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Sabine
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Köln
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Bewertungen

Insgesamt 409 Bewertungen
Bewertung vom 22.02.2015
Salchow, Nancy

Kirschblütentage


sehr gut

Ein berührender und warmherziger Roman über eine Familie, deren Glück im Alltag verlorengegangen ist, die es aber schafft, sich zu besinnen, was sie als Familie einmal ausgemacht hat.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Man ist direkt drin in der Geschichte und fühlt sich als Teil der Familie, die gerade eine schwere Zeit durchmacht, die aber wie durch ein unsichtbares Band von Emilia, der kürzlich verstorbenen Groß- bzw. Schwiegermutter, zusammengehalten wird.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, sie wirken mit ihren Ecken und Macken sehr authentisch und wirken wie aus dem Leben gegriffen. Vincent, der sich in Arbeit verliert, um seine Familie zu ernähren, dabei aber leider immer weniger Zeit zuhause verbringt und irgendwann es auch nicht mehr als solches sieht und sich Nähe bei einer Geliebten holt. Jasmin, die in ihrer Mutterrolle gänzlich aufgeht und sich selbst stets hintenanstellt – jetzt aber muss sie schmerzlich erkennen, dass sie sich mit ihren eigenen Wünschen und Träumen völlig aufgegeben hat. Die beiden pubertierenden Kinder Kea und Philipp haben zudem noch eigene Sorgen und fühlen sich von den Erwachsenen völlig unverstanden. Auch wenn ich mich nicht unbedingt mit einem der Charaktere identifizieren konnte, mochte ich doch jeden auf seine Art und Weise, eben weil sie so natürlich und echt gezeichnet waren und mir vorkamen wie Menschen aus dem richtigen Leben.
Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt, innerhalb der Kapitel gibt es Abschnitte, die aus Sicht jeweils eines der Familienmitglieder geschrieben ist. Da der Name vorweg steht, kann man da gar nicht durcheinander kommen - so bekommt man einen wundervollen Einblick in das Gefühlsleben und die Gedankenwelt der einzelnen Familienmitglieder, die zum Teil auch in die Vergangenheit zurückblicken, so dass man sie auch „in glücklichen Tagen“ kennenlernt. Der Schreibstil ist einfach und eher umgangssprachlich, passt sich aber an die jeweiligen Personen an, aus deren Sicht ein Kapitel gerade geschrieben ist. Ich fand ihn sehr angenehm und flüssig zu lesen, so dass die Seiten einfach so dahingeflogen sind. Ich fühlte mich richtig eingenommen von der Geschichte, habe mit den verschiedenen Personen gelitten und trotz der nun wenigen Seiten des Buches eine wunderbare Wärme und Geborgenheit verspürt.
Vielleicht ist die Geschichte so berührend, weil sie im Grunde so banal und leider auch typisch ist für viele Menschen. Sich im Alltag zu verlieren – als Familie, aber auch als Alleinstehender - ist immer eine große Gefahr. Doch mit offenen Augen kann man diese Gefahr erkennen und hat dann immer auch die Möglichkeit, für sich oder für die Familie oder auch für beides zu kämpfen. Mir hat die Geschichte wirklich Mut gemacht, Dinge anzugehen, auch wenn sie erst mal unlösbar erschienen. Schade fand ich nur, dass das Ende ein wenig überstürzt und plötzlich gekommen ist – nachdem sich die Geschichte um Jasmin und Vincent langsam entwickelt hat, fand ich das Ende etwas abrupt und hätte mir auch hier ein paar mehr Seiten gewünscht. Der Lesefreude hat dies aber keinen Abbruch getan, denn ich habe „Kirschblütentage“ als eine rundum gelungene Familiengeschichte empfunden.

Mein Fazit
Ein warmherziger und berührender Familienroman um das alltägliche Glück, dass leider viel zu schnell verloren gehen kann, wenn man nicht drauf aufpasst. Eine sympathische und wie aus dem Leben gegriffene Familie, ein wunderbar leichter und gut zu lesender Schreibstil und eine Entwicklung, die Mut macht und einen mit einem Lächeln auf den Lippen das Buch zuschlagen lässt – mir hat diese Familiengeschichte gut gefallen und nur wegen des zu plötzlichen Endes ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4/5 Sternen.

