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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

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Insgesamt 256 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2023
Greenville, Anna Jane

Das Herz eines Gentleman


ausgezeichnet

Ich habe bisher noch keinen historischen Roman aus der viktorianischen Zeit gelesen, der mit so viel Spaß, Humor und Leichtigkeit ein trotzdem ernstes Thema aufgreift und es zu einem absoluten Wohlfühlroman macht, den man nicht aus der Hand legen kann.

Joanna ist für mich eine Person, die sich von Anfang an nicht zu schade ist, in eine Rolle zu schlüpfen, um ihre beiden Schwestern vor Armut zu bewahren und die Möglichkeit zu geben, eine gute Partie zu machen.

Durch die Verbindung zu einem älteren Herrn stellt sie sich verkleidet als Bruder der Familie vor und gelangt durch seine Verbindung zum renommierten Kenwood Internat für Jungen.

Allerdings hat sie nicht gerechnet, was für eine Herausforderung es darstellt, sich als Junge Jo (Jonathan) auszugeben. Sie gerät so oft, teils auch unverschuldet, in missliche Lagen, was dafür sorgt, dass sie ständig mit dem jungen Lehrer Charles Hanson in Konflikte gerät, der eh schon nicht zimperlich mit ihr umgeht und sie einige Male seine Empörung zu spüren kriegt. Ich musste so oft lachen, weil man einerseits so viel Mitleid mit ihr hat und gleichzeitig ist sich Jo aber auch nicht zu schade, mutig und tapfer zu sein und alles mit einer gewissen Prise Humor zu nehmen.

Doch die Schlinge zieht sich um ihren Hals, weil einige Schüler sie bis aufs äußerste reizen, herausfordern, wodurch jeden Moment ihre Tarnung auffliegen könnte. Zumal sie irgendwann auch merkt, dass da mehr Gefühle gegenüber dem jungen Hanson im Spiel sind.

Ich habe so viel gelacht, ich hatte Kopfkino und sowohl Hanson als auch Joanna sofort ins Herz geschlossen, weil sie zwei authentische, großartige Charaktere sind, die beide auf ihre Weise aufgrund ihrer häuslichen Situation zu kämpfen haben.

Der Schreibstil ist so locker, mitreißend und genial, besonders da Jo aus ihrer Sicht schildert, wodurch man auch ihre Gedankengänge und Emotionen noch verstärkt mitbekommt.

Das ganze Setting, die Nebenrollen, die Entwicklung sind rund, spannend, unterhaltsam, humorvoll und die Autorin zeigt, dass ein Liebesroman auch ganz ohne explizite Szenen auskommen und dennoch sämtliche Gefühle wecken kann.

Allein schon das Cover gefällt mir richtig gut und lädt geradezu ein, mehr erfahren zu wollen, auch wenn es verbirgt, was wirklich dahintersteckt. Doch der Klappentext hat mich zusätzlich überzeugt, mehr lesen zu wollen und ich wurde angenehm überrascht mit einer Entwicklung, mit der ich absolut nicht gerechnet habe.

Und falls Ihr eine Streitschlichtung der besonderen Art lesen wollt und gerne mal wieder von Herzen lachen wollt, dann lest dieses Buch.

Bewertung vom 19.09.2023
Voosen, Jana

Im nächsten Jahr zur selben Zeit


sehr gut

Als Tochter aus gutem Hause wünscht sich Anni Brand nichts sehnlicher, als in der Süßwarenfabrik ihres Vaters einzusteigen.

Doch immer noch ist die Meinung geprägt von dem Gedanken, Frauen sollten sich mit der Rolle der Ehefrau und Mutter begnügen und zu Beginn des 2.Weltkriegs wird diese Meinung verstärkt vertreten.
So sieht sie sich schon bald dem Anwalt und Parteifreund ihres Vaters, Julius Wenzel, gegenüber, mit dem sie liiert werden soll. Doch ihr Herz gehört jemand anderem, was aber unter dem Rassenhass und Nationalstolz strengstens verboten ist und mit schlimmsten Bestrafungen geahndet wird.
Dieses Buch hat mich sehr aufgewühlt, weil es wieder mal zeigt, zu was Menschen fähig sind und sich zu einem Gedankengut und zu Verbrechen verleiten ließen, die für so viel Leid und Grausamkeit gesorgt haben.

