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Wedma

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Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2021
Chomsky, Noam

Rebellion oder Untergang!


ausgezeichnet

Ein sehr lesenswertes Buch, auch für Fortgeschrittene. Für Einsteiger auf jeden Fall. Es ist auch ein besonderes Anliegen für Noam Chomsky, möglichst viele Menschen zu erreichen, damit man mit geballter Kraft die großen Probleme, vor denen heute die Menschheit steht, doch noch rechtzeitig gelöst werden können.
Besonders positiv auffiel, dass die Sachverhalte hier knackig, griffig auf den Punkt gebracht wurden.
Als erstes kommt Chomskys Vortrag, in dem er von zwei akuten Bedrohungen spricht: Die eine bezieht sich auf die immer wahrscheinlicher werdende Nuklearkatastrophe und die zweite auf das akute Problem mit der Umwelt. Einen Auszug daraus findet man auch auf der Internetseite des Westend Verlages. Beim ersteren Problem geht Chomsky auf die drei wichtigsten Verträge ein, die es in der Vergangenheit gab und was heute daraus geworden ist uvm. Später, bei „Fragen der Strategie“, nennt Chomsky u.a. auch die Namen der US-Politiker, die für die Verschärfung der Lage und Verbreitung der Nuklearwaffen gesorgt haben.
Nach dem Vortrag kommen die Interviews mit unterschiedlichen Fragestellern, u.a mit denjenigen, die die Einführung geschrieben haben. Die ersten Seiten, sowie Inhaltsverzeichnis, kann man in der Leseprobe finden, auch auf der Webseite des Westend Verlages.
Sehr gute Fragen wurden gestellt, auf den Punkt und zu den akuten Themen des heutigen Weltgeschehens. Zur Aushöhlung der Demokratie sagt Chomsky paar klare Worte, z.B. dass die Interessen der 90% der Bevölkerung nicht vertreten sind. Auch in Europa ist die Lage nicht deutlich besser, s. S. 113, weshalb die etablierten Parteien keine Durchschlagkraft mehr haben.
Besonders spannend wurde es zum Schluss im Kapitel 6 „Was kommt nach Trump? Interview im Dezember 2020“. Chomsky beantwortete die 10 Fragen, die ihm vorher übermittelt wurden. Hier geht es u.a. um Trump und seine Rolle; um die Bevölkerung, nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland, England, die unter den Folgen des Neoliberalismus leidet; um die Erderwärmung; um die US-Medien, die zur Spaltung der Gesellschaft beitragen und u.a. fossile Brennstoffe der Bevölkerung schmackhaft machen uvm.; um die Demokraten und was sie so alles falsch gemacht und immer noch machen uvm.
Bemerkenswert, wie Chomsky bestimmte Entwicklungen in der Vergangenheit, z.B. die Ausrottung der Urbevölkerung in den USA, mit der Realität von heute in Verbindung setzt, wie er die heutige Schieflage durch die Geschichte zu erklären weiß.
Ansonsten lief das Ganze in einem ruhigen, sachlichen Ton ab. Die Schärfe der Probleme triff vllt auch deshalb noch deutlicher hervor.
Dieses Zitat möchte ich nicht vorenthalten: „Wenn das Land sich ändern soll, müssen das Bildungsniveau und das Niveau des Verständnisses für die Probleme gehoben werden, und das heißt Aktivismus an allen Fronten. Selbst in den gebildeten Sektoren der Bevölkerung verstehen nicht genügend Leute den Ernst der Gefahr einer Umweltkatastrophe und eines Nuklearkrieges – sie verstehen es einfach nicht.“ S. 105.
Man kann viel über dieses Buch und die darin besprochenen Inhalte referieren. Besser: Sie lesen selbst.
Von mir gibt es noch einen Dank an den Verlag, dass er all diese Dinge den Lesern zugänglich macht und solche Menschen, die an sich schon ein Phänomen sind, dem Publikum nochmals in Erinnerung ruft, ggf. vorstellt. Noam Chomsky ist vom Jahrgang 1928 und hat in den letzten Jahrzehnten an der vordersten Front in Sachen Aufklärung gekämpft. Seine Werke, Bücher, Webseiten sind in diesem Buch zum Schluss samt einigen Kommentaren nochmals aufgeführt.
Fazit: Selbst lesen und weitersagen.

