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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
Über mich: 
Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 728 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2024
Little Book of Vivienne Westwood
Johnson, Glenys

Little Book of Vivienne Westwood


sehr gut

Vivienne Westwood nur auf Mode zu begrenzen, wäre eine Beleidigung für diese beeindruckende Frau

Meine Inhaltsangabe:
Auf 160 Seiten geht es in dem kleinformatigen (ca. 18,5 x 13 cm) und mit fast 340 g für diese Größe irgendwie recht schweren Buch um das Leben und Wirken der Modeikone Vivienne Westwood. Veranschaulicht durch unzählige Fotos werden folgende Abschnitte ihres Lebens beleuchtet:

• Die frühen Jahre
• Die Geburt des Punk
• Aufbruch in neue Gefilde
• Becoming Vivienne
• Internationale Anerkennung
• Kampf für eine bessere Welt
• Ihr Vermächtnis

Mein Eindruck:
Ich sage es gleich: mit Mode habe ich überhaupt nichts am Hut. Und zwar so wirklich richtig überhaupt nichts. Dennoch wollte ich das Buch unbedingt lesen, weil ich diese Frau total interessant finde. Daher hat mir sehr gut gefallen, dass Mode hier zwar natürlich Thema ist (alles andere hätte mich auch sehr gewundert), aber doch auch Vivienne selbst, ihr Leben, ihre Einstellung, ihr Weg, ihre Entwicklung und letztlich ihr bewundernswerter Kampf um eine bessere Welt ausgiebig behandelt wird. Ihre rebellischen Anfänge quasi als Mitbegründerin der Punkszene, ihre Weiterentwicklung raus aus der Szene und allmählich rein in die immer noch rebellische, doch deutlich strukturiertere Modewelt, Ihre Freundschaften und Verbindungen und wie sich all das in ihren Modeentwürfen niedergeschlagen hat, wird hier richtig interessant präsentiert.

»Lesen ist die größte Leidenschaft meines Lebens, mehr als Mode.« (Seite 88)

Für mich deutlich spannender wurde es dann, als es um die nun schon ältere Vivienne und ihr Engagement für Tiere und die Natur geht, darum, ein wertvolleres, nicht so oberfächliches Leben zu führen, sich für Schwächere einzusetzen. Denn genau dafür bewundere ich sie sehr. Vivienne ist zu Lebzeiten zu einer Ikone auf der ganzen Welt geworden, nicht nur für Mode, sondern auch für eine Lebenseinstellung. Ich habe in diesem Buch sehr viel über Vivienne Westwood erfahren. Manchmal fühlte ich mich durch das natürlich immer wieder präsente Thema Mode ein wenig gelangweilt. War aber auch begeistert, wie diese mit allem in Zusammenhang gebracht wurde, um ein noch klareres Bild dieser beeindruckenden Frau aufzuzeigen. Sehr gute 4/5 Sterne und eine Empfehlung an Modebegeisterte sowieso, jedoch auch an Menschen, die auf Mode pfeifen, aber mehr über die Westwood erfahren möchten.

Bewertung vom 04.08.2024
Uppppps! Entschuldigung!
LaRochelle, David

Uppppps! Entschuldigung!


ausgezeichnet

Warum sich zu entschuldigen richtig und wichtig ist

Meine Inhaltsangabe:
Auf 32 Seiten wird kindgerecht in sehr kurzen Texten, begleitet durch superlustige Illustrationen das Thema Entschuldigung beleuchtet. Warum es wichtig und richtig ist, sich zu entschuldigen, wie man sich am besten entschuldigt und wie nicht und dass es manchmal unangenehm sein kann aber immer wertvoll und wichtig.