Anni hat mir von Anfang an gut gefallen, sie ist authentisch, mutig, hinterfragt die Vorgehensweise des Regimes und sträubt sich auch gegen die harten Anforderungen und Vorgaben ihres Vaters. Ihre wachsende Liebe zu dem jungen Fabrikarbeiter Pawel ist so sanft, berührend, echt und es hat mir das Herz zerrissen, wie mit den Arbeitern dort umgegangen wird und was beide alles erleben mussten, um für etwas ganz normales wie die Liebe zu kämpfen.

Die Dramatik und Spannung steigert sich, denn auch Julius gibt nicht kampflos auf. Ein Mann, der nicht leicht durchschaubar ist und man zwei Seiten von ihm kennenlernt.

Zwischen den furchtbaren Kriegswirren, dem vehementen Vorgehen der Gestapo und unmenschlichen Abläufen kämpfen zwei liebenswerte junge Menschen um ihr persönliches Glück und ihre verbotene Liebe und werden vor die Frage gestellt, welchen Preis sie dafür zahlen würden.

Von Anfang bis Ende hat mich diese Geschichte gefangen und mitgerissen, ein Verlauf mit dem ich niemals gerechnet habe, in dem so viel Spannung, Emotion und Erschütterung lag und ein Ende, das mich sprachlos zurückgelassen hat.

Ich kann diesen Roman wirklich empfehlen!

Bewertung vom 16.09.2023
Brandt, Felicitas

You Are My WAY


ausgezeichnet

Vom Leben umhergetrieben mit dem Wunsch, irgendwo Heimat zu finden landet Emma Keller im netten und sympathischen Örtchen Bibertal –auf dem Hof von Finn Iversen, einem ehemaligen Reitstar, der sich aber nach seinem schweren Unfall aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.

Für beide ist es ein schwieriger Weg, mit der Vergangenheit abzuschließen und endlich anzukommen und Ruhe zu finden.

Felicitas Brandt hat hier einen unglaublich ergreifenden, zu Herzen gehenden Liebesroman im New Adult Bereich geschaffen, der gleichzeitig auch viele christliche Werte enthält. Ich war wirklich beeindruckt, wie der Glaube sowohl bei Emma als auch bei Finn, seiner Familie und ihren engen Freunden auf die unterschiedlichste Weise zum Ausdruck kam. Egal ob es in Messages von Emmas Freundinnen Yuna und Rahel war, die über besondere Bibelverse sprachen, ob sie im Freundeskreis oder in der Gemeinde eine Passage besprochen haben oder sich gegenseitig daran erinnert haben, aufmerksam zu sein, wie Gott im Leben eines Menschen wirkt und man ihm völlig vertrauen kann, dass seine Pläne immer die Richtigen sind. Das war so schön integriert und unaufdringlich, perfekt dosiert und auf eine abwechslungsreiche, nachdenklich stimmende Weise.

Die Geschichte wird sowohl aus der Ich-Perspektive von Emma erzählt als auch aus der personalen Erzählform über Finn. Eine interessante Variante, die mir richtig gut gefallen hat. Emmas Kapitel fangen immer mit einem Chat mit ihren beiden besten Freundinnen Yuna und Rahel an, bei denen sie bislang gelebt hat. Was habe ich lachen müssen, weil es so herrlich, lustig und frei aus der Seele ist, einfach beste Freundinnen, die immer füreinander da sind.

Die Charaktere haben mich alle überzeugen können, weil es einfach zur gesamten Handlung passt und immer authentisch war. Man spürt, das sind die Freunde, die man fürs Leben braucht und die einem aufhelfen, egal wie steinig es ist und wie sehr man sich selbst auch im Weg stehen mag.

All die Gespräche miteinander, die persönlichen Gebete um Gottes Führung und die liebevoll eingestreuten Details, um all die Freunde besser kennen und wirklich lieben zu lernen, inklusive Finns süßer 8jähriger Nichte Auri, die mit ihrer aufrichtigen, lustigen Art mein Herz erobert hat.