Bewertung vom 25.01.2021
Schwinn, Florian

Rettet den Boden! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein vernünftiges Buch über den Boden wollte ich schon immer mal lesen. Und hier wurde ich fündig. Für Details s. Inhaltsverzeichnis.
Mit viel Kenntnis der Materie, aber auch sehr zugänglich und anfängertauglich wurden die wichtigsten Dinge auf diesem Gebiet geschildert. Das Buch liest sich sehr angenehm, wie die Geschichten aus dem Leben.
So manches hat sich so eingeprägt, dass ich immer daran zurückdenke, obwohl die letzte Seite bereits vor einiges Monaten umgeblättert wurde.
Alle Inhalte sind hier interessant und kennenlernenswert, z.B. „Gärtners Spurensuche“, „Darauf stehen wir“ gleich am Anfang. Besonders aber prägte sich ein, wie der Autor sich mit dem eigenen Acker abrackerte, S. Kap. 1 „Schwemmland“. Da erfährt man, was so alles auf einen zukommen kann, wenn man das eigene Land bestellt. Kap. 2 geht etwas tiefer darauf ein.
Kap. 3 fällt regelrecht schockierend aus, wenn man liest, wie der Tag einer Melkkuh aussieht. Da wurde exemplarisch ein Betrieb, der hunderte von Milchkühen zwecks der Milchproduktion exploitiert, beschrieben. Noch Paar erklärende Kommentare dazu, und man ist nachhaltig beeindruckt/ schockiert. Den Satz, dass die billige Milch meist von den kranken Kühen kommt, vergesse ich wahrscheinlich nie.
Kap. 4 erzählt noch viele andere spannende Dinge über den Boden, wie er zu einem herkömmlich geführten zum Ökolandwirtschaftlich betriebenen wird, wie langsam die Humusschicht wächst, wie viel Aufwand dies mit sich bringt uvm. Schön auch, dass man den Bauern kennenlernen durfte, der diese Wende vollzogen hatte, denn er konnte am besten erklären, wie er das geschafft, was ihn dazu bewogen, welche Tücken dieser Prozess in sich, wie er diese Probleme gemeistert hatte usw.
Auch wenn man nichts mit der Landwirtschaft zu tun hat, und gerade dann, ist dieses Buch eine sehr lesenswerte und aufschlussreiche Lektüre.
Die Fragen der Umwelt sind heute akuter denn je. Ein Grundverständnis dafür, weshalb die Ökolandwirtschaft eine nachhaltigere ist, wie diese konkret aussieht, erweitert den eigenen Horizont und trägt zur Allgemeinbildung bei. Schaden tut es mit Sicherheit nicht. Und man bekommt u.a. spannende Einblicke in das Leben eines Öko-Landwirtes.
Auch für Schüler und Studenten kann dieses Buch eine lohnenswerte Lektüre werden.
Weitere lesenswerte Bücher des Verlages, die das Thema Boden und Umwelt für breites Publikum prima aufbereitet haben:
Das Gift und wir, Forster/Schümann (Hrsg.)
Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen, R. Echensperger
Zieht Euch warm an, es wird heiß! S. Plöger

Bewertung vom 14.01.2021
Barnes, Julian

Der Mann im roten Rock


gut

Kurz gesagt: Eine passable Lektüre, wenn man an Geschichte interessiert ist und viel Geduld mitbringt. Oft genug habe ich mich allerdings gefragt, warum erzählt uns der Werte Autor das Ganze? Eine Menge an unnützem Wissen, was da auf einen prasselt. Dick überkleistert mit Effekthascherei, muss ich leider hinzufügen.

Weshalb viel Geduld erforderlich: Hier geht es hauptsächlich nicht um den Mann im roten Rock. Vielmehr ist es ein Portrait der Zeit in Paris der Belle Époque. Dieses Zeitalter wurde hier detailreich, für mein Dafürhalten zu detailreich vorgestellt.
Zwischendurch, insb. in der ersten Hälfte, musste ich denken: Warte mal. Das soll doch eine Art Biografie eines Arztes sein, der seiner Zeit voraus war. Aber seitenlang ging es um Dandytum, dieses Thema wurde so intensiv beackert, dass ich den Eindruck gewann, dies wäre einer der roten Fäden hier. Über die Duelle erfährt man auch allerhand, wie all dies zustande gekommen war und wer so alles bei den Duellen und anderem Blödsinn mitgemacht hatte, welche Bedeutung dem beigemessen wurde, welche Logik dahintersteckte usw.