Mein Eindruck:
Da steht jetzt gar nicht so viel drin, in dem Buch. Aber was drinsteht, ist einfach klasse! Es beginnt mit der Feststellung, dass jeder mal Fehler macht, egal ob groß oder klein und dass es aber immer wichtig ist, sich zu entschuldigen, wenn durch den Fehler jemand zu schaden kommt. Und zwar auch dann, wenn man das eigentlich nicht mag und vielleicht sogar ein bisschen Angst davor hat. Nun wird erklärt, wie so eine Entschuldigung bestenfalls auszusehen hat und wie nicht. Zum Schluss kommen wir zu dem Ergebnis, dass es einem selbst nach der Entschuldigung besser geht und dem anderen natürlich auch. Das alles wird mit sehr wenig Text perfekt auf den Punkt gebracht, wobei die genialen, superlustigen tierischen Zeichnungen einen Großteil dazu beitragen. Diese sind nämlich nicht nur total klasse, sondern auch ausdrucksstark und machen das Buch zu einem lustigen und lehrreichen Leseerlebnis. Eine wichtige Botschaft wundervoll kindgerecht und humorvoll verpackt, so dass sie leichtfüßig und ungemein vergnüglich daherkommt und der erhobene Zeigefinger keine Chance hat. Perfekt zum immer wieder vorlesen oder gemeinsam lesen mit den ganz Kleinen. Wichtige Werte wundervoll vermittelt. Großartige 5/5 Sterne.

Bewertung vom 03.08.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


ausgezeichnet

Achtziger Jahre. Kleines Kaff. Verschwundene Kinder. Der Stoff, aus dem die Albträume sind!

Meine Inhaltsangabe:
Kriminalkommissar a.D. Stahl kehrt nach Jahren an den Ort seiner selbstempfundenen Schande zurück: Katzenbrunn. Hier hat er im Fall der verschwundenen Kinder ermittelt, musste diesen aber ungelöst aufgeben. Nachdem jetzt erneut ein Junge verschwindet, schwört sich Stahl, inzwischen um die 70, dass er den Fall aufklären wird. Er stößt nicht gerade auf offene Arme, dafür aber auf das eine oder andere Geheimnis rund um das Dorf und seine Bewohner, aber auch um die dort ansässige Nervenheilanstalt. Dann verschwindet noch ein Junge und für Stahl beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Mein Eindruck:
Ich kenne die 80er Jahre und konnte mich daher super in diese Zeit zurückversetzen. Herrlich, wie Menger die Gegebenheiten der damaligen Zeit verwendet, um eine ganz besondere Stimmung aufzubauen. Die Beschreibungen aller Figuren, des Settings und der Szenen sind bildhaft und lösten bei mir sofort Kopfkino aus und so ist es nicht verwunderlich, dass ich das Buch ruckzuck durchgelesen habe. Ich musste einfach wissen, wie es weitergeht. Dafür sorgte wohl vor allem auch, dass der Autor nicht mit Andeutungen geizt. Klein, gemein und finster (hihi) streut er die ein, was für immense Spannung sorgte und mich regelrecht ans Buch fesselte. Die Kapitel sind relativ kurz und werden mit Sicht auf die jeweils agierende Person erzählt (bis auf eine Ausnahme, die aus der Ich-Perspektive erzählt). Langatmigkeit kommt da keine auf und ich fragte mich die ganze Zeit über, wo das alles hin führt. Wohin es dann letztlich führte, war für mich absolut klasse, hat mir einen Schauer über den Rücken gejagt und ist sicher nichts für sehr Sensible. Zur Handlung kann ich gar nicht so viel schreiben, weil das zu viel vom Lesevergnügen wegnehmen würde. Mach Dich am besten einfach selbst auf die Lese-Reise nach Katzenbrunn und lerne die Menschen dort kennen. Es lohnt sich! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 28.07.2024
Die Hackebarts schnappen zu! / Crazy Family Bd.2
Orths, Markus