Die ganze Handlung hat mich durch die Seiten fliegen lassen, ein Wohlfühlroman vom Feinsten und gleichzeitig ein Heimatgefühl, was nicht nur mit dem Ort verbunden ist, sondern auch im Herzen anderer Menschen.

Auch die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam, gefühlvoll und mit vielen Überraschungsmomenten, die der gesamten Handlung wirklich Schwung bringt und gleichzeitig oft sehr emotional und zu Herzen gehend ist. Gerade die sanften inhaltlichen Klänge wirken viel intensiver, als wenn das Buch voller Dramatik gewesen wäre. Das hat mir gut gefallen. Ich bin wirklich begeistert und beeindruckt und erkläre dieses Buch zu einem weiteren Lesehighlight.

Durch den fiesen Cliffhanger am Ende bin ich absolut gespannt auf die Fortsetzung der Reihe.

Bewertung vom 14.09.2023
Ritter, Amy Jasmin

Hinter dem Schleier


ausgezeichnet

Was für ein großartiger, bildgewaltiger und emotionaler Debütroman. Da fliegt man regelrecht durch die Seiten, wird von einer Dramatik in die nächste gerissen, ohne das Gefühl zu haben, es wäre übertrieben oder zu viel. Es spielen zwei Schicksale ineinander, aber auf eine so besondere und interessante Art, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen kann.

Eine Mischung aus historischem Roman um die Zeit 1857, mit ein wenig Piratenhauch und christlichen Elementen, die passend in das gesamte Geschehen integriert wurden.

Wenn sich bei zwei Menschen, wie bei Elissa Bellham und Raphael Williams, das Leben von eben auf jetzt komplett ändert und nichts mehr ist wie es wahr, dann mag es manchmal schwer sein, die neuen Umstände zu akzeptieren, sich zurechtzufinden und zu akzeptieren, was nicht mehr zu ändern ist.

Doch dieser Weg ist oft steinig und schwer, auch bei den beiden sympathischen, tapferen Protagonisten spürt man die Verzweiflung, die Last der Schuld, das Hadern mit sich selbst, mit Gott und der Welt. Nach und nach zeigt einem der Roman auf so bildhafte, einfühlsame und unglaublich spannende Weise, wie sich das Leben beider zusammenfügt und sie jeder für sich lernen müssen, was es heißt, Vergebung zu finden, die wahre Schönheit zu sehen und Frieden mit Gott zu schließen, der niemals seine Schafe im Stich lässt.

Zu spüren, wie Gott im Leben aktiv ist, wen er manchmal benutzt, um einem wieder Licht ins Dunkel zu bringen und zeigt, welchen Wert ein Mensch in seinen Augen hat, hat die Autorin auf wundervolle Art und Weise gezeigt. Dabei sind Bibelpassagen eingeflossen, die ich so besonders, so passend empfand und mich sehr berührt haben.

Obwohl ich am Schluss über eine kleine Aussage gestolpert bin, die ich etwas anders sehe, weil ich überzeugt bin, dass Gott zwar Leben gibt, aber als liebevoller, vollkommener Gott niemals nimmt, sondern umständehalber zulässt, so empfinde ich den Roman insgesamt als absolut lesenswert und ein echtes Herzensbuch.

Ein Pageturner der so viel Tiefe, so viel Gefühl und Emotionen vermittelt, der einem zeigt, worauf es im Leben wirklich ankommt und man mit dem Herzen mehr sieht, als es der äußere Anschein zeigt. Wofür Vergebung steht, wie man Herzensfrieden findet, oft im Herzen eines anderen. Und wie wichtig das Loslassen ist, weil Gott viel besser in der Lage ist, unsere Last zu mitzutragen, ja sogar zu übernehmen, weil wir es alleine gar nicht schaffen würden.

Bewertung vom 12.09.2023
de Vries, Grete

Frau Kapitän


ausgezeichnet

Basierend auf einer wahren Begebenheit der ersten Frau Kapitän Annaliese Teetz hat die Autorin hier ein Werk geschaffen, dass mich von Anfang bis Ende durch die Seiten fliegen ließ. Fritzi von Appen, wie die junge Frau in diesem Roman heißt, ist für mich ein Vorbild an Mut, Tapferkeit und Selbstvertrauen, weil sie sich trotz aller Widrigkeiten und extremen Gegenwind nicht abhalten ließ, ihren Träumen zu folgen und trotz aller Rückschläge und Kämpfe immer wieder aufgestanden ist.