Man liest an mehreren Stellen von Sarah Bernhardt, Oskar Wilde und noch vielen anderen Prominenten dieser Zeit, die man aus dem Stehgreif kennt und von noch vielen weiteren, die man nicht kennt. Schön ist, dass ihre Portraits passend zum Text dabei sind. Es gibt eine ganze Reihe an Persönlichkeiten, die mit zumindest paar Zeilen den Eingang in dieses Werk geschafft haben. So manche Charakterisierung fiel aber ganz schön ausführlich aus, was recht oft passierte, sodass die Frage auftauchte, wozu all die Unmenge an Details gut sein sollte? Oder ist es schlicht die Unfähigkeit zu streichen und alles verwursten wollen, was einem bei den Recherchen unter die Hände kam?

Und nun der Punkt, der mich durch das gesamte Werk gestört hatte: Es wurde so oft und herzhaft in die Schublade sex sells gegriffen, dass ich mich fragen musste, ob der werte Autor die Leser für so primitiv hält, dass dies als ein unbedingter Teil angesehen wurde, da man sonst sein Werk nicht anrühren würde. Offenbar war man der Meinung, man müsse mit solchen Ausführungen diese Geschichte „aufwerten“. Solche Vorgehensweise offenbart vor allem zwei Dinge: Geringschätzung der Leser und eigene Unfähigkeit zu schreiben, i.e. das gewählte Thema so packend und unterhaltsam darzubieten, dass sex sells gar nicht nötig wäre. Natürlich kann man sagen, das passt in die Zeit, mag sein. Aber deshalb soll das Portrait der Zeit mit dem Zeug nicht unbedingt zugekleistert werden. Viele Wege führen nach Rom. Und nicht zwangsläufig über die besagte Schublade.

Ansonsten gab es auch interessante, aufschlussreiche Ausführungen, z.B. der Vergleich der Franzosen mit Engländern, was die Ehe, die Rolle der Liebe in der Ehe usw. angeht. Es ging u.a. noch um Gott und die Welt. Solche philosophisch angehauchten Gedanken, die mit der Weltanschauung eines lebenserfahrenen Mannes zu tun haben, taten dem Ganzen richtig gut. Sie brachten oft die Dinge auf den Punkt und werteten das Werk ungemein auf. Streckenweise fühlte ich mich prima unterhalten. Hin und wieder gab es Grund zum Auflachen oder Schmunzeln.

Fazit: Es eher ein Werk über diese Zeit, schon allein, wenn man auf das Verhältnis schaut, wie viel Seiten darauf verwendet wurden, über den Arzt zu referieren und wie viele über die damalige Prominenz und ihre fragwürdigen Sitten. Das Verhältnis ist schätzungsweise 20/80. Kann man lesen. Muss man aber nicht unbedingt.

Gekürzt.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2020
Carlisle, Clare