Bewertung vom 22.02.2015
Briend, Cornelia

Brombeerblut (eBook, ePUB)


sehr gut

Als erstes ist mir das tolle Cover dieses Ebooks aufgefallen, der Klappentext hat mich dann richtig neugierig gemacht. Bisher habe ich noch kein Buch gelesen, dass in Irland zu dieser frühen Zeit spielt, so war ich also sehr gespannt auf die Geschichte. Und ich wurde nicht enttäuscht! Hier ist sicherlich für jeden etwas dabei, denn „Brombeerblut“ bietet nicht nur Abenteuer und Kämpfe, sondern vermittelt ganz nebenbei auch gut recherchierte historische Gegebenheiten, die dem Leser Gebräuche der damaligen Zeit und das Alltagsgeschehen in einem irischen Dorf näherbringen. Und selbst Romantiker kommen mit einer zarten Liebesgeschichte, die sich aber erst langsam entwickelt und zu keinem Zeitpunkt kitschig ist, auf ihre Kosten.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Cornelia Briend hat es geschafft, mit nach Irland zu entführen und mich als Teil des Clans zu sehen. Anfangs hatte ich zwar etwas Probleme, in die Geschichte reinzukommen, das lag aber vor allem an den mir fremden Namen und die vielen Mitglieder des Clans – nachdem ich die ganzen Figuren aber einmal für mich „sortiert“ hatte, war ich mittendrin im Geschehen. Die Charaktere sind wirklich wunderbar gezeichnet, gerade Ceara und Finn sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich habe mit den beiden gefiebert und gelitten.
Die Geschichte hat sehr viele verschiedene Facetten zu bieten: es gibt ruhige Momente, in denen man Einblicke in die Gedanken und Gebräuche der Bewohner des Dorfes bekommt, aber auch spannende und fesselnde Passagen, in denen es blutig zugeht und gekämpft wird oder man versucht, durch Verhandlungen das Schlimmste anzuwenden. Langweilig jedenfalls war die Geschichte zu keinem Zeitpunkt, ich war gefesselt und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, und habe zugleich ganz nebenbei vieles über die damalige Zeit und Kultur lernen können.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, auch wenn er nicht immer einfach zu lesen war. Er passt sich an die Zeit an, in der die Geschichte spielt, so dass ich mich beim Lesen tatsächlich nach Irland ins Jahr 982 versetzt fühlte. Manche Sätze und Passagen muten aber auch sehr poetisch an und häufiger habe ich innegehalten, um das Gelesene nachhallen zu lassen.
Gewünscht hätte ich mir ein paar mehr Seiten im Roman, dann hätten sich sowohl die Charaktere als auch die doch komplexe Geschichte aus meiner Sicht besser entwickeln können. Trotz dieses Kritikpunktes aber, fand ich den Roman toll und würde ihn jedem, der historische Bücher mag und auch mal eins aus früherer Zeit lesen will, unbedingt empfehlen!

Mein Fazit
Ein toller historischer Roman, der in Irland im Jahre 982 spielt, und trotz der geringen Seitenzahl eine sehr komplexe Geschichte erzählt. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und die beiden Protagonisten sind mir direkt ans Herz gewachsen. Ich habe sie in diesem spannenden Buch, das Abenteuer, Kämpfe, ruhige Momente und auch eine romantische Liebesgeschichte vereint, gerne begleitet und würde „Brombeerblut“ jedem Liebhaber historischer Romane auf jeden Fall empfehlen!