Die Hackebarts schnappen zu! / Crazy Family Bd.2


ausgezeichnet

Hier ist der Titel Programm! Eine völlig (liebenswert-)verrückte Familie

Meine Inhaltsangabe:
Nachdem der Millionengewinn zusehends schwindet, ersteigert Vater Hackebart ganz spontan ein Haus für die Familie (Vater Walter, Mutter Adrijana, Kinder Brooklyn, Zosch, Möckemeyer und Lulu). Bei näherer Betrachtung eher eine Bruchbude, doch es hilft ja nichts, die alte Wohnung ist gekündigt, die Nachmieter stehen in 3 Tagen auf der Matte und so müssen alle kräftig mit anpacken, um die völlig verwahrloste Doppelhaushälfte inklusive zugemauertem Badezimmer, aus dem ein bestialischer Geruch entströmt, einzugsfertig zu machen. Die zwei alten Tantchen in der anderen Hälfte sind nett, aber auch etwas seltsam und sie scheinen in Hackebarts neuem Haus etwas zu suchen. Da entdeckt Tochter Brooklyn ein geheimes Notizbuch und deckt damit das große Geheimnis auf. Nun heißt es zusammenhalten wo es nur geht und zeigen, was eine echt crazy Family ist.

Mein Eindruck:
Ich fand ja Band 1 schon klasse und die Fortsetzung ist sogar noch besser. Rasant und mit viel Witz und Situationskomik begleite ich die schrägen Hackebarts auf ihrem seltsamen Weg zum Eigenheim. Wer ein Buch mit pädagogisch sauberer Botschaft sucht, sucht hier vergebens, dafür werden Zusammenhalt, Loyalität und bedingungslose Familienliebe großgeschrieben. Einer ist schräger als die andere und alle sind so liebenswert. Sie kabbeln sich, stehen aber wenn es drauf ankommt unverbrüchlich füreinander ein. Klischees werden hier nicht bedient: die Mutter ist eine bärenstarke Brummifahrerin und damit oft auf Reisen, während sich der Vater um Haushalt und Kinder kümmert (und nebenbei Klobürsten sammelt). Die Kinder (deren außergewöhnliche Namen mir gar nicht mehr so außergewöhnlich vorkommen) könnten unterschiedlicher nicht sein und dann ist da auch noch der im Seniorenheim lebende Opa, der sich vehement für den Klimaschutz einsetzt. Das ganze spielt übrigens in Karlsruhe und Durlach und ist daher für mich nochmal ein Pluspunkt, da das meine Heimat ist. Was mir richtig gut gefällt: die Story ist nicht vorhersehbar. Sie nimmt immer mal Wendungen ein, die ich so nicht vorausgesehen habe. Da kommt Spannung auf und man fiebert förmlich mit, gleichzeitig kommt man aus dem Lachen nicht raus und die vielen verrückten Ideen und wundervollen Wortkreationen (auch typisch Orths, er hat einen besonderen, außergewöhnlichen Schreibstil) garantieren ein riesiges Lesevergnügen. Die Schrift ist groß, die Kapitel kurz, die vielen s/w-Illustrationen super passend. Perfekt für Lesemuffel wie auch für geübte Leser ab ca. 10 Jahren ohne Altersobergrenze. Ich feiere es! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 21.07.2024
Ingenium
Trussoni, Danielle

Ingenium


weniger gut

Thriller ohne Thrill, dafür mit viel gewollt mystischer und unglaubwürdiger Handlung

Meine Inhaltsangabe:
Mike hat nach einem Sportunfall eine Savant-Gabe entwickelt: er kann die komplextesten Rätsel lösen, hadert aber mit seiner Gabe, lebt zurückgezogen und allein und verdient sein Geld mit dem Erstellen von Rätseln für die Zeitung. Eines Tages bestellt ihn eine Psychologin ins Gefängnis, damit er Zugang zu der schweigenden, wegen Morden einsitzenden Jess aufnimmt, die ein Rätsel erstellt und darin auf Mike hingewiesen hat. Mike sagt zu, trifft Jess und ab da ist nichts mehr wie vorher, das Leben steht Kopf und Mike fühlt sich Jess verpflichtet und deckt eine Ungeheuerlichkeit nach der anderen auf und tritt gewissen Personen damit gehörig auf die Zehen. Denn was Jess ihm zu verstehen gibt, welchem Rätsel Mike da auf der Spur ist, sprengt jegliches bisheriges menschliches Denken.