Der Philosoph des Herzens (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Diese Biografie Kierkegaards aus der Feder von Claire Carlisle habe ich sehr gerne gelesen. Sie hat mir den berühmtesten dänischen Philosophen auf eine sehr angenehme Weise nähergebracht, angenehme Lesestunden bereitet und noch in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung dargeboten, weshalb ich dieses Werk gern weiterempfehle, nicht nur auch die Fans von Biografien, sondern auch an die Liebhaber/innen packend wie gekonnt erzählter Lebensgeschichten.
Ich war u.a. entzückt, welch tiefgründige Fragestellungen in dieser Biografie zur Sprache gebracht wurden. Wie so oft ging es hier um Gott und die Welt. Auch wie zugänglich das Leben und die Philosophie Kierkegaards dargeboten wurden, sodass jede(r) von dieser Biografie profitieren kann. Frei nach dem Spruch Einsteins: Kompliziert über komplexe Dinge kann jeder Dummkopf referieren, einfach über die komplexen Dinge reden, da gehört schon einiges dazu. Weshalb Kierkegaard als Philosoph des Herzens bezeichnet wird, wurde prima klargestellt.
Man bekommt nicht nur seinen Lebensweg erzählt. Hier wurde u.a. nachgedacht, wie aus einem Kaufmannssohn, dessen Großvater ein einfacher Bauer war, der berühmteste Philosoph Dänemarks werden konnte. Man bekommt einen griffigen Überblick über die Familie insg., besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Verhältnis des Vaters Kierkegaard zu seinen Söhnen. Auch auf die Lehrer Kierkegaards wurde ausführlich eingegangen, auf ihre Lebenswege und Überzeugungen, sodass man eine bessere Vorstellung davon bekommt, wie Kierkegaard zum Denker wurde, zu dem viele Menschen aufgeschaut, sich von seinen Gedanken inspirieren ließen. Natürlich gab es auch Kritiker, deren bissige Zeilen und Karikaturen man hier ebenfalls präsentiert bekam.
Als roter Faden läuft durch diese Lebensgeschichte die aufgelöste Verlobung mit Regine Olsen. Dies kommt noch paar Mal im Laufe der Erzählung, aus diversen Blickwinkeln betrachtet. Hier wurde auch über die Rolle und Arten der Liebe nachgedacht, aber nicht nur. Die grundlegenden Fragen der Existenz, die sich schon Sokrates und Platon gestellt hatten, bewegten auch Kierkegaard. Auch seine fundierte, kritische Beschäftigung mit dem Christentum wurde hier spannend wie aufschlussreich dargeboten. Bei der Interpretation Christentums, die Kierkegaard am Ende lieferte, wundert es einen nicht, dass die Religion als Mittel zur Unterdrückung der Massen verstanden wurde.
Diese Biografie liefert viel Stoff zum Nachdenken. Schon allein die erniedrigende gesellschaftliche Stellung der Frau in der damaligen Zeit (die Geschichte um den Brief Kierkegaards an Regine, der ungeöffnet zurückkam, da er ihn in der ersten Linie an ihren Mann adressieren musste), auch die abwertende Selbsteinschätzung der Frauen, die man in den Zeilen einer Leserin mitbekam, gab zu denken. Da musste ich an oft „Sexismus“ von S. Arendt denken. Ein sehr lesenswertes Werk.
Es gibt recht viele Zitate aus Kierkegaards Tagebüchern und anderen Werken, die nicht nur verblüffend treffende Gedanken wiedergeben. Sie offenbaren eine sehr sensible Seele, sowie einen forschenden, messerscharfen Verstand, der den Emotionen doch ihren Platz zubilligt. Der Humor kommt dabei auch nicht zu kurz.
Zum Schluss liest man: „Durch seine knapp zehn Jahre währende Autorschaft vermittelte er Unendliches aus seinem eigenen menschlichen Herzen – in prickelnder Prosa, außergewöhnlich sensibel und nuanciert mit einer winzigen Spur von Dogmatismus oder Moralismus.“ In paar Zeilen gibt es ein schönes, bewegendes, sinnerfülltes Ende samt Gebet aus der Feder Kierkegaards, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Wer Kierkegaard nur flüchtig kannte, sollte hier aufmerksam werden, in dieser Biografie kann man ihn besser kennenlernen. So schön, tiefsinnig, spannend und verlockend erzählt! Eine gerechte Vorstellung Kierkegaards für die Leser von heute. Sehr gern gelesen!