Bewertung vom 08.02.2015
Raml, Sabine

Heldentage


gut

Der Klappentext hat mich sehr angesprochen und auch wenn ich nicht mehr Zielgruppe gehöre, war ich neugierig auf die Geschichte. Und die hat es wirklich in sich. Denn Lea, die 15jährige Protagonistin, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist, hat es wahrlich nicht leicht in ihrem Leben. Ihr Vater hat sich davongemacht, ihre Mutter verschanzt sich in der Wohnung und trinkt viel zu viel, das Geld ist immer knapp und reicht kaum zum Leben und dann hat auch noch ihr Freund Schluss gemacht.
Das Buch ist sehr eindringlich geschrieben und das liegt vor allem auch am Schreibstil. Der Stil ist umgangssprachlich, die Sätze sind oft sehr kurz und Lea erzählt die Dinge aus ihrer Sicht, so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Dadurch wirkt das Ganze sehr authentisch und ich kann mir gut vorstellen, dass sich Leser ab 14 Jahren richtig in die Geschichte rein geschmissen fühlen. Ich persönlich mochte den Stil nicht so sehr, finde ihn aber zur Geschichte passend, denn er verstärkt das Gefühl von Lea, ihre Aussichtslosigkeit und Zerrissenheit. Die Geschichte liest sich durch den einfachen und jugendlichen Schreibstil sehr flüssig und die Seiten fliegen nur so dahin.
Doch man sollte nicht denken, hinter „Heldentage“ verbirgt sich eine seichte Geschichte – es ist schon heftig, wie Lea leben muss und unter welchen Umständen sie aufwächst; denn natürlich schämt sie sich ihrer Mutter, der heruntergekommenen Wohnung und ihrer von der Kleiderkammer gespendeten Klamotten – und lässt kaum einen an sich heran. Mir sind die Umstände, unter denen Lea lebt und mit denen sie sich bestmöglich zu arrangieren versucht, sehr nahe gegangen. Ihre Situation erscheint ausweglos – umso mehr habe ich mich über die am Schluss auftretende Wendung sehr gefreut. Auch wenn mir der Weg, den Lea wählt, gar nicht gefallen hat und meines Erachtens auch kein guter war, zeigt er doch ihre Verzweiflung und Not, aber auch, dass es – auch wenn man es zunächst nicht denkt – immer Menschen gibt, die zu helfen bereit sind.

Mein Fazit
Ein eindringlicher Roman über die 15jährige Lea, die in ihren jungen Jahren schon einiges mitmachen musste: Der Vater ist weg, die Mutter Alkoholikerin, das Geld ist knapp und Lea von ihrem Freund verlassen. „Heldentage“ ist kein seichtes Jugendbuch, sondern berührt durch die schreckliche Lebenssituation von Lea und den jugendlichen Schreibstil, durch den man sich sofort in die Geschichte geschmissen fühlt. Eine Wende in der Geschichte macht zwar nicht alles gut, lässt aber hoffen und zeigt, dass es auch in ausweglosen Situationen einen Weg geben kann. Mich konnte das Buch leider nicht gänzlich überzeugen, das mag aber daran liegen, dass ich nicht mehr der Zielgruppe entspreche. Leser ab 14 Jahren werden aber von der Geschichte bestimmt sehr gefangen sein und sich in Lea mit ihrem Gefühls-Chaos gut hineinversetzen können.