Diese Geschichte hat mich sehr berührt. Man spürt vom ersten Moment an diese große Verbundenheit und Liebe zum Meer und jeder, der gerne ans Meer fährt und die Weite, dieses Gefühl von Freiheit und Naturverbundenheit spürt, weiß wie sich das anfühlt und man nicht mehr weg möchte.

Es steckt so viel Dramatik in diesem Roman, denn Fritzi kämpft nicht nur gegen Gleichberechtigung in einer von Männern dominierten Welt, sondern auch gegen den großen Aberglauben, Frauen auf dem Meer bringen Unglück. Niemand versteht, dass es ihr nicht um Wettkampf oder Profilierung geht, sondern um Selbstbestimmung, Träume verwirklichen ohne Geschlechterunterschiede. Doch sie merkt schnell, wie steinig dieser Weg ist.

Diese Erlebnisse, die auch noch während der Wirtschaftskrise, hoher Arbeitslosigkeit und damit verbundener Inflation und den Anfängen des Nationalsozialismus stattfinden, haben mich den Hut ziehen lassen. Immer, wenn man denkt, geschafft, kommt der nächste Rückschlag, die nächste Hürde und es wird noch schlimmer. Erst spät merkt sie, welche Intrige gleichzeitig gesponnen wurde, deren Netz ihr zum Verhängnis wird.

Das Buch ist so eindrucksvoll, bildgewaltig, man hat das Gefühl direkt mit an Bord und ein Teil der Crew zu sein, die jeweiligen Charaktere mit all ihren Eigenheiten kennenzulernen, egal ob sympathisch oder nicht, denn auch hier gibt es so einige, die ihre Machtspielchen treiben, aber es gibt auch eine Menge zu lachen.

Mal ist man überwältigt von der Umgebung, der Wirkung des Meeres, dem Wetterleuchten und dann wieder erlebt man eine ganz andere, raue Seite des Meeres, die Gefahr, inklusive der harten Arbeit und den zeitweisen extremen Lebensbedingungen an Bord.

Es gibt so unglaublich viele Wendungen, Überraschungseffekte und Momente, wo ich mit den Tränen gekämpft habe, weil einen die Erlebnisse wirklich überrumpeln und erschüttern. Auch wenn die Geschichte zeitweise kühl und Fritzi etwas burschikos wirkt, so empfand ich es nicht als störend oder emotionslos. Denn ihre Leidenschaft für den Beruf und das Meer ist deutlich zu spüren. Und auch die Liebesgeschichte hat mich doch sehr überrascht, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe, aber einen schönen Effekt erzielt.

Ich schätze die Tätigkeit der Seemänner nach diesem Roman noch wesentlich mehr, man erhält spannende und interessante Einblicke in die Tätigkeit, der Schiffskunde und Nautik, ohne sich überfordert zu fühlen. Toll recherchiert erlebt man einen historischen Roman, der so viel mehr ist als das, was der Klappentext erzählt, und ich kann ihn wirklich jedem nur empfehlen, der das Meer ebenso liebt wie unsere Romanheldin Fritzi.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2023
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Dieses Buch war eine Empfehlung, für die ich wirklich dankbar bin. Denn es ist ein Buch, dass mich auf so verschiedene Weise abgeholt und sehr berührt hat. Man kann die ganzen Eindrücke gar nicht richtig in Worte fassen, um zu beschreiben, was das Buch bei einem auslöst.

Da ich selbst gerne Karten und Briefe schreibe, konnte ich mit Kati so sehr mitfühlen, wie sie versucht, ihre Gefühle, ihre Erlebnisse mit den jeweiligen Personen zu Papier zu bringen. Allerdings besteht der Unterschied, dass ich meine Briefe nie der Person selbst vorlese.