Mein Eindruck:
Laaaangweilig! Ich habe mir einen fesselnden Thriller erwartet, bekommen habe ich ein hanebüchenes, langatmiges Geschreibsel voller Fantasy, Mystik, Religion, Dämonologie, Golems und sonstigem unglaubwürdigem Gedöns. Hier wurde gefühlt alles reingepackt, was an sich Action und Spannung verspricht, im Gesamten dann aber einfach unglaubwürdig und to much ist. Schon allein die Beziehung zwischen Mike und Jess, die sich vorher weder gesehen noch gehört oder gelesen haben, die aber innerhalb von Sekunden in eine gefühlte Liebesorgie ausartet… also bitte! Was Mike dann alles erlebt ist einfach nur reißerisch und gleichzeitig oberflächlich. Gearbeitet wird hier mit Rückblicken, Briefen und mit mehr oder weniger Gelehrtenmeinungen. Es gibt (völlig affige) Traumsequenzen und alle Figuren bleiben irgendwie blass und nicht greifbar. Selbst Mike ist mir ferngeblieben und konnte keinerlei Empfindungen bei mir rauskitzeln. Irgendwann ertappte ich mich dabei, wie ich gelesen habe, ohne zu lesen. Meine Gedanken sind abgedriftet, weil das Buch für mich schlicht langweilig und unglaubwürdig und deutlich zu gewollt war. Ich denke, hier war ein Buch á la Dan Brown das Ziel, doch leider ist das für meinen Geschmack deutlich in die Hose gegangen, weil der Mix aus real und mystisch einfach zu sehr einer gewollt actiongeladenen Unterhaltung geschuldet ist. Was bei Dan Brown wissenschaftlich oder geschichtlich erklärbar ist, ist hier einfach nur willkürlich vor den Latz geknallt und entbehrt jeden halbwegs vernünftigen Realitätssinn. Wäre es wenigstens fesselnd, könnte ich es einfach in die Schublade Fantasy stecken und gut ist. Als Thriller empfinde ich es als völlig zielverfehlt. 2/5 Sterne, wobei 1 Stern auf das sensationelle Äußere von Cover und Buchschnitt entfällt. Die Fortsetzung wird garantiert nicht bei mir einziehen.

Bewertung vom 17.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


gut

Kann mit Band 1 leider überhaupt nicht mithalten

Meine Inhaltsangabe:
Kim Ribbing hat seinen Peiniger aus Kindheitstagen, den Arzt Martin Rudbeck entführt und hält ihn im Keller seiner Villa gefangen. Ziel: er möchte verstehen, warum er damals von ihm unter dem Deckmantel einer medizinischen Behandlung so gequält wurde. Seine Pläne werden von Astrid, der 14jährigen Tochter der beiden Ermordeten aus Band 1 durchkreuzt, die Teilzeit bei Kim lebt. Sie sieht rot, drückt einen Knopf und schon ist alles nicht mehr, wie es war. Julia Malmros, die noch immer in der seltsamen On-Off-Beziehung mit Kim steckt, wird mit hineingezogen und muss sich zwischen Recht und Unrecht, zwischen Kim und der Wahrheit entscheiden. Wie weit ist sie bereit zu gehen, für den viel jüngeren Mann mit den vielen Altlasten aus Kindertagen, der sie oftmals abweisend behandelt, den sie aber dennoch liebt?