Bewertung vom 01.02.2015
Dillon, Lucy

Das kleine große Glück


gut

Leider bin ich nur sehr schlecht in die Geschichte reingekommen und fand die ersten 150 Seiten langatmig und verwirrend. Dann aber hat es mich gepackt, ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen und habe den Rest des Buches innerhalb weniger Stunden verschlungen.
Es geht um die 33-jährige Gina, die nach vielen Schicksalsschlägen und letztlich der Trennung von ihrem Mann ihr Leben überdenkt, dabei oft in die Vergangenheit schaut und sich immer wieder fragt, wie diese ihre Gegenwart und Zukunft beeinflusst. Erst ein neuer beruflicher Auftrag sowie neue Freunde lassen sie ihr wahres Leben und das Glück, das sich oft in Kleinigkeiten findet, erkennen.
Der Klappentext hat bei mir eine ganze andere Vorstellung des Buches ausgelöst – nach ihm geht es für Gina nach ihrer Trennung vor allem darum, die für sie 100 wichtigsten Dinge zu finden, die sie aus ihrem alten Leben mitnehmen will. Doch dem ist nicht so, diese „Idee der 100 Dinge“ wird nicht konsequent zu Ende gedacht, im Verlauf der Geschichte von einer anderen abgelöst und letztlich fast gänzlich verlassen.
Die Geschichte ist wirklich schön und hat man sich erst mal an die anfangs verwirrenden Zeitsprünge gewöhnt, ist es ein Buch zum Ein- und Abtauchen und zum Wohlfühlen.
Doch an den Stil des Buches musste ich mich erst mal gewöhnen. Zwar gibt es Kapitel, denen immer voransteht, in welcher Zeit es spielt, doch gibt es innerhalb der Kapitel immer wieder zusätzliche Zeitsprünge, die nicht angekündigt sind und sich erst beim Lesen als solche entpuppen. Gerade zu Anfang fand ich das sehr verwirrend, und oft konnte ich die Personen, die auf einmal auftauchten, nicht richtig einordnen.
Vor jedem Kapitel wird zudem ein Gegenstand benannt und beschrieben und zunächst dachte ich, das seien nun die 100 Dinge, um die es nach dem Klappentext vorrangig gehen soll. Doch meist hat dann der beschriebene Gegenstand kaum Bezug zum Geschehen im Kapitel, und hat damit für mich auch seine Wichtigkeit verloren.
Als ich dann aber alle Personen kannte und nicht mehr versucht habe, mich nach den Zeitangaben vor Kapitelbeginn zu richten oder den beschriebenen Gegenständen eine besondere Wertigkeit zu geben, klappte es mit dem Lesen viel besser, endlich stellte sich ein Lesefluss ein und ich habe mich im Buch richtig wohlgefühlt.
Das liegt vor allem an den Charakteren, die ich alle wunderbar gestaltet fand und direkt ins Herz geschlossen habe. Gina ist eine patente Frau, die sich zwar in einem Tief befindet, die sich aber nicht unterkriegen lässt und es immer wieder schafft, sich selbst aus der drohenden Versenkung zu ziehen. Ihre Entwicklung, die sie im Buch durchmacht, fand ich wirklich beeindruckend – und obwohl es ein bisschen unglaublich erscheint, fand ich es dennoch authentisch. Dabei haben Gina natürlich andere Menschen geholfen, nennen möchte ich vor allem ihre beste Freundin Naomi, die diesen Titel zu Recht trägt und wirklich für ihre beste Freundin da ist und Nick, ein interessanter Mensch, den Gina durch ihre Arbeit kennenlernt, mit dem sie sich sehr gut versteht – zwischen ihnen entwickelt sich schon bald eine intensive Freundschaft. Ganz toll fand ich auch Buzz, einen ganz speziellen Freund, der auf seine Weise zeigt, wie wichtig Liebe, Freundschaft und vor allem auch Vertrauen ist – nicht nur zwischen den Menschen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, lässt sich leicht und flüssig lesen und manchmal verstecken sich auch weise Gedanken hinter dem Geschriebenen. Mehrmals musste ich innehalten, um über eine Sache nachzudenken, vor allem aber regt das Buch an, auch über Eigenes zu reflektieren und sich von Gewesenem zu trennen – seien es Gegenstände oder auch blockierende Erinnerungen.
Die ersten 150 Seiten fand ich leider sehr langatmig und verwirrend durch die verschiedenen Figuren und Zeitsprünge. Zum Glück aber habe ich durchgehalten, denn ich bin dann belohnt worden mit einer berührenden, fesselnden und vor allem mutmachenden Geschichte.