Aber genau das ist das Besondere an diesem Buch: Völlig verloren und allein gelassen möchte sie Abschied von dem Ort ihrer Kindheit und Jugend nehmen. Dazu gehört, sämtlichen Personen, die im Lauf der Zeit ihr Leben geprägt haben, einen Abschiedsbrief zu schreiben, geschrieben auf dem Butterbrotpapier, dass ihr ihr Vater für sie gesammelt hat. Jedes Mal, wenn sie der Person diesen Brief vorliest, wird man in einen Strudel an Emotionen gerissen, wie oft habe ich mit den Tränen gekämpft, weil man Kati einfach so liebgewinnt. Je mehr sie während ihrer Abreisepläne über sich selbst aber auch über Familiengeheimnisse erfährt, desto emotionaler wird es, auch in ihren Briefen und der Autor hat es wirklich geschafft, mich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle zu schicken.
Die Begegnung mit dem Klavierstimmer Severin bringt ihre sorgsam durchdachten Pläne vollkommen durcheinander, denn auch er leidet unter einem Ereignis, dass seine ganze Welt ins Wanken gebracht hat. Darf man sich in jemanden verlieben, wenn man eh nicht bleiben will?

Gleichzeitig muss man aber auch so viel lachen, egal ob man auf den lustigen Scholle trifft, mit Harold, dem Elch eine Runde spazieren geht, dem wissbegierigen, ewig quasselnden Lukas zuhört oder der überdrehten, aber so liebenswerten Saloninhaberin Madame Cathrine begegnet – ich habe jede einzelne Sekunde dieses Romans genossen.

Auf fast schon poetische, aber auch tiefgründige warmherzige Art wird erzählt, wie man lernt, Dinge loszulassen, mit der Vergangenheit abzuschließen und neu anzufangen. Doch das eine geht nicht, wenn man nicht loslässt. Und manchmal passiert etwas, was im ersten Moment schockierend aber auch gleichzeitig befreiend sein kann.

Eine wundervolle, zu Herzen gehende Liebesgeschichte mit einer besonderen Message: Briefe sind Ausdruck des Herzens, der Empfindungen und Gefühle, haben kein Ablaufdatum und können doch so viel bewirken.

Ein absolutes Wohlfühlbuch und Lesehighlight, das einen liebevoll in den Arm nimmt und sagt, nimm Dir die Zeit, die du brauchst, das Leben ist holprig, doch mit den richtigen Menschen an deiner Seite kann es schön werden.

Und immer ist da die Wahl zwischen Leb wohl oder Auf Wiedersehen!

Da ich gerne Hörbuch und Buch parallel verfolge, empfand ich es mit der ganz besonderen Stimme und Art von Steffen Groth als ganz großes Kino, weil er dabei sämtliche Gefühle geweckt hat, so dass ich gar nicht anders konnte, als es durchhören zu wollen. Dadurch ist das Buch noch intensiver gewesen, als wenn ich es alleine gelesen hätte.

Bewertung vom 05.09.2023
Hedlund, Jody

Stark wie die Blumen der Prärie


sehr gut

Dies ist der 2.Teil der „Neuanfang in Colorado“ Reihe. Vom Stiefvater vertrieben geht es mit Flynn McQuaid und seinen beiden Geschwistern Ivy und Dylan samt Rinderherde auf den beschwerlichen Weg nach Colorado, wo sich sein Bruder Wyatt mit seiner Frau Greta und ihrer Schwester Astrid eine Ranch aufgebaut hat.

Doch als Flynn die junge Botanikerin Linnea aus dem Fluss rettet, hat er nicht nur die beschwerliche Aufgabe, die Rinder möglichst vollständig zu seinem Bruder zu bringen, sondern auch auf die junge Botanikerin aufzupassen und sie vor Gefahren zu schützen.

Diese Geschichte ist wirklich ein Genuss. Nicht nur, weil es an jeder Ecke lauernde Gefahren gibt, die sich mit fortlaufender Reise summieren, sondern weil Linnea einfach so unbedarft ist, ungewollt von einem Ungeschick ins nächste rasselt und dabei Flynn nicht nur aufgrund seines Beschützerinstinkts, sondern auch wachsender Gefühle immer mehr fordert. Der innere Kampf gegen das, was er sich selbst aufgrund vieler schlimmer Erfahrungen auferlegt hat, ist deutlich zu spüren.