Bewertung vom 01.12.2020
Kunhardt, Michael von

Mentalgiganten


ausgezeichnet

Von „Mentalgiganten“ habe ich einen sehr guten Eindruck gewonnen, konnte mich regelrecht dafür begeistern, und empfehle das Buch wärmstens weiter.
Es ist eins der besten auf dem Gebiet der Persönlichkeitsentwicklung. Und ich habe recht viele Titel aus dieser Sparte kennengelernt.
Das Buch ist sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Gerade junge Leute, die ihren Lebensweg noch vor sich haben, sollten unbedingt von diesem Buch profitieren. Es ist grundsätzlich aber für Leser jeden Alters geeignet.
Auch Fortgeschrittene, all diejenigen, für die so manches nicht neu erscheinen mag, können viel Nutzen aus diesem Buch ziehen, denn oft kommt es auf das Wie an. Man mag einige Dinge kennen, wenn man dem aber nicht folgt, dann ist es bloß passives Wissen.
Michael von Kunhardt erzählt die Dinge so schlicht und ergreifend, so einleuchtend und mitreißend, dass sie hängenbleiben, sind jederzeit abrufbar, und man ist versucht, sie auch anzuwenden. Das Beispiel mit der teuren, vergessenen Brille kennt man z.B. in Form von „Wenn dir das Schicksal eine Zitrone serviert, mach einen Zitronensaft daraus“. So einleuchtend, wie der Autor dies bringt, mit dem Beispiel aus dem eigenen Leben, und was er (als Mentalgigant) daraus gemacht hat, bleibt hängen. Man ist versucht, sich in so einer Situation ähnlich zu verhalten, was gar keine üble Idee ist.
Es gibt noch viele andere Beispiele, die zeigen, was die wahre mentale Stärke ausmacht, wie sich die Mentalgiganten in bestimmten, oft nicht einfachen, Lebenslagen verhalten. In diesem Buch wurden die Stärken der Persönlichkeiten aus Wirtschaft und diversen Sportarten (Tennis, Schach, Fußball, Hockey uvm.) besprochen, insb. wie diese Verhaltensmuster und Einstellungen den Lesern auf ihrem Lebensweg weiterhelfen könnten. Konkret wurde gezeigt, wie die Mentalgiganten mit Verlusten umgehen, s. Kap. 4 „Fokus: Verlieren ist kein Thema“. Kap. 5 „Selbstvertrauen: Siegermentalität Nummer 1“. Kap. 6 „Potenziale“, Kap. 7 „Rückschläge“. Gerade das 7.te Kapitel fand ich so aufschlussreich und bereichernd, denn das erzählt u.a., wie die hochrangigen Sportler mit Niederlagen umgehen, wie sie diese verkraften und schon bald weitermachen, um ihre angepeilten Erfolge zu erzielen, insb. die Unterkapitel „Djokovic-Effekt“, „Resilienz – eine Frage der Haltung“, „Die Korkentheorie“.
Weiter geht es um die Dankbarkeit, Kreativität, Gesundheit, Enthusiasmus, Weiterentwicklung uvm.
Sehr schön, zugänglich erzählt, wirkt das Ganze wie ein gutes Gespräch mit einem alten Freund. Viele Beispiele aus dem eigenen Leben schätze ich besonders, u.a. das mit der kleinen Tochter und der gemeinsam zu erlebenden, nächsten Sonnenfinsternis, die noch weit in der Zukunft liegt. Es zeigt, was ein Mentalgigant daraus macht, welche Schlüsse er zieht, was wiederum so vieles in positive Bahnen lenkt. Ein anderer hätte diese Episode mit mildem Lächeln abgetan und vergessen.
Je mehr ich über dieses Buch schreibe, desto mehr Begeisterung kommt wieder hoch.
Obwohl es schon paar Tage her ist, seit ich „Mentalgiganten“ kennenlernen durfte, beschäftig es mich immer noch, im zunehmenden Maße.

Die hochwertige Ausstattung passt wunderbar zum Inhalt: Festeinband, Lesezeichen, schönes Papier. All die Graphiken, besonders die Dinge, die zu beachten sind, wie z.B. die Methoden der Mentalgiganten, sind im Text gut sichtbar hervorgehoben. Dieses Buch ist ein schönes Mitbringsel oder auch Geschenk unter dem Tannenbaum und zu ähnlichen Anlässen.

Fazit: Mentalgiganten würde ich jedem in die Hand drücken: Lese es. Jeder kann davon profitieren. Man muss sich bloß damit aktiv beschäftigen.
Gern vergebe ich die wohl verdienten 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.11.2020
Lemaitre, Pierre

Spiegel unseres Schmerzes / Die Kinder der Katastrophe Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Diesen Roman von Pierre Lemaitre habe ich ganz gern gelesen. Ich mag seine Art, seinen charmanten, gekonnten, ironischen, mit einem Hauch von Leichtigkeit geküssten Schreibstil. „Spiegel unseres Schmerzes“ fällt aber nicht so stark aus wie die „Die Farben des Feuers“, dennoch durchaus lesenswert.

Ein starker Anfang, die Geschichte um Louise erschien schon recht skurril, dennoch riss sie mich sofort mit. Es blieb keine andere Wahl: Nichts wie weiterlesen.

Aber nach dem furiosen Anfang ließ die Spannung nach. Es gab einige Längen. Die Sprünge in der Handlung von Louise zu den Geschehnissen an der Front warfen Fragen auf, denn lange verstand ich nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte, und warum das alles erzählt wurde Dennoch gab es hier so einiges, was so aktuell klingt: die Ströme von Flüchtlingen aus Paris 1940 und all die „Annehmlichkeiten“ in diesem Zusammenhang. Eine knackige wie bildhafte Beschreibung, wie Propaganda funktioniert, damals wie heute, kam noch dazu.

