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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2103 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2024
Sasse, Gwendolyn

Russlands Krieg gegen die Ukraine


sehr gut

Die Politikwissenschaftlerin Gwendolyn Sasse bietet, jedenfalls zum Teil, was der Untertitel benennt:
Hintergründe, Ereignisse, Folgen

Eine Frage steht zu Beginn: Warum dieser Krieg? Warum jetzt?

Das Buch ist kompakt gestaltet, zusammenfassend, etwas analysierend.

Themen sind unter anderen Krim-Annexion, Krieg im Donbas, schließlich Februar 2022 der Angriffskrieg. Die Folgen des Kriegs werden aufgezeigt.
Das Buch bietet viele Informationen. Es ist ein Sachbuch, d.h. sie sind nicht direkt erzählerisch aufbereitet. Dessen muss man sich bewusst sein.

Bewertung vom 01.11.2024
Detering, Monika

Das Versprechen eines Lebens - oder: Der Sommer des Raben (eBook, ePUB)


sehr gut

Unter dem Titel der Sommer des Raben ist der Roman bereits früher einmal erschienen,
Eine Frau namens Siri verliert ihren Lebensgefährten, mit dem sie 6 Jahren zusammen gelebt hat. Sie gibt sich eine Mitschuld an dem Unfall, der zu seinem Tod führte.
Für ein paar Tage Leben seine Eltern bei ihr, doch die Distanz bleibt.

Der Roman zeigt den Prozess der Trauer und Verarbeitung der Schuldgefühle.
Ein leicht melancholischer Ton durchzieht das Buch.

Hinzu kommt der leicht konstruierte Plot um Marionetten und der Suche nach einer Rabenfigur, die Siri nach Prag und Hiddensee führt. Es wird geheimnisvolles hinzugefügt.
Das gibt dem Buch noch eine andere Note bei.

Bewertung vom 31.10.2024
Montgomery, Sy

Das Geschenk des Kolibris


sehr gut

Das Geschenk des Kolibris hat zwar nichts direkt romanhaftes, ist aber dennoch ein bemerkenswertes Stück Nature Writing.
Und es gelingt dem Buch, bei dem Leser eine Empathie und Begeisterung für diese Vögel in all ihrer Zartheit zu finden.
Sy Montgomery ist hauptsächlich in der Rolle der Beobachterin. So ist es die Vogelexpertin Brenda, die aktiv dabei wird, junge und schwache verwaiste Kolibris zu pflegen.
Viel Illustrationen der Kolibris durchziehen den Text und verleihen dem Buch etwas stimmungsvolles.

Bewertung vom 30.10.2024
Madjidi, Maryam

Eine feine Linie


ausgezeichnet

Wie schon ihr erster, preisgekrönter Roman Du springst, ich falle ist auch Eine feine Linie ein starkes Buch. Es ist offensichtlich stark autobiografisch gefärbt.
Seine Stärke nimmt der Roman aus der Erzählstimme. Maryam erzählt von ihrem Leben und Empfindungen als 13jährige in Drancy. Sie und ihre Familie stammen aus dem Iran. Sie ist eigentlich inzwischen eine normale, französische Schülerin, und doch gehört sie manchmal irgendwie nicht ganz dazu. Es ist eine feine Linie, die sie trennt. Sie erzählt intensiv. Als Leser kann man sich dem nicht entziehen und ist nah an der Figur dran.
Bei all der Wut, die die Jugendliche manchmal in sich hat, gibt es auch eine Spur Ironie, auch Selbstironie. Daher ist es kein hoffnungsloser oder humorloser Roman.
Maryam Madjidis erzählerische Stärke umfasst auch kleine Porträts von ihren Mitschülern und Verwandten. Das hat mir außerordentlich gut gefallen. Ein Buch, das man unbedingt empfehlen kann.

Bewertung vom 29.10.2024
Schifferli, Dagmar

Meinetwegen


sehr gut

Die 17jährige Katharina wurde straffällig, befindet sich in einer geschlossenen Einrichtung für Jugendliche und muss sich jetzt regelmäßig zu einem Gespräch mit einem Psychiater einfinden.

Der Roman hat eine ungewöhnliche Erzählperspektive. Es erzählt ausschließlich Katharina in all den Kapiteln, dennoch ist es kein Monolog. Sie tritt schon in Dialog mit ihrem Psychiater.
Mit der Zeit erfährt man mehr Hintergründe, auch wieso Katharina in der Geschlossenen gelandet ist und was sie getan hat.

Mit der Zeit bekommt man als Leser aber so seine Zweifel. Stimmen Katharinas Behauptungen oder ist sie manipulativ? Eine richtig glaubwürdige Erzählerin ist sie jedenfalls nicht. Dieses Spiel mit Katharinas Rolle ist der Clou des Romans und als Leser ist man selbst gefordert, seine Schlüsse zu ziehen.

Dennoch zweifle ich nicht an Katharinas seelischen Qualen, die sie durchmachen musste. Interessanterweise wird es einen weiteren Roman von Dagmar Schifferli über Katharina geben. D darf man gespannt sein.