Er ist ein verantwortungsbewusster, fleißiger und rücksichtsvoller Mensch, der immer erst das Wohl anderer im Auge hat und gleichzeitig überfordert ist, weil er merkt, wie ihn vieles an seine Grenzen bringt.

Linnea dagegen ist zwar eigensinnig und doch so liebenswert, naturverbunden und gutmütig und obwohl sie eine äußerst attraktive Frau ist, bleibt sie bescheiden und verknüpft diese Schönheit mit der Schönheit der Natur und verweist dabei immer mit verschiedenen Bibelzitaten auf Gott als Schöpfer und die Achtsamkeit des Lebens.

Ich mochte diese unbefangene Art, wie sie mit den Menschen umgeht, besonders mit Flynns Schwester Ivy, über die ich oft lachen musste, weil sie ihren Bruder mit ihrer direkten Art gern mal aus der Reserve lockt.

Gleichzeitig erhält man ein paar interessante Einblicke in die Botanik, ihre Beschaffenheit und wie sie genutzt werden kann.

Es ist ein sanfter, gefühlvoller Roman, in der auf verschiedene Art auf Gottes Schöpfung Bezug genommen wird, welchen Einfluss sie auf die Persönlichkeit eines Menschen nehmen kann, besonders wenn man sein Leben in Gottes Hand legt und darauf vertraut, dass er zum richtigen Zeitpunkt handeln wird.

Obwohl man ahnt, wie es ausgeht, ist die Entwicklung einfach bezaubernd, denn beide lernen auf unterschiedliche Art, dass Erlebnisse und Vorstellungen anders verlaufen, wenn jemand in das eigene Leben tritt, der es mit Güte und Vertrauen bereichert und es wieder lebenswert macht.

Dabei sind auch Cover und Titel passend gewählt, weil es hier um verschiedene Arten von Stärke geht, die alle auf Gottes Gnade und Güte zurückzuführen sind.

Bewertung vom 03.09.2023
Caspian, Hanna

Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten


sehr gut

Im großen Finale der Liebenberg Trilogie begleiten wir die Angestellten des berühmt berüchtigten Schlosses in Brandenburg, während sich die politische Schlinge um ihren Dienstherrn Fürst Philipp zu Eulenburg immer weiter zuzieht.

Skandalträchtig mit weitreichenden Auswirkungen verläuft der Prozess, auf den sich sowohl Presse als auch die darin verwickelten Politiker stürzen und versuchen, alles ans Licht zu bringen, was bei der sogenannten Liebenberger Tafelrunde alles geschehen ist, und gegen welche Paragraphen verstoßen wurde.

Dies hat auch Auswirkungen auf die Bediensteten, die nun alle um ihre Jobs bangen und damit auch um die Zukunft ihrer Familien, die auf den Verdienst angewiesen sind.
Doch auch unter den Bediensteten liegt ein dunkler Schatten, zu viele Geheimnisse, Intrigen und Erpressungen, die gravierende Folgen haben.

Hanna Caspian ist hier ein Finale gelungen, dass politisch interessant recherchiert ist und zeigt, welche Folgen all diese politischen Entwicklungen auch auf die Geschichte Deutschlands unter dem Kaiser Wilhelm hatte und ein dunkles Kapitel kurz vor dem 1.Weltkrieg einläutete.

Aus der Sicht der Bediensteten zu erleben, wie sich all das auf sie auswirkte, zu welch falschen und schwierigen Entscheidungen sie gedrängt wurden hat mir gut gefallen. Um ihre Rechte kämpfend, um ihre Familien und Zukunft bangend wurde einiges an Spannung aufgebaut und so manches hat mich ziemlich erschüttert.

Besonders die Entwicklungen der bereits vertrauten und liebgewonnenen Angestellten haben mir am meisten gefallen, denn auch hier gab es so manche Veränderung, die das Leben ziemlich auf den Kopf gestellt hat, für einige aber auch eine ziemliche Herausforderung und harte Probe war.
Hoffnung und Leid liegen so dicht beieinander und es braucht nur einen kleinen Funken, um all die Zukunftspläne zu zerstören oder in ungeahnte Richtungen zu bringen.