Erst ab der Hälfte ließen sich die Puzzleteile so langsam einordnen, und ein größeres Gemälde kam zum Vorschein. Im kleineren, privaten Rahmen zeichnete sich eine Geschichte ab, die einen erstmal sprachlos ließ.

Im Großen und Ganzen ist dieses Werk auch ein starkes Plädoyer gegen den Krieg, denn seine hässlichen Seiten werden plastisch vor Augen geführt: Das Kopfkino, so lebendig und zum Greifen nah, als ob man selbst dabei wäre. Da läuft man mit Louise und drei kleinen Kindern über das Feld zum nächstgelegenen Wald, um dem Bombardement der deutschen Wehrmacht zu entkommen. Man ist den Herausforderungen ausgeliefert, denen eine junge Frau in dieser Situation gegenübersteht, uvm.

Aber auch für Romantik wurde hier reichlich gesorgt, in der zweiten Hälfte. Allerdings ist es eben kein Wohlfühlroman, trotz dem, dass das Ende doch optimistisch ausfällt.

Ich komme nicht drumherum, diesen Schreibstil nochmals zu loben. So kann man mir alles Mögliche und Unmögliche erzählen. So lässig gekonnt, voller Menschenkenntnis, messerscharfer Beobachtungen, so klug, ja weise, mit feiner Ironie und das Ganze mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Herrlich.

Insgesamt fand ich den Roman etwas weniger gewitzt als „Die Farben des Feuers“, was aber auch dem nicht so ganz einfachen Thema geschuldet ist. „Spiegel unseres Schmerzes“ ist aber auch etwas weniger komplex in der Handlung und Figurenaufbau.

Dennoch ist es ein sehr lesenswerter Roman, den ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 19.11.2020
Krone-Schmalz, Gabriele

Respekt geht anders (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Frau Krone-Schmal spricht in diesem Buch viele akuten Themen an, zeigt geistreich wie charmant, was seit einigen Jahren im öffentlichen Diskurs hierzulange schiefläuft.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.

Die Psychologen sagen, wenn einem das Problem bewusst wird, wenn es klar vor Augen steht, dann ist die Lösung nicht mehr weit. Und gerade dafür ist dieses Buch gut: für Einsteiger ein Augenöffner, für Fortgeschrittene, die auch eigene Beispiele aus dem Leben zu den im Buch besprochenen Themen nennen können und evtl. die Dinge ähnlich sehen, ein bereichernder Lesestoff.

Der Anfang ist stark, und es geht dann auch so weiter. Jedes Kapitel, ob „Hysterikerland“, „Die Würde des Andersdenkenden“ oder „Die Aufmerksamkeitshändler“ hat seine Highlights, treffende, reichhaltige Gedanken, Denkanstöße, die man am besten im Freundes- und Bekanntenkreis ausdiskutieren sollte. Man muss sich unbedingt mit diesen Themen befassen.

Frau Krone-Schmalz spricht mit viel Fingerspitzengefühl diese Dinge an (für mehr Details s. Inhaltsverzeichnis.), die gesagt werden müssen, damit diese der Gegenstand der Debatte und des Umdenkens werden und evtl., hoffentlich, eine Besserung eintreten kann. Bleiben wir doch optimistisch. Auch im postdemokratischen Zeitalter ist Platz und Möglichkeit zur Besserung, wenn man sich nicht gedanken- und willenlos in die entgegengesetzte Richtung treiben lässt.

Am Anfang des letzten Kapitels liest man: „Frieden ist kein Geschenk, weder der Frieden, der den Gegensatz zu Krieg darstellt, noch sozialer und gesellschaftlicher Frieden. Frieden, ganz gleich welcher Art, ist harte Arbeit.“ Wie wahr. Das sollte man sich jeden Tag vor Augen führen. Auch die Politiker, die hier effektiv und unmittelbar zum Frieden beitragen könnten.