Mein Eindruck:
Was habe ich mich nach dem für mich sensationellen 1. Band auf diese Fortsetzung gefreut. Die Story schließt zeitlich nahezu direkt daran an und ich habe mit Eifer losgelesen. Der kam mir aber recht bald abhanden, da ich hier weder Hand noch Fuß erkennen konnte. Es gibt mehrere Handlungsstränge und ich frage mich, worin deren Sinn lag:
1. Kim, Ribbeck und Astrid im Keller
2. Julia Mamlrös und ihre Recherchen im rechtsextremen Milieu
3. Julias Exmann und Polizist Johnny und sein Liebesleben

Das 1. ist zunächst recht spannend, entwickelt sich dann aber unglaubwürdig und wird langweilig. Astrid nimmt für meinen Geschmack zu viel Raum ein und ist zudem eine echt unsympathische, egoistische Figur, die mich nur noch nervt.

Das 2. macht für mich überhaupt keinen Sinn, weil es nicht zur Geschichte beiträgt und nur halbseiden behandelt wird. Zudem macht es mir auch noch Julia madig, weil sie einfach eine komplett unselbständige Person ist, die allein gar nichts auf die Reihe kriegt und die außer mit ihrer über 80jährige Nachbarin zu kiffen und zu saufen und mit Kim zu rammeln, wenn es dem gerade in den Kram passt nichts weiter auf die Beine stellt und deren Verstand sich augenscheinlich irgendwo unterwegs verabschiedet hat.

Das 3. ist dann, ja, was eigentlich? Ich weiß es nicht. Unnötig halt.

Hach, so schade, echt! Ich habe kein Problem damit, wenn Storys von Figuren handeln, die unsympathisch sind. Das kann oftmals gerade das Lesevergnügen anfachen. Doch wenn diese Figuren dann so gänzlich ohne roten Faden agieren, die Stränge nicht zusammenlaufen und mir am Ende selbst die Charaktere, die mir in Band 1 noch total nah gingen und die ich mochte, vollkommen unsympathisch und unglaubwürdig werden, dann ist das einfach enttäuschend. Ich vergebe 2,5 Sterne, runde auf 3 auf, weil ich keine halben Sterne mag.

Band 3 erscheint voraussichtlich im Juli 2025. Und ja: ich werde ihm eine Chance geben, weil Band 1 einfach so großartig war! Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2024
Baddabamba und die Goldene Sanduhr (Baddabamba, Bd. 3)
Orths, Markus

Baddabamba und die Goldene Sanduhr (Baddabamba, Bd. 3)


ausgezeichnet

Ein lustiger, spannender, rasanter, trauriger und würdiger Abschied von Baddabamba

Meine Inhaltsangabe:
Paula sehnt sich mit jeder Faser ihres Herzens zurück nach Chronossos, zu ihren Freunden. Als ihr Wunsch immer größer wird und sie Tag und Nacht nur noch daran denken kann, wird ihr Wunsch erfüllt. Und zwar von Wolfgang Nachtschatten, der das Büro der unausgesprochenen Wünsche leitet. Der macht zur Voraussetzung, dass Paula ihn mit auf die Insel nimmt, damit er mit seiner über alles geliebten Wendy vereint wird, die jedoch ganz andere Pläne hat und in den Freitod geht. Darüber ist Wolfgang Nachtschatten so entsetzt, dass er die goldene Sanduhr und damit die Insel Chronossos und die Zeit der ganzen Welt vernichten will. Diesen Plan müssen Paula, Baddabamba und die anderen unbedingt vereiteln und wagen es dafür sogar, sich mit ihren Todfeinden, den Hubbanesen, zu verbünden. Ein Spiel auf Zeit und ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.