Titel und Cover locken und bringen die gesamte Geschichte auf den Punkt.

Eine Schattenwelt, in der Menschen wie Marionetten benutzt werden und sich zeigt, wie abgründig und rücksichtslos Politik für eigene Zwecke missbraucht wird, sich überraschende Verbündete auftun, ohne Rücksicht auf Verluste oder Opfer der Untergebenen oder ehemaliger Freunde.

An manchen Stellen hätte ich mir noch etwas mehr Abwechslung und anhaltenden Spannungsbogen gewünscht, dennoch ist das packende Finale unterhaltsam, mit ungeahntem Twist gemischt mit interessanten, historischen Einblicken in die Anfänge des 20.Jahrhunderts und einer bittersüßen Lovestory.

Bewertung vom 29.08.2023
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


sehr gut

Auf dieses Buch muss man sich einlassen, es wirken lassen, denn es geht um eine junge Hebamme, der das Leben hart zugesetzt hat und die aufgrund dieses Erlebnisses alles daransetzt, sich für Mütter in Armut und deren Neugeborene einzusetzen.

Dramatisch, emotional wird die Geschichte der Hebamme Henni Bartholdy in der Nachkriegszeit in Berlin erzählt.

Gleichzeitig schwenkt man in das Jahr 2000, in der die Journalistin Liv versucht, mehr über sich und auch über diese besondere Hebamme in Erfahrung zu bringen, mit der sie bereits ein Interview führen durfte, es allerdings nie beendet hat.

Ich muss sagen, dass ich erst eine Weile brauchte, um in die Geschichte zu finden.

Wenn man beide Zeitabschnitte liest, klingt es wie eine schicksalhafte Erzählung, der aber ein wenig die Wärme fehlt. Doch je mehr man eintaucht, desto mehr versteht man, was es mit einem Menschen macht, der zu so einer Zeit an die Liebe, das Leben, den Zusammenhalt glaubt und auf unterschiedliche Weise enttäuscht wird und auch im Stich gelassen wird. Mit den Folgen zurechtzukommen, maßlos enttäuscht und einsam ist es gerade für die Frauen damals nicht leicht gewesen.

Gesetze haben es ebenfalls nicht leicht gemacht, den Frauen, besonders in anderen Umständen zu ihrem Recht zu verhelfen und Unterstützung zu bieten.

Dieses Elend, die Not, die Armut haben mich sprachlos gemacht, diese Kälte, dieser Egoismus – es war unerträglich und gleichzeitig gefühlsmäßig überrollend und emotional ein echtes Verwirrspiel. Man kann das schwer beschreiben, weil es einerseits so kalt und trocken spielt, aber gleichzeitig spürt man, dass unter diesem kalten Mantel ganz viel mehr steckt.

Liv und auch Henni wirkten oft etwas gefühlskalt, abgestumpft und doch sind es nur Schutzmauern, weil das Leben ihnen so übel mitgespielt hat.

Dieses Wechselbad der Gefühle hat die Autorin gut eingefangen, auch wenn einem das Verständnis für manche Vorgehensweise, für manche Verhalten teilweise trotzdem fehlt .

Dennoch braucht die Welt solche Frauen, mutig, unerschrocken, Konsequenzen in Kauf nehmend, die einfach versuchen, auf unkonventionelle Art ein wenig Herz, Verständnis und Beistand für all diejenigen aufzubringen, die so schutz- und hilflos ausgeliefert sind.

Beim Lesen findet man dann auch heraus, was es mit dem Titel auf sich hat, der klasse gewählt wurde und gut mit dem Cover harmoniert.

Ein Frauenroman sanft, berührend, nachdenklich stimmend und gleichzeitig ehrlich und ohne zu beschönigen, vereint Kälte und Wärme zugleich und zeigt, wie wichtig es zu jeder Zeit ist, niemals die Augen zu verschließen. Eine Hommage an eine Heldin, die sich so nie gesehen hat, aber durch ihren Einsatz dutzende Leben gerettet hat und so Geschichte lebendig erhält als Mahnmal für mehr Menschlichkeit und Mitgefühl, besonders für die Kleinsten unter uns. Aber auch an alle Mamas dieser Welt, die bereit sind, Leben zu schenken und mit allen Mitteln versuchen, ihre Kinder zu schützen.