Und ganz am Schluss: „Streit im Sinne von Streitkultur ist etwas durch und durch Konstruktives und hat nichts mit Ausgrenzung oder gar Vernichtung zu tun. Respektvoll streiten – das wär’s doch.“

Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

P.S. Wer nicht genug bekommt, liest „Meinungsunfreiheit“ von Wolfgang Kubicki. In vielen Aspekten ähneln sich die Aussagen der Autoren, insb. was die Hysterie, die Meinungen abseits vom vorgegebenen Mainstream uvm. angeht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2020
Arndt, Susan

Sexismus (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Diese Arbeit stellt einen gewichtigen Beitrag zum Thema Sexismus dar. Fundiert, facettenreich, systematisch, wohl argumentiert, bietet es ein spannendes und aufschlussreiches Hilfswerk für all diejenigen, die sich mit dem Thema befassen (möchten/müssen). Es liefert jede Menge an Denkanstößen und Fragestellungen, die man gern in entspr. Interessenkreisen ausdiskutieren kann/sollte.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.
Im ersten Kapitel befasst sich die Autorin eingehend mit dem Begriff. Unterkapitel „Sexismus, Macht und die Herrschaft des Patriarchats“ fällt gleich stark aus, denn hier wird das Thema auch etwas breiter aufgefasst und über die Diskriminierung als solche nachgedacht. Hier kommen auch Chauvinismus, Machoismus, Marianismo und „Strategischer Essentialismus“ (Spivak) zur Sprache.
Kapitel 2 „Das Drei-Säulen-Fundament des Sexismus: FrauistnichtMann. Erfindungen des biologischen und sozialen Geschlechts und deren juristische Verankerung“. Man sieht schon der Überschrift an, dass hier reichlich frei gedacht wurde. Die Rahmen der gewöhnlichen Wahrnehmung wurden in diesem Kapitel, wie im gesamten Werk, weitgehend hinterfragt. Besonders interessant fand ich den historischen Aspekt: nicht nur hochamüsant, auch sehr bereichernd.
Im Kapitel 3 „Manifestationen des Sexismus“ wurden u.a. sexuelle Gewalt, Vergewaltigung als sexistische Macht, sexuelle Belästigung, Kleidung und ihre Rolle, Diskriminierung und Homosexualität, Intersexualität und Transgeschlechtlichkeit (So lauten die Unterkapitelüberschriften) ausführlich besprochen.
Im Kapitel 4 geht es um „Bewegungen und Strategien gegen Sexismus“, insb. Frauenbewegungen und Feminismus ist hier viel die Rede, aber auch um die „Internationale Konventionen und Antidiskriminierungsgesetze im deutschsprachigen Raum“, „Empowerement, Awareness, Gender-Mainstreaming, Affirmative Action, Frauenbeauftragte und geschützter Raum“.
Kapitel 5 „Kann es eine Welt ohne Sexismus geben. Kein Resümee“ mit Fragen „Sind Frauen die besseren Menschen? Ist Sexismus vorüber? ‚Die Geschichte war eben so‘ – und wie weiter?“ schließt das Werk ab.
Die sich im Vorwort gestellte Aufgabe: „Es geht … darum herauszuarbeiten, was Sexismus als System in seiner vollen Bandbreite, historischen Beständigkeit und globalen Reichweite ausmacht – und wie sich kollektiv gerahmte individuelle Erfahrungen darin einfügen“, wurde prima gemeistert. Diese Ernsthaftigkeit, die Hingabe und auch das Können, die sich deutlich zwischen den Zeilen herauslesen lassen, beeindrucken dabei am meisten.
Die Zitate geben den Eindruck vom Duktus, der mir am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig erschien, etwas verwissenschaftlicht evtl, ist man heute doch gewohnt, dass auch die Sachbücher in einfacher Sprache verfasst sind. Nach paar Seiten aber erschien er mir sehr gut passend. Es ist eben eine eher wissenschaftliche Abhandlung, die sich doch recht angenehm lesen lässt.
Fazit: Dieses Werk ist eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema, das viel reichhaltigen Stoff für Diskussionen liefert. Bleibt zu hoffen, dass das Buch viele begeisterte Leser findet, die sich mit seinen Thesen im Kollegen-, Bekannten-, Verwandtenkreis eingehend auseinandersetzen werden.
Besonders zu empfehlen für Schüler, Studenten, Lehrer, aber auch für die Leser, die sich für die Themen wie Macht, Herrschaft und natürlich Sexismus interessieren.
Gekürzt.