Bewertung vom 04.01.2015
Bond, Jenny

Unter dem Nordlicht


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Buch, eine fesselnde Suche nach der Wahrheit, eine tragische Liebesgeschichte – und das Ganze angelehnt an eine wahre Begebenheit. Ich fand es toll.
Zunächst dachte ich ja, es ginge viel mehr um die eigentliche Expedition, das Abenteuer Nordpol – doch wurde ich bald eines besseren belehrt, denn es ist eher die Geschichte der Zurückgebliebenen. Und diese ist wirklich ganz wunderbar erzählt – packend und berührend zugleich.
Die Autorin hat es geschafft, mich von Anfang an in ihren Bann zu ziehen. In den kurzen Kapiteln springt sie in der Zeit hin und her – mal wird von den Ereignissen vor der Ballonfahrt berichtet, dann mal von der Zeit 30 Jahre später. Durcheinanderkommen kann man hier aber nicht, denn vor jedem Kapitel steht genau, wann und wo es spielt – dennoch waren mir die Sprünge oft zu viele und ich hätte mir lieber längere Kapitel in einer bestimmten Zeit gewünscht. Das aber hat der Lesefreude keinen Abbruch getan, denn die Geschichte war sehr fesselnd und spannend, weil sich immer wieder Geheimnisse auftun, die zwar viele geahnt, aber letztlich nicht sicher gewusst oder gar ausgesprochen haben. Nach und nach erfährt man, was aus den Verbliebenen geworden ist und nach und nach setzt sich ein Gesamtbild aus vielen kleinen Puzzleteilen zusammen. Im Mittelpunkt steht hier vor allem die Verlobte von Nils Strindberg, Anna Chalier, die eigentlich schon zur Familie Strindberg gehörte und dort auch sehr beliebt war, dann aber nach dem anzunehmenden Tod ihres Verlobten plötzlich verschwunden ist – und keiner weiß wohin.
Die Geschichte ist aber nicht nur fesselnd, weil man natürlich stets wissen will, wie es weitergegangen ist, nein, sie ist auch emotional und hat mich sehr berührt. Wer jetzt an eine kitschige Liebesgeschichte denkt, liegt dabei jedoch völlig falsch. Es ist eher eine Geschichte wie aus dem Leben, in der eben nichts einfach rund läuft, sondern in der immer wieder Probleme auftauchen, die gelöst und angegangen werden wollen.
Die Charaktere sind alle ganz wunderbar gezeichnet. Jeder hat eine eigene Geschichte, hat Macken und Kanten und wirkt daher sehr authentisch. Vor allem die Familie Strindberg ist - wie ich finde - sehr gut gelungen. Es sind so unterschiedliche Charaktere in dieser Familie, die sich auch mal kebbeln und streiten, dann aber wieder auch zusammenhalten und eine Einheit bilden – toll! Vor allem aber Anna habe ich in mein Herz geschlossen, obwohl ich sie in vielen Dingen nicht verstehen konnte und ich sicherlich in vielen Fällen ganz anders gehandelt hätte. Dennoch aber ist sie in sich schlüssig – sie hat halt einfach eine ganz eigene Art, Dinge anzugehen und mit Problemen umzugehen. Erwähnen möchte ich zudem noch den Journalisten Klas Stubbendorff, der die ganze Geschichte vorantreibt und den ich ebenfalls sehr mochte mit seiner manchmal unbeholfenen, dabei aber immer sehr stringenten Art, durch die aber immer seine Emotionalität durchblitzt.
Das Buch liest sich wunderbar und flüssig durch einen sehr angenehmen Schreibstil, der warm und lebendig erscheint, beschreibt, wo es notwendig ist, sich aber nicht in langatmigen Schilderungen verliert. Ich bin in diese außergewöhnliche Geschichte direkt eingetaucht und habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen.