Bewertung vom 18.08.2023
Marquis, Krystal

Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle


gut

Wenn die Liebe nur so einfach wäre - genau das fragen sich die vier sehr verschiedenen jungen Frauen Olivia, ihre jüngere Schwester Helen, ihre Freundin Ruby und das Dienstmädchen Amy-Rose - ihre Gemeinsamkeit- sie sind schwarz.
Ihre Herausforderung - die Wünsche der Eltern für ihre Zukunft und eine Liebe, die aufgrund des unterschiedlichen Standes nicht möglich ist.

Das Cover ist schon ein Eyecatcher, auch wenn es den Eindruck eines Mädchenromans mit viel Prunk und Glamour vermittelt. Ich mag Geschichten, die Südstaatenflair haben, die die Umstände der Sklaven beschreiben und zeigen, was Rassenhass anrichten kann.
Obwohl der Sezessionskrieg längst vorbei ist, spürt man trotzdem noch die Auswirkungen der Unterschiede. Die Jim-Crow Gesetze, in denen die Rassentrennung festgeschrieben wurde, sind täglich präsent.

Abwechselnd aus der personalen Sicht der 4 jungen Frauen begleitet man sie in ihrem Alltag, erlebt die Ansprüche, Hintergründe und Umstände ihrer Familien, ihre Wünsche und Träume. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und da die Perspektive jedes Kapitel wechselt, ist die Handlung frisch und abwechslungsreich.

Man spürt das Aufbegehren gegen die Diskriminierung und das Auftreten des Anwalts Washington DeWight, der queer durch die Staaten reist, um für Chancengleichheit zu kämpfen, verändert auch das Leben der Davenports.

Obwohl der Spannungsbogen nicht sehr hoch und manches etwas absehbar und vielleicht auch ein wenig teeniehaft wirkt, so bin ich trotzdem aufgrund des leichten, flüssigen Schreibstils durch die Seiten geflogen, konnte mich gut in diese Zeit versetzen, diese Mischung aus gesellschaftlichen Ansprüchen, Träumerei, Zerrissenheit und aufkeimenden Gefühlen spüren. Hierbei hat die Autorin fiktive Charaktere mit historischen Ereignissen basierend auf einer wahren Begebenheit verknüpft und eine süße, wenn auch zeitweise etwas schnulzige Geschichte präsentiert.

Es war amüsant die Mädels bei ihren Versuchen zu begleiten, mit den Anforderungen zurechtzukommen, eine Lösung zu finden, sich für ihre Träume einzusetzen und gegen die Erwartungen und Einflüsse der Gesellschaft zu kämpfen.

Dabei spielen die männlichen Parts auch keine unerhebliche Rolle, denn so einfach ist die Verbindung zu den Frauen nicht, wenn sie auch charakterlich etwas blass umrissen wurden, weil vieles eher äußerlich blieb.
Zum Ende erlebt man noch so einige Überraschungen, die auch nicht ganz aufgeklärt werden. Doch zum Glück verabschiedet sich die Autorin mit einer Fortsetzung auf Freeport Manor.

Fazit: Ein netter Young Adult Roman, der trotz allem Glamour und Schein, teilweise nicht immer ganz glaubwürdigen Abläufen in Verbindung mit den damaligen Gegebenheiten vier junge Frauen während der Black Community der Jahrhundertwende begleitet, die ihrem Herzen folgen und dennoch mit viel Rückschlägen zu kämpfen haben. Lesenswert und schön für zwischendurch, hätte aber deutlich mehr Spannung und Abwechslung haben können, zum Schluss ging mir leider einiges etwas zu unüberlegt und schnell.

Ich möchte die Fortsetzung trotzdem lesen, denn auch wenn dieser Roman keinen großen Tiefgang bietet, ist es einfach schön, in die damalige Welt abzutauchen und auch die Mädchen mochte ich wirklich gern.