Mein Eindruck:
Ich kann gar nicht so viel schreiben, ohne permanent zu spoilern. Zum dritten und leider letzten Mal treffe ich nun also wieder auf Paula, Baddabamba, Oma Carissima, Anna Bella, Pico Bello und die anderen. Und ja, alle sind genauso schräg und skurril, wie man sie aus den beiden Vorbänden kennt. Diesmal ist die Story noch rasanter, weil die Zeit ja wirklich sehr drängt. Und so passiert innerhalb kürzester Zeit wieder einmal sehr viel, man kann kaum durchschnaufen, trudelt von einem Abenteuer ins nächste, fiebert und hofft mit. Die Verbündung mit den Hubbanesen fand ich großartig und was am Ende mit ihnen passierte, ebenso. Das hat mich mit diesen garstigen Biestern ein Stückweit versöhnt. Apropos Ende: das hat mich dann schon ein bisschen umgeworfen, mich traurig gemacht und sehr berührt. Dennoch ist es ein sehr passendes, würdiges und eigentlich das einzig richtige Ende. Die wenigen doppelseitigen s/w-Zeichnungen sind passend, wenn auch etwas düster, jeder Kapitelanfang wird von einem hübschen Ornament geschmückt und das aus der Story gegriffene Cover ist ja auch ein Hingucker! Markus Orths Schreibstil ist außergewöhnlich, speziell, wundervoll und überaus bunt und lebhaft und schafft es, sämtliche Empfindungen aufkommen zu lassen und damit die Geschichte noch intensiver zu erleben. Freundschaft, Mut, Loyalität, Zusammenhalt, Verlust, Verantwortung sind nur ein paar der Kernthemen, die wunderbar aufregend in ein buntes Abenteuer verpackt wurden. Bin ich traurig, dass es das nun war mit der Baddabamba-Reihe? Ja! Natürlich! Aber wie heißt es doch so schön: aufhören, wenn es am schönsten ist. 5/5 Sterne und die von Herzen kommende Empfehlung, alle drei Bücher der Reihe nach zu lesen. Es lohnt sich.

Bewertung vom 13.07.2024
Alle Schotten dicht
Sanne, Manuela

Alle Schotten dicht


sehr gut

Nich‘ lang schnacken, Kopp in Nacken oder: Whisky-Workshop am Wattenmeer

Meine Inhaltsangabe:
Rosa und Sebi haben ein tolles Event für ihre Pension auf die Beine gestellt: einen Whisky-Workshop mit der absoluten Koryphäe was Whisky betrifft, nämlich den Schotten Colin Stewart. Der Workshop ist ausgebucht und verspricht ein voller Erfolg zu werden. Doch dann wird der Ehrengast tot in seinem Bett aufgefunden, erstickt mit dem Kissen. Ganz klar: Mord! Rosa und Sebi sind entsetzt, doch es wäre nicht Rosa, wenn sie nicht kräftig mitmitschen würde, bei der Aufklärung des Falles. Denn eins ist sicher: der Mörder muss einer der Gäste des Workshops sein. Und so ist es nur logisch, das Rosa nach und nach das eine oder andere Geheimnis ihrer Gäste ans Licht und sich dabei selbst wieder einmal in große Gefahr bringt.

Mein Eindruck:
Das ist inzwischen Band 5 der Reihe und es fühlt sich schon ein bisschen an wie heimkommen, wenn ich mich lesenderweise durch die Pension bewege und dabei alte Bekannte wiedertreffe. So war ich ruckzuck wieder mitten drin im Geschehen und konnte eifrig miträtseln, mich über den einen oder anderen Gast aufregen und über die beiden liebgewonnenen Katzen Ruby und Rudi schmunzeln. Diesmal spielte sich fast alles innerhalb der Pension ab und gefühlt war Rosa weniger eingebunden bzw. wurden ihr durch den leitenden Ermittler (auch bekannt als kalter Fisch) Grenzen gesetzt. Für mich hätten Rosa und Sebi gern mehr in den Vordergrund treten können und des lieben Fernweh wegens hätte mir ein Setting, das über die Pension hinausgeht, besser gefallen. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau und ist sicherlich den sehr abwechslungsreichen und humorvollen vier Vorgängerbänden geschuldet, die all das so herrlich lebendig bedienten. Dennoch: ein toller Cosy Crime mit viel Miträtselspaß, herrlich vielschichtigen Figuren und einer Prise schottischem Charme (wie z.B. Slàinte mhath, Schottisch für Prost, was man in etwa so ausspricht: Slaandschewah). Am Ende gibt es auch wieder ein Rezept für eine kleine Nascherei, die in der Geschichte vorkommt. Diesmal Karamell-Espresso-Muffins mit Whisky. Ich liebe sowas ja, Rezepte in einem Roman. Das Cover ist wieder zauberhaft und jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Vignette (Katze und Maus). Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt auf den nächsten Fall für Rosa Fink und vergebe sehr gute 4/5 Sterne und eine Empfehlung für alle, die CosyCrime, Nordsee, Katzen und kurzweilige Unterhaltung mögen.