Mein Fazit
Eine sowohl spannende als auch berührende Geschichte um die zurückgebliebene Familie von Nils Strindberg, der von einer Nordpol-Exkursion nie zurückgekehrt ist. In kurzen Kapiteln, die zum Teil vor der Expedition spielen, zum Teil aber auch 30 Jahre später, erzählt die Autorin, was sich alles zugetragen hat, dabei treten Geheimnisse ans Tageslicht, die viele geahnt haben, aber unausgesprochen blieben und nach und nach setzt sich ein berührendes Bild zusammen. Von meiner Seite gebe ich gerne 4,5/5 Sternen, den halben Stern Abzug nur deshalb, weil mir die Zeitsprünge manches Mal zu häufig waren – dennoch aber ist die Geschichte lesenswert und hat mich sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 21.12.2014
Eagland, Jane

Mein Herz so wild


ausgezeichnet

Zufällig habe ich von diesem historischen Jugendroman gehört – und nicht nur das Cover, sondern auch der Klappentext hat mich sehr angesprochen, so dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Man wird direkt rein geschmissen in die Geschichte, in der Louisa Cosgrove zu Unrecht in einer Irrenanstalt landet – und das ist in England im späten 19. Jahrhundert kein Vergnügen. Mit einem zwar einfachen und sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, aber dennoch mit eindringlichen und sehr treffenden Worten schafft die Autorin das eindrückliche Bild der Irrenanstalt – mit seinen widrigen Umständen, den unsympathischen Wärterinnen und den armseligen Insassen. Die Sprache ist so bildhaft, dass ich die Orte und auch die Szenen stets vor Augen hatte und – auch wenn mir diese Umstände nicht unbekannt waren - dennoch erschüttert war von dem Leben und Treiben in diesen Anstalten.

In Rückblenden erfährt man dann, was in der Zeit vorher geschehen ist, man lernt Louisa und ihre Familie kennen und auch die Probleme, die aufgetaucht sind. Als Leser ahnt man schon, wieso man Louisa in die Anstalt abgeschoben hat, aber dennoch hat die Autorin immer wieder neue und falsche Fährten ausgelegt, und auch ich habe mich dadurch täuschen lassen. So blieb es durchweg spannend, denn natürlich wollte ich wissen, was nun eigentlich der Grund für das Abschieben gewesen ist. Aber auch anderen Gründen ist es spannend, denn natürlich plant Louisa eine Flucht – doch sie bringt nicht nur sich damit in Gefahr, sondern kommt auch noch auf eine andere Station – und hier herrscht wahrlich ein noch strengeres Regiment.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, und Louisa habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sie entspricht so gar nicht den damaligen Konventionen und eckt mit ihren eigenen Vorstellungen vom Leben natürlich an. Als Frau hatte man zu heiraten und einen Haushalt zu führen; Studieren und dann als Ärztin zu arbeiten war, einfach undenkbar - und genau das ist Louisas größter Wunsch. Es tauchen in der Geschichte aber auch noch andere interessante Figuren auf, manche sind vielleicht ein wenig oberflächlicher gestaltet und ein wenig klischeehaft geraten, dennoch aber passten sie gut in die Geschichte, so dass ich das gut verschmerzen konnte.

Dass sich alles zum Guten wendet, ahnt man sicherlich schon früh, dennoch aber hat das der Spannung, die sich langsam steigerte, keinen Abbruch getan. Das Ende hat mir gut gefallen, insbesondere, da es zeigt, dass auch in der damaligen Zeit sich Hartnäckigkeit und der Glaube an sich selbst auszahlen, und damit Unmögliches möglich gemacht werden kann.



Mein Fazit

Ein toller historischer Jugendroman, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann, wenn man leichte und spannende Unterhaltung sucht, die fesselt und Einblicke in andere Zeiten möglich macht. Für zwischendurch genau das Richtige, aber auch als Einstig in das Genre „historischer Roman“ finde ich diese Geschichte bestens geeignet. Sie lässt sich gut lesen, hat eine liebenswerte Protagonistin und bietet einen interessanten Plot. Ich werde die Autorin auf jeden Fall weiter im Auge behalten. Von meiner Seite gebe ich diesem Buch gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 19.12.2014
Nicholls, Johanna