Bewertung vom 17.11.2020
Thielemann, Christian

Meine Reise zu Beethoven


ausgezeichnet

Ein sehr lesenswertes, aufschlussreiches Werk, das Beethoven und sein Werk von einer spannenden Warte betrachten lässt, tiefe Einblicke in die Dirigentenarbeit gewährt uvm. Ein schönes Geschenk im Jubiläumsjahr Beethovens.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut. Der letzte Satz hat besonders gut getroffen: „…Dies ist das Buch eines Künstlers, der wie wenige andere in Beethovens Werkstatt geschaut hat und den Spuren seines Genies nachgegangen ist.“ Während und nach der Lektüre habe ich diesen Eindruck gewonnen: Eine Fülle von spannenden Gedanken, Interpretationen, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Der Blickwinkel der Ausführungen ist auch etwas ganz Besonderes: Der gefeierte Dirigent, der sich seit Jahrzehnten mit Beethoven intensiv beschäftigt, erzählt aus seiner Sicht, wie er die Werke des Komponisten sieht, was Beethoven, seiner Meinung nach, dort hineingelegt hat, bzw. welche Inhalte er mit seinen Kompositionen übermitteln wollte, wie Beethoven die Musik der damaligen Zeit revolutioniert hat uvm. Spannend sind auch die Vergleiche, z.B. mit Mozart, Haydn, Bach.
Die Symphonien 1-9, die Oper Fidelio, Violinkonzerte, Streichquartette und Klaviersonaten, Klavierkonzerte, Missa Solemnis wurden besprochen, stets unter bestimmten, spannenden, ungewöhnlichen Aspekten, die das Wirken und die Musik Beethovens, seine Bedeutung auch für heutige Zuhörer den Lesern näherbringen.
Höchstinteressant ist auch das Kapitel „Helles im Dunkeln. Der deutsche Klang“, in dem sich der Autor mit diesem Thema auseinandersetzt und u.a. über die Dirigenten, die in der Vergangenheit Beethoven interpretiert haben, wie Wilhelm Furtwängler ( s/w Foto mit Berliner Philharmonikern, 1952), Otto Klemperer (Foto, 1957), Herbert von Karajan spricht.
Das vorletzte Kapitel „Eine gnadenlose Aufgabe: Beethoven aufführen“ erzählt von einer Reihe von Dingen, die in diesem Zusammenhang zu beachten gilt: die Auswahl an passenden Räumlichkeiten, der Dialog mit dem Orchester, die Partituren, die zum Einsatz kommen uvm. Das Wälzen der (Fach-) Literatur wurde auch an früheren Stellen erwähnt, das kommt noch dazu. Hier wird einem plastisch vor Augen geführt, was es für ein enormer Auswand ist, Beethoven aufzuführen. Da sieht man, die Kapitelüberschrift stimmt voll und ganz.
Besonders wertvoll fand ich diese persönliche Note, die klare Meinung Thielemanns zu vielen Aspekten: zu bestimmten Werken, ihren Interpretationen, Auffassungen Beethovens zu Gott und zur Welt. Missa Solemnis wird z.B. als Herzstück begriffen und dazu gesagt, dass „… die Missa in gewisser Weise sogar antireligiös“ wäre.
Zum Schluss liest man: „Warum begleitet Beethoven uns das ganze Leben, als Musiker wie als Zuhörer? Wegen seiner Wahnsinnskontraste, zwischen denen alles Platz findet. Zarteste Unschuld und wildes Wühlen, frenetischer Jubel und tiefste Trauer. Deshalb wirkt Beethoven auch so human, er bleibt immer menschlich, erfühlt mit.“ S. 251. Stark.
Das Buch ließ sich angenehm lesen. Für mein Empfinden erschien es stellenweise etwas zu lässig im Ausdruck. Aber gut. Das passt wiederum. Gibt dem Ganzen den persönlichen Charakter und nimmt die Angst, die ein Einsteiger evtl. mit sich herumträgt. Das kann also jeder lesen.
Die hochwertige Buchgestaltung erfreut ebenso wie der Inhalt: Festeinband, Umschlagblatt, Lesebändchen, angenehme Schriftgröße, die s/w Abbildungen, die, wie so oft, mehr sagen als viele Worte.

Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das den Horizont weitet und für die heutigen Leser/ Zuhörer Beethoven und seine Musik unter ungewöhnlichen, spannenden Aspekten beleuchtet.
Besonders interessant für Musikschüler, Studenten, aber auch für alle Leser, die gern ein gutes, reichhaltiges Buch in den Händen halten. Sehr gern gelesen.