich die Geschichte von Marc und Roy erzählen zu lassen. Ein jeder wird sich in ihr wiederfinden. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.02.2023
Khoury, Jessica

Die Goldflügel-Prüfung / Skyborn Bd.1


ausgezeichnet

Fantastischer Start der Trilogie

Möge das Abenteuer beginnen. Der Leser:in begleitet den Spatz Ellie auf dem Weg zu ihrem größten Traum: Eine Goldflügel-Ritterin zu werden. Von Anfang an werden ihr aber Steine in den Weg gelegt. Vor allem aufgrund ihrer Statur und Herkunft, denn das Privileg der Goldflügel-Ritter ist normalerweise nur den stärksten und größten Vogelmenschen vorbehalten.
Doch Ellie beweist Durchhaltevermögen und kommt ihrem Ziel so nah wie nie geglaubt.

Auf dem Weg dorthin erlebt sie jede Menge verrückte Abenteuer. Zusammen mit der Diebesbande um den jungen Nox erfährt sie Dinge, die das Königreich, geführt von den Adlermenschen, für immer ins Wanken bringen können!

Jessica Khoury hat mit dem ersten Teil ihrer Skyborn Trilogie einen tollen Start hingelegt. Wohl ursprünglich eher für jugendliche Leser:innen angedacht, begeistert das Buch aber auch jeden Erwachsenen, der Fantasy liebt.
Die Charakterzüge der einzelnen Vogelmenschen-Clans sind wunderbar getroffen . Dasselbe gilt auch für die Hierarchie innerhalb dieser Welt. Die Greifvögel ganz oben, die Spatzen zum Beispiel eher unten als Arbeiter:innen.

Was das Buch so lesenswert macht ist die Mischung aus Action, Abenteuer, Humor und Fantasy. Es gibt keinen Leerlauf und die Geschichte fesselt von Anfang bis Ende. Man fiebert mit Ellie, damit sie ihrem Traum näher kommen kann.
Einziges Manko ist das deutsche Buchcover, welches sehr nach Kinderbuch aussieht. Da hätte man auf das amerikanische Original zurückgreifen sollen, welches zwar eher comichaft ist, aber die Atmosphäre des Buches besser zum Ausdruck bringen lässt!

Fazit: Skyborn macht Spaß! Skyborn macht süchtig! Man fliegt nur so durch das Buch und am Ende möchte man einfach nur, dass es weitergeht! Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.02.2023
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


gut

Von Rache und Vergebung

Familiengeschichten gibt es ja nicht gerade wenig auf dem deutschen Buchmarkt. Geschichten, die sich mit der Vergangenheit und Gegenwart türkischer, deutscher und armenischer Familien beschäftigen schon seltener.

Der Roman „Gleissendes Licht“ von Marc Sinan ist so eine Geschichte. Über drei Generationen begleitet der Leser:in die Familie des Berliner Komponisten Kaan. Neben seiner Geschichte erzählt das Buch auch die Lebensbeschreibung seiner Eltern und Großeltern.
Erzählt von den Auswirkungen des Genozids an den Armeniern auf die Großmutter bezogen. Berichtet von der Kindheit als Sohn eines deutschen Vaters und einer türkischen Mutter. Kaan fängt an die ganze tragische Geschichte seiner Familie zu erfahren und sinnt auf Rache.

Ich habe echt Schwierigkeiten das Buch adäquat zu beurteilen.

Einerseits schreibt der Autor sehr wortgewaltig und poetisch, der autobiografische Hintergrund ist toll erzählt und die Worte sind weise gewählt und regen definitiv zum Nachdenken an. Andererseits holen mich die Charaktere nicht ab. Dies ist vielleicht sogar so gewollt, aber dadurch flacht mein Interesse zumindest am Hauptcharakter Kaan unweigerlich ab. Anstatt sich um seine Freundin zu kümmern und sein eigenes Leben auszubauen und zu leben, begibt er sich auf eine Abwärtsspirale aufgrund der Vergangenheit seiner Familie.

Insgesamt ist mir das Buch zu viel Kunst. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Fazit: Ich habe mich wirklich auf dieses Buch gefreut. Nach dem tollen Beginn habe ich aber die Orientierung verloren und leider auch nicht wiedergefunden. Somit bleibt ein Buch mit wichtigem Thema, welches mir in der Ausführung zu künstlerisch war.