Bewertung vom 12.07.2024
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Hart, blutig, spannend, dreckig und sehr sehr fesselnd!

Meine Inhaltsangabe:
Cardell, ein versoffener, einarmiger Veteran mit Moral, zieht in Stockholm Ende des 18. Jahrhunderts eine Leiche aus dem Fatburen See. Diese hat weder Arme, Beine, Augen oder Zunge und taub wurde er auch gemacht. Schnell wird der an Tuberkulose leidende, eigentlich schon halb tote Polizeiermittler Winge hinzugezogen, der für derlei besondere Fälle immer die erste Wahl ist. Er und Cardell freunden sich an und arbeiten fortan zusammen. Winge mit Köpfchen und Intelligenz, Cardell mit Faust und Schläue. Sie finden recht schnell heraus, dass der Tote zu Lebzeiten als besonderer Zeitvertreib für die Besucher eines speziellen Bordells herhalten musste. Doch wer er war und wer ihn auf dem Gewissen hat, das wollen die beiden im Namen des grauenhaft gefolterten Opfers herausfinden und decken dabei Grauenhaftes auf.

»Es ist schon lustig, wie jeder einem helfen will, wenn man keine Hilfe mehr zu brauchen scheint, während um jegliche Art von Armut gleich auf den ersten Blick ein Bogen geschlagen wird.« (Seite 174)

Mein Eindruck:
Zum Glück habe ich mich von den vielen negativen Bewertungen, die vor allem die Brutalität anprangern und das Buch ekelhaft finden, nicht abschrecken lassen. Ja, es ist keine heile Welt, es ist dreckig, stinkend, roh und brutal, aber so war das damals einfach. Hier wird nichts romantisiert, wie es in seichten Büchern oft passiert, sondern der Leser wird direkt in die stinkenden, bettelarmen und oft schwer zu ertragenden Settings geworfen. Doch niemals verherrlichend oder pervertiert, sondern ganz real und ohne etwas des lieben Friedens willen zu beschönigen oder unnötig auszuschmücken. Der Aufbau ist dabei wirklich genial. Ich beginne im Herbst 1793 mit dem Fund der Leiche. In Teil 2 befinde ich mich dann etwas früher in der Vergangenheit, nämlich im Sommer 1793, wo ich erfahre, was mit dem Opfer passiert ist, aber noch nicht seine Identität kenne. Teil 3 spielt dann nochmal etwas früher (Frühling 1793) und ich erfahre die furchtbaren Dinge, die eine zu Unrecht der Hurerei beschuldigte junge Frau erlebt, die ins Spinnhaus verbracht wird und frage mich dabei, was das mit dem Rest der Geschichte zu tun hat. Doch bald wird mir das klar und schon mache ich mit Teil 4 einen Sprung in die Zukunft, nämlich in den Winter 1793, in dem sich dann alles auf eine sehr berührende, traurige, grausige Art aufklärt. 1793 ist sicher nichts für Zartbesaitete und wer mit Blut, Folter, Grausamkeiten und unter die Haut gehender Zurschaustellung von Macht nicht klarkommt, sollte die Finger davonlassen. Wer Krimis und historische Romane liebt, die nicht romantisiert, sondern ungeschönt und realistisch und gleichermaßen überaus fesselnd sind, dem empfehle ich das Buch. Die beiden Hauptfiguren Cardell und Winge sind frappierend gegensätzlich und dennoch perfekt zusammenpassend. Keine üblichen besten Kumpels, sondern Männer aus verschiedenen Leben, die den jeweils anderen zu schätzen und respektieren wissen und die ich beide sehr bewundere. Ein vielschichtiger und extrem fesselnder Krimi aus dem 18. Jahrhundert und von mir ganz klar 5/5 Sterne.