Bewertung vom 27.10.2024
Kutscher, Volker

Rath / Kommissar Gereon Rath Bd.10


ausgezeichnet

Das Finale

Auf Rath, den zehnten Teil der Gereon-Rath-Reihe war man besonders gespannt, weil es wohl der letzte ist und einen Abschluß bilden wird.
Rath, der als tot galt, ist zurück. Aber zunächst ist Charly wieder die Figur, die handelnd im Vordergrund steht. Sie ist engagiert für ihre Freunde unterwegs.
Sie sucht zunächst Hannah Singer, erfährt später, das Fritze geflohen ist und von der Polizei gesucht wird.

Es gibt viel bedrückende Atmosphäre dieser Zeit in Deutschland. Es ist 1938. Zu Volker Kutschers Stärken gehören die detaillierten Beschreibungen.

Erst im Teil 2 kommt Gereon Rath wieder mehr ins Spiel.
Weitere der bewährten Nebenfiguren tauchen auf und auch Fritze bekommt seine Passagen.

Rath ist ein kraftvolles, hochkonzentriertes Buch und damit ein würdiger Abschluß für das ganze Werk!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2024
Buchholz, Simone

Nach uns der Himmel


gut

8 Leute

Nach uns der Himmel von Simone Buchholz ist kein Krimi. Das sollte man erwähnen, da die Autorin vor allen als Krimiautorin sehr bekannt geworden ist.

Es beginnt mit einem Flug mit schwierigen Landeversuch. Die Passagiere fühlen sich ein wenig wie aus der Welt gefallen. 8 Leute stehen im Mittelpunkt: Vincent, Heidi, Annike, Benedikt, Elizabeth, Claudius, Sara, Mark

Mystische Elemente kommen hinzu. Man denkt an die Serie Lost, aber damit hat dieses Buch wenig zu tun.

Ein anfangs rätselhafter zweiter Handlungsstrang, angesiedelt in L.A., kommt hinzu.

Simone Buchholz macht viel in Sachen Figurenentwicklung und doch bleibt das Gefühl, man hätte noch mehr aus den Figuren machen können. Es fehlt die letzte Tiefe. Vielleicht sind es zu viele.

Und um mit positiven Worten abzuschließen: Das Buch ist sehr schön aufgemacht. Das gilt vor allen auch für das Cover mit den erhabenen Stellen an den Positionen der Fenster.

Bewertung vom 21.10.2024
Baier, Hiltrud

Die Farben des Winters


sehr gut

Auf den Spuren der Vergangenheit

Hiltrud Baiers Roman zeichnet sich durch einen warmen Ton aus, dem eine Spur Melancholie beigemischt ist.
Das ergibt sich auch aus der Tatsache, dass die Protagonistin Nova als Kind einen Teil ihrer Famile und ihre zweite Heimat Lappland verlor. Sie ist halb deutsche, halb Schwedin.
Zur Beerdigung ihres Vaters kehrt sie nach langer Zeit zurück.
Der Schauplatz der Handlung ist reizvoll. Novas Vater hatte Rentiere. Man erfährt auch von der Kultur der Samen.
Hiltrud Baier gelingt es, gute Detailbeschreibungen einzubringen. Die Handlung wird überlagert davon, herauszufinden, was damals passiert ist. Nova ist auf den Spuren der Vergangenheit. Das hält auch die Leser bei der Stange. Ein lesenswerter Roman.

Bewertung vom 15.10.2024
Sohn, Won-pyung

Mandel


ausgezeichnet

Hier gibt es eine vorher noch nicht übersetzte koreanische Schriftstellerin zu entdecken. Won-Pyung Sohn.
Der Roman beschreibt das Leben eines Jungen, der Alexithymie hat und somit Gefühle nicht wahrnehmen oder empfinden kann. Er versucht mit seinem Zustand umzugehen und zu verstehen. Dabei setzt er sich mit einem gewalttätigen Mitschüler auseinander und mit einer Schulfreundin.
Auf die Handlung möchte ich sonst nicht eingehen, aber es wird nie langweilig.
Es wird aus der Perspektive des Jungen erzählt.
Das gibt ein ungewöhnliches, interessantes Leseerlebnis.

Bewertung vom 14.10.2024
Antelmann, Corinna

Spargel in Afrika


sehr gut

Spargel in Afrika ist eine intensive Erzählung eines Mannes über den Besuch des sterbenden Vaters im Altersheim. Die Erzählung ist gekennzeichnet durch seine Erzählart, dem Monolog. Da es den Stoff auch als Theaterstück gibt, liest man den Text auch so und er entfaltet seine Stärken.
Ein wenig überraschend ist ie Überbetonung des kulinarischen. Immer wieder geht es um die Essvorlieben des Vaters, der ein Genußmensch war.
Corinna Antelmann hat eine Erzählung geschaffen, die man nicht so schnell vergisst.