In einem weiten Land


sehr gut

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, denn das Cover finde ich total schön und auch der Klappentext verspricht eine interessante Geschichte. Das Buch handelt von einer jungen Frau, Vianna, die im Jahre 1827 nach Australien flüchtet, dort aber in die Fänge eines gnadenlosen Ausbeuters gerät, der sie als Konkubine arbeiten lässt. Doch sie kann nicht fliehen, denn er hat sie in der Hand: nur Severin weiß, wo Viannas kleine Schwester ist. Er ahnt allerdings nicht, dass Vianna Freunde gefunden hat, die bereit sind, ihr zu helfen – denn sowohl Mungo als auch Felix, zwei konkurrierenden Halbbrüder, haben ihr Herz an Vianna verloren.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und gewinnend, lässt sich leicht lesen und macht einfach Spaß. Er ist sehr bildhaft, so dass ich mir alles gut vorstellen kann und ich mich nach Australien in eine andere Zeit versetzt fühlte. Der Einstieg in die Geschichte ist etwas gemächlich und zunächst wusste ich nicht recht, wohin die Reise gehen wird, manche Stellen fand ich zugegebenermaßen auch etwas langatmig. Es werden nach und nach die drei Protagonisten vorgestellt, denn dieses Buch hat nicht nur einen Hauptcharakter, sondern direkt drei. Und um diese entwickelt sich die Geschichte langsam. Felix, Mungo und Vianna sind drei grundverschiedene Menschen, alle drei waren mir sympathisch, auch wenn ich nicht immer alle Handlungsweisen von ihnen verstehen konnte. Am liebsten mochte ich allerdings Mungo, der etwas verwegene und draufgängerische Bruder von Felix, der zwar kaum einen Fettnapf auslässt, sich aber trotz vieler widriger Umstände durchzusetzen weiß. An ihm mochte ich vor allem seine pfiffige Art – er hat es immer wieder geschafft, mich zu überraschen und mir ein Schmunzeln auf die Lippen zu zaubern. Sein Halbbruder Felix dagegen ist eher reserviert, überhaupt kein Draufgänger, sondern eher ein romantischer und vor allem schüchterner Kerl, der nicht recht weiß, mit Frauen umzugehen. In seiner unbeholfenen Art aber hatte auch er wieder etwas Liebenswertes. Vianna mochte ich zwar auch, sie aber konnte ich in ihren Handlungen am wenigsten verstehen – mal erscheint sie sehr patent und ideenreich, dann aber wieder ist sie sehr naiv, zurückhaltend und unentschlossen. Irgendwie schien mir ihre Figur nicht so richtig schlüssig – dabei ist sie aber dennoch sympathisch, und ich habe mit ihr mitgefiebert.
Nach und nach wird dann auch klar, wohin sich die Geschichte entwickelt – zum einen geht es um die Suche der kleinen Schwester von Vianne, zum anderen aber auch um die pikante Dreiecksgeschichte, die sich zwischen Vianne, Mungo und Felix entspannt. Man erfährt viel über das gesellschaftliche Leben in Australien, aber auch über verurteilte Zwangsarbeiter und deren Bedingungen, im Busch zu arbeiten. Es geht um Liebe und Freundschaft und um den Kampf des Überlebens. Dabei gab es immer wieder spannende und fesselnde Kapitel und Szenen, dann aber auch wieder Abschnitte, die mich leider nicht so fesseln konnten und die ich dann eher langatmig fand, weil einfach nicht so viel passierte. Im letzten Drittel des Buches geht es dann noch mal so richtig rasant zu und die Ereignisse überschlagen sich. Das Ende selber mochte ich dann leider nicht, denn es war mir zu plötzlich und zu rund und alle Probleme schienen sich plötzlich in Luft aufgelöst zu haben.
Gefallen an dem Buch hat mir vor allem die Atmosphäre, die die Autorin geschaffen hat. Ich habe mich wirklich nach Australien versetzt gefühlt, habe beim Lesen immer Bilder vor Augen gehabt, sowohl von den verschiedenen Landschaften und Orten als auch von den Figuren. Der Schreibstil hat mich eingefangen und es geschafft, mich an einen anderen Ort in eine andere Zeit zu versetzen – und das war wirklich toll. Ich gebe dem Buch 3,5/5 Sternen.