Bewertung vom 07.07.2024
Martin & Jack
Nilsson, Frida

Martin & Jack


sehr gut

Auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Ein Roadtrip der besonderen Art

Meine Inhaltsangabe:
Irgendwann Anfang 1900 in Schweden: Martin lebt als Mündel bei einem Bauern und hadert mit seinem anstrengenden Leben, das nur aus Arbeit zu bestehen scheint. Sein einziger Wunsch ist, seinen echten Vater zu finden, der ihn als Kleinkind im Waisenhaus abgegeben hat. Als der Bauer den ebenfalls dort lebenden Hund Jack vom Hof jagt, schließt Martin sich dem Hund an. Denn der ist der Einzige der weiß, wie Martins Vater aussieht. So begeben sich die beiden auf den Weg, Martin nach seinem Vater, Jack nach der Villa der hundeliebenden, reichen Dame, über die in der Zeitung berichtet wurde. Ihnen schließen sich weitere Hunde an: Lonna, eine geschundene Hündin mit tiefem Dialekt und Ruffe, ein witziger kleiner Draufgänger. Doch sie werden verfolgt vom Polizisten des Ortes, der grundsätzlich allen Hunden an den Kragen will. Jack kommt als Kindesentführer ins Gefängnis und Martin, weiter auf der Such nach seinem Vater, gerät bald in die Fänge skrupelloser Hunde, die ihr Auskommen durch Katzenfelle und Verbrechen sichern. Schaffen es die 4 Gefährten, einen Weg aus dieser Misere heraus? Und erreichen sie ihre jeweiligen Ziele und Träume?

Mein Eindruck:
Das Cover hatte mich ja sofort. Wie toll ist denn bitte dieser Zeitungslook? Und Zeitungen spielen in dieser Geschichte eine sehr große Rolle. Genauso, wie Freundschaft, Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Gleichheit, Toleranz. Die Suche nach der eigenen Herkunft, nach Glück, Liebe und Geborgenheit ist ebenso Thema. All das gepackt in eine Abenteuergeschichte, fast schon ein Roadtrip, der besonderen Art. Denn: hier können die Hunde sprechen. Gehen Berufen nach, lesen Zeitung, kämpfen für mehr Rechte und Gleichberechtigung. Das hat mich anfangs etwas irritiert. Denn bis auf die sprechenden Hunde ist der Rest ganz normal. Doch gewöhnt man sich daran und kann sich darauf einlassen, steht einem spannenden Leseabenteuer nichts entgegen. Die Stimmung ist oft gedrückt und düster und immer ein bisschen depressiv. Das passt zur Zeit und zum Thema, ist aber auch für jüngere Kinder wohl nicht so das Richtige. Ich würde es daher eher so ab 12 bis 14 Jahren sehen. Es gibt auch lustige, lebhafte Momente, doch die tiefgründigeren, schwierigeren überwiegen. Kein Buch zum einfach Weglesen, sondern eher zum Nachdenken und Diskutieren. Die Illustrationen von Torben Kuhlmann, auf die ich mich im Vorfeld mega gefreut hatte, begrenzen sich auf kleine Bildchen jeweils am Kapitelanfang. Ich hätte mir gewünscht, mehr und größere und detailliertere Zeichnungen von ihm zu sehen, da ich seine Bilder sehr liebe.

Alles in allem ein wirklich sehr gutes Buch, das oft eine gedrückte Grundstimmung hat, jedoch sehr fesselnd und tiefgründig ist. Mal ein ganz anderes Kinderbuch. 4/5 Sterne.